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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 04.09.1913
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1913-09-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19130904028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1913090402
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1913090402
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1913
- Monat1913-09
- Tag1913-09-04
- Monat1913-09
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Dresdner Nachrichten Rr.M / Dresdner Kornblnmeata». DaS Ergevuiü der Lammt««« sieht natürlich noch nicht fest.' sicher aber ist leider soviel, das, es weit üinter den Resultate» des Margaritten- und des Decken, »oseniages ziirücksteht. Wie uns das Bauktiaiiü Gebr. Arn- Vold, das auch diesmal wieder das Zähle» der eingegaiigenen Blumemagbüchsen üvcriiommen »at. Heute srüh >»4 UHr mit- Neiite, betrug der Inhalt aus 8127 Büchsen, die bis nachts l Nsir abgelieseri wurden. >1655.50 Mt. Die Lumme setzt sich zusammen auS 828 850 lv-Psg.-Stücken — 82 885 Mk., 70 00c» 5 Psg.-Ltücken - 8500 Mk.. 820 Mk. in 2- »nd 1-Psa.. Stücken und 7050,50 Mk. iu Lilber, Gold oder Papier. Da in-gelamt etwa 5000 Büchsen auSgegeben und somit ein erheblicher Teil erst in den kommenden Lagen eingeliesert wird und außerdem das Ergebnis der Sonderveranstaltun- gen auch noch auSstevt, so wird das Gesamtergebnis auf über 00 000 M k. zu schätzen sein. Leda«- und Korublumentag-Feier im Gewcrdehaus. Unier den vielen ,weiten des Kornblninentages darf dieFeier, die gestern abend der König«!. Lachs. Mili tär v c r c i n des 7. Infanterie-Regiments „K ö ii i g <0 e o r g" N r. I 0 0 im Gewerbehause veranstaltete, »u in erster Reibe geiiaiinl werden. Lie war getragen von einer nationalen Hochstimmung und dürfte bSi den zahl reich Erschienenen, nnier denen man auch mehrere Ehren gäste. so die Herren Oberst Overbeck und Oberstleutnant v. H.iupt bemerkte, einen nachhaltigen Eindruck erweckt haben. Hier hätte mau natürlich vergebens nach einem FestiettiieblNer suchen können, dessen Brust die schlichte Blume nicht geschmückt hätte. Auch die 'Büste des Königs, tue auf dem Musikpodium ausgestellt war. trug den blaneu E'brenkranz. Die Blumenvcrkäuferinnen wußten, daß sie auch noch am späten Abend liier willige Käufer fanden. Manches Giöschlcin verschwand in der iveißgrüneii Bückne. Patriotische Weisen der Kapelle der Kaisergrenadiere be reiteten auf die Festansprache vor. die Herr Haupt- mann d. V. I RechtSanwalt Hol seid, eine straffe mili tärische Erscheinung von hohem Wuchs. mit markiger Ltimme hielt. Er begrüßte zunächst die Festverianiinlnng, beionders die hohen Gönner und Ehrenmitglieder des BereinS, wandte sich dann mit einem Dankesivorte an die liebenswürdigen Damen, die sich in den Dienst der guten Lache gestellt und richtete einen herzlichen 'Willkommens- grüß an die Kriegsveteranen. denen sa der Lag besonders geweiht 'e>. Der Redner ließ die 'Blicke seines Audito riums daran' turiickschweiteu in die Beit vor >00 Jahren, ivo ein nie gekannter Lnirm das deutsche Bolk dnrchbrausle, wo das deutsche Volk aussland. um mit Macht seine Keilen zu brechen und so seinem Batcrlande die heiß ersehnte irreiheil wiedcrgab. Vau ge Beit habe cs freilich geschielte», als ob die ungeheuren Opfer a» Gut und Blut vergebens gewesen seien. Die deutsche Bereisten heil zu beseitigen, »abe es wieder mehr als eines halben Bah ihn udertS be durft. bis ein erneuter mächtiger Lturm das deutsche Bolk auirüttelte aus seiner friedlichen Ruhe. Der heurige Lag rule ins Gedächtnis die Lchlaclit bei Ledan. wo der dritte äiavoleou mit seinem stolzen Heere von Deutschlands Löhnen geschlagen wurde. Bor den Loren von Paris wurde dann das Werk vollendet, das 1818 begonnen worden war. Gar gewaltig ist das Amelien und die Macht des stolzen Reiches unter der weisen Führung seiner Fürsten ge wachsen. Neben dem erneu Heere der Welt verschafft eine der cnsten Flotten dem deutschen Name» Ehre und An erkciinung. Und wer uns nicht liebt, der muß unS doch fürchte». Die Lieger von 1818 deckt freilich längst die kühle Erde, und auch der größte Lei! der siegreichen Ltreiter von 1870 iß zur großen Armee abberufeu morden. Aber wir dürfen uns glücklich preisen, daß wir doch noch so man chem Bercran von 1870 ins leuchtende Auge blicken können, wenn er von seinen Laten nnd Leiden ans der großen Kriegszeil erzählt. Heute solle daS Lachsenvvlk einen Lei! der Dankesschuld an seine Bete rauen abtragcn. Aber nicht ein Almosen, ein Ehrengeschenk vielmehr solle die blaue 'Blume sein In daS Hoch auf Kaiser nnd König, mit dem die Rede schloß, summte die Bersammlung begeistert ein und saug stehend „Den König segne Gott!". Nach weiteren Musikstücken hielt Herr Lehrer Lchrapel einen Vortrag, der von Lichtbildern begleitet wer. Auf dem Umwege über das Rieiengebirge führte der Redner die Festversammluiig nach B r e s l a ii. zeigte ihr die hervorragenden Bauwerke der Ltadi und ließ sie dann einen Gang durch die Jahr h u n ü e i t A u s st ekln n g tun, wobei er Bilder aus den Freiheitskriegen eiiiilochi. Der 'Vortragende faßte sein Urteil über Sie AirSirelliing daliin zusammen, daß Breslau gezeigt habe, wie man die Erinnerung an große Kriege durch eine Kuitnrrat Hochhalten könne. Auch diese Dar bietung wurde mit Interesse veriolgt und fand lebhafte An erlennuiia. Juni Schluß dankte Herr Kamerad M ehnert noch alten, die zum Gelingen deS schönen Eenes beigeiragen batten. Mächtig braune alsdann die deutsche 'National bnmnc durch den Laal. Ein fröhlicher 'Ball sah jung und alr in herzlichem Einvernehmen noch mehrere Ltiiiidcn beisammen. Konzert im Hotel „Bristol". Im Laale deS Hotels „Bristol" am Bismarckvlahe fand geiler» abend zugunsten der Veteranen ein von Frau Generalkonsul L cti u t tz arrangiertes Konzert statt, zu dem ücb eine zahlreiche Buhörerschast aus den besten Dresdner Gesellschasiskreiseii eingcfundcn hatte. Tie Konzerisängcrin Fräulein Anna Kloß sang, stimmlich trefflich disponiert, mir Hingabe und großer, dem festlichen Tage gerecht werden der Begeisterung eine Anzahl Lieder am Klavier, die ihr reichen Beisall einbrachte». Konzertmeister Rudolf Bärtich. der ausgezeichnete Künstler der Künlgl. Hosopernkaprlle. ent- zückte die Zuhörerschaft durch mehrere Bioltnsoli. die Zeug. niS von seiner gereisten Künftlerschast ablegten. Baron Carlo v. d. Ropp brachte durch seine seinsinnig auS- gewüvlien und vortrefflich wiedergcgebenen Rezitationen eine angenehme Abwechslung in die musikalischen Dar bietungen. Herr Bertling endlich, ein aufstrebender lunger LonkünsUer. zeigte in mehrere» Klaviersoli und der sicheren und geschmackvollen Begleitung eine schöne Be gabung. Die ganze Veranstaltung dürste «in sehr gutes finanzielles Ergebnis gezeitigt haben. Korudlumeutag im Lande —* Radederg. Der Reingewinn deS Kornblumen, tages beträgt bis jetzt 8500 Mk. —* Großenhain. Am Sonntag fand in den Orten Raden. Frauenhain und Pulsen bei Großenhain ein K o r n b l u m e n t a g statt. Das Fest verlies sehr schön. Erüti fand gcnrcinschastllcher Kirchgang, mittags Umzug, abends Ball im Gaslhvs Raden statt. Der Ertrag stellt sich auf etwa 250 Mk. —* Musischen. Der am Sonntag unter reger Betritt, guiig in unserer Stadt abgebattcne K v r n b l u m e n t a g erbrachte >750 Mk.. daruuter befindet sich eine Spende von 800 Mk. VVIU Rittergutsbesitzer Naumann, hier. Bon dem Ertrage sind 350 Mk. Unkosten z» decken, so daß 1400 Mk. als Reinertiügnis ahgesnhrt werden könne» —* Leipzig. Der gestrige K v r n b l u m e n t a g vollzog sich bei schönem Wetter unter außerordentlicher Teilnahme der Bevölkerung. Lebhafter Betrieb herrschte namentlich in den großen Meßp,Aasten, wo die Blumenverkäuserinne» in den zahlreichen, aus Anlaß der Herbstmesse hier wettenden Meßsrcmdcn willige Käufer fanden. Am 'Nachmittag und Abend entwickelte sich in de» Straßen der Stadt ein ge waltiger Verkehr. Einen außerordentlich starken Besuch hatte namcntttch die internationale BausachauSslcllung ans- znwciscn. In der Ausstellung fand eine große patriotische Feier aus Anlaß des Ledantages statt, in deren 'Verlauf der ReichStagSabgcordncte Marauart eine Ansprache hielt. Der Zöllnerbnnd gab. tausenä Mann stark, aus der großen Freitreppe der Ausstellung ein Konzert. Abends war das LiegeSdenkmal am Marktplatze festlich beleuchtet. Leider ereignete sich ans dem AngnstuSplatze in der 8. Abendstunde eilt schwerer Unfall. Der Sjahrigc Sohn des Post boten Drillhosc wurde, alS er einem Wagen auSweichen wollte, von einem Kraftwagen erfaßt und so schwer verletzt, baß er sofort tot war. — * Ehrensricdersdors. Bei allerschönstcm Wetter ist auch hier der K o r ii b l n in e n t a g lebhaft verlausen. Man batte hier einen Lchlagbaum eingerichtet und zog Wege gelder ei», wobei allein äußerst viel vereinnahmt wurde. ES wurden 12 000 Blume» verkauft: das Gesamtergebnis übersteigt die Summe von 2000 Mk. —* Schwarzenberg. Der K o r n b l u m c n t a g hat in einigen Landgemeinden des hiesigen Bezirks recht erfreu liche Ergebnisse gezeitigt. So beziffert sich der Reinertrag in Lauter ans rund 1500 Mk., in Beicrscld auf über 1200 Mk.. in WolsSgrün ans 607,50 Mk. Sertliches und Sächsisches. Dresden, 8. September. —* Se. Majestät der König wird sich heute 11 UHr 8 Min. abends ab DreSüen-'Neustadt nach dem Truppen übungsplätze Ncuhammer begeben und morgen der Besich tigung der 68. Insanierie-Brigade beiwohnen. 'Nach der Besichtigung begibt sich der König, einer Einladung des Fürsten zu L o l m S - B a r n l h folgend, nach Klitschdors. Die Rückkehr ersolgi morgen abend 11 Uhr 8 Min. nach Dresden bez. Moritzburg. — Zur heutigen Küiiigl. Mittags tafel im Schlosse Moritzburg war an den Minister des Königlichen Hauses, Ltaatsmniister a. D. v. Mctzsch- Reichenbach, Einladung ergangen. —* Der König hat dem NittergutSinspcktor Träger in GroßheiincrSdors das Ritterkreuz 1. Klasse des AlbrechtS- vröenS verliehen und genehmigt, daß der Hilfsarbeiter im Ministerium des Innern RegiernngSamtmann Jeremias das Ritterkreuz 2. Klasse des weimarischcn HauSordenS der Wachsamkeit oder vom weißen