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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 03.06.1909
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1909-06-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19090603013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1909060301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1909060301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1909
- Monat1909-06
- Tag1909-06-03
- Monat1909-06
- Jahr1909
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 03.06.1909
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53. Jahrgang, 152. « 7» l>» h- -B 8. S0 0.- BezugSgebübr ««MljÄrl. 0>r Drei- d«» d>t Watt» «>»«!. w-tt«erZulr-a»^g,»» Sonn- u»d Molttisrii xur >tt»»i>0 2,dOMk, durch »u«wan>,k8>n». mijitonare 2.so Mk. »dm»ttg«r Zu- IxUung durch die Pott üM.WdncB-tttllgad-. Die de» Leiern von Ireiden ». U>u»ebuug am Doge vorder »»- aesiellle» Adend Auo- gade» crbotton die aus- umriiae» Bejiedcr nur der Morgen-Äudgab« julammen jugeiielli. «-»druck nur Mil deut licher Quellenangabe i .Dieid, Nachr ", »u- >o,I,g. — Uuverlaugl« Mauulkril'le lucrde» nicht aujdewuhrl. Iclegrainm-Adiessc: Nachrichten Dresden. Fernsprecher: 11 . 2098 « 3881. Donnerstag, 3. Juni Druck und Verlag von Liepsch 5: Rcicbardt in Dresden. Lobvek L vo. llollielernuten 8r. A:ij. cj. Köni-rs v. lsneüson. »ttek-vkoeolLüe Ho. KV0. lunrolveilettiii: Iireddeii, sitmrrltZ. Anzeigen-Daris diftuilflcn bis »ich,ii. Uhr. Loimlnqa nur Manku,l».,po N8 ,w,i Il btsi ' l Uh». Die «l-.^pattzo2 Gz.mrdj.cOo <.L. ^ Lilb.-n^ ö.', Pi. fiamilirn ^acknicloc.: t uo Dirodru 20 P» ^-eschätt^ .'sn»ciflcn »>,i der Prwat^ite Zeile a. Terlsci!- 00 — In ')ttt»,mcln nach Sonn u. Feiertagen die einspaltige «Viunv jzeile!ivP,..auiPlit'ai jcite 40 Pi., Familien- »'.'acht ichtci, a. DtrSde , dieGrun-seUe^.', Pi '.'luowanigc .'iliftrage nur gcg-.'n No.au.b. Gablung. — Icdea 21-, lcgdiatt koüct lO P . Hauptgeschäfts st clle: Marirnstrniic ^ I'dotvzr. ttu88lvllui,k: IntlU8lrlv U»Ue, I. I'tu^v. K l.umisra-zutovlirompl,tton K t .-ttttrlr »x>2 Illuill 3.2ü ill-ll I Iliilil. ii. prisrl. »oll.. « I, Valktr. 25. ^ nL LeO«Ir«8 IU>tzi88ner MmimIiM» I>> ^ httdon VVeltruk! " — ! * Ilaiipl-IVIvckerlaxxe bei ^1. WuI»Si'U»i'«tt, Aloclmnilivr I DM" Xtpiuitliiroii Kirr 8,>teme in eixener Necldlsil. gebrniirdio uittii dis iottrcdireudeii b»rt»>^ei»-rt<ii Ilitiionlucclci Ont O tt»iiich»,»i,o>IIIIe'». Keine besvudero Diät. Iiejne is-Iindlielis XobenrrislrUNL. iinxviiebm sinrunebmen. bester Kr»,kr Mi- tenera Lruvuenstureii. Lebaebtel 2 dkarlc. ^IleinrorliLuk und Voi>:>nd kr L l ^ kr O-r Lpaeisltabrile kör OkreLO^«-^. t, agsn V0«»iri«r»drae.^s dt?2L. Lette,krcM8or«t Lrr»L»- Zalomoniz.^poldeke M> 1-, >« untai ldt HK AL^r7 orkic^o Losere. Mutmaßliche Witterung: Warm. Gewitterneigung. Die sächsisch-offiziöse „Leipziger Zeitung" äußert sich in längeren Ausführungen zu den Arbeiten der Hinanzkommission des Reichstages. Gestern nachmittag fand die Einweisung und Verpflichtung des aus Zwickau hierher berufenen Dtadtrats Christel statt. In Berlin fand gestern die von der Berliner Handels kammer behufs Stellungnahme zu dem Beschluß der Finanz- kommission des Reichstages über die Besteuerung von Wert papieren einberufene Versammlung der deutschen Handelsvertretungen statt. Geh. Rat v. Tschudi wird, wie verlautet, schon am l September die Leitung der Münchner Zentral-Kemälde- galeric übernehmen. Der Reichsverband deutscher Aerzte erklärt sich in einem Rundschreiben gegen den ärztlichen Generalstreik gegen über dem Entwürfe zur Ncichsversicherungsordnung. Der 2 0. evangelisch-soziale Kongreß wurde gestern in Heilbronn eröffnet; Gras Posadowsky sprach über „Luxus und Sparsamkeit". Die Columbia-Universität in Washington ernannte den deutschen Botschafter Grafen Bernstorsf zum Ehren doktor der Rechte. wer. Anke Die letzte Hoffnung. An längstens zwei Wochen wird der Reichstag berufen kein, sein Votum über die Vorlagen zur Sanierung der Rcichsfinanzcn abzugcben. Leider wird man dieser schwer- wiegenden Entscheidung nur mit den ernstesten Besorg nissen entgegensc-hen können. Die jüngsten Vorgänge in der Ainaiizkommission des Reichstags haben eine Lage ge schaffen. die einem allgemeinen Chaos verzweifelt ähnlich sieht. Die Partcigruppicriing, die sich nach den Neuwahlen von tW7 ergab und die seitdem die Grund lage der inneren Reichspolitit gebildet hat, ist nach heftigen Aiiscinandcrsehuiige», die sich teils Auge in Auge im Schoße der i>i»a>iztv»r»iiisiv», teils im Wege pnrteiossi- zicller Erklärungen und Kontroverse» abgespielt haben, anscheinend zerfalle», und cs ist vorläufig nicht abzusehc», wie der unheilvolle, das vaterländische Gefühl ties ver letzende Zwiespalt beseitigt werden soll. Und dvch muß er beseitigt werden! Andernfalls würde sich der Reichstag als die verfassungsmäßige Vertretung des deutschen Volkes ein nationales Armutszeugnis und «in politisches Un- sähigkeitSzeuguis auSstellen, das im Interesse unserer Ehre und unserer Weltmachtstclluiig tief zu beklagen wäre. Ittr die Abgeordneten des Reichstags ist keine vcrantwortungs- oollere, aber auch keine dankbarere Ausgabe denkbar, als das Vaterland von dem materiell und moralisch unerträg lich gewordenen Iinanzelciid zu befreie». Und dieser Aus gabe gegenüber sollte der Reichstag versagen? In dcm- ielben Augenblick hätte er das Vertrauen und die Achtung nicht mehr verdient, die ihm die Nation cntgcgcnbringt. Das von einem Bismarck geschaffene Reich soll keine Volks vertretung gegen das Reich, sondern eine Vvllsvcr- trctnug für das Reich Imbc». Ei» Reichstag aber, der Deutschland in dieser furchtbaren Not im Stiche ließe, der cs zum Gespött aller äußeren und inneren Rcichsscindc machen wollte, der seine» StaatSkrcdit, sein Prestige auss schwerste erschüttern wollte, wäre auf gut deutsch gesprochen ein Reichstag gegen das Reich. Die Vorlagen, die die verbündeten Regierungen haben ausarbciten lassen und »M, reiflicher Prüfung zum Beschluß erhoben liaben, sind in der Kommission fast bis zur Unkennt lichkeit verstümmelt worden. Die in Ansatz gebrachten Er träge aus der geplanten Branntwein- nnS Tabaksteuer, die als Geniißmittetstcilcr» ersten Ranges äußerst tragsähig und überall im Auslände in ilmfasscndster Weise a»sgeba»t sind, werden nach den Beschlüssen der Kommission laum an nähernd erreicht. Rach denselben Beschlüsse» ergibt sich bei dem Gesamtertrag ans den indirekten Stenern ei» A»s- iall von mindestens 00 Millionen Mark. Auch die oorgc- schtagenen neuen Besitzstencrn sind in ihrer Art und nach ihren voraussichtlichen Erträgnisse» in mehr als einer Hin- ilckü ansechtbar. Die Berechnungen der Kommission bezüglich der iienvorgeschlagcneii Bcsitzstcnern beruhen, da es vielfach an jeder Erfahrung und jedem Mahstab fehlt, aus durchaus unsicherer Grundlage; es gibt sogar Stimmen, welche be haupten. die Berechnungen seien in der Absicht, die Erban- jallsteuer überflüssig erscheinen zu lassen, ausgemacht wor den. Niemand hat bestritten, daß die Norlagcn der verbünde ten Negierungen verbesscruiigsfahig waren. Niemand wird bestreiten, daß der Gedanke einer weiteren stärkeren Heranziehung des mobilen Kapitals bis zu einer gewissen Grenze Berechtigung Hai. Aber die Art, wie die Reichssiiiaiizrcsvrm der neue» Mehrheit in der Kommission sozusagen im Ramichversahrcn zustande ge kommen ist, gibt immerhin zu Bedenke» Anlaß. Und weiter hat die Mehrheit Vorschläge gemacht und angenommen, die im Wege der Aiiiaiizgcsetzgcbung kaum diskutabel sind, die vielmehr nur als wirtschastspolitische Maßnahmen — das gilt z. B. von Mühlenumsatzsteuer und Koli.lcuaussuhrzoll — Verivirllichung finden könnte», wobei das Ausland i» der Lage wäre, ei» gewichtiges Wort mitziisprechen. Aehnliche Bedeuten bestehen in der Einführung einer sogenannte» Koticruiigssteiier, die der Vertrete r der s ä ch s i s ch e n Negierung, fraglos im Einverständnisse mit den übri gen bundesstaatlichen Regierungen, als unannehmbar be zeichnet hat. Reichsumsatzstciicr von Grundstücke» und Reichswertznwachsstcuck in den vorgeichlagcnen Formen stoßen gleichfalls ans großen Widerstand. Darüber haben die Konferenzen im Rcichsschatzamt Gewißheit verschafft, und die auf den ,2. d. M. einberufene gemeinsame Tagung deS Zcntralverbaiidcs des deutschen Bank- und Bankier- gcivcrbes und des Zentralvcrbandcs Deutscher Industrieller, aus der eine Interessengemeinschaft der privaten Vertretun gen von Deutschlands Industrie, Handel und Bankwesen geschaffen werden soll, wird sicherlich scharfen Protest er heben. der allerdings, da es sich um ausgesprochene Inter essenvertretungen handelt, nicht allzu tragisch ge nommen zu werden -braucht. Die Regierung hat, um nichts unversucht »u lassen, waS die Rctchssinanz- reform fördern kann, in mehreren Fällen -er Kommis- sionsmchrheit ihr Material — sie hätte dies auch jeder anderen Mehrheit gegenüber getan — zur Verfügung ge stellt. Damit ist aber noch nicht gesagt, daß die Fraktionen die Vorschläge ihrer Vertreter in der Kommission unter allen Umständen aut heißen müssen, und cs ist deshalb wohl eine nicht unbedingt zutreffende Behauptung, wcnn angc- kttndigt wird, daß den Beschlüssen zur Finanzrcform, wie sic in zweiter Lesung gefaßt sind, im Plenum des Reichs tages eine Mehrheit völlig sicher ist. Auf den Reichstag in seiner Gesamtheit muß also die Nation ihr lctzcs Hoffen setzen — von seiner Entscheidung wird auch die Regierung, wird vor allem der leitende Staatsmann seine weitere Haltung abhängig machen. Hier und dg mag wohl der stille Wunsch die Herzen bewegt haben, daß der Besuch der Rcichsbotcn bet dem Grasen Zeppelin, daß der Anblick eines unbc- rcchcnbare Perspektiven eröffnenden ErsindungswcrkcS, das deutsche Energie zustande gebracht hat, allseitigcm E»t- gcgcnkvmmcn und Zusammenwirken den Weg bereiten möge. Auch dieses Hossc» ist durch den unglücklichen Zu. fall, der de» unbeugsamen Manu mitte» im glänzendsten Erfolge betroffen !hgt, zuschanden geworden. Aber das deutsche Volk sollte erwarten und zuversichtlich vertrauen dürfe», daß der Reichstag auch ohnedies Pflicht- bcm » ßtscin und politische Einsicht in genügen, dem Maße besitzt, um das Vaterland vor schweren Stürmen zu bewahren. Solche Stürme sind, wenn bas Finanz- resormwcrk nicht bald in vernünftiger Weise zustande ge bracht wird, unausbleiblich in wirtschaftlicher Hinsicht, aber auch iinaiisbleivlich für die inncrpolitiichcii Verhältnisse des Reiches, gleichviel, ob Fürst Bülvw oder ein anderer Staatsmann das schwere Amt des Reichskanzlers verwaltet. Neueste Drahlmel-imgen vom 2. Juni. Zur Reichssinanzreform. Berlin. sPriv.