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Beiblatt zur Cilpost für Moden. ^22. Unter Verantwortlichkeit der Redaction der Eilpost. 1842. Neuestes Dültetin der Moden. Paris, den 23. Mai 1842. Einige sehr geschmackvolle Anzüge sah ich gestern bei Ma dame Thierv, koulvvart lllontinurtro Nr. 15, die ich näher bezeichnen will. Erstens: eine Robe von grünem Poult de Soie mit violettem Rester, geschmückt mit Broderie und grüner Passemcnterie; das Corsage anliegend mit abgerundeter Spitze, die Aermel ebenfalls eng; dazu eine Cardinal-Pelerine, rings herum mit einer Guirlande von Paffementerie brodirt. Dann: eine Robe von perlengraucm Gros de Naples, die Jupe unten brodirt mit einer doppelten Guirlande von Lorbeerblättern; enganliegendes Corsage mit abgerundeter Spitze und mit Re vers auf der Brust; Aermel eng mit kurzen Ueberärmeln, Man schetten auf die Hand fallend. Ferner: eine Robe von afri kanischem glacirtem grünem Atlas, eine Robe von Gros de Naples üoossais, ohne Garnitur an der Jupe und mit engen Aermeln. Das letztgenannte Kleid sah sehr gut aus zu einer Echarpe von brodirtem, weißem Cachemire, garnirt mit einem hohen Efsilü von verschiedenen Farben. Außer den Pekins Pompadour, den Foulards u. s. w., die wir bereits in frühcrn Berichten genannt, müssen wir die changirenden Mohrs und den Pckin imcre besonders als sehr schön empfehlen. Die leichtern Sommcrzeugc sind in so großer Anzahl und Mannigfaltigkeit da, daß man nicht fertig würde, sie aufzuzählen. Die warme Witterung des Mai hat den Blonden-Capotcs mit Blumen und Spitzen ausgeputzt, großes Ansehn verschafft. Außerordentlich geschmackvoll sind auch die Crcp-Capotcs (bei Lcclere, ru« liivoli Rr. 10), ringsherum mit einer Guir lande von Stiefmütterchen geziert und mit Taffctasband gar nirt, oder auch die mit Spitzengrund gefütterten und mit einer langen Feder geschmückten Capotes von Poult de Soie. Mit den Blumen, Federn und dem Ausputz der Hüte überhaupt wird jetzt großer Luxus getrieben, obgleich man dabei auf eine gewisse Einfachheit sieht. Besonders weit hat man es in der kunstreichen Nachahmung aller Arten von inländischen und aus ländischen Blumen gebracht. Markt des Lebens. Die literarischen Preisaufgaben werden in neuerer Zeit immer häufiger und sind gewiß für Poesie und Wissen schaft, wenn Unpartheilichkeit bei der Entscheidung herrscht, sehr ersprießlich. Selbst das Postwesen sucht das Heil, seiner Regeneration durch jenes Mittel. In dem zu Braun schweig erschienenen Postalmanach von 1842 sind zwei Preis aufgaben für das künftige Jahr ausgeschrieben. Der erste Preis — ein silberner, inwendig vergoldeter Pokal von 12 Louisd'or Werth — ist für die beste Abhandlung über das Verhäll- niß der Eisenbahnen zu den Posten; der zweite — eine goldene Cylinderuhr von demselben Werthe — für die beste Abhandlung über die Frage: wie ist die Bereinigung sämmtlicher Posten in Deutschland oder auch nur des größten Theiles derselben unter einer Cen tralverwaltung ausführbar? bestimmt. Um beide Preise kann nur von Postbeamten geworben werden; die Abhand lungen müssen 3 — 5 gedruckte Bogen füllen und sind spätestens bis zum ersten Juni mit Namen und Titel des Perfassers an den Herausgeber des Postalmanachs sPostsecrctär Görges zu Braunschweig) einzusenden. Ueber jede Aufgabe müssen wenig stens drei Abhandlungen eingehen; die Preise werden von einem Vereine höherer Postbeamten zuerkannt. Serafine Lnftmann, welche in Prag den Unfall hatte, zu fallen und das Glück, ohne Unfall wegzukommen, nennt sich jetzt Madame Elise Serafin. Ein Dresdner Recensent sagt über die berühmte Herculesstn: „Eine wahrhaft interessante Erscheinung ist die Athletin Madame Serafin, deren Kraft übungen alle von einem weiblichen Wesen in dieser Art zu fassende Vorstellungen übersteigen. Wenn einerseits ihre Leistungen den Zuschauer in Staunen im buchstäblichen Sinne des Wortes setzen, so entzücken ihn anderseits die Schönheit der Künstlerin, verbunden mir einer Manier, welche eine so liebenswürdige Bescheidenheit ausdrückt, daß sie in ihrer äußern Persönlichkeit nicht als ein wunderbar nervenstarkes Weib, sondern als eine holde Jungfrau in lieblicher Unschuld erscheint." Der Stlst des Recensenten deutet auf den jugendlichen Enthusiasten hin, dem einige Uebung im Schreiben nichts schaden könnte. Diese Serafine scheint übrigens eine wahre Brunhilde, eben so schön, wie diese, und stark genug, um einem Mann ein gleiches Schicksal zu bereiten, wie einst König Gunther erleiden mußte. Die Enthusiasten mögen sich hüten! „Nach ihrer Minne ringend, zerriß er ihr das Kleid, Da griff nach einem Gürtel die Hand der Karie» Maid, Der war von starken Borten, am Leibe sie ihn trag; Damit that sie dem König des Leides schier genug." „Denn seine Hand' und Füße sie ihm zusammen band. Trug ihn zu einem Nagel und hing ihn an die Wand, Daß ihren Schlaf nicht störte des Königs Liebesnoth; Er fand von ihrer Kraft beinahe dort den Tod."