Suche löschen...
02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 09.06.1910
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1910-06-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19100609027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1910060902
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1910060902
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1910
- Monat1910-06
- Tag1910-06-09
- Monat1910-06
- Jahr1910
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Diese» «lat» wird den Leiern von Dresden und Umgebung am Lage vorher bereit» al» Udrna-Illrgsbe »»gestellt, während e» dt« Post-Abonnenten am Morgen tu «tarr Gesamtausgabe erhalte». 54. Jahrgang, 157. ve,ug»ge»ÜHr »t«ri»ii«tzri. für Dr«a- x>. d«> Ul^lq »«->- mal«,» Zuir«u»e «an S«„». und Monlagin nur emm»N » »o Mt., durch au«u»r«>,rLom> »ntl«»uarr ».»b Mt. Bet ri»m,li,«r Zu stellung durch di« Hast ilNi.!od„eBesleUs>eid>. Iki« den Leiern von Dresden n. Nmgebun, au, La,« vorher ,u- gesiellien SIdend-Aus- »üben erhalte» di« aus- Ivariigen Bepeher mit der Morgen - Ausgabe »»lammen ju,«stellt. Nachdruck nur mit deut ln!?» Quellenaugade I.iiesd. Rache ", »»- iälstg. — Unverlangt« Manullrivie werden nicht aufdewahrt. Domrerstag, 9. Juni 1910. Telegramm-Adresse: Nachrichten Dresden. Druck und Verlag von Licpsch öc Reichardt in Dresden. Hauplgesichästsstelle: Marienstrafte 58/^0. Fernsprecher: ii . 2<>v<r. :r<roi Anzeigen-Taris Annahme von Attkün^ digungen bi- nachm. S Uhr, Sonntags nur Manenstraße 38 von 11 bis >/,l Uhr Die einspaltige Grundzeile tca. 8 Silben) 25 Pf.. Familien-Nachrichten aus Dresden 20 Pf ; GelchästS-Anzrigen auf der Privatfeite Zeile LOPf. ^ die jweifpalüge ZeUea. Textfette 60 Pf — In Nummern nach Sonn u.^eirnageui -eile 30Pf.,auf Plivat- feue 40 Pf., ^auttlien« Nachrichten a. Trcsdeu die Grundzeile 25 Pf. — Auswärtige Aufträge nur gegen Borausbe- zahluug. — Jedes Be. legdlutt Lostet 10 Pf. luso -Vo^tnirt -Is-dlsttsn dsroitot »ii» dom l-'orinsnt dor VoZliurUtulturs», da» n»ol> I'onk. UolgotiiiUcokk u. a»t>. ^iutnron ul» vorrÜZliolios Ilarmdosinkinion» bol Vsrd«u»»»;»»tni'iiiit;on u. dorou k'oI^ooiuoboinuiiZnn ompkolilon vird. -Vuoii rur 6olb»tboroitu»8 van Voj-IiurtinIIoll. Ol»» n>. >nivoi». 2 dl. s Ibopot unel V«Ddi»«a: rv imeii-üsii>»ie>!e Isso-Lskir-'I's.blsitSQ »ur Selkstdoroitun^ olnsr oicki'i»o>iond vabluobmookondon, loiolii sdkükrondvn Kokirmilcli »uk oinksolistoin und liilligutvm ZVo»;o. 1 OIss, kür 40 klusolio» »usrolobond, init >zonsuor Xnevsisun^ 1F0 dl. Xsok ausvLrl» bei künsondung van l,7b dl. tranka. eiNge <Lesev. Der Kaiser bat aus Anlaß des Unglücks aus dem Truppenübungsplatz Künigsbrück an den König ein herzliches Beileidstelegramm gerichtet. Gras Zeppelin hat eine Erklärung über die «gründe für den Aufschub der Fernfahrt Wien—Dresden erlaben. Gegen die B o r r o in ä u s - E n z n k l i k a ivcndcn sich in scharfer Weise auch die „Sachs. Pol. Nachrichten", die kvirservatine Korrespondenz für das Königreich Sachsen. Unter den Dresdner B r a n c r e i a r b e i t c r n ist eine Lohnbewegung ansgebrvchen. Im oberen Bogtlande, sowie in viele» Gegenden Deutschlands haben die gestrigen Gewitter schweren Schaden angerichtct. Im Neuen Palais zu Berlin fand heute die Ber- m ühlung des P rinzen Friedrich Wilhcl in von Preußen mit der Prinzessin Agathe von Ratibvr statt. Die Pariser T r a m w a n b c d i c n st c t e n sind in den A u s st a n d getreten. Neueste vrahtmelümgen vom 8. Juni. Die Erhöhung der preußischen Zivilliste. Berlin. lPriv.-Tcl.) Die B u d g c t k o m m i s- -ivn des Abgeordnetenhauses beschäftigte sich heute vor- mittag mit den Gesetzentwürfen betreffend die Erhöhung der Zioilliste. Aus der .Kommission wurden eine Reihe von Anfragen über die Art der Ausgaben ans dem Krön fidetkommiß, über die Höhe der Gehälter der Beamten, über die Ausgabe für die Königlichen Theater, über die Apanagiernng der königlichen Prinzen nsw. gestellt. Jinanzininistcr Freiherr von Rlicinbaben gab Aufschluß ans alle diese Fragen. Schließlich nahm die Kommission, in der die sozialdemokratische Fraktion nicht vertreten war. die B v r l a g e ein st i in in ig nn , nachdem das pol nische Mitglied der Kvmmissiv» ngmens seiner Fraktion erklärt hatte, dasi seine Partei, obwohl sie durch die An- siedlnngSpvlitik de« Regierung schwer betroffen werde, für die Borlage stimmen werde, da sie ant dem S'landpnnktc stehe, dast man dem Kaiser geben müsse, was des Kaisers ist. Die Prinz Heinrich-Fahrt lsttll. Metz. Die Abfahrt begann heute früh 7 Uhr vor dem Deutsche» Tore. Um 8 Uhr 15 Min. war der Start beendet. Im ganzen sind 88 Wagen abgefahren. Wagen -ist, dessen Ausscheiden gestern noch zweifelhaft war, startete nicht. Ebenso startete Wagen IM nicht. Bei dem Wagen 7N brach ein Brand ans, der jedoch durch Anfwcrfen von Sand nnterdrückl wurde. Prinz Heinrich fuhr wieder mit der Oberleitung an der Spitze. Berlin. lPriv.-Tcl.) Das Befinde» des bei der Lchiiclligteitsprüsnng in Obercnzc» verunglückte» ifiilirt uns Wissenschaft. z* Mitteilung ans dem Bureau der Königt. Hosthcater. Im Schauspielhaus,: geht Freitag, den 10. Juni, das Lustspiel „Wienerinnen" von Hermann Bahr in neuer Einstudierung und Besetzung in Szene. Die Be setzung ist die folgende: Emmn Elsingcr: Frl. Lißl, Dann: Frl. Verde», Risa: Frl. Klein, Fritzl: Herr Bester, Marie Fischt: Frau Körner, Max Billitzer: Herr Tiller, Josef Ulrich: Herr Rens, Eduard Stöhr: Herr Stifter, Frau Kanitz: Frl. Diaevnv, Frl. Seelig: Frl. Schcndler, Berthvld Basel: Herr Inbelskn, Dr. Mohn: Herr Wcin- niann, Frl. Bibns: Frl. Lichtenegg, Frl. Peter: Frau Firlr, Leopold: Herr Guiiz. -s* Rcsidcnzlhcatcr. Gestern gastierte in der „Lustigen Witwe" Herr Engen Edward als Eamill^ de Rosillvn. Es handelt sich bei diesem Gastspiel um Beipflichtung sür die Wintcrsaison. Spiel und Persönlichkeit vermochten trotz vorhandener Qualitäten nicht zu überzeugen, daß hier ein vollwertiger Ersatz für ein erstes Fach geboten werden könnte. Bei den beträchtlichen Ansprüchen, die während der winterlichen Spielzeit an den ersten Tenor gestellt werden, kann cs sich nur um eine stimmlich her vorragende Kraft handeln. — Die Aufführung — es ist die hiindertsechsundachtzigslc — hat ein ganz anderes Ge sicht bekommen. Fräulein Menzel erfüllt mit ihrem dramatisch vollen, klangschönen Sopran die musikalischen Anforderungen der Titclpartic in weitgehender Weise und spielt die dankbare Rolle auch gewandt und liebenswürdig. In Herrn Hellwig als Danilv hat sic einen frischen, beweglichen Partner. Die Balencicnne singt Fräulein Raab recht wirksam: ihr Spiel hat allzu scharfe Akzente. De» serbische» Gesandten gibt Herr Karl stattlich re präsentierend, vornehm, mit leichter Komik. Hitze und Gewitterstimmnng waren wohl an dem sehr schwachen Besuch des Hauses schuld: aber die wenigen Erschienenen waren sür das Gebotene äußerst dankbar. im. Zur Vorbereitung einer Gcdächtnisscicr sür Robert Loch in Berlin hat sich in einer am 0. Juni im Kultus ministerium abgehaltcncn Sitzung unter der Leitung des Geh. Qbcrmcdtzinalratcs Professors Gasskn ein Komitee ge bildet. Es wurde mit Rücksicht darauf, daß eine Reihe von rsönltchkcltcn, die sür die Beransialtung lebhaftes Inter Direktors Frapz Heine-Hannover hat sich bisher nicht geändert. Er hat außer einem Schenkelbruch meh rere Rippcnbrüche, einen Armbruch, eine Schulterver- rcnknvg und eine schwere Verletzung am Kopse erlitten. Sein Zustand ist sehr ernst. Das Unglück soll nach de» letzte» Feststellungen auf eine z» starke Wölbung der Straße zurückzuführen sei'.', ferner darauf, daß der Schwerpunkt des Wagens zu hoch liegen soll, so d.^i der Wagen nnrnliig und schlendernd lies. Beim Versuche, den Wagen ans die Mitte der Straße zu bringe», zog der Lenker das Steuer zu stark a», so dast der Wagen auf die linke Seite der Straße hinübergerict und gegen einen Baum geschleudert wurde. Zeppelins Absage. Wien. Die Blätter bedauern, daß Graf Zeppe- l i » seine Fahrt nach Wien verschieben mußte, beben jedoch hervor, daß man es begreiflich finden und billigen müsse, wenn der Gras die Fahrt nur dann unternehmen wjll, wenn alle Umstände sür volles Gelingen der Lnstreise svrechen. Die Besonnenheit des Grasen könne dieselbe Befriedigung Hervorrufen, wie das Bedauern über das Unterbleiben der Fahrt. Aus Frankreich. Paris. In einer bis 3 Uhr morgens andauernden Versammlung beschlossen die Bediensteten der nörd lichen Tra m w a y l i n i e n trotz der ihnen durch Ver mittlung des Ministers Millerand gemachten Zngestünd nisse einstimmig, von heute ab in den A »s st a v d zu trete». Radfahrer wurden ausgesandt, um das gesamte Personal rechtzeitig von dem Beschlüsse zu verständigen. An dem Streik werden nngesähr 1800 Bedienstete teil- nchmen. Man befürchtet, daß der Ansstand sich auch auf andere Transportnntcrnehmungen ansdchnen werde. Paris. Auf den nördlichen Trawbahnltnlen verkehrt heute kein Wagen. Paris. In der Angelegenheit der betrügeri schen A r m e e l i c f e r u n g c n verurteilte das Seegericht von Toulon zwei Arsenalarbeiter, namens Ncbuffel und Leguen, z» 214 Jahren Gefängnis. Ein anderer Arbeiter und ein Lieferant wurden zu 0 Monaten bezm. 1 Jahr Gefängnis verurteilt mit der Zubilligung des bedingten Strafaufschubs. Zur ttretasragc. Paris. Der Londoner Korrespondent des „Echo de Paris" berichtet: Die Absicht der französischen Regierung, die gegenwärtige Gelegenheit zu benutzen, um Kreta mit einem juristischen Statut auszustatten, wodurch die Souveränität der Türkei und die Autonomie der Insel genau umschrieben werden sollen, Hab?» keineswegs die Zustimmung Englands gefunden. Im Londoner Auswärtigen Amte erklärte man, daß diese Ab sicht mit dem zwischen den Ministern Gren nnd Pichon bei ihrer letzten Unterredung vereinbarte» Plane in for mellem Widerspruche stehe. Univctternachrichtcn. Striegan. Heftige Gewitter, begleitet von wöl ke n b r u ch a r t i g c m stellenweise mit Hagel ver mischtem Regen, wüteten gestern abend stundenlang in der hiesigen Gegend. Die Wasscrmassen richteten in Kul turen, Gärten und Feldern beträchtlichen Schaden an. In Striegan sind Straßen und Plätze vcrschlämmt »nd ver sandet. Tie Flut ergoß sich in die tiefer gelegenen Keller, jo daß die Feuerwehr zur Hilfeleistung alarmiert werden mußte. AuS verschiedenen Ortschaften sind Meldungen über durch Blitzschlag hcrvorgeriiscnc Fenersbrünste ein gelansen. Kaiserslautern. Netzer die Psaiz sind schwere Gewitter mit Hagelschlag nledergegangen. Bei Zweibrücken wurde, wie die „Pfälzische Presse" meldet, eine Frau vom Blitze erschlagen und eine andere schwer verletzt. An vielen Orte» richteten die Blitzschläge Feuer schaden an. Der Allensirincr Mordprozcß. A l l e n st e > n. In der heutigen BormittagSsitznng des Mvrdprvzcsses verfiel die Angeklagte Frau von Schönebeck -Weber, a>S die Situation im Mordhauie klargelegt wurde, in Schrei krümpse und loar nicht fähig, sich zu erheben. Im Zcilgenzimmer versuchten dte Aerzte, ihren Zustand zu beruhigen. Die Sitzung wurde unterbrochen, soll aber mittags weitergesührt werden. Das Erdbeben in Süditalicu. Calitri. Ter König und die Königin trafen in Beale'-iung des Ministers Laechi, von der Bevölkerung warm begrüßt, hier ein und besuchten das Hospital, wo hin man die Berwnndcteii geschasst hatte. Die Königin verblieb daselbst, während der König die eingestürzten Ge bände besichtigte. Die Ailfränmungsarbeitcn werden in Gegenwart des Küttigs fortgesetzt. Während er den Ar beiten beiwohnte, fand sich auch die Königin ein, die sich in Begleitung des Ministers Laechi im Automobil zu einem einstündiaen Besuche der vom Erdbeben heimge- suchten Stätten nach San Felc begeben hatte. Berlin. lPriv.-TelI Im Neuen Palais wurde heute in feierlicher Weise die Vermählung des Prin zen Friedrich Wilhelm von Preußen mit der Prinzessin Agathe von Ratibor begangen. Trier. Das Schwurgericht verurteilte die kroatischen Eisenbahnarbcitcr Sassiz und Grnbyesic, die ihren Lands mann und Arbeitsgenossen Nadehoff bei Prym in der Eifel ermordet hatten, zu 15 bezm. 10 Jahren Zucht haus, 7 Jahren Ehrenrechtsverlnst und Stellung unter Polizeiaufsicht. Ein anderer Kroate wurde srci- gesprochen. Prag. lPriv.-Tel.) Die Ortschaft Jivina bei Münchcn-Graetz in Böhmen wurde durch eine Feuers- brnnst zerstört. Petersburg. Durch eine schwere Explosion wurde ein großes p n r o t c ch n i s ch c S Laborat o r i u m in einem Vororte .zerstört. Das ganze Gebäude flog in die Luft. Ein 12jähriger Knabe wurde vollständig zerrissen. Sechs Menschen wurden lebensgefährlich verletzt. «ertliches uns Sächsisches. Dresden, 8 Juni —* Sr. Majestät dem K önig ist anläßlich des schweren Unglücks, das das 177. Infanterie-Regiment auf dem ttcbungsplatze Königsbrück betroffen hat, nachstehendes Telegramm des Kaisers zngegangen: esse bekundet haben, schon in der nächsten Zeit verreisen, beschlossen, die Feier auf den 1t. Dezember, den 67. Ge burtstag Robert Kochs, zu verschieben. Man war bei dem Beschluß auch von dem Gedanken geleitet, daß eine solche Entscheidung im Sinne Kochs selbst, der eine Bestattung in der Stille gewünscht hatte, getroffen sei. Die Gedächt nisrede bei der Feier wird Geheimrat Gaffky halten: weitere Reden sind nicht vorgesehen. !-* Kommerzienrat Belhagen s. Wie bereits kurz ge meldet, ist Kommerzienrat Wilhelm Belhagen, Mit inhaber der bekannte» Vcrlagsftrma Belhagen n. Klasing lBiclcfeld nnd Leipzigs, auf einer Geschäftsreise in Bad Harzburg infolge eines Schlagansalls verschieden. Der Verstorbene, der ein Alter von 5» Jahren erreicht hat, war ein jüngerer Sohn des Mitbegründers der Firma August Belhagen igest. 