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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 22.04.1909
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1909-04-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19090422020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1909042202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1909042202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1909
- Monat1909-04
- Tag1909-04-22
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Diele» «lat, wirb den Lesern von Dresden und Umgebung am Tage vorher bereit» al» -Ibenü-Mrgabe zugeslellt, während e» die Post Abonnenten am Morgen in einer Gesamtausgabe erhalte». 53. Jahrgavg. ^ir Ul. ptul/tiährl. Mr DrG» d«u b<t täglich zwei maliger Z»uragung (a« Sonn, und MonUw«n nur etnmaN 2 Ü0 Mk., durch ouowLrttgeLom- miisionüre S.Ü) Mk. Be» einmaliger Zu stellung durch die Post 2 M.tvhne Bestellgeld). Die den Lesern von Dresden u. Umgebung am Lag« vorher zu» gestellten Adend-Lu». gaben erhalten die aut- rvärtiaen Bezieher mit der Morgen. »u«gaba zusammen zuaestellt. Nachdruck nur mit deut licher Quellenangabe (,Dr«Sd. Rachr.*) zu. ldssig. — Unverlangte Manuskripte werden nicht ausdewahrt. Donnerstag, 22. April Telegramm-Adresse: Nachrichten Dresden Druck und Verlag von tiepsch dc Reichardt in Dresden. Sauxtgcscbäftsstelle: Maricnstrafte L8/W. Fernsprecher: n ^ 2«»« « Anzeigen Daris '.'InnahML von Aukun' dtgmrgen dii. nachm N Uhr, Loni'tagü nui Marrenstrahe llü von 11 btft ' ^ Uhr 2i einspaltige Srundze,!«' lca. tj SUben, 2ü P, , Kamillen. Nachricht, n aus Dresden 20 P» lYeschastS-Anzeigeu ouj der Prwatseite .»«ekle ltO Ps.; die zweispaltig Zeile a . Dextseite OOP' — In Nummern na-i, Gönn u.Krieriagen die elnspaiüge Otrund zeile 30Ps.,aus Prwai ieite 40 Pj., ^Eitiei,- Nachrichlen a. TreSdcii die <Nt undzeite 2b Ps. — Auswärtige Nuftragc nur gegen BorauSb, zahlung - Jedes Be. jegblatt tostet 10 Ps. Dreseiner Lank ^klisnkspital unl! Lsbvrvsn 23l'/r ^i». ftlk. ompsisdit ituo vrssckvQ-^., Lünig llodann-Strassv 3 „ „ krnxsr Strusss 39 Vro»cksrl-k7., SnutLusr Strusss 3 blvisoor» unck LölLsottsndrocks. Dareivlaxen, Annahme rmr Vor/ürmunx. Lcdcctr-Verlcetir, iürüghuys; vor» Lahsoickuoten Wertpapiere, Lu- uuä Verkauf, Leteidunx. OoupoQS, lunlosunx; nnä Vkiuvsrtuux. Depots, Lutbe^vatlrun^ otkeuer u. verscchliet'SdLrku. Xreltitbriete »nt alle Lanptplätice 6er FVsIt, ZsLrv eilige Lefov. In Brambach sind am Montag und Dienstag wiederum Erderschütterungen verspürt worden; in Kreiz erfolgte beute morgen ein ziemlich starker Erdstoß. Das Preußische Abgeordnetenhaus nahm heute seine Sitzungen wieder aus; das Herrenhaus tritt am 27. Ls. wieder zusammen Maximilian Harden wird dem Vernehmen nach gegen das gestrige Urteil der Strafkammer die zulässigen Rechts mittel ergreifen. Unter dem dringenden Verdacht des Raubansalls auf den Eeldbriefträger Eulen bürg wurde in Berlin ein Kaufmann aus Königsberg verhaftet. Zwischen dem Sultan und de» Iungtürken soll eine Verständigung erzielt worden sein; eine Abdankung des Sultans erscheine als ausgeschlossen. Zwischen den persischen Nationalisten und den Truppen des Schahs wütet in dem Täbrtser Vororte Schamgazan ein hef tiger Kampf. Die Newa- und die Ladoga-Kanäle sind für choleravcr- scucht erklärt worden. Die türkischen Wirren. Die Lage i n kl v n sta n t i n opel schien gestern abend völlig verändert, so daß man die Abdank » n gdesSul la n s n i cht m e h r f ü r wahrscheinlich hält. I n allen Telegrammen der Truppe» wird die Person des Lu-ltans mit großer Lllw»n»g behandelt. Der Schert lll Islam erklärte Journalisten gegenüber, von der Slb- üanikung deö Sultans sei niemals die Rede gewesen. Der Minister rot »ahm die in der Proklamation ausgestell ten Forderungen der mazedonischen Truppen an. Wie verlautet, wird der Ein mar sch in die Hauptstadt erst in einigen Tagen ersolgen. Der englische, französisch: und der russische Bvtscl»rster wurden gestern vom Sultan nr längerer Audienz empfangen. Der Großwesir hat geistern vormittag dem Sultan seine Demission überreicht, die aber aus Bitten des Sultans nneder zurückgezogen wurde. Auch der klvmmandant des Konstantin opler Korps Nasim Pascha Iiat seine Demission wieder zurückgezogen. Iildisgerüchten zufolge wird der Vorschlag erwogen, den Sultan wegen Irrsinns abzusetzen. Elf der jungdürkischen Partei angeHörende Abgeord nete, die sämtlich in Pkazedonien gewählt worden sind, sollen von Sofias nach Ankunft in San Stefano ermor det worden sein. Die Abendblätter in Konstantinvpel leiern die anrückenden Truppen als Befreier und ermahnen die Bevölkerung zur Ruhe. Der gestrige Abendzug nach Europa ist nicht abgegangen. Die Pforte erklärte, daß sie über die Ermordung des Fürsten von Samos keine tllachricht erlioltcu liabe. Dagegen melden die Abendblätter die Ermordung deS Ka-binettschefs des Fürste», Thalassines. Es scheint somit eine Verwechslung vorzuliegen. — Wie in Stambnl gerüchtweise verlautet, Iniben sich die vor dem Iildis liegen den türkischen Kriegsschiff e lieute nachmittag für die anrückenden Truppen erklärt. Der Ehes der vor Kolistantinovel befindlichen maze donischen Truppe», fticneral Hnsni Pascha, erließ an die <Garnison Konstantinopel einen Ausruf, worin er erklärte, daß das zweite und dritte Armeekorps vor Kon- ,'iantinopel angekommen seien, um die Verfassung für alle Zukunft zu sichern, die Ruhe und Ordnung wiederherzu- stelleu und die Anstifter der lebten Unruhen zu bestrafen. Die Velageruiigotruppe» svrder» daher, daß alle Mann schaften der Garnison der .sxniptstadt in Gcgemvart des Scheiks Ul Islam sowie ihrer krummaiidanten aus den Koran einen feierlichen Schwur ablege», wonach sie den Befehle» ihrer Vorgesetzten blind gehorchen und sich für die Zukunft »ichl mehr in die Politik mischen werden. Der Schwur soll an einem Tage von der gesamten Garnison ab gelegt wei den. Die Mau »schauen müsse» sich ferner ver pflichten, der Wiedereinsetzung aller Offiziere und Unter offiziere in die Steile», die sie vor dem Aufstand iiinehatte», keinen Widerstand eutgegenzusetzeii. Als zweiten Punkt verlangt der Ausritt, daß die Soldaten der Hauptstadt sich nicht um die Maßregel» zu kümmern haben, welche die Velageruugütriippe» zur Bestrafung derjenigen treffen wer den, welche das Vaterland in Gefahr gebracht habe». Tie Soldaten müssen sich endlich verpflichten, di« Name» aller der Personen anzngeben, die sic zum Ansruhr angestiftct haben. Der Aufruf schließt, wenn diese Forderungen er füllt würden, und die geiamte Garnison während des Vor gehens der Belagerungstruppen passiven Gehorsam zeige, dann werde den Mannschaften nichts geschehen. Zugleich erließ General Hnsni Pascha einen zweiten Ausruf an die Bevölkerung der .Hauptstadt, worin erklärt wird, der Zweck der Ankunft der mazedonischen Truppe» sei, allen Verrätern des Vaterlandes, die mit der Verfassung nnznfriede» seien, eine endgültige Lektion zu geben. Es seien alle Maßregeln getroffen worden, um während des Vorgehens der Truppen die öffentliche Ordnung und Sicher heit zu wahren. Der Ausruf versichert schließlich, daß nie mand außer den an den letzten Vorgängen Beteiligten etwas von den Truppe» zu furchen hatte, und fordert die Be völkerung aus, sich nicht in Schrecken versetzen zu lassen. Beide Ausrufe sind in den Straßen als Extrablatt verteilt worden und werden von der Bevölkerung lebhaft be sprochen. Die in Smyrna liegende türkische Geschwader- d i v i s i o n 'hat «sich f ü r das jn n g t ü r k i s ch e K o m i t e e erklärt. Die Malis van Saloniki, Ueskiib und Mona'stir haben telegraphisch ihren Willen bekundet, das Ministerium nicht anzuerkcnncn. Bier Bataillone aus Ipek sind in Mitrowttza eingetroffen. Zwei Bataillone find in Ipek ge blieben. Weitere Truppenfeudnngen von Adrianvpcl gegen Konstantinvpel sind eingestellt. Aus dem Korpsbereich- vou Saloniki dauern die Transporte von Truppen aller Waisen nach Konstantinopef fort. In allen europäischen VilajetS hat das inngtürkischc Komitee eine streng« De peschen- und Po st üL e r wa ch u ng eintreten lassen. Bon Saloniki sind 79 Polizeiagenten nach Konstantinopel geschickt worden. Der französische geschützte Kreuzer „Jules Michelet" ist im Piräus angekomwen. Der geschützte Kreuzer .^Victor Hugo" ist direkt nach Mersina gegangen. Die nenefteu Meldungen lauten: K v ii sta n t i » op e l. Dschewad Bei), der erste Sekretär des Sultans, hat gestern erklärt, der S u l ta n liabe keinen Brief erhalten, in dem seine Abdankung verlangt wurde. Wenn die Armee die Abdankung des Sultans forderte, so würde er sofort einmilligeii. Der Sultan liabe nicht nur aus den Provinzen, sondern auch aus Saloniki und aus dem Heere Ergsbenheitstelegrammc erhalten. Der Sekretär fügte hinzu, der Sultan bewahre vollkommene R u h e. Ä o n st a n t t n op e l. lBo» einem Privatkorrefpon- deuten.) Die Konzentration der mazedonischen Truppen um die Hauptstadt schreitet dem Ende entgegen. Die Armee erhält fortgesetzt Zufluß von Mannschaften der Garnison, Militärschülern und Freiwilligen. T» jedoch viele real tivnare Elemente sich einzuichuinggelil versuchen, werden alle Ankommenden streng bemacht. Viele Truppen der Hauptstadt, unter ihnen drei Lalvnilier Tchützenbataillone. zeigten brieflich oder durch Tepuiativn ihre Unterwerfung an. Tie genannten Salonikier Bataillone erklärten, durch Geld verführt worden zu sein. Die Haltung der Marine ist noch unklar. Aus de» letzten Anzeichen ist jedoch zu schließe», daß sie i»il der mazedonischen Armee syinpathi siert. Ein Widerstand der Garnison gegen die anrückende Armee ist nach der gegenwärtigen Lage kaum zu gewür tigen. Tie Stimmung unter der Bevölkerung ist viel fachen Schwankungen ansgeietzt. K u n st a n t i n v p e l. lVvn einem Privatkorrespon deuten.t Tie mazedonischen Truppe» werden i» der Umgebung der Stadt sichtbar. Der Ministerrat, der nachmittags zusammentriti, wird den Belagerungszustand über die Stadt verhangen. Berlin. lPriv.-Tcl.j 'Nach den heute vorliegenden Meldungen ist es nicht unwahrscheinlich, daß die Ope ra t i v ii s a r m c e der I ii » g l ii r k c n im vollen Ein vernehmen nicht nur mit der Garnison der Hauptstadt, sondern auch mit Abdul Hamid und seiner Regierung in Konstantinopel eiiizichcn wird. -- Der Korrespondent des „Ncwnork Herald" berichtet, er erfahre ans offizieller Quelle, daß zwischen dem Sultan und den Iung- ttirken eine Verständigung erzielt worden sei. Tic Armee der Iiiiigtürkei, werde aber nicht in Konstao tinopcl einrücken. Dieses Ergebnis verdanke der Sultan der Tatsache, daß dir i» Adrianovel aarnlsonierenücn Trup- ven dem Sultan treu geblieben seien. — Tic in London ans Konstantinopel ciilgcgangcncn Meldungen stimmen dariit überein, daß eine Abdankuna des Sultans a u sg e' ch l os j c n erscheine. Die Führer der Iungtürken seien viel zu klug, um sich neue Schwierigkeiten dadurch zu schassen. Laß Ne die Thronsrage auswersen. die augen blicklich nur eine geringe praktische Bedeutung habe. Der Sultan sei den Iungtürken gegenüber sehr nachgiebig und versöhnlich acstimmt. Köln. lPriv.-Tcl.j Heute werden, wie die .Ttöln. Zig." sich ans Saloniki melden läßt, von dort 69 Polizei agenten und 290 Gendarmen nach der Hauptstadt abgeheu. um mit für die A u s r e ch t e r h a l t u n g der Ordnung zu sorgen. Beim letzten FrcitagMebet in den Moscheen ist der Name des Sultans nicht mehr ausgesprochen wor den. — Einer Ucsküber Meldunq zufolge erzählen ein- gcweihte Kreise, daß die Vorhut der auf Konstan tinopcl vorrnckenden jungtürkischcn Truppen aus schließlich ans als Soldaten verkleideten jung- türkischen Offiziere i, bestand. Tie seitens des Sultans zur Vercduna enigegengesandten Slbvrdnnngeii von Hedschas wurden verhaftet und nach Saloniki abgc- sührt, woselbst die Vcrnrteiluiia erfolgte. Die Iungtürken sind äußerst erbittert über die bestätigte Hinschiachtuna vieler junger Offiziere. Den Ucsküber Bankfilialen ist cs untersagt. Barsendungcn nach der Hauptstadt abznschickcn. Berlin. Die gestern gemeldete Enftend-ung des Kreuzers .T) a mb» r g" nach Mersina har zum Zwecke, die dort befindliche „Loreley" für Konftantinopel sreiz»machen. Die „Loreley" befindet sich seit dem ü. März aus der alljährlichen syrischen Rundreise und lag beim Aus bruch der türkischen Wirren in Smyrna. Rom. Nach einer Meldung der „Agcnzia Stefan," herrscht in Aleppo wcaen der Nichtanwesenhcit der Truppen während der letzten F e u c r s b r ü » st e eine Panik. Die Niedermetzelllligen in den benachbarten Dörfern dauern sort. Es geht das Gerücht, daß auch in Dainaskus die Lage ernst sei. Die 2. Graphische AusstellungdesDeutschen Küttstlerbundes in der Galerie Arnold. i. Ein iveit breiterer Strom deutschen Kunstlebens, als das wenigstens tu diesem Jahre doch reckt dünne Bächlein der Elbier in Richters Kullstsalou, durchflutet zurzeit sämt liche Räume der «ilalerie Arnold, welche die große, nicht wenlger als 69^ Nummern umfassende graphische Ausstel lung des Deutschen Küustlerhuildes ausgenommen hat. Wie di« erste, die zu Anfang des Jahres Ul97 in Leipzig in den Räumen des Ruchgewerbemuseums stattsand, erstreckt sic sich ans alle Zweige der graphische» Künste: nur das Plakat, das in Leipzig eine große Rolle spielte, ist diesmal — ob mit oder ohne Absicht, das bleibe dahingestellt — wcg- geblieben. Im übrigen unterscheidet sich die Dresdner Ausstellung von ihrer Vorgängerin dadurch, daß sie den Zusammenhang, der zwischen den vervielfältigenden Knu ste» »nd der druckerischeil Praxis besieht, wenig vdcr gar nicht betont, und statt dessen den künstlerischen Wert der Graphik für de» Liebhaber und Sammler in den Vorder grund stellt. Und während in Leipzig das Bestreben der Künstler, mit ihren Erzeugnissen aus der Mappe an die Wand zu gelangen und dort dekorativ zu wirken, besonders charakteristisch war, beruht der Hauptreiz der hiesigen, von den Vertrauensmännern des Bundes getroffenen A»Swahl aus de« intimen Reizen der kleinen und kleinsten Blätter, die das Entzücken der Liebhaber bilden, den flüchtigen AuSsiellungSLesuchern aber^kaum i» die Augen fallen. Bei der Frage nach der Zulassnna hat man sich wenig darum gekümmert, nachzuprüfen, vb das eine oder alidere Blatt, die oder jene Zeichnung älteren oder jüngeren Ursprungs ist. So sieht man z. B. von Max Kltnger eine ziemlich alte, merkwürdig realistisch behandelte Blei stiftzeichnung vom Jahre 1875, das Bildnis seiner Mutter darstellend, neben einer Kigurenstudic von 1993, die ganz andere künstlerische Zwecke verfolgt. Auch die kleinen, radierten Blätter von Kranz v. Stuck, unter denen der „Forellenweiher" und die „Kämpfenden Faune" die be kanntesten sind, gehören ebenso, wie seine kernigen, vier männlicher gezeichneten Akte schvn der Zeit seiner Anfänge an. Aehnliches gilt von den Radierungen Hans Thomas, des Grafen L. v. Kalckreuth, Fritz Bühles und von mehreren Lithographien Otto G r e i n c r s. die zum Teil schon hier i» Dresden ausge stellt waren. Sic hätten ruhig wcgbleiben können, weil der sich aus der Maste ergebende Eindruck des Allzuvielen dadurch abgeschwächt worden wäre. Auch der Wiener Ferdinand Schmutzer, der sich selbst vor dem größ ten Plattenformat nicht scheut und in technischer Hinsicht noch immer ohne Rivalen dasteht, ist in Dresden schon ge nügend zu Worte gekommen, so daß sich diesmal das .Haupt intercsse auf seine signrcnrcichc Genreszene „Klostcrsuppc" und seine an Rembrandt erinnernde Demonstration des Prof. Eliroback, der mit seinen Assistenten, im Begriff, eine Operation auszusührc». dargcstcllt ist, konzentriert. Die Zeichnungen Max L i e b e r m a n n s, in denen ! er »och zum Te>l ans Licht- und Sckmttenmirkilligeil ans- ^ geht und weiche malerische Effekte anstrcbt, werden auch dem Laie» einigermaßen verständlich sei»: seine neuesten Radierungen ans Amsterdam und dem dortigen Iudeii- viertcl dürsten jedoch vielen nur als ein wüstes Gekritzel erscheinen. Vicberman» beschränkt sich in ihnen ganz und gar ans den Strich »nd l>eliebt sich in Hieroglyphen auszu- drücken. Wer seine Absicht, das bunte Gewimmel des Amsterdamer Straßenledens nur durch ein Paar charak- j tertstischc Notizen anzndeuten, ist ihm doch gelungen, am besten vielleicht in der Darstellung des „Gemiisemarktes", in der seine Art wahrhaft suggestiv wirkt. Max Sle- vogt, der kaum seine Illustrationen zur Jliadc vollendet hat. hat sich eine neue Aufgabe mit einem Lithographie- wcrk zu Eoopcrs bekannten „Lederstrumpserzählungen" gestellt, aus dem eine Reihe von Probedrucken vorgcfuhrt werden. Aie alles, was von diesem Künstler kommt, zeugen sie von einem lebhaften Temperament, aber diese allzu flüchtigen Impressionen stellen -och mit ihrer völli gen Nichtbeachtung aller Fvrmengesetzc an den Beschauer Zumntlingen, die zum »nndeslcil bis an die äußerste zu lässige Grenze geben. Das bloße Andente», das Bermeide» jeder strengeren Form und die weitgehendste Subjektivität scheint aber gerade dasjenige zu sei», was die maßgebenden Spitzen des Küilstlcrbnndes besonders begünstigen. Man komm, wenigstens ans diese Vernnitung, wenn man sieht, welche Künstler durch die Verleibnug des Villa-Romana-Pretses ausgezeichnet worden sind. Es sind dies außer Paul Baum, der mit einer Anzabl von gezeichneten Prnnk- stlicken in seiner bekannien «stricheln,anier varadicri, W i l l i G c i g c r ans Schönbrun» bei Landshut in - Bayern und der durch S ch in i d t - R cuth und Walter i E v n z in Karlsruhe ausgebildctc Adolf Sch in i n e r e r, der in Tennlohe zwilchen Nürnberg und Erlan !ge» lebt. Beide babc» sich bereits durch mehrere zusinn ! mengellörlge Folgen von Radierungen i» den Kreisen der Liebhaber und Sammler einen Namen gemacht und ern teil nun gewissermaßen die Früchte ibrcr bisherigen Be mühllngcil. Geiger, der die Schule Stucks und H a l r» s in München genossen hat und schon einmal durch die Ster leihung des Schackprcises, den er zn einer Reise nach Spanien verwendet hat. „»sgczrichiirt worden ist, inter essiert »nmentlich dnrch die beiden Blätter a»s dem Zykluc- „Stierkampt", in denen er mit einer an Whistlers Art geschulten Knappheit die stürmische Wildheit eines spani iche» SticrgefcchteS glücklich zum Ausdruck bringt. In dem Springbrunnen von Versailles und in dem Damen porträt zeigt er sich dagegen noch im Kampfe mit tech Nischen Schwierigkeiten besangen, die aus eine Wen düng zu einer neuen, no» der früheren wesentlich verschiedenen Vortragsweise hindeutcn. Schinnercrs um fangreichstes Werk ist bisher die aus 16 Blättern bestehende „Geschichte des Tobias". Ihr bester Vorzug ist die kindlich reine, herzenswarme und völlig naiv anmutcndc Dar stellung, die sich -er arößtcn Sparsamkeit in den Mitteln
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