-Tel.j Im großen Sitziingssgalc der Handelskammer fand heute die von der Berliner Handels kammer bchuss Stellungnahme zu dem Beschluß der Fiiiaiiztvinmiisioii des Reichstages über die Besteuerung von Wertpapieren einberufene Versammlung der deutschen a n d c l s v c r t r c t u n g e n, die in un mittelbarer Beziehung zu den deutschen Börsen stehen, statt. A» der Versammlung nahmen die bedeutendste» Vertreter der deutschen Handclswelt teil. Die Handels kammer Dresden war vertreten durch den Geh. Kom merzienrat Fr. Tietcl. Zum Vorsitzenden der Versamm lung wurde der erste Vizepräsident der Handelskammer Berlin, Generalkonsul Franz v. Mendelssohn, gewählt. Berlin. sPriv.-Tel.s Eine heute hier tagende Ver sammlung dcutscher Fabrikanten von Parfüme, ricn und kosmetischen Mitteln faßte einstimmig folgen-, den Beschluß: Tic Versammlung nimmt Stellung gegeni die in der Oeffentlichkcit verbreitete Meinung, als stimme die Branche und namentlich die Großindustrie in gewissem Sinne Ser in der F inan z l v m m i s s! o n des Reichstags angenommenen Steuer ans Parfümerien und verwandle Artikel zu. Sic erklärt vielmehr die fragliche Steuer sin völlig iiiiaiinehmbar, da sic einerseits den Ruin der In dnstrie bedeute» und sieuertechnisch iiiidurchführbar icin würde, anderseits auch dem Reiche die erwartete Einnahme bestimmt nicht bringen würde. Flensburg. lPriv.-Tel.j Tie Hauptversammlung des B ii n deS d e n tsche r V e r t eh rs v c r c i n c faßte nach einem eingehenden Vortrag des Rechtsanwalts Lrbcrecht Leipzig einstimmig eine Resolution, in der die neuerdings gevlante Ausdehnung der Fahrkartensteuer ans die t. Klasse als unsoziale, die begonnene Abwande rung in die niederen Wageiitlassen nicht verhindernde Maßregel verworfen und die gänzliche Beseitigung dieser vertehrsseindliche» Sicner gefordert wird. Die Auslandsreise des Fürste» Eulcnbiirg. Berlin. <Priv.-Tei.! lieber die Rechtsfrage der A iislaudsrei s e des F ü r st e n E n l e n b u r g wird von unterrichteter Seite nnsgeführt: Ter Haftbefehl gegen den des Meineides Verdächtige:: war bckaiiiiltich erlassen wegen Kollusionsgefahr und Fluchtverdacht. Nachdem durch den Ab'chluß der Voruntersuchung die KvIlnsionSgcsahr be seitigt war, hob das Kammergcricht aus Grund des 8 07 der Strnsprvzeßordnung den Haftbefehl aus, nachdem «ine Sicherheitsleistung in Höhe von 100 000 Mk. bewirkt mar. Nun bestimmt aber 8 08 der Strafprozeßordnung, daß ein Angeslhiildigtcr, dessen Freilassung gegen Sicherheits leistung erfolgt ist, wenn er nicht im Deutschen Reiche wohnt, verpflichtet ist, eine im Bezirke des zuständigen Ge richts wohnhafte Persönlichkeit zur Empfangnahme von Znslcllitngen zn bcoollmüchtigc». Sicrn«ti ist Fürst Eulcn- burg sogar berechtigt, dauernd seinen Wohnsitz im Aus lände zu nehmen. Trotz der Sicherheitsleistungen ist aber nach den Bestimmungen des nächsten Paragraphen ein An- geschnldigtcr zur Hast zu bringen, wenn er Anstalten zur Flucht trifft, ans eine ergangene Ladung ohne genügende Entschuldigung ansblcibt, oder wenn neue hcrvorgctretenc Umstände seine Verhaftung erforderlich machen. Keine dieser VvraiiSsctznilgen trifft auf den Fürsten Eulenburg bisher zu, da er den Aufenthaltsort dem Gericht bekannt gab. Rechtliche Bestimmungen irgendwelcher Art stehen daher der Reise nach Gastein nicht entgegen. Anderseits aber darf man anuchmc», daß die phhsiichc Möglichkeit dieser Reise ans die Entscheidung über die Frage der Ver- handliiiigssähigkcir nicht ohne Einfluß sein wird. 20. evangelisch-sozialer Kongreß. Heil b r v » ». lPriv.-Tel.j Bei bcm heute in Hell braun cröfsiiettn 20. erangelisch-sozialen Kongreß wandte sich Professor A dols Ha r na cl in feiner Begrüßungsrede scharf gegen die Kastcnabspcrriiiig und den Klasseiidiiutel, die dem Berliner Theologen gefährlicher erscheinen als der Klane „haß. Dem Kongreß ist cs von Anfang an klar ge wesen, sagte er, wenn wir die soziale Lage der Arbeiter ver bessern wollen, müssen wir allem zuvor mit dein Kastengeist unter »ns a nfrä» men. Dann nahm G ras Posadowsl » zn seinem Hanptrcserat über: „Luxus und Sparsam tci t" das Wort. Er führte zuerst aus, cs sei der größte Ruhmestitel des Deutschen Reiches, daß es in der sozial politischen Gesetzgebung eine führende Stellung ei »nehme. Der frühere sraiizüfische Präsident Lvnbct habe ihm gelegent lich einer Audienz, die er bei ihm lmUc, erklärt: „Ihre svzialpoliliiche Arbeit in Deutschland wird ans die ganze Kiittnrwelt revolutionierend einwirtcii." Rach dieser kur zen Einleitung lam er aus das Thema seines Vortrages zu spreche». Er desinierlc zuerst den Begriff „Sparsamkeit" und erklärte, es sei tein Zufall, daß in dem Augenblick, in dem im denlsclieii Reichstag der Müßigfeit und Sparsamteit das Wort geredet wurde, auch in Englgnd durch Lord Rosc- berr», wie i» Amerika durch Hgrrimau, das Prinzip der Sparsamteit gepredigt morde» sei. Dieses Zusammen treffen, müsse einen inneren Grund habe». Was in frühe reu Zeiten als Lilrns galt, wird bald zu einem allgemeinen Volksbedürsnis. Im gewöhnlichen Leben sicht man vsi mals nur den Luxus b.u andere». lHeiterkeil.j Es wäre volkswirtschaftlich verkehrt, den Luxus an und für sich als etwas Verderbliches anznscheii. Nehmen wir z. B. die Entwicklung des Antvmvbilvcrtchrs an, so sehe» wir das deutlich. Was heule manchem als Luxus erscheint, kau» bald als allgemeines Bedürfnis gelten. Ein gewichtiges Wvri ans dem Gebiete des Luxus spricht die Mode, so .unsinnig sie auch manchmal sein mag. Luxus treibt der, der mehr ausgikt, als er lann. Der unberechtigte Luxus wird ans dem Gebiete des gesellschaftlichen Lebens getrieben, wo oft die geistige» Gitter über den materielle» vergessen werden. Die Geseltschast mit ihrer Repräsentation trat sich hier zur fixen Idee entwickelt. Die Anfbringuiig der Zinsen ist im all gemeinen leichter als die Beschaffung von Kapital. So hat inan in Staat und Gemeinde ^Schulden auf Schulde» ge häuft. Auch » ach dcrgroßc n Fi » anzrcsv r m w i r d die Schuldenlast des Reiches sich weiter steigern. Wenn di« Regierung Sparsamkeit predigt, pflegt sie neue Stenern zn brauchen: das ist eine Natur erscheinung, sowie cs gefriert, wen» das Thermometer unter Null fällt. Ist nun die,'!a»l»ugsfäl,jgtcit des Reiches er schültert? Davon kan» keine Rede sein. Ich mache der Reform aber den Vorwurf, daß sic zu ivenig Einnahmen fordert. In jedem Lande muß es eine Aristokratie geben, die berufen ist, das Volk zu führen. Eine solche kan» sich
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