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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 08.10.1916
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1916-10-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19161008018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1916100801
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1916100801
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1916
- Monat1916-10
- Tag1916-10-08
- Monat1916-10
- Jahr1916
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 08.10.1916
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- «8 - Massig ging er durch den Saal. aber kein «lick traf bet« vorüderaehen Sore Wilde», die gerade aufsiaiid und ihre Htuwpfnaie in einem schon halbver. welkten Strang vergrub. ES war. als schäme sie sich aufzusrhen, als würde ihr jetzt klar, daß e» doch nicht so reckt vassend lei. im öffentlichen Wartefaal mit sechs leibhaftigen Studenten ckektsröblichen itldlchted zu feiern. Der Direktor ging wuchtigen Schrittes voran, und die bunte Gesellschaft männlicher und weiblicher Mimen zog hinterdrein. „Wie eine Schafherde. die dem Leithammel folgt/ muht« Regina Utermühlen denken. Zögernden Schrittes ichlvtz sich Lore Wilden an. Ihr tuugeS Gesicht uvana sich zum Crnit, als sie wieder und wieder versuchte, ihre sechs Getreuen zu bewegen, sie wenigste»» nicht aus den Bahnsteig hinaus zu begleiten. Doch ver- gebens. Lie wurde die EhreneSkorte nicht loS. In einem DurchgangSivagen dritter Klasse nahm daS Glortnger Hof- thcater Snsemvie Platz. Lore Wilde» stand am Fenster und wechselte immer wieder AbschiedSwortc mit de» lustigen Zungen draußen. Jetzt war's ihr schließlich gleich. welche svitze Reden sie nachher htnnehnien mußte. Sic hob trotzig den reizenden Blondkopf, in dein die Chanipagnergeister revoltierten. Drausien stimmten die sechs Studenten ein Liedchen an. Hell und frisch schallte es nun zu den im Abteil Sitzenden herein: „Von allen de» Mädchen so blink und so blank Gefüllt mir am besten die Lore/ Langsam setzte sich der Zug in Bewegung. Ei» oaar Neugierige drängte» herzu. Lore Wilden warf Kusshände, ein Schaffner lackte und im Rüderrollen verklang es: ..Lie ist mein Gedanke bei Tag und bei Nacht Und wohnet im Winkel am Tore." „Ich bin nun schon über dreißig Jahre bet der Bühne und habe viel ge» sehen und erlebt/ schrillte Frau Reche»-Lchneiders Organ und überschlug sich. ..aber eine derartige Sache wie beute ist mir noch nicht vorgekommen/ Jede» Wörtchen schien sich vor Uinpörnag förmlich zu winden. Lore Wilden stand noch immer am Gangsenster, mit dem Rücken gegen das Abteil, in dem das Tircktvrenvaar. Frau Rechen-Schneider und Regina Ute» nöhlen iahen. Jetzt drehte sie sich herum und stürzte laut aufschluchzend Regina säst ans den Schoss. Alle blickte» erschreckt aus das blonde, laut weinende Menschen kind. und mechanisch fuhr Regina Utermövlen mit dem Taschentuch über daS tränenfeuchte Gesicht der hübschen Lore Wilde». Der jugendliche Liebhaber aus dem Nebenabtcil steckte den Kopf über di« hölzerne Scheidewand und lachte: »Unsere Naive hat das heulende Elend, das kommt vom Lchampustrinkeu auf nüchternen Magen/ Da sprang Lore Wilden wie eine Tigerkatze auf, und i»S Nachbarabteil flog es entrüstet: „Ich bi» nicht betrunken, ich Hab' kein heulendes Elend, Sie Fabian, Sie! Traurig bin ich, weil ich von den lieben Kerls fort mutz, die so lustig und fesch waren/ Der Schauspieler schüttelte sich vor Lachen: „freilich, wenn man sich gleich um sechs von der Sorte grümen mutz!" „Um einen von Ihrer Seite grämt' ich mich auch nicht einen Augenblick!" erklang die kampseSmntigc Antwort. „Na. na." der Direltor machte eine unmutige Bewegung, „ich bitte das Thema abrnbrechen." Der Kopf des Schauspielers verschwand mit einer Grimasse. Der Direktor räusperte sich. Das tat er immer, wenn er etwas Besonderes 'agcn wollte,- sogar auf der Bühne, vor irgendeiner effektvollen Stelle, konnte er nicht von dieser Gewohnheit ablassen. In den verschiedenen Abteilungen des Coupös wurde cS plötzlich mäu-chcnstill, das gesamte Ensemble schien den Atem anzuhalten. Man lauschte. Jetzt würde Direktor Bendemann der Wilden doch sicher ordentlich die Meinung sagen. Ein bitzchen sensationslüstern und rin bißchen schabenfroh, freute man sich darauf, aber so sehr man das Gehör auch anstrengte, es blieb alles still, erdrückend still, und verwundert, fast vorwurfsvoll, sah Frau Rechen-Schneider auf ihren Direktor. Sie war nun schon die achte Saison Mitglied des Gioringcr Hofthcaters, aber ein io taktloses Betragen, wie cS sich die Wilden heute geleistet hatte, hatte der Direktor bisher nicht durchgehen lassen. Und auch Lore Wilden war verwundert. In seltsam gelpanntcr Aengstlichkett hatte sic sich schon zusam- - mengcbnckt. und die Scham schüttelte sie ordentlich, das, sie es hinnehmen mutzte, sich vor so vielen gespitzten Ohren abkanzcln zu lassen. Doch alS daS un- heimliche Schweigen gar Io lange auhielt. da wagte» ihre blauet,, noch träne», feuchten Augen eine» icheusorscheudei» Blick aus das bläulich schimmernd« Mime», gesicht des Gestrenge». Der wich ihrem Blick aus und brach plötzlich ein Geipräch vom Zaun. ES war ihm unmöglich, diesem hübschen, blutjungen Ding, das sich so ergebe» neben Regina Utermühlen hingequelscht Halle, etn böses Wort zu jage». Es war ihr erstes Thrateriahr. sie würde schon mit der Zelt von selchst ander» werdeu. Solange ihr der Abschied von sechs Studenten, vor aller Augen, »och schwer wurde, wollte er sich bas. waS die anderen „Frechheit" nannten, mit ..Un überlegtheit" übersetzen, und ihm war'S. alS sündige er an ihrer Harmlosigkeit, wenn er der dummen Geschichte Uberhauvt Wichtigkeit beimatz. In Lore Wilden stieg «in übermächtiges Gefühl von Rührung und Dank- barkeit auf. DaS erstickte sie fast und plagte sie. dem Direktor irgend etwas Liebe» anzutun. Nach kurzem Nachdenken entnahm kle ihrer Handtasche eine wunder, volle Bonbonniere — es war ein AbschiedSgeschcnk des einen Gludenten —. und, Brndcmann die geöffnet« Schachtel hinhaltend, tagte sic schüchtern: »Darf ich Ihnen davon anbiete». Herr Direktor?" Direktor Bendemann stutzte eine Sekunde, ein halbes Lächeln zitterte um seine Lippen, dann suchte er mit spitzen Fingern eine schokolabeüberzogene Niriihe hervor. Auch Frau Direktor griff zu. ebenso Regina. Nur Frau Rechen-Schneider dankte kühl und sehr von oben herab, waS aber Lore Wilden wenig bekümmerte. Sie ging mit ihrer Bonbonniere ln die anderen Abteilungen, und alle. Herren und Damen, kosteten von ihren Süßigkeiten, auch der jugendliche Liebhaber. Neben dem nahm Lore auch während der Wctterfahrt Platz und kicherte ver- gnügt, alS er ihr noch einmal vorsang: „Bon allen den Wtdchrn so blink und so blank Gefällt mir am besten die Lore." Regina Utermühlen mutzte lächeln, als sie rS vernahm, und rin bitzchen Neid gegen die lebenShettere, schnell getröstete Lore Wilden wollte sie beschleichen. So leicht hatte sie es sich niemals werben lassen. Bvm ersten Lage an, La sie sich das Leben auf de» Brettern AIS Beruf erwählt batte, war sie ernst und zielbewutzt gewesen. Für Scherz und Tändelet war ihr ihre Zeit immer zu kost- bar. — Fünf Jahr« ernsten Streben», eifriger Arbeit lagen hinter ihr, und wenn sie e» so recht bedachte, was hatte sie erreicht? Ihre Lippen preßten sich anseinandir. Nur Geduld, etn sester Wille ver- mag viel, und fern am Horizont ihres Zukunftshoffen» schimmerte wie eine leuch tende Verheißung der Tag, a» dem sie eine große Bühne betreten würde, der Tag. an dem man den Namen Regina Utermühlen mit Achtung nannte. In ihren schönsten Träumen bewohnte sie eö schon manchmal, ihr Paradies. Eine» Tage» aber würde sie in Wirklichkeit darin etnzirhen, und glückliche Versonnenheit lag wie ein Schleier Uber ihren »lugen, die dadurch etwa» Blickloses erhielten. Um sie herum war viel Schwatzen und Lachen, tn einem Abteil schienen zwei Kollegen rin wenig anctnanbergcratrn zu sein, denn die herüberklingenden Lätze: „Rede doch keinen Stutz!" und „Was verstehst Du denn davon!" legten deutlich davon Zeugnis ab. Der Direktor verzog den Mund nach links, gerade so viel, daß bte Lippen wie ein schiefer Strich gegen das eine Ohr hinnetgtenr sein« Schauspieler kamen so mit der Zelt dahinter, daß diese Stellung de» direktorialen Mundes «tn Lächeln andcutete. Lore Wilden nannte es respektlos „feixen". — Nachdem Direktor Bendemann den Mund wieder tn die normal« Lage gebracht, sagte er: „Leander Kraut bekehrt wieder mal alle Nichtskönner". „Cs gibt ja auch nur einen einzigen guten Schauspieler in deutschen Landen, und das ist er selbst. Wenigstens seit Joseph Kainz gestorben ist. denn für den schwärmt er," meinte Frau Rechen-Schneider. „Aber sein Größenwahn ist nicht so ganz unberechtigt." Frau Direktor Bendemann sprach fast zu scharf und akzentuiert. „Er kann was und hat das Zeug dazu, was zu erreichen. Ehrgeizig Ist er wie . . /. sie suchte nach einem Vergleich. „Wie unsere Utcrmöhlen," schloß ihr Mann den Sah und blickte z» Regina hinüber, die nicht recht zugrhört hatte und sich ein höflich zerstreutes Lächeln abzwang. . kFortsetzung Dienstag.) Das Geheimnis de» Glaubens. SonntagSgcdanken. Was wir jetzt draußen in der Natur sehen, es ist das Abbild des ganzen Menschenlebens. Wer nur niederwärts zu schauen gewöhnt ist, nur auf Ver gängliches sei» Glück ausznbauen sucht, nur von Vergänglichem die Stillung seines Sehncns, die Befriedigung seiner Wünsche erwartet, dem wirb im Herbst zumeist das Her» so schwer,- die abgestorbene,«, gelben Blatter an den Bäumen. ? L Am Mittwoch den 11.., am Donnerstag den 12. und am Areitag den 13. Oktober nachmiit. ^4 bis 3 Uhr und 1-6 bis 7 Uhr zeigen wir im großen Gaal des 2. Stockes in der Aorm einer großen Mode-Vorführung durch probier-Damen: 4. i Oie preisgekrönten Kleider aus unserem Preisausschreiben * Das interessante Ergebnis unseres großen Wettbewerbs, der eine rege Äeteiligung aus allen Teilen Deutschlands zurFolge hatte. ! 3. // Out u. pelz" i E>ondet-Schau r Kunstgewerbeschule Oie neuen Kleider der Magdeburger (Sine Fülle des Neuesten, Schönsten und Kleidsamsten was für Herbst und Winter auf dem Gebiete für gro- und Nein geschaffen wurde. ! ) t. Die numerierten Plätze können im Vorverkauf ab Montag den y. Oktober an unserer Aauptkasse entnommen werden / / Fernsprecher 2S 321 Künstlerisch und schneidertechnisch wertvolle Kleiderschöpfungen, deren Meinverkauf für Dresden wir übemommen haben. / , / Zn dem wir zum Besuch dieser Veranstaltung hiermit Maden, bringen wir einen neuen Beweis für das unentwegte Weiterarbeiten im Bestreben an einer unabhängigen deutschen Mode mit schaffen zu helfen. Oer Eintritt beträgt für nume rierte Sitzplätze 1. Reihe M -.73,2. Reihe M -.30,3. Reihe sowie Stehplätze M -.23. Oie Gesamt-Einnahme stießt wieder dem Landes-Verein vom Roten Kreuz im Königreich Sachsen zu.
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