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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 04.05.1931
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1931-05-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19310504024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1931050402
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1931050402
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1931
- Monat1931-05
- Tag1931-05-04
- Monat1931-05
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Die Kv-tene ArrsfteMrns oerechtfertt-t «rnüchtraS»« ttrletl Vrof. Dr. von Kapff «US Berlin wir» uns gemeldet: Aus der Internationalen Hygiene-Ausstellung 108» war in der Abteilung „Aberglauben und Gesundheit" ein Bild untergebracht, das vor dem „Aberglauben an Methoden und Systeme^ warnte. Professor Dr. v. Kapss, Geschäftsführer der Firma „Gäu re-Therapie", fühlte sich wissenschaftlich, moralisch und geschäftlich durch dieses Bild beleidigt «n«ü geschädigt, weil auch „Säure-Therapie" darauf stand. ES handle sich um eine arglistige Täuschung des Publikums. Seine Mittel seien hervorragend geeignet, Krankheiten zu Hellen und zu verhüten. Er wolle nichts daran verdienen und habe nichts daran »erdient. SS wär« Sache einer Hygiene-Ausstellung, sie zu propa gieren, aber man mache sie verächtlich, weil man die Aerzte fördern wolle, denen nur an recht vielen und recht lange dauernden Krankheiten gelegen sei. Die Hygiene-AuSstellung und der ärztliche Leiter der Abteilung, Dr. Ncustätter, wurden wegen unlauteren Wettbewerbs und unerlaubter Handlung verurteilt. Tr. Neustäiter rief nun das staatliche und ärztlich« Ehrengericht für Berlin an, damit geprüft würde, ob man tatsächlich, wie dies bet -er Verurteilung aus Grund des Gesetzes gegen un lauteren Wettbewerb BorauSsctzung ist, gegen die guten Sitten verstoße» habe. Daö Verfahre» wurde durchgcsührt und endete mit der vollkommenen Freisprechung Dr. NeuftätterS. Die Begründung ging dahin: Daö Bild stelle eine Warnung vor de» io häufig Patienten in die Hand gespielte» Heil anzeigen dar. Die „Sänrc - Therapie" werde in markt schreierischer Weise, unter Nachrühmung souveräner Heil- ersolge, anacpricsen und das Publikum zu ihrer kritik losen Verwendung bet allen möglichen Krankheiten verleitet. Auster den gesundheitlichen Schädigungen, die dadurch hcraufbcschworen werden, erfolge auch eine wirtschaftliche Schädigung des Publikums durch die über alle Matzen teure» Mittel. Tie Mittel stünden aus der Liste der von Ersatzkrankcn- lasse» abgelehute» Reklame, und Schcinmittel. Durch den Titel „Prof. Dr.!" werde der Irrtum erweckt, dast v. Kapif Arzt sei. Die Firma treibe auch auf Anfrage von Patienten Fe r n b e h a n d l u n g. Die ganze Art der An preisung sei entweder aus Mangel an wissenschaftlicher Er kenntnis zuriickzusührcn, oder cs handle sich um ein skrupelloses Geschäftsgebaren, um möglichst viel Gewinn zu erziele». Wenn deshalb der Angeschuldiate die Firma „Säure-Therapie" mit in den Kreis der Warnung einbezoge» habe, so habe er nur das Nichtige getan und müsse deshalb sreigesprochen werden. gunv-eutfche Kun-sebuny in Nima Das sahncngcschmücktc Pirna stand am Sonnabend und Sonntag