Falken aniiehmc und trage. —* Beim 'Rate zu Dresden sind am 1. Oktober 1018 zwei Stellen für j u r i st i s ch e Hilfsarbeiter zu besetzen. Bciverbungsgesnche sind bis zum 10. September cinzurcichen. —* Jahrhundertfeier der Ortsgruppe Dresden des Deutschnationale» Handlungsgehilfen - Verbandes. Tie Feier, die die Ortsgruppe des großen Hamburger Ver bandes anläßlich des ScdantagcS am DicnStag abend im „Tivoli" abhiclt, gestattete sich zu einer glanzvollen natio nalen Kundgebung. Vor dem Podium war zwischen Lor beerbäumen die Büste Theodor Korners ausgestellt. Air den Ehrentafeln bemerkte man u. a. die Herren: Exzellenz v. Otto Gras Vitzthum v. Eckstädt vom Deutschen Sprach verein, Exzellenz Generalleutnant z. D. Mchlhorn vom Konservativen Verein Kötzschenbroda, ObcrverwattnngS- gcrichtsrat Dr. Blühcr vom 'Nationalliberalen Reichs- vcrein, die Stadtverordneten Sack, Christoph und Kohl- inauii, ferner Vertreter vom Konservativen Verein Dres den-Neustadt. dem Resormverein, Alldeutschen Verband, Dresdner Iiigciiöbuiid, Nctchsverband zur Bekämpfung der Sozialdemokratie. Psadftnderverrin, Bund der Deut« scheu in Böhme«. Dresdner Lrhrerverein. De.utschvülkischen Turnverein. Dcutschsozialen NeichSveretn. HandelSlrhr. anstatt, der Dresdner Kaufmannschaft. Sächsischen Milt- tärvereinsbund. Dresdner Soldatcnhetm, sowie elne große Anzahl Prinzipale. Singelettet wurde die Feier durch GesangSvvrträge deS Männergesangvereins „Fürst Bismarck". Der Verein sang unter der fein- fühligen Leitung seines Dirigenten mehrere Männerchöre patriotischen Inhalt» und erzielte vor allem mit den sauber ausgearbciteten volkstümlichen Soldatenliedern tiefen Eindruck. Herr Max Böhme entbot allen Festteilnehmern und insonderheit den Ehrengästen einen herzlichen Wtll- kommensgruß. Nach gemeinsamem Gesänge des Arndt- Liedes »Sind wir vereint zur guten Stunde" hielt Herr Fabrikbesitzer Dr. Wildgrube den Festvortrag. Der geschätzte Redner wieS zunächst darauf hin. daß zwischen de» Freiheitskämpfer, von 1818 und 1870/71 ein gewisser Zu- sammenhang bestehe und führte des weiteren aus: Für den deutschen Historiker ist keine geschichtliche Erscheinung so schön und ergreifend, wie die Geburt unsere» nationalen Staates aus Vaterlandsliebe und nationaler Begeisterung. Dcis SiegcSiahr von Leipzig gebar die deutsche Liebe, daS Siegesjghr von Sedan die deutsche Tat. Als Allgemein- begriff war das vaterländische Bewußtsein vor 1818 nicht vorhanden. Die Romantiker bereiteten den Boden vvr sür die Befreiung des Vaterlandes. Die selbstverständliche Forderung der Befreiungskriege war die nattvnctte Frei- beit. Sic ist auch die allererste Knlturfordcrnng. denn nationale Sitte, nationale Kultur und alles andere fallen mit der politischen Selbständigkeit eines Volkes, ttiibc- grenzten Opferwille ist das andere Kennzeichen der Vater landsliebe vvn 1818. Es war dienende Vaterlandsliebe, die sich selber ganz vergißt und nur im Ganzen leben will. Zu diesem Ganzen gehörte zunächst der König. Die Diszt- plin wurde geübt durch die monarchische Treue. Deutsche Vaterlandsliebe muß notwendig sich paare» mit deutscher KönigStreue. Die entfesselte 1818 die wertvollsten Kräfte und sicherte die notwendige Einheitlichkeit der Aktion. Das größte Merkmal der Vaterlandsliebe aber war die Gottes furcht. Die Ereignisse vvn 1813 stellen ein Wunder dar. das Eingreifen eines höheren