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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 24.12.1908
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1908-12-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19081224026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1908122402
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1908122402
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1908
- Monat1908-12
- Tag1908-12-24
- Monat1908-12
- Jahr1908
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Di«1t» vlat» wird den Lesern von Dresden ,,»gestellt. während c» die Vost-«bvnne»tcn am und Umgebung am Tag« vorher bcreii» al» ^ I Morgen in einer GclanuauSgabc erhallen. 33. Jahrgang. 355. vnu,-gebühr viert,liabrl »itr Lre«. deu d.i'tänli.h nwct- «ali»erZutragung a„ Eom,- und Niontuge», nur einmal) 7 A) Mk.. d, rch"u-w«1rnflk Kom mis,louare »i»0 Mk. Bet einmaliger Zu- stkllung durch d'e 2 olt -M.,ol.ne^rne. geio.. Tie den Leiern von Tre-den n. Nmgkbuug »u» Tuge vorder zu- gestellten Abend.Aus gaben erhalten die ans- »värltaen Bezieher mit der Morgcn rAuSsmbo tusammen zugesteUt. NaHkruknu' nlit deut- I.chcr Q- ellenangada l.L'etd. NoLr."» zu lässig. Unverlangte Franuslrivte werben nicht auibewahrt. Telegramm-Adresse: Nachrichten Trcsdcn. GegvLrnöeL 18SV Druck und Verlag von Liepsch L Reich ardt in Dresden. r)cruptgescbäftsstclle: Marie,istrasie 38/^0. Tonnerstag, 24. Tezemver 1908. An,eigen-Tarif Annahme von Attküu diaun.jeu bis nachn- -- Uhr, sonntags nur ".'.'Lnrenslraße von '1 tu- > Udr. Tn- euypaltige ütrundzeil lca. 8 Silben, Lr P».. Familien .'iachrirliken an- Dresden 20 Vs.. ls!cschl1,t2.An-.etgen uu, der Privat,cur Zeilc Ui) vi.: die z:oeispalt,,.e Zeilen. rexiiettctrO'V' — In Nummern noa> 2onn u Ieicrtigcn die cuiipalllge isirunr z l e:it»v' .au' vuoc.'. scuo -lO Pi . Aomilicn Nachrlchien a. Iretzdr.»! diel^.ttttozeile2.°»Ps. - Auswärtige Aufträge nur gegen Dorausdc- Zahlung. - Jedes Be. 1 gvlatt. kostet 10 P'. IIniiiieiiliMei' l :: 2 n Loks /tltmarkt. :: I ÄMachtrgttcheM vrscdtvolle ^eukeilea Ir» LIKA^sr» Lir»cl OoIcl^vLri^Lr». tckrepiieiilirliei' I L»8«6 ß - - :: :: Loks /Ntmsrlit. - :: :: ortrczo Losov. In Ludwigstal sind bei einem Feuer zwei Kinder ver brannt. Zn der Königlichen Kruft der Tomkirchc zu Roeskilde wurde ein Einbruchsdicbstahl verübt. Ein Stockholmer Ingenieur hat eine Erfindung gemacht, mit der Photographien telegraphiert werden können. Bei Le Sablon-West ereignete sich ein Eisenbahn unglück. NeuesteTrahtmcldmlgeil vom 23. Dezember. ' Koloniales. Berlin. Aus D e n t s ch - L ü d w e st a f r i k a wird amtlich gemeldet: Am lst. Dezember überraschten 32 über- getretene Hottentotten bei Springpntz eine Iagd- gcseüfchast, die aus dem Farmer Strnller ans Springvutz und drei Buren bestand. Ter Bure Olivicr wurde er schossen. Fünf Gewehre, viel Munition und drei Pferde wurde» von de» Hottentotten erbeutet. Ter Feind wich nach Morden aus. Am gleichen Tage wurde die Farm Pcttklnft etwa 10 Kilometer westlich von Davignab von 20 bis 30 bcivassnctcn und berittenen Hottentotten über fallen. Die Führung hatte wahrscheinlich Abraham Nokf, ein Unterkapitan Moreng-as. Tie Farmer Schmicdecke, Hube und Nolies sind gefallen. Erbeutet wurden von den Hottentotten Iagdbüchsen und zwei Pistolen. Ferner wurde am 18. Dezember die Picrdewachc der 0. Gebirgsbatterie bei Hcidamm durch Hottentotten angcgri'scn, wobei der Sergeant Fehlings und der Reiter Zimmcrmaiin fielen. Tags daraus wurde eine leere Karre derselben Batterie bei Pcttklnft