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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 07.08.1930
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1930-08-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19300807020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1930080702
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1930080702
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1930
- Monat1930-08
- Tag1930-08-07
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Fort mit -en Kriegstributen Die Ursache -er Weltwirtschaftskrise im Urteil englischer An-ustrieller Die Wieöerbelebuns -es Welthan-els London, 7. August. Die Bereinigung der britischen Elek» tr »industriellen veröffentlicht einen außerordentlich temerkcnswerten Bericht über die gegenwärtige Weltwirt- ichastslage. Die ordnungsmäßige Sicherung des Gold standards, so heißt es in dem Bericht, werde durch die Zah- jnna der deutschen Tribute und durch die Schuldenleistnngen an die Bereinigten Staate« unmöglich gemacht. Eine wirklich danerhafte Wiederbelebung des Handels sei abhängig von der Abschaffung der Tribute und von der Wiedervergebnng von Anleihen durch die Bereinigten Staaten »nd Frankreich in großem Ausmaß. Die Aussaugung großer Mengen von Kolb durch die Ber einigten Staaten und Frankreich aus allen wichtigen Märkten der Welt, insbesondere aber in Südamerika und im Fernen Lften, haben dazu geführt, daß dem internationalen Markt tie Mittel für dle Wiederbelebung des Handels entzogen wiirden. Bor 1882 könne kaum mit einer wirklich umfassen den Besserung gerechnet werden. Ucber die Lage in den wichtigsten Industrieländern heißt «» dann weiter, daß sowohl in den Verein igten Staa - ten, als auch in Deutschland die Wirtschaftskrise viel empfindlicher sei als in Großbritannien. Der aus Deutschland bezügliche Abschnitt lautet wörtlich: »Deutschland befindet sich wahrscheinlich in der am meisten kritischen Lage von allen drei Ländern. Die Neparationsschwierigkeiten sind verstärkt «orden durch die Abschaffung der Sachlieferuu- geu und durch die Kommerzialisierung eines Teiles der deutschen Reparationsschuld. Es ist nach wie vor richtig, daß die deutschen Reparationen nur durch eine bedeutende Kapitaleinfuhr gedeckt werden können. Diese Kapital einfuhr hat durch einen starken Reexport eine unnatür liche Belebung der Aussubr znr Folge, die entweder durch Deflation im Jnlande oder durch zwangsweise Herabsetzung der Preise erreicht wird» oder letzten Endes durch eine Snbstanzausfuhr Deutschlands an das Ausland erreicht werden kann. Die kürzlich erfolgte Herabsetzung der Preise der deutschen Eisen- und Stahlindustrie und die Verminderung der Frachtsätze für Kohlen sür Aussuhrzwecke sind deutliche Beweise dafür, daß die deutsche Regierung den Wunsch hat, die Ausfuhr um jedenPreisz« steigern, eine Methode, die zu Rückwirkungen in anderen Ländern «nd znr Ver schärfung der internationalen Wirtschaftslage sühreu muß.* Am Schluß des Berichts wird die besondere Lage Groß britanniens und der britischen Dominien behandelt und sestgcstellt, daß sich die Hossnungen der Anhänger der Goldtheorie nicht erfüllten. Der Goldstandard habe die eng lische Aktiva nicht vermehrt, sondern im Gegenteil zu einer Lähmung des Binnenmarktes und zu einer Verminderung der industriellen Wirksamkeit geführt. Die Alternative sei nun eine Belebung des heimischen Verbrauches und eine Be- schncibung der Einfuhr. Varteipolitik mit Reuro-er Anterftützunvsvel-em Berlin» 7. August. Von den Zentrumsabgeordnete« Stege», Harsch, Rürup und Essert ist unter dem ö. August ü. I. folgende Kleine Anfrage dem Preußi schen Landtage eingereicht worden: „In der Sitzung des Kreistages des Kreises Neu rode vom 16. Juli 1030 hat der stellvertretende Landrat des Kreises Ncurode angeregt, von den Geldern, die zur Unterstützung der Opfer des Grubenunglücks bzw. deren Hinterbliebenen aus örtlichen Mitteln bewilligt und von privater Seite ge sammelt worden sind, teilweise zum Bau einer Kreiswasserleitnng, sowie für das Jugendheim Karlsberg und zum Neubau eines Jugendheims in Hausdors zu verwenden. Eine solche Verwendung dieser Gelder würde dem Willen der Instanzen, die die Gelder ausdrücklich für die Unter stützung der Opfer der Grubenkatastrophe und deren Morzlk wieder Sieger im Europarundflug Berlin, 7. August. sEig. Meid.) Der heute beendet« Start- und Landungswettbewerb im Enroparundslug ergab, daß der vorjährige Sieger, der Deutsche Morzik, wieder au die Spitze rückte. Er hat zwar hier die gleiche Punkt, zahl, wie der als Zweiter folgende Poß, jedoch entschied die bessere Wertung im Start- und Landungswettbewerb. Die zweite Stelle konnte Miß Spooner für England belegen. (Nach Schluß der Redaktion eingetroffen.) Dänemark versteigert seine Flotte Umstellung auf Küstrnwachschiffe und Minenleger Kopenhagen, 7. August. Ein Land, ein europäisches Land verkauft seine Flotte. Wie kommt es, daß nicht alle Zeitungen in Riesenlettern von diesem aufsehen erregenden Ereignis Kenntnis geben? Oder ist cs viel leicht schon so wett, daß ein solches Faktum nicht mehr zu den sensationellen gerechnet wird? Sollten sich ein autes Dutzend wasfenstarrender Mächte i» Europa durch dieses kreignis ein wenig geniert fühlen, so daß man durch Tot schweigen dem schönen Grundsatz Rechnung tragen will: schlechte Beispiele verderben gute Sitten? Wie dem auch sei: Dänemark verkauft seine gesamte hlottc. Es verkauft schon seit geraumer Zeit, und wen« die Musterhaste Stille dieses Ausverkaufs jetzt durch etwas Un ruhe gestört wird, dann geschieht das deswegen, weil nun die »roßen Objekte, die man sozusagen bis znm Schluß auf- «espart hat, an die Reihe kommen, u. a. ein richtiges Linienschiff und ei« noch gar nicht veralteter Kreuzer. Der Krieg hat Dänemark einige Erkenntnisse gebracht. Es !ieht sich gewiß sehr schön und martialisch an, wenn ein kleines Land wie Dänemark eine kleine Kriegsflotte unterhält, aber m Kriegszeiten ist eine solche kleine Paradcslotte nur ge eignet, die Mißgunst der Nachbarn machzurufen. Als Eng land im Weltkriege Dänemark aufsordcrte, umgehend den »roßten Teil seiner Handelsflotte der Entente zur Verfügung zu stellen, da mußten die schönen Kriegsschiffe zuschauen, wie sie dänischen Handelsschiffe den Sund hinaus einem un- »ewissen Schicksal entgegcndampsten, und konnten nichts da wider tun. Man erinnerte sich damals, wie kategorisch Eng land während der n a p o l e o n t s ch e n Kriege vorgegangen war. Als Dänemark sich damals weigerte, einem ähnlichen Verlangen Englands zu entspreche», erschien eines Tages eine englische Flotte vor Kopenhagen, es war das Jahr 1807, bombardierte Kopenhagen drei Tage lang und schleppte als Vcute die gesamte dänische Flotte, bestehend aus 26 Fregatten und zahlreichen kleineren Schissen, mit sich nach England. Seit diesem Tage war der alte dänische Flottentranm ausgeträumt. Dänemark zeigte seither keinen besonderen Ehrgeiz mehr, zu den ersten Flottenstaaten der Welt zu gehören. Es mag de» Dänen nicht leicht geworden sein, an diesem Verzicht fest- -»halten, aber das kleine Land hat erkannt, daß eine Flotte, die keinem wahren Bedürfnis entspricht, nur Bedrohungen sür sich selbst in sich barg. Kopenhagen beherbergt in diesen Tagen ein kleines Heer, lager von Wassenhändleru und Flottenreslektante« aus der ganzen Welt. Die Meldung, daß eine halbwegS moderne Flotte ,« Spottpreise« z« erstehen sei, ist bis in die entferntesten Winkel der Welt gedrungen. Während man auf der einen Seite die Köpfe schüttelte Über ein Land, das eine schone Flotte sür überflüssig ansieht, sah man aus der anderen Seite eine erwünschte und seit langem ersehnte Möglichkeit, den eigenen Rüstungen aus billige Weise aufzuhelfen. Es gibt nämlich eine ganze Anzahl von Ländern, die sich erst seit ganz kurzer Zeit eine kleine Klotte zurechtzulegen beginnen. Meistens sind e» Staaten, die bi» jetzt und vorher nur deshalb noch nicht dazu gekommen sind, weil sie zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht bestanden. Einer der Hauptreslektanten aus die dänische Flotte besteht allerdings schon sehr lange, länger als so mancher alte europäische Staat, es ist das Kaiserreich Siam. Es möchte sich mit der neuen dänischen Flotte wahrscheinlich die englische Vormundschafi etwas vom Halse halten. Wenn es nur nicht anders kommt! Tie Engländer sind sehr empfindlich in Flottendingen. Sie haben schon oft gezeigt, daß sie ei» solches „Uebel" im Keime zn ersticken verstehen. Als Reflektanten befinden sich außerdem derzeit in Kopen hagen Lettland und China. Alle drei sind im Begriffe, eine kleine Nationalflotte aufzubauen und benützen eifrig eine nie wiederkehrende Gelegenheit, brauchbare Kriegsschiffe zu Schleuderpreisen zn kaufen. ES gibt viele Fremde in diesem Sommer in Kopenhagen, die sich erstaunt an ihre Gastgeber wenden: „Wie könnt Ihr nur Eure schöne Flotte verkaufen!" Der Kopenhagener ist solche Fragen nachgerade gewöhnt und sic berühren ihn nicht tm mindesten peinlich. Er wird seinerseits mit einer genauen Kostenaufstellung dienen. Soundso viel hat uns die Flotte jährlich gekostet. Zu welchem Zwecke? Wir haben keine aus wärtigen Gebiete zu schützen, und den Schutz unseres meer- »mspttlten Landes besorgen Küstenschiffe und ein dichter Mtnengürtel im Ernstsall viel besser. Wozu also? Für ein Spielzeug ist uns unser Geld zu schade. Und dann ist noch etwas. Die gesamte Bestückung der dänischen Flotte wurde von den Rekqlrissel« Werken geliefert, ebenso natürlich die dazu paffende Munition. Da aber die dänischen Kriegsschiffe nur sehr selten, hie und da einen Salut, geschossen haben, besteht setzt die Aussicht, daß die neuen Besitzer, die ja sehr martialisch orientiert sind, recht fleißig Munition verpulvern und zu Dauerkundcn der Rekyl- riffel-Werke werden. Im Kopenhagener Kriegshafen, der schon längst größten teils von Handelsschiffen benutzt wird, liegt jetzt das Linien schiff „N i e l I u e l" und wartet aus seinen neuen Herrn. Die Agenten haben das Schiss aufs eingehendste besichtigt und dann ihre Angebote gemacht. DaS höchste Gebot hat bisher Siam gemacht: 8 Millionen Kronen. Der Betrag kam den Dänen mit Recht etwas niedrig vor, denn das Schiss ist noch nicht alt und hat seinerzeit fast das Zehnfache gekostet. Aber, sagte man sich, bei der Verschrottung schaut vielleicht noch weniger heraus, und Geld ist Geld. Wenn also niemand ein höheres Angebot machen wird, und eS hat den Anschein, alS ob die Herren internationalen Wasfen- bänbler einen Ring bilden und sich nicht überbictcn wollen, dann wirb der stolze „Niel Juel" mit seinen 17 000 Tonnen für 8 Millionen Kronen nach Siam wandern. Der Verkauf geschieht „loko Hafen", d. h. der Käufer muß das erstandene Schiff aus seine eigene Gefahr in seine Heimat lotsen. Am 1. Oktober soll Bilanz über den Flottcnvcrkaiis gemacht werden. BiS zu diesem Termin muß alles, was zur früheren dänischen Kriegsflotte gehörte, an den Mann gebracht sein- DaS neue dänische Flottenprogramm steht den Bau von zehnKüstenwachschtffen und einem Dutzend Minen- legern Di« sollen soviel an Unterhalt kosten, wie früher der ^ttel Jnel" allein. Hinterbliebenen bewilligt, sowie dersentgen, die Gelber bei Sammlungen zu dem klar sestgelegten Zwecke hergegeben haben, direkt widersprechen. Wir fragen deshalb an: Ist die Staatsregierung bereit, den zuständigen Instanzen strengstens zur Pflicht zu machen, die fraglichen Gelder tm Sinne der Geldgeber zu verwenden und nicht für Institutionen, die zum Teil ganzeinseitigdenJntcresseneinerpoltti- schen Partei dienen?" Diese Anfrage stützt sich auf zuverlässige Angaben eines Delegierten des Gewcrkvereins christlicher Bergarbeiter Deutschlands aus der Aachener Generalversammlung. AuS dieser Anfrage ergibt sich, daß der kommissarische Landrat des Kreises Neurode, der zur Sozialdemokratische» Partei gehört, sich bemüht hat, Gelder, die nur für die Opfer bzw. Hinterbliebenen der Neuroder Grubenkatastrophe her gegeben wurden, zum Teil für sozialistische Jugend heime zu verwenden. Der vemeinfame Wahkaufruf kommt Sitzung des Partcivorstandes der Dentscheu Bolkspartei Berlin, 7. Ang. Der Parteivorstanb der Deutschen Volkspartet ist am Donnerstag vormittag im Reichstag zusammengetrctcn, um vor allem interne Parteifragen zu er- örtern. Es dürste sich hierbei in erster Ltnie um die Vor bereitung der Wahl und die Aufstellung der Kan didatenlisten handeln. Am Nachmittag sollen dann die Besprechungen zur Bildung einer breiten bürgerlichen Wahl- sront fortgesetzt werde». Man rechnet in volksparteilichen Kreisen mit einem ge meinsamen Wahlaufruf aller jetzt noch an den Verhandlungen teilnehmenden Parteien, der unter anderem auch die Zu sicherung gemeinsame» ZusammenarbcttcnS nach den Wahlen enthalten soll. Die Staat spart et ist an diesen Verhand lungen nicht beteiligt. Für den späten Nachmittag ist eine Aussprache zwischen Dr. Scholz und Dr. Hoepker- Aschofsin Aussicht genommen. Muttermor- m Aalenfee Berlin, 7. Ang. Auf dem Polizeirevier in Halensee stellte sich heute früh der 25 Jahre alte Balitros Thielecke aus Halcnsee und gab an, gestern nacht gegen 11 Uhr seine 47 Jahre alte Mutter Camilla Tzschöckel mit einem Dolch durch Brust- und Armstiche ermordet zu haben. Er behauptet, in Notwehr gehandelt zu haben. Die Ermittlungen der Kriminalpolizei haben ergeben, baß die Angaben des Täters, er habe seine Mutter in der Notwehr erstochen, da diese ihn mit einem Revolver be droht habe, nicht der Wahrheit entsprechen. Die Untersuchung der Leiche im Dchauhause ergab, daß die ersten Dolchstiche unzweifelhaft nach den Rippen der in der Badewanne sitzenden Frau geführt morden sind. Zahl- reiche Blutspritzer in der Badestube lassen vermuten, daß sich zwischen dem entmenschten Sohn und seiner Mutter ein schwerer Kamps abgespielt hat. Tieleckc, der bei seiner Mutter wohnte, wahrend seine Fran und sein halbjähriges Töchterchrn zur Zeit bet deren Eltern untergebracht sind, da die Wohnung auSgebesscrt werden sollte, hat anscheinend die furchtbare Tat begangen, weil seine Mutter ihm kein Geld geben wollte. Währen- die Tote tm ganzen Hause als fleißig und arbeitsam galt, war der jung« Manu arbeitsscheu und ließ sich von seiner Mutter ernähre».
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