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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 10.05.1916
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1916-05-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19160510018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1916051001
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1916051001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1916
- Monat1916-05
- Tag1916-05-10
- Monat1916-05
- Jahr1916
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 10.05.1916
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at» von »»» 8 neuen Rttc, «» «„er, Redakteur Venstonlanstalt Mit besonderem Dank de. >rt«» da« verantzaltuua «iuer Warenverlosuna zuaunften >» t» Oberwartha sowie von «ehrerek wertooll«» »ß »» T> etja»r «b versa» ms»« Der Vorsitzende, Yen Hofs, sicher Bearühnua eine» «ln ertzoffen« Merteljahr. Da» t Earl «, ,..NNI -west« «cheutlt« Vierte " «teittgung ab.WW >b nach Worte» her»! tdbertcht über da« ve rw—de» h»e»t «trzttch »hre unter däiter >o«r-r Senutnt« ae»o»««n. «uf Anfrage «tue» Mit- betreffend de» Beitritt »um »chiedshos mit Vertrag». ^ «nw« gegebenen Salle» der Snschln» emosvhlen. Zur lterwtttelnot berichtet der Vorsitzende über die hierin an Gchrttte. Nach «ehrsetttger «»»sprach«, in der verschie. Pen« Mttzstünde bet brr Kuttermtttelvertetlung zur Sprach« ge bracht wnrben, beschloß die Versammlung einstimmig, beim Leven». «tttel»Au»schub um Zuwahl zweier Kuhrherren zur Kontrolle der i>utter»ittelv«rtetlu»g »achzusuchen. Rach Vortrag der Jahre», rechnung ««oben der Vorstand und der Aassterer «tnfttmmtg ent» -lastet und dt« tm Schied»a«richt bisher tätigen Mitglieder Direktor Gondermann, Otto Reinhardt, Julius Philipp, sowie deren Sr- latzmänner Max gkilael, Max Palttzsch und Gustav Eltzner ein- stimmig «tetergewählt. Jnsolae der ftänbtg wachsende» Betrieb». «»»»»De» bofchlotz «an, am l. Rat d. I. einen » « » « n, den Zeit- «echältntsseu entsprechenden Kuhrlohntaris über Mindest, wretf« für da» Lastsuhrwerk in «rast treten zu lassen. — A>>em«i»«r Haatzbeßtzer-Verei«. Dt« nächste Ber«tu»vor> stellung t« Refiden». Dheater, in welcher „Der ReginientSpapa«, «ich«»a»k mit Musik in bret Akte«, zur Ausführung gelangt, stader Mittwoch, de« 17. Mat, statt. Karten zu bedeutend ermäßigten Sommerprrtse« «ud vom 12. bt» 1«. Mat, abend» » Uhr. tu der Geschäftdsteke, Martenstraße «», 1.. zu haben, j — De« Algemetn« Mietbewohuer-Veret» ladet seine Mit- . - - — „ ^ ' ' den den . , ^ ^ — -WW^. ^ -heaierr „Ein tzkachtmädel", volkbstttck mit Gesang. Atrton Frank als alle« Vorstellungen stab Karten t» der Geschäftsstelle, ratze SS, zu haben. ** Am» Anlaß de» Heldentodes des Kreiherr» Georg von Goalfeld wird daran erinnert, daß den junge« Frei herr« vor et«tge»t Jahren in München das Mißgeschick traf, durch einen Straßenbahnunsall ein Bein zu ver- Heren. Der Prtn-ensvhn war gezwungen, ein künstliches Bei« -« trage», und war demzufolge eigentlich für den militärische« Dienst untauglich. Trotzdem setzte er eS nach Kriegsausbruch durch, bet der Fliegertruppe Dienst tun M dürfen, und so hat er jetzt in den schweren Luftkämpfen feine Vaterlandsliebe und Begeisterung mit de« Helden- tode besiegelt. Freiherr Georg von Saalselb war am 10. Jnnt 1898 als ältester Sohn des Prinzen Ernst von Sachsen-Metningen in Florenz geboren. Sein zweiter Bruder. Freiherr Ernst, geboren in Florenz am 4. Juli 1896, ist vor längerer Zeit im Osten gefallen. ** Unser jüngster Heldenslieger. In einem der letzten Tagesberichte unserer Oberst«, Heeresleitung wurde der Flieger Krankel erwähnt, -er bereits mehrere feindliche Flugzeuge abgeschosten hat und vom Kaiser dafür — Frankel war bisher Vizeseldwebel — zum Offizier befördert nmrde. Frankel ist ein Frankfurter. Er ist 22 Jahre alt und besitzt das Eiserne Kreuz 2. und 1. Klasse. Kürzlich hat er etnen der ersten französischen Doppeldecker, welcher mit einer Kanone von »»8 Kaliber armiert war, herunter- geschossen. Das Beutestück hat Ausnahme in der Berliner Krtegsausstellumg gefunden. Wilhelm Krankel ist von Be rns Kaufmann, er legte schon vor Beginn des Krieges sein Pilotenexamen ab, nachdem er sich schon längere Zeit er folgreich alS Aeronaut betätigte, und gleich zu Beginn beS 'Krieges stellte er sich als Kriegsfreiwilliger und Flugzeug- iführer zur Verfügung -er Militärbehörde. ** Im Berliuer Mordprozeh wurde gestern, Dienstag, das Urteil gefällt. Die Friseurin Johanna Ullmann nnd die Arbeiterin Anna Svnnenbcrg wurden des Mordes, des schweren Raubes und des Diebstahls, be sänge« am 16. März an der Marta Franzke, schuldig ge sprochen. Beide Angeklagte wurden zum Tode und zum Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte auf Lebens dauer verurteilt. Die Ullmann wurde ferner zu 2 Jahren Zuchthaus und die Sonnenberg zu 1 Jahr Gefängnis ver- * Die Jren-Kiihrerin Gräfin Markiewitz. Unter den viele« Sensationen, die -er Aufstand in Irland in sich schlotz, wnrd« das geheimnisvolle Auftreten einer jungen Krau als Kühreri« der Revolutionäre in ganz England eifrigst besprochen. Man erfuhr, daß es sich um eine pol nische Gräfin Markiewitz handelte, di« an der ganzen Anfstandsvewegnn» hervorragenden Anteil nahm. Bald waren die verschiedensten Gerüchte über diese Krau «tu Umschwung, die. de« Revolver in der Rechten, der ihr untergebenen Mannschaft voranSstürmte und dt« ärztliche Akademie in Dnblt« bis »um letzten Augenblick verteidigte. Jetzt ist die „grüne Gräfjn", wie sie wegen ihrer grünen Krtegskleidung benannt wurde, gefangengesetzt, und eine Mitarbeiterin der „Daily Mail" lüftet Len Schleier» der bisher Über dieser Persönlichkeit lag. ,DaS Geheimnis der grünen Gräfin," Leiht es in dem aufsehenerregenden Artikel -es Londoner Blattes, „ist nunmehr für mich gelüst. Ich weih, Latz sie mit dem jungen Mädchen identisch ist, baS> ich vor einigen Jahren in Paris kennen lernte und das, zu den bekanntesten und beliebtesten Persönlichkeiten in -er jungen Malerwelt im Pariser Quartter Latin gehörte. In einem einfachen, aber über und über mit den wildeste« Malereien der jungen Künstlerin auSgeschmückten Gast haus auf dem Boulevard Montvarnasse, das ich damals öfter aukznsuchen pflegte, lernte ich die jetzige Gräfin und Revoluttonärin kenne«. Sie war ein durch ihre Schönheit auffallendes Mädchen tm Stil der jungen Pariser Künstler- weit, groß «nb schlank» mit einer Fülle goldroten Haares unter einem schief aufgesetzten Matrosenhnt. Mau konnte schnell seftstelle«, bah st« t« den Kreisen de» Quartter Latin eine besonder« Gtellnng etnnahm, dah sie sozusagen der Liebling der Pariser Boh^me^Welt war. Im übrigen war sie no« ärmer als die meisten ihrer Kollegen und Kollegin- nen. Die malte Porträt-, wenn das Glück ihr hier und da eine« derartigen Auftrag verschaffte. ES ist ein merk- würdiger Zufall, dah sie bei meinem damaligen Pariser ^ " oorträtiert«, die später irbigek Besuch gerade eine junge Französin o die Gattin des Verteidigers von K«t-el-Amara, des Gen«, ral» TownShend, wurde.' Lange Zeit wutzte ich nichts Näheres über die kleine Malert« auf dem Montparnaffe. Endlich erfuhr ich, dah sie aus Irland stammte und gegen de« Willen ihrer Eltern in Parts Berühmtheit erlangen wollte. Sie war stol, aus ihrJrentnmnndhahte schon damals mit autzerordentlicher Leidenschaft alle», was englisch war. Go ging sie niemals in Lokale, die von Engländern besucht wurden, nnd mied selbst die Bälle nnd Festlichkeiten, an denen «nKtsche Maljünger teilnahme«. Einmal, al» ihre Elter«, Sir William und Lady Gore-Booth, nach Pari» kamen und in einem ersten Hotel adsttegen, «ntzte die Tochter sich entschließ««, ihnen etnen Besuch abzustatten. Sie stand nicht gut mit -er vor nehmen ältest Jrenfamtlie, der sie anachörte, da die Eltern ihr keine« Pfennig sandte« in der Absicht, sie dnrch Aus hungerung zur Rückkehr in da» Stammschloh der Familie zu zwingen. Da sie diesmal Gel- erhalte« hatte, «m 1« dem Hotel bet ihren Elter« ans deren Wunsch standes gemäß gekletdet erscheinen zu könne», kaufte ste sich et« llussührung der sächsischen Mintsterialverordnung M6 über den Verkehr mit Verbrauchszucker wird sotz- ä Vstrbnmcher. LL"d «uagabe d« Huckeekarten an Verbraucher erfolgt tjchimaur-abestellßn. an erkält auf dt« Zeit vom -. Mai bt, Sl. Juli 1916 er ö Vftmd. Kür je « zu einem Haushalte gehörig» «E- K! Ä-WL'L lautende Zuckerkarl« ausaegeben «erden. Krankenanstalten und andere Anstalten, dl, »in« Anzahl von Personen ständig beköstigen, erhalten auf di« Zahl dieser Per- sone» di« enüprechende Meng« von Zuckerkarlen. Sm Lauf« der Zeit vom 7. Mat bis 81. Juli ISIS ne« zur Versorgung hinzutretend« Personen erhalten dt« Zuckerkarte nach Abtrennung soviel,r Abschnitte, wie dem vergangenen Teile der Versorgung»»««» — >/, Monat zu 1 Pfund gerechnet - entsprechen. Fall» diese Personen auswärts vorher Zuckerkarten bezogen hatten, haben sie den «n Händen der Verbraucher bleibenden Teil der Karten hiergegen der Ausgabestelle abzultefern. 8 L. Bei der Ausgabe der Zuckerkarten haben die Ausgabe- stellen den bei den Verbrauchern vorhandenen Vorrat auf den Kartenbezug anzurechnen. Sticht anzurechnen sind »i alle Vorräte, die insgesamt SV Pfund nicht übersteigen, d) von größeren Vorräten einzelner Haushaltungen ein Leit von 20 Pfund. Besteht der Haushalt aus mehr al, 4 Köpfen, so sind für jeden weiteren Kopf je S Pfunv nicht anzurechnen. 8 8. Der Anrechnung ist die Bestandsanzeige vom 2ö. April 1-16 zu Grunde zu legen. Bon dem damals vorhandenen Borrate ist auf die Person 1 Pfund al« inzwischen verbraucht abznsctzcn. Die Empfänger der Karten sind verpflichtet, unaufgefordert den vtotschelnansgabestellen wahrheitsgemäß die etwa sonst ein- getretenen Dcstandsveränderungen anzugeben. . 8 4. Dir Anrechnung erfolgt dergestalt, daß die den anzu- rechnenden Mengen entsprechende Anzahl von Kartenabschnitten abzutrennen bez. die entjvrechende Anzahl von Karten nicht zu- Meilen ist. 6. Betriebe. 8 6. Die Ausgabe von Vezugsausweisen für Schank- und Gastwirtschaften, Volksküchen, Konditoreien, Bäckereien erfolgt durch die örtlich zuständigen Mehlbezirke. Dies gilt nur für den im Betriebe nötigen Bedarf an Zucker. Der Bedarf des Haushalts und Personal» nn übrigen wird durch die Ausgabe der Zuckerkarten nach 8 1 geregelt. Sie erhalten Ausweise über 80 ^ der im Monat März »er- brauchten Znckermenge. Der Mehlbezirk kann den Nachweis jener Menge fordern nnd etwa durch veränderte Verhältnisse notwendige Aendenmgen