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-» Beiblatt zuv Cilpost für Moden. ^18. Unter Verantwortlichkeit der Redaction der Eilpost. 1841 Neuestes Bulletin der Moden. Paris, den 15. April 1841. Cachcmircs, Spitzen und Seide—diese heilige Drei nimmt in der Mode heut zu Tage die erste Stelle ein. Von den erster» trägt man sowohl indische, als auch französische, welche wahrlich werth sind, von einer Patriotin getragen zu werden. Was die Spitzen betrifft, so ist eigentlich eine hübsche Toilette ohne Schleier, Canezouts und einem Laschentuche, ganz mit Spitzen überladen, gar nicht mehr erlaubt. Alle Welt strömt auch jetzt zu Biolard, ru« Lliuissul Nr. 2, wo man der gleichen Gegenstände in reicher Auswahl findet. Bei den Seidenkleidern sind jetzt Schleifen vorzüglich Mode. Ma dame Landrin, die ihr Magazin fast unmittelbar neben Violard hat, weiß diese Schleifen so zierlich anzubringcn, daß ihr Geschmack außer Zweifel gesetzt wird. Auch die Schär pen und Uebcrwürfe sind dieses Frühjahr so an der Tages ordnung, daß wir noch öfter Gelegenheit haben werden, auf sie zurückzukommen. Eine Art von ihnen ist die sehr beliebte maurische aus dem Magazin Opigez-Gagelin, ru« kickelieu Nr. 93. Sie sind kleine Wunderwerke an Arbeit, Geschmack, Nuancen und Faron; man kann sie am Morgen, wie am Abend, so zu jeder beliebigen Toilette tragen. Ihr Grund ist schwarz mit arabischen Dessins von allen Farben. Die Seidenzeuge hat man jetzt von der größten Mannig faltigkeit, wie man am besten bei Delon, r»v Ilioln-Iio» Nr. 102, sehen kann. I. B. charmante 6ros cke Maples, quadrillirte, lignirte, chinesische u. s. w., oft auch sind alle die genannten Genres in einem Stoff vereinigt. Dann die klein - brochirten , welche sich außerordentlich gut zu dunklem Grunde ausnehmen. Unter andern haben wir hier Hochzeits kleider gesehen, die einen wahrhaft bezaubernden Anblick dar boten. Sie waren von brochirlem Mohr, von weißem Bro- cart auf einem Silbergrund, mit Bouquets ü la k>o,»i>u<lo»r. Um alle diese schönen Stoffe noch mehr zu heben, sind wir so glücklich, Fräulein 2 osselin zu besitzen, welche eine Meisterin in Verfertigung der Eorsets ist, und man weiß, daß sie wieder neue Erfindungen in diesem Genre gemacht hat, von denen man nächstens hören wird. Die Eorsets sind alle mit mechanischer Vorrichtung, denn diese har man nun einmal eben so zweckmäßig, als wohlthätig erkannt; nur Frauen von hohem Alter oder solche, die sich von ihren Vorurtheilen nicht losreißen können, zögern noch, diese Mode anzunehmcn. Obwohl bei uns die kalte Witterung noch nicht nachge lassen hat, so ist doch die Herrschaft des Sammets und des — warmen Besatzes völlig zu Ende. Zu keiner Zeit häuften sich in den Magazinen die Neuigkeiten für das Frühjahr in solcher Reichhaltigkeit, als jetzt. Wie gesagt, bestehen sie meist in Seidenzeugen, aber hier hat man auch Tausende von ver schiedener Arbeit, Farbe u. s. w. zu bewundern. Chinesische Laffetas sind sehr beliebt; ferner die sogenannten Ida-Taffets, welche ihren Namen von dem neuesten Roman des Vicomte von Alincourt empfangen haben. Auch der Boreal-Atlas ist sehr schön und gleicht in sstner wunderbaren Wirkung der flammenden Morgenröthe. Außerdem sind zu nennen die Satins Louis XIV, j-isgü ,1'Orient, jasgä ll'Xlvp, cle 6mlix u. s. w. Unter den mannigfaltigen Foulards ist der Zelia hervorzu heben. Eine sehr schöne Mode sind die Roben ä !a Kranlls-möre, welche man bei Consta nee, rus I^euvs Vivienns Nr. 57, findet, in brochirter Seide. Madame Constance hat es verstanden, dieser Mischsorm einen Anstrich von Neuheit zu geben und ihr zugleich den Reiz eines Souvenirs bewahrt. Die Roben, welche man hier unter dem Namen von Tunika's ü I'espagnole kennt, sowie die Prinzessin-Roben in Tüll, end lich die Roben in Organdi oder Mousselin mit Spitzenbesatz werden wahrscheinlich immer mehr in Aufnahme kommen. Dasselbe kann man von den Spencers der Madame Au- gustine, rue I.o»is-Is-6illn6 Nr. 27, sagen. Was wir in Beziehung auf die Hüte vorausgesehen haben, hat sich vollkommen realisirt. Die Form der Capots ist all gemein angenommen; man wendet sie bei italienischen und anderm Stroh, bei Crep, bei Seide an. So haben wir sie wenigstens in den berühmtesten Magazinen, bei Madame Poll et, bei Maurice Beauvais, bei den Damen Dasse und Leclere und bei andern gesehen. Zur Zierde der Hüte nimmt man meist Federn, Band, Blumen und Spitzenschlcier. Die Schleier von englischem Spitzcngrund sind fast unentbehrlich; man hat sie von verschiedenem Umfange, je nachdem man sie zum Neglige-Hute, zum Promcnadenhute und zum Hute für den Abend braucht. Der Blumenschmuck scheint in der Regel die Federn zu ersetzen, ausgenommen für die italienischen Strohhüte, zu denen man immer weiße, lange Schwungfedern nimmt. Die Spitzen- und Blondenbärte ha ben noch nichts von ihrer Länge eingebüßt. Die Handschuhe trägt man jetzt, wie Mayer, Passage vlioiseul Nr. 32, der in dieser Rücksicht ein Gesetzgeber ist, vorschreibt, kurz mit langen Sammet - Parements von der Farbe der Handschuhe.