gleichfalls von Hottentotten überfallen, wobei der Reiter Babbe siel. Waisen und Wagen nebst Bespan nung wurden geraubt. Ein am 20. Dezember früh auf den Biehposten Fonteinklnft durch Hottentotten ausgcsühr- ter Ucbcrsall wurde von der Besatzung ohne Verluste zurück- geschlagen. Drei Hottentotten wurden schwer verwundet. Ob die genannten Uedersälle von einer und derselben Bande herrühren, ist bis jetzt nicht scstgestellt. Ter Kom mandeur des Südbezirks hat sofort die Verfolgung der Räuberbanden ausgenommen. Das Ergebnis ist noch nicht bekannt. Zur OricntkrisiS. Konstantinopcl. (Prin.-Tel.) Prinz Mohammed Neschad soll seinem kaiserlichen Bruder erklärt haben, auf die Thronfolge verzichten zu wolle». Infolge dieser Resigna tion würde Prinz Zzzevin. des Sultans Abdul Asis Sohn, als nächstältester Prinz des Hauses gemäß der osmanischcn Hausord nung Thronfolger, doch wird der Krosiwejir in nächster Zeit dem Parlamente eine Acnderung Vorschlägen, wonach der älteste Sohn des Sultans Abdul Hamid. Selim. oder des Sultans Lieblingssohn Rarhaneddin, der sich um das Zustandekommen der Perfassung und des Parlaments Verdienste erworben hat, »um Thronerben vorrückt. Gleichzeitig solle festyestellt werden, daß künftig der Thron Osman nicht mehr wie bisher dem bisherigen ältesten Prinzen der Dynastie zufalle, sondern vom Bater auf den Sohn übergehe. K o n sta nl i n o p c l. Die Pforte ernannte den Han- delSminister Nuradunqiau z»m Delegierten für die Ver handlungen mit O e st e r re i ch - tt n ga r n. Wie „Ikdani" meldet, wird der Ministerrat heute die Forderun gen der Türkei scststellcn. Dasselbe Blatt erklärt, die Ab reise des Notschalters am Wiener Hofe Rcschid Pascha am seinen Posten sei eine Folge der Eröffnung der Unter handlungen. Wien. Gegenüber anderslautenden Meldungen teilt das „Wiener Korr.-Bur." mit, das, die österreichisch-unga rische Regierung sich aus eine Erörterung türkischer An iprüchc aus Gcldcntichädigung bisher überhaupt nicht eingelassen hat. London. tPriv.-Tel.i Die Note Bulgariens an die Mächte betont die Friedfertigkeit der bulgarischen Negierung, weist aber daraus hin, daß sic angesichts der Provokationen durch die Pforte, wozu auch der Bonkott bulgarischer Waren gerechnet wird, für den weiteren Ver lauf der Dinge keine Verantwortung trage. Venezuela. Caracas. Vizepräsident Gomez hat die Frei lassung aller politischen Gefangenen ange ordnet. Berlin. (Priv.-Tel.) Castro ist noch keinerlei Mit teilung über die angebliche Sperrung seines Bankkredits zngcggngcn. Er befindet sich noch immer unter Beobach tung. Bisher ist es dem Pros. Israel noch nicht möglich gewesen, eine sichere Diagnose zu stelle», doch läßt das Be finden Castros viel zu wünschen übrig. Berlin. (Priv.-Tel.) Tic Iankschen Wand gemälde im Neichstage, die in letzter Zeit Gegen stand lebhafter Erörterungen waren, werden bereits in den nächsten Tagen.aus dem Sitzungssaal«: des Reichs tages entfernt. Gmünd. Der zwischen Gmünd und Tonzdorf ver kehrende Postwagen stieß bei abendlicher Dunkelheit an einen großen Stein und stürzte um. Der Postillon Seng wurde vom Bock geschlendert und getötet. Tic beiden Insassen und die Pferde blieben unverletzt. Offcnback. (Priv.-Tel.) Stach der „Osfcnb. Ztg." hat ein hiesiger Ingenieur ein neues lenkbares Lust schi s f erfunden, das aus ganz eigenartiger Grundlage das Problem des starren und doch zerlegbaren und bequem transportablen Luftschiffes löst. T a r n o w i tz. Infolge Spielens von Kindern am offenen Feuer brannte in der Abwesenheit der Eltern die in Ludwigstal bei Georgenberg gelegene Besitzung des Bauers PiantvwSki nieder. Beide Kinder im Alter von sH und 2s-e Jahren sind dabei umgc kommen. Stuttgart. Bei Heutingsheim im Oberamtc Lnd- wigsbnrg wurde eine große Niederlassung ans der Steinzeit aufgcfunden. Bisher sind 20 Wohnstätte» zu erkennen. Eampobasso. Das Geschworenengericht hat den Bildhauer Eifiariello, der seine Frau getötet hatte, freigcsprochen. Paris. Dem «Echo de Paris" zufolge sind die zwischen der französischen und der belgischen Regierung schwebenden Verhandlungen über das Vorkaufsrecht Frankreichs betr. den Äongostaat dem Abschluß nahe. 'Nach dem neuen Abkommen, dessen Unterzeichnung Ende der Woche erfolgen dürfte, erhält Frankreich dieses Vorkaufsrecht für den Fall, daß Belgien eines Tages de» Kongostaat ausgcbc» sollte. Noestildc. In der vergangenen Nacht ist in der königlichen Gruft der Domtirche ein Einbruchs- sieb stahl verübt worden. Mehrere goldene und silberne 'tränze, darunter der vom Präsidenten Falliörcs gespendete silberne Kranz, sind gestohlen worden. Von den Tätern fehlt jede Spur. Stockholm. lPriv.-Tcl.s Ein hiesiger Ingenieur namens Grell hat sich eine Eriindung patentieren l-ssen, mit der man Photographien telegraphieren kann und die deshalb Telekinematograpl, heißt. Ncwnork. Im H e ra l d-S q ua r e - Th ca t e r ist kurz vor Schlug der Abendvorstellung Feuer in Lei Galerie ausgebrochen. Sämtliche Beiucher tonnten sich retten, ebenso die Schauspieler, die in ihren Kostümen aus die Straßen flüchteten. Oertliches nno Sächsisches. Dresden, 23 Dezember. —» Se. Majestät der K önig sagte heute mit mehreren Kavalieren auf Wachwitz-Pappritzer Revier. —* Der erste Oberlehrer am Königl. Lehrerseminar in Leipzig, Professor D r. Barth, ist vom 1. 'April 190!' eb zum Direktor dcS Königl. Seminars in Auerbach >. V. ernannt worden. -» Vom Vau der Nngnstusbrückc. Tie Erwciterungs bauten der Wartehallen und Dicnsträumc der Sächsisch-Böhmischen Tampsschis?ahrts-Ge- , ellschast am Tcrrassenuscr gehen jetzt ihrer Vollendung entgegen. Ter Zuwachs, den die an die Brühljchc Terrasse stoßenden Fachivcrtgcbüude erhalten habe», ist ziemlich be- trächklich. Eir ent sprang der Notwendigkeit, für den durch den Umbau der Augustusbritcke bewirkten Wegfall der beim «Hotel Bellevue" bestehenden Absertigungsstelle Ersatz zu schassen. Von nächster Saison ab werden also sowohl die stromauf wie auch die stromabwärts verkehrenden Personen, dcunpser der Gesellschaft vom Terrassen-Kai abgchcn bezw. ihren Landungsplatz finden. Ebenso wie die vorgenannten Räumlichkeiten soll auch das Hänschen der Fahrschein-Aus gabe eine Erweiterung erfahren. Zu diesem Zwecke wur den vor kurzem bereits die Seitenteile dieses Holzbaues abgebrochen. Eine einschneidende Veränderung der Phustognomic des Terrasieiiufers bringt ferner die Ver längerung desKais »nd die Anlage der neuen, beim «Hotel Bellevue" endenden Straße mit sich. Mit Aufbietung zahlreicher Arbeitskräfte hat die von der Königlichen Wasserbanverwalttnig hctraute Firma Otto u. Schlosser, Meißen, in den letzten Wochen den Vau der Kaimauer rasch gefördert. Aus Veto» mit Sandsteinverkleidung be stehend, erstreckt sich dieses Baumert bereits bis über das im Zuge der Brühlschcn Gasse liegende sogenannte „Stadt- loch" hinaus. Zur Hintersüllung der Mauerkrone dienen in großen Elbzillen herbeigciührte Baggermasscn. Die Reihen der starken Spundwände zur Abdämmung des Wassers sind bis in die unmittelbare Nähe der Ueberreste des alten Augiistusbrüüenbanes vorgerückt. Vor und hinter dem noch stehenden Pseilerstumpf werden die Boh rungen zur Unterstichnng des Untergrundes eifrig fort gesetzt. Tie Fundamentierungen der an das Brücken-Widcr- lager anschließenden Mauern und Trcppcnausgänge nebst der Kanal-Ausmündung sind glücklich zu Ende geführt Kunst und Wisstnschlifi. s* Mitteilungen aus dem Bureau der König!. Hostheater. Es wivd nochmals ausdrücklich daraus hingcwiescn, daß die Vorstellung des W c i h n achts m ärchens im Schauspiel hanse am 2. We ih n a ch t s s c i e r t ag lSvnnabcnd. den 20. Tczemln'rt ausnahmsweise bereits um l Uhr beginnt. — Im Schauspiel Hause geht am 1. Wcihnachtsfcicr- tag (nachmittags s-3 Uhr) das Weihnachtsmärchen „Schnee wittchen" von E. A. Gürncr, Musik von E. Niccins, Ballett von Äug. Berger, in neuer Einstudierung »nd zum Teil neuer Ausstattung an Dekorationen und Kostümen in Szene. I» den Hauptrolle» sind beschäftigt: Frl. v. Schlct- tin'gen. Herr Tillcr. Frl. Diacono, Herr Wahlberg. Herr Neninann. Herr H»ff, Herr Bauer. Herr G»nz, Frl.!Scheud- ler, Herr Eggerth, Frl. Werner. Frl. Leder niw. Tie vor- kommcndcn Tänze find vom Ballettmeister Herrn Berger einisludtert und werden von den Solotänzcrinnen Frl. Gäb- ler und Frl. Heß. dem Königl. Ballettkorps und den Eleven der Ballettschule auSgeführt. Tie neuen Dekorationen „Im Walde" »nd «Zwerghütte" sind -vom Hostheatcrmalcr Herrn Rieck gemalt. — Herr Tr. Naonl Aiiernheimer wird der Uraussühriing seines Lustspiels «Ti cqlücklich stc Zeit" im 'Schauspielhause am 1. Wcihnachtsseiertag (Freitag, den 20. Dezember) beiwohne». -- Tie Vorstellung der Oper «Loh eng rin" von Rickmrd Wagner im Opcriitxutf« am 2. WcihiiachtSsciertag (Sonnabend, den 20. Dezember) be ginnt ausnahmsweise schon um 0 Uhr. f* Königl. Opernhaus. In der heutigen Vorstellung gastieren in -er Oper „Salome" Herr Oskar Bolz vom Königl. Hostheater in Stuttgart als HcrobeS und Frau ZnSzalcwicz vom Stadtthcater in Köln als Salome. k* Städtische Subvention für das Leipziger Stadt» Aeatcr. Eine bedeutsame Berändcrung dürste, wie uns aus Leipzig gemeldet wird, in Bälde in den dortigen Theaterverhältnisien Platz greisen: es sind Vorarbeiten zu einer Subvention des Leipziger Stadtthea- terS aus städtischen Mitteln in die Wege geleitet worden. Da- Unternehmen, das früher als Goldgrube galt, fordert bereit» seit Jahren erhebliche Zuschüsse seitens des der zeitigen Pächters. Da eine Herabminderung des AuS- gabenctats einer Herabsetzung der Leistungsfähigkeit des Theaters glcichkäme, hofft man, daß sich die Stadt Leipzig entschließen wird, in Zukunft aus die Erhebung eines Pachtzinses von dem Stadttheatcrdircktor zu verzichten und diesem außerdem noch eine jährliche finanzielle Bei hilfe garantieren wird. Dann würde cs vielleicht auch mög lich sein, dem Leipziger Stadtthcater wieder die Bedeutung zu erobern, die cs seinerzeit unter der Direktion Laubes und Friedrich HaascS hatte. s* Konflikt zwilchen Else Lehmann und der Direktion des Deutschen Theaters. Zwischen Else Lehmann und dem Deutschen Theater ist, wie aus Berlin berichtet wird, wegen eines Vertrages, den die Künstlerin mit Direktor Rein hardt geschlossen hat, ein Konflikt entstanden. Der Ver trag ist bereits vor drei Jahren geschloffen worden. Tic Künstlerin behauptet nun, cs sei ihr bei Abschluß des Ver trages versichert worden, daß sie ebensoviel Gage beziehen würde als Frau Sorma. Vor kurzem hat sic erfahren, daß Frau Sorma SO000 Mk. beziehe, während ihre Gage nur 30 000 Mk. beträgt. Aus diesem Grunde erklärte Else Leh mann, das Engagement im Deutschen