Suche löschen...
02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 23.11.1913
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1913-11-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19131123023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1913112302
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1913112302
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1913
- Monat1913-11
- Tag1913-11-23
- Monat1913-11
- Jahr1913
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
orrrdnerNachrichten M.M —* Zu« Wechsel im Generalkommando des 1». Armee, korps. Wie schon früher gemeldet, beabsichtigt her kominan- hiereude General des lO. Aru»eekvrpS Exzellenz General der Artillerie von K > rchbach i» diesem Herbst von seinem Posten zurückzutrete». Dieser Rücktritt steht für die aller nächsten Tage bevor. Ron dem Ossizierkorps und der «ladt Leipzig sind Abschiedsfeiern sür den scheidenden (General vorgesehen, Zum Nachfolger des Generals ist. wie evensalls schon gemeldet, der »ioinmaiiüeur der 4t«. Division (General der Kavallerie Exzellenz von Lassert in Ehemnitz ernannt worden. —* Fm Post- nud Telegraphenetat des NeichshauS- baltsetats sind G r u » d s» ü ck s a » k ä u f e und Bauten sür folgende Tne Sachsens in Aussicht genommen: Crim mitschau. Dresden iAbstcllbalinhvsl, Mnlau sGrund- erwerbi. —* Das Kartell Sächsischer Mittlerer Staatsbeamten über das »Berliner Tageblatt". Fn seiner letzten Sitzung Hai der H a u p t a u s sch n s; des Kartells Sächsischer Pt i t t l c r e r Staatsbeamten folgende Enkschliestung gefasst: «Das „Berliner Tageblatt" gefällt sich sei! langem in bewussten Schmähungen üenttchens Wesens. Es Hai verschie dene Gelegenheiten benupi, nanienilich unser sächsisches Valcr- land. unser Bolksrnm und nnsern König zu verhöhnen. Als deutsche, von christlichem «stein erfüllte Männer, als Sachsen, als Staatsbeamte protestieren wir gegen solches verächtliche «stellaren nnd erwarten, das« derartige das vaieriändische Empfinden grosser Voltskreise verletzende Aeusternngen in Zilkunft unterbleiben. Unsere Mitglieder werden das Ver- halten des „B. T." zu würdigen wissen." —* Evangelischer Bund. Am l. Fanuar lötl wird in Pirna ein Generalsekretär angestellt iverden, der die Biindesinieressen des sächsischen und schlesischen Haupwereins zu vertreten hat. Als solcher ist Herr Lie. lin-vl 'V r ä n n l i ch in -zxrlle a. L. gewählt tvorden. ein dieser Man nah me hat sich der Bund veranlasst gesehen, da das 'Verständnis für den Evangelischen Bund in Lachsen zumal immer grösier nnd daher die Arbeit immer reicher geworden ist, so das« die Tätig keit eines Bernfsarbeiters geradezu zur Notwendigkeit wurde. ° Die ?,a!lschirn:abstiir n- Tiwmicks von der „Lachsen" abermals verschoben Sv schön blau der Himmel auch hcule war und io hell und warm die Lvnne schien, «o wehte doch ein kräftiger, sei aber Wind. Tiefer gestaltete es. da er gner zur B e p v e i i n h a l l e stand, der „Teiag" nicht, ihr Schiff heiauszubringeu. F iiiol ge dessen waren die ivallichitinaöstürze des Herrn Tlwmick abermals nicht inö>v lich. Auch ein Absturz von einem Freiballon war des wegen ansge'chlvsscn, weil der Wind so kräftig wehte, das; Herr Thomick bei einem Fallsthinnabsturz sicherlich außer- halb des Piaves n jede rge kommeil wäre nnd bei dem srüchen Bodeinvinde sich grober Gefahr ausgcsctzt hätte Tic Beraiistairnng ist vorläufig ans Tienstag ver schoben worden doch beabsichtigt die Fiugpinyverival- lung. sic crsr am Sonntag, den 30. November, staitsindcr. zu lassen, vvransge«evt, das« sich mit der „Tclag" ein cnt- sprecvendes Älbkoinmen trcfscn lässt. Sonniag, den ,'l«>. 2tv- vember. wird, wie schon mitgcieiit, Alfred Friedrich, der deutsche P-.'-goud. in Kadiv fliegen. Ta Herr Friedrich bis zu Windstärken von 22 Seliindenmeier» fliegt, so ist mir Sicherliest anztinel.-men, daß der Kaöitzcr Flugplatz aui Sonniag nicht wieder «eine Beranstaiiung ivirü verschieben müssen. Morgen nachmittag ftl Uhr wird der Lnfischüfkapitän Hacker den Besuchern der Halle das Schiff eingehend erklären. — Wie uns unser nach dein Flugplatz entsandter Mitarbeiter ntttteill. batte sich eine sehr zahl- reiche M e n s ch e n in e n g c rings um den Flugplatz cin- gesniiden, die eine arge E n t t ä n s ch n n g erlebte, weil die 'chwarzen Scheiben erst '- 2 Uhr ausgczogen wnrden. Herr Thomick traf Uhr ans dem Flugplatz ein und bedanerie ielir, das; es ihm nicht möglich war. seine Kunst zu zeigen. Er erklär?.', trotz des böigen Windes > ch abstürzen zu ivoiien. Toch blieb die „Telag" bei ihrem Eniichiil;;. Es mag intt der Bett den Anschein gewinnen, als ob die „Tclag", die schon von vornherein nicht allzu b eget st e r t sür die Abstürze war, ihre A ntipathie noch nicht überwunden hätte. Anderseits mns! man bedenken, Bist die „Teiag", die >a schon grvste pekuniäre Berlnstc ci- litken bat, um ieden Preis ihre Schiffe vor llnfall bewahre» will, zumal da die „Sachsen" vom l, Tczcmber ab von der Mariiieverwattung gechartert ist. Diele vcr- schiedrutliche» Absagen haben aber bewiesen, dast ledig lich dre h b a r c H alle n ihren Zweck erfüllen köiinen. Ten,, Zinn Ausstieg war die „Teiag" heule bereit, nur fürch tete sie Beschädigungen dei „Sachsen" beim Herausbringeil aus der Halle. — Tie beiden gestrige» Fabrten der „Sachsen" über Dresden hinweg dienten der Ausbil dung der neuen Marineinculiischatt. —Der Sainaritervercin zu Dresden hielt gestern abend im Siiznngsiaale des Bankhauses Gelir. Arnhold, Waiseniiansstraste, inner dem Vorsitze des Herrn Sanitäls- rats Tr, P l e t t n e r seine diesjährige Hauptver- s a m in l n n g al>. Ter Vorsitzende gedachte mit ehrenden Worten des verstorbenen Mitbegründers des Bereins und langjährigen Schriftführers Herrn Verwaltungsdirektors Fcnichen. Tie Bermmmknng erhob sich zum Gedächtnis von ihren Plänen. Ten Geschäftsbericht über das 17. Ver- cinsjahr erstattete Herr Sanitätsrat Tr. Menzcl. Ter Berein züt>l? fetzt ll7 ordentliche, 17 ansterordentliche und 2 Elireiimitglieder. 'An den beiden Sanilätswachei» in der Walisiraste und der bNarschallstraftc waren im letzten Fahre 1-t Aerzte tätig, nnd es wurde hier in 4707 Fällen die erste Hilfe eilettt. Insgesamt bat der Bereit« seit seinem Be stehen btt- jetzt 3N028 Hilfeleistungen bei Unglüctsfüllen usw. ansgesüliri. Hier,» kommen noch die Hilfeleistungen in den >2 fliegenden Wachen bei grvsten Veranstaltungen nnd Festlichkeiten, so das; im letzten Geschäsisjahrc .7700 Hilfeleistungen durch den Samariterveretn ausgesührt worden sind, -ln den 1-' AusbUduligskuxse» beteiligten sich loo Personen. Bis jetzt wurden insgesamt 121 Kurse mit -Müll Teilnehmer» abgehalte». Die freiwillige Lamn- rlterkolvune erhielt im letzten Fahre besonders durch die Bergsteigersamariter und andere Korporationen einen er- lieblichen Zuwachs, so dast sie gegenwärtig Samariter zählt und als die größte derartige Kolonne Deutschlands bezeichnet werde» kan». Fm letzten Fahre wurden auch IM Bergsteiger zu Samaritern ausgebildet: anstcrdem wurden mehrere Gebirgsrettunnsübungen im Gebiete der Sächsi schen Schweiz veranstaltet. Das gesamte Nettungsivcsen ist auch hier jetzt einheitlich organisiert, und es bestehen iinnmehr im Gesamlgebiete der Sächsischen Schweiz 2l voll ständig ausgerüstete Rettungsstationen, die bet dem immer mehr zunehmende» Klettersport von nicht zu unterschätzen der Bedeutung sind. Neben der Samariterkolonne bestehen in Dresden jetzt noch I Sanitütskolviinen vom Noten Kreuz und eine Genoiienschaft freiwilliger Krankenpfleger mit insgesamt tilgt Mann unter einheitlicher Leitung. Den vom Schatzmeister Herrn Geh. Kvinmerzieiirat -lrnhvld zu sammengestellten Kassenbericht erstattete Herr Sanitätsrat Dr. Plcttner. Es wurde beschlösse», ein Gesuch an die städtischen Kollegien zu richten, »in den vorhandenen Fehl betrag von rund 20l«0 Mark zu decken. Dein aus Wunsch aus dem Bvrstande ausscheidenden Wirkl. Geh. Nat Dr. Lingner, Exzellenz, wurde der Dank des Bereins zum Aus druck gebracht. Die „nsscheidendc-i» Vvr-sla»dsmitalieder Herren Sanitätsrat Dr. Plettner, Sanitätsrat Dr. Menzel, Oberstaatsanwalt Geb, Nat Bär, Geh, Kommerzienrat Ar» hold, Sanitätsrat Dr. 'Butter, Gerichtsarzt Dr. Ovpe, Major a. D. Bock >. Wülfingen. Bürgermeister Dr. Map, Nechnlingsrat Lauek und Stadtverordneter Biichdrnckerei- besitzer Ulrich wurden einstimmig wiedergewähli, während die Herren Stadtbezirksarzt Dr. Leonhardt und Direktor Giebener neu in den Borstand eintraien. Fn der sich an- schliesienden Bvrstaiidssitzung erfolgte die Konstitilicriing des Bvrstandes wie folgt: Sanitätsrat Dr. Plettner l. Bor- sitzender, Sanitätsrat Dr. Menzel 2. Borsitzender. Ober- siaatsanwail Geh. Nat Bär 1. Schriftführer, Stadtverord neter Buchdruckereibeiitzer Ulrich 2. Schriftführer, Geh. Kommerzieurat Arnhold I. Schatzmeister und Direktor «Be be »er 2. Schatzmeister. Auf Antrag des -Herrn Sanitätsrats Dr. Plettner wurde» noch die Herren Ttadtvcrordneten- Bizeoorsteher Unrasch und Redakteur Guido Mäder dem Bvrstande hinziigewäliit. Austerdem wurde noch beschlossen, an vier perdienstvoile Koloniienuiitglieder Anerkennungs urkunden zu verleihen. Auch soll bereits jetzt mit der Aus stellung „Das Deutsche Handwerk Dresden 101ä" wegen Be- ilhassuilg geeigneicr Räume sür eine Saiiitätswachc in Verbindung getreten iverden. —* Der Franenklnb Dresden 1010 veranstaltete gestern einen musikalischen Fnnsuhrtee, der einen rühm liche» künstlerischen Erfolg zu verzeichnen hatte. Be sonderes Fnieresse erregten die Gesangsvvrtiüge von zwei Schülerinnen der Kammersängerin Fräulein Natalie H ä n i s ch, von denen Fräulein Matthe s bekannt und geschätzt ist nnd sich von neuem als berufene Bühnen- sängerin vvrstellte. Sie sang außer Beethovens Eiärchen- Liedern die Partie der Eifa im Duett mit Ortrud. Letztere fand in Airs. K e in b l e - B o g e ö i n g . die überdies die grvste „Fideiiv"-Arie sang, eine vvrzügüche Berireierin. Die beiden i» trefflicher Lchuic gebildeten Stimmen har monierten prächtig. Am Klavier begleitete vortrefflich Herr Lelan - Eo s s a r t. Nczitativncn erlesener Art und Wahl bot Mist W i n d e r - F o h n s o n , Klavicrvorirüge mit künstlerischem Geschmack Fräulein M i n a m euer- Wien. — * Auszeichnung von Arbeitern. Dem Arbeiter Karl Richard Mehlhvrn bei der Firma Mohren Apotheke, Dr. Eonrad und E. Liccle. hier, ist in Anerkennung seiner der genannten Firma seit langer als dreistig Fahren treu geleisteten Dienste das tragbare Ehrenzeichen sür Treue in der Arbeit verliehen worden. Städtische E hrc n z e u g n isse erhielten als Anerkenunng für langer als 27, Fahre in einer Arbeitsstelle treu geleistete Dienste von der Stadtverwaltung verliehen: der Schlosser Richard Hugo Gustav Böhm bei der Firma Hermann Liebold hier, und die Garniercrin Frau Henriette Willielminc veriv. Werner geb. Schmidt, bei der Firma Leopold Lew» hier. —* Der neue Anbau des Warenhauses Hcrzseld wurde heilte vormittag dem Verkehr übergeben: das an der Este der Lchös > ergaise und der Frauen st raste errichtete Gebäude präsentiert sich im Messtischen Stile: die Pfeiler sind bis nitters Dach durchgeführt und flankieren insgesamt zwölf Fensterreihe», Bon dem ganzen Herzscldschen Hünser- komvlcr ist dieser Neubau der wirkinigSvollstc und am ein heitlichsten durchgesührte: freilich gehl er änsterlich mit dem älteren Bau wenig harmonisch zusammen, was aber nur zu seinen Gunsten spricht. Den scharfen Gegensatz im Bau stil verschlingt an sich die geringe Breite der Strafte. Der vvm Leipziger Architekten Hansel ausgesübrtc Bau reprä sentiert jedenfalls in jener Gegend, die nach hübsche Aus- klängc der Blütezeit des Dresdner Barocks zeigt, den prak tisch wuchiigen Stil der neuen Zeit. Am Vormittag war man begreiflicherweise noch mit der Einrichtung der inneren Ausstattung beschäftigt. —* Prozcft Rock sch l3. BerhandluiigStag.s Auf Ver anlassung des Vorsitzenden minien von heute ab die Bruder Nock ich ihre Plätze ans der Anklagebank wechseln, da der Verdacht einer Kollusion begründet ist. Es wird deshalb auch eine peinliche Nebcrmachung beider während der Pausen angcvrdnet. Es hat sich ergeben, das; die Brüder Nockich in den Pause» heimlich Zwiesprache gehalten haben. Dabei soll Kurt Nvckich geäuftert haben: „Wenn alles schlimm gebt, dann hilft mir 8 äl des Strafgesetzbuches". Aus der bisherigen Bernehmung der Angeklagten ist noch liachzutragen. daft das Bankhaus Eduard Nvcksch jun. und deren Filialen den Kunden mindestens 2M00» Mk. ab genommen haben. Die Geschäftspraxts war im allgemeinen die. da» an die aus dem Adrestbuche herausgejchrievenen Kunden zuerst Prospekte gejchtctt wurden. Nach einer tele- phonischen Anmeldung ginge» die Agenten und «Remis- siers" los und versicherten den Kunden unter groftem Wort- ichtvall. das, die offerierte» Papiere goldsicher seien und in kurzer Zeit eine große Kurssteigerung ersahren würden. Ein Bcrlnst sei völlig ausgeschlvhen. Dabei beklagte sich Garger in seinen Reiseberichten an Nvckich fortwährend, das; die „lausigen" Papiere fortwährend fielen. Kurt Rock ch hatte keinerlei Etudeckung gesucht, überhaupt keine Berbindung mit der Börse unterhalten. „Aber ich bin min- bestens üäOmal ans der Börse gewesen!" behauptet Nvckich: „Vielleicht im Vvlraum!" bemerkte der Vorsitzende dazu. Alle Eiiinahmen deö Bankgeschäfts wurden cinsach aus das Privatkonto Kurt Rvcksch eingetragen. Daraus entnahm der Bankier Geld nach Belieben, insgesamt MOOO Mk, Auf den Vorhalt eines Angestellten, das, die Kunden doch durch Eindecknng bei der Börse Sicherheit haben »nutzten, habe Nvcksch geantwortet: «Wenn die Leute gewonnen haben, io iverden sie einfach verrudert!" — Vvn den geladenen Zeugen wird zuerst Kriminalivachtmeister Hermers- dvrs vernommen, der in tanger Zeit den Geschäftsbetrieb des 'Banthauses Eduard Nockich in», und der Filialen be obachtet hat. Fn de» Geschästoräninen am Zöllncrplatz sei der Bankier Nvcksch selten auzlttcesse» gewesen, da ihm ein im Bureau angebrachter Bretterverschlag im gegebenen Augenblicke das Berichwinden ermöglichte. Fm Gegen satze zu den Bureauräumen sei das Privatkontor Nvckich sehr luxuriös ansgestattet gewesen. Das „Bankgeschäft" aus der Elsässer Strafte bescis; überhaupt keine Burcauräiime. — Bei der Bernehmung des Zeugen Heyden reich, Inhaber eines Baiikkvmmissioiis- und Agentiirgeschäsis, kommt cs z» einige!, heiteren Szene». Der Zeuge war vvn 1000 bis 1011 Buchhalter im „Bank hause" am Zollnerplatz. Ter Zeuge weift, das; in dem Baukgeschast am Zollnerplatz der Gerichtsvollzieher fast täglich erschien, den Geidschrank aber immer leer fand. „Die Tasche des Ehefs war eigentlich der Geldschrank!" Der Zeuge ist aus dem Geschäft aiisgeschiedcn, weil er das Ge schäftsgebaren nicht sür einwandfrei hielt. — Nach der Mittagspause werden einige ehemalige Angestellte Nockschs als Zeugen vernommen. Sie wissen nichts ivesciitiich Neues anszusagen. — Der Zeuge Drogist Leibnitz ist 1008 von Kurt Rock sch um 8000 Pik, geschädigt worden. N. ivar damals Angestellter des Zeugen. 1007 kam 0!. wieder zu dem Zeuge» und erzählte, er habe sich selbständig gemacht. Der Koinmerzicnrai Hahn sei begnadigt worden und »volle sich mir ihm «Nockschs zu assoziieren, um die alte Firma Ed, Nvcksch Nachs. wieder zu Ehren zu bringen. R. habe dem Zeugen sofort Anteilscheine an Petrolciimbohrgesellschastei, angebolen unter der Versichrrung eines glänzenden Ge schäftes. Der Zeuge entnahm gegen 8000 Mk. in Wechseln zivei Posten Anteilscheine: er Hai dabei nichts verdient, mu'stte vielmehr die Wechsel selbst eiittvsen. Zeuge ist Mit glied des Glättbigerauöschusses des Rockst!,schen Kvnlurses und glaubt, das; aus dem Konkurse nicht das Geringste hcrauükvmmen wird. — Rechtsanwalt Zinkciscn- Leipzig ist Kvnkursverwaiter ües Nockschscheii Kvnkiirscö. Dieser wird nach Ansicht des Zeugen inangelü Masse in nächster Zeit eingestellt iverden. Es sei eine Masse vvn nvch nicht 200 Mk. zusaniineiigebrachl worden, darunter eine Lebensversicherung in Höhe von 130 Mk, Eine Klage gegen Frau Rvcksch ans Zahlung von 7,000 Pik. ist von» Ge richt abgewiese» morde». Die Schulden beziffert der Zeuge aus 80 000 Mk., Rvcksch dagegen ans 03 000 Mk. Tic An sprüche werden durchweg aus Börsengeschäften hergclciict. Geschädigt leien Aerzte, Hoteliers, Gastwirte und kleine Geschäftsleute. — Rechtsanwalt Dr. N e u m ann gibt Aus kunst über die Gründung der Kohlenbohrgesellschasten bei Neustadt. Tie Gründer haben an Nvcksch 00OM Mk. in Anteilen gezahlt. Das Geld ist spurlos verschwunden bis ans RHO Mk. in Wechseln, von denen nur einer eingclöst morden ist. Nvcksch habe erklärt, er sei Treuhänder der Ge sellichaft und könne mit dem Gelde nach Belieben schalten. lFortsetzung Piontag früh ^>0 Nhr.s — Fn» Lause des zweiien Verhandlungslages, an den» die von dem An- gektagten Kurt Nockich gepflogene Korrespondenz zur Be sprechung kau», behauptete dieser, das; die vvn ihm ge brauchten Wendungen gegenüber den Kunden zmn Ver- tehrsto» und kaufmännischen Branche gehörten. Es sei hier »ochmals sestgcstellt, das; der 'Vorsitzende des Ge richtshoscs den Angeklagte» scharf dahin berichtigte, das; anständige Banken solche Ausdrücke mit Bezug aus ihre Kunden nicht gebrauchten. —* Pvlizcibericht, 22. November. Der seit dem 3. Nvv. in Nitternlchtlugshast befindliche Hausdiener Paul Sän ger aus Ehemnitz hat hier an» 2. November aus einer Möbelhanölung ein 'Nachtschränkchen mit Marmor platte und Intarsien, hell Latin gemalt, und einen sechs eckigen N n s; b a u m - L a l v i» t i s ch mit vier gedrehte» Säulen und kleinen Rädchen gestohlen. Sänger »vill diese Sachen in der 'Nacht zum 2. November in der Nähe der Anucnkirche an zivei ihm unbekaiiiitc Franc» verkauft habe». Diese Angabe» erscheinen nicht glaubhaft, es wird vielmehr angenommen, das; er sic irgendwo eingestellt hat. Wer über den Verblei!, der Möbel etwas ivcitz, wird ge beten, der Kriminalpolizei, Lchieftgasse 7, Mitteilung zu machen. —* Ter Schwindler, der durch die Stellcnverinittlcr Frendenberg k Hille Kellnerinnen und Bardamen für ein Berliner Etablissement engagierte und von diese» se 27, Mark Kaution erhob, ist in dem am 21. August 1801 in 'Amsterdam geborenen früheren Hotelier Theodor Fried rich M ü h l c r ermittelt »vvrdeu. Sein 'Auftiithalt lvniitc zurzeit noch nicht sestgestcllt iverden. UM- GemeingeftUile umipannend von der Donau bis zum Nord- mcer, vvn gleichem Naturempfiudeir und Seelenadel er füllt. nirgends d.'i» Ilraucil der Volksmusik verleugnend vom Wiener Ländler über die herbe Süßigkeit niederdeut scheu Wettus bis zu den erhaben-ernsten und sröhlich- starkcn nordischen Wetten. Untadelig war das Ziisamweii- spiel der vier Künstler, zu denen sich am Klavier Hos- kapellmeister Kurl Striegler gleichwertig gesellte, Johannes Striegler »st in seinen „vier Pfählen" gerade io viel Hailsiurann. wie cs einen» rechten Prftn- geiger ziemt. Nur einmal, wo sie dem Bruder am Klavier zukam. eniivand er ihm selbstherrlich die Führung, zu Be nin» des 'Andante bei Brahms. 'Auch nur einmal, im Mozart Andante, erschien die Durcharbeitung aller Stim me», nvch unfertig. Gvttlob, daß es Männer gibt, die solchen Gesundbrunnen unseren» Volke anstnn, dos; sic es nicht zu Kurpreisen tun und das; die Hörer in Hellen Hansen herbeiströmen und in tiefer 'Andacht lauschen. Und wieder eininal leuchtete einem die Erkenntnis aus: -Herrgott im Himmel, »vie muß du deine Deutschen lieb haben, das; du ihnen solche Meister. Künstler und -Hörer gibst. Prinzeß Mathilde wohnte dem reichlich zweistündigen volksiümlichen Konzert im Volksivohlsaal mit offenkundiger Anteilnahme, lebhaft Beifall spendend, bis zum Schlüsse nach )411 Uhr bei. —ok— Wie ich Richard Wagner sah. Von Felix Weingartne r.*1 Es ivar an einen» regnerischen Aug»stabend des Jahres 1882 in Bayreuth. Zweimal hatte ich bereits den „Par- sifal" gehört, aber Wagner »och nicht von Angesicht zu An gesicht gesehen. Fn der ersten Borstellung. die ich hörte, hatte.ich meinen Platz ziemlich weit hinten, gerade vor der Der gefeierte Dirigent wird sich bekanntlich an» nächsten Donnerstag in» zweite» vonzert der Musikfreunde dein Dresdner Publikum wieder in persönliche Erinnerung bringen. T. Red. Loge, in der Wagner den 'Aiifsührungen anzmvvhnci» pflegte. Fch hörte auch ein gedämpftes Sprechen, aber meine Augen konnten in dem verfinsterten Ziischauerraum nichts ivahriiehincn. Nur eininal, in der Szene der Blu menmädchen, hörte ich ein lautes „Bravv!", und man ver sicherte mir, das; dies Wagner selbst gewesen sei. Tatsächlich wiederholte sich dieses laute Bravo, das den ganzen Zu- schaucrraum durchhaklte, in jeder der solaenden Vor stellungen an der alcichen Stelle. Wagner hielt sich vor dem Pnblikum ziemlich verborgen. Man erzählte, das; er nach den 'Vorstellungen das Festsvielhaus jedesmal durch eine andere Tür verließ, um durch Neugierige nicht belästigt zu iverden. 