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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 12.09.1927
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1927-09-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19270912015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1927091201
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1927091201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1927
- Monat1927-09
- Tag1927-09-12
- Monat1927-09
- Jahr1927
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 12.09.1927
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— «Dresdner Nachrichten" — Itr. 42S Sette A VervandStag GüGftfGer Gewerve- und Hanbwerkerveretne. Unter außerordentlich zahlreicher Beteiligung hielt der Verband Sächsischer Bewerbe» und Handwerkervereine am lO. und 11. September in Co ewig seine 88. Berbauds- tagung ab. Arbeitsreich war bereits der erste Tag der Ver handlungen, den auSschliesilich Vertrcterversammlunge» und AuSschußsttzunge» anfüllten, während am Abend ein wohl- gelungeneS Kellersest in den Räumen des historischen Kellerhauses in Coswig abgehalten wurde. Die Ergebnisse der Sonnabendverhandlungen wurden in einer einstimmig angenommenen Entschließung niedergelegt, in der es unter anderem heißt: Der 88. Verbandstag des Verbandes Sächsischer Be werbe- und Handwerkerveretne betrachtet als unerläßliche Voraussetzung siir die zukünftige Arbeitsfähigkeit des ge werblichen Mittelstandes Schutz und Förderung im Sinne der Reichsversassung, Verzicht aus Betätigung der bssent- lichen Hand in der privaten Wirtschaft, Verbot des Bc- amtcnhandcls, durchgreifende Maßnahmen gegen die Pfusch arbeit, Schutz gegen das Hausierunwesen und Verbot der Wanderlager, Verschärfung des Gesetzes gegen unlauteren Wettbewerb, Förderung der Bautätigkeit, Bereitstellung ausreichender Kredite, Förderung des gewerbliche» Nach wuchses, Schaffung gesunder Finanzvcrhältnisse, Ein schätzung nach den wirkliche» Verhältnissen, Beseitigung aller Sondersteuer», Rücksichtnahme ans wirtschaftlich ^ Schwache, Erhebung von Berwaltungsgcbühre» nur nach dem Grundsätze der wirklichen Leistungen und Verein fachung der Sozialversicherung. Der Verbandstag er wartet dringend von der Wirtschasts- und Steuerpolitik die Erfüllung dieser Forderungen. Am Svnntagvormittag kam man zur Hauptversammlung im Gasthof „Zur Börse" in Coswig zusammen. Viele Ehren gäste hatten sich eingefunde», darunter Wirtschastsminister a. D. Dr. Wilhelm, Amtshauptmann Schmidt Ehrenmcister des sächsischen Handwerks, Landtagsabgeordncter Kuntzsch, Bürgermeister Schmidt, Coswig, Landtagsabgeordnete.Kunath Schmidt, Vertreter der Gewerbekammcr, des LandcSanSschusscs des sächsischen Handwerks und befreundeter Organisationen. Der 1. Vorsitzende, Schäser, sprach begrüßende Worte, denen Bürgermeister Schmidt ein herzliches Willkommen im Namen Coswigs der Verbandstagung folgen ließ. Dann erstattete der Vorsitzende Bericht über die Verhandlungen des Vortages und über das abgclauscne Geschäftsjahr. Er gab u. a. bekannt, daß der Verband gegenwärtig 108 Vereine mit 15 000 Mitgliedern umschließe. Nunmehr sprach Wirtschastsminister a. D. Dr. Wil helm über: „Die Lage des Mittelstandes und die Ausgaben der Gewerbe- und Handwcrkcrvcrcinc in der Gegenwart." Nach einem Rückblick über Sachsens Gesamtgeschichte kam der Redner auf die Gründung der Gewerbcvereine um 18M zu sprechen. Die Leute, die die Träger der Wissenschaft und des Mittelstandes waren, vereinigten sich damals, um den vaterländischen Gewerbefleiß durch gemeinsame Belehrung und wirtschaftlichen Zusammenschluß zu mehren und zu stärke». Das gewählte Symbol des Bienenkorbes deutet seit beinahe 100 Jahren darauf hin. daß aller Gewerbefleiß nur bestehen kann durch Einigkeit. In diesem Zeichen wurde der Mittelstand groß. Wie aber ist es heute'? Der Mittel, stand habe den Kontakt mit dem Volke, ja mit seinen eigenen Kindern verloren: das Bürgertum, der Mittelstand, unfähig und gelähmt, habe um 1020 in der Politik sozusagen ab gedankt. Er hchbe eS nicht hindern können, daß ihm alles genommen wurde. Seine Opser hätten nicht den geringsten Zweck gehabt. Kein Fleiß und keine Energie bringe ihn vor wärts. Es könne so nicht wcitergehen. Die ehrlichen und anständigen Gedanken des gewerbS- tätigen Mittelstandes mühten wieder hinein i n s W i r t s ch a s t s l e b c n, s o n st s c i e n m i r r e t t n n g S- lvg verloren. Der Mittel st a n d müsse vor allem wieder da sein, »m milzuraten und mitzutaten. Wenn es nicht gelänge, Meister und Lehrlinge zu einer national- ökonomischen Familie auss neue zusammcnznschiveißen, könne die deutsche Wirtschaft nicht noch einmal gesunden. Um das zu erreichen, seien drei Ziele vor allem anznstrcben: Ge schlossenheit des Willens, Achtung vor den Führern, Einig keit zum gemeinschaftlichen Besten des gesamten Vaterlandes. An zweiter Stelle besprach der stellvertretende Direktor des Landesverbandes gewerblicher Genosscnschasten, Krum- b i c g e l. den Anteil der Genossenschaften am wirtschaftlichen Ausbau Es gäbe gegenwärtig 1400 Kredit-, 1800 Waren- und 200 Baugenossenschaften. Ter Umsatz der 1800 Waren- genvssenschaften betrage allein etwa l Milliarde NM. Die ächnschcn Gcuossenschastcn ständen in hoher Blüte. Tie wirt schaftliche Förderung der Mitglieder sei unbestreitbar. Die Kreditgenossenschaften hätten unendlichen Segen gestiftet. Mit geringstem Ausivande werde hier Größtes gei'chnssen. Der ge samte Mittelstand sollte ihnen restlos angchören. Tie Groß banken könnten die Genossenschaftsbanken nicht ersetzen, da ihre Aufgaben auf ganz anderem Gebiete lägen. Selbsthilfe, Selbstverwaltung und Selbstverantwortung. die drei Grund pfeiler des Genossenschaftswesens, verbürgten allein denen un geheuren Erfolg. Darum hinein bis zum letzten Mann in die Genossenschaften! Der Vorsitzende des Dresdner Gewerbevereins, Dr. Cleinen, dankte den Rednern sowie dem Verbandsvor- sitzendcn Schäfer mit ehrenden Worten, woraus eine Reihe von Wahlen erledigt und interne Verbandsangelcgcnheiten besprochen wurde». Eine Besichtigung des Werkes der Ver einigten Strohstoff-Fabriken in Külitz, die der Hauptver sammlung vorausgcgangen war, Ausflüge in Coswigs schöne Umgebung und eine Abschicdöseier im Kellcrhans rundeten das Programm der Tagung in erwünschter Weise ab. Im Lause der Verhandlungen wurde u. a. auch ehrend erwähnt, daß der Verband in diesem Jahre ans ein siebzigjähriges Be st ehen zurückblicken kann, während der G e w e r b e v e r e i n Coswig nunmehr 50 Jahre besteht. Beiden Korporationen wurden herzliche Glückwünsche ausgesprochen, u. a. schriftlich vom Finanzminister Weber. Montag, ir. September 1927 Friedensfreunde bei der Arbeit. Die «»tikrietzStnudgeSnu, a« Sonntag i« ZirknS «arrasanl. Um den Frieden ging e« denen, die sich am Sonntag- vormittag im Garra.sani versammelten, und als Leitworl stand auf dem Btnladungszeltel .Wenn du den Frieden willst, bereite den Frieden vor!" Aber kaum irgendwo anders in Dresden ist an diesem Tage soviel von Kampf, Krieg, Bomben, Verbrechern, Abenteurern, Umstur» und Nevolu- tion die Rede gewesen als hier bei den unentwegten Friedens- freunden im Zirkus, wo die AnttkrtegSkunbgebung zur Klassenkampfparole griff, um die Anwesenden aufzupettschen gegen Kapitalismus, Bourgeoisie, gegen jede Negierung und sonst was noch — ein Symptom da« alles dafür, wie stark die paztststtsch.bemokratische Bewegung sich nach links hin gebunden hat. Der erste Redner war Arthur Posonbq, der Nnterstaats- sekretär für Auswärtiges im Kabinett Macdvnald, der den deutschen Text seiner Rede verlas und ausführte: der Krieg ist nutzlos, er weckt nur niederste Leidenschaften. iBvm Heldentum des Krieges sprach Posonby natürlich nicht!) Der Krieg beruht auch nur auf niederen Leidenschaften und ist ein Werkzeug des Kapitalismus. Die Völker lieben ein ander iwelche Ideologie!! nur die Negierungen streiten, die Dummheit der Völker aber macht die von ihren Regierungen eingefädelten Kriege möglich. Da kein Volk durch einen Krieg gewinnen kann — ganz gleich, ob cs sich um siegreiche oder besiegte handelt — so sollten alle Völker den Kriegs dienst einsach verweigern. „Euer Land" hob Posonby hervor, „ist entwaffnet. Aufrichtige Regierungen würden so fort auf daS gleiche Niveau abrüsten. Aber die Abrüstungs regelungen sind unaufrichtig. Hütet euch vor denen, die euch zur Rache aussordern!" — Bon allen Rednern war Posonby der gemäßigtste: er erkennt die Gefahren, die ein zu künftiger Krieg mit sich bringen müßte, und warnt darum, so laut und ernst er kann. Er weiß auch, daß in seinem eigenen Vaterlande Kriegswille und Kriegspsychose noch nicht erloschen sind. Der negative Ausgang der SeeabrttstungS- konsercnz hat das erst vor wenigen Wochen gezeigt. Aber Posonby mußte schärscr auf den Krtegswillen der bcwaff- neten Völker Hinweisen, er durfte nicht Frankreich und Polen mit Stillschweigen übergehen und er hätte gut getan, wenn er den aufrichtigen Friedenswillen der deutschen Reichs- rcgicrung mit einigen ebenso aufrichtigen Worten anerkannt hätte, anstatt vor denen zu warnen, die angeblich zur Rache ausfordern. Nach Posonby sprach eine Französin, Frau Camille Drevct, Chinadelegierte der Internationalen Frauenliga siir Frieden und Freiheit. Sie sprach französisch. Ihre Rede wurde von der im Exil lebenden, aus Rußland stammende» SvzialistinAngclika Balabanoff übersetzt, leider nicht wört lich, sondern so, daß sie die Rede in deutscher Sprache den Grundzügen nach wiederholte. Frau Drevet hatte gesagt, -aß die europäische FriedcnSarbeit in erster Linie die Herbei führung einer deutsch-französischen Verständigung sein müsse. Man arbeite daran mit Fleiß und Begeisterung. Tie fran zösischen Pazifisten, obgleich nur eine schwache Minderheit, lehnten jede Militarisierung, auch das von Boncour ldem Sozialisten!! vertretene neue Wehrgesetz ab und fordern auf zur Kriegsdienstverweigerung. AlS Frau Balabanoff die in sehr ruhigem Tone gelxrltene Ansprache wiederholte, wurde ein radikale Agttationsrede daraus. Die deutsch- französische Verständigung, die sich natürlich auf die beiden Nationen in ihrer Gesamtheit erstrecken müßte — diese Ver ständigung wird, wie z. B. der eben zu Ende gegangene Kongreß der Interparlamentarischen Union in Paris gezeigt hat, auch von der deutschen Rechten voll anerkannt — wurde von Frau Balabanoff auf die Verständigung der deutschen und französischen werktätigen Bevölkerung hinaus- gcsplelt. Von dem Zugeständnis, daß die französischen Pazifisten nur eine kleine »nd schwache Minorität sind, be kam man bet der Uebersctzung überhaupt nichts zu hören. Durchaus kommunistisch-pazifistisch war die nächste Rede -es Prager Kriegsdienstverweigerers Premqsl Pitter, der die biblische Nächstensiebe propagierte, der prassenden Schicht der herrschenden Reichen die Armen und Beherrschten gcgenüber- stellte und den Sieg des Friedens durch die Non-cooperation im Sinne Gharrdis vvraussagte. Von verstehen wollender Nächstenliebe war nicht viel zu merken. Der radikale Ton verstärkte sich zusehends, als Arthur Holitschcr, Berlin, Vorstandsmitglied der Weltliga gegen koloniale Unterdrückung, ans Rednerpult getreten war. Auch Posonby hatte dem Völkerbund Unzulänglichkeit vor geworfen, da er zur Politik der Teilbündnisse zurückgekchrt sei und Krtegsvorbereitungen nicht verhindere. Holitschcr aber nannte Genf den monumentalsten Bluff der Welt- geschickte, da er (nun kommt das für die „Friedenskund gebung" Bezeichnende:! das kapitalistische System nicht be kämpfte, das immer Kriege haben wolle. Ueberhaupt arbeitete Holitschcr sehr stark mit Bildern des sich vorbereitenden neuen Krieges. Der Redner beklagte heftig die Niederlage -es Friedens auf der letzten Tagung der Amsterdamer Gewerkschastsinternationalc, wo allein die Engländer sich für, die anderen alle sich gegen Rußland aussprachen. Man hätte aber sich zu Rußland bekennen müssen, da sich allein hier die Idee her proletarischen Regierung durchgesetzt habe „gegen schwerste Widerstände". Damit dürste Holitschcr die etwa 1748 000 Menschen gemeint haben, die die Bolschewisten erst ums Leben bringen mußten. Was das freilich mit dem Weltfrieden der Pazifisten zu tun haben soll, mögen andere wissen. Ausgerechnet Rußland, das in seiner Kriegsindustrie 08 000 Arbeiter beschäftigt und diese Zahl in den nächsten zwei Jahren verdoppeln will: ausgerechnet Rußland, das 85 Fabriken für Munitionserzcugung, 21 für Flugzeuge 257 für chemische Erzeugnisse besitzt! — Dann kam Boston an die Reihe: Sacco und V anzett I, zwei „unschuldige Menschen", die der amerikanische Kapitalismus ermorden ließ, obwohl sich „Idealismus und Gläubigkeit" in der ganzen Welt dagegen erhoben: mit Bomben und Messern, denen ganz Unschuldige erlagen! In Paris schassten sich „die zer tretenen revolutionären Instinkte des Volkes Recht". — In Wien eine „Justizschandc", obschon die Geschworenen in Schattendorf Arbeiter waren: aber der echte Demagoge sagt das natürlich nicht. Denkwürdig waren noch die Worte, daß die Führer aller dieser Vvlksaufstäude „die Bewegung abgcmicgelt" hätten, was doch nur so viel heißen kann: sie drückten sich. Ein Glück nur, daß heute Zehntausende von Arbeitern dieser Sorte von Führern mißtrauen, mögen diese sich noch so sehr bemühen, die „zertretenen revolutio nären Instinkte" aufzuputschcn. Die letzte Rednerin war die Uebersetzcrin A. Balabanoff, die Krieg dem Faschismus in Italien predigte und Schauerbilder malte. Sozialisten werden nachts überfallen, gefangen, erschossen. „Kinder, die sich mehren, daß man ihre Väter erschießen will, hat man rauSgeschmissen, manchmal auch in einen Brunnen geworfen . . ." Wir Deutschen sind alle friedliebend, und kein ernster Mensch denkt heute bei uns daran, einen Krieg entfesseln zu wollen. Ein Denkmal wie in Dinant ist bei uns unmög lich. Hetzreden wie die PoincarSs, Brocanevillcs, Maginots finden keinen Widerhall. Die Feinde des Friedens sitzen nicht in Deutschland. Wir fürchten den Frieden nicht, nur soll man uns das Recht auf das Leben nicht beschneiden. Wer aber für den Frieden zwischen den einzelnen Nationen Propaganda macht, der soll nicht glauben, daß er ihn erreicht, wenn er Unfrieden innerhalb der einzelnen Völker säet und den Umsturz predigt. Die Antikricgskundgcbung wollte den Frieden, aber sie verhöhnte den Spruch, den sie als Leitsatz sich selbst vorangestellt hatte. < -V Der Arbeitsnachweis bedient Sie bestimmt »« Ihrer Zufriedenheit. Anruf: 25881 u. 24831. V-^ Kunst und Wissenschaft. Jubiläum -es Leipziger Schauspielhauses. Aus Leipzig wirb uns geschrieben: Am 10. September feierte das Leipziger Schauspielhaus sein Mjährigeö Jubi- täum. Es führte vorher den Namen Carola-Theater, und hier fanden jene denkwürdigen Vorstellungen der Leip ziger Literarischen Gesellschaft statt, die nach dem Vorbild der Berliner Freien Bühne das moderne Drama in Leipzig durch- zuschcn suchten, das von dem Direktor des Stadttheaters, Max Staegemann, vernachlässigt war. Später wurde das Carola-Theater gründlich umgebaut, und am 10. September IM als Leipziger Schauspielhaus unter der Direk- tion Anton Hartmann wieder eröffnet. Sowohl unter Hartmann wie besonders seinem Nachfolger Fritz Bieh- weg fand der moderne Sptelplan im Leipziger Schauspiel haus liebevolle Pflege. Viehweg brachte das Gesamtwert Ibsens, Strindbergs, Gerhart Hauptmanns zur Aufführung, er entdeckte WildganS und gewann Emil Gött der Bühne zu rück. Daneben mußte das UnterhaltungSsiück, der Schwank, die Posse, die dies Theater, um bestehen zu können, nicht ent behren kann, seinen Platz im Spielplan finden. Viehweg ge währt auch gern auswärtigen Meistern der Schauspielkunst Gastsreundschaft. und Bassermann, Else Lehmann, Pallenberg erscheinen hier alljährlich zu längerem Verweilen. Dem Leip ziger Schauspielhaus gelang es bald, die Gunst des Publi kums zu erringen, die ihm bis heute treu geblieben ist. Das Schauspielhaus gehört schon seit einer Reihe von Jahren der „Theaiergcmeinde Leipziger Schauspielhaus, eingetragene Genossenschaft mit beschränkter Haftung". — Am Jubiläums- abcud fand eine Fcstaufführung von Haupt manns „Schluck und I a u" statt: daran schließen sich in nächster Zeit „Srinncrungssptele": sie bringen im Darstcllungsstil der Entstchungszeit einige Stücke, die vor etwa 25 Jahre« den Spiclplan der deutschen Bühnen beherrschten. Es sind dies Bencrleins „Zapfenstreich" und des 70jährigen SudcrmannS Schauspiel „Die Ehre". vr.I,. 8t. Der Veip.ztqer Männer-Lhor in Dresden. Mit Sonderdampscr von Meißen kommend, traf am Soiintagnachmittag der rühmlichst bekannte Leipziger Männer-Chor hier ein. Der Empfang war ein überaus herzlicher. Tausende hatten sich an und auf -er Terrasse etngefnnden. An der Landestelle nahmen die hiesigen Sängerbünde Platz, der Elbgausängerbunb, der Julius-Otto--Bund sowie der Sängerbund Dresden. Sänger- grüße wurden ausgctauscht. Herzlich gehaltene Willkommen- worte sprach unser Mühle, der Vorsitzende des Julius- Otto-Bundes, als Vertreter der heimischen Sängerschaft. Den Gegendauk brachte Dr. Teich mann als Vorsitzender des Leipziger Männer-Chors zum Ausdruck. Er rühmte die Schön heiten Dresdens, jener unvergleichlichen Stadt, in der die Kunst seit Jahrhunderten hervorragende Pflege fand. Be geisterte Heilrufe brausten nach Verklingen des Deutschen Sängerspruches dahin. Sonberwagen brachte,, die Leipziger Gäste nach -er Ausstellung. Konzert. Von prächtigem Wetter begünstigt, nahm das Konzert im Aus- stellungsparke. der dichter gefüllt sich kaum denken läßt, einen durchaus glänzenden Verlauf. Was die Leipziger Sänger unter ihrem Ehrenchormcister Professor G u st. Wohl- gemuth boten, muß als vollendete Leistung gebucht werden. Etwa 160 Sänger füllten das Podium, erlesenes Material von beispielgebender Schulung, prachtvolle Tenöre, abgrundtiefe Bässe, dazu eine Bildung der Stimmen, die Ansprüche sach lichen Könnens in hohem Maße erfüllte, tadellose Intonation, hochfeine Dynamik, ausgezeichnete Textbchandlung, sinntiefe Belebung des Vortrags, wie man sie nur ganz selten zu büren bekommt. Kurzum, es war des Staunens und Lernens kein Ende. Die Schwierigkeiten in recht anspruchsvollen Auf gaben wurden durchweg spielend leicht überwunden. Der aparte Chorklang in Hans Heinrichs „Die Spielleute" nahm das Ohr gefangen. Ausgezeichnet wirkte das packend gestaltete .^Heimat" von Rich. Trunk. Stimmungsttese lag über dem zartgetönten „Weine leise" (Hugo K a u ns, dem zum Lauschen zwingenden „Nachts" von R. Hoffman« (Bochum). Helle Begeisterung löste das auch in der Dichtung (Max Drcyer) markig gehaltene, von vaterländischer Gesinnung er füllte „Wir sind die Jungen" von Gust. Wohlgemut h aus. Es mußte teilweise wiederholt werden, wie auch „Der Sänger im Walde" von Richard Frtcke, das durch seinen melodischen Gehalt so außerordentlich gefiel, daß sich der Komponist zeigen durfte. Der zweite Teil brachte Chöre sächsischer Tonsetzer, Lebenslust und Freudigkeit kündend. Da entzückte Panl Geilsdorfs geschickt gesteigertes „Trinklied", in trefflicher Charakteristik das „Lied der Oberländischcn Knechte" von Iwan Schön ebanm, bas im Volkston gehaltene ,Hn die blühende Welt" von Hugo Herold. Das allerliebste „Rate mal" von Max Rückmann (Mitglied d. B.) mußte teil- weise wiederholt werben. Zweimal gesungen wurde da» humorvolle, unverwüstliche „Spatz und Spätzin" von H. Platz becker, der persönlich begeisterten Dank entgegen nehmen durfte. Kaum weniger gut gefiel das duftgewobene „Scchse, sieben ober acht" von Hans Sitt. Schlager auf Schlager in bewundernswerter Ausführung. Der Niesen- beifall am Schlüsse ließ sich nur durch Zugaben beschwichtigen. Als solche folgten „Schön ist die Jugendzeit" (mit wunder- vollen Solostimmen) und „Wic's daheim einst war", das von Herzen kam und zu Tiefen drang. Von Ermüdung keine Spur, weder bei Empfangenden noch bei Gebenden. Der Segen von Chorzucht und naturgemäßer Stimmknltur. Der Abend war ein Erlebnis für alle Sängerhcrzen. Nun gehet hin und tut desgleichen Hut ab vor Wohlgemuth und seinem Leipziger Männer-Chor. In bekannten Vorzügen bewährte sich das Ausstellungs-Orchester unter Leitung von Musikdirektor Feiereis mit gewählten Gaben, die mit lebhaftem Danke cntgcgengenommcn wurden. Im Ausstcllungssaalc folgte zu vorgerückter Stunde ein starkbesuchter Kommers unter Mitwirkung des Tictz- Bläser-Quartetts. T. ?. ß Dresdner Theater-Spiclplau für heute. Opern- Haus: „Honmntschina" (7). Schauspielhaus: „Prinz Friedrich von Homburg" (>48). A l b c r t t h e a t c r: „Jose- phtne" (VoR- R e s i d e n z t h e a t c r: „Ich Hab' mein Herz in Heidelberg verloren" (VeR. Die Komödie: Ge schlossene Gesellschaft. s Führungen durch die Graphische Ausstellung der Fahreßschau. Ruf vtclsachen Wunsch hin findet von Mittwoch, den ,4. September, an bts Sonnabend, de» Oktober, regelmäßig icdc» Mittwoch und Sonnabend nachmittags )44 Uhr kostenlose Führungen durch die Graphische RnSstcllung des Deutschen KünstlerbiindcS aus der Papler- RttSstcllnng der Dresdner JahreSschau statt. Die Führung hat Dr. Herbert Roth übernommen. Treffpunkt seivcilS im Borranm der Graphischen RiiSstellung an der Lennöstraße. 1' Volks-Kirchenkonzert. Festliches Gepräge trug die 16 0. Orgelvesper in der Frauenkirche. Mit BachS G-Dur-Präl»dium und Fuge gab Alfred H 0 ttingcr der Veranstaltung, dtc dem Besten der durch die Hochwasserkata strophe Geschädigten zugedacht ist, einen machtvollen Auftakt. Als Meister seines Instruments bewies er sich weiterhin mit Gabe» vv» Max Reger, dem fetnrcgtstrtcrtcu „BencdtctuS" lWerk 50, 0> und dem ersten Satze aus der D-Moll-So»ate (Werk 00s. Hierbei kamen dtc Klaiigherrlichkeitcu der von Jahn erneuerte» und wertvoll ergänzten Silbermanu-Orgel zu restloser Auswirkung. Instrumentale Kunst war außerdem durch ein Streichorchester des Mozart-Vereins, von Kapellmeister Erich Schneider geleitet, vertreten. ES brachte Händel- Largo (aus dem 7. Konzerte! mit gutem Ge-
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