unter dem .seichen des jnngdcutschen Kreuzes. Drei sächsische jungdeutsche Baltcien gaben sich hier ein Tressen. Am Sonnabend sprach in der „Tanne" der Hoch meister Artur Mahraun. Er streifte die zivöls Jahre jungdeutschcn Kampfes, wandte sich gegen das Krastmcter- tum und sagte: „Wir halten nicht viel von denen, die immer so viel von der Tapferkeit reden." Das Problem der Arbeitsbeschaffung stellte er in den Vordergrund. Trotz aller Versprechungen hätten eS Kommunismus und Sozialis mus nicht fertiggrbracht, eine bessere Zukunft zu schassen. Ohne Rücksicht auf partciistischc Eigenbröteleien müsse die Siedlungösrage und damit das West-Ost-Programm gelüst werden. Die Nation habe ein Recht ans Arbeit und Brot. Ten Gästen rief der Hochmeister zu: „Nehmen Sic etwas mit von dem sungdeutschen Geist, der Sie umschwebt. Für uns ist Politik ei» Erlebnis, ein Empfinde», einer Gemein schaft zu dienen. Nur der Mensch, der seine Gemeinschaft so liebt, dast er freudig Gut und Blnt dasür hingibt, ist im stande, Kette» zu brechen und Diktate, die nur schwachen und »»einigen Völkern aiiferlcgt werden können, zu zerreißen. Helfe» Sic alle mit, die wahre Volksgemeinschaft zu schassen, dann werden die Deutschen wieder zn Menschen, die nichts mehr fürchten als Gottl" Leider erwies sich der Saal der „Tanne" als viel zn klein, Hunderte mußten wieder umkchren. Nach dem Hoch meister sprach Hanna K l o st e r in tt l l e r, die Reichs- schwcsternführcrin, Uber die Pflichten und Ausgaben der jungbeutschen Frau. Der sächsische Führer, Mar Lasse» M L. L„ berichtete über den Kampf in Sachsen und schloß: „Wir «vollen nicht mit Phrasen kämpfe», sondern Lei« Tag vorbereiten, an dem die deutsche Freiheit schlägt." Wie ein Schwur erklang aus mehr als tausend Kehle«« „Deutschland, Deutschland über alles, und im Unglück nun erst recht." Am Sonntag sand ein Sternmarsch der verschiedenen Einheiten durch die Umgegend Pirnas statt. In der Marienkirche sprach Pfarrer Peter vor der jungbeutschen Gemeinde. —* Personalveränderungeu im Wehrkreis iv. Be fördert mit Wirkung von« 1. Mat: zum Oberstleutnant: Major v. (Lochen Hausen, Jnfantertcschuler zum Major: Hauptmann Müller, Jnfanterteschnle: zu Oberleut nanten: die Leutnante: Bas senge, Sanitätsabteilung 4, Denso, Artillerie-Regiment 4, Hage meister, Jnsan- teric-Negtlnent 11; zum Leutnant: Oberfähnrich Nestor, Jnsanterie-Negtinent 12. —* Keine Senkung der Scklachthos« und Beschaugebüh- ren. Der Netchsverband der deutschen Groftschlächter und des FletschgrosthandelS hat bei den verschiedenen Landes regierungen Anträge ans Abbau der Schlachthos- und B e s ch a n g e b ü h r e n gestellt, aber olme Erfolg. U. a. hat das sächsische Wirtschastsuiiuislertum dieser Tage folgendes geantwortet: „Die Höhe der Schlacht- und Be- schaugebühren ist mit den beteiligten Kreise«, beiprochen worden. Die Herabsetzung der Gebühren, die wegen der Anöwirknng auf die öffentlichen Finanzen jetzt nicht möglich ist, wird 'm Ange b galten." —* Die Bereinigten Vaterländischen Berbände Dres dens wählten ans ihrer ordentlichen Mitgliederversammlung zum 1. Vorsitzenden Stadtrat Dr. Hops, znm Stellver- treter Dr. Beutel, zum Schriftführer und Schatzmeister Major a. D. Thtcrtg. Es wurde beschlossen, auch in diesem Jahre aus dem Thcaterplatz in Dresden eine Se dan- und T a n n c nbc r g sc i e r in der üblichen Form zn veranstalte». Die Beisetzung -es Oberhofmarschalls v. Metzsch Nachdem am Sonnabend im Dresdner Tranerhausc eine schlichte Einsegnnngsjcicr im engsten Familienkreise statt gesunden hatte, wurde der im ll». Lebensjahre verstorbene Obcrhosmarschall Georg von M e tz s ch - R e i ch e n b a <l> am Sonntag ans Schloß Friesen bei Reichenbach bci- aesetzt. Bei der Ankunft des Sarges spielte die Mylauer Stadtkapclle den Parademarsch des Gardereiter-Rcgiments, dem der Verstorbene angehört hatte. Ilm 2 Uhr setzte sich der Trauerzug vom Schloß aus nach der Begräbnisstätte in Bewegung. Pfarrer Kannegießer (Mylau) weihte den Platz, den sich der Obcrhosmarschall im vergangenen Herbst selbst ausgesucht hatte, und der mitten im Friesencr Schloßwalde gelegen ist. Bei der Einsegnung sprach der Geistliche über Jer. 2ü, 11 („Denn ich weiß wohl, was ich für Gedanken über euch habe, sprich« der Herr"). Er erinnerte an das Wirken des verdienten Mannes, der im Kriege zuletzt Kommandant der mobilen Etappenkommandantnr Seda» gewesen ist und von König Friedrich August bei Kriegsende znm Oberhos- niarschall ernannt worden war. AlS Vorsitzender des Säch sischen Noten Kreuzes hat er sich große Verdienste nm seine Mitmenschen erworben. Im Namen des OssizierkorpS des Gardcrcitcr-Regimcnts nnd zugleich im Namen der Familie legte Graf Metzsch einen Kranz am Grabe nieder. Nach altem Jägcrbrauch widmete der Förster des Schlosses dem Verstorbenen das letzte Wort. Warnung vor einem Betrüger Der Kaufmann Max Waldapfcl, geboren am 12. April 1887 in Dresden, verübt zur Zeit in Dresden und auch auswärts Betrügereien. Er gibt sich vorzugs weise als Oberinspektor Wagner von« Wirtschafts ministerium aus und schließt mit Geschäftsleute«« Verträge über Lieferungen für Kantinen ab. Erst später stellt sich heraus, dast W. ein Betrüger ist. Sollte er erneut austretcn, benachrichtige man die Polizei. AngeNärlrr «erkehrsunfall An« 2. Mai kurz nach 8 Uhr vorinittags stieben aus der K reuzung Winterberg -, Iw 1» glistra st e zwei Per sonenkraftwagen zusammen, wobei der eine in der Nähe der Kiesgrube nmstürzte. Bei dem Zusammenstoß wurden zivct Personen erheblich verletzt. Die Schnldfragc ist noch nicht restlos geklärt. Personen, die den Zusammenstoß beobachtet haben, werde«« gebeten, sich im Kriminalamt, Zimmer 73, zu melden. vorschie-ene Dlebttübl» Unbekannte Diebe drangen In der Nacht zum 3. Mat ans der Bauhncr L t r a s, c In GcfchästSräumc et». Türen und Putte wurde» aufgesprengt und schwer beschädigt. Die Täter erlangte» gegen 200 Mark Bargeld. In derselben Nacht wurde In ein« Drogerie, Winter- gartenstrabe, «lngebrochen. Auch dort batten es die Diebe nur aus Bargeld abgesehen. Der erbeutete Betrag war jedoch gering. In der Konradstrahe erlangte ein sogen, «llngelsohrer eine L«ahlkasselte, die aber nur alte Münzen und Porzellangcld enthielt. Angaben hierzu erbittet di« Kriminalpolizei. Wettttnachrttkten vom 4. Mai lescNenekklSntn»: G)5»iN ?5s UI^oW7 ^tiV/S ^dis llLU<-)VVi0.5tulm O-rolKalor d)tou*MeaI»; Tücher Obolddeö G^oi^O^beöeckt Ddeöeklv» »LcNn«« ^2-broooN ^kloan s Nevil «VunL» ki 6««itte» Wetterlage Die Depression, in deren Bereich bereits gestern Deutschland lag, bat sich noch etwas gclrästigt. In Nord- und Westdeutschland ries sie Niederschläge hervor, «nährend Lachsen bei heiterem bis wolkigem Himmel noch ntederschlagSsrci ist. Lüdliche Winde üben daselbst Föhneinslus, ans, so daß heute morgen 8 Uhr bereits LV Grad in Dresden erreicht werden. Die Drucländcrungen laisrn erwarten, daß sich die Depression etwa nordwärts bewegen wird, so das, sich ihr Einslnst über Deutschland vermindert. Borläusig Ist noch damit zu rechnen, das, kühlere scnibte maritime Lust Storungen nnsercS Weiters bcrbetsühren wird, weiche gewitter artigen tkharaktcr annehmcn könne». Elation >—S von 7 Uhr morgens, übrige Stationen von 8 Uhr morgens Sialton Temperaturen Wind Welter 7 bezw. 8 Ubr mora. Nieder- I schlag' ! Schnee- 4 tiese cm I zlr mora böckkte daellr. Taaes «eilt« d-vera- Nackt 'Richtung aus Lbck. <l-«2) Dresden 4-18 4-22 80 2 1 — — Leipzig -1-17 4-22 -1- 6 8V7 4 .1 —- — Riesa -j-I6 -s-22 -1-14 8 4 I — — Zittau-Sir'chs. -1-16 -1-22 -1-14 880 4 I — — Chemnitz -f-14 -1-21 -i-ur 8 2 2 — Annoberq 4-1.1 -ßI8 -1-IO 8 o 3 — Fichtelberg -1- 6 -1-12 -j- o 8LVV 8 ü 00 Erläuterung betr. Wetter». OwMenlos, > heiler, 2 balbbedeckt. b woltüg, « bedeckt, ü Begc», ö Lcknee. 7 Graupel oder Hagel. 8 Dunst oder Nebel «Sichtweite weniger als 2 Kilometer», l>Gewitter. Temperaturen- Wärme grade, - Kältegrade. * In den lehien 2t Stunden Liter aus das Quadratmeter. Dresden» 3. Mai ISLl r Sonnenschetndauer 7,7 Stunden; Tagesmiileltemp. -j-18,4° E: Abweichung vom Normalwert -s- 6,8 °L. WltterungSaussichtc« Vorübergehend lebhaste Winde aus Süd bis West. Rur zeit weise verftärlte Bewölkung. Etwas Temperatnrrüikgang. Neigung zu leichten Störungen, welch« g«witt«rartlgrn Charakter aunrhme, können. Wafferfkand »er Elbe und Ihrer Zuflüsse Ka- maü« Mo- dran Vaun Nim bus« Brand eis Mei nt» Letl- meriä Autiio Dresden 2. Mat 4 Mat 7« dk -t- " - IS - IIS -I- S2 4- «6 s 73 - I2S ^i«; - >30 4««2 - «21 ' >03 -tt>3 -na -i- 6 — 7 luckkanälung LLä'LT'r. D krre<lr.6reML8okn I G Soorgpt «, gegenöd. ä. Krearackale. 0«,r.I»5» I zweiten Tag soll Wilhelm Furtwängler mit de>« Berliner Philharmonikern gewönne,« werde «. Vorgesehen kst ferner ein Kammermusikabend, wobei Bcla B.«rtok neuere ungari sche Komponisten ausführen wird. In Budapest wird l!'32 ebenfalls eine Franz-Liszt-Fcier stattfindcn. Ais künst lerische Gabe für die Mitglieder ist eine Schritt mit Ab bildungen der Ltszt-Stätten in Weimar vorgesehen, so des „Erbprinz", der Altenburg, des Stadthauses. Danach wurden einige Anträge erledigt. So soll u. a. die Anregung von Professor Lubusch (Würzburg) in Erwägung gezogen werden, jungen talentvollen Klavierspielern, die die Tradi tion Liszts svrtsctzc», einen Preis in Form einer Liszt- Plakette auszusetze». s Sine ausfehenerreaende Herzoperation gelang an« Sonnabendabend den« Assistenzarzt Dr. Ebner an» Wiener Allgemeinen Krankenhaus. Ein etwa «'»jähriger Mann hatte sich tu« Jähzorn nach einem Streit ein Küchenmesser in die Brust gestoßen. Als er ins Kranken haus cingeliefcrt wurde, war er säst leblos. Herztöne waren nicht mehr zu hören. Trotzdem entschloß sich der amtierende Kreisarzt Dr. Ebner zur sofortigen Operation, bei der ihn« die chirurgische Mcisterleistung gelang, üaS Herz ohne Ver letzung der Lunge und des Brustfells bloßzulcgcn. Der nuu freiliegende Herzbeutel wies eine tiefe Stichwunde aus. Dr. Ebner spaltete den Herzbeutel und fand das Herz voll geronnene«« Blutes. Auch die rechte Herz kammer wies einen tiefen Stich auf. Nun wurde das Herz mit vier Nähten vernäht. Schm« nach kurzer Zeit stellte sich lebhaftere PulStättgkett ein, und der Patient konnte sogar bald darauf wieder spreche». Wenn nicht noch nachträglich Komplikationen anftrctcn, dürfte der Patient als gerettet betrachtet werden können. f* Würzburger Mozartfelt 1041. Vom 20. bis 2.">. Juni wird wieder das Mozartfelt in der Ncstdenz zu Wttrzvurg veranstaltet werden, das damit «nm zehnten Male statt- siudet. Neben verschiedene» Werk:«« Mvzar.S stehen Werte von Phil. E. Bach, Haydn, Beethoven und Zilcher ans -em Programm. s* Sin Meisterwerk Bellinis entdeckt. Eins der schön sten Porträts, die wir von dem berühmte» venezianische» Meister Giovanni Bellini überhaupt kennen, ist jetzt in englischem Privatbesitz entdeckt wurden, wie N Tatlock im „Daily Telegraph" mitteilt. Das Werk ist erst kürzlich aereiniat worden und zeigt sich unn in einem vorzüglichen Zustand btt Erhaltung, mit der echte» Signatur des Meisters. Das Gemälde, das eine«« venezianische«« Edel mann barstellt, ist für uns Deutsche «och dadurch besonder interessant, baß es ursprünglich dem berühn.len deutschen Geschichtsschreiber und Staatsmann Georg Bgrthold Nie buhr gehörte und durch Erbschaft aus seinem Besitz In den der englischen Familie gelangte, brr es setzt gehört. Harriet liebt eine Melodie Bon Wilhelm Lichtenberg 1. „Hallo, Harriet! Liebe, kleine Harriet . . .!" Ich tras Harriet in Rapallo vor den« Spiclkasino. An« Arn« eincö überaus smarten Jünglings. Harriet sah noch reizender als sonst aus. De«« smarte«« Jüngling kannte ich nicht. Sie stellte vor: „Mac Turtle — mein Mann." „Dein Mann?" fragte ich erstaunt? Ich hatte Harriet seit einem halben Jahr nicht mehr gesehen: vor einem halben Jahr hatte sic noch keinen Mann gehabt. „Kennst dn ihn nicht, den Süßen, Einzigen, Genialen?" fragte sic strahlend und streichelte glücklich dos spiegelglatte Kinn ihres Gatten. „DaS ist Mac Turtle, der berühmte amerikanische Schlagcrkomponist. Seine letzte Schöpsung kennst du doch? Den Schlager, den jetzt alle Welt singt. Zu deutsch haben sie ihn übersetzt: „Du, Schatz, kannst nichts dafür . . ." „Ach, Sie sind Mae Turtle? Leben Sie den«« jetzt in Europa?" „Nein", sagte sic stolz, „ich habe ihn mir aus Amerika geholt. Eine phantastische Geschichte, William!" (Sie schic»« jetzt alle Vornamen zu anglisieren!) „Diese Geschichte muß ich dir rasch erzählen. Ich habe mich in diese himmlische Melodie Macs verliebt. Ten Komponisten kannte ich nicht. Ich wußte nicht einmal, wie er auosah. Aber ich reiste aus aut Glück nach Amerika hinüber. Ich ließ ihn mir vor stellen. Und ich habe ihn mir erobert. Mas sagst du dazu, William?" Ich sagte nichts. Ich gratulierte nur bewundernd. 2. Etwa ein Vierteljahr später traf ich Harriet in Budapest. An der Leite eines Herrn in mittleren Jahren, den ich dies mal kannte. Es war der berühmte Operettenkomponist Geza Sznrinay. Seine Operette „Die Gulasch-Prinzessin" hatte sich seinerzeit die ganze Welt erobert. »^Harriet", fragte ich nach herzlicher Begrüßung, „wie geht es deinem Gatten?" „Ach, der . . .!" sagte sie wegwerfend. „Mac ist ein Schuft! Ein Dieb! Ich habe mich von ihm scheiden lajseni" „Scheiden lassen?^ „Ja. Du weißt doch, baß ich mich nicht in Mac Turtle, sondern in seine Melodie verliebte. Du erinnerst dich: „Dn, Schatz, kannst nicht» dafür. . ." „Ja, ich erinnere mich. Und .. .?" „lind . . . Dann kam doch dieser PlagiatSprozeß, den Geza gegen Mae Turtle anstrengte ... Du wirst doch davor» gelesen haben... Geza wies ihm nach, daß er seine«« i Schlager Takt für Takt ans einer älteren Operette von ihn« gestohlen hat . . . Schon nach dem Gutachten der Sachver ständigen verließ ich Mac. lind nach dem llrteil liest ich mich von ihn« scheiden." Mit einer zärtlichen Gebärde drückte sie sich an Geza Szurmay. Ausgelöst sagte sic: „Geza ist jetzt mein Freund . . . Was sagst du dazu, Vilnius?" (Jetzt sprach sie meinen Vornamen ungarisch aus.) Ich jagte nichts. Ich gratulierte nur bewundernd. 8. ES war sonderbar, daß ich Harriet nach etwa einem Jahr in Paris begegnete. Sie eilte über den Boulevard und ich hatte Mühe, sie zum Stchenbletbcn zu veranlassen. „Was machst dn in Paris, Harriet?" fragte ich. „Und wie geht cs Geza Szurmay?" Sic bekam einen rote«« Kopf. „Sprich mir nicht von Geza! Ich habe das innige Bedürfnis, mich an diesen sonder baren Ehrenmann nicht mehr zu erinnern." „Und was machst du jetzt in Paris, Harriet?" „Ich führe Andrö Delovard die Wirtschaft." „Du... du führst eine Wirtschaft? Harrtet?! Und wer ist denn uin himinclswillen dieser AndrS Delovard?" „Ein uralter Herr, lieber achtzig. Hast du denn seinen Namen noch nie gehört?" Nein." "Er war in den Achtzigcrsahren des vorige«« Jahr. Hunderts ein sehr berühmter Komponist für Salonmusik. Du kennst ja meine Leidenschaft für leichte Musik ..." „Ja, die kenne ich . . / „Und du weißt, daß ich mich in eine bestimmte Melodie verliebt habe. Zuerst war sie von Mac und dann stellte es sich heraus, daß sie von Geza war." „Na, und?" „Sie war auch nicht von Geza", sagte sie mit Grabes stimme. „Eines Tages blätterte ich in Makulatur. Ver schollene und vergessene Musik. Und, denke dir nur, Guillaume" (sie sprach meine» Vornamen jetzt französisch aus!) „Guillaume... da fand ich ei«« altes Konzertstück von Andrü Delovard. Es «var Note für Note der Schlager, in den ich mich verliebt hatte. Ich ließ Geza stehen und fuhr nach Paris. Andrä Delovard lebte glücklicherweise noch. Er war so einsam und hinfällig, er brauchte Pflege. Ich blieb bei ihm nnd verschönere ihm — so weit ich es vermag — seine letzten Tage. Ist das nicht ein edles Werk, Guillaume?" „Ein sehr edles. Meine«« Segen hast du, Harrieti" 4. Kurze Zeit nachher traf ich Harriet in Wien. Ich machte einen Gräberbcsuch und kam gerade am Grabe von Johann Strauß vorbei. Harriet stand vor dem Grabe des Walzer königs und weinte bitterlich . . . Ich drückte mich teilnahmsvoll vorbei, denn ich wußt« alles,
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