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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 02.10.1909
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1909-10-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19091002024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1909100202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1909100202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1909
- Monat1909-10
- Tag1909-10-02
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Diese» vlat« wird d«» Leser« »»» Dreste« uud u«tz«b«v> «« Tage vor-er berrtl» «I» Mencl-Wrgabe »ugeftellt, wahre«» e» die Vost-Lbouaenten -m Morgen t» einer iSesamiauSgabe erhalten. 54. Jahrgang. ^ 273. vezugügebühr »terteljnhrl. für Dres den bei töqltch zwei- maliger Zutraaung (an Sonn- und Monlaaen pur einmal^ L bO Mk., durch nuSivörtlaeKom- mijswnare 3oO Lik. Bet einmaliger Zu- Ilellung durch die Post 3 MlotzneBestellgeld). Tie den Lesern von Dresden u. Umgebung am Tage vorher -u- gestellten Abend-Lus gaden erhalten die ous- wculiaen Bezieher mit der Morgen Ausgabe zusammen zuaestellt. Nachdruck nur mit deut licher Quellenangabe (_L»eld. Nachr.^ »u- lilssig. — Unverlangte Manuskripte werden nicht ausdewahlt. Sonnabend, 2. Ottober 1999. Tclcgramm-Adresse: Nachrichten Dresden. Druck und Verlag von Liepsch L Reichardt in Dresden. Hauptgeschäftsstelle: Marienstrasce 58M. Fernsprecher: ii » so»« «:r«o» Anzeige«-r-vts '.'lnnahmc vo»l Ankün digungen bis nachm. lt"b!ü"!^Uhr Dt^ »inspaltige Grundzeile <ca. 8 Lilben) 25 Pf., Kamillen Nachtichtcn ou<r Dresden 20 Ps . H)eschösl-2.An teigen aus der Pnvatseitc Zeile 30 Ps. i die zweispaltige Zeile a. Tertlette SOP» -- In Nummer,» nach Sonn u Feiertagen di? einspaluge Oirund- ze»1e ltOPs.aufPrwot- ieite tO Ps., Aamilien- s)lachr»ch:en a. Dresden die GrunozeUe 25 Ps. — AltSwänige Aufträge nur gegen Borau-be- zahlung. — Jedes Be- »egdlalt kostet 10 Ps. lVlocl. ^immst-ukk-vn Soll«» flbrlirit» . Unüdortrotton» ««»»»dl »on >S dl» XX) d»,eß. Lustsv ItH/VionitTStnssselssH R LcNe Nttrily^oNsiinsts- R N^B Qk^osss Llsruluiii'sn ALrv erNgo Lesev. Ein auswärtiger Diplomat bringt im „Newyork Herald" Enthüllungen über einen englisch-spanischen Ge heim vertrag bezüglich Marokkos. Die nächsten vier französischen Lenkballons sollen die Na men der Opfer der „Republiqnc" erhalten. Der König von Portugal wird im November Paris besuchen. Das vor einigen Tagen entdeckte Komplott in Mon tenegro bezweckte die Entthronung des Fürsten Nikolaus und die Proklamierung des Prinzen Danilo zum Herrscher. Pearys Schiff „Roosevelt" ist in Newyork angekommen. Neueste vradtmelclungen vom l. Oktober. Der jüngste Hohenzollcr. Berlin. Die Nachricht von der Geburt des dritten Sohnes des Kronprinzenpaares rief in der ganzen Stadt sreudtgeAiiteilnahme hervor. Zm kron- pri-nzlichen Palais traf um 8 Uhr früh der Befehl ein, die Flagge zu hisse». Um 9^ Uhr flaggte dieKommandantur und gab sofort an die Militärgebäiide den Befehl, auch dort die Flaggen zu hissen. Zu derselben Zeit benachrichtigte das Hosmarschallamt die Staatsgebäude. Auch viele Ge schäfts- und Prwathäuser haben Flag gen, chmnck angelegt. Potsdam. Das kronorinzliche Hosmarschallamt er läßt nachstehende Bekanntinachung: „Anläßlich der Ge burt eines Prinzen liegen heute und morgen von 1t Uhr vormittags bis 5 Uhr nachmittags im kronprinz- lichen Palais in Berlin und im Portieröause am Hanpt- ei.igange zum Neuen ««Karten in Potsdam Einschrcibelisten aus- Heute früh gegen 8 Uhr rückte eine kombinierte Batterie des 2. Garde-Feldartillerie-Rogiments unter dem Kommando des Hauptmanns v. Bauer zum Lustgarten ans und gab einen Salut von 72 Schuß ab- Tie Stadt Potsdam trägt reichen Flaggenschmnck." Ein englisch-spanischer Marokko-Vertrag? Paris. iPriv.