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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 10.06.1906
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1906-06-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19060610022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1906061002
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1906061002
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1906
- Monat1906-06
- Tag1906-06-10
- Monat1906-06
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Dre»-ne* Nachrichten Sonnta,. 1«. Juni IVO« EI Str. 157 1« Pfg.. von mehr all 200 Mk dis ZU 300 M l.i Big., von mein als 300 Mk 1 Mk. beträgt. 'Nach Ablauf dieser :N>chnsriil wird die Zwangsvollstteckung verfügt, oder die Entichließun, de« Ausschusses zur Prüfung von Abgavemesten veranlaßt." —* AIS H a u p l g e s ch w o re u e für die Anfang Juli be ginnende 1. ülesiährige schwurgerickilsperiode wurden heute vutteg folgende Herren ausgcloft: Richard Wilhelm, Bäcker- nlkister m Dresden. Rudolf -vermaun r.swald Gotische. »auf- iuaiul ur Pirna: Karl Richard Hende. Geuieindevvrstand in sttiederhermsdors: Adolf Bernhard Voigt, Torpedo-Obentabs- iug«nieur ru Radebeul: August Robert Bernhard Haubold. .'-audelsqärtner iu Laubegasl: ttarl Christian Garne. Killen- desitzrr ui Großzlchachwitz: August Theodor Hirsch, Zabrik- direktor in Pirna: Walter Emil Otto Arnold. Rentner in Dresden: Äonrad Haebler. Dr phil.. Professor. Bibliothekar in Dresden: Karl Keydel, Dr. ined, Spezialarzt ur Dresden: Friedrich Wilhelm Theodor Heddeuhausen. Oberstleutnant z. D. -» Dresden: Eduard Hcktzo Otto Paulig, Fabrikbesitzer iu Großenhain: Karl 'Theodor Koetjchau, Dr. phil.. Museums- direklor in Dresden. Alber! Röniich, rkonsnl und Fabrikbesitzer in Dresden: Julius Heinrich 'Theodor Leo. Dr. phil.. prio. Apotheker in Dresden: Emanucl Kleophas Berthold Lachnit, . leughauptmann a. D. in Loschwitz: Aljred Kopprasch, Oberst- leutnant z. D. in Blajcwitz: Conrad von Einsiedel. Major z. D. . in Dresden: Alfred Görne, Gutsbesitzer in Geriebach: Wilhelm Rosemann, Major a. D. in Kötzschenbroda: Karl Julius Haase, Kommerzienrat üi Meißen, Paul von Ammon. Gel,. KriegS- rat a. D. in Dresden^ Otto Bernhard Karman». Kaufmann in Dresden: Johann Heinrich Louis Helberg, Rentier in Pirna: Ernst Richard Fasold. Fleischer-Obermeister iu Dresden. Julius Hermann Stempel, Rentner in Radebeul. Felix Geyer. Gärt- »ereibesitzer. Kanigl. Hoflieferant in Dresden: Oskar Wilhelm Poscharsry. Baumichulenbesitzer in Laubegast: Gerhard Sachse, »auptman» a. D. in Niederlößnitz und Karl Arthur Dobberke, Kaufmann in Kötzschenbroda. —* Zun, Abbalten de» Bataillons-Exeiuierens traf heute früh der Regiinentsstab. das 1. und 3. Bataillon des 102. Regi ments mittels SonderzugeS aus Kit tau ein. Das Exer zieren findet auf dem Heller statt. Die Mannschaften sind in der schützenkaserne einquartiert. DaS 3. Bataillon wird erst am Montag in Dresden eintrefsen. —* In der von dem SfsenÄichen Leichenbeschauer in Sa n Francisco herausgegebenen Liste der identifizierten Toten 'inden sich folgende, von uns schon früher zum größte» Teile milgeteilte -dcutschklingende Namen: Bricker. Jakob, 1700 Harriwn Stree^— Bürge F.. 335 Äeary Street.— Burger. Frank. 814 Folsom Street. — Cron«. William. Valencia-Hotel. - Otto Dreyer auS Crockett California. — Fabian. Bertha. 