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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 12.07.1906
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1906-07-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19060712025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1906071202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1906071202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1906
- Monat1906-07
- Tag1906-07-12
- Monat1906-07
- Jahr1906
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Im weiteren Verlause der gestrigen Sitzung des Reichsrats sprachen sich sämtliche Redner gegen den Gesetzentwurf betreffend die Abschaffung der T 0 0 es- strafe aus. Das Reichsratsmitgticd Krcchmer stellte fest, das; seit Einführung des Kriegszustandes in Livland die Morde an Polizisten aufgehört hätten, während die Morde an Privat- Personen, für welche die Mörder nicht der Todesstrafe unter zogen würden, nach wie vor sorldauerten. Die Reichsralsmit- glteder Knssatkiu, NostowSky, Butlerow und Samarin legten die Möglichkeit der Annahme des Gesetzentwurfes Lar. Der Reichsrat beschloß, den Gesetzentwurf einer Kommission von 15 Mitgliedern zu überweisen, deren Wahl heule statlsindcn wird. Petersburg. sVon unserem gelegentlichen Mitarbeiter.> Auf Grund der Nachrichten aus BjeI 0 ft 0 l . vie nach Rückkehr der zur Untersuchung der dorligen Jud-enhctzen entsandten Dunra-Mitgsieder in,üer ruMchen Presse — ganz besonders erber im Organ der Kadeiieupartei „Rsetsch" — eifrigst ver breitet «nuden uird die Offiziere der dortigen Garnison geradezu gcnueinverbrecheri'scher Han«olu>igen «beschuldigten, hat ° er lilricgrmini'ster ami o. 0. «M. telegraphisch die «strengste Untersuchung angeordnet. Er erteilte Dabei den kategorischen Befehl, so rasch wie möglich entweder Die «betreffenden Offiziere die ganze Strenge der milnäri'chen Gei ehe »schonnngSIos silhlen, oder aber die Redaklio» dcr„Rjei'sch" zur gerichtlichen Verant wortung ziehen zu lassen. — Au, das Gerücht hin, -das; in Poltawa eine Iudenhetze ü in Bselostok geplant sei und nächstens stattfinden würde, hat der dortige Polizeimeistcr eine beruhigende Erklärung veröffentlichen lassen, in welcher er die enffchicdcnsten Maßrageln gegen jeden, auch den schwächsten Versuch derartiger Greuel in »sicherste Aussicht stell!. Der jüdischen Bevölkerung Poltawas »war »diese Erklärung begrcis- licher»vci»se sehr «wiMom'me», böiorders die Dari» enthaltenen Worre: „Alle Untertanen des Kaders, zu «welckfem Glauben si« auch gehören mögen, seien vor dem Gesetz unbedingt und vvWändig gleich " riefen eine freudige Erregung hervor, der sie in einer Tankcwresse an den Polizeimeister beredten Ausdruck zu geden 'beabsichtigt. Innsbruck. Ter König von Sachsen trifft am 16. Juli mit den Kindern in Seis zu längerem Aufenthalte ein. Berlin. Die auf »heute »festgesetzte Subskription auf 7 507000 Francs Aktien der B e t r i e >bs g e s e l l s ch a s t de r Orientalischen Eisenbahn ist wegen überaus starker Ueberzeichnung sogleich nach Eröffnung geschlossen worden. Köln. (Priv.-Tel.I Nach dem Verlaufe einer gestern zwischen dem Vorstände der Brauereivereiniguiig zu Köln und der von 9 Wirtevereinigungeii erwählten Wirte-Kommission slattgefundeue» Versammlung zu urteilen, dürste es in Köln und Umgebung demnächst zu einem hartnäckigen Bierrriege kommen, weil die Wlrtevereiinguugen sich aus den positiven Standpunkt stellen, unter keinen Umständen einer Bierprcis- erhöhuna zuzustimmen, da keine allsreichenden Garantien für eine einheitliche Erhöhung der Bierpreise gedoten seien. Den Wirchvereinigiingen wurde heiite bereits die Lieferung von 170000 Hektoliter Bier pro Woche zu den «bisherigen Preisen angcboten. Auch den Preisauftchlag für auswärtige Biere wollen die Wirtevereinigungen nicht mitmachen. Sevilla. Der Brand in dem Palais des Zivilgouverneurs brach in der 4. Morgenstunde aus. DaS Archiv und die Kassenabteilung sind gänzlich verloren ge- gangen. Die Familien des Generalsekretärs und des Rendanten konnten nur mit großer Mühe den Flammen entgehen, die, durch deftigen Wind angefacht, auch auf die benachoarten Gebäude überfprangen und drei von ihnen in Asche legten. Unter ihnen befindet sich auch die Kaserne der Zivilgarde. in der die Patronenkisten durch die Flammen zur Explosion gebracht wurden. Auch das Dach der Kirche von st. Paul sing Feuer und stürzte ein. wobei mehrere Personen leicht verletzt wurden. Rio de Janeiro. lPriv.-Tel.) Revolutionäre der Provinz Matogrosio haben den Gouverneur der Provinz ermordet und die Hauvtstadt besetzt. Oertlichcs uns Sächsisches. Dre Sve». II. Juli —* Von der giesse des Königs wird berichtet: Nachdem der König aus seiner heutigen Auiomvbilsahrt mehrere Ortschaften, die festlich geschmückt waren, passiert hatte, traf er uni 8,10 Uhr lnPvsseiidors ein und wurde daselbst von dem Pfarrer Nadler-Possendvrs mit einer Ansprache begriffst. Der 7jährige Sohn des Ritlergutsbesitzels Böhme überreicht: einen Blumen strauß. Ferner hielt der Vorstand des Militärvereins Apotheker Dr. Bräuliganr-Possendors eine Ansprache. Nachdem der König auch hieraus mit kurzen sreuiidlichen Worte» erwidert hatte, er folgte die Weitcrfahrt nach K reis ch a , woselbst Se. Ma,cstät um »'/.!« Uhr eintraf. Hier winde er von dem Gemeindevorstand Knbcnke mit einer Ansprache begrübt, während daS kleine Töchter- chen des Gemeiiidcovrstanbes dem König einen Strohhut über reichte, der mit Schokolade aus der Schokoladenfabrik von Rüger gestillt war. ^nr Erinnerung an den Königsbesuch soll der Ptatz, auf dem der Empfang stattfaud, in Zukunft den Namen Friedrich August-Platz trage». Eine dort gepflanzte Linde erhielt den Name» König Albert-Linde, und eine Elche den Namen Bis marck-Eiche. Nach einem Anfenthalte von 20 Minute» erfolgte wiederum durch eine Reihe festlich geschmückter Ortschaften, in deren Strasse», ebenso wie in de» vorher passierten Ortschaften die Schuljugend Spalier bildete, die Weiterfahrt nach Lungkwitz. Hier wnrde der König im Stiftsgnle von der Gemahlin des ArciShauplmauns Dr. Rumpelt begrübt. Nach einem Rundgange durch daS Gut fand im Schlosse ein kleines Frühstück statt, wo raus die Wciterfabrt über Hansdors »nd Hilschbach nach Rein holdshain erfolgte. An der Wegkreuzung bei Rein hardtsgrimma batte Frau vertu. Oekonumiorat Nitzsche eine Tribüne errichten lassen, auf der die Schüler und Schülerinnen vbn Neinhardsgrimiim Aufstellung genommen hatten. In Rein holdshain wnrde der kiirze Aufenthalt zur Besichtigung des König Albert-DeiikmalS deichtzt. Um 10 Uhr traf der König in Dip poldiswalde ei». Der königliche Automobilzug fuhr durch das Innere der Stadt »ach der Herreiigasse, in der die Vereine niit ihren Jahnen sich anfgestellt hatten. Am Rathause entstieg der König dem Automobil und wurde auf dem Markte von den Stadtvcrtreter», Vorstände» der Behörden und Vertretern der lunUegeiidcn Ortschaften empfangen. In seiner Ansprache dankte Bürgermeister Dr: Weibbach dem König für dessen Besuch und gab bekannt, daß die Vertreter der Stadt beschlassen hätten, der liier jcha» bestehenden König Akbert-Jilbiläuin-Stittuiig Mi Mk. ziiziiweisen. Alsdann erbat er sich die Genehmigung, daß die am frühen Morgen auf dem Kirchplatzc im feierlichen Akte gepflanzte Linde fortan den Name» Friedrich Auanst-Linde tragen dürfe. Der König erwiderte dankend und erteilte mit Freuden die Ge nehmigung. Darnach begab sich der König nach der Kirche, wo er »1» Hanptportale von der Geistlichkeit durch eine kurze An sprache des Superintendenten begrüßt wurde. Der König trug sich in das hier aiiflirgende eiserne Buch ein. Er bestieg dann wieder sein Automobil und begab sich nach der 1605 begründeten Strohhntsabrik vo» H. H. Reichel, die in ihrem Betriebe besich tigt wnrde. I» einem Gartenzelte fand daS dem König von der Stadt angebalene Frichstück statt, zu dem eine kleine Anzahl Ein- geladener erschienen waren. Um ". «12 Uhr erfolgte die Weiter- tahrt. Durch eine Reihe festlich geschmückter Ortschaften ge- langte der König »ach Schmiedebcrg, wo er von dem Gemeindevorsteher Thiele und dem Vorstände des Militär vereins, Helle, begrüßt wurde. Nach kurzem Aufenthalte fuhr der König zur Fabrik der Aktiengesellschaft vorm. Gebr. Seck, wo er von dem Direktor Terschow begrüßt wurde. Sodann fand eine Besichtigung der Fabrik unter Leitung des technischen Leiters, Direktors Äoritcki, stall, die ungefähr eine halbe Stunde dauerte, worauf die Weiterfahrt nach Attenberg erfolgte, woselbst der König kurz nach 1 Uhr eintraf. Auf dem Marktplätze hatten sich die Vertreter der Stadt und der um liegenden Gemeinden, sowie die Spitzen der Behörden cingc- sunden. Als der König auf dem Platze einlraf, wurde er durch den Gesang des Liedes „O, Erzgebirg e vom Altenberger Ge sangverein begrüßt. Die Begrüßungsansprachen hielten Bürger meister Herrcr und Pfarrer Hauke. Ein kleines Mädchen überreichte dem Könige unter Deklamation eines kurzen Ge dichtes einen Feldblumenstraub. Gegen sh2 Uhr erfolgte die Weiterreise nach G e i s i n g. Auch hier waren auf dem Platze vor der Kirche die Vertreter der Stadt und der umliegenden Gemeinden versammelt, und auch hier wurde der König durch den Gesang eines Liedes, den ein Mädcheuchor vortrug, be grüßt. Bürgermeister Feige hielt die Begrüßungsansprache. Nach kurzem Ausenlüm'lt fuhr Der König nach Lauen »st ein weiter, wo er kurz nach 2 Uhr eintras. Drei Böllerschüsse meldete» hier das Herannalhen des Automobils. Als Der «König den Wagen verlasse» hatte, wurDe er von dem Bürgermeister Aiigcr»ia>iii mit einer längeren Ansprache »begrübt, 'worauf das kleine Töchterchen des früheren Bürgermeisters Kühnelt dem Könige nach Deklamation eines Gedichts einen Blumenstrauß überreichte. Sodann lieb sich der König mehrere der anwchetl- den Herren »orsiellen und zeichnete'einige Personen mit An sprachen aus. Vom »Marktplatze aus begab sich der Monarch zu Fuß nach der Kirche, die er unter Führung des Pfarrers Ellg 'besichtigte. Nach der Besichtigung 'begab sich der König in das 'schloß Lauen «st e'i n . «wo er der Frau Gräfin von Hohenlhal einen Besuch abstattete. In einem Gebäude im Schloßhose hatte «die «Firma «Mhnelt.u. Co. «in« Sviel- warenniisstclluiig veranstaltet. —* Zur heutigen Mittagstafel bei Ihrer Majestät der Königin-Witwe in der Billa Strehlen war Frau Gräfin SchallMiaucour, geb. Frciin von Fürstenberg, mit Einladung ausgezeichnet worden. * Ihre Majestät die Königin-Witwe besuchte heute Las Magazin I. Olivier, König!. Hoflieferant, sowie die Dresd ner Künstgewerbchalle des Hoilifferanten Bernhard Schäfer, Prager «Straß« 7, und bewirkte Einkäufe. -* Wie bereits mitgeteikl, findet die Vermählung Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen Johann Georg mit der Prinzessin Maria Immaculata von Bourbon im Oktober statt, voraussichtlich am 20. Als Tag des Einzugs in Dresden ist der 17. November iw Aussicht geirommen. —* Ihre Königl. Hoheit Prinzessin Mathilde spendete einen namhaften Beitrag für das hier zu errichtende Schillerdenkmal. —* Herrn Oberregierungsrat Becker bei der Königlichen Polizeidirektion ist der rote Adterorden 4. Klasse vom Kaiser Wilhelm verliehen worden. —* Am 28. Juni wurde, wie seinerzeit mitgeteilt, die Bahnstrecke zwischen Pockau-Lengeseld und Nennig'Mühle «durch einen Wolkeubruch derart de- schädigt, daß der Verkehr eine Zcitlang unierbrochcn war. Tie Ehefrau des dort postierten und zu scner .Zeit abwesenden Bahn- Wärters Morgenstern erkannte die Gefahr, die dem balD darauf zu erwartenben Zuge au der »Unsallstelle drohte, sie 'lies daher trotz »schweren Rogen- und Hagelwelters «dem von Pockau- Lengeseld bereits abgegangenen Zuge entgegen und «brachte ihn bei der Haltestelle NenniguMste zum Halten, sodah die Gefahr glücklich abAeweudet «wurde. Die König!. Generaddircktion der lächsi'lchcn Staatsbahnen hat «der «braven Frau unter Aner kennung ihres aufopfernden Verhaltens eine Belohnung von 100 «Mark bewilligt. —* Der 20. Sächsische Gastwirts-Verbandstag trat in Annaberg am Dienstag zusammen. Unter den Ehrengästen, die dem Verbandstage im „Wilden Mann" beiwohnten, befanden sich Aintshanptniann Freiherr v. Welck, Bürgermeister Wililch, Sladtrat Dr. Kirbach. Stadtverordneten-Vorsteher Matthe-:-, Stadtverordnete: Professor Di. Leonhardt, die Vertreter der säch- siichcn Gewerbekaiiimern »nd andere angesehene Persönlichkeiten. Die Versammlung wnrde vom Vorsitzenden des Sächsischen Gast- wirtsverbandcs Louis Trciitlcr-Lclpzig eröffnet und geleitet. Tie Bor 40 Jahren. ^ Im Lager vor Olmütz. lAus den Aufzeichnungen eines Offiziers der Königl. sächsischen Lcib-Brigade.j 1 3. Iuli 1866. Wir vermochten nicht zu übersehen, 'wie- viele Truppen sich in und bei Olmütz befanden und konnten auch keine bestimmten Nachrichten darüber erlangen. Jeden falls war die Zahl aber sehr bedeutend und betrug mehrere Armee-Korps. Wir hatten mit dem Begriff eines „verschanz ten Lagers", als welches Olmütz namentlich bekannt ist, zugleich die Idee verbunden, daß ein solches Lager bereits im Frieden, sicherlich aber bei Beginn der Wehrbarmachung der Festung, in gewisser Hinsicht vorbereitet sein müsse. Unsere Enttäuschung war daher groß, als wir in einem Getreidefeld«: mit kaum Sektionsabstand in Kolonne aufmarschieren mußten und, dicht gedrängt, vor und neben uns andere Bataillone die gleich Stellung einnahmen, fodaß kaum 10 Schritte Zwischenraum blieben. Das Wasser mußte eine halbe Stunde weit hcr- geholt werden, von einem Busch oder sonstigem Material für Huttenbau war, außer dem Weizen, in dem wir standen, nicht die Red«. Die Nachteile einer solchen Anhäufung von Truppen machten sich immer entschiedener geltend, zumal auch das nicht geschah, was noch leicht hätte nackgeholt werden können. Die Latrinen befanden sich mitten zwischen den Truppen, die Schlachtplätze, auf denen die Gedärme liegen blieben, unmittelbar neben denselben, und einige hundert Schritt weiter wurde im freien ^elde eine Abdeckerei in Betrieb gesetzt, wo den gefallenen Pferden die Haut abgezogen wurde, die Kadaver aber liegen blieben. 'Da in diesen Tagen eine zehr heiße Sonne brannte, ist es wohl erklärlich, daß das Lager bald «in mesitischcr Dunst erfüllte. Und hierzu kam »och der Uebclstand, daß das Wasser der mehr und mehr aiiögcschöpslcn und getrübten Ziehbrunnen immer brauner und schlammiger wurde. Es war schon längst für höchst notwendig erkannt worden, die Gewehre abzuschicßcn und zu reinigen. Bisher lvar es unS, unter den Verhältnissen, welche'»ns beherrschten, bedenk- kich erschienen denn der weit hörbare Schall konnte leicht Miß verständnisse herbeiführen. Hier endlich wurden die Gewehre in die March abgcseuert, aber freilich mit einem Erfolg, der das Vorder ladungsspsiem in kein gutes Licht zu stellen vermochte. Vielleicht die Hälfte aller Schüsse zischte nur zum Rohre heraus, und eine nicht unbedeutende Zahl Patronen mußte mit dem Krätzer usw. ausgebohrt werden, wobei oft genug der Ladestock abbrach. Für «in Gefecht wären diese Gewehre, welch« aller dings Ausnahmezustände zu erdulden gehabt halten, — der größte Teil war in den Gräben bei Königgrätz vollständig unter Wasser gekommen — als total unbrauchbar zu erachten gewesen. Des Nachmittags ging ich wieder nach Olmütz. Im Kaffee- haiise sah ich Benedek. Ein kleiner, hagerer Manu mit festen Gesichtszügen und wellig ansgewichstem, schwarzem, unga- rilchem Schnurrbart. Er las Zeilungcu »nd nahm wenig Notiz von der Umgebung. Eigentlich soll es seine Art sein, sich stets an den Tisch der jüngsten Offiziere zu setzen, um an ihrer in ungeniertester Weise sortgeftthrten Unterhaltung teil zu nehmen, wie denn überhaupt das System feiner Kommando führung hauptsächlich darin bestehen soll, sich der Jüngeren gegen die Aelteren, der Untergebenen gegen die Vorgesetzten anzunehmcn. Wir wußten nicht, ob Benedek überhaupt »och das Kommando führe. Es ging das Gerücht, er sei abgesctzt. Er ging ohne Begleitung und wurde kühl empfangen. Man sah ihn fast nie im Gespräch. Das Glück hatte schon streng über ihn gerichtet, — es durste sich sticmand mehr scheuen, seinem geringen Witz oder seiner Schmähsucht die Zügel schießen zu lassen. Tann besuchte ich das Hospital. Ein wahrhaft grauenhaftes Bild entrollte sich hier. TaS riesige Gebäude war durch Tausende von Kranken und Verwundeten dergestalt vollgestopft, daß sie alle Gänge und Treppen füllten und der Hof voll solcher stand, die keinen Einlaß erhalte» konnten. Vom Fieber durch schifftest, von Schmerzen geplagt, lagen die Kranken halbtot direkt auf den. Steinplatten. Ein Pestgeruck ging durch das Fanze weite Gebäude. Die Verwundeten blickten regungslos auf ihre verstümmeltcu Glieder und schienen ruhig zu «umricn. b«s der Tod sie von ihren Leiden erlösen werde. Der österreichische Soldat bewefft als Verwundeter meist eine stille Ergebung, welche zugleich etwas Edles -und Rühren- deS besitzt. Man sah in diesem Elend nickt eine helfende Seele. Gewiß sind viele auf diesen Treppen und Gängen gestorben, ohne nur irgend welchen Beistand erhalten zu haben! Jemanden zu finden war nicht möglich: denn es gab eben nie- manden, der etwas wußte. Endlich begegnete ich zufällig einem rerwundcteu Korporal meiner Kompagnie, dessen Schilderungen das Bild keineswegs erheiterten. Von ärztlicher Hilfe war säst so gut wie gar nicht die Rede. Wer Arznei haben wollte, sie bezahlen konnte und sich fortzuschleppcn vermochte, ging in die Stadtapotheke, klagte dem Provisor seine Not und kaufte von dem, was dieser für gut hielt. Zwölf Tage waren seit der Königgrätzer Schlacht ver flossen, »nd so wenige, oder besser gesagt, so gar keine Vor bereitungen hatte man für den Empfang der Kranken und Ver wundete» des sich hcranwälzenden Heeres getroffen! Es war befremdlich, daß unter diesen Umständen nicht sofort ein be sonderes sächsisches Lazarett in Olmütz errichtet worden war. Es ist eine nicht unbedeutende Zahl Zivilärzte mit der Armee marschiert, welche wenig oder keine Verwendung gefunden haben. Hier hätten sie ein segensreiches Feld für ihre Tätigkeit gehabt. In der Nähe unseres Biwaks war gestern die österreichische Brigade Baron Rolhkirch des 8. Korps — die beiden unga rischen Regimenter „Großhcrzog von Toskana" und „Mamula" — eingerückt, und deren Offiziere hatten »NS als Nachbarn in eorporo einen Besuch abgestattct. Für den Abend hatten wir uns angcjagt. Wir nahmen unsere Musik mit »nd wurden von den Herren in altöslerreichischer Weise aus das liebens würdigste und herzlichste empfange». Es wurde sofort Brüder schaft getrunken, umarmt und geküßt, und «ine urwüchsige Heiterkeit, eine harmlose Offenheit herrschte vom ersten Augen blicke an im gegenseitigen Verkehr, so daß die Wolken, welche so schwer auf uns lagen, sich wenigstens für den Augenblick zer teilen mußten. An drei oder vier runden Erdtischcn von 12 bis 15 Ellen Durchmesser und rund umlauscndcn RasenbäNken fanden je 20 bis 30 Personen Platz. Wir wurden auf das freund» lichte bewirtet, und als die Dämmerung hcreinbrach, zündete man in der Mitte eines jeden dieser Tische in einer hierzu vorgcrichteteu Vertiefung ein großes Buvakfcuer an. Dazu ging die Sonne glühend rot im Westen unter, die Sterne kamen am dunklen Raclffhinnncl heraus und abwechselnd
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