Wesens in die Geschicke unseres Volkes. Der ngtionale Glaube stärkte auch den persönlichen. Ein Wunder der Geistesgeschichte vollzog sich an dem gottenifremdetcii Geschlecht,'. Aber die Taten vvn 1818 weckten nur die Sehnsucht nach Kaiser und Reich brachten ledoch nicht die Erfüllung. Diesen Traum konnte lein Feldherr erfüllen, das war die Aufgabe des Staats mannes. Nene, unerhörte Siege mußte deutsches Feld hcrrengenic erringen, dann erst konnte der Heldenstaats- manii Bismarck deutsches Kaiserschwert und deutsche Kaiser krone schmieden. Was die Befreiungskriege als ein Ver mächtnis heiliger Vaterlandsliebe uns anvcrtraut, das wurde geschichtliche Wirklichkeit im Spiegelsaalc von Ver sailles. Redner schloß: An einem solchen Tage, wie heute, wo deutsche Liebe und deutsche Tat die Auferstehung feiern, sollen wir unseren Helden ein Loblied singen. Aber hinter diesem Jubel müssen zwei gewappnete Mächte stehen: natio naler Wille und politischer Charakter. Unser ruhiger Sivlz und unsere gehanitschtc Selbstsicherhcit müssen der Welt die Gewißheit bcibringen, daß das Erbe unserer Helöenväter in den Händen würdiger Enkel ruht: daS blvße Bewußtsein unseres Daseins muß genügen, daß man uns mit respektvoller Scheu begegnet. Und wenn die SchicksalS- stiiiidc naht, die uns ans die entscheidende Probe stellt, dann heraus mit der gesammelten Kraft, dann lvdre sie noch ein mal zum Himmel empor, die deutsche Liebe, dann schrecke die Erde deutsche Tat! Unerschütterlich aber und unwandelbar beharre in allen Stürmen daS Kleinod unserer politischen und nationalen Ehre, bleibe Kaiser und Reich! — Die kraft vollen Worte deS glänzenden Redners lösten bei der Zu hörerschaft begeisterten Beifall aus. Cs folgten weitere Mannerchöre. In der Pause verkauften junge Damen des Vereins Kornblumen sür die Veteranen und Postkarte» für den Bund der Deutschen in Böhme». Ter zweite Teil deS reichhaltigen Programms brachte zunächst einen ge lungenen Lichtbildcrvortrag des 1. Vorsitzenden Herrn Prokuristen Meißner. Er führte die Heldengestalten und einzelne Episoden der Befreiungskriege in Wort und Bild vor und zeigte schließlich das Bild der Stein gewor denen Dnnkbarkcit des deutschen Volkes, das Völkcrschlacht- dciikmal bei Leipzig. Es folgten noch Vorträge aus den Werken der Freiheitsdichtcr durch Herrn E. Jäger, Kla- vicrvorträge des Herrn Max Böhme und gemeinsame Gesänge. —* Das Luftschiss „Sachsen" unternahm heute vor mittag um 101- llhr von Leipzig aus bei regnerischem Wetter eine Fahrt ins Saa letal, kehrte um l Uhr zurück und landete glatt im Luftschisshafcn. — BerLuderuugen im L-reSdner Gaftwirtogewerbe. Schank Wirt Max Schütze übernimmt am 1. Oktober daS Eck-Restaurant „Zum Echo", Leipziger Straße, Ecke Moltkestraße: — Büfettier Wilhelm R c t n l> o l d daö Restaurant „Die Alte Stadt", Land hauSstraße 18. — Weiter haben übernommen: Schankwirt Berndl das Eck-Restaurant von-A. Kühnel, Zwickauer Straße 81: — Retnhold S ch w c r d t n c r daS Eck-Restaurant „Zum Globus", ZirkuSstraße 21: — Guido Hunger daS Restaurant „Hopfen- ranke". VainSberger Straße 17; — Robert Ernst Schroter das Eck-Restaurant „RotheS Haus", ZirkuSstraßc 8: — Eugen Max E m m r i ch die Schankwirtschast Bauhosstraßc 27- — Gustav Carl Großmann das Gasthaus „Stadt Frohburg", Kleine Brüdcr- gassc 12: — H. E. Heuer daS Restaurant Hosmannstraßc <: — Ernst Rcinhold Israel daS Restaurant „Zur Hascnschänkc", Klingestraßc l>: — Robert Richard Täubcrt das Restaurant „Zum Forsthos", Klopstockstraße 48; — Otto Oskar Müller daS » Längcruachwiichs dem ersten zarten Morgenrot des Er-, folges entgegen, indem ne genau wissen, wohin sie diesen oder jenen zu schicken haben, damit er bald zu den Lieb lingen der Lbeatcrfreunöc zähle. Sic wollen ein dunkel schattiertes Organ ganz gewiß nicht im lebenshciteren Frankreich nntcibringe», oder eine weiße Stimme bei den melancholischen Portugiese» und den philosophischen Drill ichen ihr Glück versuchen lassen. Als 'Beweis dafür, welche Rolle die Volks- oorttebe für eine gewisse Stimmart spielt, seien Gauarrcs Erlebnisse aus der Fülle der Beispiele äeranSgegrisscn. Dieser srüh verstorbene Tenorist war nicht gut beraten, als er in Varese seinen ersten Bühnen- veruich wachte. Sein bei allem Wvhlklang gleichmäßig greller, durchdringender Ton mißfiel den Hörern derart, daß sie unter Zischen nnd Trampeln ihn die Partie nicht einmal zu Ende führen ließen. Sein Singwille ließ sich aber nicht beirren. Er forschte der Ursache des Mißerfolges Hach und arbeitete drei fröhliche Jahre, um seinem Vorträge den nach dem italienischen Geschmack rechten Farbenreichtum zu gebe». Und dann brauchte er nicht mehr um die Gunst eines musikbegeisterten ProvtnznesteS zu werbe». Aus de» umstrittenen Brettern der Mailänder Skala trat er zum ersten Male wieder auf, nnd die Begeisterung der ver wöhnten Abonnenten sorgte dafür, daß er im Fluge den Aulim eines der größten Tenoristen der ganzen Opcrn- gclchichtc gewann. Dieser Ganarrc war ein armer Hirt aus Spanten, wo in der Energie eines sehr schlanken und hoben LttmmklaiigeS die rasche Entschlußkraft des ivciii- bitzigen 'Blutes vibriert. Merkwürdigerweise verlangt die musikalische Neigung deS nahe verwandten Portugiesen den entgegengesetzten Toncharakter. Ans ausgedehnten Gastsvicifahrten kam Ganarre natürlich auch nach Portugal, und statt seinen Ruf zu mehren, hätten die Lissaboncr ihn am liebsten gesteinigt, wenn sie nicht fürchten mußten, ihre brüderlichen Nachbarn dadurch zu tief zu beleidigen. Für das Entzücken des SoanierS gibt cs nur die eine, ihm selbst eigentümliche dünne und silberne Stimmsarbe, und wer damit sein -Herz einmal rührte, dem bewahrt er, ganz tm Gegensätze zu anderen Völkern, auch nach dem Ver schwinden eine leidenschaftliche Anhänglichkeit. Noch vor lä Jahren ließ man in Madrid und Barcelona in dank barer Erinnerung an Ganarrc einem anderen Tenor die Arie „spiriko ironiil" j» Donizcttis „Favoritin" überhaupt nicht singen. Das Andenken des abgeschiedenen Sängers war heilig. Zu seiner Totenfeier irug man vor dieser Arie gewöhnlich seine Büste auf die Bühne, und eine Geige, von einem andächng gedämpften Orchester begleitet, schluchzte leise die Melodie. Dann wurde die Vorstellung fortgesetzt. Die lebensbejahende» Franzosen lieben, wie ich schon sagte, einen mühelos aufstcigendcn, hell erglänzenden Ton- slinhl, der die sehnsüchtig schmachtende, immer hoffnungs volle Lyrik eines Thomas, Masscnct, Charpcnticr so reiz voll macht. Der Deutsche findet diese Singivcisc allerdings leicht flach und plärrig. Tiefe Stimmen sind namentlich unter den französischen Frauen selten. Wir wundern uns. daß „Samion und Dalilcr" schon in den siebziger Jahren komponiert wurde und erst in den letzten zwölf Jahren den Sicgeszug