-Tel.) Ein auswärtiger Tiplomat^der unbekannt bleiben ivill, bringt in einer Zuschrift im „Newyork Herald" Enthüllungen über einen an geblich zwischen Englgnd und Spanien be stehenden G eh e i m v e r t rag bezüglich Marok kos. Dieser Vertrag sei kurz nach der Vermählung des Königs Alfons mit der Prinzessin Victoria von Batten berg zwischen beiden Negierungen alogeschloiien morden. Zn diesem Vertrüge sichere sich Spanien Englands mate rielle und moralische Unterstützung für seine Expedition ins Rifgebiet, ivmic für die Ausdehniing seiner Besitzungen in Nordafrika zu. Spanien dagegen verpflichte sich, seine Besitzungen in Nordasrika tm Kriegsfälle England strate gisch zur Verfügung zu stellen. Zur Verschwörung in Montenegro. Cetinje. Die Untersuchung über das vor einigen Tagen entdeckte Komplott hat ergeben, daß dieses zu dem Zwecke organisiert war, um die Regierung zu stürzen, die wegen der Bombenassäxe vom Fahre 1907 zu Kerkerstrasen verurteilten Personen zu befreien, den Fürsten Niko laus zu entthronen, den Prinzen Tauilv zum Fürsten zu proklamiere» und die jetzigen M i » i st e r zu toten. In das Komplott sind etwa 20 Personen ver wickelt, von Vene» 10 bereits nach Albanien geflüchtet sind. Tie Anstifter der Verschwörung haben bei der Bevölkerung leine Unterstützung gefunden. Berlin. Ter Reichskanzler v. Bcthmann Hollweg ist heute früh hier cingetrvfscn. F r a » k s u r t a. Nt. Wie die „Franks- Ztg." aus New port meldet, ist Pearys Schiss „Rvvscvelt" dort angetvmme». F ranksnrta. M. Wie die „Franks. Ztg." aus Kon- stantinvpel meldet, bestätigt ein Zrade des Sultans die Todesstrafe durch E r h ü n g c n gegen weitere 10 Mu hammedaner in Adana. 84 Angetlagie wurden zu länge ren Kerkerstrasen verurteilt. München. Ter Präsident der Königliche» Bank in Nürnberg Ltaatsrat v. B u r k h c r c wurde unter Aner kennung seiner ausgezeichneten Verdienste van der Funl- tion eines stellvertretenden Btindesratsbevollmachtigten enthoben. Oberregicrungsrat im Finanzministeriiim Tr. Wilhelm Wolf wurde zum stellvertretenden Biindcsrals- bcvvllmächtigten ernannt. Stuttgart. Wie der „Schwöb. Mcrlur" erfährt, übergibt die Witwe des früheren Kricqsiiiinisters von Suckow die unter dem Titel „Rückschau" hinterlafsenen Erinnerungen Suckows der Oessentlichkeit. Tie „Rücksclmu" war bist,er als Manuskript gedruckt und einem engen Kreise anvcrtraut worden. Fetzt soll sie der Allge meinheit zugänglich gemacht -werde», und zwar aus Grund einer umfangreicheren Ausarbeitung. Frau von Suckow hat die Herausgabe dem Tübinger Historiker Proscssor Dr. Busch übertragen. Die „Rückschau" Suckows bildet einen wichtigen Beitrag zur deutschen und württembergischen Ge schichte der Jahre ,86« bis 1874. Paris. Den: „Figaro" zufolge wurde die französische Regierung davon verständigt, -daß der König von Por tugal im Lause des Novembers nach Paris kommen werde. König Manuel wird dem Präsidenten Falliercs bei dieser Gelegenheit «inen Besuch abstatten. Paris. Das „Echo de Paris" regt an, daß man das Andenken der O)p ser d e r „N 6 p n b l i q n e" dadurch ehre, daß die nächsten vier Lenkballvns deren Namen erhalten. Amsterdam. Bei den Erkrankungen in Hansweert handelt cs sich, wie jetzt durch die bakteriologische Unter suchung sestgestcllt worden ist, nicht n in Ehole ra. Oe,»lebe; uin! ZScdsisclm. Dresden. 1 Oktober — * Se. Majestät der König wird von Grillenburg morgen früh hierher zurücktchre». —* Im Sterbehause Lindengasse 7 sand heute mittag -^12 Uhr eine kurze Hansandachr für den verstorbenen Staatsminister a. D. Grafen Hohcnthal und Bergen statt, worauf der Sarg geschlossen wurde. Kostbare Kränze, Blumen und Palmen ivaren bereits heute im Sterbehanse eingetroffen. Morgen vormittag wiro der Sarg nach der Kreuzkirche übergeführt, wv um 12 Uhr die Einscg- nungsscier erfolgt. Zu dieser Feier hat jedermann Zu tritt. Hiernach wird, wie bereits witgeteilt, der Sarg mit der Bahn nach Knauthain geleitet. Nach der Trauerscier in der Kirche daselbst, die am Sonntag um 1 Uhr slattfin- det, wird der Sarg in die Familiengrusl der gräflichen Familie Hohenthal in Altranstädt «Provinz Sachscni zur Beisetzung übergesührk. — Auch von der deutschen K aiseri n, dem Großherzvg und der Großherzvgin von Bade n, der veriv. Frau Großherzvgin Luise von B a d e n, dem Erbprinzen von Meiningen, dem Fürsten von Hvhenzollcrn usw. sind Kondolenztelcgrammc cingc- trossen. —* Zu den Laudtagswahlen. Fm 4. ländlichen Wahlkreise lLöbaii-Bcrnstadt Lands stellten die Nativ nalliberale» den Pastor W ehr m a n n - Grußichwcidnitz als Kandidaten aus. — Zm 6. ländlichen Wahl kreise «Schirgiswalde-Landj ist von den Nativnalliberalen der Stativnsgehilse Gemcinderatsmitglicd Schäscr- Wilthen ausgestellt worden. —* Z»r Wahibewcgnng. Zn Sacka sand gestern abend im Dittmannschcn Gastbose eine gutbesuchte Wäh le r v e r s a mm l u »q statt, in der sich der im 8. länd lichen Wahlkreise seitens der Ordnungspartcien mitaus- gestcllte Kandidat/ Herr Rechtsanwalt Schlechte, seinen Wählern vvrsielltc und sein Programm entwickelte. -Seine Ausführungen saiiden den vollen Beifall der Er schienenen. Heute sind cs, wie bereits mitgeteilt. 3 0 Jahre, daß das Neichsg e r i ch t besteht. Am l. Oktober 1878 er folgte die scierliche Eröffnung. Erster Präsident war: Dr Eduard v. Simsvn. Als Präsidenten walteten nach Tr. v. Linison: Tr. v. Ochlichläger vom 1. Februar 1896 bis 1- November l983, Tr. Gntbrvd vom 1. November 1903 bis zu seinem Tode am 17. April 1905. Sein Nachfolger wurde vom ,. Znni IMS ab Dr. Frhr- v. Seckendorss. An der Spitze der Reichsan-waltschast mit den, Titel Ober- Reichsanwalt haben gestanden: Dr. Frhr. v. Seckendorfs, vom 1. Oktober 1879 bis zu seinem Tode am 30. Dezember 1885, Dr- Tcssendors,.vom April 1886 SiS zu seinem Tode am 1. Dezember 1895, Dr- Hamm, vom Februar ,896 bis ,. Juni 1889, Tr. OlsHausen, vom 1- Juni 1899 bis ,. Januar 1908. Ihm folgte im Amte Dr. Zweigert. —* Nach 44jährigcr Tätigkeit tritt heute der Kassierer der Königlichen Brandversichernngskasse Herr Rechnnngs- rat Flach in den wohlverdienten Ruhestand. Die Ver dienste des Scheidenden, der sich bei Vorgesetzten wie Kolle gen größter Beliebtheit erfreut, wurden durch die Ver leihung des Ritterkreuzes 2. Klasse vom Albrechts-Orden anerkannt. Seine Kollegen haben es sich nicht nehmen lassen, ihm durch Ncberreichnna eines Abschiedsgeschcnkes ihre Sympathien zu beweise». —* Nach längerem Leiden ist am Mittwoch nachmittag ein treuverdicnter Beamter der König!. Zoll- und Stcncr- dircttivii, Herr Kanzlei-Inspektor Albin Mahn, ge storben. Ter Heimgegangene, der erst im 52. Lebensjahre stand, war seit 1883 im Dienste der genannten Behörde tätig. Seit 5 Zähren bekleidete er das Amt eines Kanzlci- Znipektvrs. Tie Beerdigung findet Sonntag, den 3. Oktbr., nachmittags 4 llhr, ans dem Annensriedhos an der Chem nitzer Straße statt. —* Die neuen 25 - Pfennigstücke gelangen Anfang Oktober in den Verkehr. Kürzlich sind die ersten Mustcr- exemplare den zuständigen Stellen vorgelegt worden. Tic neuen Münzen haben das gleiche Gewicht, wie die Zcyn- pfennigslücke, sind aber tm Durchmesser vier Millimeter größer als diese. Tic eine Seite weist zwei übereinander- gestcllte Getreidcährcn in Kranzsorm auf. In der Mitte steht die Zahl 25, unten das Münzzcichen. Auf der Revers- scite befindet sich der Reichsadler in wenia veränderter Form, darüber stehen die Worte „Deutsches Reich" und unter dem Adler die Zahrcszahl der Prägung. Wieviel «untt unä Akrenrcdaft. „Des Pfarrers Tochter von Streladorf", Komödie von Max Dreye r. Erstaufführung im König!. LchanspiclhauS. Man frage mal einen Eliigeborcnen zwischen Boitzcn- burg und Mirom, zwischen Grcvcsmühlcn und Ridnitz. ivas er in innerster Seele von seinem noch immer vcr- sassiingsloscn Hcimatlande denkt, — er mag über Zus-tände schimpfen, aber selbst aus seinem Schelten leuch tet die Heimatttebe hervor, die bei einem richtigen Mecklen burger besonders stark entwickelt ist. Ueberhaupt, der richtige Mecklenburger, er mag schwerfällig sein, nimmt seinem Nächste», der sich einer bösen Absicht vielleicht gar nicht bewußt ist. leicht etwas übel, ha: aber seinerseits ost eine prächtige Necksrendc. um die Mundwinkeln und in den Augen spielt gern der Schalk. Und dann steckt in ihm eine merkwürdige Mischung von Derbheit und zartester Empfindung, die sich gelegentlich auch in Sentimentalität verwandelt, dann weint er bei einer Aufführung von „Maria Stuart". Ob Max Dreyer so gefühlvoll ist, ist nicht bekannt, sonst aber spiegeln sich in seiner literarischen Persönlichkeit jene Züge, die für Fritz Reuter und John Brinckman so charakteristisch sind: Liebe zum Heimatboden und den Leuten aus dem Land und an der Waterkant. Freude an einem derben, herzhaften Wort, das die Situa tion richtig kennzeichnet, an humorvoller Charakterschilde rung. Vielleicht ist Dreyer während seiner Berliner Zähre allzusehr mit „literarischen Ideen", die damals an allen Ecken und Enden spukten, und in manche Ursprünglichkeit Brüche hineinbrachten, belastet worden, aber die Frische seiner Begabung kommt immer wieder hervor, wie ein QuiR, der Lurch Gcrölltrümmer fließt. Wieviel Prächti ges und Schönes ist in seinem Roman „Ohm Peter". Wenn er auch nicht plattdeutsch schreibt, er ist von gleichem Blut und gleicher Art. wie Reuter und Brinckman, Dich ter. die immer mit dem Herzen verstanden sein wollen. Was Dreyer in seiner neuen Komödie „Des Pfarrers Tochter von Strcladorf" bietet, steht nicht gerade auf der Höhe seiner reifsten Dichtungen, aber eS ist erfreulicherweise keine Verflachung, keine Linie, die sich etwa abwärts neigte, zu konstatieren. Dreyer, der innerlich Zarte und Feine, begeistert sich gern an den kraft strotzenden, urgcsnndrn Gestalten seiner Heimat, an ihrem lachenden Humor, ihrer Gradheit und ihrer offenkundi gen Lebensfreude, die ja oft aui Materiellem basiert. Ta mußte er den Pastor Steffen Reimers und seine Familie ganz besonders licbgcwinncn, Menschen urmecklenburgi- schen Schlages, wie sic Reuter nicht besser gekennzeichnet hat. Kätc, des Pfarrers Tochter, steht im Mittclouiikte der Familie, sie ist ein prächtiger, aufrechter Mensch, ein gan zer Kerl, der Figur des „Hans" in der gleichnamigen Komödie Dreycrs eng verwandt. Kätc hat in ihrer über- anellciiden Lebenskraft und der schöne» Mütterlichkeit ihrer Empsindungcn das Bedürfnis, das Schwache schützend in die Arme zu nehmen. So ist ihre Liebe aus den Dr. phil. Erwin Tahsc gefalle». Ihrem Vater und ihre» Brüdern gegenüber, die den jungen Gelehrten mit dem geschmeidi ge» Rückgrat instinktiv nicht mögen, bleibt sic stark und stolz in ihrer Liebe. Was die anderen sehen, sic sieht cs nicht, denn sie hat den dichten, roscnfarbcncn Schleier vor den Augen. Sie liebt ihn so, daß sic in der viel ver schrienen Zohannisnacht aus drängendem Gefühl, ein wenig aus Trotz gegen die Ihren, ein wenig, »m den Ge liebten für erlittene Unbill zu trösten, ganz die Seine wird. Dieser Ricsenmiit der Liebe ist nicht eigentlich notwendig — der Dichter hat den folgenschweren Schritt Kätes nicht so glaubhaft zu motivieren gewußt, daß man von der Echt heit restlos überzeugt ist. Hier liegt die Schwäche der Komödie — der Grundstein ist nicht solide und fest gefügt. Der andere Tag zeigt Kätcn ein strahlendes Gesicht, sie selbst geht in gehobener Stimmung wie eine Königin einher — aber die namenlose Enttäuschung ist nahe. Sic muß aus dem Verhalten ihres Bräutigams i» einer wissen schaftlichen Frage den unumstößliche» Beweis seiner Feig heit und seines engherzigen Strebertums ersehe». Als er dann die Erinnerung an die Stunde der Johannisnacht durch die Undclikatessc eines einzigen Wortes befleckt, fällt die rosenfarbenc Binde von ihren Augen, und sic sieht den Abgrund, der ihre Charaktere trennr. Sic weist ihm die Türe. Aber sie muß den Glncksransch der Stunde, zu dem sic wie der Dichter cs ausgcsaßt haben will — den freien, stolzen Mut hatte, bitter bezahlen. Sie fühlt sich in der schlimmsten Notlage, in der sich ein Mädchen befinden kann und versucht noch eine Anknnpdiiig >ntt dem heimgeschickten Verlobte», nachdem sie sich ihrem Bruder, dem Prachtkerl Jürgen, eröffne« lutt- Ter Exvcrlvbte ist auch zu jeder Ge niigtiiiing bereit, handelt eigentlich nach landläusigen Be griffe» ganz „korrekt", aber das „Wunderbare", aus das diese Kätc Nora innerlich auch kaum gehofft, bleibt so völlig aus, daß der Zuschauer den innerlich feigen, glatten Herrn mit heransschmcißt, wie cs Pfarrer Stessen Reimers und seine Söhne Jürgen und Tom mit allem Nachdruck tun. Tie Gesellschaft kann »ach ihren Grundsätzen Käte Reimers nicht sreisprechen — obwohl nicht völlig cinznsehc» ist, was das allcrpersönlichstc Leben von Käre Reimers die Gesell schast aiigeht — wer aber Freude hat an mutige,n, gradem Sinn, a» der Wahrung des höchsten Begriffs der Scham: der -Scham der Seele, wird der Psarrerstochter von Streladorf seine Achtung nicht versagen. Es ist andrer Schlag als die Psarrerstochter von Taubcnheim, die „Psarrose" und ähnliche literarisch ausgcbentetc Pfarrers töchter. Kätc ist kernig und stark und bereit, alle Konse quenzen ihres Tuns aus sich zu nehmen, daß sie an den famosen Kerlen in ihrer Familie immer starken Rückhalt hat, ist natürlich ein besonderer Glückssall. Die Bezeich nung „Komödie" ist erst im letzten Akt gerechtfertigt, in dem der Privatdvzent Dr. phil. Erwin Dahle als .armer Verführter" dasteht, dem um seine Reputation bange ist. Immerhin hätten die Komödienelemcnte schärfer und präg nanter hcrans-gearl'eitet werden müssen. Ein Vorzug des Stückes ist der nicht gerade durch Gedankenfülle be schwerte, aber schlichte Dialog, dann der liebe Humor in der Kleinmalerei und nicht zuletzt dir prächtige, präg nante Charakteristik der Nebenfiguren — da sitzt jeder hck VS »»og -As q« I -lusq
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