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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 18.06.1916
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1916-06-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19160618022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1916061802
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1916061802
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- LDP: Zeitungen
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- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1916
- Monat1916-06
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Ilüi? «Mg« L«f«v ^ a« Gonnadend «dend. Die Fliegrrtätigkett war an der Westfront beiderseits reger unsere Geschwader belegten militärisch wichtige Ziele in Bergues (Französisch-Flandern). Bar-le- Duc, sowie im Raume DomdaSle-Einville-Lunsville.Blatn- ville ausgiebig mit Bombe». Im Maas-Gebiete hielt sich die Artillerietätlgkeit auf erheblicher Stärke und steigerte sich in den frühen Mvrgenstunden teilweise zu besonderer Heftigkeit. Die Geheimsitzung der französischen Kammer wurde am späten Nachmittag -eS Freitag auf heute, Sonn abend. vertagt. Die englischen Verluste bei Apern werbe» als ganz auherordentlich schwer bezeichnet. Frankreichs Aufwendungen für seine Ver bündeten betragen nach Ribvts Angaben im Bubgetausschuß der Kammer bis zum 1. Mai llll Milliarden Franken. Die Schweiz hat sich dem Protest Wilsons gegen Eng land und Frankreich wegen der Schädigung der neutralen Post angeschlossen. Alle Postvcrbindungen mit Athen sind nach einer Meldung aus Saloniki abgeschnitten: kein Schiss hat mehr die griechischen Häfen verlassen. An der persischen Grenze nördlich von Suleiman wurden russische Abteilungen durch die Türken zurück- getrieben. Der demokratische Konvent hat Wilson wieder zum Präsidentschaftskandidaten nominiert. können die Engländer nicht cingestchen, ohne ihren Lands leuten moralisch einen schweren Schlag zuzufiigen." Ein Schweizer Protest gegen England »nd Frankreich. Die „Neuen Züricher Nachrichten" schreibe», daß sich die Schweiz dem Protest Wilsons gegen Eng land u n d F r a n k r e i ch wegen der Schädigung der neutralen Post angeschlossen habe. Beschlagnahme von Mctallvorrätcn in England. Das Wiener „Vvlksblatt" meldet aus Ehristiania: Dem „Mvrgenblad" zufolge soll die englische Regie rung die Beschlagnahme der Metall- und K u p f e r v o r r ä t e beschlossen haben. Wilsons Kandidatur. iAunkspruch des Vertreters von W. T. B.) Der be m o k r a t i s ch e Konvent hat Wilson durch Zurus wieder zum Präsidentschaftskandidaten nomi niert. iW. T. B.j dem «efühle tiefe» vewun-eruna bei der mächtigen Offen siv« Deiner Heere und früh« Dir di« herzlichsten und freund schaftlichsten Glückwünsche. In der Ueverzeugüng, -ab die lemeinsamen «nstrengungen »u einem endgültigen Erfolge ühren werden, bitte ich Dich, versichert zu sein, dab meine Kundschaft unerschüttekltch ist. Victor Smanuel. (WTB.) Z« de« Sinfaü der Russe« «ns rumänisches Gebiet bei Marmornttza berichtet „Az Est": Der Einfall habe Sonnabend nacht stattgesunden, und erst Montag abend Hütten die Russen wahrscheinlich aus höhere Weisung das rumänische Gebiet geräumt. Sie hätten eine Brücke über Len Pruth geschlagen und üsterreichisch-ungarische Trup pen angegriffen. Al» sie -urückgeschlagen worden seien, hätten sie die Brücke nicht mehr benutzen können und seien auf rumänische» Gebiet übergetrete», von wo aus sie den Kampf gegen den Feind fortgesetzt hätten. Da» Zoll gebäude der Grenzpolizei, da» Post- und Tele- graphenamt, da» Gemeindehaus und Schulgebäude seien von ihnen besetzt und von dort aus sei ein