durch die germanischen Länder antrat. Frank reich kannte das Werk selbst sehr wenig. Saint-Saens schrieb die Rolle der Dalila ursprünglich für eine bestimmte Künstlerin, die ein selten umfangreiches, pastoses Organ besaß. Er beging den Fehler, die Ausnahme zur Regel zu machen und war schließlich herzlich froh, als wenigstens einige Oratorien-Vereinc die Over so lange auffnhrtcii, bis sich wieder eine Bühnenkünstlerin fand, die die großen stimmlichen Anforderungen an die Talila-Partie erfüllte. Ausfallend ist Rußlands Geschmacks-Verschiedenheit in Gesangsöingen. Während der 'Norden dieses Ricscnretchcs an blanken und jubilierenden Klängen Freude hat. fühlt man sich südlich von Moskau zum sammetwcichcii. dunklen Tone hingczogen. In Odessa hörte ich wundervoll timbriertc Mezzosoprane. Weltbekannt ist die unwahrscheinliche Tiefe der südrussischen Bässe, von denen viele eine Oktave tiefer hinabstcigen können, als irgendein italienischer oder deut scher Baß. Man ist in Rußland stolz auf die Sensation, die sie im Auslände machen, nnd räumt daher dem vortreff lichen Darsteller des „Mephisto" gern die Sonderstellung ein. die auf allen anderen Bühnen der Welt dem „Faust" als tenoralem Tamenliebling gehört. Der Name meines Frcmnöes Schalsapjn wurde zuerst durch die Triumphe in Südrußtand in die Weite getragen. Dem nachdenklichen, ideell veranlagten Deutschen eignet eine sleiöer zu oft künstlichl überdunkelte Stimme, mit deren Kraft und Ausdauer sich kein Vertreter irgendeines anderen Volkes messen kann. In Italien, dem Paradiese des Gesanges, schwärmte man ehedem sür die sorg-loscn, lichten Organe. Dieser ein seitigen Bevorzugung machte aber Verdi ein Ende. Er ver langte als Erster vom italienischen Sänger dramatische Kraft und breit ausladende Leidenschaft. 'Nie vergesse ich das ausblttzende Auge des greisen Meisters, als er mir von der sorgenvollen Voraussicht seiner kritischen Freunde er zählte. Sic fürchteten, er mochte sür seine Opern keine Stimmen finden. „Italien muß die Stimmen finden, die ich brauche!" trumpfte er sie selbstbewußt ab. Und dann hatte er das Glück, in den beiden Deutschen Waldmann und Teresina Stolz seine erste Amneris und Ai'da zu sinöen. deren üptg-breite Sttminenichönheit entzückte. Und da Deprez bereits durch ein sombriertes, ateingestütztes hohes a verblüfft hatte, ging die Herrlichkeit der sogenannten „alten Schule" langsam zu Ende. Nicht der Charakter, wohl aber der Geschmack in der Behandlungsart der italienischen Stimme hat sich in den letzten 50 Jahren gewandelt. Seit dem trauert man beharrlich um den Verlust der sogenann ten „altitalientschcn Schule". Daß in der neuen Welt das robuste Organ den größten Beifall findet, bestätigen Tamagnos Triumphe in Buenos Aires. Die Vereinigten Staaten haben eine dreisprachige Oper. Man schätzt den italienischen, französischen und deutschen Stil und hat deshalb für keinen eine besonders betonte Vorliebe. Der Ruf. der dem Einzelnen durch die Macht der Reklame vorangeht, hat auf das Urteil des Amerikaners und Engländers bedeutende!! Einfluß. Den ästhetischen Wert der schwedischen Frauenstimmen kennt die Welt. Ihr süßer Goldklaiig ist ebenso einzig wie die Gehör- setnhcit des Holländers, der trotz seines halsigen JdiornS sehr oft eine entzückend sreie Stimme besitzt. fUebersetzt von Paul Trede.f
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