1130 Howard Street, — Fenner, Max. 940 Louibarv Street. — Fink. John Doe. 1736 Fillmore Street, — Gortz. L.. Hayes u. Fillnwre Slreets. — Grimm. Ferdinand. 4tft Av. u. Clement Street, — Heiller. L. R. A62 Folsom Street. — Hirstel. Nathan August. '3527 Suller Street. — Kelier. John. 235 Cle- mentina Street, — Kerr. John. 124fH Harriei Street. — Kerr, ?->awes. Harrison u. Oak Grooe sireets, — Lind, P.. Western Meat Company. — Merkte. A.. Ott» a. Folsom Streets, — Merkte, John Do«. 6tt» u. Fölsom Streets, — Merkle, '3 Kinder. Kuade und McLchen, — Moeller, Zremont u. Mission Streets. - Naumann, E. C, Washington Street. — Orwitz. Benjamin. 323b. 12tb Street. — Peringer. Riargarete. 136. 6tb Street, — Ring. John 'Doe. 938 Mission Street, — Rosenseld N.. — Schiwinn, -Molph Erie u. Howard. — Schivinn. Mrs. Emily Erie u. Howard. — Sveiier. Auau-st. Hayes u. Fillmore. — Steele, Mrs.. — Steele. John. — Thomas. Ralph u. May. 25644 Langton Street. — In einer 'weiteren, von der Militär behörde in San Francisco verüffeiulichten Liste befinden sich folgende deutschklingendc Namen: Baumeister. Annie. 477'4 TKama Street, — Bu. Pauline. 424. 29tb Street. — Bush, Äkbert. John, Adresse unbekannt. — Lichtensiein. Morris und Frau und Tochter Esther. Brunswick Hotel. —* Zur Sistierung eines Berliner Schrift- ftellers unter dem Verdachte der Teilnahme an dem Dieb stahle der türkischen Brillante norden aus dem Ber liner Zeualxmse durch die Dresdner Polizei wird mitgeteilt: I« einem hiesigen Juwelicrgeschäfte wurden kurz nack Bekannt- iverden des Ordensdiebstahls von zwei ausfallend elegant ge kleideten Herren wiederholt wertvolle Brillanten zum Kaute angeboten. Der Inhaber des Geschäfts, dem Bedenken wegen der Herkunft der Brillanten kamen, erstattete bei der Polizei Anzeige und gab eine Personalbeschreibung der Herren, die bei ihm gewesen waren. Auf Grund dieser Personalbeschreibung kam ein Berliner Schriftsteller, der sich hier die „Salome" an- gesehen und sich dann in einem Lokal erholte, in den Verdacht, einer von den gesuchten Brillantenverkäufern zu sein. Er wurde gebeten, mir auf die Polizeiwache zu kommen, wo ibn ein An gestellter des Juweliergeschäfts rekognoszieren tollte, der jedoch in der Nacht nickt auszusinde» war. Schließlich legitimierte ihn ein Hotel, in dem er vor einiger Zeit logiert hatte, und er konnte wieder entlassen werden. — Zum Diebstahl der türkischen Orden wird noch mitgeteilt. daß die Brillanten viereckig ge schliffen waren und deswegen leicht erkenntlich sind. Sonntag, 27. Mai. wurde übrigens, wie jetzt festgestellt ist, von einem Feugwart kurz vor Schluß des Zeughauses hinter einer Wand- bekleiduua ein immer Mann entdeckt, dessen Permualbeschreibung 'ich mit der des Käufers der Leine, also des Täters, vollständig deckt. Der Täter wird wie folgt beschrieben: 20 bis 24 Jahre alt, Mittelngur, dunkelblondes, hinten kurz geschnittenes Haar, rundes, frisches Gesicht. Anflug von Schnurrbart: dunkler, wahrscheinlich graubrauner Jackettanzug. Weste hock geschlossen. Stehumlegekragen, schwarzer, steifer Fllzkut. Er sprach ohne besonderen Dialekt und machte einen anständigen Eindruck. —* Polt, eibericht. 