'An diesem regnerischen Augustabcud versicherte uns ein Eingeweihter, er wisse ganz genau die Türe, aus der der Meister diesmal den Ausgang wählen werde, und »ach der Vorstellung eilten »vir dann, einige junge Leute und ich. zur bczeichneteir Stelle. Ein Wagen stand vor der Tnre, »vas uns in der Hoffnung bestärkte, nicht fehl- gegangen zu sein. Wir brauchten auch nicht lange zu warten. Tie Türe öffnete sich und ein kleiner Mann im gelben Ucberzieher. die Brille vor den Augen und einen Schlapphut aus dem Kopf, trat heraus, von einem jüngeren Man» begleitet, aus den er mit unverkennbar sächsischem Dialekt eifrig ciusprach. Es ivar Wagner, der Schöpfer der grvsten Meisterwerke, deren Ruhm damals die Welt zu erfüllen begann, der in dieser nnscheinbaren Gestalt vor mir stand. Ter andere ivar Joseph Nubinstcin. der den Klavicrauszug des „Parsisal" geinacht hatte. Mit den Worten: „Adieu, lieber Nnbinstein, grüßen Sic Ihren Vater!" stieg Wagner in den Wagen ein. der sich alsbald in Gang setzte. Wir folgten eiligen Schrittes, doch bald entschwand das schnelle Gefährt im feuchten Dunkel der Nacht. Tie wenigen Augenblicke hatten genügt, die scharf geschnittenei», charakteristischen Züge Wagners deutlich wahrzunehmc». Fch batte in Erfahrung gebracht, das; man Einladungen zu den allgemeinen Versammlungen in der Villa Wahnfried erhielt, wenn man dort seine Karte abgab. Dies tat ich denn auch am nächsten Morgen. Der Diener notierte meine Adresse, und am selben Abend erhielt ich bereits ein ge drucktes Billett. Eigentümlich berührt es mich, wenn ich cs heute betrachte und darauf die Worte lese: „Herr und Frau Richard Wagner beehren sich anznzcigcn, das; sic . . . emp fangen." Die Tage waren genau angegeben, und am nächsten dieser Tage begab ich mich in meinem besten Anzug nach der Villa Wahnsricd, wo eine glänzende Gesellschaft versammelt war. Frau Eosima, damals »och eine sagend iiche Erscheinung, mit üppigem blonden -Haar, machte die Honneurs. Die beiden Töchter Wagners waren halb wüchsige Mädchen, Siegfried ein Knabe von etwa zwölf Fahren. Liszt war an jenem Abend angekonimen, ich war bereits in Weimar bei ihm gewesen und er erinnerte sich meiner mit einem freundlichen Grus; nnd der Frage, »vann ich ihn denn wieder besuchen würde. Es ivar ver breitet, das, Wagner selbst an diesem Abend nicht erscheinen würde, was mir natürlich eine schmerzliche Enttäuschung ivar. Doch cs sollte anders kommen! Durch Zufall stand ich am Eingang eines Zimmers, durch den Liszt soeben hiiiausgcgangen ivar, als sich die gegenüberliegende Tür öffnete und Wagner herausschoß. Er fiel Liszt mit stür mischen Worten und Bcivegunnen um den -Hals, »vobci der Größcnunterschied der beiden Männer einen beinahe drolli gen Eindruck machte. Gleich darauf kam Wagner am Arme von Liszt in den Einpsangssaal und mischte sich in anschei nend sehr fröhlicher Stimmung unter die Menge. Er »va» im Frack und trug einen Ehapcau-Elaguc in der Hand, den er von Zeit zu Zeit zugeklappt auf seinem Köpft balancierte. Fch hatte nun Gelegenheit, ihn genauer zu betrachten. Seine Gestalt ivar bereits etwas beleibt, aber doch wohl proportioniert, trotz ihrer Kleinheit. -Hände und Füße waren nicht groß und auch der Kopf, trotz seiner ausdrucks vollen Linien, im richtigen Verhältnis. Die Auge» waren von wechselnder Farbe: bald waren sic strahlend hell, bald leuchtete!» sic in eigentümlich dunklem Feuer aus. Die Haare waren ergraut. Doch machte Wagner nicht den Ein druck eines beinahe siebzigjährigen Mannes. Seine große Lebhaftigkeit ließ ihn viel jünger erscheinen. Der stark
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder