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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 14.12.1932
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1932-12-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19321214024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1932121402
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1932121402
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1932
- Monat1932-12
- Tag1932-12-14
- Monat1932-12
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Mittwoch, i« Sezrmber «»s kll Gegründet 18Z6 -SS- Lnl« «. s«rl«a> Ntvich a »««»«dl, r^««d«l- PoUL«<r-»w. lO«> Lr««d« Nachdruck nur mii decM. Quellen«,,«L« lDretdn. Rachr.izuILNt^ Unveilen^e Schrtltftück« wudeu iüchl «gbewahr« Leechttxsckirift: U«r>U»te« Druden 8«r»l»r«<ber-Lammelnu,nmer: i»,«I Nur für kachI,»IprSche: Rr. iavll S6WIUeIl-n, u. HauvlgelchöfttlleNe: Dre«e» - U. », ««ienftraße L»/1ü 8«»»^«»ü»r »ei tügv» »wefmaNger 8«fIeNuna moneMck, «.»0 Ritt. cedrichlleßUcki 7» VI^ für Lriae,. lehn), durch Voft»«,ug ».70 Mk. etnIchllrßUch »» «I» Poflgedlchr lohne Polizuiiellu»,,gebühr) bei »mal wöchentlichem »erfand. Einjelnummer lv »sg. ilNieigeupreife! Die einlvalttge »o mm breite Lev« »» Big., für autwLrt« «o Pfg., die SO mm breit' Reklame,ei!e «00 Big., außerhalb SL0 Pfg. «tt- Krilenabfchlag lt. Laris. gamillenan,eigen und ktellennefuche ohne Rabatt Ib Dia., außer halb »L Ks» Vsierleugebühr ro Vf» «ulwtrtig« «usirüge gegen Lloraulbetahlung. Die Regierung Kerriot gestürzt Franknich mmlgrrt bk Mulbenzablung Parts, 14. Dez. Die Revterunv Srrriot tst am Mittwoch um Z.iZ Mr gestürzt worüen. Sie hat sich in »en Bormtttagsstun-en geschlossen ins E.hfse begehen un» »em PrSst»enlen »er Revuhltk »en Rücktritt unterbreitet. Die Kammer hat »en GntschUeßungsantrag Chauvins, zu »em Kerriot »ie Vertrauens frage gestellt hatte un» »er »ie vier Punkte »er Regierungsvorlage enthielt, mit 4«L gegen 187 Stimmen abgelehnt un» »amtt »ie Zahlung »er Dezemberrate au Amerika verweigert. Nachdem nach dem Sturz der Regierung die Minister das Kawmergebäude verlassen hatten, stimmte die Kammer über den EutschlicbungScntwurs ab. den der Auswärtige Ausschuß und der Finanzauoschuß der Kammer vor. geschlagen haben und der vorsieht, am lü. Dezember keine Zahlung zu leist em Dieser Entwurf wurde mit 880 gegen 57 Stimmen angcnomme n. Die geänderte Schlnß- sörmcl der Entschließung lautet: , »Di« Sammer ist der Ansicht, daß es angebracht ist, die am IS. Dezember sällige Zahlung zu verschieben." PxiMdent Lebrun bat die Demission angenommen und das zurllckgetretene Kabinett mit der Erledigung der lausen, »en Teschäste beaustragt. Bereits heute früh um 8 Uhr hat der Prüsidsüt seine politischen Beratungen ausgenommen und dke PrSfldente« des Lenats und der Kammer empfangen. Die entscheidende Schuldenaussprache in der Kammer, die nm S1 Uhr wieder ausgenommen wurde, sah trotz der späten Stunde ein bis aus den letzten Platz gefülltes HauS. Zuschaper, die Einlaß begehrten. standen bis aus die Straße an. Nach einem kommunistischen Redner, der gegen die Zahlung sprach, begründete der Sozialist Biucent Auriol den mit Kg gegen 7N Stimmen gefakten Be schluss seiner Fraktion, gegen die Zahlung zu stimmen. Tann verteidigte der radikalsozialistische Abgeordnete Cot nochmals den Entschluß der Regierung, ihre Zahlungoverpslich- tnngen cinzuhalten, indem er besonders ans die Wichtigkeit der Zusammen arbeit mit England hinwieo. Gegen Uhr Pariser Zeit bestieg Herriot die Rednertribüne. Er kündigte die Vertrauensfrage an Ter Rechten warf Herriot vor, sie wolle die logische Lchlustsolgerung nicht daraus ziehen, daß sie seinerzeit selbst die heute sich auswirkenden Schuldenverträgc unterzeichnet habe. Zur Linken gewandt, schilderte Herriot die Gefahr der B c r e i n sa m n n g. der Frankreich ausgesetzt werde, falls cs eigene Wege gehen sollte. In dem Augenblick, io sagte Herriot u. a„ in dem die Gefahr der Diktatur über gewissen Ländern steht, und in dem durch die Möglichkeit deS Ausscheidens dcö S'aa'Soberhauvteü in einem Lande eine Herrschaft mieder hergestellt werden könnte, die der Vorkriegszeit zumindest sehr ähnlich wäre — diösc Anspielung geht auf Deutsch land — wolle man für rund 480 Millionen Franken die in monate langer Arbeit wiederhergestellte EinhcitSsront zwischen Frankreich und England zerstören. Herriot verlas ferner eine ihm während seiner Rede zu gegangene Mitteilung aus Washington, in der Präsi dent Hoover ihn benachrichtigen lieh, dah Amerika das Studium des Schuldenproblems noch einmal ausnehmeu wolle. „Wollen Sic", so fuhr Herriot daraus fort, „sür 480 Millionen Franken Frankreich seiner materiellen und moralischen Mittel zum Verhandeln berauben? Glau ben Sie ferner, dah England Frankreich noch lange seine Schulden stunden würde, wenn Frankreich setzt seine Zahlung ablehncn und damit die Uebereinstlmmnng mit London aufgeben würde?" Weiter wies der Minister präsident daraushtn, dah alle Sachverständigen, die die Mög lichkeit eines Schiedsgerichts geprüft hätten, seine Anwendung sür unmöglich erachtet hätten. Herriots Rede schloß um 4,20 Uhr Pariser Zeit und wurde mit Bei fall ausgenommen Die Abstimmung begann mit dein An trag Chauvin, der im wesentlichen die Regierungsvor lage enthält. Herriot stellte dazu die Vertrauensfrage. Die Abstimmung hatte daS oben mitgeteiltc Ergebnis. Die Sitzung dauerte insgesamt mit kurzen Unter brechungen über 13 Stunden Das Ergebnis stand seit gestern fest Ueberraschcn must nur, in welchem Maste die zur Debatte stehende Frage zersetzend ans die Regierungsparteien, sa sogar ans die Partei Herriots selb st. gewirkt hat. Stellt mau die Frage: Was kommt nach dem Sturz der Negierung Herriot. so weist niemand eine Antwort, auster der einer nationalen Regierungsbildung unter Hinweis auf einen ähnlichen Zustand, wie er 1020 nach dem Sturz des Franken cingetreten war und der zur Regierung der natio nalen Einigung unter PoincarS führte Aber es gibt im Augenblick keinen Poincare in der französischen Kammer, nnd es dürste dem Präsidenten der französischen N'vublik schwer fallen, eine Persönlichkeit zu finden, die eine Samm lung vornehmen könnte. Einladung an die M die «egiernngSbtldnng in Mußen Berlin, 14. D«z. Wie der Parlameutsdienst der r«legraphen»Unton hört, sind die deutschnationalen ALge, ordnete» Dr. von Winterfeld und Borck vom Land, tagSprästdeuten «errl zu einer Besprechung eingeladeu worde«, in der die deutschuationaleu Abgeordneten von dem Wunsch« d«r nationalsozialistischen Parteislihrung unter, richtet wurden, die Deutschnationalen in eine in Preuhen zu bildende Regierung eiuznbeziehen. Die deutschnationalen Abgeordneten habe» von diesem Wunsch Kenntnis genommen. Im übrigen wird der Verlaus der Besprechungen vertraulich behandelt, doch bleibt nach Mei, nuug parlamentarischer Kreise die Ausfassung bestehen, dah vorlllusig mit dem Zustandekommen einer Koalition nicht zu rechnen sei, wenn nicht die Nationalsozialisten bereits setzt erklären sollte«, dah sie zugleich mit der Uebernahme der Regierungsleituug in Preuhen bereit seien, in das Kabinett v. Schl «icher einzutreten. Str SleimgutMine vor dem SauedaltauMntz Berlin, 14. Dez. Der HauShaltauSschuh des Reichstags setzte am Mittwoch seine Beratungen über die Anträge aus Aufhebung und Aenberung verschiedener Notverordnungen fort. Er beschäftigte sich zunächst mit der Notverordnung vom 4. September dieses Jahres. Im Verlauf der Aussprache riet ein Regier ungövcrtrcter von der vorzeitigen Wtedcraushebung der Stenerantscheine kür Mehrbeschästi- gung von Arbeitnehmern ab. Bedenken gegen unerwünschte Einwirkungen der Lohnprämie aus die Konknrrenzverhält- »iffe hätten von Anfang an bestanden. Nachdem aber die SciiüMnationalcn Einrichtung geschossen sei und zahlreiche Unternehmer im Vertrauen daraus langsristtge Austräge angenommen und Arbeiter eingestellt hätten, müsse ein vorzeitiger Abbruch zu schweren Schädigungen und zur Erschütterung des Ver trauens in die Massnahmen der Reichsregierung führen. Eine Wiederentlassnng von Zehntauscnden von Arbeitern in der nächsten Zeit märe besonders bedauerlich. Ein Ucber- blick über die Auswirkung der Lolinprämic sei noch nicht möglich, weil Anträge für bas verflossene Viertclsahr erst im Januar gestellt werden könnten. Die Wirtschastsvcr- bände berichteten über erhebliche Inanspruchnahme. Namentlich in der Landwirtschaft hoffe man, mit Hilse der Steuergntschetne einen höheren Arbeiterstand als früher in Winter durchhalten zu können. Mißstände hätten sich ergebe», und bet Aufrechterhaltung der Verordnung seien weitgehende Verbesserungen der Durchführnngs- bestlmmungcn beabsichtigt. Das Wertsadr vor »em tzeiMadtnett Berlin, 14 Dez. Das Reichökabinett ist am Mittwoch vormittag 11 Uhr zu der angekündigten Sitzung zusammen getreten. Aus der Tagesordnung standen ein Bericht über die Genier Verhandlungen sowie über die Abgrenzung der Befugnisse des Rcichökommisiars für Arbeitsbeschaffung und Winterhilfe sowie einige kleinere Sache». Wie wir dazu ergänzend erfahren, wurde auch die Frage des Werk- sahreö heute im Kabinett erörtert. Entgegen anders lautende» Meldungen tst dieser Gedanke nicht fallen gelassen worden: vielmehr dürfte die Einführung eines sommer lichen WerkhalbsahreS beschlossen werden, dessen jährliche Kosten sich auf 8 vis 4 Millionen Mark be ziffern. ES handelt sich dabei um 25 000 Studenten nnd Studentinnen, die in das Werklahr einbezogen werden. Von der Ausdehnung des WerksahrcS auf den Winter hat man abgesehen, weil die Unterbringung sonst zu teuer wird. Die KabinettSsttzung war um 3 Uhr beendet. Gin zerrissener Bertens Nach löstttndiger Dauersitzung der französischen Kammer ist das seit langem erwartete Ereignis cingetreten: Herriot stürzte nach schwerem Kampf über der Schulbenfrage. Die Formen, unter denen sich das Mißtrauensvotum gegen Herriot vollzog, ließen deutlich erkennen, -aß es sich nicht gegen den französische» Ministerpräsidenten richtete. Es hatte vielmehr demonstrativen Charakter un- sollte als eine scharfe Kampfansage an Amerika wirken. Frankreich lehnt es ab, leine Schulde» an die Vereinigten Staaten »ach der Regelung von Lausanne bedingungslos weiterzuzahle». Die Franzosen berufen sich daraus, daß Amerika selbst die Parole ausgegebcn habe, die europäischen Staate» sollten zuerst die Reparationen regeln, dann würden die Kriegsschulden an die Reihe kommen. Immer wieder war auö der Kammerdebatte zu erkennen, daß Frankreich sich in dieser Hinsicht von Hoover getäuscht fühle. Auch Herriot trat nur aus Gründen der Staatsräson sür die Zahlung der Dezember-Nate ein. Er fürchtete den Bor- wurf Amerikas, Frankreich habe bas Kriegsschuldeu- abkommen zerrissen. Deshalb wollte er aus politischen Gründen nicht bis zur offenen Vertragsverletzung gehen. Aber die Kammer hat sich, allerdings unter ehrenvoller An erkennung der Bedenken Herriots, unbedenklich darüber hinweggcseht. Mit diesem Beschluß, der cs jeder kommenden Regierung unmöglich macht, bis zum Abschluß eines neuen Abkommens irgendwelche Schul-enletstungen an Amerika zu vollziehen, ist eine entscheidende Wendung im Verhältnis Frankreichs zu Amerika ei n- getreten, nnd cs wird sehr interessand fein, in den nächsten Tagen zu beobachten, wie Amerika auf diesen offenkundigen Bruch eines Vertrages durch Frankreich reagiert. Jedenfalls haben damit die Franzosen, die sich nie genug tun konnten, von der „Heiligkeit der Ver träge" zu sprechen, bewiesen, daß Ne in ihrem eigenen nationalen Interesse kein Bedenken tragen, freiwillig von ihnen unterschriebene Verträge wie einen Fetzen Papier zu behandeln. Angesichts der Tatsache, daß man von uns tu Versailles die Unterschrift unter das Friedensdiktat regel recht erpreßt hat, werden wir für unseren Kamps um Befreiung von diesen Sklavenkctten hieraus recht lehrreiche Erkenntnisse schöpfen können. Mit dicker neuen Wendung der Dinge hat Frankreich selbst eindeutig darauf verzichtet, durch Verweigerung der Ratifikation dcö Lausanner Abkommens erneute Ansprüche aus dem Aouug- plan, ivie eö Fland in bereits ankttndigte, auch nur theoretisch geltend zu machen. Wer als Nachfolger Herriots zur Zett in Frage kommt, ist noch völlig ungewiß. Eine Rückkehr Tardieus tst angesichts der eindeutigen Lmksmehrhett der Kammer und der Verfeindung Tardieus mit dem Senat wenig wahrscheinlich. Auch die Wiederbetrauung Herriots dürfte vor allem daran scheitern, daß Herriot selbst erklärt hat, er könne nach dem Sturz nicht wieder die Stellung eines Ministerpräsidenten in einem Kabinett übernehmen, das gegen die Zahlung der Schuldenrate sei. Biel Wahr scheinlichkeit wird jedoch die Vermutung haben, daß Herriot in einem neuen Konzcntrattonskabinett bas Außenministerium annehmcn wird. Dafür spricht vor allem seine Freundschaft zu Macdonald, die an gesichts deS unvermeidlichen Konfliktes mit Amerika kür Frankreich wichtiger denn je ist. Man nennt in diesem Zusammenhang als Führer des neuen Kabinetts den lang jährigen Partctvorsitzenden der Radikalen, Daladier. Daß cs zu wirtschaftlichen Repressalie» Amerikas kommen wird, ist angesichts der krisenhaften Lage der Weltwirtschaft wenig glaubhaft. Nicht ohne Hohn hat der Führer der Opposition. Marin, daraus HIngewtesen, daß Amerika gar nicht in der Vage sei, einen Zollkrieg gegen Frankreich zu führen, weil seine Zölle bereits ko phan tastisch hoch seien, daß eine weitere Erhöhung überhaupt nicht mehr wirkungsvoll werden könne. Amerika wird des halb nach einiger Zett wohl gute Miene zum bösen Spiel machen und aus gütlichem Wege eine Einigung mit Frank reich anstrebeu mlissen, wobei sich wieder einmal zeige» wird, daß in der gegenwärtigen Krise die Stellung des Schuldners, der nicht zur Zahlung gezwungen werden kann, stärker ist, als diejenige des Gläubigers. Jeden falls liegt es im Interesse des Wiederaufbaues der welt wirtschaftlichen Beziehungen, daß auch die Kriegsschulden frage eine rasche und endgültige, sür alle Teile befriedigende Lösung findet. Schleichers Run»funkre»e DonnerSlav 7 Ahr Berlin, 14. Dez. Reichskanzler von Schleicher wird, wie jetzt feststeht, seine angeksiudigte Rede t« Rnudsuuk Donnerstag abend um 7 Uhr hättet,. Di« Red« wird voraus» sichtlich eine S:««de i« Anspruch nehme«. Empsang beim Reichspräsidenten. Der Reichspräsident empfing am Mittwoch den neuernannten deutschen Ge- sandten in Mexiko Dr. Zechli«.
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