berücksichtigen. Di« Zuweisungen sind auf durch 28 Pfund teilbare Beträge abzurunden. Die Vorschriften über Anrechnung <88 2—4) finden sinn, gemäße Anwendung. Nicht anzurechnen sind die Mengen, die vom 28. April ISIS bis zur Ausgabe de» Ausweises verbraucht sind. ö 6. Apotheken erhalten für den zur Herstellung von Heil- Mitteln nötigen Bedarf ebenfalls Auswei>e durch den zuständigen Mehlbezirk. Bei Mengen unter 28 Pfund können ihnen Zucker- karten an Stelle des Ausweises durch den Mehlbezirk zugrteilt werden. L. Zuckerverarbeiter. „ 7. Die Bekanntmachung des Rates vom 25- April 1916 bleibt in Kraft. Zuckerverarbeiter erhalten hiernach weder Zucker karlen noch Lezugsausweise. O Schltchvorfchrift. ^ 8. Zuwiderhandlungen unterfallrn der Strafvorschrift in 8 IS Ziff. I der Bundesratsoerordnung vom 10. April ISIS. Dresden, am 6. Mai 1916. Der Rai zu Dresden. j« Irland trug und der sie de« Beinamen ,^rüne " kt. dieselbe ist, in der sie sich damals, büchst Eltern bepab. In der folge«-' >s den Augen, und ich erfuhr er Studienfreund, einen pol- heiratet hatte. Da» ist alles. . . mevotnrwnS^räftn weiß, die nw ÄkM-' llichriften so auf äiniIieii'IIiü'Mlitmii. Die schön anstehende Kirschnutzung des Unterzeichneten Gutes <600 Bäumes soll an den Meistbietenden verpachtet werden und wollen sich Pachtlustige mit dem Unterzeichneten in Verbindung setzen. Erbgericht Demitz bei Bischofswerda, am 9. Mai 1916. 8 versteigert werden. Erster von Lande-behörden anerkannter Markenartikel auf dem Gebiet« und bergest«!!» von renommierter Fa. unter Leitung von langj. Fachleuten. Haltbarkeit garantiert. Im Gebrauch bereit» in den feinsten Familien, Hotels, Restau- rant», Lazaretten, Sanatorien, Kasino« uf«. Enthält Ertrakte au» zirka 19 der besten Gewürz« nebst Essig. Sal '>t den Salat fchmackhast und Pfeffer, und macht für alle Salate. prltz» lg, 70 «fa. pro Liter. so-Äonrhmer Grosso»? o«i»cht. Der Stvatlidi't«? vom 2S./4. 16 gegen den M.-G.-Schützen Gefreiter Ublig hat sich erledigt. In ilsr llönixl. rormIbw-Leoukabtiir in findet an d. Werttagen v.22. bis einschließl. 27. Mai I. vorm. 10-12 Uhr, ^ welcher 2—4 Uhr «ne FUUMRRVIL sarb. Porzellan wetter Wahl aller Art, darunter vollständige Gedecke, sowie gte und zurackgesetzte Kunstgegenstände öffentlich gegen Barzahlung i ' ' kriegerisch gestimmt, z« Ihren vom -r« Zeit verlor ich sie ganz aus l«nde« nur »och, -ah sie «ine« Pariser Studienfreund, einen Nischen Grafe« Markiewitz, geheiratet hatte. DaS ist wa» ich über die RevolutionS^räfin weih, die nun im Gefängnis gefaßt anf thr Urteil wartet." ' * Der fleisch» und alkohollose Tag in England. Die an Zuschriften fo reiche „Times" brachte in de« letztem Tagen etnen ku»en, aber höchst bedeutungsvolle« Brief, der me-r alS alle bisher aus England vernommenem Nachrichten »te Bedrängnisse erkennen läßt, tu denen das auShungcrungswütige Albion sich nunmehr selbst t»! bezug auf die L eb e n S m t t t e l f r a g e befindet. Das! Schreiben, das von einer Anzahl hervorragender Persön lichkeiten, wie de» Bischöfen von London, Birmingham und Burnham, dem Minister Mac Kenn» und dem Schrift steller H. Ä. Wells, unterzeichnet ist, verlangt nicht mebr und nicht weniger, als daß in England wöchentlich je ein« fleisch- und ein alkvholloser Tag etngeführt werde. Es ist offenbar, daß dieser plötzlich austauchende Vorschlag nichts weiter ist als ein Versuchsballon, hinter dem sich eine durchi da- harte Gesetz der Notwendigkeit geschaffene Forber« der Regierung verbirgt. Tatsächlich verzichtet die „Tir die mehr von dieser Angelegenheit zu wissen scheint, jede in anderen Fällen übliche Besprechung der indem sie sich gebärdet, als ob der Vorschlag bereits Gesetz geworden wäre, und eilfertig ein ganzes Muster von Speisekarten für den fleisch- und alkohollosen Tag ent wirft. Auch wird in sehr durchsichtiger Absicht feftgestellt, daß der Genuß von zu vielem Fleisch und Alkohol höchst, gesundheitsschädlich sei, und daß jeder Bürger für eine der-' artige liebevolle Vorsorge dankerfüllt sein müßte. Und man spricht schon heute vom fleischlosen Donnerstag und alkohollosen Montag, als handle cs sich um eine all- gewohnte, beliebte Sitte. Für uns aber ergibt sich hieraus- die erfreuliche und fast humoristisch gefärbte Tatsache, daß England, das unser System zum Vorwand seines Kampfes macht, eben dieses System auf Schritt und Tritt nachahmt und nach der allgemeinen Dienstpflicht auch den fleischlosen Tag tm freien Jnselreiche erscheinen läßt. * „Gczellig." Im „Temps" lvom 28. April) schreibt G. Lenotre: „Unsere Sprache besitzt keinen Ansdruck für das flämisch« Wort «ercllm, das den Reiz des Behagens am häuslichen Herd wicdcrgibt, die Stimmung des flämi schen HauscS, das nach einem wohligen Gemisch von Nind- fleischsuppe und Lavcndelkräutern duftet. In dem durch den Weltkrieg für alle Zeit berühmten Winkel Flanderns der sich von Bpern bis Nicuport ausdehnt, bedeutet «erellix, ebenso sehr das verlockende Aeußerc einer Küche mit ihrem, blinkenden Kupfergerät wie den reizenden Anblick des, Hausgärtchens. in dem die Pfingstrosen blühen, ebenso de« Schrank der HanSsrau, der nach der blütenweißen Wäsche! riecht, wie den Hausgang, der den Glanz seines Ziegelrots! wie ein Spiegel zurückwirft, ebenso den Ofen, der wie dev Bleiglanz einer frischangeschlagenen Erzadcr uns entgegen strahlt, und der an der Seite alle die Gerätschaften ebenso- blank nebeneinander aufgcreiht zeigt, die dem Heizen dienen, das Stochciscn, die Kohlenschippe, die Schlackenzange <in Alt-Köln die Kloog genannt): die Eb- und Küchen- gabcln, die Bratpfannen und Kessel und alles andere, was da streng nach Amt und Würden und daneben nach der Größe über- nnd nebencinanderhängt. In keinem anderen Lande der Welt wird der häusliche Herd — und wäre cs der allerbescheidenste — mit einer solch liebevollen Sorg falt umhegt. Mit hochgeschürzten Nöcken, die nackten Füße in derben Holzschuhcn bergend, putzen die Hausfrauen mit schwarzer Seife die Diele und den Gang, der bis zum Pflaster der Straße das Haus entlang läuft. Von früh bis spät scheuern und fegen sie. hantieren mit Besen und Stäuber, Ausnehmer, Wischtuch, Fensterleder und Schwamm, arbeiten mit Seife nnd Sand, mit Bohncrmassc und Wachs. Altüberkommcnc Scheucrvcrsahren gehen liebevoll von Ge schlecht zu Geschlecht: der weiße Sand für das Zinngerät, die Eierschalen für das Glas, eine Mischung aus Essig und Molken für das Eisenwerk. Und wenn man durch ein Dorf kommt, sieht man durch die Fcvsterläden hindurch, die ge schlossen sind, um Wind und Sonne abzuhaltcn. hinter den helleuchtenden Scheiben der Fenster, deren Rahmen in frischem himmelblauen oder buttergclbcn Anstrichen uns entgegenblickcn, Geraniumtöpse, deren helleuchtende Blumen sich in wohlansgerichteten Reihen gegen die schneeweiße Leinwand der Fenstcrvorhänge abheben. 6erellig!" Leider, führt Lenotre weiter aus, ist dieses Behagen zuerst durch die Tapsigkeit der Marinctruppcn der Bretagne und das wüste Benehmen der afrikanischen „nr.-lllnus" empfindlich ge stört worden, die cs beide gar nicht verstanden, warum denn die flämische Hanssrau immer mit Besen und Schrubber, Putzlappen und Wischtuch hinter ihnen her war, wenn sie ihre kotbesprttztcn Stiefel in -cm weißen Sande der blank- gcscheucrten Küche abgcputzt oder das blinkende Hcrdgerüt achtlos durch die zu stark geschürten Herdslammen hatten schwarz anlaufcn lassen. Vollends zerstört wurde das Be hagen, als nach der deutschen Beschießung die Engländer das ganze Gelände, das sie gegen den deutschen Vormarsch auf Calais decken sollte, durch Ocsfncn der Mrschleusen unter Wasser setzten. Seitdem ist sür ein halbes Jahr hundert wenigstens dies stille Glück im flämischen Winkel zwischen Upern und Nicuport zu Grabe getragen und damit lnach Lenotre) etwas einzig Dastehendes zerstört. Natür lich weiß -er Franzose Lenotre nicht, daß, was er als ihm neu so reizvoll beschrieben hat, nichts als ein Gemeingut aller deutschen, vor allem der niederdeutschen Stämme, ist. Er ahnt natürlich nicht einmal, daß er damit nur sür die deutsche Eigenart der Flamen ein ehrenvolles Zeugnis ab gelegt bat. * Tulpenzwiebeln als Nahrungsmittel. Man schreibt der „Franks. Ztg.": Holland versorgt die Welt, ganz be sonders die englischen Gärten, mit unzähligen Blumen zwiebeln. Infolge des Krieges ist jetzt aber wenig Be darf in diesen Luxusartikeln, und die Folge ist, daß der Markt mit unverkäuflicher Ware überschwemmt ist. Dian schlägt nun vor, daß die Zwiebeln zu Küchenzwecken Verwendung finden. Dieser Gedanke ist übrigens nicht neu, denn man betrachtete die Zwiebeln schon als eßbar, alS sic vor 4M Jahren in Europa cingcführt wurden. Im Jahre 1678 ließ ein Antwerpener Kaufmann, der eine große Menge angekauft hatte, sic 'in der Küche zubcreiten unter dem Eindruck, daß sic eine kleine Art von Küchen- zwiebelu seien. Ein Amor von 1629 empfiehlt sie zu kochen und mit Essig und Pfeffer zu würzen, während der Botanist Clusins um dieselbe Zeit es vorzog, sie bei einem Wiener Apotheker kandieren zu lasten. Sollte sich die Tulpen zwiebel als Nahrungsmittel einführen, so wäre Las eine neue Bresche, die in die englischen AuShungerungSversuche geschlagen würde, und an der die Engländer selbst unfrei willigen Anteil haben. Obgleich unser ästhetisches Gefühl sich dagegen sträubt, diese herrlichen Blütengewächse vom reim kulinarischen Standpunkte »n betrachten — wer würde z. B. die prächtige Goldbandlilie mit vollkommener Ge mütsruhe verzehren? —. so ist es doch Tatsache, Saß öi- Javaner viele ihrer herrlichen Liltenarten sür die Küche anbaute», und lange Jahve, ehe man daran dachte, die Ber- trag«Häsen dem europäischen Verkehr zu öffnen, standen Blumen wie lilium surstum, lilium tlgrinum, stimm concolo.- auf dem tägliche« Küchenzettel. * Das militaristisch« Maiglöckchen. Die Feier des 1. Mat in Frankreich bot -er »Pariser Presse Gelegenheit, wieder etnen neuen „Feind" des französischen Volkes- zu entdecken. Uub zwar handelt eS sich diesmal um da» Symbol der Unschuld und des Frühlings, nämlich um bas- Maiglöckchen, dessen gefährliches Deutschtum der „Gau- loiS" mit folgende» Worte» brandmarkt: „Der Matglöck- chenyerkauf auf de» Gtratzen, der auch in diesem Kriegs- ja-«e bet nnS stattfand» darf nicht unbeachtet bleiben. ES nmh feftgestellt werben, daß wir tm Kriege 1879/71 diesen ^ Kortsetznng steh« nächste Seite, Nr 12A »DreS-üer Nachrichten" Lette II ?tr. Mittwoch, 1«. Mai 1»1« 11
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