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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 14.12.1906
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1906-12-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19061214025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1906121402
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1906121402
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1906
- Monat1906-12
- Tag1906-12-14
- Monat1906-12
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Zeit« auf Lert feile so Me.. «Id Linac'audt Zeile so Ple ün Nummern nach Hon», und Aeierta^n i ivaluae Ärundzeile 20 Pig. aui Lrirxwnte »o Ltg.. Swaliiae Zelle aus Tertteitk und al« Etnaesaudl so Pie. AuswSlttee Aui. naee nur eeacn Bvrausve»a!,lu,u>. Beleebiätler kosten io Mennige, glernsprech«: Sir. 11 und UdSL -auptseschastsftrlle: Manrnftr A. 81veLL«npkvi'ü-I^1L1«nmHe1i-86lk6 Variütia ü Stück 50 in .,'loN Zp0l>I8><0l>, 1)lvj.'t-7jkit uwi MiMmeriev. «... bnlts mein XU" xrssrok I.nxsr in UNlü» —WauI«M V Nli«t« I», «^eNtt«ns »> .»Pp«»'»«;» sh'. I^den« empfahlen, kck« diiritr- unit M»z»!r»8se. MI» ÄH LebcnSinittrloklroi der Gemeinden. Neueste Dcahtberichte, Hafnnchftchten, Dresdner Sparkasse, Genchts- «»»»* vvllnll. Verhandlungen, „Häusel nnd Olrelel", Konzert Hubermnn». Bril>»er Lrtxn. Wegfall des Lebensmittel-Oktroi der Gemeinden im Jahre 1910. Bom 1. April 19lO ab diirfen, wie bekannt, nach einer Be ttimmuug de- ZolltaiisgeseheS vom Jahre 1902 von Gemeinden und Korporationen keinerlei Abgaben auf Getreide, Hülseustüchte, Mehl und andere Mlihleiitabukate. Backwaren, Vieh. Fleisch. Alenchwaren und Fett mehr erhöbe» weiden. Noch bevor die Bestimmung gesetzlich sestgrlegt wurde, habe» verschiedene Stadt verwaltungen. unter ihnen auch Nat und Stadlvervldnete von Dresden, in Petitionen an den Neichslag ans die schweren Schädi gungen hingewkesrn, die der Wegfall dieser indirekten Abgaben den «enreiildeflnanzen verursachrn wird, und haben um Ablehnung de» betreffenden Paragraphen gebeten. Nachdem er trotzdem an genommen worden war. bildete sich sogleich ein Ausschuß von Beitretern deutscher Städte zur Beratung von gemeinsamen Maß nahmen für seine Wiederbeseitigung oder vielmehr zur Erhaltungdes Oktroi bis zum Abläufe der der- rkitlge» Handelsverträge im Jahre 1!N7. Am wichtig,ten erschien zunächst die Aufstellung einer cinwandsreie» Statistik über die finanziellen Wftkunge» des Neichsabgabeverbots alb Basis für alle weiteren Schritte. Man mußte sich ein klares und anschauliche- Bild zu verschaffen suchen l. vo» dem Eiunahme- austalle. der den Gemeinden auS dem Relchsabgabevecbot un- unttelbar erwächst, 2. von dem mittelbaren Einnahuieverluste. der dadurch entsteht, daß im Zusammenhänge mit diesem Verbot Ver brauchsabgaben. die ihm an sich nicht unterliegen, künsiighin mit ihrem Ertrage in ein Mißverhältnis zu den ErlievuiigSkoste» geraten und deswegen beieitigt wrrde» müssen, 3. vo» dem PensionSaufwande für Verbrauchsstenerheamle. die mit dem Inkrafttreten des ReichSndgabeverbvts im Genieindedieuste unver wendbar werden. 