Suche löschen...
Dresdner Nachrichten : 14.06.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-06-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-192406143
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19240614
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19240614
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1924
- Monat1924-06
- Tag1924-06-14
- Monat1924-06
- Jahr1924
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 14.06.1924
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
^-.Jahrgang, L1S Sonnabend- 14. Juni 1824 Gegründet 18S8 Dradlnnlchrisl: »achrichl«, Dr,,»,». F»rnli>rrcher-Sanim«l»umm«r 2S 241. Nur Mr Nachtg.Ipräch»! 20011. vom t.lu» lr.Jmu W2« o.l la«Nch iw^-»n°l>,cr gu»«U>m, l»«>Kau»>.S0»°>dmlnck. <>LZllZ5^W6l)Ul)t Pvl>d»»u-»t>i«l» Mr wonal Juni 2.S0 lSoldman». Stuj.lnu«»« >I»«I»»I»nui,. Di« 4>n«»>a«n o»«rd»n nach Soldmorli b»r»chn«l! d>« »mipoilm« ZV mn> -re»« Anzeigen-Preise: auderdald LV Pi,. Ofirrienz.dUhr >0 Pig. 4tu»w. Auftrilge i«s»n Dvrau»d»u>il. Schnitleilung und KaupIg.lchüftsstcUe: wartenllrali« 3S/4O. Druck u. Verlag von viepsch L Velchardl in Dresden. Postscheck-Konto 1O83 Dresden. Dachdnick nur mii deuNIcker onedenannad» «„Dreodner Nnchr "! >»a>Mv. — Unvrrlannie EckrilIMcke werden nlchi anibkwadrl. Doumerguc PrWent von Frankreich. Rücktritt des Kabinetts Marfal. — Undurchsichtige Haltung Herriots. Demission Darkhous als Vorsitzender -er Aepko? — Beilegung des Konfliktes in -er sächsischen Sozialdemokralie. Mil 535 Glimmen gegen Painlevö gewühlt. Paris. 14. Juni. Doumerguelsk zum Präsi- denken der Republik mit 5Z5 Llimmen gewählt worden. Painlevshol 30. Stimmen erhalten. Gewählt haben im ganzen 860 Wähler. Der Kandidat der Kommunisten Lamelinet erhielt 21 Stimmen. Zersplittert waren 8 Stimmen. Das neue Slaalsoberhaupl der drillen französischen Republik. Doumerguc, der bisherige Präsident des Senats, ist in Versailles durch den verfassungsmäßigen gemeinsamen Wahlakt beider Häuser des Parlaments zum Nachfolger Millerands in der höchsten Würde, welche die Republik zu vergeben hat. gekürt morden. Mit dieser Wahl haben die Abgeordneten in Versailles eine alte Tradition befolgt, kraft deren der Regel nach der Senatspräsident zum Amte des Staatspräsidenten berufen zu werden pflegt Die meisten republikanischen Staatsoberhäupter in Frankreich sind aus dem Senat in den Elusecpalast übergesiedelt. Dvumcrguc ist politisch eine umstrittene Persönlichkeit, die wegen ihrer nach rechts hinübcrsühPnden Verbindungen vielfach von der Linken angegriffen wird. Doumergues verbindliches Wesen hat aber bewirkt, daß er sich aus allen Seiten Freunde erwarb, so das; seine Aussichten in Bersailles von vornherein die besten waren. Es ist allerdings vorauszuschen, daß die be sonders radikalen Elemente der Linken nach vollzogener Wahl nicht verfehlen werden, sich auf die nach rechts hinüber- sührenden Beziehungen des neuen Präsidenten zu versteifen und ihm damit zu Leibe zu gehen. Gewisse Auslassungen der radikalen Pariser Presse, die noch ans den Tagen vor der Wahl stammen, geben einen Vorgeschmack davon, was der Präsident von dieser Seile her zu gewärtigen hat. Hat sich ein Blatt doch sogar dazu verstiegen, Doumerguc ohne Um schweife als Kandidaten Poincarös zu verdächtigen! Das gleiche Spiel wurde übrigens seinerzeit auch nach der Wahl Poincarös getrieben, den man ebenfalls von seiten der Linken als Schildhaltcr der Rechten zu diskreditieren suchte, aber ohne Erfolg. Auch diesmal ist nicht anzunchmen, dah die Methode, Dvumcrguc wegen seiner Verbindungen nach rechts hin in seiner Stellung zu erschüttern, irgendwelche Wirkung haben wird. Die angebliche, aber keineswegs verbürgte Drohung -Herriots, er werde aus den Händen Doumergues ebensowenig wie ans denen Millerands ein Kabinett ent gegennehmen, dürfte wohl nur als Schreckschuh vor der Wahl auszufasscn sein, um diese zuungunsten Doumergues zu be einflussen. Genützt hat dieser Schachzug der Linken dann jedenfalls nichts. Für den Fall, dah dennoch etwas Ernstes dahinter stecken sollte, wird Äriand als der Mann genannt, den Doumerguc voraussichtlich mit der Kabinettsbildung be trauen werde. Wes Geistes Kind der neue Präsident eigentlich ist, wird sich am besten daran erkennen lassen, ob er de» Kampf um die Erweiterung der Präsidentschafisrechte aufnimmt oder nicht. Fm übrigen hängt die Aktivität der Politik, sowohl aus innerem wie aus auswärtigem Gebiete, in Frankreich nicht sowohl vom Staatspräsidenten als vom Ministerpräsidenten ab, und das Hauptinteresse lenkt sich daher jetzt auf die Frage, welcher Mann von Doumcrgne zur Regierung berufen werden wird. Ist es Herriot, so muh daran erinnert werden, dah dieser sich für ein „näheres Zusammenrücken" zwischen Deutschland und Frankreich ausgesprochen und seine Unter stützung bet der Herbeiführung einer Entspannung zwischen den beiden Ländern zugcsagt hat. Wir werden also abzu warten haben, ob die neue sranzosische Negierung dem vom Reichskanzler Dr. Marr so stark betonten deutschen Willen zum Ausgleich und zur Verständigung cinigcrmahen ähnliche Empfindungen entgegenbringt, auf Grund deren sich eine Besserung des deutsch-französischen Verhältnisses erhoffen liehe. waston D o » >n e r g » e bat die stlillche tzausbabn etncS fran zösischen Politikers zursickgclcgt. die vom Adnakatcnstand ins Ministerium führt. Er ist am I. A»a»N iaaa ln dem Dorsc Sligues- Vives im Departement chard geboren, war Rechtsanwalt »nd be gann leine politische Tätigkeit als Kolonialbeamter in Tanking und Algerien. 1898 wurde er zum Deputierten von Nimes gewählt »nd wurde im Kabineli Walücek Rousseau Kolonialmiuisler. Doumerguc war dann Mitglied der Kabinette EombcS, Sarricn, Elemenceau und des ersten Kabinetts Nriand, bald als Kolonial», bald als Handels-, bald »ls Unterrichts,ninister. 1911 war er einige Monaie Ministcrpräsideni, bis ist» Vivioui ablöste. In den letzte» Kricgs- iahren trat er stark in die tEcsseutlichkcil. So wurde er von Poin- carö in politischer Mission nach Petersburg entsandt. Nach dem Rück- tritt von Leon Bourgeois wählte ilm der Senat 1922 zum Vorsitzen den. Man hält Doumerguc für einen nicht allzu extremen Radika len. aber sei» Protestantismus bat ihn, den Rns eines antiklerikale» Politikers eingetragen. Die Wahl Doumergues zu», Präsidenten der Republik beseitigt ei» starkes Hindernis sür das Streben PvincareS nach de», Vorsitz im Senat. Die Konqresjfltzlinq. Paris, ist. Juni. In fünf Sonderzügen wurden heute die etwa Rill Mitglieder des aus Kammer und Senat gebil deten NaiionallongrcsscS nach Versailles gebracht. Vor der Vollversammlung traten die Mitglieder der Gruppen und Fraktionen, die zum Kartell der Linken gehören, zusammen zu nochmaligen Beratungen über die Kandidatcnsrage. Dabei wurde beschlossen, an der Kandidatur Painlevö sestzvhaltcn. Die Verhandlungen des Kongresses leitete der Senats- vräsident D v n m e r g u e , der sofort die Wahl vornehmen lieh. "Nach i r Verkündung des Abstimmungsergebnisses rusen die Kommunisten: „Amnestie! Es lebe die Kom mune!" Die Mitglieder der Mitlelparteien erheben sich und stimmen die Marseillaise an, die die Uommnnistcn «nd Sozia listen mit dem Gesänge der Internationale beantworten. Um I/,tl Uhr wurde die Sitzung aufgehoben. Unmittelbar nach Beendigung des Wahlaktes ersuchte der Präsident Doumerguc den Abgeordnete» Herriot, ihn nach Schlichung der Nationalversamm lung sobald wie möglich auszusuche«. Nach der Wahl begab sich Painlevö als Erster zu Dou- mergue, nm ihn zu beglückwünschen. Der Präsident der Repu blik und der Kammerpräsident umarmte« sich unter dem Bei fall der anwesenden Depntiertcn. Hierauf erfolgte durch Francois Marsal die Einführung -e» Präsitenlen in sein Amt, wonach eine Kompagnie Genietruppen auszog, die in dem Augenblick, als der Präsident sich zeigte, ihm die Honneurs erwies und dabei die Fahnen senkte. Die offizielle Ver kündung seiner Wahl erhielt Doumerguc durch den Vizepräsi denten des Senats Bienvcnn Martin und den Ministerpräsi denten. Zur Vegrühnng waren sämtliche Minister und die Mitglieder des Vurcans des Kongresses anwesend. Vize präsident Martin hielt eine Ansprache, in der er die her vorragenden Verdienste des Präsidenten würdigte und weiter auSführtc: Ihre Vergangenheit ist unS eine Gewähr, dah Ihre Tätigkeit während der Präsidentschaft sich in den Grenzen Ihrer durch die Verfassung festgesetzten AmtSbesngnisse halten wird, und die Sie gemäs, dem Willen des Landes ansübcn werden. — Hierauf ergriff Ministerpräsident Francois Marsal das Wort: Er führte ans: Indem ich Ihnen die authentische Urkunde übergebe, mit der die Nntivnalvcrsginmliing Sic zur böchsten Würde des Landes beruft, habe ich im Namen des Ministerrates die Ehre, Ihnen die Rechte, Prärogativen und Pflichten zu übertragen, die mir vorübergehend durch die Verfassung zugefallen waren. Ihre Erfahrungen in den großen internationalen Fragen, die Sic in der Negierung, wie auch im Laufe der Ihnen übertragenen Ministerien er worben haben, werden von größtem Nutzen sein in der jetzi gen Stunde, wo diese Probleme besonders akut austrctcn. Präsident Doumerguc antwortete mit einem Dank für das Vertrauen und fuhr fort: Um dieses Vertrauen zu rechtfertigen, können Sic sicher sein, daß niemand treuer als ich die Verfassung respektieren «leb hafter Beisalli, auch niemand entschiedener als ich über den Parteien stehen werde, damit ich zwischen Ihnen der un parteiische Schiedsrichter se»n kann, und daß niemand mehr als ich sich von dem Willen des Parlaments, dem Ausdruck der Rolkssouveränität leiten lasten wird. Ministerpräsident Marsal hat dem neuen Präsidenten Doumerguc die Demission des Kabinetts überreicht. Der Präsident hat sic angenommen und das Kabinett gebeten, zunächst die laufenden Arbeiten weiter zu erledigen. tW.r.B.i Der Einzug in Paris. Paris, 13. Juni. Der neugcwühite Präsident der Republik ist abends in Paris eingetrossen. Er wurde bei der Ankunft von dem Platzkommanöanten von Paris General Eharpy im Namen der Garnison begrüßt. Das Präsidenten- Auto nahm sodann, von zwei Dragoncrschwadronen eskor tiert, den Weg zum Elnsee. Die Musik spielte, und es wurden die vorgeschriebenen 21 Kanonenschüsse gelöst. lW.T.B.l Zweifel an Kerriols Miniflerpräsidenischast. Paris, 18. Juni. Im Zusammenhang mit der um strittenen Erklärung Herriots, daß er den Anstrag zur Kabinettsbildung nicht anS den Händen eines Präsidenten nehmen werde, dcrmitHilsedcrRechtcn gewählt wäre, berichtet das „Journal", in den Wandelgängen der Kammer seien in der Annahme, daß Herriot wirklich diese Erklärung abgegeben habe, bereits neue Minifterlistcn kombiniert worden, bei denen Briand am meisten genannt worden sei. lWTV.j Paris, 18. Juni. Die Freunde Herriots erklärten, eS ent spreche nicht den Tatsachen, daß Herriot gesagt habe, er werde den Auftrag zur Bildung eines Ministeriums nur ans de» Händen eines Präsidenten der Republik cnlgegenncßmcn, der ein Kandidat der Linken gewesen sei. Außerdem ließ -Herriot erklären, wenn er das neue Kabinett bilde, werde er nicht vor Dienstag vor die Kammer treten. Das Programm der Aussprache Kerriol - Macdonald. London, 18. Juni. Nach Ansicht unterrichteter Kreise wer den folgende Punkte von Herriot und Macdonald besprochen werden: 1. Die Rinvcndnng dcS Dawcö-Bcrichtcö, und zwar in be zug auf den Abbau des wirtschaftlichen Besctzinigsrcgimcs, Wiederherstellung der deutschen Eisenbahnhcrrschast, Amnestie für die politischen Gefangenen, Rückkehr der Ausgcwicsencn und Beseitigung aller Zvllschilancn. 2. Ter Abban der militärischen Besetzung nnd die Fest legung eines Zeitpunktes, an dem das Nuhrgebict endgültig geräumt werden soll, bzw. Feststellung der Bedingungen, die von deutscher Seite erfüllt werden müssen, damit der Rest der militärischen Besetzung des RuhrgcbtcteS aufgehoben werden wird. 3. Die Frage der Sicherungen. Diese solle» nur nach all gemeinen Gesichtspunkten besprochen werden, da der englische Premier mit Herriot darüber übereinstiminc, daß es zunächst notwendig sei, Dcntschland in den Völkerbund ansznnehmen. Qualiliilsarbeit und Arbeikerlöhne. Die Vorbesprechungen zwischen Rcgierungsbeanstragten und Gewerkschaftsvertretern, die die Einigmigsverhandlungen zum hoffentlich noch vermeidbaren Streik der Eisenbahn arbeiter cinleiteten, haben Schlaglichter auf eine ganz merk würdige, leider aber weitverbreitete Einstellung zur Eut- lohnungssrage geworfen, die nur als ein krankhaftes Ueber- blelbsel aus jener traurigsten Zeit Deutschlands, aus der Jnslativnsperiode, angesprochen werden kann. Es zeigte sich nämlich im Verlaufe dieser Fühlungnahme, daß die Gewerk schaften die Forderung nach einer Lohnerhöhung zum guten Teile damit begründeten, daß die bisherige Spanne zwischen den Bezügen der höheren Beamtenschaft und denen der unte ren Bcaintenkatcgoricn und der Staatsarbciter bet der letzten Gehaltsfcstlegung zuungunsten der letzteren sich verändert hat. Wieweit wirtschaftliche Notwendigkeiten für die neuen For derungen in Betracht kommen, die natürlich bei der tatsäch lich mißlichen Lage der unteren und mittleren Beamten- gruppen eine gewichtige Nvllc spielen, kann im Nahmen dieser Ausführungen nicht untersucht werden. Tatsache ist aber, daß der Vergleich mit den höheren Beamten in der Debatte ziemlich ausgiebig erörtert worden^ ist. In der Zeit des schwankenden, schließlich ununterbrochen sich vermindernden Geldwertes war dieser Vergleich zwischen dem verschieden schnellen und verschieden starken Anwachsen der Bezüge der vorhandenen Einkommensgruppcn in der Staats- nnd Privatwirtschaft an der Tagesordnung. Damals konnte ihm trotz seiner prinzipiellen Gefährlichkeit auch nicht jede Berechtigung abgesprochci, werden. Tenn der Durchschnitt sämtlicher Einkommen von Lohn- und Gehaltsempfängern war seinerzeit der inneren Kaufkraft nach auf ein so minimales und gleichmäßiges Niveau herabgcsunken, daß jede zahlen mäßige Erhöhung der Bezüge irgendeiner Erwerbsgrnppe wie ein Alarmsignal für neue Lohnforderungen zunächst auf die Nachbargrnppen und dann sich fortpslanzend auf die ge samte Arbeitnehmerschaft wirkte und zum Teil auch lvirkcn mußte. Wenn der Staat die Bcamtengehälter den Ent- wertungSverhältnissen anznpasscn versuchte, setzte gewohn heitsmäßig und wegen der mit der damaligen Beamten gehaltspolitik verbundenen zunehmenden Jnflationsgcfahr auch zwangsläufig ein Sturm aller Arbeitnehmerorganisatio- ncn ans die SchlichlungsauSschüste ein, um dieselben pro zentualen Erhöhungen zu erlangen, sie den Beamten zn- gebilligt worden waren. Tic deutsche Wirtschaft hat dieses sich gegenseitige Empor stemmen der Abfindungen für geleistete Arbeit nur mit schwer ster Mühe und Not und nur unter dem Gesichtspunkte er tragen, daß es unvermeidlich darauf ankam, die Gesamtheit der Arbeitnehmer durch diese schlimmste aller Zeiten htndurch- zubringen und vor dem Verhungern zu bewahren. Niemals aber ist auch in dieser Epoche bet den besonnenen Elementen der Arbeitgeber- nnd Arbeitnehmerschaft daS Bewußtsein ver- lorcngcgangcn, daß diese Art der EntlohnungSbildung ein erbärmlich ungerechter und volkswirtschaftlich außerordentlich verhängnisvoller Borgang war. Ließ er doch die beide» grundlegenden Fakiorcn unseres Wirtschaftssystems, den Wert der Leistung und die materielle Lage, die finanzielle Leistungs fähigkeit der verschiedenen Produktionszweige nnd der Etnzek-- nntcrnchmen, vollkommen außer acht. Daß mit einem so üblen und oberflächlichen Verfahren, dem höchstens als äußerster Notbehelf einige Berechtigung zukam, mit dem Ein tritt einigermaßen normaler Gelbverhältnifse gebrochen wer den mußte, ja, das; dieser Bruch die Grundvoraussetzung wirk licher Gesundung ist, stand und steht für alle, die sich wirt schaftlicher Einsicht nicht verschliesten können, unbedingt fest. Leider ist dieser Selbstverständlichkeit nicht in dem Maße Rechnung getragen worden, in dem sich die Stabilität unseres Geldes durchgcsetzt hat. Das einleitend erwähnte Beispiel der Etsenbahnergewcrkschaften zeigt, daß der Inflations-Irrtum der Vergleichbarkeit und der genauen Abstnsungsmöglichkeit der Entlohnung gunlitativ wertvoller und weniger wert voller Arbeitsleistung nicht ansstcrben will. Neben der menschlich begreiflichen Gewöhnung, die die Not der letzten Jahre mit sich brachte, trägt daran die Propagierung der kommunistisch-sozialistischen Wirtschaflslchrcn ein gerüttelt Maß von Schuld. Geschworenen Marxisten kann im Zusam menhang mit ihren Masscnihcorien natürlich nichts verhaßter sein, als jener Todfeind der Masse und der Nivellierung, die sich selbst heraushebende Qualität. Und wo Qualität i» Ge stalt von Arbeitsleistung oder Produkten auftritt, da muß sie nach marxistischer Anschauung »nd Ncberlicscrung bekämpft und unterbunden werden. Nur aus dieser Quelle ist die sozialistisch-gewerkschaftliche Neigung hcrznschrcibcn, auf keinen Fall, auch in wirtschaftlich ruhigeren Zeitläuften, eine ErweUcrnng der Distanz zwischen den Empfängen der ver schiedenen LeistungSkatcgvrien aus Arbeitnchmerscitc zuzu- lasscn. Wir müssen uns aber darüber klar sein, daß jede moderne Volkswirtschaft, nnd die deutsche an erster Stelle, sich mit sol chen Methoden in kürzester Zeit zugrunde richten muß. Die deutsche Wirtichast, zermürbt durch die tausenderlei Unsicher heiten der NachkricgSperiodc, in ihre» mcrtnvllstcn Teilen über die Grenze der Tragbarkeit hinaus durch Ententc- svrdcrnngcn belastet, von den einstigen Absatzgebieten gewalt sam verdrängt, kann sich nur durch Qualttätsleistungcn halten
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite