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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 29.08.1913
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1913-08-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19130829021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1913082902
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1913082902
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1913
- Monat1913-08
- Tag1913-08-29
- Monat1913-08
- Jahr1913
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Zeitpunkte auf Grund von 8 40 des Reichsviebseuchen- gesrtzes i» Verbindung mit 8 114 Absatz 4 der nu»- führungsvvrschrtsten des Bundesrates eine Erl richte» rnng in bezug auf die Vorschriften der Hundcsperre in« sofern nachgelassen werden, als dann unter Wegfall des V eine n z w ange s Hunde mit Maulkorb unter ge- w i s s e n I, a f t e r Ueberwachnng frei lausen dürfen. Hoffentlich können die Hunde nach fünf und einer halben Woche schon der Freiheit zurückgcgeben werden. — * Die Weitzeriktalsperreugenoffeuschast hielt heute vormittag l«> Uhr im Saale von FüssclS Gasthvf in HatnS- berg ihre sechste GeiiosscnschaftSversainmlung ab. die aus de» «reisen der Interessenten sehr zahlreich besucht war. Unter de» Teilnehmern bemerkte man auch die Herren Amtskanptmann Tr. Streit. Geh. Kommerzienrat Tletel . Cvstmnnnsdorf. Kommerzienrat K ämpse - Tresden - Plauen. Landtagsabgevrdnetcr Bürgermeister Wit:ig- Rabenau usw. Ter Vorsitzende der Genossen schaft. Herr Ingenieur Pleitzncr von der Firma Birnert in Tresden Plauen, ervffnete die Berka nun lang mit be- grüsteiiden Worte» und btest besonders den Vertreter der Aufsichtsbehörde Herrn Amtshauptinann Tr. Streit herz lich ivilllommen. Ter einzige Punkt der Tagesordnung betreffe die Veichlubsassiing über die Beschaffung der z u r F c r t i g st e l l u n g ü e r G enos s e nschaft s a n - l a g e n e r forderliche n etdmittel, da die Ge nossenschaft mit der >6 Millivnen-Anleihe nicht ausreiche. Es seien vielmehr noch :! M i l l i v n e n Mark zur Fertigstellung der Anlagen notwendig. Infolgedessen habe sich die Genossenschaft an die Königliche Staatsregierung gewendet, die ihr daraufhin nachstehendes Anerbieten gemacht habe: Tie Ministerien der Finanzen und des Innern be willigen der Welsteribtalsverrengenvssenfchaft in HainS- berg rorschnstweise aus der Staatskasse diejenigen Bar- belrage zur Tecknng der Baukosten für die Talsperren bei Malter und Klingeiiberg samt deren plan mastigen Rebellanlage», die weder ans dem Erlöse der unter staatlicher Gewährleistung stehenden 16-Millionen-An- leibe l Gesetz vom 27. April G6G. noch durch fällige Teil beträge des ans Ist Fahre zu verteilenden StaatSvor- schunes von 2>.> Ptillionen Ptark iStändische Schrift vom «>. Ap>il 1666 Nr. still bestritten iverden könneil. Tie Be willigung wird an folgende Bedingungen geknüpft: 1. Tie Genossenschaft verpflichtet sich, den durch die Ueberschreitungeil des Kostenanschlages für die Tal sperren bei Klingeiiberg und Malter entstehenden Fehl st eü,irf durch eine Anleihe anszubringen, für deren Ver zinsung und Tilgung der Staat unter den durch Gesetz festzustellenden Bedingungen die Gewähr übernimmt. 2. Tie Vorschüsse ans der Staatskasse dürfen im ganzei' 3 Millionen Mark nicht übersteigen und sind bis zur Rückzahlung mit 8 Prozent jährlich zu verzinsen. 