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Dresdner Nachrichten : 08.06.1915
- Erscheinungsdatum
- 1915-06-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-191506081
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19150608
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19150608
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
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- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1915
- Monat1915-06
- Tag1915-06-08
- Monat1915-06
- Jahr1915
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- Dresdner Nachrichten : 08.06.1915
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ungeschlossene Schotten z. v. oder eine innere Explosion. Warum war kein Bealeitschtsf zum Schutz in der Äefahr- zone? Warum war rein Begleitschiff zur Stelle, um Rettungsarbeiten zu leisten? Warum waren an der Küste keinerlei Vorbereitungen getrosfen? Warum bauerte es so lange, ehe die NettungSarbeitrn an Ort und Stelle aus genommen werbe» konnten? Wie war eS möglich, datz bet ruhiger See. angesichts deS Landes, mitten am Tage so viele Menschenleben verloren gehen konnten? Warum wurde während des unerklärlich langen Bergungswerkes die Zensur der Schilderung aller erschütternden Einzelheiten gegenüber aufgehoben, während die Befehle der Admirali tät, unter denen das Schiff seinem Verhängnis entgegen- ging, geheimgehalten werden mutzten? Deutschland konnte unmöglich Gründe haben, die Ver nichtung des Lebens von Amerikanern zu wünschen. Im Gegenteil, Deutschland suchte, in dem Wunsche, das Leben von Amerikanern nicht zu zerstören, den Verlust von Amerikanern durch dringende Warnungen zu verhindern. Der deutsche Kapitän torpedierte das Schiff so nahe wie möglich dem Lande, da man annehmen konnte, datz hier für die Rettung der Menschen reichlich Zeit sein würde. Anderseits hatte England allen Grund, eine solche Tragödie zu wünschen, da cs Amerika in einen Krieg mit Deutschland stürzen wollte. Unsere Selbstachtung und unsere Stellung in der Geschichte verlangen mindestens, daß wir alle diese Tatsachen durch vrdnungsmätzige. unparteiische Untersuchung durch ein Scegericht feststellenZ Bor den Dardanellen. Die Engländer verlangen jetzt nach ihren starken Schiffsverlusten vor den Dardanellen eine Verstärkung des französischen Dardanellc »-Geschwa ders. «W.T.B.) Gefechte am Tigris. Das Londoner Prcssebureau berichtet über Gefechte am Tigris: Eine englische Truppcnmacht besetzte am 3. Juni Amara. Der Gouverneur und über 700 Soldaten ergaben sich. Diese gehörten zur türkischen Vorhut, die sich vom persischen Gebiete zurückgezogen hatte und von einer englischen Kolonne verfolgt wurde. Die Haupttruppe, die ihr folgte, wurde im morastigen Gelände zerstreut. Wir nahmen insgesamt 2000 Mann gefangen und erbeuteten sieben Fclükanonen, sechs Schiffskanonen vom Kanonen boote „Marmaris", vier Flußdampfcr, zwölf grvhc stählerne Schaluppen, eine Anzahl von Gewehren und Artilleriemunition. Man hegt die Erwartung, datz sich noch mehr Truppen ergeben werden. Von sechs Deut schen, die sich bei den Türken befanden, wurden drei ge fangen und zwei durch Araber getötet. Wo der Sechste ge blieben ist, weiß man nicht. <W. T. B.) Eine stammende türkische Anklage gegen de« Dreiverband. Die „Agence HavaS" hat am 24. Mai d. I. folgende von den Regierungen Frankreichs, Grotzbritan- niens und Ruhlands im gegenseitigen Einverständ nis beschlossenen Erklärungen veröffentlicht: Seit un gefähr einem Monat begeht die türkische und kurdische Be völkerung Armeniens unter Duldung und oft mit Unter stützung der osmanischen Behörden Massenmorde unter den Armeniern. Solche Massenmorde haben um die Mitte des April in Erzerum, Terdschan, Eguin, Bitlis, Musch, Sassun, Zcitun und in ganz Kilikicn stattgcsunden. Die Einwohner von ungefähr hundert Dörfern in der Um gebung von Wan sind alle ermordet, und das armenische Viertel ist von den Kurden belagert worden. Zur selben Zeit hat die vsmanischc Regierung gegen die wehrlose armenische Bevölkerung in Konstantinopel gewütet. In Anbetracht dieses neuen Verbrechens der Türkei gegen Menschlichkeit und Zivilisation geben die alliierten Negie rungen der Hohen Pforte öffentlich bekannt, datz sie alle Mitglieder der türkische» Regierung, sowie diejenige» ihrer Beauftragten, die an solchen Massenmorden beteiligt sind, in Person verantwortlich machen. Die Kaiserlich Türkische Regierung setzt diesen Erklärungen und Behauptungen den schärfsten Widerspruch entgegen. Es ist völlig falsch, daß in der Türkei Massenmorde an den Armeniern stattgefun den hätten. Die Armenier von Erzcrum, Terdschan, Eguin, Sassun, Bitlis, Musch und von Kilikien waren keinerlei Maßregeln der kaiserliche» Behörden unter worfen, da sic keine Handlung begangen hatten, die die öffentliche Ordnung und Ruhe hätte stören können. Daß dies richtig ist. wissen übrigens die Konsuln der neutralen Mächte. Die Anklagen der Regierungen des Dreiver bandes in dieser Hinsicht sind also erlogen. Jeder, der die Verhältnisse im Orient kennt, weiß zur Genüge, das; cs die Beauftragten des Dreiverbandes, ins besondere diejenigen Rußlands und Englands sind, die jede Gelegenheit benützen, die armenische Bevölkerung zum Aufruhr gegen die Kaiserliche Regierung anzustif- t cn. Diese unaufhörlichen Umtriebe haben sich seit dem Beginn der Feindseligkeiten zwischen dem Osmanischen Reiche und den obengenannten Regierungen verschärft. Die Kaiserliche Regierung sah sich also genötigt, einerseits zur militärischen Unterdrückung zu schreiten, anderseits mit der Verhaftung der revolutionären Armenier vor- zugchen, die in Verbindung mit den revolutionären Komitees im Auslände und mit den Agenten des Dreiver bandes stehen. Im Gegensatz zu den Behauptungen der drei genannten Regierungen wurde die Unterdrückung des Aufruhrs ohne die geringste Beteiligung irgendwelcher Elemente der Bevölkerung öurchgeführt. Die Hohe Pforte betrachtet es übrigens als ihre Pflicht, die Maßregel« ins Auge zu fassen, die sie für nötig hält, um die Sicherheit ihrer Grenzen zu Wasser und zu Lande herzustcllen, und glaubt keiner fremden Regierung hierüber Rechenschaft schuldig -n sein. Klingt es nicht para dox, wenn man hört, wie die englische, die fran zösische und die russische Negierung an die Gefühle der M cn sch lich kei t ap p e l licr c n , wäh rend die Befehlshaber der englisch-französischen Seestveit- kräfte an den Dardanellen auf Ambulanzen und Spitäler schießen lassen und die russische Regierung ihrerseits Tausende von friedlichen Türken in der Umgebung von Kars massakrieren läßt, di« im Kaukasus gefangengonom- ,neuen Türken dem Verhungern und Verdursten preisgibt oder sie von denselben Armeniern mit dem Kolben er schlagen läßt? Nicht in der Türket, sondern in Rußland waren die Konsuln der kriegführenden Staaten der übelsten Behandlung ausgesetzt. Die englischen, französischen und russischen Drahtzieher haben sich nicht damit begnügt, den Aufstand der Armenier auf diese Weise vorziibercitcn, sie haben auch versucht, die muselmanischen Bevölkerungsteilc ebenfalls gegen die Re gierung Seiner Majestät des Sultans zu empören. Um diesen Zweck zu er reichem haben sie sogar die Ausübung persönlicher Verbrechen organisiert, wofür die Be weise in den Händen der Hohen Pforte sind. Diese »n- g nal i f i z i c r b a r c n Umtriebe sind selbst in den ältesten und von Handlungen der Grausam keit am meisten befleckten Zetten nicht mehr beobachtet worden. Die englische, die französische und die russische Regierung, die seinerzeit Aufstände und Um triebe im Kaukasus, in Marokko, in Aegypten, in Indien und so weiter auf das brutalste und durch ganz unmensch liche Mittel unterdrückte, sind kaum berechtigt, der türki sche» Regierung die Abwehrmaßregeln znm Vorwurf zu machen, zu denen sie sich genötigt sah und die sie übrigens mit -er größten Mäßigung und Gerechtigkeit angcwendct hat. Die türkische Negierung hat bei dieser Gelegenheit nur ihre einfachste Hoheitspflicht ausgeübt, und die Behaup tung, wonach die Mitglieder der Kaiserlichen Regierung und die anderen Staatsbehörden für die erwähnten Ab- wchrmatzregeln verantwortlich zu machen seien, verdient gar keine Erwiderung. Ans die Mächte deS DminerbandcS fällt vielmehr die ganze Verantwortung für die Ereignisse zurück, über die sie sich beklagen zu müssen glauben. Denn diele Mächte sind cs selbst, welche die in Rede stehende revo lutionäre Bewegung organisiert und geleitet haben nnd ihre Erklärung bedeutet nur eine offenkundige Unter stützung und Ermunterung der armenischen Agi tatoren. tW. T. B.) Rttmänteus Risiko. Unter vorstehender Spttzmarke gibt die ..Köln. Ztg." in hervorragendem Druck folgende ihr von besonderer Seite zugegangcncn Ausführungen wieder: „Ein nicht geringer Teil der rumänischen Oligarchie ist bereit, gänzlich in das russische Lager hinttbcrzugchen. Die sogenannte rumänische Neutralität verhinderte den freien Verkehr zwischen dem Zwetbunde und der Türkei schon, als diese noch neutral war. Wenn, solche Verhält nisse dauernd werden sollen, welches Interesse hätten Deutschland und die österreichisch-ungarische Monarchie noch an der ferneren Existenz Rumäniens? Ob ein feindliches, von Rußland abhängiges Rumänien sich vom Fuße der Karpathen bis zum Pruth erstreckt ober ob Rußland seine Grenze bis zu den Karpathen vorschiebt, kann der österreichisch-ungarischen Monarchie im Grunde gleichgültig sein, wenn die zwischen der Donau und de» Karpathen hingclagerte Wallachci ebenso wie Serbien Mitteleuropa von der Balkanhalbinscl abschneiden will. Weshalb soll Mitteleuropa für die Erhaltung Rumäniens Opfer bringen? Und doch rechnet darauf ein großer Teil der rumänischen leitenden Klassen, selbst im Falle der Niederlage der Zentralmächtel Man nimmt an, auch diese würden selbst dann noch für rumänische Interesse», für die Freiheit der Dvnnumündungen, für die Freiheit der Meer engen cintrctcn. Selbst ein Take Jonescu tut, als ob er derartiges Zeug glaube! Deshalb muß cs einmal gesagt werben, daß für ein besiegtes Zentraleuropa Rumänien höchstens den Wert eines K v m p c n s a t i o n s v b j c k - tcS haben kan», denn mit der Niederlage Deutschlands wären auch seine wirtschaftlichen Interessen in Rumänien am Ende. Was aber wird aus Rumänien, wenn es au der Seite des Biervcrbandcs mttbe siegt wird? Es wäre wert voll, zu wissen, ob die rumänische Oligarchie sich diese Frage wohl einmal ernstlich vorgclcgt hat. Wir glauben es kaum: anerzvgencr Optimismus, der Glaube an etwaige Rücksichtnahme ans das in solchem Falle „deutsche" Königs haus, deutsche wirtschaftliche Interessen, das sind vielleicht die Erwägungen, die über etwaige schwarze Gedanken hin- wcghclfen, und doch könnten diese Gedanken gerade der Mitglieder der Oligarchie, der so hoch bezahlten Advokaten, der so unendlich zahlreichen Professoren, der Inhaber der so mancherlei Sinekuren, so mancher noch schlimmerer Parasiten, und selbst vieler Großgrundbesitzer, gar nicht schwarz genug sein: denn der friedliche Handwerker, der arbeitsame Bauer, der geschickte Arbeiter würden auch den Zusammenbruch des heutigen Rumäniens ohne wirtschaft lichen und kulturellen Schaden überdauern, aber die Olig archie würde mit einem Schlage h i n w e g g e f c g t, politisch und dadurch auch wirtschaftlich vernichtet werden, weil die Politik die Grundlage ihrer wirtschaftlichen Existenz ist. So möge die rumänische Oligarchie cs sich denn in letzter Stunde nochmals überlegen, ob Rumänien der Rolle treu bleiben soll, die ihm das Schicksal zugcdacht hat: als lateinische Schildwachc zu'stehen am User des brausenden slawischen Meeres, unterstützt, wie bisher, vv» den Mächten, denen es die machtvolle Entwicklung der letzten 80 Jahre mitvcrdankt, oder ob cs unterstehen will in der einen Art oder der andere». Die Stunde eilt, und das Vcr. derben naht. Es handelt sich nicht um entfernte Ge fahren, denn das Schicksal will, daß diejenigen, die heute einen Entschluß zu fassen haben, noch an ihrem eigenen Leibe und in ihrem eigenen Leben die furchtbaren Folgen eines falschen Entschlusses zu spüren haben werden." Aufrollnng der Gibraltarfragc? Kk. Die Madrider Zeitung „Jmparzial" meldet Spa niens Ersuchen an England zur Aufnahme von Vor besprechungen über die G i b r a l t a r f r a g c. Eine nene Operation des Königs von Griechenland. Verspätet wird aus Athen vom Sonnabend 2 Mir 40 Min. nachmittags gemeldet: Der König hat sich heute früh einer Operation unterzogen, die einstimmig von den Acrztcn nach einer uorangrgangenen Beratung beschlossen worden mar. Die Operation bestand in der Entfernung eines Rippenteilcs von 7 Zentimeter mit ört licher Anästhesie. Es wurde in dem unteren Teile des Brustkastens eine Höhlung anfgcdcckt, welche eitrige und häutige Substanzen enthielt, die entfernt wurden. Auf diese Weise wurde der freie Zugang zu der äußeren Seite der Höhlung hcrgcstellt. Der Eindruck, den die Operation hervörrief, hat die anwesenden Acrzte von der Notwendig keit dieser Operation überzeugt, denn sic wurde unter gün stigeren Bedingungen durchgcftthrt, als wenn man sic während einer Krise vorgenommcn hätte. Der König hat diese Operation ausgezeichnet üb er standen und war gleich nachher in guter Verfassung. lW. T. BI Der Bericht über das Befinden des Königs Konstantin von Sonnabend abend 7)4 Uhr lautet: Temperatur 40,2. Puls 121 bis 183. Die Aerztc erklären die Erhöhung der Temperatur mit dem durch die Operation hervorgerufenen Rückschlag. Der Zustand ruft keine augenblicklichen Befürchtungen hervor. — Der von Sonntag nachmittag 8 Uhr 10 Min.: Der König verbrachte einen Teil der Nacht ruhig. Die Temperatur ist auf 87 Grad gesunken, der Puls auf 104. Der Wundverlauf ist normal: das Allgemein befinden gebessert. Am Sonntag nachmittag 5 Uhr war die Temperatur des Königs guf 3V,9 Grad gestiegen. Der Pulsschlag betrug 136, die Atmung 26. — Der Krankhcits- bcricht von 8 Uhr abends lautet: Temperatur 40,1, Puls 144, Atmung 24. Ausfluß aus dem Rippenfell gering mit schlechtem Geruch. Die Lage ist äußerst ernst, die Be völkerung sehr beunruhigt. sW. T. B.) König Konstantin an Venizelos. In Beantwortung der Wünsche, die Venizelos an den König gerichtet hat, ist nachstehende Antwort cin- gelaufcn: „Ich danke Ihnen von Herzen für Ihre freundlichen Wünsche. Konstantin, König." lW. T. B.j Serbien und Bulgarien. Die Sofioter Blätter veröffentlichen die Meldung, datz alle serbischen Blätter seit einigen Tagen eine anscheinend vvn der Regierung elngrgebenc schroffe unversöhn liche Haltung gegen Bulgarien beobachten. Auf diese Weise wolle man glaubhaft machen, datz die öffentliche Meinung sich gegen die Möglichkeit von Zugeständnissen an Bulgarien auflehnt und die Regierung unter diesem Drucke keine Zugeständnisse in Mazedonien machen könne. — „Politica", die Beziehungen zur Regierung hat, fordert sogar bulgarisches Gebiet und erklärt, datz Serbien eine endgültige Abrechnung mit Bulgarien hcrbciftthrcn werde. jW, T. B.) Schwedens Verhältnis zn Rußland. Das Stockholmer „Aftoublad" sagt bet Besprechung eines englischen Buches von Lrynbce. das sich mit den Verhält nissen der nordischen Länder beim künftigen großen Friedensschlutz beschäftigt: Was das Berhältnis Schwc- dens zu Rußland betrifft, so haben die russische» Ge walttaten gegen Finnland, die nntcr die Füße getretene finnische Konstitution, die gebrochenen Gesetze und die Ein kerkerung tadelsfrcier finnischer Mitbürger in russischen Ge fängnissen und noch vieles andere, wodurch Macht vor Recht gesetzt wurde, uns Schweden aufs ttefstc empürt. Da gleichzeitig Rußland seit Jahrzehnten eine offenkundig gegen Nordwesten gerichtete Ofsensivpolitik betrieb, so war die Folge, daß bet uns nicht nur das Mitgefühl mit dem hartbedrängten stammverwandten Volke gestärkt wurde, sondern datz wir auch lernten, die Notwendigkeit cinznsehen, für das eigene Haus zu sorgen. Wegen Rußlands unge rechter Politik konnten wir kein Vertrauen zu Rußland haben, und keine freundlichen Gefühle für dieses Land hegen, wie wir gern wollten. Wenn wir auch gern einer Aendcruna in dieser Richtung entgegensetzen, müssen wir doch betonen, daß die sehr langen Ersahrungcn mit der russischen Politik uns die ttcberzrugung gegeben haben, datz die Politik eines neuen Herzens nicht allzu nahe bevor- zustetzen scheint. Die kaltblütige Belrachtungsiveise, mit welcher der englische Verfasser des Buches die intimste» Fragen der Selbständigkeit der kleineren Staate» behandelt, stimmt völlig mit der englische» Rücksichtslosigkeit überein, deren Zeuge die Welt mehr als einmal war. Je nach dem eS die englische Politik erfordert, bleibt die össentliche Meinung Englands solchen nationalen Angstschreien gegen über, wie sie nun von Finnland komme», taub, während wacker von Menschenrecht und Freiheit deklamiert wird, wenn ein lohnendes Geschäft winkt. Keine Großmacht be trachtet die Fragen dieser Art io rein geschäftsmätzig wie England. Das Blatt erklärt, nicht auf die Grotzmächie dürfen die kleinen Staaten hinsichtlich der Integrität und Selbständigkeit bauen, sondern nur aus das eine, nämlich ehrlich den Frieden wollen, aber sich einig und träslig aus den Krieg vorbcrciten. lW. T. B.l Die neuesten Meldungen lauten: Noch ein englischer Dampfer versenkt. London. lNeutcr.j Der britische Dampfer „Star os West" ist von einem deutsche» Unterseeboote vericnlt worden. Die Besatzung wurde in Aberdeen gelandet. lWLrG Eine dänische Anerkennung deulschcr Kraft. Kopenhagen. Die Zeitung „Kjöbuhavn" schreibt in einem Leitartikel: Man muß anerkenne», das; Deutsch lands technische und organisalorische Ueberlegeuheit jetzt den grötzten Triumph feiert. Der Aushungerungs krieg ist vollständig mihglückt. Die Deutschen sind fort gesetzt imstande, mit überlegenen Kräften an demjenigen Teil der Front guszutreten, wo sie Kräste benötigen. Deutschlands Widersacher können, wollen oder dürfet, keinen Frieden schlietzcn. Aber jeden Tag belehren die Erschütterungen und Niederlagen nachdrücklich, datz sie den Krieg mangelhaft vorbereitet haben, und datz es ihnen nicht gelingt, mit Deutschland in eine Höhe zu kommen. Dies sicht man am deutlichste» an England, wo das Be- wuhtsein des Ernstes der Lage jetzt erwacht. sW. T. B.» Schadenersatzansprüche sür die Mailänder Zelrstörungcn. K. Gens. lPriv.-Tcl.l Das „Journal" meldet: Ter schweizerische Konsul in Mailand hat ans Grund der ihm zugegangcncn Anzeigen und der eigenen Inaugenschein nahme bei der italienijchen Regierung Sch n d e n crsa E - ansvrüchc in vorläufiger Höhe vvn 7 200 000 Lire für die bei den Mailänder Unruhen an Hab und Gut ge schädigten Deutschen und Ocsterrcichcr eingcbracht. Italienische Deserteure nud Meuterer. l>- Lugano. lPriv.-Tcl.l Noch immer ziehen Hunderte von Dcsertc n r c n, meist unter Mitnahme ihrer Waffen, die sie dann bei der Ausübung des Wilderer- Handwerks gebrauchen oder auch sür ei» billiges verkaufen, über die Schweizer Grenze. Der Anssorderung, sich zn stellen, leisten die meisten der militärpflichtigen Bewohner in den höheren Gebirgslagen überhaupt keine Folge. Sie können sich mit Hilfe ihrer Verwandten leicht verborgen halten, bis sie hoffen, datz der Krieg zn Ende sein werde. — Eine Meldung der „Gazcta" über Ehiasso besagt, datz in Turin das 2. I n f a » t c r i c - R e g i m c » t g e in c u t c r r habe. Der Korrespondent des Blattes sah vor seiner Alb reise ans Turin zahlreiche Trupps feiernder Soldaten des * Regiments durch die Stadt ziehen mit dem Ruse: „Nieder »»» mit dem Krieg!" V* Sertliches und Sächsisches. — sk. >I.j Glückwunsch des Königs an das Landwehr- Infanterie-Regiment Nr. 143. Le. Majestät der König hatA A am 6. Juni anlöhlich der K n m p s e bei I a b l o n n a Z, A folgendes Telegramm an das Landivehr-Jnsanteric-Regi-Z-K ment Nr. 133 gesandt: « Z „Landwehr-Jnsanterie-Regiment 133, Division Bredviv. »» Ich spreche dem Regiment meinen besten Dank und. Z meine vollste Anerkennung für seine ausgezeichnete Hal-^s» tung in den Kümpfen bei Jablonna aus. Meine braven « S Landwehrlentc haben meiner Armee und unserem Vater-5.2. lande volle Ehre gemacht. Vedaure herzlichst, das Rcgi-»-tA ment nicht gesehen zu habe». F ricdri ch A n g » st." A 2 — Sc. Majestät der König nahm gestern vormittag in der Villa Wachwitz die Vorträge der Staatsministcr und des Königliche» Kabinettssckrelärs entgegen und empfing darauf de» sächsischen Gesandten in München Kammerherrn v. Stieglitz. Gestern nachmittag 6 Uhr 48 Minuten hat sich Sc. Majestät ab Dresden-Neustadt zu seinen Truppen auf den westlichen K riegss ch a n p l a tz begeben. Die »k Rückkehr nach Dresden erfolgt voraussichtlich am 13. Inns. — In der katholischen Hoskirche fand am Sonntag vor- mittag aus An last der Wiedercrvberung der Festung Przc- mysl ein Ted enm statt, dem Se. Majestät der König mit den Prinzessinnen, Prinz und Prinzessin Johann Georg und Prinzessin Mathilde beiwohnten. Bei dem Hochamt wurde die Messe in H-Mvll vvn Reißigcr aufgcsührt. — Der König hat dem ersten Konzertmeister bei der Königs, musikalischen Kapelle Rudolf Bart ich das Prä dikat Professor, den Obcramtsrichterii Tr. Gr oh mann in Dippvldisirmld« und Oehinichcn in Werdau den Titel und Rang eines Obcrjustizrats, de» Bauamtmänncrn bei der Staatseisenbahnvcrwaltnng Schlechte in Ehem- nitz, Seidel in Schandau, Purnckherr und Hilde brand in Leipzig, Ncchntnns in Zwickau, sowie Besser und Kallenbach in Dresden den Titel und Rang als Baurat in Gruppe 14 der IV. Klasse der Hofrang ordnung und dem Bnvcanvorstand bei derselben Verwal tung Fischer in Dresden den Titel und Rang als Rech nungsrat verliehen, sowie dem Grenadier in der 0. Kom pagnie des Grcnaüicr-Rcserve-Negts. 100 Julius Ilnger für die vvn ihm am 31. Dezember 1014 nicht ohne eigene Lebensgefahr bewirkte Errettung eines Grenadiers vom Tode durch Uebcrfahren die bronzene Lebensrettungs medaille mit der Befugnis verliehen, sic am weißen Bande zu tragen. — Der türkische Staatsministcr D > avid Bei und die übrigen türkischen Herren, dir im Hotel Bellevue abgc- sticgen sind, unternahmen am Sonntag einen Ausflug nach der Bastei. — Kriegsauszeichnungen. Generalmajor Graf Vitz thum v. Eckstädt, Führer der 23. Infanterie-Division, erhielt das Komtnrkrcuz des Verdienstordens mit Schwertern. — Major Oppermann, Kommandeur des 1. Bataillons Landwchr-Jnfnitterie-Rcglmcnts Nr. 107, zurzeit Führer des Regiments, der im Felde bereits den .veiurichsorden und den Albreclftsvrdcn l. Klasse mit Schwertern, sowie das Eiserne Kreuz 1. und 2. Klasse c>- l-altcn hat, ist neuerdings mit dem O e sie r r c i ch i sch c n Militär-Verdienst kreuz lKriegsdekvrativns ansgc- zoichnot worden. — Dem Oberlehrer an der Städtischen Höheren Mädchenschule und Frauenschule zn Dresden-All stadt Professor Oskar Franz, der seit Kricgsbeginn als Hauptmann der Landwehr in de» Vogesen steht, wurde vom König von Sachsen die Krone znm Ritterkreuz 1. Klassc vvm A l b r e ch t s 0 r d c n mit Schwertern ver liehen. — Regier ir-ngs rat v. Zi mm ermann j„ Kamenz, Hauptmann im Schützen-Regiment, erhielt den Albrechts 0 rde n 1. Klasse mit Schwertern. Eiw Bruder desselben, RegiernngLasscssor, ist im Herbst vorigen Jahres in Frankreich den Heldentod gestorben. — Den selben Orden erhielt Hauptmann d. R. im Leib-Grenadier Regiment Nr. 100 Regierungsrat Dr. Walther, Inhaber des Eisernen Kreuzes 2. Klasse. — Dein Regiernngsaffcssvr bei der König!. Polizci-irektion in Dresden Dr. jur. Theo dor Mittasch, Oberleutnant d. R. im Feldartillcrie- Regiment Nr. 28, Inhaber des Eisernen Kreuzes 2. Klasse, wurde das Ritterkreuz 2. K lasse des A lbrechts ordens mit Schwerter» verliehen. — Rechtsanwalt Dr. Böhme, Oberleutnant d. R. im Feldartilleric-Regi- mcnt Nr. 48. znrzeit kommandiert znm Feldartillerie-Negi- mcnt Nr. 116, Inhaber des Eisernen Kreuzes 2. Klasse, er-
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