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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 03.10.1909
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1909-10-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19091003025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1909100302
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1909100302
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1909
- Monat1909-10
- Tag1909-10-03
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Diese» Blatt wirb dt» Lesern von Dresden und Umgebung am läge vorher bereit» al» -ibentl-Mrgabe zugestcllt, mährend e» dle Post-Abonnenten am Morgen in einer Gesamtausgabe erhalten. 54. Jahrgang, 274. vei««Snebiihr »lertkliährl. für Dr««» den bei tüqltch zwei- maltflerZutraqungtan Lontt. »md 4-.v>»Ms,c„ nur ciniunl) 2 50 Mk., durch'UisiviirtineÄvm- n,tij!0tttire 3.bl) Mk. ctiimaliger Zu- slcllu.ig durch die Post S M->ohne Bestellgeld). Tie den Leiern vo»r L leüden »». Umgebung am Lage vorher zu» ge,«eilten Äbend'AuS« p.chen erhalten die aus« »va»tt,,en Bezieher mit d»r Morgen-«»»«gab» »«tsannnen zuacstellt. Nachdruck nui inttdeut- jlchcr Quellenangabe (,T»eSd. Nachr.-) zu lässig -- Unverlangte mlannikrivre werden nicht misbewahrt. Sonntag, 3. Oktober 1909. Telegramm-Adresse: Nachrichten Dresden. 1858 Druck und Verlag von Liepsch dc Reichardt in Dresden. Lsauptgcschäftsstelle: Marienstrafte 38/10. Fernsprecher: ii. 2«r»ü * :r«ri>i «nzetgen-Tarif Annahme von Ankün digungen b«s nachm. 3 Uhr, Sonntags nnr Manenstraste 3« von 11 bis '/,1 Uhr. Tie einspaltige tyrundzeUe (ca. 8 Silben) 25 Ps., Familie». Nachrrchtcu aus T reode» 20 Ps Oleschaits-Anzeigcn mif der Privatseite »Zeile 30 Ps.; die zweispaltige »Zeile a. T«xtse»tett)Pf In Nummern nach ?vnn » Feiertageul d.e einspat»»gc l^runb- zeile 30Ps ,a««fP»ivat- seile -10 Ps., Fainitien- Nachslchten a. Dresden die Olcundzeile 25 Pf. — mrr gegen Borausbe- zahlnng. — Jedes Be legblatt tostet 10 Ps. WsitLslisnclsts ^uswslil in : Qsbrauctis- unct : l-uxus-l-eösrwarsn Qrösstes l-eclerwaren- : ZpsriLlLsscliäst : rs kklirer ÜNM re. ALrv erktgo Lesov. Zn der hiesigen Kreuzkirchc fand heute mittag 12 Uhr in Anwesenheit des Königs die Trauerfeier für den ver storbenen Ctaatsminister a. D. Grafen von Hohenthal und Bergen statt. Der Kaiser liest sich hierbei durch den Oberstallmcister Freiherrn v. Reischach vertreten. Der Reichskanzler wird bei seiner Reise nach Rom auch dem Vatikan einen Besuch abstatten. Der deutsche Schoner „Maria Luise" ist vermutlich mit der ganzen Besatzung in der Nordsee untergegangen. Zn Brescia sticsten zwei Züge zusammen: bis jetzt sind 2» Tote geborgen. Eine internationale Automobil-Konferenz tritt am 5. Oktober in Paris zusammen. Der aus dem Burcnkriege bekannte englische General major a. D. French ist gestern gestorben. Die National Eeographical-Society in Washington beschlost, Dr. Cool nicht als Entdecker des Nordpols an- zuerkcnnen. Neueste vrshtmelüunge« vom 2 Oktober. Ein französisches Urteil über die deutsche Marine. Paris. Die Wochenschrift „Opinion" veröfsentlicht einen Artikel des Ehcfkommissars der Marine Laurier, -er die Organisation der französischen und der deutschen Marine untereinander vergleicht. Lanricr schreibt: Mit nur drei Arsenalen, von denen das in Danzig nnr eine Nebenrolle spielt, konnte die deutsche Marine nach der englischen die furchtbarste der Welt wer den. M Offiziere mit Generalsrang genügten der deut schen Marine für alle ihre militärischen und industriellen Dienstzwcigc, sowie um den Befehl über die kürzlich in Kiel vereinigten Geschwader zu organisieren. Frankreich braucht, um seinen militärischen Rang zu behaupten, nicht weniger als sechs Arsenale, abgesehen vvn den drei ausser halb der Häsen liegenden Unternehmungen, lim die ver schiedenen Dienstzweige zu Lande und den Befehl über zwei Geschwader zu übersehe», braucht die französische Marine nicht wcniger als 15 im General orange stehende Offiziere. Lanricr fordert ichliestlich, das, Frankreich, so bald dies mit seinem politischen Regime vereinbar sei, sich die GrnndzUgc der deutschen Marine zunutze mache. Internationale Antomobil-Kvnsercnz. Berlin. tPriv.-Tcl.) Ans Einladung der französi schen Regierung tritt am 5. d. M. in Pa r i s eine I nter- nationale Automobil- K vnferenz zu sain men, auf der anher Deutschland u. a> Oesterreich-Ungarn, Italien, die Schweiz, Spanien, Portugal, Belgien und Holland, sowie Großbritannien vertreten sein werden. Die Kon- iercnz l>at die internationale Regelung gewisser Fragen des A u t v m o b i l m c s e n s anf polizei lichem Gebiete znm Ziele: so besonders die Aus stellung übereinstimmender Grundsätze für die Prüfung und Bekundung der Gcbrauchsfähigkelt und Verkehrssicher heit der Fahrzeuge, sowie die Befähigung der Führer und die internationale Anerkennung der darüber in den einzel nen Ländern von de» zu stän digen Stellen nach einheitlicher Kunst unO MrsenrclM. b* Wochcn-Spielplan der König!. Hosthcater. Opern haus. Sonntag: „Das Rhcingold". (0.) Montag: „Sam son und Talila". (V28.) Dienstag: „Sizilianische Banernchre". „Der Bajazzo". (G8.) Mittwoch: „Tief land". i'/s8.) Donnerstag: „Earmen". (7.» Freitag: I. Sinfonie-Konzert, Serie -V. (V28.) Sonnabend: „Mig non". ft/j.8.) Sonntag (10.): „Die Walküre". (4.) Mon tag (11.): „Nkargareche". (7.) — Schauspielhaus. Sonntag: „Robert und Bertram". (V28-) Montag: „Taa- tris der Narr". O/28) Dienstag: „Die versunkene Glocke". l's>8.) Mittwoch: „Des Pfarrers Tochter von Streladorf". U/28.) Donnerstag: ^Die Jungfrau von Orleans". (7.) Freitag: „Minna von Barnhclm". (M.) Sonnabend: .Die Rabensteinerin", ls/28.) Sonntag (10): Nachmittags ' -2 Uhr, 1. Bolksoorstcllnng: „Fuhrmann Hcnschcl". Abends > .8 Uhr: „Dcö Pfarrers Tochter von Streladorf". Mon tag (11.): „Robert und Bertram", ls/28.) f* Mitteilung aus dem Bureau der König!. Hosthcater. Die bisherigen Abonnenten der Sinfonie-Konzerte wer den nochmals darauf aufmerksam gemacht, daß die Frist zur Erneuerung des Abonnements am -1. d. M., mittags 2 Uhr, ablänst. Nicht wieder entnommene Abonncmcntskarten werden gm S. Oktober weiter vergeben- -f* Nus Anlaß des 7ll. Geburtstages Hans Thomas veröffentlicht die Theologische Fakultät zu Heidelberg zwei Promotionen znm Ehrendoktor. Die erste gilt Hans Thoma selbst, dem Nestor der badischen Künstlerschaft, der, ein Badener Bauernkind, in Karlsruhe seine erste Aus. btldung empfangen hat »nd als gefeierter Etalertedircktor und Knilstprofessor seit 1800 in der badischen Residenz wirkt. Sie wird ihm verliehen wegen der Verdienste, die er sich um die religiöse Kunst erworben hat. Die zweite Dokto- rierung gilt nicht einem ausübenden Künstler, sondern einem fruchtbaren Knnstschriftstcller, der mit Hans Thoma eins ist in der Pflege und Liebe zu moderner ckrtstlicker Form ansgescrtigte» Bescheinigungen. Das Zustande kommen der Konferenz ist bei der wachsende» Bedeutung des Autvmvbilverkehrs mit Befriedigung zu begrüben und eine Verständigung der beteiligten Staaten vor allem in der Beseitigung derjenigen Schwierigkeiten zu erhoffen, die sich unter den bisherigen Verhältnissen für den Vcr- kehr der Kraftfahrzeuge Wer die Landesgrcnzen ergeben haben. Als amtliche Delegierte des Deutschen Reiches wer de» unter Führung des ersten Sekretärs der Kaiserlicher. Botschaft in Paris Botschaftsrat Frhr. von der Lanckcn- Wakenitz a» den internationalen Verhandlungen teil- nehmen: Der Geheime Oberregiernngsrat im Reichsamr des Fnnern Tammann und der Wirkt. Legationsrat iw Auswärtigen Antt Dr. Eckardt, ferner der den amtlichen Vertretern zur Unterstützung in technischen Fragen beige gebene Ncgicrnngsbanmeister Pflug vom Berliner Polizei präsidium und als weiterer deutscher Delegierter der Ver treter des Kaiserlichen Automobilklubs de la Croix. Die Schweizer Rallonwoche. Zürich. (Priv.-Tel.) Heute früh wurde mit der Montage des Parscval-Ballons begonnen, der inittagö anfsteigcn soll, um »ach einigen Manövern über Zürich den geplanten Dampserausslug ans dem See zu lw gleiten. — Von der gestrigen Zielfahrt liegen noch nicht alle Meldungen vor. Es landeten: „Cumulus" bei Altikon, „Massena" bei Hnttweiler, „Skalla" am Irisberg, „Aber- ervn" bei Oberstauernheim, „Bisa" in Altikon, „Overstolz" „Novara", „Schröder", „Vers l'Azur" bei Andelsingen, „Luginsland" bei Börnhausen, „Stuttgart" bei Andelfingen. „Elberfeld" bei Korthausen, „Mars" bei Altikon, „Moenus" bei Stein, „Fla", „Richter", „Morgenbach", „Schwaben" bei Nestlingen, ,„Krefeld" bei Eglisau". Die besten Leistun gen erzielte nach den bisherige» Meldungen der belgische Ballon „Vers l'Azur", der direkt in Andelsingen landete. Außerdem kommt der Schweizer Ballon „Mars" in Frage. Schwere Eisenbahnkataftrophc. Nom. tPrio.-Tel.) Ans Brescia wird gemeldet: Ein aus Mailand kommender Person enzug rannte in der Nacht ans einen stehcnden Train. Bis jetzt sind 20 Tote und zahlreiche Verwundete unter den Trümmern hervorgczogen worden. Weitere Einzelheiten fehlen noch K i c l. Anläßlich der Geburt dcS dritten Sohnes des k r 0 n p r i n z l i ch e n Paares flaggten sämtliche im Hafen liegenden Kriegsschiffe, darunter zwei argentinische Kanonenboote, heute morgen über die Toppen. Ilm 0 Uhr feuerte die gesamte Flotte einen Salut vvn 21 Schuß. Berlin. (Priv.-Tel.) Die hiesigen sächsischen Ver eine veranstalten zu Ehren des am 1. d- M. vvn seinem Amte znrückgetretcncn Sächsischen BundeKbcvvllmächiigtcn Wirkl. Geh. Rat D r. F ische r eine A b s ch i c d s f e i e r mit .Konzert und Kommers in der „Schlaraffia". Leipzig. tPriv.-Tcl.) Heute mittag fand im Kristallpalast die Eröffnung der „Internationalen Ausstellung für Motorfahrzeuge, Fahr rad e r u n d Werkzeugmaschinen statt. Vom größten Luxuswagen bis zum kleinsten Fahrradtcilc herab ist alles vertreten, was den Fachmann und den Laien interessieren kann. Auch kann man Lnftschiffmotore besichtigen. Die Ausstellung wird bis zum 10. Oktober dauern. Leipzig. (Priv.-Tel.) In einem Restaurant in Leipzig-Gohlis wurde gestern abend dem 28jährigcn Hand lungsgehilfen Otto Aritzsche von einem seiner Bekannten, wahrscheinlich aus Uebcrmut, heimlich etwas ins Bier ge gossen. F-ritzsche verfiel darauf in einen so tiefen Schlaf, Kunst, nämlich dem schwäbischen Pfarrer David Koch in Untcrbalzheim a. d. Iller, dem Herausgeber des bei Eallmen in München erscheinenden „Ehristl. KunIblattcs" und Verfasser wertvoller Künstlermonographien über L. Richter, Steinhaufen, >Schüz und P. Cornelius. Der Groß- herzog von Baden hat Hans Thoma das Grvßkreuz des Ordens vom Zähringer Löwen verliehen. -f* Vom Richard Strauß-Fest- In einer Unterredung, die im Bureau der M ü nch n c r G « ne ra l i n te n ü a n z mit Herrn R i cha r d S t ra u ß stgttfgnd. wurde beschlossen, daß im Lause des nächsten Frühjahres drei Aufführun gen Strauß sch er Werke gelegentlich des Strauß- Festes im P r i nz-R ege n t« n-Th ea te r von der Gencralintendanz veranstaltet werden. f* Die Londoner Abendblätter bringen eine Mit teilung des Vizekanzlers Mason der Universität Cam bridge, wonach der Universität von Baron Rud. Schröder in Firma I. Henry Schröder Company zur Errich tung einer deutschen Professur 20 000 Pfund Sterling angeboten worden sind. f* Die National-Geographical Society in Washington hat beschlossen, D r. Cook bei Gelegenheit seines am Sonntag stattfindendcn Vortrages als Entdecker des Nordpols nicht anzu erkennen. Eleonore Dufe. Aus den 9, Oktober fällt die 50. Wiederkehr deS Ge burtstages der italienischen Tragödin Eleonore Düse. Keine Künstlerin hat in den letzten Jahrzehnte» solchen Einslnß auf die Darstellungskunst in roma nischen und germanischen Sandern gehabt, wie sie. ES »varen Edelblütcn feinster Kultur, di« dies: wundervolle Frau ans dem Lande der Tonne brachte. Man hatte ja Tvagödinnen großen Stils, die sehr häufig Er innerungen an Brünnhildcn und das Germaniadcnkmal wachricsen und dann hatte man die „Sentimentale", die am liebsten alles in Träncnflutcn untergchcn ließ. Da kam daß er selbst durch den hcrbeigehvllen Arzt nicht zum Be imißtsein gebracht werden konnte, sondern nach seiner Ein liefern»« in das Krankenhaus verstarb. Allem Anschein nach handelt es sich um eine M v r p h i n m v c rg i s t n n g. F r i e d r i ch s h a f e n. Der Unterricht in der hiesigen L u f t sch i f f c r sch n l e wird am Montag beginnen. Es nehmen nenn Personen daran teil. Nom. (Priv.-Tel.» Nlättcrmeldnngen znsvlge ist im Vatikan die Nachricht eingctrosscn, daß der ReichsIanz l e r. der gegen den IS. November hier eintrisst, anch dem Vatikan einen Besuch abzu statten gedenke und mit dem .Kardinalstaatssekretär Merrn del Val eine Unter rcdung haben werde. Paris. Der Vollzugsausschuß der radikalen und der s 0 z i a l i st i s ch - r a d i t a l c n Partei hat unter dem Vorsitze des ehemaligen Kriegsministers Generals Andr< eine Versammlung abgehalten, in der grundsätzlich be schlossen wurde, daß bei den nächsten Kammcrwahlen überall nnr ein M a n da t s b c w e r b e r ausgestellt werden soll. Ter nach Nantes einberusenc Parteikongrcß wird sich mit der Frage beschäftigen, auf welche Weise gegen die zu- wtdcrhandclndcn Portcigenosscn vorgegangen werden soll. Paris. Aus Pcrignenx im Departement Tordogne wird gemeldet, daß ein Lehrer in der Nahe von Bongne unter einem Felsen ein im Alluvium sehr gut erhaltenes Skelett eines vorgeschichtlichen Menschen ansgcfunden hat. Neben dem Skelett, dessen Alter aus mehr als 2000 Jahre geschätzt wird, lagen Nennticrknochen und zahlreiche Feuersteine. Co mp iäg ne. (Priv.-Tel.) Ter englische Gene ralmajor a. D. French, bekannt aus dem Burcn- kricge, ist gestern gestorben. Newyork. Großadmiral v. Köster und verschie dene andere Offiziere der an der Hudson-Fulton-Feicr teilnehmenden deutschen Kriegsschiffe waren gestern abend vom Staatssekretär der Marine v. Lcngerke-Meyer zu einem Mahle an Bord der „Maiflower" geladen. Qauerkeiet für üen verstorbenen Ztaatsminisier a. v. Kraken v. Kshenlbsl. Heute vormittag um 10 Uhr scholl der Glvckenchor der Krcuzlirchc machtvoll über die .Häuser der Stadt hinaus in den blauen Aether eines herrliche» Frühherbsttages, der so gar nicht an das Welken und Sterben in der Natur erinnerte. Wie Anferstehnngsglockenivn hallte es in den Lüften, und doch galten die ehernen Stimmen einem Stcrbcgcleit. Sic wollten es weit in die Stadt und das Land rufen, daß jetzt ein treuer Diener seines Königs nnd seines Staates, dessen Kräfte sich im Dienste des Vater landes verzehrt hatten, den letzten Weg vom Sterbezimmer zur Gruft angetrctcn habe, sic wollten in den hastenden Verkehr der Haupt- nnd Residenzstadt die Mahnung tönen: Halt ein, denn ein Zug des Todes naht: ein Mann, der oft, Plänen für daS Wohl des Landes nachsinnend, durch die Stadt geschritten ist, hält seinen letzten Kirchgang! — Vom Tranerhause in der Lindcngasse bewegte sich der Zug, voran der Sara im sechsspännigen Leichenwagen, dem ein Gespann mit. ciner reichen Fülle kostbarster Palmen-, Blumen- und Kranzspenden folgte, durch die Bürgerwicse nach der K reuz k i rchc. Die nächsten Angehörigen des Entschlafenen wohnten der Ausstellung des mit goldenen Eleonore Düse, eine still« Siegerin, die ohne das Tamtam ciner großen Reklame sich die deutsche» Bühnen eroberte. In Italien galt sic längst als ausgezeichnete Schauspiele rin, aber ihr Weltruf wurde in Ländern deutscher Sprache geboren. Zuerst spielte sic in Wien vor halb leerem Hause, dann aber erkannt« man sie und die Herzen lagen ihr und ihrer Kunst zu Füßen- Sic ging dgnn ngch Frankfurt a. M. nnd bereitete dem ergriffenen und hingerissenen Publikum Festtage der Kunst. Wie eine Muse aus einem scgenspcndcndcn fernen A'yl erschien sie — in ihren weichen dunklen umschatteten Augen lag eine Welt von holder Schwermut, klug und klar die Stirn unter dem schwarzen -Haar, ergreifend im Schmerzgefühl der nervöse Mund, biegsam die schlanke edle Gestalt. Und die Hände — was ist über diese durchgeistigten, nervösen Hände, Hände einer Märtyrerin nicht alles gesagt worden. Sie sind von idealer Schönheit und besitzen Ansdrucksmöglichkeitcn. die ebenso ergriffen und erschütterten, als das gesprochene Wort. Und welche Anmut mußte sie in ihre Kleidung zu legen, sic war nicht bloß das, was man eine gut nnd elegant angezvgene Frau nennt, jedes einzelne Stück war dem Charakle: der Gestalt angepaßt, di« sic darzustcllen hatte. Alles hatte eine persönliche künstlerische Note, immer bot sie dem Auge ein Bild von erlesenem delikaten Reiz. Sic spielte damals noch lenuvo ckk> Olancko, Kamcliendamc, Fedvra, dazu Locandiera, Santuzza, und als erste Frauenaestalt Ib'ens die Nora. Jeder Abend bot eine neue köstlich« Ueberra ch- ung, mit zarten Händen hob sie den Schleier von Verborge nem, das vom Dichter nicht Gesagte, gleichsam unter der Bewußtseinsschwelle Schlummernd«, sie fühlte und begriff es und gab den verborgenen Gedanken »nd Cinpfiiidungen zartesten Ausdruck. Sic n>ar eine Seelenl.ünd«rin, eine adlige Frau. Mit der unfehlbaren Sicherheit der echten künstlerischen Begabung erkannte sie das Gold, das in den GcbiLden der Dichter steckte, sie hob es heraus und bot d is mild leuchtende Metall de» künstlerisch Genießende». Ihre Wandlungsfähigkeit war bewundernswert, gröber Organi siert« spürten di« Nuancen oftmals nicht und sahen in d »1 Bleibenden: den Adel der ganzen Persönlichkeit. «i»,e stete
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