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Dresdner Nachrichten : 29.05.1906
- Erscheinungsdatum
- 1906-05-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-190605291
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19060529
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19060529
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1906
- Monat1906-05
- Tag1906-05-29
- Monat1906-05
- Jahr1906
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 29.05.1906
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trootzekretär Dr. GrafBitzthum v. Eckstädt von der Ämtchanptmamtschafl Leiptig »ur Amtshaupttnannschast Borna, die Reaierungsaffefforen Dr. Wittniaack von der AmtShaupt- rmmnschaft Döbeln zur Amtshauptmannschait Leipzig, von Witucki von der Alntshauptulannschaft Nochlitz zur Amt«, hmtptmannschcrft Döbeln. Tr. Huppert von der Amtshaupt- Mannschaft DippoldiSivalde zur Aintshauptmannjchast Chcnmitz und Dr. Simon von der AmlühauptmanistchaN Zwickau zur Dr. bewilligt worden. Als Bezirksassessoren werden angestellt: die A^ssore» St ü b« l bei der Auitshauptmannschast Dresden-All- v. G v. S . ^ ^ Dr. <Aöpfert bei der Amtshauptmannschait Glauchau — Dem Zigarrenhändler Busch in Deuben ist für die von ihm bewirkte Errettung dreier Schulkinder vom Tod« des Ertrinkens im 'Dorfteiche zu Deuben bei Wurzen die silberne Lebensrettungsmedaille am weihen Bande verliehen worden. — Bei dem Schiedsgerichte für Arbeitervcrsicherung zu Chemnitz ist her Oberregierungsrat bei der Äreishauptmann- schalst Chemnitz Roch zum weiteren Stellvertreter des Vor sitzenden bis zum 30. 'Juni bestimmt worden. — Dem Packer Drechsrl. dem Arbeiter Bcrnstengel und Maschinisten Zscheilc. welche länger als 30 Jahre in der Fabrik von Aug. Leonbardi in Loschwitz tätig sind, ist die Medaille für Treue in der Arbeit und dem Kunstgärtner Lie ber», der länger als 30 Jahre als Gärtner bei der Familie Leonbardi tätig ist, die Friedrich Augnst-Mednille in Silber verliehen. — König Friedrich August hat genehmigt, daß die nach stehenden bei der König!. Vorhaltung Bediensteten, und ztvar der Küchenmann Trebte, der Palaisgelnlse Schiinert und der Hausdiener Opitz das österreichische silberne Berdienst- kreuz annchmen und tragen. — Herr Straßen bah ndirektorClauß hat darum nachgesucht, ihn mit Ende dieses Jahres in den Ruhestand zu versetzen. Da der Stadtrat dem Gesuche des im 05. Lebens jahre stehenden Beamten seine Bewilligung nicht wird ver- sägen können, so ist nunmehr mit dem Rücktrittdes um das 'Dresdner Straßenbahn/wosen so außerordentlich verdienten Mannes als mit einer Tatsache zu rechne». Wie und ob über- Haupt der Posten des Herrn Direktors Clauh, den man allseitig nur mit großem Bedauern wird scheiden sehen, auss neue besetzt wird, unterliegt noch der Erörterung des Rates. Wie man hört, glaubt man vorläufig, dfe Leitung des gesamten Betriebes in den Personen des Herrn Straßeubahndirektors Stößncr und des Ratsdezernenten vereinigen zu können. — Die einheitliche Regelung des Verkehrs mit Kraftfahrzeugen innerhalb des Reichsgebietes ist letzt durch Beschluß des Burwesrates erfolgt. Aus der Verordnung, die mit dem 1. Oktober 1906 in Kraft tritt, geben wir nachstehend die wichtigsten Bestimmungen in kurzen! Auszuge wieder: Die Kraftfahrzeuge müssen so eingerichtet sein, daß Feuer- und Explo sionsgefahr, sowie die Gefährdung vvu Personen und Fuhrwerken durch Geräusch, durch Entwicklung von Rauch oder Dampf oder durch üblen Geruch ausgeschlossen ist. Jeder Kraftwagen, dessen Eigengewicht :Z50 Kilogramm übersteigt, muß vom Führersitz aus in Mü«värtsga»g gebracht werden können. Der Polizeibehörde des Wohnortes muß der Eigentümer eines KraftfadrzeugeS eine schriftliche Anzeige übe» die Beschaffenheit und de»» Bau vorlcgen. Der Anzeige muß das bestätigende Gutachten eines amtlich aner kannten Sachverständigen beigefügt sein. Jedes Kraftfahrzeug muß das polizeiliche Kennzeichen tragen. Alle Manipulationen, welche dahin zielen, ein sicheres Erfassen des Kennzeichens zu cr- ichweren, sind strafbar. Der Führer muß mit den Einrichtungen und der Bedienung des Fahrzeuges völlig vertrant sein, und bierüber ' ^ -> - - Dir und Lerkehrssl , .... Wegen, insbesondere nach Eintritt der Dunkelheit, bei Straßen kreuzungen usw. muß so langsam gefahren werden, daß auf einer Wegstrecke von höchstens 5 Metern das Fahrzeug zum Halten gebracht werden kann. Warnnngszeichen dürfen nur mit ein töniger Huppe abgegeben werden. Die Benützung öffentlicher Wege und Plätze ist strengstens geregelt und zwar derart, daß ein zelne Straßen und Plätze gänzlich für den Kraftwaacnverkehr gesperrt werden können. Wettsahren auf öffentlichen Wegen und Plätzen ist verboten. Die Polizeibehörde kann jederzeit auf Kosten des Eigentümers eine Untersuchung darüber anstellen, ob ein Kraftfahrzeug den von der Behörde angeordncten Bestimmungen entspricht. Zuwiderhandlungen werden in Gemäßheit des tz 366 Nr. 10 des ReichSstrasgesetzbuches mit Geldstrafe bis zu 60 Mk. oder init Haft bis zu 14 Tagen bestraft. Auf Antrag können von diesen Vorschriften ausgenommen werden: leichte, nur für den Stadtverkehr bestimmte Personcnkrastsahrzeuge und Geschäfts wagen, die in deutlich erkennbarer Form mit der Firma des Geschäfts versehen sind — Die Einrichtungen des König!. Opernhauses hinsichtlich der Feuersicher heit wurden durch Entgegenkommen der General direktion am Sonntag nachmittag einer großen Anzahl Führer der Wehren des Dresdner Fenerwehrveroandes anschaulich ge mocht. Unter ihrem Vorsitzenden, Herrn Brandmeister Herr- manu-Dresden, versammelten sich die Teilnehmer auf der Buhne, u» die Vorrichtungen zur 300. Aufführung der .Zauberflöte .lujgestellt waren. Der Leiter der Hoftheater-Feuerwehr. Herr Feuerlöschinspektor Steinhardt, gab ow nötigen Erläuterungen, ließ die in den Bühncngassen und auf der Maschinengalerie wie bei Vorstellungen ausgestellten acht Posten entsprechende Evolutionen auSsühreu und zeigte alsdann das sichere Funktio nieren des mächtigen eisernen Vorhanges, der binnen 18 Sekun den die Bühne dicht vom Zuschauerraume abschloß. 2ii mehreren Abteilungen wurden dann die Besucher durch das weite Haus geführt, wobei besonders die oberen Galerie» des Schnürbodens Beachtung fanden. Nach der Besichtigung zeigte di« Haus- seucrwchr noch an der Elbseite des Bühnenhauses einen von außen unternommenen Löschangriff. der mit größter Promptbeit durchgesührt wurde, aber auss neue den Beweis lieferte, daß du: sonst vorzüglichen Druckverholtnisse unsere'- Wasserleitung für derart hochgelegene Objekte doch unzureichend sind und dann, wenn ein Brand derartige Fortschritte gemacht hat, daß er das Bühnendach erreicht, nur noch die mächtigen Strahle der Dampfspritzen wirkungsvoll arbeiten können. Daß es so weil kommt, ist aber nach menschlichem Ermessen bei dem vorzüg liche» steten Ucberivachungsdienst« in den Hoftheatcrn fast als aus geschlossen zu betrochten. Speziell während der Vorstellungen und im Opernhanje 12 Mann, im Schauspiel!,ause 10 Mann der mit allen Einrichtungen auss kleinste vertrauten Haus sen erwehr auf dem Posten, wozu noch in jeden, Hause eine Borstellungswache der städtischen Berussseuerivehr koinmt. — Anschließend an die 'Führung fand im Weißen Saale von Hel- bigs Etablissement ein Vortrag des Feuerlöschinspektors a. D. Scholle über Verhütung von Tbeaterbränden mit dem Molto: „Lrduullg ist die Quelle der Sicherheit" statt. den amtliche« Bekanntmachungen. Handelsregister. Eingetragen wurde: die Firn,« WilI, elm Rühle in Dresden und daß der Milch- und Butterbändler Christian Friedrich Mildelm Rühle in Dresden Inhaber ist: — daß der bisherige Inhaber drr Firma Joseph Sippel son. in Dresden, Joseph Wilhelm Paul Hippel, gestorben, die Fabrikonienswitw« Marie August« Sidonie Sippel ge b. Funke in Dresden Inhaberin und dem Kaufmann Paul Karl Joseph Walther Sippel in Dresden Prokura erteilt lst: — daß bei der Firma Paul Schot» in Dresden dem Kaufmann Ludwig Jacob Srrner in Dresden Prokura erteilt ist. «titerrechtsregister. Eingetragen wurde: daß der Dekoration-maler- meister Mortv Wilhelm Becher, hier, Mosenstraße 10. und dessen Ehe frau Augufte Wilbelmine Anna Becher geh. Wendler «tzüter- teennung vereinbart haben. «onknrse. Zahlu«g»eiuftellungen ufw. Im Dresdner AmtS- gcrichlsbczirk: Das Konkursverfahren über das Vermögen des Kaufmann« < Handel mit Goldwaren und Uhren, Ernst Louis Emil Müller in Dresden, Martenstraße 18^ ist aufgehoben worden. Freiwillig« «rundsttiek»Versteigerung. Durch da« Königliche « m »S - gcrlch» DreSden-Neustadt lallen aus Antrag der Erden die,um Nachlaß de« Dachdecker« und WirtschastSbesiherS Fitedrich Ernst Hudle «dünge« Grundstuck« »> »tau ,2 de« Grundbuch« für R et » e n d o r s. » S«v« Lr grotz «ui ein«» Wohnhaus mit gewölbt«, Stalle und Kutterboden. Scheunengebüube mit Keller. Garten, Wiele und Feld be stabend, ohne tote« Inventar aus 19 880 M. geschäht, 6) und c, die Feld grundftUcke Blatt 1«2 und 1b7 des Grundbuch« sür Eschdorf, St.S be». «7 Ar grob, auf 1160 res». 8SV M. geschäht, freiwillig versteigert werben. Der Termin zur Versteuerung wich aus den 9. Juni vormittags .'/«11 Ubr bestimmt, er findet in dem »u versteigernden Grundstück in Reitzendorf gegenüber dem watthos« statt. Jwaugoverfteigerung«». Im Dresdner Amtsgericht» bezirk sollen zwangsweise versteigert werde»: das im Grundbuch« X für An ton stabt-Dresden Blatt bUb aus den Name» des Schneidermeisters Karl Friedrich August Schade eingetragene Grundstück an« 17. Juli vormittag« '.,11 Uhr. Das Grundstück ist nach dem Flur- buche ö.b Ar groß und aus 107 SSV M. geschäht. Es deftehl aus einem Vorder- und Linlenvohngedäude mil Hosraun, und liegt in Dresden, Johann Me„er-Straße 2»: — da« im Grundbuch« sür Löbtau Blatt 201 aus den Namen der Bertha Hedwig verehel. Dchaarschmidt geh. Adam eingetragene Grundstück an» 2«. Juli vormittag« Ubr. DaS Grundstück ist nach dein Flurbuche 23,8 Ar groß und aus 127 600 M. geschätzt. E« besteht auü einem Wohngebäude nebst Siall- und Schnppengebäude mit