Theater nicht an- trctcn zu wollen. Daraufhin Ist von der Direktion des Deutschen Theaters die Aestsieünngskiage gegen Fra» Leh mann erhoben worden. Ein Urteil ist bisher nickt cr- flosscn, da noch mehrere Zeugen vernonrmen werden sollen. Der Prozeß gewährt zugleich interessante Einblicke in die (Yagcnvcrhältnissc der Stars. Eine Kritik Pariser Bühuenkuust, insbesondere der staatlich subventionierten Theater, fällt der Dichter und Ab- geordnete Gustave Rivct in einem längeren Referat, das dem französischen Senat zur Begutachtung vorgclegt ist. Dieses Referat enthält manche interessante Einzelheit: Seine Ausführungen sind streng sachlich, sie lassen die Gründlichkeit und den weiten Gesichtskreis Rivcts erken nen. Sie berühren literarische Dinge, die nicht nur inner halb der Grenzen Frankreichs interessieren. Tie Regie rung sowohl wie die Volksvertretung wendet in Frank reich den künstlerischen Dingen Interesse und Fürsorge zu. Der Äammerrcfcrent Rivet berichtet, daß die dramatische Produktion in Frankreich nicht mehr auf der Höh« sei und von fremdländischer Literatur zu stark infiltriert werde. Gustave Rivet findet in diesen Einflüssen Grund zu ern sten Befürchtungen. An einem einzigen Tage haben nicht weniger als sechs Pariser Theater, und nicht etwa Bühnen minderer Gattung, fremdländische Stücke aufgcführt. Es yandle sich nicht allein um musikalische Werte — ans allen Gebieten werden fremdländische Produkte für Paris über setzt, adaptiert, bearbeitet. Diese Bearbeitungen seien nicht nur für einzelne Matineen bestimmt, um vielleicht mcrt^ volle und belehrende Musterbeispiele fremder Literaturen zu geben — nein, sie bcherrichcn die täglichen Aifichcn und locken weiß Ser Himmel wieviel Snobistcn an, die sich zum Besuche primitiver, kindlich naiver, schlecht gebauter Stücke des Auslandes verleiten taffen. Nur die Comädic Frangaise, so rühmt der französische Kammcrreferent, entziehe sich dem sremdlandischcn Einfluß. Gustave Rivet preist den erprobte» literarischen Geschmack Jules ClarctieS. Der Referent tritt dasür ein, das beseitigte Lcsekomit-ce (Direktor und sechs Sozictäre) wieder einzusetzeu, und er wähnt auch den Plan, diesem Komitee eine» Akademiker, die Präsidenten der «Koaiötä <!>>,- autom'5" und des „Osrolt; ckk, In aritiguk-" als Beirat beizugcben. Tie Große Oper, die wie eine ungeheure Maschine nur äußerst langsam funk tioniert, unterzieht der Referent vor dem Forum der Kammer einer eingehende» Kritik. Diese verbreitet sich bis auf einzelne Lichtcfsclte und die Verwendung der Orgel. Die Ncuinkzenicrung des „Faust" sei nicht gelungen: die szenischen Reformen seien hinter der Königliche» Oper von Budapest zurückgeblieben. Bei einer Ausführung von „Romeo und Julia" habe der Referent zu seinem Leid wesen im Gesang russische, englische »nd deutsche Akzente vernommen. Hier mahnt Gustave Rivet wieder, die hcimi schc Kunst zn pflegen. Auch die Ov >) ra Eomigu e, die unter der intelligenten Leitung Albert Carrös den ersten Rang behaupte, könne kritischen Einwendungen, so meint der gewissenhafte Referent, nicht entgehen. Er habe im Spiclplan Namen von Komponisten bemerkt, die man nicht als Künstler betrachten dürfe. Tic dritte vom Staate subventionierte musikalische Bühne, das ThöLtre de la Galts. hat populärcn Charakter und soll, entsprechend den niedrigeren Eintrittspreisen, den Geschmack der klein bürgerlichen Kreise bilden. Die staatliche Subvention sei zu gering, um diesen Zweck zn erreichen. Die Stadt Pari»
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