4. von der etwaige» Verminderung der Verwal- tungSkosten für daS Oktroi lzur Berechnttiig des Nettoverlustes' und 5- von der Gesamtsumme, um die. wo kein anderer Ersatz sich beschaffen läßt. daS Aufkommen an direkten Gemeindesteuern ,e»t- sprechend einem weitverbreiteten Svrachgedrauch im folgenden Umlagen aenanntl erhöht werben muß. Das Material hierüber wurde, wie eine vortrefflich orientke» Wche Denkschrift de- Direktors des Dresdner Statistischen Avises Dr. Schäfer ansführt, durch eine Umfrage bei l71 Ge- melnden gewonnen. Auf sämtliche 1383 Gemeinden, die von dem Reichs« bgadeverbot überhaupt getroffen werden, die Umfrage zu erstrecken, erschien au« praktiichrn Gründe» unaugäugig, sie beschränkte sich deshalb in Preußen und im Großlierzogtum Sachsen-Weimar und kn den Herzog!inner» Sachsen-Mkiinlige» und Sachsen-Koburg-Gotha auf die Genieinden. die wenigstens 1000 Mk. JahreSerlrag aus den verbotenen Steuern erzielen, nnd in Bayern auf die unmittelbaren Städte. I» den übrigen Bundesstaaten dagegen wurden alle in Betracht kommende» Ge meinden in di« Erhebung einbezogen. Auch in diesem beschränkten umfange gibt die Erhebung ein statistisch völlig ausreichend sub- stanzilerteS Bild von dem Einffusst des Neichsabgabeverbots auf die GeniklndehanShalte, denn sie ersaßt den weitaus größten Teil (etwa 80 Prozent) der an diesem Verbote finanziell interessierten Bevölkerung. Mit der Aufarbeitung des Materials zu der Denkschrift wnrde da- Statistische Amt der hiesigen Stadl beauftragt. AuS dem Inhalte sei folgendes mttgeteilt: In den 171 Erhevuiigsgemriiiden zusammen warfen die Ver brauchssteuern im Jabre 1003 netto 2!» >10 312 Mk. ab. Davon entfallen auf Abgaben, dir dem Reichsverdote unterliegen, 13S38 >33 Mk. — 47.9 Prozent, auf Abgaben, die wegen Un rentabilität in Zukunft beseitigt werde» müsse», 455 490 Mk. — l.5 Prozent, auf Abgaben, die fortcrbvbeu werde» können, 14 722660 Mk. ---- 50,6 Prozent. Der Geiamtverlust beziffert sich für die Erhebungsgemeinden ans 49,4 Prozent des Gesamt ertrages. daS heißt sie verlieren etwa die Hälfte ihrer Oktroi- Einnahmen. Würde daS Oktroi um sieben weitere Jahre «bis >917) befristet, so würde damit, uugeiechnet die Ertragssteigerung in der Zrst von 1903 bis 1917» den Genieinden eine Einnahme vo» über 100 Millionen erl-alten, für dir sie andernfalls Freilig, 14. Tezemker >VVL. Ersatz über schaffen müssen. Dazu kommt noch rl» PenssonSmffwand für abgehende Veidra»chSsIeu»rbeamle. Diese Summe entspricht einer Steige- ruu« des seitherigen U m la »ee »t ra »r» von 86 Million«» um t/ Prozent. Natürlich varlizipiereu die Geureiudeu au dem Eittuahmeoerluit »nd der Itmlagesleigeruu» iu »erschlcdeuem Grude. Am erleusivslcu wird die Wttkuug der NeichSat>»abr- vcrliols iu Bayern seru, wo außer de« uumttlethareu Ltävleu noch' 1130 kleine Gemeinde», ihm »»lrrtiegen. Am intensivste» wird eS in de» retchstündischen Gemeinden wirken, für die nach sranzö- siicher Nebrclieserung daS Oktroi die Hauptetnnahiurauelle bildet.' Eine Erschütterung des ganzen Steuersystems bedeutet eS für Preußen, wo »ach oen Intentionen des KommunalabgabengesetzeS das Geineindeoklioi zur Milderung des direkten Steuerdruckes in besonderem Maße beitragen soll. In alle» übrige» Buudesstantru sind seine finanziellen Folge» zum mindesten lief einschneidende, schwer zu beseiligcirde. In Sachsen fallen unter das Abgalbcverbot des Zolltarif- gefctzes nur zwei Gemeinden: Dresden und Bautzen. Im Iaure 1906 belief sich in Dresden der ordentliche Gewnitde- dar« der politischen Gemeinde und der evangelischen Schulge meinde zusammen auf 31 A41564 Mk. Davon «wurden durch dirstle und indirekte Gemcindsfteuern gedeckt 11347135 Mt., das ist 35,5 Prozent. Aon diesem Steueraufkommen (Brutto ertrags entfielen auf die Einkommensteuer 55,6. die Versrauchs- abgaacn 20,1, die Grundsteuer 9,6, die Berkehrsa'bgabe vom Grundbesitz 9,4. «die Bürger- -und Einwohnersteuer 3.1 und auf sonstige Angaben 2,2 Prozent. Aus dieser Uebevstcht er hellt ohne werteres, von welch hervorragender Be deutung die Verbrauchssteuer in Dresden für die Deckung des Gemeindefinanzdedorfes ist. Sie steht mit ihrem Ertrag unter den Gemeindesteuern an zweiter Stelle und hat im Jahre 1903 ein Fünftel des gesamten Steuerertrages aufgebracht und über 7 Prozent des ganzen Finanzlbedarfes gedeckt. Die Ver- ovauchssteuer zerfallt in Dresden in 4 Gruvven, in eine Ab gabe auf Mehl und Backwerk, eine wiche auf Vieh und Flei'ch, eine solche aus Wildbret, Gciflügel und Fische, und eine solche aus eingcführtes und aui am Lrt gebrautes Bier. Von dic'en 4 Verbrauchssteuern fällt mit dem Inkrafttreten des' Reicks- abgabwerboles die erste und die zweite ipso iurv weg, und wird die dritte, die Abgabe von Wildbret. Geflügel und FMen. aus Bcrwaltunasrücksichten. «wegen der Spannung zwi'chen dem Er trag und den Erheb»ngskosteil, ausgegcbcn werden müssen, so- daß dann nur die Biersteuer der Gemeinde noch verbleibt Bringt man an dem Bruttoertrag der Verbrauchssteuer des Jahres 1903 von 2272 519 Mk. die Erhebunoskosten mit 2S8 885 Mk. in Abzug, so belief sich ihr Reinertrag aus 2 003 W4 M'k. Davon entfielen auf die Abgabe von Mehl und Backwerk 37,3, Vieh und Fleisch 33.4. «Wildbret, Geflügel und Fischen 9.8 und Bier 19Z Prozent des Gelamlerirages. Hier nach wird also Dresden an seiner Verbrauchssteuer einhüßen unmittelbar 70,7 Prozent, mittelbar 9.8 Prozent, das ist 80.5 Prozent des Gesamtertrages. Zu diaem Ein nahmeverlust gesellt sich in Dresden noch eine Ausaabe von 107 721 M. für abaehende VerbrauchSstcuerbcamte, «die pen sioniert werden müssen, lodos- al'o in Zukunft im -ganzen 1720 937 M!k. mehr als bisher durch direkte Gemeindesteuern aufzvibrinaen fein «werden. Im Jahre 1906 bezifferte sich in Dresden der Bruttoertrag der Einkommensteuer auf 6 498113 Mark. Daraus ergibt sich ein Nmlagebctrag pro Kopf der steuerriffichten Bevölkerung von 39,84 Mk. Durch den künftigen Mehrbedarf wird diese Kopfguote um 10,55 Mk. qcftcigert werden. Natürlich gilt diesir TurKchnitts- «atz nicht für alle Einkommensklaffcn gleichmäßig, ändern richtet sich nach der Progression des Steuersnßes. Die Steuererböhung, die das Neichsabgobcverbvt not wendig machen wird, wird inDresden ganz besonders hartzunach st den Mittel st andtreffen, also gerade diejenigen Erwerbskreise, die zurzeit am schwersten mn ihre berufliche Selbständigkeit kämpfen müssen. Denn wenn ei» kleinerer Getverbetreibcndcr, der zum Beispiel ein Einkommen von 4300 Mark hat. von dem er schon jetzt 120 Mark Staats- und 120 Mark Gemeindecinkommenstener zahlen muß, h«»on noch weitere 29 Mark Gemeindesteuer zahle» soll, so rrifft ih» dies unter allen Umständen empfindlich, un» er wird das neue Opfer, das er der Gesamtheit dringe» muß, nur dann sü. gerechtfertigt hatten können, wenn der Allgemeinheit dadurch io der Tat bejnndere Vorteile crtvaäiM. Aber auch den A i > d e i t e r t r e > s e n , die mit dem Pfennig rechnen und künftig- hin L bis 5 Mark an direkter Gemeindesteuer mehr werde» ausbringen müssen als bisher, anher den festherigen 10 du.- W Mart, wird damit eine linst ausgcbürdet. die, wir die Er fahrungen beweisen, die bei der Eintreibung gerade der kleine? Steuerbeträge geuuichr werden, sic drücken muß. I« «anzeu wirb i» Dresden die städtische Einkommensteuer erhöht »erden müssen znr Deckung des durch das Neichsabgabeverbot direkt verursachten Verbrauchssteueraussalles um 21,8 Prozent, zur Deckung des indirekt dadurch veranlahten Ausfalles um 3 Proz., ziir Deckung des Pcnsio>isa,ii>vandes um 1,7 Proz. und zur Deckung des neuen Gelamtbedarss um 265 Proz. Dement sprechend wird der Steuersatz der städtischen Einkom mensteuer in Dresden künftighin statt etwa 100 Proz. rund 127 Proz. der wtaatssteuer be trogen. Die Stadt Bautzen verliert durch dos Reichsverbo! 69.3 Proz. ihrer Verbrauckssteucreinnahmc. Nach dem Ertrage von 1903 sind dies 34 714 Mark. Dazu wird noch ein Penstons auswand für aügehende Berbranchsstenerbeamte von 4095 Mar' kommen, so daß der durch Gemeindecinkommensteuer zu Leckende Gesamtbetrag sich auf 36 809 Mark beziffern wird. Dadurch wird sich der Ilmlagevcdars, der im Jahre 1903 114 400 DLork betrug, um 33,9 Proz. erhöhen, und es wird m Bautzen de, Einheitssatz der Gemeindeeinkommensteuer von '26000 Mark stoth 4,4 mal 5,9 mal erhoben werden müssen. — Die Darlegungen Dr. Sck,ä»'ers schließen: „Daß das Reichs abgabeverbot einen Eingriff in die Fundamente des deutschen Gcmeindcsinanzwe'ens darstellt, den Gemeinden die Durchführung ihrer wirtschaftlichen und kul Grellen Ausgaben in außerordentlicher Weise erschweren wird und der Finanzwirtsckaft vieler Gemeinden geradezu »erhäng niSvoll werden kann, darüber ist nach dem Gesagten kein Won mehr zu verlieren. Es ist nicht anzunehmeu, daß der Reichs tao die Konsequenzen seines Verbotes, als er es erließ^ in diesen! vollen 1lm»ange erblickt hat. es fehlten ihm dafür die nötigen Unterlagen, und es erscheint deshalb lediglich als eine Forde rung der Billigkeit, daß den Gemeinden wenigstens Zeit ge lassen wird, sich aus die Neuordnung der Dinge gehörig ein zurichten, Dazu reicht aber die kurze Spanne Zeit bis zun« Avril 1910 nicht aus. Das Reichsverbot hqt, wenn es nicht revolutionierend wirken, sondern einer organischen Fortbildung der Steuerverl'ältniffe, im Sinne der Gegner der indirekten Steuern anSgedrückt: einer Modernisierung dieser Verhältnisse Platz schassen soll, in den meisten Bundesstaaten zur Voraus sitzung. daß die Gesetzgebung über die staatlichen und kommu nalen direkten Steuern abgeändert, neugcsialtet wird. Wie lang sam und bebutlam aber gerade in diesen Fragen die gesetzgeben den Körperschaften vorzugehen offenen, das weiß -eder, der die Steuerdebattcn z. B. in den sächsischen und bayerischen^Kam- mern in den letzten Jahren verfolgt hat. Um das Oktroi- verbot seines revolutionären Charakters zu entkleiden, ist also vor ollem Zeit erforderlich: die Frist bis 1917 erscheint dazu ausreichend." NcucsteDralitiiielvnnllcn vom 13. Dezember. Deutscher Reichstag. Berlin fPriv.-Tel.) Haus und Tribüne sind stark be setzt. Am HnndesratStst'che Reichskanzler Fürst Bülow. di? StaaiK'ckretäre v. D'chirichky und v, Stengel und Ävlonial- dircktor Derirburg. Auf der Tagesordnung stebt die .zweite Beratung des Na ch t rags ct a t s für S üd«wsst gs r i k a. Die Budgetkommffsion ist unter Verwerfung aller Anträge, «wie auch der Regierungsvor.age lediglich zu dem negativen Bechluy gelangt, die ülblchniing des Nachtragsetats zu beantragen. >K- lregt vor zunächst ein Antrag der Freisinnigen Dolkspartei, Sie für militärische Zwecke geforderten Summen zu bewilligen mit der Maßgave. daß die Heimsendung von weiteren 4000 Mann «Mist nnv Msitnsklilift. 4* Im SSnigl. vofoperittjittlse wnrde kärchenwlel., vän'el und Gretel' gestern HumperdinckS . zum zweitenmal als WeibnachlSstück zur beauemen Stunde der Kleinen «6 Uhr, nnd ru ermäßigten Eintrittspreisen gegeben, auch diesmal wiever, mit Ausnahme des ersten RaugeS. vor vollbesetztem Hanse und unter den üblichen Begleiterscheinungen aus der Mitte der Kindcrwclt, dir sich bei solcher Gelegenheit nnte>ei»ander fast ebensoviel zu er zählen. ebensoviel M lun nnv zu lassen weiß, wir die Darsteller ans per Bühne. Für dre Erwachsenen, die gestern in mindestens gleicher Zahl wie di« Sinder erschiene» waren, sind diese naiven Aenßerun- gen und daß kindliche Gehabe der Mintaturbesncher gewöhnlich von besonderem Reize »nd ein Schauspiel für sich Obgleich nicht » verkennen ist. daß sich der riesige orchestrale Apparat nnd der Wasnerftfl der Humpeidinckschen Musik nicht recht im Einklänge «it der Schlichtheit und Anspruchslosigkeit des liebenswürdigen Wettricken Textbuches bringen lassen, nnd nainentlich die Kinder welt einigermaßen stutzig z» machen geeignet ist. fand die Auffüh- mng «lt Fra» Wedekind und Frl o. d. Osten als Grelel and Hänkel, Herrn Plajchke und Frl. Schäfer als Ellern- paar «rd Herrn Erl als giftige Kunsperbexe den ongeleillen Beifall bei rung »nd alt. so daß man in echter Märchenstiminung. volldesrledigt auch von der prachtvollen szenischen Ausstattung, v«r Hiinfel und Gretel schied. Snnzert. Kerr BroniSlaw Hiibermann hätte sich mit , Enolge im 2r»sonie.K'lmzert der König!. Kapelle begnügen Darnach noch zwei eigene Konzerte innerhalb weniger ben »u geben, war bei der UeberMe musikalischer Pro- duktion nicht klug. Denn leer waren beide Male Kasse und Saal. Istnmerhm gilt hier noch das Wort Franz I.: „Tour psrcku. lkors I'konnour." Diese wurde auch.gestern wieder lviK Mter« Stimmungen enthaltende Werk vortrefflich rm Sinne de- Komponisten, am zufriedenstellendsten in dem reinen, von seelischen Leiden sprechenden Adagio. In dem eigenartigen «refto, ,n dem der letzte Sqtz sich ouStobt. sagte uns Herrn tzäbermanns Auslassung weniger ,u. 'so rauh und weltschmerz- wütig, wie er es tat. brauchte er vier nicht in die Saiten zu greifen. Er schafft damit einen Widerspruch zu dem, was er unS vorher an feinsinniger, dem Wesen der Sonate entsprechen der Ausführung hören läßt. Fast tadellos gelangen ibm da gegen drst kleinere Stücke von Dschaikowsky: „Meditation", „Scherzo". „Melodie". Er spielte sie ausgezeichnet, mit Wärme und Innerlichkeit, aut in dem seffelnden Reize der eigenartigen modulatorischen Akzentnation. Derartige imtsikalisch geistreich erfundene »nd fein auSgearbeitetc Stücke, die nebenlni nach der Eleganz des Salons verlangen, liegen Herrn Hubermann mit am besten. Jedenfalls hat Herr Huocrmann sich auch dies mal wieder als Künstler von hervorragendem Talent nnd Distinktion bewährt. Nach dem. was bisher über ihn kritisch ge'agt wurde, ist kaum noch etwas nachzutvagen, Herr Singer war dem Konzertgeber ein ebenso vortrefflicher Begleiter am Klavier, wie, er sich als Solist ouszeichnete. 8. 7* Heute vor 60 Iahien. am 13. Dezember 1846, erlebte ein Trauerspiel am Dresdner Hottbeater feine Uraiüsnbrnntz. das schnell einen wahren TriuMphzug über die deutschen Bühnen machte: GatzkowS Tragödie der Gewissensfreiheit „Nriel A costo Den Stoff des Dramas batte Gutzkow schon 13 Jahre vor dem Trauerspiel in epischer Form behandelt. Die Erzählung „Der «Sadduzäer von Amsterdam" faßt den Stoff freilich vielfach anders an. nainentlich läßt sie den Helden zwischen Judentum »nd > Christentum hin und herschwanken und die Skepsis in seinem Wesen vorherrschen. Auch sind in der Novelle die Eharaktere der Judith nnd drs Ben Jochat zweldentiser gehalten. Im all gemeinen verfährt daS Druma mit größerer Freiheit, hält sich aber doch in der Hauptsache an des 159l zu Porto geborenen. 1640 durch Selbstmord aeendeten ReliglanÄMofophen Ursel Acosta. oder eigentlich richtiger da EostaS. Selbslbiograpbie, die erst 40 Jabre nach Acosta- Tode in feinem Hanse in Anistcrdam ent deckt und von Pd. Lstnbroch beranSgegebeii wurde. Der llriel Acosta der Urpremiere war Emil Devrient. .. f" Fm» Cosima Wagner ist mit Professor Schweninger, ibrrm Sohne Siegfried und der Tochter Frau Tdvde gestern Nardt in Bayreuth anarkomme». Sie stieg selbst auS dem Coups und ging über den Perron zum Wagen. Fra» Cosima unterbielt sich lebhaft mit ihrer Umgebung. Demnach scheint der Fall erledigt. Berliner Leven. L. Berlin. 12, T^ember, Sensationen um setze» Preis verlangen heutzutage die Berliner. Es findet rast täglich eine Jagd nach aurregsntzen, auffehenerregciidcn Neuigkeiten und Vorgängen statt. Es gib, zahlreiche Leute, die unbedingt dabei sein müssen, gleichviel war, sie an Geld und Zeit daiür opfern. Für diese Sensajions- jäger ist die verflossene Woche eine wahre Luit, ober auch eine furchtbare Oual gewesen. So viele Serffalwnen unmittel bar auf- nnd nebeneinander gab es ja in der ganzen Welr nicht, wie in der deutschen Rcichshaupfftadi. Selbst ein nicht zu bescheidenes SenianonSbebür'ins wurde da vollauf befriedigt. Man denke: erstes Auftreten des neuen Kolonialdirektors im Reichstage: fein Duell Mit Bebes in dcolcr Konkurrenz mil dcm Prozeß gegen de» falschen Hauptniann von Köpenick; Zu sammenstoß zwilchen Rocren und Dernburg im Reichstag: Erst aufführung dex „Salome" von Richard Strauß im Königlichen Opernhaus«; Hinrichtung des Raubmörders Hennig? In de, Tat. cs war für gewisse Leute eine Lust, in dieser prächtigen Woche, in der die aufregenden Ereignisse kaleidoskopartig wechselten,, zu leben. Eine Lnsi. aber vielfach auch eine Qua! , l«ra es noch bei Heunigs Hinrichtung, vic ohnebin unter Äuvschluß der Ocftcntlichkeii statffand und bei der man sich tvobl oder übel mit den „liebevollen" Schilderungen einzelner Blätter begnügen mußte, die jedes Wort des Raubmörders vor und bei seinem letzten Gange mit der Treue eines Phonographen Wiedergaben Aber schlimmer stand es um die „Premieren" Dernbiiras und „Salomes". Zur letzteren waren die An meldungen gleich nach Eröffnung zwanzigsach überzeichnet, und die Buletlhändler, die wieder einmal aus Roercnschen Hmtc» treppen jo manches kostbare Muberkärtchen ergattert hatten, machten großartige Geschälte, Machen sie noch immer. Denn gleich die ersten zehn Wiederholungen waren ebenfalls aus- vcrkoust, und wer nicht bei der ersten Aufführung zugegen Wwr.
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