9. Juni. Am 2. Jnni nachts gegen I I Uhr ist auf der Johann Geoigen-Allee ein schottischer Schäferhund (Collie) 3 Jahre alt. vierfarbig — die Grund farbe schieferarau. daraus nmdr schwarze Flecke, weißer Kragen desgleichen Pfoten, gelbe Beine — auffallend schönes, hochbeiniges Tier, aus den Slawen „Flock" hörend, mit Halsband und hiesiger Steuermarke Nr. 19, Wert 4M Mk.. abhanden gekommen. Vor Ankauf wird gewamt. Etwaige Wahrnehmungen über den Verbleib des Hundes wolle man der Fundabterlung bei der König!. Polfteidimttion. schießgusie 7, 1.. Zimmer 58. mitte««. Ern, Belohnung wird vom Bettustttüger i» Aussicht geftellt —* Der Geschäftsführer eines Geschäft- auf der WaisenhoilS- straße wurde heut« morgen in dem in diesem Hause befindlichen Abort mit durchschnittener PulSader und erhängt ausaefuiiden. Der Lebensmüde batte sich gestern abend nach Geschäftsschluß in den, Abort eingcjchlossen Der Grund zum Selbstmorde ist vorläufig noch unbekannt. —* Spaziergänger fanden gestern nachmittag in der Nähe des FjschhauseS «inen jungen Mann erschossen aus. Neben ihm lag die Waise. Der Aufgefuildene ist mit einem seit acht Tagen vermißten Obervostassrslente» aus Dresden «dxirtisch, der an Schwermut litt. —* Die nicht der sozialdemokratischen Be- weg urig an gehören den Ardei terv er bände Leipzigs haben durch eine Anzahl ihrer Vertreter einen Ausschuß gebildet, der den Zweck hat. die Interessen der Mit- glieder der angeschlosscnen Verbünde, eventuell auch durch Be teiligung an den öffentlichen Wählen zu wahren und die Hebung der wirtschaftlichen Lage anzuslreben. —* Die Erörterungen über den Tod des Dien st Mäd chens Lina Jäger von Hohe »ist «in-Ernstthal. die in einem der zwischen Pleißa und Limbach gelegenen Teiche ertränkt aufgefunden wurde, haben nunmehr ergeben, daß die Jäger durch Selbstmord geendet hat. Die vier Techniker, sowie der Kutscher des Geschirrs, die ermittelt worden sind, haben übereinstimmend ausgesagt, daß das Mädchen sich ft, der Nähe des Marktstriae- nach Limbach von ihnen getrennt habe, nachdem es vorher mehrfach davon gesprochen hatte, daß es sich da- Leben nehmen wolle. Dir Jäger scheint ihr Vorhaben daraufhin auch unverzüglich auSgeführt zu haben. —* Zu den sozialdemokratischen Demonstra tionen in Bodenbach wird uns geschrieben: .Daß dir Sozialdemokratie schon seit jeher direkt und indirekt die Förderin der Tschechisierung war und den harten nationalen Kamps der Deutschen rn Böhmen erschwert hat. ist allbekannt. Die hiesige Sozialdemokratie gibt davon wieder einen Beweis Sie benützt den Umstand, daß man bei den, tschechischen PfinastauSfluge die provozierenden Tschechen nicht erst gefragt hat, ob sie „Genoffen" sind oder nicht, daß man vielmehr einigen tschechischen Genossen, dir sich hervortaten, aus dir Hübneraugen getreten ist, dazu, um gegen die Deutschen zu demonstrieren. Schon am Mittwoch fand eine Prvtesweisammliing statt, und am Sonntag soll abermals eine gehalten werden mit der Tagesordnung: „Die Pfingstvor- fälle und die Deutjchnationalen" womit «in Dcmonstratwnsumzug gegen das ,u gleicher Zeit stattfindende Fest der deutschgrsinnle» Arbeiterschaft verbunden sein soll. Abgesehen davon, daß diese sozialdemokratischen Veranstaltungen sich direkt gegen Deutsche wenden, bieten deutsche Genoffen die Hand dazu, um den Tschechen Gelegenheit zu geben, deren zu Pfingsten erlittene Niederlage wieder wett zu machen. Es werden sich unter den Sonntag von auswärts kommenden Sozialdemokraten viel Tschechen besuchen, die sich unter den, Schutze der Sozialdemokraten gewiß um so sicherer suhlen und desto frecher auftreten werden. Es sind daher für Sonntag Zusammenstöße zu befürchten: die K. K. BezirkS- hauptmaniischast trifft umfassend« Sicherheitsmaßnahmen und will zwei Bataillone Militär requirieren." —* Aus dem Prozeß wegen der Limbacher au»»h»en Briefe, der vor dem Landgericht Chemnitz verhandelt wavde, ist noch folgendes zu erwähnen: Nebenkläger Schuldirektor Beuche wird als Zeuge vernommen: Sein Verhältnis zum Bürgermeister sei ein sehr schlechtes gswssen; dieser häbe ihn mit amtlichen Beschwerden nicht in Ruhe gelassen. Trotz äußerlichen Aus- gleiches in letzter Zeit habe er ihm nicht über den Weg getraut. Im November 1905 sollte nun im Akademischen Klub ein Damen-Abend äbgehalten werden. In der Tanzstunde und aus den Technikerfesten seien seine Töchter denen des 'Bürger meisters vorgezogen worden. Es 'habe also ein gewisser Kon kurrenzneid bestanden. Zwei Töchter von mir waren nämlich schon verheiratet und vom Bürgermeister noch keine. Vorsitzen der: Der Bürgermeister hat .zwei Töchter, und Sie noch eine, das sind drei! -Sind denn die Herren so rar in Limbach? sGroße Heiterkeit.! — Bürgermeister Dr. Goldenberg: Haben Sie nicht gerade in der letzten Zeit sich wiederholt freund schaftlich mit uns unterhalten? — Zeuge Beuche: Jawohl, ich begleitete Sie einmal aus dem Made milchen Klub nach '.Hause. Da versprachen Sie mir eine Gehaltszulage und Gehalts- slasselung und wollten auch den Stadtrat zu meinen gunsten bearbeiten, wenn ich die Klage gegen Lhre Frau und Tochter zurückzöge, lBewegung.! Nachdem sachverständiger Schul direktor B ad e r-Chemnitz namentlich an der Schreibweise des Wortes „anrüchig" mit zwei „g" leine Ueberzeugung von der Urheberschaft des Fräulein Asta Goldenberg begründet batte, führte Schreibsachverständiger 'Kaufmann W e r n e r-Dresden aus: Der anonyme Brief ist unsicher mit freiliegendem Ellen bogen und verstellt geschrieben. Die Schriftproben zeigen gleich falls an den Buchstaben die Ueberlegung, wie der Schreiber sie am -besten gestalten könnte, aber auch die Befangenheit. Daher kann allgemein eine Schriftengleichheit nicht konstatiert werden. Wohl aber finden sich in den einzelnen Buchstaben von Brief und Schriitvrobe weitgehende, sehr charakteristische Ueberein- stimmungen. Diese Achnjichkeiten finden sich jedoch zum Teil trotz äußerlich großer Beftchiedenheit der Schrift auch bei Fräu lein Ilona vor. Aber gerade daß beide Schwestern in ihrer Schrill so viele Aehnlichkeitsvunkte mit dem Brief aufweisen, ist mir ein Beweis mehr, daß ein Mitglied der Familie wahr- scheinlich das^ dessen Schrift die stärksten Aehn-lichkeiten mit dem Schriftstück onfweist. dieses auch geschriöben hat. Ich bin überzeugt, daß Fräulein Asta den anonymen Blies geschrieben hat. sGroße Bewegung.! — Angekl.: Ich begreife es nicht, ich habe den Brief nicht geschrieben. — Bürgermeister Dr. Golden berg: Ich -möchte bei der schweren Entscheidung, die von diesem Gutachten ab-hängt. -den Herrn Sachverständigen fragen, Pb er bei seinem Erde diese seine Aussage ausrecht erhalt. — Bors.: Dergleichen Ermahnungen sind nicht Ihre Sache. — Sachverst.: Mich hat ein von der Verteidigung beigebrachter, sehr ähnlich geschriebener Brief aus Limbach allerdings schwankend gemacht, aber ich halte mein Gutachten, daß die Täterschaft Fräulein Mas wahrscheinlich ist, aufrecht. — Verteidiger Rechtsanwalt Voigt: Haben sich nicht vielfach Gutachten von Schreibsach ventandig«,, s»e .VbMchhett ' lsuttf«». uamemftch bei ver- tellter »schrtst. ar« ,uia errmeieu? -^SachveAt.: Die «>Nen. kba't kann tr«,n. ckber die Mensche« irre» alle. — Borft: Äa. daß die SchreibsachocrstäudigenLtzulachten verschieden avSkalleo. wissen wir auch auS jenem großen sronzöftschen Prozeß. — s t a^a t S a nw a l t Iustizrat Bachmaun: Nichi wegen der sache, die doch ichtietzlich nur geiwöhulicher StsdAatM ist. nicht wegen der Personen, die allerdings auf eine» Täter bin- weyen in Kreiien. iu denen er nicht gejucht wevde» sollte, sie» der» nur wegen der heimtückische« Form der a»o»u»«» Be leidigung ist die öffentliche Aittlagebchörd« eina«schr>tt«» bat ihr möglichstes zur Usbersllchruua deS LLter« aek ireUich der Verdacht zur Uebersichruna auSreicht. ist lache, ist abl»Lnaig von de« Wert«, den man den <! der SackwerstLnvige» beimißt. Bokkes Stimme ist gewiß nicht Gottes Stimme gewesen. Aber Tatsache ist doch «o« vor»» herein, vaß nur eine ««iwete. weiaicke, dem Akademisch«, Klub nahestehende Person den Brief geichriebe» lmbe» kauu Dadurch vereuat sich der Kreis der für die 'Täterschaft in Be tracht Kommenden sehr. Und aus diese allgemeine Gruichlape gehört. Und schließlich lmt eine Zeugin hier antcr ihre« Eide gesagt, daß gleichzeitig mit dissem Briefe anLere Mitglieder der GolldenberMen Familie sich über die Mitgliedschaft deS Direktors Beuche im Akademischen Klub mißliebig ausgesprochen baden. Kommt aber der Gerichtshof zur Verurteilumg. so Ktl« ich angesichts der Schwere «der Straftat und der Verschlu«, eaea Anstand und Sitte von einer Geldstrafe a-bzüsehen. — Der NobenLSner und sein Vertreter schließen sich diesem Antrag« au -Verteidiger Rechtsanwalt Selbst wenn der Gerichtshof, was mir undenkbar erschiene, zn einem Schub big käme, müßte ich bitte», von einer Freiheitsstrafe abzwehen. Denn schon die Tatsache der Verurteilung »vürde die Angeklagte vernichtend treffen. Belastend für die Angeklagte sind nur die Gutachten der Schreibfachverständigen. Aber diese Gutachten sind weder an sich, noch »ach ihrer Grundlage in diesem Falle entscheidend. Uoberall sichen den Gleichheiten Verschrobenheiten aegen-üder. auch in der Orthographie, z. B. Klub und Club iu Brief und Schriftprobe. Andere Gründe stützen die Anklage nicht. Die öffentliche Meinung ist geteilt und, soweit sie gegen die Bürgermeisterssamilte eingenommen ist. durch Alatsch ver führt. Es scheint oder vor allem, daß in Limbach mehrere anonyme Brieffchreiber saßen: der «ine schnitt Worte aus den Zeitungen, der andere benutzte Typen, der dritte schrieb. Da darf man die Briese und ihre Täter nicht zusammenwerfe». Der Inhalt des Brieses muhte der AngeKagten ganz fern liegen und ist für sie psychologisch undegründet. Wahrscheinlicher ist. »aß ein Limbacher sich über den AnMuß BeucheS an die Exklusivität des AkademikeokludS geärgert hat. Aus allen di«, ien Gründen stelle ich den Antrag aus Freisprechutw. — Bürger meister Dr. Goldeil-berg: Ich bin trotz alle, Gutachten von der Unschuld meiner Tochter Asta überzeugt. Eine Vevtrteiluug würde eine ganze Familie miss schwerste treffen. Welche mora- lischenQualen habenwir schon durchwachen müssen. MeineTochter ist ein wahrhaftiges Mädchen, sie hat mir versichert, daß sie uuschlAdi« ist Kommen Sie zu einem Freispruch. — Die An- geklagte begann heftig zu weinen. Nach einholftstÄndiger Be ratung verkündete gegen 7^2 Uhr abends der Gerichtshof de» kostenlosen Freispruch der Angeklagten. Das Gericht habe nicht die volle Uoberzeugung von der Schuld der An- geklagten trotz der schweren Verdachtsmomente gewonnen. — Amtsgericht. Der Gardinenweber Anton Poll wurde am zweiten Osterfeiertage nach Schluß der Tanzmusik auS de« Gasthofe zu Dobritz gesteckt, wobei der Schuhmacher Sprenger mit behilflich lvar. Ohne daß dieser es sofort merkte, hatte Poll ihm einen Stich mit dem Taschenmesser in den rechten Oberarm beigebracht. Der Verletzte wurde erst stutzig, als er sah. daß sein Jackett entztvei war, bald darnach rann auch Blut aus dem Aermel. Poll wohnte damals iw Leuben, ist aber inzwischen nach Teplitz verzogen. Er erhält 1 Monat Gefängnis, den er sofort antreten muß. — Der Fleischer Gustav Max Baldewcg suchte am 25. März seine von ihm getrennt lebende Ehefrau in der Wohnung seines Schwiegervater« aus. aus der ch: sich cutserneu sollte. Anstatt dieser Aufforderung nachzukommen, lärmte er, ergriff auch die brennende Petroleum- lampe und wollte sie dem Schwiegervater an den Kopf schleu dern. Noch rechtzeitig wurde sie chm von dem hinzugernfenen Gendarmen entrissen, der sich noch zwei Kollegen von der Be- zirkswache zur Unterstützung erbat. B.. der nicht gutwillig die Wohnung verließ, mußte von den 'Beamten mit Gewalt entfernt werden, dabei äußerte er. als er einen Stuhl ergreifen konnte, den er drohend erhob, es müsse noch „Blut fließen". Für den bei dem Vorgänge geleisteten Widerstand erkennt dqs Gericht auf 4 Wochen Gefängnis. — Der in Kötzschenbroda! wohnhafte Sckarwerksmaurer Julius Schübel ist am 20. April beim Bogelstellen erwischt worden, woraus dem wegen Jagd- vergehens vorbestraften Beschuldigten ein Strafbefehl über 3 Wochen Hast zuging. Er beantragte gerichtliche Entscheidung, aber das Gericht bestätigt den Strafbefehl. — Der Arbeiter berausstellte, halte er zuvor schon «inen Jahrraddiebstahl ver übt. An diesem Fall« hatte er Neue empfunden und die Maschine, di« — wie er erst später erfahre» hatte — einem seiner ArbeitSgenoffen gehörte, dem Bestohlenen wieder zn» gestellt Er wird zu 14 Tagen Gefängnis verurteilt. — Der in Leulewitz wohnhafte Arbeiter Albin Theodor Ramm, SV Iahte alt, batte am 27. April mit einem Arbeitsgenossen auS Pieschen einen vergnügten Tag; sein Freund hatte eine kleine Erbschaft abgehoben. Die beiden besuchten mehrere Schankwirtschaftev. und der Freund war schließlich stark betrunken. Dies benützte R., um ihm einen Hundertmarkschein aus der Tasche zu rieben. Er wechselte den Schein und wurde am darauffolgenden Nachmittage von einem Gendarmen völlig betrunken auf der Fußgangbahn des Hohentalplatzcs liegend aufaefunden. Auf der Polizeiwache wurde ihn, das noch vorhandene Geld in Höhe von 68 Mk. abgenommen, nachdem inzwischen von dem Bestohlenen Anzeige erstattet worden war. In der Hauptverhandlung sucht der Angeklagte glaubhaft bereits vorhandenen großen Fenster, die sich für diesen Zweck absolut nicht verwenden ließen, muhten daher versteckt Iverden. Das-Hatke den schweren Nachteil, datz das zurzeit säst nur durch die ziemlich hoch angebrachten kleinen Fenster einfallende Seiten- licht völlig ungenügend ist. Namentlich ist der katholische, von dem Architekten Professor Richard Berndl in München als dreischissige Basilika komponierte Kirchcnraum so dunkel, daß man nur an ganz günstigen Tagen, vielleicht am besten, wenn etwa gegen Abend die Sonne im Westen leuchtend unlcraeht, einen ungefähren Eindruck der beabsichtigten Wirkung erhält, während inan bei trübem Himmel darauf verzichten muß, irgend etwas genauer zu sehen, -vier müßte künstliche Beleuchtung das fehlende Tageslicht ersetzen, denn so. wie die Sache jetzt liegt, ist die ausgewendete Mühe und Arbeit so gut wie vergeblich. Weit besser, wenn auch durchaus nicht genügend, sind die Lichtoerhältnisse in dem von Professor Fritz Schumacher in Dresden ersonnenen protestantischen K'irchenraum, dessen Längsachse in dre gleiche Richtung wie die des katholischen gelegt worden ist, ueil man die Chor-entwicklung des letzteren nicht stören wollte. Um i.-> den protestantischen Kirchenraum zu ge langen. muß man, entweder rechts oder links gehend, einen der beiden zwischen den Kirchenräumcn eingefügten kleinen Höfe durchschreiten Die Frage ist nun die. ob die mit vielem Fleiß und unter Beteiligung zahlreicher künstlerischer Kräfte von Berndl und Schumacher ersonnenen Lösungen der von der Ausstellmigsleitung gestellten Ausgabe Sen Zweck erfüllen, zu zeigen. wie di« nrch- liche Kunst mit dem zeitgemäßen Empfinden in Einklang ge- bracht werde» könne. Sie ist nicht eben leicht zu beantworten. Weiß doch jeder, daß in kirchlichen Dingen die Meinungen und Empfindungen in den gläubigen Kreisen zurzeit noch immer weit auseinandergehe«, und daß das. was die «inen laut fordern, von den arideren ebenso energisch verworfen wird. Der ge- nnaste Zwiespalt herrscht natürlich auch hier bei den Katholiken. »Inter ch»»«« kann n-nr über di« Frage, welch« Stilavt den ^eilige» Bedürfnissen am meftten angemessen ist, ein Meinn»a»unt«rschi«d aukkommen. niemals aber d«r Gedanke, der Lutheraner und Reformierte noch immer trennt, daß WÜcher LirchenlLmuck vrrtverrliL fti. weil er aus die Sinne wirke, Gegenstand der Erwägung werden. Höchstens über das zulässige Maß mag man sich streiten, und in der Tat gibt es gegenwärtig unter den Katholiken eine Strömung, die man als puristisch bezeichnen könnte. Ihr hat sich Berndl angeschloffcn, indem er den von ihm geschaffenen Kirchenraum ausdrücklich als ein Beispiel einer einfach ausgcstaltcten Kirche bezeichnet. Diese Einfachheit ist so weit gelrieben, daß der erste Ein druck stark ernüchternd wirkt, sodaß sich selbst ein nicht der katholischen Konfession angehdriger Besucher förm lich rationalistisch angemütet fühlt. Von all' dem Prunke, der im allgemeinen in älteren katholischen Kirchen die Sinne der Besucher gefangen zu nehmen pflegt, ist in dieser dreischiffigen Basilika nicht die Rede. Es ist alles vernünftig und für den nächsten Zweck geschickt be rechnet, aber es fehlt jeder Schwung, jeder Begeisterung er weckende geniale Einfall. Nur durch die Malereien, die so wohl in ihrem figürlichen, als in ihrem ornamentalen Teile von dem aus Dresden stammenden Kunstmaler G. G. Klemm in München herrühren, kommt etwas Stimmung ln diesen sonst jo toten Raum, dessen erträglichster Teil der durch die Glasscnster Jos. Hubers geschickt beleuchtete Chorabfchluß mit dem übrigens ziemlich steifen, fast byzantinisch erscheinen den Altar Berndls bildet. Auch die niedrige an der linken Seitenwand angebracht« Kanzel und das Cborgeftühl Berndls beschränken sich mit ihren simplen, gemalten Ornamenten «mf ras Nötigste: es ist, als ob alle diese Dinge bei dem am wenig sten fordernden Schreiner in Austicag gegeben worden wären. Mehr Freude kann man an den von anderen Künstlern bei- gesteuerten Einzelheiten haben, z. B. an dem von Professor H. von Schmidt entworfenen Triangelleuchter vor dem Altar und an dem von dem Marmorwerke Kiefer in Küeser- seiden in wundervollem farbigen Marmor ausgeführten Weib- Wasserbecken und dem Taufstein. Zum Glück fehlt es nicht ganz an figürlichem Schmuck in Gestalt von Reliefs, von denen das eine des Bildhauers Römer „Adam und Eva", das ander« von Professor Wader« di« „Anbetung der heiligen drei Könige" darstellt. Edel empfunden ist di« etwa» zu hoch hün- sende große Figur de» gekreuzigten Heilande» nach dem Modell oeS Professors Balthasar Schmitt. Die beiden großen Propheten Leo Sombergers scheinen weit weniger manieriert, als die Mehrzahl seiner Bildnisse, indessen hängen auch diese beiden Oelbilder so hoch, daß sie sich der näheren Beurteilung entziehen. Ganz versteckt, in dem dunkelsten Teile dieser Dunkelkammer, ist ein Tempera - Gemälde von Rose Pl« hn - Lubochin untergebracht, auf dem man, wenn mqn dem Kataloge Glauben schenken darf, sehen könnte, wie „der heilige Franziska durch himmlische Musik getröstet wird". Die in dem rechten niedrigen Seitenschiff ausgestellten Vitrinen weisen zum Teil kostbare Goldschmiedearbeiten und andere Metallsachen für den kirchlichen Gebrauch, sowie ein Missale und Gebetbücher aus. die sich mehr durch die Gediegenheit der Ausführung, als Lurch neue Formen auszeichnen. Recht selt sam aber erscheinen uns die Wachssachen der beiden Hos- Wachswaren-Fabriken vonGautsch und Ebenböckin Mün- chen, die zu Opfern bestimmt sind und offenbar als Muster aufzufassen sind. Soll etwa das zeitgemäße Empfinden auch in diesen so wenig zeitgemäßen Dingen zu einem kunstgerechten Ausdruck gebracht werben? In der Marienkapelle des linken Seitenschiffes hat sich Becker-G u ndah l an einem Altar- bild versucht, das nur sehr bescheidenen Ansprüchen ge nügt, während die Mardecke der Kunststickerei Jörres und des Äntevendium Hab er mannS bei aller Einfachheit stilgerecht wirken. An den katholischen Kirchenraum schließt sich links eine schlichte, aber bester beleuchtete Sakristei an. als deren Erfinder der Katalog den Architenen OSwold Bieber iu München anführt. Das Mobiliar besteht in der Hauptsache aus einem kastenartigen, blau gestrichenen und um eine Stufe erhöhten Einbau, der -ur Ausnahme der Meßgewänder dient. Ferner bemerkt man «inen durchbrochenen Ofenschirm »nd eine ver- aoldete Tresortüre au» der Kunstschlosser«! von Reinhold Kirsch in München. Die versilberte Arme Christussigur von JanatiuS Taschner entspricht dem bekannten strengen Rea- tiSlnuS ihre» Urhebers. EI« Madonnen-Relief von Professor FIoßmag« und «in. ^ " - - - - «^Leu vevaKLemälds- von Ligen den künstlerischen anheimelnden Raume». n Arofesso, liae Aase»" darstellende» Leui> s L: I..
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