heftiger Kampf gegen die österreichisch-ungarischen Truppen er öffnet worden. Auch mehrere rumänische Staatsbürger seien verwundet worden. tW. T. B.j Der Fliegerangriff auf Venedig. Nach Blättermeldungen aus Lugano wurden beim österreichischen Fliegerangriff auf Venedig die Bahn- hofsanlage» schwer beschädigt und 25 Personen verletzt, darunter vier Zivilpersonen. Die österreichisch-ungarischen Fortschritte in Oberitalien. Vom italienischen Kriegsschauplatz heißt eS in der „Köln. Ztg." -ab der Angriff auf -em Monte Lemerle die allergrößten Schwierigkeiten geboten habe. Der Berg habe in der Hauptsache von Infanterie genom men werden müssen. Monte Cengio, Barco, Pannozio, Bel Monte und Lemerle seien in acht Tagen erobert wor den und fest in österreichischer Hand. Kaum ivar diese Kette geschlossen, als beim Grazer Korps noch der wichtige Meletta gefallen sei. Die Offensive schreite ge lassen aber doch mit täglich sichtbarem zähen Borarbeitcn vorwärts. Giolitti aus Reisen. Die Genfer Blatter melden aus Turin: Giolitti ist von seiner Reise, deren Bcstimmungsziel unbekannt geblieben ist, am Mittwoch abend nach Turin zurück gekehrt und hat sich nach seinem Landsitz weiterbegeben. In Rom ist Giolitti, entgegen andere» Meldungen, nicht gewesen. Die griechische Kammer und die Blockade. Wiederwahl Wilsons? Der Pariser „HeraId" meldet aus Washington: In allen politischen Kreisen, auch in denen der republikani schen Partei, rechnet man jetzt mir der Wiederwahl Wilsons als einer gegebenen Tatsache. SK <s 2-- Lc-, v)-- -r; « s? r-» rs sK» L Russische Hilferufe. d. Die Petersburger Redakteure der Tageszeitungen wurden bei einer Zusammenkunft mit dem Pressechef Udetsche gebeten, deutlich darauf hinziuvcisen, wie wün schenswert jetzt die Unterstützung der Verbünde ten wäre. Die Blätter führen daher in verdächtiger Uebcreinstimmuiig aus, Rußland trage wiederum die H a u p t l a st des Krieges. Während die Ver bündeten den Krieg sozusagen ausschließlich gegen die Deutschen führten, verbluteten wieder Hnnderttansendc russischer Sohne mehr für die Verbündeten als für Ruß land selbst. Die Deutschen Hütten an der Ostfront eine Offensive nicht gewagt. Daher sei eS die moralische Pflicht der Verbündeten, jetzt zu einem gewaltigen Schlage aus- znholcn. Entsprechend den Anweisungen sind die Kom mentare der Blätter sehr bescheiden. Der Frontbericht der „Börsenzcitiing" schildert genau den russischen Mißerfolg bei Kreme, der aus die russische Minderzahl zurückgesührt wird. Die russischen Verluste seien bedeutend. Tatsächlich herrscht im H a n p t g u a r t i e r Kuropatkins sehr s ch lechte Sti in ln u n g über die Art, wie V rnssil o w G e sang e n c z ü h l t. Nach Stockholm wird folgendes berichtet: Vrnssilow läßt jedes Regiment die gemachten Gefangenen einzeln angeben, darauf werden sie abgerundet und zusammengezählt, und das Pressebureau des Ministeriums dcS Aenßeren verbreitet, um die auf geregte Spannung der Bevölkerung zu befriedigen, die lächerlichsten Enten. Französische Stimmen zur Nusscnofsensive. Die Auslassungen der Pariser Preise zur Nussen- vssensivc werden seit einigen Tagen sehr zurückhaltend. „Petit Journal" spricht sein Erstaunen aus, daß die Petersburger Zeitungen in ihren militärischen Be sprechungen der ostgalizischen Schlacht mehr von einem Einb r n ch als von einem Turck'bruch der feindlichen Front sprechen, obwohl der russische Heeresbericht aus drücklich den Durchbruch sestgcstellt habe, und daß mehr von dem wachsenden Widerstand des Feindes als von weiteren mit Ortsangaben belegten Erfolgen der letzten Tage die Rede sei. Victor Emanuel an Nikolaus. ^ tPetersb. Telcgr.-Agentnr.j Ter Zar hat folgendes Telegramm des Königs von Italien erhalten: Ich bin mit dem ganzen italienischen Volke im Geiste mit b. In der Sitzung am Dienstag beschäftigte sich die griechische Kammer laut einer Athener Meldung des Pariser „Matin" mit der Lage des Landes unter der Ein wirkung der Blockade. Dem Deputierten von Epirus, der die Beschwerden der Bevölkerung vorbrachte, antwortete der Minister des Innern Gunaris: „Die Kam mer kennt alle von der Regierung gemachten Anstrengun gen. um die Verproviantierung des Landes zu sichern. Leider wurden diese Anstrengungen durch Hinder nisse, gegen die wir vhnmächtig sind, gehemmt. Nicht nur alle Verbindungen zur See sind abgeschnitten, selbst der Landweg i st gesperrt. Zwischen Florina und Koritza wurde ein Lcbensmitteltransport von den Alliierten ange- i halten. Die unserer Verproviantierung cnkgegcnacsetzten Hindernisse sind stärker als unser guter Wille. Um sic zu überwinden, benötigen wir Ihre Hilfe. Wenn feststchi, daß die gegen Griechenland getroffenen Maßnahmen uns nicht entzweien konnten, wird man deren Hinfälligkeit einl-aen." Mehrere Deputierte griffen in die Debatte ein. Mitzo- poulos erklärte: „Wir werden uns an Amerika wenden, das schon während des Unabhängigkeitskrieges unö seinen Schutz gewährte." Die Blockierung Griechenlands. Aus Saloniki wird gemeldet, daß seit dem letzten Freitag kein Schiff die griechischen Häsen verließ. Alle Postvcrbindungen mit Athen seien abgc- schnitten. <W. T. B.) Griechenlands passiver Widerstand. K. Es scheint, daß die Demobilisierung der grie chischen Armee, die den unveränderlichen Willen Grie chenlands, sich unter keinen Umständen durch Machenschaften der Entente in den Krieg verwickeln zu laßen, zum Aus druck bringt, in diplomatischen Ente ntekreiscn tiefen Eindruck machte. Nach der Veröffentlichung des Te- mobilisattvnsdekrets hielten am späten Abend die Eiitentc- diplomaten einen mehrstündigen politischen Rat ab und schickten daraufhin lange Depeschen nach Nom, Paris. : Petersburg und London, ohne ihre Forderungen bei der griechischen Regierung zu präzisieren. Die Handelsblockade dauert regelrecht fort. Tie allgemeine Ansicht in Athen ist, daß die Entente einen Schreckenszuskand Hervorrufen wolle, der zu einer politischen Umwälzung führen könnte. Man ist.in Athen jedoch entschlossen, dem gewalttätigen Vorgehen der Entente zähen passiven Widerstand entgcgen- zustellen. Die Getreidebestäiide und die bevorstehende Ernte ermöglichen es Griechenland, diesen Widerstand längere Zeit mit Erfolg fortsetzen zu können. Die Polizei hat L c b e n s m i t t c l p r e i s c festgesetzt und erläßt den Befehl, daß diese während der Blockade nicht erhöht werden dürfen. ««tllch» türkische Kriegüberichte. Da» türkisch« Hauptquartier meldet vom 18. Juni: An der Irakfront versuchten die Engländer auf dem Nord- ufer des Flusses Euphrat zwischen Kvrna und Maßrle zu landen, mußten aber nach einem Kampf von sechsstündiger Dauer in voller Auflösung, unter Zurücklassung von 180 Toten, »urückgehen. Auf den übrigen Tellen der Front herrscht Ruhe. Rach dreitägigen Kämpfen mit russischen Abteilungen, die an der persischen Grenze nördlich von Guletman erschienen waren, wurde der Feind in Richtung auf Bana (Persien) zurückgeschlagen. Unsere Truppen verfolgten de» Feind im Zusammenwirken mit persischen Kriegern und verjagten ihn au» Bana. von wo er nach Norden zurückgc- drängt wurde. Wir erbeuteten in diesen Kämpfen ein Geschütz, «in Maschinen ge wehr, eine große Menge Munition und Ausrüstungsstücke. An der Kaukasus- front war die Lage gestern unverändert. Auf einigen Ab- schnitten fand zeitweilig Artilleriefener statt. Am linken Flügel erbeuteten wir im Laufe von Bvrpostenaefechten zwei weitere Maschinengewehre. Bon den übrigen Fronten ist keine wichtige Meldung eingegangen. Der amtliche türkische Bericht vom 16. Juni besagt: An der Irakfront nichts von Bedeutung. An der Kaukasusfrvnt keine Veränderung auf dem rechten Flügel und in der Mitte. Auf dem linken Flügel schlugen wir durch einen Gegenangriff den Angriff eines setndlichen Bataillons gegen eine unserer vorgeschobenen Stellungen zurück. Durch unser Feuer verjagten wir zwei Flugzeuge und zwei Torpedoboote, die sich S c d d u l - B a h r zu nähern versuchten. In den Gewässern von Smyrna beschossen einige feindliche Fahrzeuge wirkungslos einige Punkte der Küste. Unsere Artillerie antwortete ihnen. Der Feind, -er sich seit einiger Zeit auf der Insel Keustc n fest gesetzt hatte und von da aus die benachbarte Küste angriff, wurde in den letzten Tagen genötigt, die Insel zu räumen, da er sie unter dem wirksamen Feuer unserer Artillerie nicht halten konnte. Am 13. Juni warfen zwei feindliche Flieger ohne Erfolg einige Bomben aus El Arisch. Sie wurden durch einen Angriff unserer Flug zeuge nach Luftkampf vertrieben. Unsere anderen Flug- zeuge erwiderten den feindlichen Angriff, warfen wirkungs voll Bomben a n s d e n sein blichen Flugplatz und griffen ihn mit Maschinengewchrseuer an. Sic kehrte» darauf unversehrt zurück. (W. T.B.) D« Lustangriss ans Smyrna. Beim Luftbombardcment am 1l. Juni sind, wie aus Smyrna berichtet wird, eine Griechin und zwei Armenierinnen getötet worben. 24 Personen, darunter einige Kinder, wurden schwer, zehn leicht ver wundet. Zwei von den Verletzten sind inzwischen ge storben. Ein großes Gebäude und zwölf Häuser wurden vollkommen zerstört und mehrere beschädigt. (W. T. B.) Ei« englischer Siericht über Mesopotamien. Das englische Kriegsamt teilt mit: Keine Aendcrung der Lage in Mesopotamien. Am N v r d u s e r des TtgriS bei Kut sind die britischen Schützengräben bis auf 200 PardS von der türkischen Stellung bei Sannaiyat vorgeschoben worden. Auf dem Südufer besetzten die Engländer eine vorgeschobene Stellung bei Imam Mansura, 8)4 Meilen südlich von Magaris. Bon der Euphratlinte wird kein Kampf gemeldet, mit Ausnahme einer kleinen erfolgreichen Strafcxpcdition gegen Araber, die in der Nacht vom 14. zum 15. Juni die Tclcgraphendrähte nördlich des Hamar durchschnitten hatten. Die britische Kavallerie überfiel den feindlichen Araberstamm und erbeutete 200 Wagenladungen Getreide und eine Anzahl Schafe. Auf dem Tigris wur den durch türkisches Artilleriefener drei Barken versenkt. Diese Zwischenfälle bilden offenbar die Grundlage, auf der -er auf Einbildung beruhende amt liche türkische Bericht vom 15. Juni aufgcbaut wurde. iWTB.) Die Spaltung in der Sozialdemokratie. Am nächsten Sonntag soll im sozialdemokratischen Wahlverein für Teltow-Beeökow der Antrag zur Verhandlung kommen, dem Parteivorst and ein Mißtrauensvotum auszustcllcn und alle Beiträge zu sperren. — Hierzu meint die „Germania", cs gehe in der sozialdemokratischen Partei etwas vor. Die Wicdcr- versöhnung der getrennten Gruppen liege nicht außerhalb dem Bereiche der Möglichkeit. <W. T. B.) Die deutsch - österreichisch - ungarische» Wirtschafts- Verhandlungen. Die österreichischen Unterhändler, die vor einigen Wochen nach Berlin gekommen waren, um ein gemein sames Zvlltarisschema zu vereinbaren, sind wieder nach Wien zuriickgcrcist, um das vorläufige Ergebnis zu unterbreiten. Bet den vielfach widerstreitenden Inter essen, die auszuglcichcn sind, können die Verhandlungen nur schrittweise vor sich gehen. Einige Abschnitte des Zoll tarifs sind noch nicht in Bearbeitung genommen worden, dies wird erst nach der baldigen Rückkehr der österrcichischcir Unterhändler geschehen. Auch die deutschen Unterhändler werden im Lause des Sommers nochmals sich nach Wien begeben. Da auf beiden Seiten der beste Wille herrscht, wird an dem Zustandekommen dieser Vereinbarung und überhaupt an einem wirtschaftlichen Zusammenschluß Deutschlands und Ocstcrrcich-Ungarnö nach wie vor nicht gezmcisclt. Obst aus den besetzte» Gebieten im Osten. Für die dem Oberbefehlshaber Ost unterstellten Gebiete Rußlands steht eine reiche Obsternte zu erwarten, und MM und Wissenschaft. »önigl. Schauspielhaus. Die Erkrankung des Herrn Wahlberg war die Ursache, daß Cd u a r d v. W i n t e r st e i n vom Deutschen Theater in Berlin als Gast den Fuhr- m a ii n H c n s ch c l in Gerl;an Haiiptilianiiö Schauspiel dar stellte. Dem gutmütigen, melancholisch veranlagte» und da durch ein wenig energielos wirkenden Henschel, den Wahl- bcrg mit seinen stillen, zurückhaltenden Mitteln gibt, stand nun ein Fuhrmann aus der alten guten Berliner Natura- listenschuse gegenüber, eine starke, gesunde Volksgestalt, ein echter Schlesier in der singenden Sprache und dem breiten, sicheren Wesen, ein tüchtiger, hüncnhast gebauter, aber seelisch weicher und empfindlicher Mann. Dadurch erhielt die Zeichnung schärfere und dickere Umrisse, ihre Ausmalung sattere Farben, ukid am Schlüsse der Wirtshansszcne stieg auch die K'-aftaußcrung des schwer beleidigten Fuhrmannes aus bedrohliche Höhe. Tals Eigenartigste brachte aber der fünfte Akt. Eduard v. Wintcrstcin gibt hier eine natura listische pathologische Studie, nicht mehr bloß den schlaflosen, lodmüden Mann, sondern den durch Halluzinationen ge ängsteten, in seinem ganzen Gcmütc schwer verwirrten Geist, den die eingebildete Schuld das zarte Gewissen ganz zer fleischt hat. Man fühlte die alte Schule von Brahm und Reinhardt in der Versenkung ins Krasse und Grelle des Leidens und im peinlich ausgcmalteii Zustand der inneren Haltlosigkeit. Das ergab natürlich derber packende und auf- rüttcliide Wirkungen. Die große, kraftvolle und lebensnahe Künstlcrschast Wintcrsteins feierte einen schönen, über zeugenden Triumph. Man dankte dem Gast lebhaft nach den Aktschlüssen und am Ende der Vorstellung, die mit ihrem Gestaltenreichtum und einzelnen meisterlichen Charnktcr- typen wieder eine tiefe Wirkung hintcrließ. Ist 2. s * Residenz - Theater. Käthe Franck-Witt. Anton Fraiicks bnhnenerfahrcne Gattin, hatte für ihr gestern beginnendes Gastspiel eine Neuheit mitgcbracht: das dreiaktige Schauspiel „F r a u c n l t e b e" von Fitsch. Hieße der Verfasser des Stückes zufällig Kitsch statt Fitsch. so wären Ursprung, Wesen »nd Art dieses Schauspiels offenbar treffender gekennzeichnet. Denn nach künstlerisch Erbaulichem schaut man in dieser amerikanischen Sen- jationskomödie vergeblich aus. Ein dramatisierter Krimi nalroman, eine Art Sherlock-Holmes-Geschichtc, mit Sardou-! scher Theatcrmache herausstaffiert, bildet dcS Stückes In-> halt: Ein von seiner Frau abgöttisch geliebter Gatte gerät iiiischuldigerweise in den Verdacht, seinen Freund aus Eifersuchtsgründen ermordet zu haben. Zwanzig juristisch kaum anfechtbare Anzeichen sprechen gegen ihn; seine Ver urteilung steht auf des Messers Schneide. Da kommt für den Angeklagten Rettung in zwölfter Stunde durch die hingebungsvolle Liebe seiner Gattin. Liebe macht erfinde risch. Tie um des Gatten Schicksal bangende Frau schleicht sich in das Vertrauen der Hauptbclastungszeugin, einer Varictösängcrin, dadurch ein, daß sie sich selbst als Brettl- lünstlcrin verdingt und mit der raffinierten Teuselin Haus und Herd teilt. Im Scktrausch verrät die falsche Zeugin den wahren Sachverhalt und damit die Unschuld des Angeklagten: im Nebenzimmer versteckte Kriminal beamte springen in diesem kritischen Augenblick hervor, und die Komödie ist aus. Diese kurzen Andeutungen genügen, um cbcnsowokl das Obengcsagte zu bekräftigen, als auch die äustcrc Wirkung des Stückes auf eine nicht allzu kritische Zuschauerschaft begreiflich zu machen. An theatralischen Knalleffekten schlt's ebensowenig, wie an schlagkräftigen Rollen. Küthe Franck-Witt zumal fand als opfer bereites, aus Liebe zum Gatten sich in die gefährlichsten Abenteuer stürzendes Weib reichlich Gelegenheit, ihr längst anerkanntes tüchtiges schauspielerisches Können vor aller Augen dazutuii, und namentlich in den beiden „großen" Szenen am Schluß des 2. und 3. Aktes nicht bloß zu blen den. sondern auch zu ergreifen. Recht wirksame Unter stützung liehen ihrem Spiel ihre beiden Hauptpartner: Theo Mod es, der den schmählich verdächtigten Gatten mit viel Wärme und Wahrhcitstreue darstclltc, und oben drein als Spielleiter für eine einheitlich gestimmte und in allen Acußcrlichkciten gefällige Aufführung gesorgt hatte, sowie El ly Mertens, die aus der leichtfertigen Barietöbiva mit beträchtlichem Geschick eine fesselnde Tnpc von schlaiigenhastcr Teufelskuust zu gestalten wußte. Ans d--r langen Reihe der übrigen Darsteller trat besonders glücklich Adolf Wagner als hilfsbereiter, rastlos um die Rettung dcS Unschuldigen bemühter Rechtsanwalt her vor: auch HermannBräuer.JdaKattner.HanS Kalben und Ignaz Janda wären zu nennen. Beim Publikum fand Fitschs „Frauenliebe" viel Gegenliebe, -ät. -s* Stettin« Liihlenstci» vom Dresdner Hofthcater wurde vvm Herbst 1016 ab an das „Neue Theater" in Frankfurt a. M. engagiert. 1- Uraufführungen in Darmstadt. Die nächste Spiel zeit dcS Darmstndter Hostheatcrs beginnt am 10. Septem ber. An Uraufführungen in der Oper sind vor läufig vorgesehen: ,-Höllisch Gold" von Bittner, „Svnnen- flammen" von Siegfried Wagner, „Die Biene", ein Ballett von Frankcnstein, ferner im Schauspiel „Die Stimme" von Hermann Bahr und ein neues Stück von Heinrich Mann. Geheimer Kirchenrat Dr. HanS v. Schubert. Ordina rius der Kirchengcschichtc an der Universität Heidelberg, hat einen Ruf an die Universität Bonn erhalten, v. Schubert, ein Sohn des 1907 verstorbenen Generals und Mllitär-- schriststcllcrs Gustav v. Schubert, ist 185» in Dresden ge boren. Seit IVOli lehrt v. Schubert als Nachfolger Adolf Hausraths in Heidelberg. Im Studienjahre 1910/11 be kleidete er das Prorcktorat. f* Tagung der Schriststellervereinc. In Berlin halten am 24. und 26. Juni die deutschen Journalisten- und Schrift- slellerveretne ihren Berbandstag ab. -f* Vom Schlesischen Mnscnm der bildenden Künste in Breslau ist in der Svmmerauöslellung der Münchener- Sezession das große Bild „Miscricordia" von Äkademieprosessor Hugo Freiherr» v. Haber mann, dem ersten Präsidenten der Sezession, angekauft worden „Oberst Chabert", die von vielen deutschen Bühnen gespielte Oper von Waltershauscn, wird nun auch in Holland zur Ausführung kommen. Das Werk wurde von der „Hollandsche Opera" in Amsterdam erworben. Bekanntlich hat das Werk einen Napolconischcn Feldherr« zum Helden und läßt im Orchester wiederholt die Marseillaise anklingcn. Deshalb ist cs von den deutschen Bühnen mit Beginn dcS Weltkrieges verschwunden. s* Das erste deutsche „Mnseion". In Natzeburg wurde am Laucnburgischcii Gymnasium das erste „Museion" eröffnet. Es ist dies ein Gymiiasialraum, der den Prima nern und Obersckundanern als Lese- und Unterhaltungs- zimmcr außerhalb der Schulzeit dient. ES enthält her-
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