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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 23.03.1911
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-03-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19110323024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1911032302
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1911032302
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1911
- Monat1911-03
- Tag1911-03-23
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Diese» «late «tr» de* Leser« von Dritte« u»d Umgebung a« Lage »or-er derrtt» al« S5. Jahrgang, 82. lictiiitaeJühr »n». t«n de« ut,I>4 M«t- S«nn- und VH.ip.en »ue «imollil r.v> vik>, enrch »ll«wL»tt.e<l>»- „ilftpnere »Fo M. -»> »mmali.« Zu« »-Luu- durch di» Po« ru.d». krlun, »«, re«»«, u. »»««du»- «>» r^« »«der P,« «Italern »kxnd<»A^ «r hauende« upd« r-arii«» »e,Iah«r nett ' ^ X- «or,e».Hu»«^>« ,ulm»«en «UtzstttL- Mchdruet nur »u d»m- Ucher Quebevuiate ,.kr«>, «ach» ^ »i- iff««. - U-umc-M« A-eukrt»»« uarde» chch» «uO«,»r». Hbrna-Mrgabr Ivgeffelll. wL-renb es bi« Volt-Lbonneuien a« Morgen ta einer Ärsamiauogab« erhalten. Donnerstag, 23. Mar; 1M1 Telegrannn-Abrrsie: N«chrtchte« Dretdr«. HeS^ünöeL 18LS Dmck und Verlag von Liepsch L Reichardt in Dresden. SauptgeschLftrstelle: rNarienftraf<e 38/40. Fernsprecher: 11. SOS« . ««»1 Uuse»,«-L«rii «unah». »o» Ln«,!» de»unflerl de«' nach,». N vdr. LenEqi, nur WaruilNrichl! M vul' U b>« >,,< U», r.l.- «nlpalria« Prund»ru- ,ea. S 2» P« . K^rtlir«. «achrlchier Le» Drrsd» « D« : «-cchUrL-Ä»»-,-« <un der PrN»«st!,lt Ae«'. 80W , die Zeile «, L«Ä>!>i«ia2' — An Hunn»«rn nun, Oou»^u.steikrl»«r>, die emlva/li«o <Kru»d. «eil« , MeiPlule.^ l-US «ll spl-, Hlllmui ni -!achrlche«n a jlreSlx b>eSr>t,»zeüeVPI Lu«u«rr>gt «lu'!ra.,l nur gegen Borausb-. ja«!»»«. ^ -Xedet 8- I-gdl-n kake, I» P-. vi^esclne^ kank ^Ictivnkspils! unü kvZvnvsn 261 W>. ^aric «»pSsKit ikr« Draackea-tl.-tLöiug 3oüLao-8lra»»e 3 .. .. Prager 8lra8,e 34 .-: .-: „ ^ 8lr>esener 8lrsa»e <4 u Vreaäen-A., tZautruer 8tra»s« 3 :: :: tkurort IVeieeer ttireck :: n bteiaaeo ooä <ötL»edvr droä». srLrge Da» .Kais«,paar wohnte im Kieler Gtadttheatsr ,mer Aufführung von Lchönhorrs Tragödie »Glaube und Heimat" bei und empfing nach der Vorstellung den Lichter. Da» neue Turbinen-Linienschifs Ersatz Hildebrandt wurde bet seinem heutigen Stapcllaus non der Kaiserin Kaiser" getauft. Ter Pächter des LümcnbräukcllcrS in München Erwig wurde wogen Betrugs, begangen durch schlechte» Etu - schenken, zu sechs Wochen Gefängnis verurteilt. In Triest sind 2300 Seeleute in den Aussiand ge treten. Die französische D e p u t i e r t e n k a m m e r gab rach tumultartschen Szenen dem Kabinett Moni» ei» Per. lrauensvotnm. Infolge heftigen Lchneest u r m s sind in Island Zahlreiche Menschen umgekommen. In Conrapagiia fHondurass wurden in einem G r - techt zwilchen zwei Divisionen non. Regierunastruppen die beiden Generale und 50 Mann getütet. Neuerte vradlmelüungen voni 22. März. Etapellavf de» ersten Lentsche« Linienschiffes mit Türbincuantrleb. Kiel. Der Stapel laus des Linienschisscs Ersatz .H i l d c h r a n d t". de» ersten deutschen Linienschiffes mit 1»rüinenbetxleb. ging heute mittag 12 Mir auf der Kaiser lichen Werft bei prächtigem Wetter non statten. Sämttiche Anwesende ohne Unterschied waren mit Kornblumen ge schmückt: denn in Kiel ist heute Kornhlumentag zugunsten der Kricgerwaisenchäiiser. Anwesend waren n. a. auch Prinz und Prinzessin Heinrich von Preußen, sowie Staats sekretär n. Tirpitz. Um 12 Uhr traf das Kaiscrpaar ein. Auch die K'aiferin trug einen Kornblumenürautz. Der Kaiser hatte einige Kornblumen am Knopsloche seines Marinemantels. Der Reichskanzler Dr. v. Belhman« - Holl weg hielt mit weithin tönender Stimme folgende Tanfrede: . „Aus Eurer Majestät Befehl wird da» Schiss, das heute am Geburtstage Kaiser Wilhelms des Großen isines Stapellaufes wartet, „Kaiser" heißen. Kaiser — da» Wort, umflössen non Träumen deutscher Größe und Sehnsucht. Kaiser — der Siegcspreis blutiger Kämpfe vor vierzig Jahren. Kaiser — der Mann in unserer Mitte, -er uns eine deutsche Ilotte schuf. Deutsche Ar beit fügte dich aus deutscher Werst, auf daß du ein Schutz iefest für deutsche Avbeit auf dem Erdenrund. Treue zu Kaiser in den Herzen deiner Mannen wird der Kompaß lein, nach dem du steuerst, auf daß du Treue zur Hejmat pflünzeß in die Herzen aller Deutschen da draußen. Stolz erhebe dein Haupt im Kampfe mit den Elemeyten, gleichwie der Kailer uns lieht erhaben über de« Streiten -er Zeit. Iührt dich der Gott, der über Wind und Wellen gebietet, der die Schlachten len5t, in Gefahr und Mot, dann bleibe deine Mannschaft noch in lotzier Stunde de» Namen- etngedenl, den du tragen sollst. Irauen- zuruf war es. der tn grauer Vorzeit unseren Vätern Mannesmut weckte. So guelle -ir au» dem Herzen der Kaiserin, die dich jetzt tauft. Glück und Legen aus aller Iahrt!" Die Kaiserin vollzog die Taute mit den Worten: „Aus Befehl Seiner Majestät des Kaisers taute ich dich „Kaiser"!" Dex R?ich»ka>rzler brachte ein dreifaches Hurra au», tn doS dir gewaltige Menschenmenge etnstimmte. Die Mußt spielte die Rationalhnmne. Der Ablauf vollzog sich glänzend. Während dessen präsentierte die Ehrenwache. Die Ilotte salutierte mit 21 Schüssen, woraus abermals drei Hurra» auSgcbracht wurden. Der Kaiser nahm iodann eine Reihe militärischer Meldungen entgegen und verlieh einige Ordenäauszeichnungen. Um l2> z Uhr begab sich da» Kaiscrpaar nach dem Königlichen Schlosse. Znm 11t. Geburtstage Kaiser Wilhelms I. Berlin. «Priv.-Tcl.) Am heutigen Geburts tage Kaiser Wilhelm» I. war das Mausoleum in Eharloltenburg in einen Blumcnhain umgewandelt. Im Austrage des Kaiserpaareg legte Prinz Joachim einen prächtigen Horbeerkranz mit weißer AilaSschlcise nieder. Da» Kaiserpaar weilt bekanntlich tn Kiel, wo zu Ebren de» ersten deutschen Kaiser» ein Kornblumentag stattsindct. Gleichzeitig findet dort heute der Ltapellaus des neuen deutschen Riesen^Hinienichisse« Ersatz „Htldebrand" hat:. Berlin. sPriv.-Tel.i Auch an dem diesjährtgen Geburtstage Kaiser Wilhelm» k. hat eine sehr große Zahl von Beförderungen. Versetzungen und Verabschiedungen in der Armee stattgesunden, namentlich tn den höheren Stellen und im Generalstabe. Kriegs- minister v. Heeringeu wurde g 1a »uite des Füsilier- Regiment „v. Gersdorf" Nr. 80 gestellt: an Stelle des zur Disposition gestellten kommandierenden Generals des 4. Korps v. Beneckcndorss und v. Htndenburg wurde der Kommandeur der 18. Division Generalleutnant Strt n. Arnim, der früher lange Zeit dem Ärteas- mintsterinm anaehörie, mit der Führung dieses -Korps be auftragt. Generalleutnant Frhr n. Gregor» wurde zum Kommandanten von Metz ernannt. Elsaß-kothringen. Berlin. Die R e i ch s t a g s f o m m i s s i o n für idie elsaß-lothringische Verfassung nahm heute Anträge aus erweiterte Zulassung von Arbeitervcrtrclcrn zur Ersten Kaurmer mit großer Mehrheit an, lehnte aber tn der GetarntaLi'tirnuiung den ganzen 8 G betrefsend die Zusammensetzung der Ersten Kowmcr. mit großer Mehr heit ab. Der „Rosenkaoalier" in England und Amerika. Berlin. sPriv.-Tel-i Der amerikanische Thcater- dtrektor Whitnen, der die englischen und amerikanischen Rechte für Richard Strauß' .,R o s e n k a v a l i e r" angekanft ha», ist gestern in Berlin eingctroffen und hat mit Strauß über die Erstaufführung in englischer Sprache konferiert. Voraussichtlich wird es kaum möglich sein, das Stück in London früher als km Herbst dieses Jahres auszufühceu. Strauß ist der Ansicht, daß die englische Ausführung soweit As möglich eine englische Besetzung haben soll, iallS dies unpraktisch erscheint, hat der Komponist die iolgenden Künstler bezw. Künstlerinnen für die Hauptrollen norge- schlagen: Krk. Siems und Frl. von der Osten, die in der Dresdner Premiere die Rollen kreiert haben, außerdem Frl. Edith Walker von der Hamburger Oper, von der Ber liner Hofoper die Amerikanerin Frl. Rose und Frl. Ar tot de Padilla, außerdem eine Amerikanerin, die jetzt in Mün- Lsreilllsxea, ännaiilvs xur VsrriauunA. : Lcdeck-Verkekr, krüüvunL von 8od«Rtzovtsn. Wertpapiere, Lu uock Vsricauf, Leleidurt^. Loupons, kiolüLUNk unci VsrxvsrtUNL. ..: Oepots, ^ufbsveahnmtr ollsuer u. vgnzckiihxsbLrkr. Ii.re<1ckdriete sui all« fl»»ptp!»t/.s cker tz^sit. chen singt, »Frl. Fay: für die Rolle des Bonon» OchS von Lerchena» schlägt Strauß den Italiener Lubieco »om Scala- theoter tn Mailand nor. Ferner plädiert der Komponiü für folgende vier Kapellmeister: Schuch Dre-Sdrn. Brecher- Hainburg, Älesl-Berlin und Eeslieori-Münrbcn. Für die englische Ausführung wird ein Orchester von 122 Manu vor gesehen, W Mann dazu vor der Bühne und 82 aus d>r Bühne. dkewpork wird die englische Ausiühgnng »uwa sechs Wochen später als London erhalten, aber mit e-ner ganz anderen Besetzung. Zur Erteilung des Bcrtraucusvotnms au Monis iBcrgleichc lagcsgeschtchtc.s Part s. Bei -er Verkündung des Ergebnisse» Ser gestrigen Abstimmung am Schlüsse der Deputierten- lammcrsitzung riefen einige Mitglieder der äußersten Linken: „Ter Block ist wieder tieraeücllt!" In der Tat um- saßl die Mehrbeit, die sin das Ministerium stimmte, alte Parteien des ehemaligen Blocks. Tie meisten republikani schen Blätter drücken ihre Befriedigung aus. So schreibt die „Lanieruc", die bisher eine dem Kabinett wenig freund liche Stellung eingenommen hat: Ter Ministerpräsident besitzt nunmehr eine Mehrheit der Linken. Tie Rechte har ihm einen ausgezeichnete» Tienü erwiesen: denn sie hat ihn gezwungen, sich über gewisse unbegreifliche Bedenken hinwegzuietzcn. Möge er sich jetzt an unsere Spitze stallen und entschlossen den Kamps gegen den ausrührerticheu römischen Klerus ausnehmen, der die nationale Schule be drückt. Möge er als Republikaner Handel»: dann wirb er keinen Gegner aus -er Linken haben. Der „Evenement" sagt: Wir haben gestern einen wahren Zusammenbruch der Opposition mit angesehen. Das Ministerium hat nun mehr eine verhältnismäßig leichte Ausgabe: es braucht nur zu wollen. Iauräs erklärt in der „Huinanitö": Der Mini- sterpräsident hat den Haß der Gemäßigten gegen sich heraus l» schworen, weil er deren Liebling Briand ersetzt hat. Er muß jetzt eine,Politik der Liirken versplgen, d. b. eine Polt til des sozialen Fortschritts. Das „Echo de Paris" schreibt: Die Sage ist klar: die Masken fallen. Die Regierung zeigte ihr wahres Gesicht. Das BUirdnis mit den Revolutionären ist jetzt offen verkündet worden. Marokko. Paris. Slus Fez wird gemeldet, daß der Sultan Mulen Hafid den Bcni Mter sehr wilde Unter- werfungShedivgungcn auscrlcgt habe. Der Sultan wolle die nunmehr beginnende Periode der Ruhe benutzen, um sein Heer zu kräftigen und dann die Retie durch Marokko antreten. Madrid. Die Blätter mcsden, daß der Ministerpräsi dent Eanalejas tn Sachen der Marokko-Angelegen heit mit mehreren politischen Persönlichkeiten einen Mei nungsaustausch gehabt habe Der „Liberal" behauptet, die spanische Regierung werde heute dem Pariser Kabinett estu Note über diesen Gegenstand überreichen. Algier. Der Dampfer „Phrygia" ist mit zwei Lektionen Artillerie nach Casablanca abgegangen- Die Eiscnbah»erbewcgu«g in Frankreich Paris. Eine Anzahl Lokomotivführer der Nordbahn hat gestern eine Versammlung abgehalteu. ES wurde eine Resolution angenommen, in der mit einem neuen Ansstande gedroht wird, falls die entlassenen Kameraden nicht wieder angestellt werden. Die Union uud Mcpiko. Washington- Wie von zuständiger Stelle erklärt wird, beabsichtigen die Bereinigten Staaten nicht. «unK «nü Akrenredskt. Jean JattsuesR aussen us „Dorfwahrsaqer". lL»Mhrii»y Llenetag Neu 2>. Mörz im Leipziger Liadltheater.j Das Leipziger Ltadttheatcr har sich gestern. Knie öfters schon unter der Opernleitung von Tr. Hans Locweu- icld, zu einer bcmerkensiverten Tat a»fgeschw»ngen. ES brachte den seit vielen Jahrzehnten brach liegenden „Tors- mahrsgger" von Jean Jacques Rousseau zur Ausführung und verdient dafür den Tank aller wahren Musikfreunde. Jean Jacques Rousseau, der große Philosoph und Pädagog, der geistreiche Verfasser des „Emtlc". der -Neuen Heloste", der „Betenntnlssc", war nämlich auch ein tüchtiger Mnsiker. Schon in jungen Jahren gab er mit seinem Lehrer einmal tn Lausanne ein Korrzert mit eige nen Kompositionen: später schrieb er eine Oper „l^os asisnte-s". die allerdings durchsiel. Das war im Iah're 1717. Bon dieser Zeit an war Rousseau mit der Aufführung neuer Werke sehr vorsichtig und ängstlich: bei der ersten Darstellung seines „Dorfwahrsagers" soll er törmlich gezittert haben. Er betrieb die Musik» obwohl er da- Technische eifrig studiert hatte, nur zu seiner Er- holurm, und zur Schaffung des „Dorfwahrsägers" wäre es sicherlich nie gekommen, wenn ihn nicht die 17L2 von Deutschland noch Frankreich übergestedelten italienische» Buffonisten tDarsteller der komstchen Operi mit dev italienischen Musik bekannt gemacht hätten. Die Franzpsgn waren auf ihre eigenen musiMramattschen Produkte sehr versessen, Rameau und Eampxa, vor allem aber LüÜK. waren ihnen in der steif-langweiligen Art chres aespreiztejn Schaffens unantastbar. Da aber brachten dipke naltenilchen Sänger das säst schon 20 Jahre alte Intermezzo Pergolesis ins Land. „I-a bai-vs packrova", oder „Die Magd als Herrin". Das war eine so frisch melodische, graziöse Musik, die mit sehr natürlich wirkenden Rezita- tfven'durchsetzt war. daß viele Franzosen ihren angebore nen Pattöüalehrqeiz vergaßen und ans die Fabne der italienischen Musik schworen. Rousseau, -er die „Korvä p«4ro»a" übrigens dann herauSgegeben hat, war unter diesen einer der: ersten >urd begeistertsten: eine neue Weit ging ihm auf beim Anhören der natürlich sließerrden Westen: die Unnatur der landesüblichen dramatischen Ver tonungen unmöglicher und kindisch-allegorischer Stoffe kam ihm in» Bewußtsein, und da ries er seinen Lands leisten auch ein musikalisches „Besinnt euch und gebt euch natürlich" zu in dem berühmte» „s-octre ki, r in rn » « igne tra » gai 5 a". Hier stellte er sich ganz auf die Seite der Italiener, und Hieb ans Hieb ersetzte er den großen Helden der anderen Partei. Lullu und Rameau. Es war die Zeit der Busfonisten iItalieners und der Anti- biiffonistcn l Franzose ist. Interessant in dieser Brand- und Streitscht'ift ist besonders das Kapitel, in dem Jean Jacques Uber die Schwerfälligkeit ii»d a-prioriiche Nv Musikalität seiner eigene» Muttersprache zu Gericht sitzt, während er sich im Preise der bieg- und schmiegsame» italienischen Sprache nicht genug tun kann. Der Eindruck der „8oiva Bsckrona" war so mächtig in ihm. daß er auf dem Lande, in Passu, selbst etwas Aehnltches zu schassen beschloß. Er nannte das tn Musik und Tort gleicherweise von chm herrtihrende Stück „To ckorin cku vstlags". Es war ein Schqferfpiel aivmutiaer Art, wie dang so viele aus dem Boden schoffeir. Eolin. der hübsche Hirt, wird von einer geputzten, eitlen Dame tn Fesseln geschlagen und seiner ihn liebenden Colette entzogen. Colette ist ob dieses Treu- bruches sehr betrübt und klagt ihr traurig Los dem soge nannten Dorfwohrsager, der für gutes Geld allerlei Rat^ schlage gibt und al» ein geriebener Gauner, der aus Reklame halt, sehr oft auch das Richtige zu treffen weiß. Er will alles wieder gutwachen und de» Hirten Herz ihr roiedcrgewtnveu- Nur rät er ihr» sie solle, wenn sic des Hirten ansichtig werde, sich so stellen, als wen» sie ihrer seits Ihn nicht tztebr siebe u>ld chnem anderen ihr Herz ge schenkt habe. Eolin wird aus des Wahrsagers Nachricht, daß Eosettc chm verloren, tn tiefen Schmerz versetzt, da ihm daS flatterhafte Wesen seiner anderen Schönen ohne dies bereits offenbar geworden. In einer längeren Aus sprache mit Colette, dkc ihn durch ihre Zurückweisung fast btS zur Verzweiflung bringt, öffnet er nun Irtncr wahren Geliebten restlos das Herz, sic cntschlSgt sich des angenoin- ineuen Stolzes, und beide vereinen sich unter der An teilnahme des ganzen Dorfes zum versöhnten glücklichen Liebespaar. Dieses Spiel van leichter Sentimentalität und >>cnt,'- roler -Heiterkeit stimmte Ronsicaii musikalisch mit Tendenz aus den italienischen Ton: er wollte quasi seinen Lands leuten als gutes Beispiel vorangchen tn der Art. wie sie clwa, obwohl im Grunde doch so andersartig miisikalstch erzogen, die „Weishcitslehrcn der italienischen Knaben" anfnehmen und verarbeiten lönnten. Ta er aber, m>e schon gesagt, die Aufregungen einer öffentlichen Aiisfüll rilng fürchtete, spielte er das Wcrkchcn nur einem kletnen Freundeskreise vor, in dem sich ». a. der bnzntlvbädiit ! Gras Hollnich und der -Historiograph Tuelos befanden. Ter letztere, dem Nouveau die Schöpfung spater »ach drücklichsi widmete, reichte das Stück anonnm der Koni >l. Akademie der Musik ein lio hieß die Königl. Over damals«, cs ward sofort angenommen, kam aber auf besonderen Befehl des Intendanten des Meiuts-PlaisirS de Evru. an« der Prlvatbühne des Königs Lirdwig XV. zu Fontaine blcau 1752 zur ci-sien Darstellung. Der König und Madame de Pompadour waren zugegen: dem Herrscher gette.1 das Werk so, daß er. wie es irr einem Briefe heißt, „die Arten den ganzen Tag hindurch mit ocr salichesien Stimme feine- Königreichs" fang. Bei dieser Aufführung ist es «richt ge blieben: die Pomvadou r. die gerne Hosenrollen zu ihrem Privatvergnügen gab, hat spater i e k bst die Rolle des Hirten gespielt. Das Singspiel kam dann auch noch auf das öffentliche Theater. Rousseau mußte sich freilich bei der Ausführung zu Fontainebleau einige Aenderungeu gefallen kaffen, die ihn sehr schmerzten. Mau hatte ihm sein Rezitativ, ans das er stolz war. weggenominc» und von zwei anderen, wenig be deutsamen Musikern neu komvonicrcn lasten. Spater bat er mit größerer Bestimmtheit jene Nachsicht verworfen un feinen Rczitativcn zü ihrem Rechte verholten: er schice dem Buche eine Vorrede voraus, die prächtig den Eigen sinn -cs großen Denkers charakterisiert. Sie entölt in ihrer Knappheit zwischen den Zeilen ein ganzes Kapitel über das Recht des Künstlers an sein Werk. Sv hctß« es u. ä.: «Das Werk muh erstens, da cs meinen Namen trägt.
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