3. Tie unter l bezeichnet;; Anleihe ist binnen drei Monaten nach dein Inkrafttreten des GewährlciitungS- gesetzes auszngeben und der Erlös in erster Linie zur Rückzahlung der Vorschüsse nebst Imsen zu verwenden. 4. Tie Vorschüsse werden von der Finanz Haupt kaue aus Antrag der Weisteritztalsperrengenossenschaft gegen Bescheinigung der Amtöhauptinannschaft Tresdcn-Alt- SH stadt an die Banverwaltnug Tresden II auSgezahlt. st. Sobald die neue GenofscnschaftSanleihe begeben werden kann, erledigt sich die Gewährung von Vorschüssen aus der Staatskasse. «nk In Ser sich anschliestenden kurzen Tebatte betonte Herr Auitshanptmanii Tr. Streit, das; es sich in dem vor- liegenden Falle nur um einen Vorschub der sächsischen .«7 Staatsregierung handle, bis ein Veschlust des sächsischen 9" Landtages herbeigesüllrt worden sei. Ter Vorschub solle ^ « nur mit 3 Prozent verzinst werden. Tie Versammlung L» beschloß hierauf einstimmig und ohne weitere Tebatte, die ^ . Vorschläge der Staatsregierung anzunelimen. Herr In- A gcnieur P l e i s, n e r sprach den Königlichen Ministerien des Innern und der Finanzen den Tank der Versainm- lung für das abermals bewiesene grobe Entgegenkommen -Ls aus. woraus die Versammlung geschlossen wurde. Tie Präsenzliste ergab die Anwesenheit von stk Teilnehmern -mit 95 653 Stimmen. — Tie Einweihung der Tal sperre bei Malter findet Sonnabend, den 27. September, statt. Ter Feier wird voraussichtlich Se. Majestät der König beiwohnen. 8? —* Unter den Todesursache» bei den im Juli d. I. in Tresden erfolgten 664 Todesfällen sind hervor- zuheben: 2 Kindbettfieber. 2 Scharlach, 6 Masern und Lk Röteln, 8 Tipbtberie und Knipp, 4 Keuchhusten und -AS i Tnphus. Letztere Krankheit, die im Vorjahre insgesamt in Ist Fällen in Tresden zum Tode führte, ist in diesem Jahre bisher nur noch einmal, und zwar im März, zur Todesursache geworden. Weiter waren im Juli d. I. Todes ursachen: 61 mal Tuberkulose, 64 Krankheiten anderer AtmungSorganc. 3l Magen- und Tarmkatarrh, Vrcchdurch- sall, darnntcr 24 bei Kindern unter l Jahr, während cs im Juni 38 waren gegen 266 insgesamt im Jahre 1612. Schlieblich führten im Juli noch 36 gewaltsame Ursachen und 33l andere Krankheiten zum Tode. —* Znm Besten des Kornblnmcntages findet am Dienstag, abends 8 llbr, im Saale des Hotels „Bristol" ein Konzert stall, zu dem dank den Bemühungen der Frau Generalkonsul Schulz folgende künstlerischen Kräfte ihre Mitwirkung zngesagl haben: Herr König!. Konzert meister Bärtich lViolinej, Herr Baron Carlo v. d. Ropp sRezitatto»), Konzertsängert» Fräulein Anna Klotz lGcsang) und Herr Donkünftler Bertling «Begleitung). —* Internatinnnle -tädte.AuSstrllung in Lyon. Bvm Verband Sächsischer I » d u st r i e l l e r erhalte» wir die folgende Mitteilung: Seitens der Stadtverwaltung von Lyon war an den Berband Sächsischer Industrieller die Bitte gerichtet worden, die sächsische Industrie auf die im nächsten Jahre in Lyon stattsindende Stadte-Ausstellung binzuweisen und die Beteiligung daran z» empfehlen. Der Gesamtvvrstand des BcrbandeS hatte hierzu in seiner Sitzung vom 10. Mai beschlossen, dieser Anregung mit Rücksicht auf die in Frankreich zurzeit herrschende wenig deutschfreundliche Strömung und ans die neuerdings be merkbare» Zvllschwierigkeitrn Frankreichs bei Einfuhr deutscher Waren keine Folge zu geben. Inzwischen ist ei» Beauftragter der Ausstellung der Stadt Lyon in Deutsch-' laut» gewesen, um die deutsche Industrie nochmals zur Be teiligung einznladeii. ES ist von ihm betont und vv» anderer Seite bestätigt worden, das, gerade in Lüdfrauk- reich eine deutschfeindliche Stimmung und Strömung nicht vorhanden sei, und das Fernlicgen von Chauvinismus innerhalb der AusstelluiigSleitung kvmmt auch darin zum Ausdruck, das, die Korrespondenz mit Deutschland jetzt in deutscher Sprache geführt wird. Angesichts des Umstandes, dab auch die Stadt Tresden die Einladung zur Beschickung der Ausstellung in Lyon angciivmmen hat, und angesichts der neueren Meldungen, wonach auch der häufig offiziös inspirierte „Temps" sich jetzt gegen die Zvllmabiiahmen der französische» Regierung wendet, wurde sestgestellt. dab diese Mitteilungen eine der Ausstellung freundlichere Stimmung erweckt hätte», was ans die endgültige Haltung der deut schen Industrie, über die demnächst Beschlub gesabt werde» wird, nicht ohne Einflub bleiben dürste. —* Einem Nohpraduktcuhändler in Dessau wurde kürzlich ein Posten Knpferrvtguft- und Messingspäne brief lich zum Kaufe angeboten. Der Händler nahm die Offerte an, und null stellte sich am folgenden Tage ein angeblicher Hermann Kahn aus Bernburg in den Geschäftsräumen des Händlers ein, legte ei» Duplikat des Frachtbriefes über die Absendnng der Metalle in 3 Fässern an den Händ ler vor und bat um Hergabe eines Borschnsses von 466 Mark. Da der Wert des ans der Bahn befindliche» Gutes etwa 866 Mark betrug, hatte der Händler keinerlei 'Bedenken und händigte dem angeblichen Kuhn die verlang ten 466 Mark Vorschub ein. Als dann die Fässer mit In halt ankamcn und geöffnet wurden, stellte sich heraus, dab sie nicht Metall, sonder» Bruchglas enthielten. Tab in Bernburg eine Metalldreherei von Hermann Kahn nicht besteht, bedarf wohl kaum der Erwähnung. Festgcstcllt wurde in Bernburg, das, ein Mann einige Tage vorher in einem Geschäft 3 Fässer und in diesem und einem anderen Geschäst Bruchglas gekauft, aber nicht bezahlt hat. Tie 3 Fässer hat er mit dem Glas füllen, zur Bahn schassen und sie dort an den Händler in Tessau expedieren lassen. Ter Betrüger, der zweifellos sehr bald auch in anderen Gegenden anftauchcn dürfte, hat untersetzte, l,63 bis 1,63 Meter grobe Figur, blondmelicrtes Haar, kleinen, blonde» Schnurrbart, gesundes, volles Gesicht, blaue Augen, ist etwa 66 Jahre alt und trug guten, Hellen Sommerüber- ziehcr und dunklen Anzug. —* Ein Kantionsbetrtiger, der „für eine erstklassige Kranken- und Sterbeversichcrnngsgesellschaft einen Kassen boten sucht", hat in Frankfurt a. O. einen Schneidermeister um 366 Mark betrogen. Ter Schwindler nannte sich Subdircktvr Franz Berndl der bürgerlichen Kranken- und SterbcversicherungSgesellschaft in Leipzig. Um sein Opfer zu täuschen, legte er die Kaution in Höhe von 566 Mark in ein Kuvert, das er mit der Adresse der erwähnten Gesellschaft versah und beauftragte einen An gestellten des Hotels, in dem er wohnte, dieses zur Post z» bringen. Ter von dem Argwohn schöpfenden Schneider meister ans telegraphischem Wege zurückerbctcnc Brief ent hielt nicht daS Geld, sondern nur einen unbeschriebenen Briefbogen und einen Prospekt der Versicherungsgesell schaft. Ter raffinierte Betrüger, der wahrscheinlich mit diesem Taichenspiekerstückcheil noch in anderen Städten sich bemerkbar machen wird, ist etwa 46 Jahre alt, ungefähr 1,62 Pieter grob, von untersetzter Figur, hat blondes Haar, blonden Schnurrbart, gesunde Gesichtsfarbe, blaue Augen und trug schwarzes Jackett, gestreiftes Beinkleid, schwarzen, steifen Hut und schwarze Schnnrsticsclii. —* Eine Einmictdicbin, die vorgibt, aus Pilsen oder Lcitmeritz zugereist zu sein, hat in letzter Zeit mehrfach Zimmcrvermictcrinnen bestohlen. Tie 23 Jahre alte Tiebin hat dunkles Haar, tragt weifte Bluse und weiften Lporthut und führt ein schwarzes Samthnndtüschchen bei sich. —* Tcm verunglückten Müller Pausisch. über denen Unfall in der Hof- »nd Bäckcrmühle von Belfert ans der Annenstrabe wir berichteten, muftte am Mittwoch im Fried- richstädter Krankenhanse der rechte Arm am Lchiiltcr- gclcnk abgcnommcn werden. Ter Verunglückte ist 42 Jahre alt und in Heidenau wohnhaft. —* Feucrwchrbericht. Heute früh in der 5. Stunde wurde die Feuerwehr nach Augsburger Strafte 12 gerufen. Es waren Briketts durch Selbstentzündung in Brand geraten. Die Wehr war tätig mit Umschaufeln und Ablöschen. ^ — Oesfeutliche Versteigerungen in auswärtigen Amtsgerichten. Freitag, l». Oktober. Frcibcrg: Lohiikntschcr Karl Wil helm Sind» er» Grundstück in Freibrrg. <7 «r groß und auf wo»» M. geichäv«. Das Grundstück besteht au» Wohn- und Nebengebäuden und liegt an der Pfarrgasse Nr. <2; — Do». » rrSt» g , l«. Oktober. «ötzlchcnbroda: Da» tm Grundbuch» sür Oberlöstutv Blatt »Ub aus dipi Name» de« Vücherrevilor- Fricbrlch Ndolp» Gumnitz eingetragene Grundstück, lv,7 Nr grob und a»i 21 >8» M. geschätzt. ES liegt in Oberlüstnitz, Hollüstnltz- straste »». und besteht aus Wohn- und Htlhnerstallgebüude, Hos- raum und Garten. —* Leipzig. Gestern nachmittag wurde in einer eisernen Bvrschleuse gegenüber dem Grundstück Kürnerstrahe SO der vom Rumpf abgelrennte Kopf eines KindeS ge sunde n. Offenbar gehört dieser zu den am 16. August in einer Gärtnerei der Kaisertn-Augnsta-Ltrafte aufgesundenrn Loichenleile» eines aiischeineiid neugeborenen Kindes. ES fehlen nunmehr noch von dem Kinde -er Rumpf und ein Arm. Ans den amtlichen Bekanntmachungen. Handelsregister. Eingetragen wurde: betreffend die Firma Sächsische Ofen- und Chainottewaarensabrik vorm. Ernst Tkichert, H a u p t n i e d e r l a a e in Dresden, Zweigniederlassung der in Meisten unter der Firma Sächsisch« Ose» »nd Chamotte Maaren Fabrik ivormals Ernst Teichertj be stehenden Aktiengesellschaft, tast die Prokura des Kaufmanns Max Georg Rudolph Zeidler erloschen lst; — betreffend dle Firma Eduard Hammer, Gesellschaft mit beschränkter Haftung in Dresden, dast die Prokura des Kaufmanns Earl Lohn erloschen ist: — dast die Firma Deutsche Industrie-Gesellschaft für m e ch. Apparatebau, Gesellschaft mit beschränkter Haftung in Dresden nach beendeter Liquidation erloschen lst; — dast dem Gesellschafter der offenen Handelsgesellschaft Liga, r c t t e n s a b r l k „Jaffa" lk f c r Sc Hering in Dresden Kauf mann Franz Arthur Ufer in Dresden durch einstweilige Ver fügung des Königl. Landgerichts Dresden vom 2». August IMS die Vefuguls zur Vertretung der Gesellschaft entzogen worden ist; — dast die offene Handelsgesellschaft Paul Keller L Co. ln Dresden ihren Sitz nach Dippoldiswalde verlegt hat; — dast der Inhaber der Firma Bayr-Bierteller-Fabrik Max Lehmann in Dresden Kaufmann Max Lehmann gestorben ist und dast die KausniannSivitwc Lina Bertha Clara Lehmann geb. Schuster, die ledige Lotte Lina Lehmann, geb. am b. Septem ber MB, und Fritz Gustav Leb m a n n, geb. am 25. Dezember i8»z, sämtlich in Dresden, als Erben des verstorbenen Max Leh mann in ungeteilter Erbengemeinschaft Inhaber der Firma sind- Knnkurfe, Zahlungseinstellungen «sw. Im Dresdner A m t s g e r i ch t S b c z i r k: lieber den Nachlast des am 2. Juli will zu Dresden verstorbene» WcinhttndlerS Valentin Martin iGeschäflSlvkal: LandhauSslraste 7, Wohnung: giosenstraßc 87), ist bas Koiikurovcrsahrcn eröffnet und der KaWnian» Alfred Canzicr in Dresden, Pirnaische Straße 88, zum Konkursverwalter ernannt worden. KvnkurSsvrderungcn sind bis zum 1». September an- zumcldeii; — das am 1. August 1913 au die Erben des in Dresden, Franklinstraste 28, Erdgeschvst, wohnhaft gewesenen Schriftsteller« und Prioallcdrers Karl Heinrich Konrad Hüter erlassene Ber- üusterungsverbot ist wieder aufgehoben; — das Konkursverfahren über das Vermögen des Kaufmanns Gustav Paul Fobo in Dres den, Poppitz 8, der unter der Bezeichnung „Paul Fobo" mit SchnhwarcnbedarfSartikein handelt, wird hierdurch aufgehoben» nachdem der angenommene Zwaiigsverglcich bestätigt worden ist. Kaisertase in Posen «nd Merlau. Am Mittwoch abend 6 Uhr brachte der Pro« v i n z i a I s ü n g c r b n n d von Posen im Ehren- hpfc des RcsidenzschlosscS den Majestäten eine Serenade dar, bei der zum Vortrag gelangten: „Abcndlied" von Hoffmann v. Fallersleben, „Schwert lied" von Carl Maria v. Weber und „Das deutsche Vaterland" von Reichardt. Tie Leitung hatte der BundeS- chvrmeister Musikdirektor Blume-Posen. Beteiligt waren cnva 1M6 Sänger mit ihren Fahnen und Bannern. Sänger und Publikum brachten den Majestäten stürmische Ovatio nen. Die Stadt war wieder illuminiert. Mittwoch nachmittag fuhren der Kronprinz und die Prinzen Eitel F ri cdri ch , A u g n st Wilhelm und Oskar in einem Automobil nach den Ansiedlungs- d ö r f e r n jenseits der Warthe, wo sic allenthalben von den Ansiedlern freudig begrübt wurden. Ter K a iser hat sich heute vorm, in Posen zur Besich tigung des Forts W i n i a r » begeben. — Als gestern abend die zur Iiviltafel im Rcsidenzschlvsse geladenen polnischen Magnaten zurückkehrten. wurden sie von dem vor dem pol nischen Hotel Bazar anfgcstcllien polnischen Janhagel mit Hohn- und Pfuirufen empfangen. In ernsten Ausschreitun gen ist es jedoch nicht gekommen. Tic Polizei zerstreute die Menge. Vcrhgftnilgcn wurden nicht vorgcnommcn. Heute vormittag um 16 Uhr erfolgte die Abfahrt der Fürstlichkeiten und der Gefolge von Posen nach Bres lau. Im Sonderzugc befand sich auch der Reichs, tanzte r. Ter Kaiser und die Kaiserin sind nachmittags I Uhr bei prächtigem Wetter vom Poscner Hauptbahnhofe im Hofzngc nach Breslau abgereist. Ans dem Wege vvm Schlosse zum Bahnlivse wurden sic von einem überaus zahlreichen Publikum stürmisch Segrübt. Der Tank des Kaisers. Ter Kaiser hat an den Oberpräsidenten der Provinz Posen folgenden T a n k c r l a st gerichtet: An nnseren diesjährigen Aufenthalt in der Residenz stadt Posen können ich »nd die Kaiserin und Königin, meine Gemahlin, eine schöne Erinnerung bewahren. In kaum eine einzige, die Tilclheldin mit eingerechnet, weit ihnen eben alles dramatische Leben fehlt. 'Vielleicht aber wollte Ewers uns vor allem ein Bild von der Berliner Revolution geben? Run, das miblang ihm erst recht. Wir wenigstens denken uns dies Bild denn doch etmcis ernster und würdiger und wären dem Tichter dniikbar gewesen, wenn er uns wenigstens die alberne Soittelweibcrszene im Grabgewölbe geschenkt halte, desgleichen die Tame mit dem ekelhaften Totenkvpf, die halb widerlich, halb komisch wirki. Tic Tarstcllung der Luise ging aber doch weit über die Kraft der blniiuugen Kottbuser Gastin Fräulein Ehser, so redlich diese sich auch mit der schwierigen Rolle abguältc. Mit den Tarstellcru verneigte sich nach den letzten zwei Akten glich wieder und wieder dankbar der Tichter vor dem Publikum und hatte wirklich Anlab. sür die Nachsicht und das Wohlwollen eines immerhin ansehnliche', Teils der Zuschauer dankbar zu sein. Prof. Tr. Karl Siegen. Die polnischen Bauern. Van den Literaturen der slawischen Völker ist es die russische, an der die westlichen Nationen, namentlich die deutsche, lebhaften Anteil genommen hat. Am Ausgang des verslosscncn Jahrhunderts war der Einflub der auf ganz anderem Boden, unter ganz anderen Voraussetzungen entstandenen Sichtungen ein so starker, dab er fast zu einer Gefahr wurde. Tas Schwinden der markanteren Köpfe und das künstlerische Nachlassen einer Persönlichkeit wie Maxim Gorki hat anch die übergroste Begeisterung auf das normale Mab znrnckgefiihrt. Wenig merkbar ist das pol nische Uicrarische Schassen hervorgetreten. Abgesehen von Sicnkicwicz' viclgclescncm, in alle Kultursprachen über setztem Roman „One, v.iiüs", der ohne nationale Färbung ist, bat es kein polnisches Buch der schönen Literatur zu einem sogenannten Wcltcrfolg bringen können. Ta hat nun der Verlag von Engen Ticderichs in Jena ein vierbändigcs Werk von moniimcntglcm Charakter hcransgebracht: Tic polnischen Bauern von W. S. Nenmont, in der meisterlichen Uebertragung von Paul d 'A rd e schah. Tiefer Ucbcrsctzcr verfügt über eine so künstlerische literarische Note, ein so seines Gefühl sür llntcrtvnc und Schwingungen der Sprache, dast sein Anteil an der deutschen Ausgabe des Werks besonders hervorzu- hcben ist. Von ihm stammt auch das Vorwort, das allerdings über den Rahmen einer bloften Einführung hcrausgcht und zu einer Betrachtung lunstkritischen Charak ters wird. Man erfährt die interessante Tatsache, das; die Mehrzahl der polnischen intellektuellen Tichter, Maler, Bildhauer in engstem Zusammenhänge mit dem Bauern stand ihres Landes stehen, das; die Gesundung des ganzen 'Volkslebens ans den höheren Aufschwung der ländlichen Bevölkerung zurückznsühren ist. Die Erscheinung ist ja weiter nicht auffallend, eigentlich selbstverständlich. W. S. Rcymont, der seinem Volke ngtnrlich in erster Linie, dann aber auch der Gesamtliteratnr ein so bemerkenswertes Epos gegeben hat, war in der Welt, in der der literarische Rubin ansposaunt wird, bis jetzt wenig genannt. d'Ardeichah gibt folgende biographische Notizen über die fesselnde Per sönlichkeit: „W. S. Rcymont ist der berufene Epiker des polnischen Torfes. Er ist trotz seines fremdländisch klingen den Namens ein Kind der fremden, knltnrscriicn Welt des polnischen Torfes, in der er seinen Lebenslauf mitten unter Gcinscinngcn und Viehhütcrn, selbst die Herde seines Vaters, eines dem Bauernstände entwachsenen Torsorgani sten, hütend, beginnt. Allmählich steigt er die soziale Stufenleiter zur Stellung eines genannten Dichters empor, der seit Jahren einen beträchtlichen Teil seiner Zeit in Paris zu verleben pflegt. Rcymont kennt das Tors ans unmittelbarer Nähe, bis in jede Einzelheit, bis in die ge heimsten Winkel und Falten der Banernseele, bis zu den Eigentümlichkeiten der Baucrnsprache, er kennt es mit der tiefen, instinktsichercn Kenntnis eines Menschen, den die ver trautesten Erinnerungen der Kindheit mit dem Milien ver binden." Es ist hier nicht zu viel gesagt, Rcymont ist als Künst ler ein echter Realist, allerdings keiner von denen, die mit photographischer Treue den Ausschnitt eines Weltbildes wicderzilgeben suchen: Geschautes und Einpfniidenes geht bei ihm durch den Filter einer reichen und vielseitigen Natur. Seine Art der Tarstcllung weist aus den Einflust ZolaS hin —, wie bei ihm ist der Bogen weit gespannt, sind die einzelnen Vorgänge wuchtig und packend ansgebant. Aber Rcymont ist ein viel feinerer Meister in der Aus malung der Details, und lyrisch entschieden reicher. Man fühlt deutlich und oft mit Genus; daö Walten der slawischen Seele, dieser reflektierenden weichen, oft auf totem Punkt verharrende» und wieder jäh aufbrausenden Seele. Und darin liegt ein Hanptreiz dieser umfangreichen kulturellen Dichtung. Das vierbändige Werk ist den Jahreszeiten entsprechend in „Herbst", „Winter", „Frühling" und „Sommer" ein geteilt. Einteilungen solcher Art wirken meist schemalisch und kalt, aber hier bedeutet sie eine künstlerische Berechti gung, man könnte sic sogar als Forderung aufstellcn. Das bäuerliche Leben ist so streng an die Jahreszeiten gebun den, das; cS in seiner Gesamtheit gar nicht ohne solche Be ziehungen öargcstcllt werden kann. Gerade in den Schilde rungen, wie sie sich ans dem Wandel der Zeiten ergeben, tritt die dichterische Kraft Rcymvnts in ihrer vollen Stärke und llngebrvchcnheit zutage. Es ist erstaunlich, mit welchem Geschick der Ucbcrsctzer gerade hier den Farbenreichtum seiner Palette iviedcrgcbcn konnte. Eng mit dem Boden, der sie nährt, ist das Leben dieser polnischen Dörfler verbunden. Langsam eniwickeln sich die einzelnen Gestalten, und lang, sani setzt anch die Handlung ein. Und da ist es nun fesselnd, in den Motiven ans denen heraus die Handlung erwächst, alte Bekannte kennen zu lernen- Bei Ludwig Thoma und Schönherr. Rosegger und Gcmghofcr, bet Klara Biebig nnd Wilhelni Polcnz, die ihre Stoffe so oft dem bäuerlichen Leben entnommen haben, finden sich die gleichen Beweg gründe. wie bet Zola oder Rcymont: rücksichtsloser Kampf der Jungen gegen die Alten, Landgier bis zur Krankheit, Empfindungen in ihrer unkomplizierten Ursprünglichkeit sowohl im LicbeSlebcn, als in der Hingabe an die bescheide nen geistigen Bedürfnisse und den Glauben. Der Kampf, den zwei trotzige, harte Naturen, der alte zähe Bauer Matheus Boryna und sein Sohn Antek, gegeneinander durchsührcn, ist schon oft gekämpft worden, aber das Kolorit, das ihm Rcymont verleiht, ist ganz individuell. Das Buch wäre nicht aus polnischer Dichtcrfcder, wenn es »oben dem erbitterten Streit nm Land und Gut, um alte und junge Rechte, nicht auch den tieferen und ingrimmigeren nm das Weib ^rächte. Antek ist zwar mit einer treuen und guten Frau, der tüchtigen Anna, verheiratet, doch die reizende Iagna hat sein Blut entzündet. Iagna aber nimmt auf Drängen ihrer habsüchtigen Mutter de» alten reichen Boryna. Mit diascr Eheschltcbung ist die Mine gelegt, deren Explosion man mit grauengemischter Spannung Voraus sicht. Von allen charakteristischen und merkwürdigen Fraucn- gcstaltcii, die Rcymont lebensvoll in sein Epos etnfügt, lst
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