1801) und seit 1878 mit Johannes und Otto Klasing, später mit dessen Sohn Otto Fritz Klasing Besitzer und Leiter des ansgcdehntcn Geschäfts. s* Ei» Ionrnalistenstrcik in Stuttgart. Zwischen dem Stuttgarter T v n k ü n st l c r v c r c i n und der gesamte n Presse Stuttgarts und allen größeren Blättern Württembergs ist ein Konflikt ausgcbrochcn. Der Ton- künstlcrvercin hatte eine Stuttgarter Zeitung zu maßregeln versucht, die eine ihm nicht genehme Kritik veröffentlicht und dann die Aufnahme einer ihren Referenten bloßstellen- ben Erklärung des Tonkünstlcrvercins verweigert hatte. Der Württembcrgischc Journalisten- und Schriftstellcrver- ein hat versucht, den Ausschuß des Tonkünstlcrvercins zu einer Zurückziehung seiner Maßnahmen zu veranlaßen. Diese Versuche sind nicht geglückt. Darauf veröffentlichen nun sämtliche Blätter eine gleichlautende Erklärung des Inhalts, daß sic unter diesen Umstünden Berichte über das Schumann-Fest, das der Tonkünstlervercin in den nächsten Tagen veranstaltet, nicht geben können. Diese Einigkeit der Presse, vom Ncgiernngsorgan bis zum Organ der So zialdemokratie, ist außerordentlich zu begrüßen. Die Luthermythe. Eine ebenso durch ihren Feinsinn fesselnde wie humor volle Tischrede, die der berühmte Germanist an der Ber liner Universität von der Hagen im Jahre 18.87 ge legentlich eines Festmahles der Deutschen Gesellschaft am 10. November gehalten hat als Antwort aus das kurz zu vor erschienene „Leben Jesu" von T. F. Strauß, die aber gerade jetzt wieder nach 73 Jahren angesichts der „neuesten" Bestreitungen der Existenz Jesu ein eigentümliches Inter esse gewinnt, ist neuerdings in der bekannte» Zeitschrift „Christliche Welt" wieder abgedinckt worden.'!') Einige Proben aus dieser „Bratenvorlcsung beim Luther-Schiller Festmahle am 10. November 1837" über „Das Märchen von Dr. Martin Luther" seien hier wicdergegebcn: „Es ist sehr gut, daß wir heute ein Doppelfest begehen: denn eS ist leider nur zu gewiß, daß der eine der beiden Fcsthclden, die am heutigen Mvnatstagc geboren sein sollen, niemals gelebt hat, und daß wir eben so gut den Geburtstag des Mondkaisers oder des Sonnengottes feiern könnten, als den des angeblichen Dr. Martin Luther. Es gehört zu der hohen Ausklärung und tiefen Wissenschaft nnd Gelahrtheit unserer Tage, daß so manche lange her geglaubte Märchen und Mnthcn a»S der Reihe der Tat l sachen gestrichen sind: auch die Geschichte wird fortan eine ! Wahrheit sein. So sehr man den Protestantismus im I Widcrspiclc zum Katholizismus des Mangels an Pvcste ! beschuldigt, so hat er sich hier doch eben im Beginn als einen schlauen Dichter oder, was dasselbe ist, als einen poetischen Lügner gezeigt. ES kam den langen, fast tausendjährigen Umtrieben dieser scheinbaren Aufklärer darauf an, endlich zur allgemeinen Beglaubigung durch die persönliche Gestaltung eines längst verkündigten Mes sias zu gelangen, und diese knüpfte sich mit bewunderns würdiger Verwegenheit an die nächste kaum hundert lährige Weissagung. Bekanntlich soll Huß, dessen slawi scher Name Ga»S bedeutet, auf dem Scheiterhaufen gesagt haben: „Heute bratet ihr eine GanS, über hundert Jahr' aber kömmt ein Schwan. den werdet ihr ungcbratcn tan!" Wer durchschaut hier nicht gleich den künstlich ver wirrten Zusammenhang mnthischer Bilder nnd Ausdrücke. Schwan und Gans ist darin bekanntlich eins: wie im Sanskrit der mythische Schwan Hamsa nichts anderes ist *> El» Sonderdruck slir 85 Psg., zum Besten des Wolser Wailenheims erschienen, ist vom Bering der Christi. W. «Marburgs zu bezichcu.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite