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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 05.11.1928
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1928-11-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19281105024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1928110502
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1928110502
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1928
- Monat1928-11
- Tag1928-11-05
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Die Zeppellnbtsakung bei Sindenbmg Bkrlln feiert Dr. Likcncr im» feine Mannschaft Glatte Landung »es Luftschiffes in Staaken (Bon unserem nach Staaken entsandten Dr.-O.-Berichterstatters Berlin» s. Nov. Als man sich heute früh um die siebente Stunde aus den Weg nach Staaken machte, goß es in Strömen, und der Himmel war so dunkel, dasi man glaubte, es wiirde Überhaupt nicht Tag werden. Trotz alledem: Man hatte die Nachricht in der Tasche, dass ..Graf Zeppelin" nach 2 Uhr nachts Friedrichshofen verlassen hatte und unter allen Umstünden den Besuch in der Reichshauptstadt durchftthren würde. Ungeachtet des Regens strömten doch schon in den frühen Morgenstunden grostc Menschenmengen hinaus nach Spandau, um den ehemalige» Lnftschisfhasen Staaken z« erreichen. Automobil hinter Automobil mälzte sich die Heerstraße ent lang. DaS Gedränge am Eingang des ehemaligen Flughafens war beretts besorgniserregend. Nun steht man vor der alten Zeppeltnhalle, die inzwischen zu einem Filmatelier umgebaut worden ist. Nur eine kleine Anzahl von Flugschuppen ist noch in Betrieb, weil in Staaken ja bekanntlich eine Bcr- kehrsfliegerschule untergrbracht ist. Die weilen Rasenflächen sind vom Regen aufgemeicht, und man. hätte am besten daran getan, möglichst derbe Stiesel anzuziehen. Die vielen Gäste insbesondere die Damen, kämpfen mit Frost und Kälte, aber niemand verläßt den Platz, den er einmal er- obert hat. So wird es langsam Uhr. Immer dichter ziehen die gräuen Wolken am Himmel entlang. Gewirr der Haltetaue und müssen doch im letzten Augenblick loslasse». um nicht allzusehr mit in die Höhe gerissen z» werden. Sofort wird dann jedesmal Höheiistcucr gegeben, so daß der Gegenwind das Schwänzende wieder hernnter- drücken kann. Nun aber beginnt erst das schwierigste Manöver. Immer wieder muh das Schiss an den Ankerturm heran- gcbracht werden. da die Nase des Schisses absolut nicht in die Narbe des TurmeS hincinwill. Inzwischen drängen die Masse n un gestüm hinter den schnpobcwachten Zäunen. Plötzlich hört man ein Krachen und Splittern. Die Zäune sind zum Teil eingedrückt. Nur mühsam wird die Menge von berittener Polizei aufgchaltcn. Endlich um die elfte S t u n d e h e r u in I i c g t d a s L n s t s ch t s s s e st. Die Leiter wird angelegt. Um den G e w i ch t s a u s g l e i ch im Lustschiss für die auSsteigenden Passagiere herzustellen, stieg für jeden Herausko mm enden ein Poltzeibeamter in die Kabine. Als Dr. Eckener ausstieg und sich zu der anfgedanten Rednertribüne begab, wo er von Reichsminister v. GuSrard und Oberbürgermeister Dr. Böh begrübt wurde, »rach die »ach Zehutausenden zählende Menschenmenge aus dem Flugplätze in nicht enden wollenden Jubel a«S. Verkehrsmlnlster v. GuLrard überbrachte im Namen der Retchsregierung und der preußi schen Staatsregierung die Glückwünsche und Willkommens» grüße an das Luftschiff und feierte die Leistungen Dr. EckenerS, des Konstrukteurs deS Lnstschtsscs. Tr. Dürrs, des Kom. merzienrats Colsmann und Pros. Maybachs um den Luft, schiffbau. Deutschland habe nie gezwciselt. daß es der Tat. kraft Eckeners und dem Können der Besatzung gelingen werde, trotz aller Widrigkeiten die Ozeansahrt zu vollbringen. Er nannte die Fahrt einen Markstein für den transkonttncntalen Brrkehr. Für uns. die verantwortlichen Stellen, so erklärte der Redner, ist es Aufgabe und Pflicht, Sie nach Kräften zu fördern aus Ihrem Wege zum wetteren Ausbau des Werkes, das Sie bis zum heutigen Tage geführt haben." — Im Namen der Bürgerschaft und der Verwaltung Berlins begrüßte Oberbürgermeister Dr. Vöß das Luftschiff, seinen Führer und seine Mannschaft. Er sprach die Hoffnung aus, daß der Zeppelin bald häufiger die Rcichshauptstadt besuche» werde und daß Berlin bald ein Hafen des Weltluftschiffverkehrs werden möge. Die Berliner werden mit Eckeucr durch dick und dünn gehen. Zum Schluß seiner Rede brachte Tr. Böß ein dreifaches Hoch aus, in das die Menge begeistert ctnstimmte. Dr. Eckener bankte RcichSverkehrSminister v. Guürard und Oberbürger« meister Dr. Böß für den Willkommen und die Ehrung durch den Empfang. Er gab seiner Freude Ausdruck. Berlin be suchen zu können und unterstrich seinerseits die Hoffnung des Oberbürgermeisters, Berlin in einen regelmäßigen Lustschiffverkehr bald einznbeziehcn. Die Haltemannschaste«, Soldaten »er Reichswehr, stehe« in Reih und Glied und warten der Dinge, die da kommen sollen. In der Mitte deS Platze» befindet sich der Ankermast, rot und weiß angestrichen, daneben große Stapel von Gasflaschen, die zum Nachsüllen des Luftschiffes dienen sollen. Inzwischen rollen auch die Automobile der Vertreter der Reichsregiernng, der preußischen Regierung und der vielen anderen Behörden heran. Unmengen von Tchupobeamten sind auf- geboten. um die Ordnung ausrechtzuerhalten. 2st Minuten vor S Uhr erscheint das Luftschiff plötzlich »« Nebelschleier,i. von einem allgemeinen brausendcn Jubel begrüßt. ES zieht langsam in etwa 2M bis 800 Meter Höhe über dem Landeplatz hinweg und verschwindet ostwärts im Fluge nach Berlin. Gegen ü.lS Uhr sicht man bereits den Schatten deö Luftriefen sich abermals nähern. Nun kreuzt er wieder über dem Landungsplatz. »Gras Zeppelin" funkt: »Da Landung bei ungünstigen Windverhältnissen und ungeübter Haltcmannschast schwierig ist und Gefahren hat, «erden wir Abflauen des WindcS abwarten." DaS Luftschiff setzt seine Kreuzfahrten über Berlin und über dem Flugfeld fort. Nach etwa einer halben Stunde kündigen Fliegergeschwader die Rückkehr des Luftschiffes an, voraus eine Gruppe von Sportslugzeugen, dann ein Großflugzeug der Lufthansa und schließlich. abermals phantastisch ans den grauen Wolken auf» tauchend, der »Gras Zeppelin". der jetzt landen wird. Immer noch weht von Westen her eine recht steife Brise und man muß, zumal die Schupo. Mannschaften ungeübt sind und nur eine theoretische Vorbereitung genossen haben, mit aller Vorsicht zu Werke gehen. Einmal noch kreist das Luftschiff, von stürmischem Jubel umbraust, über dem Landcplatz, wendet sich abermals gen Osten und kehrt, mit der Spitze gegen den Wind gerichtet, ans den Platz zurück. Die Kapelle intoniert daS Deutschlandlied, das von Tausenden und aber Tausende« begeistert gesungen wird. Dann senkt sich bas Schiss vorsichtig und steht schließlich in etwa zwanzig Meter Höhe unfern von dem Ankermast. Man sicht, wie aus dem Bug herunter Haltetaue geworfen werden, die die Haltcmannschaften sofort ergreifen Inzwischen lausen die Motoren langsam gegen den Wind an. damit das Luftschiff nicht wieder abgetrieben wirb. Auf ein- mal senkt sich die Spitze scharf, und man fürchtet bereits, die Haltemaiiiischastcn, die ihre Hände der hcrabsinkenden Haupt- gondel entgegenstreckcn, würden den Anprall nicht aushalten können. Man weiß, daß schon manches deutsche Zeppelinlust, schiff dadurch verunglückte, baß die NtedergangSbewegung zu heftig war, die Haltcinannschaflcn den Druck nicht anSzuhalten vermochten und die Gvndel dann in den Lnftschtfirumps htneingcbrückt wurde. Ströme von Wasscrballast werden ab- gelassen, so das, das Luftschiff mühelos abgesangen werben kann. Bald daraus ruht der Vorderteil deS NtcsenschisseS sicher in den Fäusten der Haltcmannschast. Jetzt werden auch a«S dem Hinterteil des Schisses Taue heruntergeworsen. Die Schi»pvina»»schastc>i greisen zu. Langsam gleitet daS Schiss herum und stellte sich in die Windrichtung, doch immer wieder stoßen die Böen den SchissSschmanz vom Boden weg. Wie Trauben hängen dann die Schupobeamten tn dem Der Empfmi lm ReWprWenImimlais lDraht Meldung unserer Berliner Schristl.itungl Berlin, ö. November. Nach der Begrüßung in Staaken l trat unter nngehcureu Begeisterungsstürmen der Menge Dr. j Eckeuer mit feinen Mitarbeitern und der Besatzung in Be gleitung der Behördenvertretcr im Kraftwagen die Fahrt nach Berlin an, zunächst an den Zuschauerplätzen des Zeppelinhascns entlang, von denen aus der Besatzung des Amerikaschisses jubelnde Begrüßung zuteil wurde. Beim Einzug in Berlin wurden Dr. Eckeucr und die Zeppelinmannschaft überall stürmisch von der Menschenmenge begrüßt, die in dichten Mauern die Straße uinsäuiute. Besonders stark war der Jubel am Brandenburger Tor und am Pariser Platz, wo die Automobile über die Mittclpromcnadc der Linden tn die Wilhelmstraße cinbogen. die bis zum Wilhelmplatz von dichten Mcnschciimasscn, unter denen sich sehr viele Schul kinder befanden, besetzt war. Die Polizei hatte umfang reiche AbspcrrnngSmaßnahmcil getroffen, und cs mußte mehrmals Verstärkung herangczogeu werden, da die Masse die Polizcikette zu durchbrechen suchte. Auch am RcichS- präsidcnteiipalaiö war alles in Erwartung. Die Enkelkinder HindenburgS saben vom offenen Partcircleiister aus der An fahrt der Zeppcliiileutc zu. Punkt >Li Uhr ging dann in der Wilhelmstraßc Bewegung durch die Massen, und die sich schnell sortpslaiizcndcii Hurrarufe ließen erkennen, baß Dr. Eckener und die übrigen Ehrengäste der Neichsrcgicrung cintrascn. Wenig Minuten später hatte der Zug. der von einem Auto des Polizeipräsidenten und des Kommandeurs der Schupo er öffnet wurde, daS RcichSpräsidcntcnpalais erreicht. Unter einem Kreuzfeuer der Photographen entstiegen Dr. Eckener nud der Rcichsvcrkchrsministcr dem Wagen, während die Posten präsentierten. Insgesamt sichren etiva zehn Automobile vor, tn denen sich die Besatzung und die drei amerikanischen Marine-Offi ziere befanden. Die Menge vor dem Palais, die immer wie der in stürmische BcgeistcrniigSruse ausbrach. durchbrach dann die Polizeikctte, so daß die äußeren Tore vor dem Palais ge- schlossen werden mußten, um zu verhindern, daß die Menge tn den Vorgarten drang. Die Schupo mußte dann energisch Vor gehen, um den Fahrdamm der Wtlhclmstraße wieder srci- zumachen. Vor dem Hotel Kaiscrhos hatte sich die Menge zu sehends vergröbert. Der Reichspräsident, dem dann die Zeppelinmannschaft sowie die übrigen Gäste einzeln vorgestellt wurden, richtete an die Besatzung und an die Erbauer des Luftschiffes etwa folgende Ansprache: Es ist mir eine große Freude, Sie persönlich kennenznlcrnen und Ihnen aoSzusprcche», wie sehr ich mich über Ihre Leistungen gefreut habe. Ihre Ozcanfahrten hat das ganze deutschc Volk mit Spannung. Gebeten und Hossnungcn begleitet. Die Herzen des ganze» deutschen Volkes schlugen mit Ihnen, besonders während der Stunden der Ungewiß heit »nb der gesghrpollen Stunden bcr Stürm«. Aber mit Ihnen, Herr Dr. Eckeuer. und Ihre» Kameraden waren «lr unverzagt in der Ueberzeugung. daß JHr Flug glücken werde Unser Vaterland steht in diesem neue« Lnft» schiss und in seiner glänzenden Führung über Meere »nb Kontinente eine deutsche Leistung, auf die es stolz ist im Bewußtsein seines Arbeitswillens und im vertraue« auf seine Zukunft. Ich bin gewiß, im Name» deS ganze» deutschen Volkes zu sprechen, wenn ich allen, die mit Kops, Herz und Hand an der Schaffung dieses Luftschiffes mit» gewirkt haben, und allen, die cs sicher durch Sturm und Ge« fahr geleitet haben, tiefempfundenen Dank «nb An« erkennung ausspreche. Mit diesem Dank verbinde ich den Wunsch nach weitere» Erfolgen in der völkerverbindende« Arbeit des Luftschiffbaues. Mögen Ihnen, meine Herren, und dem deutschen Luftschiffbau weitere Erfolge bcschiebe» sein. De. Eckener cntgegnete daraus: Wenn wir je der Meinung waren, ein Lob oder eine Anerkennung für unsere Taten zu verdienen, so empfinden wir besonders herzlich die Ehrung, die Sie, hochverehrter Herr Reichspräsident, uns durch diesen Empfang in diesem uns heiligen Hanse, dem Tempel der Pflicht erfüllung und der reinsten Liebe zum deutsche» Volk be reiten. Wir haben stets die sestc Ueberzeugung gehabt, daß Luftschiffe vom Zeppcliutnp beim Verkehr über den Ozean ihre Verwendung finden können. Unsere drei Fahrten über das Atlantische Meer haben uns tu dieser Ueberzeugung be stärkt. Die Rückfahrt aus Amerika hat zwar gezeigt, daß daS L e i st u n g S v e r m ö g e n des »Gras Zeppelin", der gewissen Baubcschränkungen unterworfen war, noch zn wünschen übrig läßt. Aber wir wissen, wie dies zu verbessern ist, und wir legen hier vor Ihnen das Gelübde ab, daß wir alle unsere Kräfte etnsetzen wollen, das uns hintcrlasiene Erbe so zu verwalten, wie eS die Verantwortung vor dem deutschen Volke von unö verlangt. , Als der Reichspräsident und Dr. Eckener darauf aufden Balkon des Saals traten, brach die harrende Menge tn ungeheuren Jubel aus. Nach kurzer zwangloser Unterhaltung dankte Reichspräsident v. Htndcnburg Dr. Eckener und der Luitschifsbesatzung für ihren Besuch und wünschte ihnen weiter beste Erfolge für ihre Arbeit. Kurz vor 1 Uhr nach mittags war der Empfang beendet. * Vom Rcichöpräsidentenpalaiö begab sich Dr. Eckener mit seinen Leuten, wieder von stürmischem Beifall auf der Straße begrüßt, zu dem für die Zeppclinbcsatzung bercitgestellten Quartier im Hotel Kalscrhof und dann zu dem vom Reichs- vcrkehrsuiinistcr veranstalteten Empfang. Inzwischen war mit dem Anshören des RegenS auch der Andrang von Menschen tn Staaken, die mit der Eisenbahn, in Autobussen und Automobilen hin« anSetlten. stärker geworden. In den späteren Bor- und ersten Nachmiitagsstniiden rückten ganze Schulklassen unter Führung ihrer Lehrer heran, und an den Kasten entstand schließlich ein fast lebensgefährliches Gedränge. In großen Scharen kamen vom Mittag ab dte Schaulustigen über das
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