Anbau, kleinen vssenen Holzschuppen, Hosraun» sowie Vorgarten und liegt in DreSden-Lüblau, Herbert- ftratze 2b: — da« im Grundbuch« sür L ö b t a u Blatt 001 aus die Namen »> des Kaufmann« Karl Wilhelm Lecil Hentsch « l in Dresden. i»> de« jetzt verstorbenen Ziegelcibcsttzer« Max Adolf Waltber in Colla, o> des jetzt verstorbenen Töpfermeisters Peter Bernhardt Förster in Dresom, ck) des SlernbruchbesitzerS Karl August Hermann in Pirna eingetragene Grundstück am 2t. Juli vormittags ' ,10 Uhr zum Zwecke der Aufhebung der unter sämtlichen Miteigentümern bestehenden Gemeinschaft. DaS Grundstück ist nach dem Flurbuche 8.« Ar groß, aus 71 600 M. ge schätzt, befiehl aus Wohnhaus. Hosraum und Vorgarten und liegt in DreSden-Löblari, Kronprinzen ft raß« «8, Ecke Herberistraße dos im Grundbuche sür Löbtau Blatt 1380 auf den Namen des Privalschulvireklors a. D. Wilhelm Heinrich Laderland eingetragene Grundstück an, 2l.^fulr vormittags ' ,11 Ubr. Das Grundstück ist nach dem Flurbuch- 7,7 Ar groß und aus 62 6uo M. geschützt. Es besteht aus einem Wohngebäude, Hintergebäude, Hosraum und Vorgarten und liegt tn Dresden-Löbtau, Hainüberger Straße 18: — das im Grundduche für Dresden-Friedrich ft adi innerhalb der Schläge Blatt »17 aus den Namen des Dekorationsmalers Julius Theodor Haß - vacher eingetragene Grundstück am 31. Juli vormittags 9 Uhr. Das Grundstück ist nach dem Flurbuchc 3,7 Ar groß und aus 127 860 M. ge schätzt. ES besteht aus einem Eckwobngebäud« mit Hofraum und liegt in DreSden-Friedrichstadl, Wachsbleich st ratze «7. Eck« MaimiuS- straße: — das im Grundbuch« sür Striefen Blatt 638 aus den Namen d«S Kaufmann« Wilhelm Julius August Poes« eingetragene Grundstück an« 31. Juli vormittag« ' -9 Ubr. DaS Grundstück ist nach dem Flurbuche 6.8 Ar groß uud aus 91 800 M. geschätzt. Es besteht aus einem freistehenden Eckwohngedäudc, Hosraum und Garten und liegt in Dresden - Striesen, Niederwald straße 296, Ecke Loschwitzer Straß«. — Ausgehoben wird der aus den 31. Mai vormUlags 9 Ubr be- stimmt« Termin zur Zwangsversteigerung der im Grundbuche sür Stetzsch Blatt bS. 113 und in auf den Namen Wilhelm Rudolf L « bn»rt eingetragenen Grundstück« insolge einstweiliger Einstellung des Verfahren«. Die russische Reichs-Duma hat am vorigen Sonnabend wirklich den eisten „großen Tag" gehabt. Je eingehender die allmählich eintreffenoen Berichte lauten, iun so besser kann man die Tragweite der Verhandlungen übersehen. Aus den Erörterungen des Ministerpräsiden - t e n Goremyktii sei noch folgendes hervorgehoben: „Unabhängig von den in der Adresse enthaltenen Erwägunge», hält es der Minislerrat sür notwendig, in allgemeinen Zügen leine Absichten auf dem Gebiete der Gesetzgebung zu skizziere». Der Wohlstand Rußlands ist unmöglich, so lauge nicht das Gedciheu des Ackerbaues gesichert ist. Somit erscheint die Baucriisrage zur Zeit als die wichtigste und der Ministerrat erkennt die Not wendigkeit an. sie mit besonderer Sorgfalt und Vorsicht zu lösen. Die ständische Abgesondertheit der Bauern wird »ach Heranziehung der Bevölkerung zu der gesetzgeberische» Tätigkeit der Geineiniam- keit mit den anveren Stünden Platz machen. Auch alle Beschrän kungen des Besitzrechts auf Laudanteile müssen iu Wegfall kommen. Gleichzeitig sind Maßnahmen zu ergreifen zur Ausbesserung der bäuerlichen Landnutznießuiig und zu der Vergrößerung des Acker landes landarmer Bauern durch Bermittlung der Bauernagrar- bank. Die Entwicklung und Uebersicdlung der Bauern bildet eine Hauptsorae des Miiiisterrats. Die Regierung erkennt die Unaus- schiebbarkeit der Hebung des geistigen und sittlichen Niveaus der Massen an und bereitet Vorlagen über die allgemein« Volksbildung vor. Der Ministerrat wird ferner der Duma den Entwurf zu einer Reform der Mittelschulen und Hoch schulen einbringen. Die vom Kaiser verkündigten Reformen surd undenkbar, so lange im Lande Gesetzmäßigkeit und Recht nicht eingebürgert sind. Der Ministerrat stellt in den Vordergrund dre Frage über die Schaffung der örtlichen Gerichte aus Grundlagen, welche die Prozeßordnung vereinfachen. Auch einen Entwurf über die Verantwortlichkeit der Aniispersonen wird der Ministerrat der Duma vorlegen. Diese Entwürfe gehen von der Ansicht aus, daß daS Bewußtsein von der Unverletzlichkeit des Gesekes sich bei der Bevölkerung nur einbürgeru kann bei der Gewißheit, daß die Verletzung der Gesetze auch seitens der Ver treter der Rrgterungsgewalt unmöglich ist " Des weiteren kündigte Goremykin Entwürfe an, betreffend die Einkommen- steuer und Erbschaftssteuer, sowie eine Revision einiger indirekten Steuern und des Pakreglemeuts. Zum Schluß betont die Erklärung, die Regierung sei von der Ueberzeugung durch drungen, daß die Festigkeit des Staates nach außen und seine Kraft im Innern aus der gesetzmäßigen, aber festen Tätigkeit der Exekutivgewalt beruhe. Die Negierung beabsichtige, eine solche unbeugsam zu zeigen im Bewußtsein der Verantwortlichkeit vor dem Thron uud dem Lande. Der Ministerrat hege die Ueber zeugung, die Duma werde in der Erkenntnis, daß das friedliche Gedeihen des Staates von der vernünftigen Vereinigung von Freiheit und Ordnung adhänge, durch ruhige und schöpferische Arbeit dabei Mitwirken, daß die dem Lande so nötige Beruhigung i» alle Schichten der Bevölkerung dringe. Sodann bestieg Anilin die Rednertribüne, und daS Haus lauschte gespannt den Worten des Redners, der sich den speziellen Erklärungen, die die Bauen, betreffen, zuweudete. Er erinnerte daran, daß die Wähler ihre Abgeordneten entsandten, damit sie Land und Freiheit fordern sollten, das Ministerium aber habe beides verweigert uud die Versammlung beleidigt, indem es ihr eine Lektion über die vier Elemente habe geben wollen. Anilin verlnugte de» Rücktritt des M i n i st e r i uin s, damit es Vertretern des Volkes Platz mache. Tcni Redner folgte Led- nitzkh. ein polnischer Rechtsanwalt, der. die Thronrede be sprechend. die an die Versammlung der besten Männer Rußlands gerichtet sei, fcststellte, daß sie eine Täihchung aller Wünsche und Hoffuttiigcu, die seit dem Rücktritt Wittes erwartet wurde», darstelle. Er erinnerte daran, daß sie nicht ein Wort der Erklärung, keine Anspielung ans dir Rechte der Nalioiialilätcn des russischen Kaiserreiches enthalte, die hier im Saale vertreten seien, bereit, Hand iu Hand mit dem russischen Volke zu gehen. Der Redner schloß, indem er wie sein Vorredner die Notwendigkeit des Rück trittes der Regierung betoute, da sie die Duma verletzt habe, in dem sic ihr willkürliche Grenzen gezogen habe. Ter Bauern- deputierte Aladji n erklärte mit erhobener Stimme, cs stehe eine Revolution bevor, i» der Ströme von Blut fließe n wür den. (Lärm, Schlußruse, Beifall.) Aladjin forderte darauf für sich Redefreiheit, die bis jetzt unterdrückt worden sei, und fuhr fort. „Tie Lage ist sehr ernst. Wir wolle», daß die Minislerbänlc von Leute» ciiiacnonimeir werden, die in uuscien Reihen sitzen." Der Moskauer Deputierte Kokoschkin ivieS auf dre .Haltlosig keit der Regierungserklärung vom juristischen Standpunkte hin und forderte eine Amnestie um jeden Preis. Der Redner wendete sich dann zu den Ministern, an die er die Aufforderung richtete, ihre Entlassung ciuzureiche». Die Sitzung wurde darauf auf gehoben und »m 5'/i llhr wieder ausgenommen. Der Deputierte von Odessa Professor Schtschevkiu beschuldigte das Ministe rium der Unwissenheit in den Grundgesetze» : besonders erkläre das Ministerium, es sei unmöglich, den Kriegszustand, der von einem einfachen Brigadegeneral eiugeführt sei. abzuschaffen. wäh rend nach den oben erwähnte» Gesetzen der Souverän allein das Recht habe, den Kriegszustand zu verkünden. Das Ministerium Goreiuhkin erneuere die Politik Wittes, indem cs die extremen Parteien gegen die Duma treibe, aber wir Witte dadurch, daß er die konstttuttonelle» Demvkraten unterdrückte, ihren Triumph her vorgerufen habe, so werde Goremhkiir den Erfolg der extremen Parteien herbeiführen. Der Deputierte von Petersburg, Advokat Winawer, hob das Schweigen des Ministeriums über die Rechte der Nationalitäten hervor: allein die Freiheit und Ord nung seien unmöglich, ch« die bürgerliche Gleichheit erngeführt sei. Mehrere Redner verzichteten auf daS Wort. Der Justiz» minister erwiderte aus die Angriffe. Die gegenwärtige Laar der Regierung sei schwierig, das empsiude man heute, aber !>e sei er schwert insolge der Ausuabmezusiände Die alte» Gesetze würde» als »nvollkoimneu und iehlerhast betrachtet, aber in Ermangluug neuer Gesetze sei das Ministerium gezwungen, den gekennzeichnete» Weg einzuhalten. Wen» die Duma der Regierung Hinderiilsse in den Weg lege, »m so besser, denn aus dem Zusainmenprall der Meinungen springe die Wahrheit hervor. Prosessor K o w a- lewskh bestieg alsdann die Tribüne. Mit erhobener Stimme wies er die Behauptungen des Ministeriums zurück betreffend den Grnndsatz der Unverletzlichkeit des Privateigentums. Indem er sich an die Versammlung wendete, schlug er vor, die Minister ru fragen, wie sie es wagen konnten, das Andenken dcs^Zar- befreiers zu verleugnen. (Rauschende Beifallskundgebung.) sprechen uni kam der Redner aus die Amnestie zu ,. Daun und wars deu Ministern vor, die Anmcstie als ein Vorrecht des Souveräns er- sen das selbst, fuhr . r have». Wtr wissen das seivlt, suhr der Redner fort, wollen Sie uns etwa sagen, daß er selbst die Amnestie verweigere ? Wenn ja, so beleidige» Sie den Kaiser, dann muß der Kaffer Sir durch uns beseitigen. Der Redner schloß: Wir werde» unsere Arbeit hier sortsetzen, ohne etwas zu fürchten. Nur die brutale Gewalt kann uns zum Weichen bringen. Unter donnerndem Bei fall verließ der Redner die Tribüne. Der nächste Redner, der Arbeiter M i ch a i l i t s ch e n k o, behauptete, der Kaiser habe die Adresse des Reichsrats persönlich cutaegengeiiommcn, wahreud er die der Duma verweigert habe. iRusc: Falsch, falsch!) Der Präsident ries de» Redner zur Ordnung. Michailitjcheuko »rahm daraus seine Behauptung zurück Graf Hevdeu erklärte, er hätte darauf gerechnet, friedlich zu arbeiten, aber daS Programm des Ministeriums habe alle seine Hosimmge» zerstört. Das jetzige Ministerium stelle sich in Gegensatz zu der Regierung, welche sich vor einem Jahre zu grinsten der Abschaffung der Ausnahmegesetze ausgesprochen habe. Gras He»de» verlangte die Demission des Kabinetts, aber die Duma könne nur die Notwendigkeit der Demission kundgcbe», sie könne sie nicht sordern, sie müsse eine Reso lution in diesem Sinne formulieren, er sei bereit, sich dieser auzu- schlicßen. (Langanhatteiide Beifallskundgebung.) Der bereits gemeldete Beschluß der Duma, irr welchem die sofortige Entlassung des Ministeriums mrd außerdem noch seine Ersetzung durch ein Ministerium gefordert wurde, das zusammen gesetzt ist aus Männern, die das Vertrauen der Mehrheit der Duma genieße», wurde von der Gesamtheit des Hauses mit Aus nahme von sieben Stimmen angenommen. Hierauf wurde die Sitzung um 7>/r Uhr geschlossen. Die nächste Sitzung war für Montag um '2 Uhr nachmittags angesetzt. Das Programm -er französischen Regierung fängt an, greifbare Umrisse zu bekommen. Ministerprä- 1 ident Sarrren hielt in Charolles auf einem ihm zu Iren von den -republikanisckien Komitees des Arrondissements , -a roll es veranstalteten Festessen eine Rede, in der -r aus- sührte, die Wahle» hätten trotz der Einschüchterungen der Gegner die Politik des Kabinetts gutgeheißen und die Einigkeit der Republikaner gefestigt. Der — ° - ^ , edner führte Wetter aus, vor allem seien eme Finanzrcform und Herstellung des Budget-Gleichgewichts, sowie ein Gesetz nötig, das die Beziehungen zwischen Kapital undArbeit regele. Das Kabinett beschäftige sich mit der Ausarbeitung entsprechender Vorlagen, die dem Parlamente gleich nach seinem Zusammen, tritt zugchcn und die erfüllt sein würden von der vom Lande verlangten Politik dcS For-tlchritts. Sarricn sagte schließlich, er habe den Auftrag, ein Kabinett zu bilde», zu einem schwie- rigen Zeitpunkte übernommen und aus loyalen Männern ein Mtionskabinett gebildet: die Kammer werde zu entscheiden haben, ob das Ministerium auf seinem Posten bleiben solle. Die Rede Sarriens wurde mit großem Bestalle ausgenommen. Bei einem Festmahle zu Ehren der republikanischen Depu tierten des 'Departements M-euse erklär!c F i n a n z m i n i ste r Poincar« in einer Ansprache, die Regierung dürfe sich jetzt nicht in das Schlepptau der Mehrheit der Kammer nehmen laßen, sondern müsse sich an deren Spitze stellen und ein Pro gramm und die Art und Weste der Durchführung desselben in Vorschlag bringen. Unter den Fragen, deren Lösung zu nächst herbeizuführen sei, führte der Minister besonders an die Wiederherstellung des Budget-Gleich st «wich tS, das durch Ausgaben für die Organisation des Militärs und die zuletzt bewilligten «roßen Gesetze erschüttert worden sei. Die Einkommen st euer werde die Schwierig keit der Äoae des Budgets nicht beseitigen: denn sie Hobe den alleinigen Zweck, die gegenwärtigen Lasten mit mehr Gerechug- keit zu verteilen. Man müsse der dringenden Notwendigkeit, zu sparen und Schulden zu tilgen, jedes Opscr bringen. Aus Anlaß der Angriffe des Senators Destournellcs gegen die Erhöhung der Flotten-Ausgabcn brachte der „Matin" eine Erklärung des Morineminislers Thomson, weiche unter anderem besagte, der gesamte Marineral sei einstimmig der Ansicht, daß Frankreich nicht nur einen sehr großen Besitz von Torpsdoichisscn und Unterseebooten erbauen müsse: es t'er für Frankreich eine Lebensfrage, auch eine Flotte von Panzer schiffen zu besitzen. Man verlange vom Lande bis zum Jahre 1919 ein durchschnittliches Morinebudget von 350 Mill. Francs, um die Flotte auf derselben Höhe wie die deutsche zu erhalten und den Sold der Offiziere und Mann schaften der Unterseeboote und der Artilleristen zu verbessern. Es wird berichtet, der Papst habe die Weisung erteilt, daß die Verhandlungen der bevorstehende» Versammlung der s r o n - zösi scheu Bischöfe streng geheim gehalten werden sollen. Kardinal Richard. Erzbischof von Paris, sei beauftragst sofort nach Beendigung der Versammlung durch einen besonderen Ver trauensmann dem Papste das Ergebnis der Beratungen zu übermitteln. Tariesgeschichte. Schon wieder eine österreichische Miiiisierkrins. Das „Wiener K. K. Korr.-Bur." erfährt von zuständiger Seite: Es ist unrichtig, daß ein sie beiden Regierungen 'be friedigendes Uebereinkommci in der o l I > n r i s i r a g e ge troffen worden sei. da die österreichische Regier»»«« nach wie vor aus «ihrem bekannten Standpunkte unerschütterlich bebaut — Die „N. Fr. Pr." meldet: Der Ministe«Präsident Prinz Hohenlohe Hai dem Kaste« seine Demission überreicht, da die Entscheidung in der Zolliarissrage zu aunslen deS^uirga- rischcn Ministerpräsidenten Wekerlc und gegen seinen Stand- Punkt onsgäsalle» ist. Wie in parlamcntarstchc» lärciien ver lautet, bat das ge > a m tc Kabinett dem Kaiser feine Dcmisiio n überreicht. Die italienische Ministcrkrise scheint nunmehr ihre Lösung zu finden. G « oliIli hat laut telegraphischer Mitteilung den Auftrag -erhalle», das neue Kabinett zu bilden. Man glaubt, das: diese Ncubüduua des Kabinetts in einigen sich." wird dem meldet, „daß all . . . .. lnlduiist des Kabinetts morgen oder übennorgen eine Abände rung criahren können, und daß sogar Gioliiti selbst sich zurück- ziehen könnte, falls er nicht die von ibm gewünschten E.1<-,„en,c der neuen Regierung erlangen kann." Der römiiche Korre spondent des „Temps" wefft zugleich aus ein bcdcnklickzes önmptom bin, das mit de» pgrlamcntorstchcn Verbäitnisseu alleidings nicht in unmitlclborem Zusammenhänge steht. Noch dieser telegraphischen Miltciluna müßte damit gerechnet werde», daß Giolittis Rückkehr zur Staatsgclr>alt nicht geeignet tvarc. die unter dem Ministerium Sonnino bcn'adrle Rübe der öffent lichen Meinung ausrecht zu erhalten. So haben die Angestell ten der apulischen Eisenbahnen bereits eine Protcst-Ver- sammlung gegen Gioliiti gehalten und mit dein Gcneralausstonoe gedroht. Obgleich diese Drohung nicht allzu ernsthaft genommen MirR, muß sie doch als Synrptom der gerade unter den Eisenbahnern herrschenden Unzufriedenheit in Betracht gezogen werden. Sonnino als Konseilpräsildeirt machte zuletzt gerade eine Kabincttsfrage aus dcr unverzüottchen Erledigung dcr Frage dcr Verstaatlichung dcr südlichen Eisen bahnen. Grolitti als Konseilprasident würde jedenfalls persönlich alle Bürgschaften für eine Dnrchffchrunü ümr LuioLMU» »z» dcr <L <N »ch- LS I « S Sv r* «s 8 o» S or vuoen. wcan giauvi, oa>: oicie mcuoitoung ocs einigen Tagen vollzogen sein wird. Es versteht «ein Parste« „Temps" aus Rom telegraphisch ac- alte diese Prophezeiungen über Giolittis Neu- Dr-svir-v Nachrichten.
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