Suche löschen...
01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 17.09.1926
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1926-09-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19260917018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1926091701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1926091701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1926
- Monat1926-09
- Tag1926-09-17
- Monat1926-09
- Jahr1926
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 17.09.1926
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
'.'.rz '« »NÄM »MM A teriarische ^lmscl-au »nivl.I?. M ISA Anslek un- slüchlig. ES geht die Sage von einer guten alten Zeit, wo die Menschen in Behaglichkeit dahtnlebtcn. wo um sie herum eine Stimmung Herrschte wie in Vossens .Futsc" und am Eingang von Goethes »Hermann und Dorothea". Niemand ist freilich imstande, diese Zeit geschichtlich zu erfassen: dem rückwärts forschenden Blicke eröffnen sich allemal Räume voll wallender Unruhe. Indessen, ganz so rastlos, ganz so hastig wie die Gegenwart, die an die Stelle des Alters den Motor gesetzt hat und Geschwindigkeit mit Glückseligkeit verwechselt, ist die Vergangenheit denn doch nicht gewesen, und eS ist- geradezu, als ob wir unS aller Ruhe schämten, denn selbst wenn sie sich uns einmal freundlich darbietet, so zerstören mir sic mutwillig, um nur ja nicht rückständig zu sein! Das, das Schrifttum von der Verleugnung -es innerlichst trotz allem vorhandenen Rnhebedürfnisses angesteckt ist, versteht sich von selbst: manche dichterische Kraft peitscht sich in der Furcht, für unmodern zu gelten, aus der ihr angeborenen Beschaulichkeit auf, und das Gefühlsmäßige wird vielfach zu gunsten dcS Tatsächlichen verdrängt, wobei dann allerdings seine GemütSwcrt« verloren gehen. Namentlich die Roman- literatnr wird in hohem Grade vom Film beeinflußt und ist eifrig bestrebt, mit ihm Hand in Hand »u gehen. Das erkennen wir auch in Vicki Baums neuestem, bei Ullstein erschienenen Werke „Feme". Joachim Burthe, ein Student der Jurisprudenz, gehört zu den irregeleiteten Jünglingen, die da wähnen, Deutschland könne durch die Er mordung von Staatsmännern gerettet werden: deshalb hat er, der Sohn eines früh pensionierten, verbitterten Gehcim- rats, sich einem Kreise von gleichgesinnten Schwärmern an« geschlossen. Diese Fcmrichter halten sich für berufen und weise genug, um über Leben und Tod ihrer Mitmenschen zu beschließen, u,rd haben die gewaltsame Beseitigung eines ihnen nicht passenden Ministers ungeordnet. Etliche Male ist das Attentat mißglückt, da nimmt Joachim die Sache von sich aus in die Hand und schießt den Verurteilten nieder. Wie bei all solchen „Helden" reicht auch bei ihm der Mut -nur bis zur Tat: sie mit seiner Person zu sühnen, ist er zu feige. Und nun beginnt sein Flüchllingslebcn. Die gesamte Polizei vermag seiner nicht habhaft zu werden, obgleich sie weiß, daß kein andere, ? cr^der Meuchelmörder ist. Bild reiht sich an Bild. W. hen den Verfolgten in allen mög lichen Verkleidungen, als Knecht, als Grubenarbeiter, als Gärtner, und immer, wenn er nahe dabet ist, ergriffen zu werden, entschlüpft er; ein äußerst gefälliger Irrenarzt, der sich darüber klar ist, wen er vor sich hat, gibt ihm Gelegen heit zur Flucht: Joachim bleibt sogar dadurch in Freiheit, das, die Polizei jemand anders, den sie erschossen hat, für ihn ansieht. Schließlich landet der viel Nmhergctricbenc in einem stille» Winkel an der See, beweist großen Edelmut gegen seine Umgebung und kommt auf dem Wasser bei einem Sturm um, jedenfalls freiwillig. Den Träger der Handlung als tragisch zu empfinden, geht nicht recht an. Die Beweggründe seiner Tat sind nicht außer» gewöhnlich, nicht so, daß man sagen könnte, sie stünden Irgendwie höher als bet sonstigen Attentätern, die man ja wegen ihres Wahnsinns wohl bemitleiden darf, im übriges aber doch einfach als Verbrecher bezeichnen muß. Man ver mißt ferner im Lause von Joachims Leben das wirklich inner sich Läuternde: sein Benehmen gegen Ende ist sympathisch, steht jedoch in keinem Verhältnis zur Schwere seiner Schuld. Die besten Gestalten des Romans sind der Minister, dessen Wesen Nathenausche Züge aufweist, und die Hetäre Maikowa, in deren Armen der junge Burthe znm Manne wirb. Daß der ursprünglich mit der Ermordung des Ministers beauf tragte Askanlus alias Gregor »um Schluff« als Staats sekretär anftritt, gehört mit zur Verquickung von Dichtung und Film. Der Roman ist spannend geschrieben, — das wird niemand le>»gnen, Vicki Baum hält sich auch von einer bloßen Verherrlichung des Mörders fern, vielleicht ist aber gerade ihr Bemühen, ihm gegenüber objektiv zu bleiben, die Ursache, daß das Seelische in diesem Unsteten nicht genug hervor- leuchtet: mir verfvlgen seine Schicksal« und wundern uns, wie er Immer wieder durchkommt» — nur als Mensch kann er uns nicht völlig ergreifen. . . Zu solcher wahren und dauernden Anteilnahme gelangen wir ebenfalls nicht bei der Heldin des vom gleichen Verlag« bcrausgegebenen Romans „Der grüne Hut" von Michael Arle«. Iris Storm ist gewiß ein problematischer Charakter. Sie hat einen heidnischen Körper und eine purita nische Gesinnung, das heißt, sie gibt sich sehr unbedenklich und impulsiv den Männern hin und möchte dennoch für Reinheit sterben. Zweimal war sie verheiratet,- ihr erster Gatte wurde erschossen, der zweite stürzte sich in der HochzeitSnacht and dem Fenster, vermutlich, weil sie ihm Eröffnungen über ihr Vorleben machte, die er nicht ertrug. Sie ist eine Wahrheit» sanatikcrin; kein Gefühl, das sie nicht bis auf das äußerste auskostcte; lhr Ich erhält sie sich unangetastet, durch wieviele Hände sie immer «leitet. Glück und Ruhe erl«chzt sie, aber vergebens, und so läßt sie ihr unbefriedigendes Dasein er löschen, indem sie ihr Auto gegen einen Baum steuert. Ist damit ein wertvolles Leben vernichtet worden? Man zweifelt, denn so sehr Iris an sichln kämpfen hat, ethische Erwägungen spielen dabei kaum rtne Nolle, und die eigentlich« Liebe, die sic in sich hegt, ist nicht kräftig genug, ausgleichend zwischen ihrem Heidentum und ihrem Puritanismus zu wirken. Die englische Gesellschaft ist glänzend geschildert, der Verfasser widmet ihr so große Aufmerksamkeit, daß er Iris manchmal mehr zurücktreten läßt, als gut tst. Erfüllt sich an Joachim Burthe -er über den ersten Brudermörder ausgesprochene Fluch, so ist Iris Storm das Opfer ihrer eigenen Unstcttgkeit. Beide sind den heutigen Lescrwünschen entsprechend dargestellte Erscheinungen unserer Zeit. Professor Ottomar Enking. Mine Villinger, Clara Biebtg bildeten einen stattlichen Stamm der älteren Dlchtergeneratto», deren Erzählungskunst durch Engelhorn in die Breite drang. Der Anteil der deutschen Autoren an der Sammlung wurde immer stärker, und dte Jüngeren, wie Eulenberg, Stratz, Skomronnck, Wirz, Schaff ner, Johannes von Günther und andere, kamen zu Worte und bezeugten den fortschrittlichen Geist des Unternehmens. Gar mancher junge Schriftsteller wurde von Ewgelhorn znm ersten Male herausgebracht und fand gleich einen weiten Leserkreis. Der Wettbewerb mit ähnlichen Romansanvmlungcn und Rerhenschrtften, wie Kollektion Spemann, S. Fischer, Jnselbücherei, spornte den Verlag, der nach des Gründers Tode als I. EngelhvrnS Nachf. zeichnet, zu tüchtigen Leistun gen und Wahrung literarischer Höhe an, Das Programm, das von Anfang au befolgt wurde, hat sich dauernd bewährt: neben guter, volksmäßiger llntcrhaltungsliteratur stehen dich terische Kunstwerke von Rang, neben „spannenden" Erzählun gen stilistische und formkünstlerischc Meisterstücke. Dte unge heure Verbreitung vieler Bände spricht allein von dem Er- folge dieses Programms, und so muß man die Wirkung der Engelhornschen Romanbibliothek auf Bildung und Literatur sehr hoch einschätzen. Jetzt ist der inall. Band der Engelhornschen Romanbibliothek erschienen; er bringt fünf Novellen von Frank Thieß unter dem Titel a r r e n". Thieß hat sich mit bedeutenden Nomanen und einem Buche voll un erbittlicher Zeitkrittk, „Das Gesicht des Jahrhunderts", bereits ein«n großen Kreis von Lesern und Bewunderern geschossen. Er ist ein moderner Schriftsteller vou ethischem Wollen und großer Aukunftsgläubigkcit inmitten ein«r Krise der Zivilisa tion, in der er eine schwere Bedrohung aller echten Kultur erblickt. Vei Engelhorn erschien von ihm bereits eine Novellensammlung, „Der Kampf mit dem Engel". Die neue Sammlung faßt fünf Erzählungen zusammen, in deren Mittelpunkten Menschen mit seltsamen Schicksalen sieben, „Narren" des Lebens, eigenartige Charaktere, die tm Alllag „verrückt" erscheinen müssen, da sie sich im Wirrwarr des Gegcnwartslcbens nicht zurechtsinden. Da ist ein fran zösischer Baron, der sein Vermögen etnbüßt und nun die ihn verehrenden Frauen ans die Probe stellt, indem er sich als Hochstapler ansgtbt. Da ist ein kleiner Bear ter, der durch Berührung mit der ihm fremden Welt des im.blichen Luxus zum Irrsinn getrieben wird; ein Maler, der eine Sängerin protegiert, um sic anderen überlassen zu müssen; ein Gym nasiallehrer, der erfolglos die Tugend durch das Laster kcnnenzwlerncn sucht. Die sinnlich-seelischen Sonderbarkeiten des wirklichen Lebens richten in diesen schwachen Seelen Ver wirrungen an. Im Reiche des Phantastischen aber lebt ein Forscher, der einer Puppe — nach Art der romantischen Dichter, hier aber noch durch moderne biologisch-physikalische Kräfte bestimmt — sein eigenes Leben cinhaucht. Diese närrischen Motive siud mit reinster und sicherster Stilkunst ge staltet. Thieß behandelt jeden Stoff in anderem Ton und verfügt dabei über all« Mittel Plastischer Wirklichkeitsschilde rung wie verstiegener lyrischer Ekstase. Es sind ei» paar echte Novellen, sowohl in dem Siune der Ungewöhnlichkeit des einzelnen Motivs (des „Falken" -er Novcllistik nach alt- itdlienischem Muster), wie in dem feinsten Gefühl für die Alltagstragik der Gegenwart. Modern ist das vor allem in der hohen Kunst der Anpassung an die verschiedensten Lebens- krclse und in der Unbefangenheit, mit de? psychologische Er schütterungen aus den dunkelsten Scelengründen heraus offen dargcstellt werden. ErzählunsiSiperke wie diese lassen er kennen, daß die Leitung der Engelhornschen Nomanbtbliothek mit der Zeit wcitergcgangen ist, daß sie dem erweiterten Horizont des Gegenwartslebcns und den Errungenschaften einer durch unerbittlichen Naturalismus zu vertiefter Lebens- erkcnntiiis vorwärts geschrittenen Erzählnngskunst Rechnung trägt und damit ihre weitere Lebensfähigkeit erweist. Dr. Felix Ztmmermann. Das Oslwarl-Iahrbuch. Der kausen-sie Engelhorn. Die roten Bändchen von EngelhvrnS Roman- btbliothek sind nun schon seit 42 Jahren tn aller Leser Händen. Es gab Zeiten, wo mau die Füufzigpfennigheftchen als Lesefutter für jedermann «tn wenig mißachtete, wenn man auf die „hohe" Literatur eingestellt war und in dem Massen- vertrieb und »verbrauch von Romanen eher Unheil als Nutzen für dte Dichtkunst erblickte. Aber diese Einstellung war schließlich doch ungerecht. Neben mancherlei für den kritischen Leser Gleichgitltigcm und Unbedeutendem sammelt« die Engclhornschc Romanbibliothek doch so viel Fesselndes, Bedeutendes und Wertvolles, daß auch der ernste Literatur- freund nicht an ihr vorübergehen konnte. Da war zunächst einmal eine Füll« von Romanen des Auslandes zu finden, die einem sonst nicht bequem zugängig waren. Carl Engel- Horn. der Gründer der Sammlung, pflegte anfangs aus ge schäftlichen Gründen dte Uebersetzungen aus fremden Svrachen und vermittelte dte beliebtesten Erzähler fremder Nationen den Deutschen. Er begann tm September 1884 mtt einem „Schlager" für den damaligen literarischen Geschmack, mtt Ohncls .^Hüttenbesitzcr", und ließ ihm Romane von GränINc, Halävy, KraSzewskt, Berga, Brabdon, Daudet, Lott und vielen anderen Ausländern folgen. AVer schon bald fetzten die denischen Origtnalwcrke ein. Lindau, Wilbrandt, Hopfe», Heysc, Wtldenbruch, Wolzogen, dte beiden ZobelUtz«, vor allem Richard Boß» dann dt« Damen Helene Mlchla^ Her. Im Auftrag und im Sinne des Bühnenvolks- bund e s hat Vi ktv r K ubc za k, der Herausgeber der Zett schrift für deutsche Kunst und christliche Kultur „Ostivart", ein Sammelwerk erscheinen lassen, das er das ,^>stwart- Jahrbuch" nennt und das in mehr als einer Hinsicht die Beachtung aller derjenigen verdient, die bei der Wertung der literarischen Erscheinungen d«r Gegenwart sich nicht bloß von ästhetisch-künstlerischen Gesichtspunkten leiten lasten, sondern denen es noch mehr um die Seele, um die Gesinnung und den sittlich-religiösen, sozusagen erzieherischen Geist der Dich tungen zu tun ist. Wie der Herausgeber des Jahrbuches in einem „Nachwort" ausdrücklich feststellt, tst er weit davon ent fernt, einer sittlich-religiösen, deutsch-christlichen Tendenz dichtung das Wort reden zu wollen. Aber wie der Bühncn- volksbund bestrebt ist, ans dramatischem Gebiete das direkt Antideutsche und Aiitichrtstllchc zu bekämpfen, indem er seelen vergiftende Theaterstücke von den Bühnen fernznhalten sucht, so vertritt Viktor Knbczak in seinem Ostwart-Jahrduch die Meinung, baß auch für alle anderen Gebiete deutscher Dich tung das „liberale" Kunstrichtcrtum, das unter dem Deck mantel der ,-ObjcktIvttät" seine Urteile ohne Rücksicht anf Geist und Gesinnung des literarischen Erzeugnisses lediglich nach dem Grundsätze „I'ort pour I'art" fällt, zu verwerfen sei. Dichtung sei mehr als ein Spiel; Dichtung sei eine Aufgabe, eine Aufgabe am Menschen, tm Hinblick auf das Göttliche Kampf sei daher anznsagen der geflissentlich verbreiteten öffentlichen Kunstmeinung, daß eine „deutsch-christliche Dich tung" von vornherein eine Torheit oder ein Acrgerniö be deute. Man könne recht wohl Künstler und Christ zugleich sein. .Weltanschauung" schließe nicht „Kunst" aus. Deutsch land sei groß geworden durch seine christliche Kultur. Auch die deutsche Dichtung sei dazu berufen, die Gesinnung des Christentums hochzuhalten und mehr und mehr wieder tn die deutschen Seelen zu senken, etwa im Sinne Eichendorsfs: „Es kommt nicht auf christliche Stoffe an, sondern auf di« reli giöse Auffassung und Durchdringung des Lebens ...» auf nichts als auf eine christliche Atmosphäre, die wir unbewußt atmen/ Um zu erkunden, wie sich die zeitgenössische deutsche D i ch terwelt zu einer solchen Auffassung literarischer Aufgaben stellt, hat Viktor Knbczak an alle maßgebenden Literatur- grüßen von honte Sie Umfrage gerichtet: „Gibt eS eine christliche Dichtung, und wie sehen Sie ihr Bild?" Außerordentlich zahlreich sind dte Antworten ein- gegangen: das .^Ostwart-Jahrbuch" veröffentlicht deren nicht weniger als 74 auf 57 engbedruckten Großoktavseiten. Schon dieser äußere Umfang der Antworten beweist, daß offenbar eine oft erwogene, förmlich tn der Luft liegende TageSfrage damit angeschnitten worden ist, auf die ein vielstimmiges Echo nicht ousgcblieben tst. Es soll nicht verschwiegen werden, daß allerdings einige gewichtige Dichtcrpersönlichketten, wie Gcrhart Hauptmann, Fritz v. Unruh, Hermann Stehr, Wilhelm Schäfer und Hermann Burte in der Reihe der Antwortenden schien; allein die Entschuldigung der Selana Lagerlüf: »^könnte nicht meine Dichtung eine Antwort auf Ihre Frage sein?", darf wohl auch für diese Dichter gelten. Selbstverständlich treten nicht alle Befragten für dte Berechtigung und Not. wendlgkeit einer christlichen Dichtung ein; und da nichts be» schöntgt oder verheimlicht werden soll, druckt der Herausgeber alle Aeußerungeu der Gegenseite ebenst» getreulich wie dte seiner MetnuugSgenossen. .Widerstände verschwinden nicht, indem man sie leugnet oder verschweigt, sondern nur, indem man sie erträgt und ernst nimmt. Aber wir haben den Wider» spruch nicht zu fürchten. Es stünde schlimm um unö und unser Christentum, wäre es anders." So Viktor Kubczak. Es kann und soll natürlich in dieser kurzen Besprechung nicht auf Einzelheiten des Für und Wider in den verlautbarten Dichtcrsttmmen eingegangen werden. Aber wenn auch der Klang, der aus diesem Gewirr von Stimmen heraustönt, weder einheitlich noch hell und klar tst — wie wäre das tn einer gärenden Zeit wie der unsrtgen denkbar? —, so tritt doch eins als erfreuliches Ergebnis zutage: in allen Dichter- seelen von heute wohnt «ine tiefe Sehnsucht, ein heißes Suchen nach einem über das Irdische htnausweisenden Sinn und Ziel unseres Daseins, also nach dem Göttlichen, und selbst da, wo man einer christlichen Dichtung die Anerkeunnng versagt, leuchtet doch noch etwas auf wie der Abglanz religiöser Welt anschauung christlicher Färbung. Wie man immer zu einer solchen stehen mag, — di« Auslassungen führender Dichter- persönltchkeiten (Ernst Barlach, Arnolt Bronnen, Th. Däubler, Herbert Eulenbcrg, Ludwig Fulda. Kurt Geucke, Hermann Hesse, Kurt Hcyntcke, Hanns Johst, A. Kcrr, Else Lasker-Schülcr, Friedrich Ltcnhard, Heinrich und Thomas Mann, Agnes Mtegel, W. v. Molo, B. v. Münchhausen, Joh. Schlaf, W. v. Scholz, Leo Weismantel, E. v. Wolzogen sind darunter) über christliche Dichtung sind auf jeden Fall tn höchstem Maße fesselnd. Das „Ostwart-Jahrbuch" empfiehlt sich aber nicht bloß durch diese zeitgemäße Behandlung des Themas „Dichtung und Christentum", sondern auch durch seinen sonstigen Inhalt. Da gibt es neue Gedichte von Agnes Mtegel, Hermann Stehr, Friedrich Schnack, Fr. W. Bischofs, Paula Grogger u. a.; da erzählt Lisa Tetzner eine vielfach zum pädagogischen Nach denken anregende „Geschichte einer Kindheit": Hanns Christoph Kaergel fesselt mit einer wunderlichen, jedenfalls sehr originellen Erzählung: „Johannes Zterschkes Geheimnis": derselbe Verfasser teilt philosophische „Gespräche mit Hermann Stehr" in glänzender, anschaulicher Form mit: Richard Benz redet tiefgründig vom »Lstesen deutscher Musik", Max Odon vom „Leidensweg deutscher Kunst": Hanns Johst verbreitet sich über ,/Sinn uud Sendung des Theaters", Hans Branden burg über »Handlung- im Drama", K. Bernhard Ritter über „Theater und Gemeinschaft": eine wertvolle Abhandlung Otto Heuscheles kennzeichnet „Herder als den Erweckcr deutschen Geistes" usw. Das der weitesten Verbreitung würdige ,^Ostwart-Jahr- buch 1826" tst Im Verlag des Bühnen volksbnndes, Abteilung Breslau, erschienen. Prof. FelixReichardt. Perlen un- Wi!-e. Ein Südscebuch von Frank Hurley. Sein Schicksal schasst sich selbst der Mann. Der eine nimmt sich das Psalmwort: „Bleibe tm Lande und nähre dich redlich!" zur Richtschnur, während dem Dasein des anderen Abenteurcrlust und Forschcrtrieb dem Stempel eines romanti schen, gefahren- aber auch erlebnisreichen Wanderlebens auf prägen. Wenn man die im letzten Jahre besonders zahl reichen Neuerscheinungen auf dem Gebiete ethnographischer Reiseschilderungcn aus Uebersee überblickt, so staunt mau, mit welchem kühnen Wagemut heute Expeditionen in un erforschte Weltteile geplant und unter Benutzung modernster Verkehrsmittel auch unter schwierigen Verhältnissen mtt großer Energie durchgeführt werben. Es gibt eben gerade in der Jetztzeit eine ziemlich große Anzahl von Männern, denen der Wirkungskreis in ihrer Heimat zu eng und für die, wenn sic erst einmal Urwald, Dschungel und Steppe kennengelernt haben, der tägliche Kampf mit der Natur zur Lebcnsgewohn- heit und zum Lebensbedürfnis geworben ist. Zu ihnen ge hört Kapitän Frank Hurley, ein Australier, der schon tm jugendlichen Alter abenteuerliche Streifzüge unternahm und sich später an zwei Südpolexpeditionen beteiligte, bet denen schwerste Entbehrungen die Teilnehmer wiederholt in äußerste Lebensgefahr brachten. Immer wieder zog es ihn aber hinaus in unbekannte Gebiete. Monatelang war mitten tn Schnee und Eis ein umgektppteS Boot sein Quartier, aber weder Hunger noch Kälte, noch ein Leben unter kümmerlichsten Verhältnissen vermochten ihn an seinen Plänen irre zu machen. Wenn er frierend in Schlummer sank, träumte sein lebhafter Geist bereits wieder von neuen Zielen, von Tropen- sonnc und Urwaldpracht, von der Durchforschung der un bekannten Distrikte Neuguineas. Freilich wurden seine Ideen damals durch den Krieg großenteils zerstört; doch schließlich konnte er sie 1821, wenn auch in wesentlich veränderter Gestalt, zur Durchführung bringen. Seine Abenteuer anf dieser Reise durch Neuguinea schildert Hurley in einem kürzlich im Verlage von F. A. VrockhanS, Leipzig, erschienenen Buche „Perlen und Wilde". In äußerst lebendigen Farben malt der Verfasser dte märchenhafte Schönheit der Tropen- wrlt. An Bord eines Pcrlenluggers fährt er an den schaum bedeckten Riffen der Korallense entlang, taucht selbst in Tancherklcidung in die türkissarbcncn Wasser und schildert a»S eigener Anschauung die traumhafte Pracht der Schatz kammer des Meeres. Der Meeresgrund erscheint ihm wie ein gewaltiger Garten voll schimmernder Blumen; Büsche rcsafarbcner Korallen, rotes Gestrüpp, leuchtend blaueö Geäst, grüne farnarttge Felder sind zu einem bunten Gemisch ver einigt, durch das köstlich gezeichnete Fische ihre Bahn ziehen. Nach dem Besuch in der glitzernden Tiefe führt ihn sein Weg zu den verschiedensten Stämmen der Papna, die meist zu den Kopfjägern gehören und jedem Eindringling in ihre Gebiete äußerst feindlich gcgcnttbcrtreten. Mutig hat'der Verfasser aber auch hier alle ihn umlauernden Gefahren Überstunden, hier die primitiven Gemetnschastshäuser dieser Wilden un erschrocken ausgesucht und dabei manche wertvolle Trophäe gegen Tabak und Beile eingctanscht. Soweit eS irgend mög lich war, hat er photo- und ktnemaiographische Aufnahmen von den seltsamen Tänzen dieser kriegerischen Völker gemacht, so daß viele wohlgelungcne Bilder die interessanten Berichte HnrleyS veranschaulichen. In die Heimat der Bcrggnomcn tst er vorgedrungen und ungeachtet der Warnungen seiner Begleiter hat er auch die Gebiete durchforscht, die bis dahin wegen der Hinterlist und Grausamkeit ihrer Bcwvhner einem Weißen verschlossen waren. Er schildert die eigenartigen Bräuche dieser Menschenjäger, die die Köpfe ihrer Opfer, in grausiger Weise verziert, in ihren Hütten stolz zur Schau stellen. Seine Reise, die er zu Wasser, zu Lande und z»m Teil im Flugzeug auSstthrte, hatte eine reiche wissenschaftliche Ausbeute. Dte äußere Ausstattung des hochinteressanten Bncheö ist die gleiche ausgezeichnete, wie bei den übrigen im Verlage von F. A. BrockhauS erschienenen Retsebeschrctbungen. Walther Schierk. Von Vüchern unö ihren Schöpfern. ss M Jahre Eugen DieberichS Verlag. Am 14. September jährte sich zum 80. Male der Geburtstag des noch heute von seinem Begründer persönlich geleiteten Jenenser Verlages, der als Bahnbrecher deutscher Kultur sehr bald Weltruf er langte und heute tn der ersten Reihe unserer großen führen- den Kulturvcrlage marschiert. Sein Geburtsort Florenz hat d«n Büchern des Berlages das heute wohl jedem gebildeten
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder