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Beiblatt zur Eilpost für Moden. 8. Unter Verantwortlichkeit der Redaction der Eilpost. 1842. Neuestes AnUctin -er Moden. Paris, den 12. Februar Id42. In der jetzigen Zeit ist die Mode damit beschäftigt, fremd artige, unbekannte und bizarre Cestüme in's Leben zu rufen. Die elegante Welt denkt jetzt an nichts, als an pikante Ver mummungen; man schlägt alte historische Bilderbücher nach, um die Anzüge jener Zeiten kennen zu lernen, man benutzt die Costüme der Theater, um für kurze Zeit in diesen fremden Trachten zu erscheinen, u. s. w. Der Costümball bei der Herzogin von Orleans, welcher vor Kurzem statt fand, hatte alle Pracht und Eleganz in Bewegung gesetzt und ungeheure Summen wurden zu diesem Zweck verschwendet. Ein anderer Ball svhne Costüm, in gewöhnlicher Tracht) bei dem Herzog von Orleans war ebenfalls außerordentlich glänzend. Erlau ben Sie mir, Ihnen einige Toiletten namhaft zu machen. Die Prinzessin Clementine trug eine Robe von weißcm Tüll mit drei großen Falten; drapirtes Eorsage; in der Mitte ein Bou quet von Rosen, mit Weilchen umkränzt; auf dem Haupte eine runde Rosenguirlande, gleichfalls mit Veilchen umgeben, darunter eine Reihe von Diamanten und die Flechten mit Diamanten umschlungen.- Die Herzogin von Nemours erschien in einer Robe von blauem Atlas mit ähnlicher Echarpe. Sehr schön war die Doppelrobe von weißem einfachen Tüll, aber auf jeder Seite mit weißen und rothcn Rosen geschmückt, welche die Marquise von B.... trug. Ihre Coiffüre war eben so bcmcrkenswcrrh durch die Fülle schwarzer Locken, welche über ihren Hals hcrabsiclen, als durch die geschmackvolle Anordnung der Diamanten, welche an Weinblättern befestigt waren. Die Herzogin von Pl... hatte eine Doppelrobe von weißM>ö"p> sehr glatte Aermel mit Edelsteinen geschmückt; einen MMchen Gürtel und in den Haaren Blumen, mit Diamanten Vorherrschend auf diesem Balle waren ganz weiße und reichhaltige Coiffüren. Was die letzter» wendet man jetzt überhaupt große Sorgfalt auf sie. Beauvais laßt den Geschmack am Historischen, dc«W>er- haupt heutzutage viel gilt, auch bei den Kopfputz vorherWen. Bei Baudrant findet man eine Art von kleinen HüteMge- nannt n> uletjer, die sehr hübsch ist; eben so kleine EchWen von der Breite eines zwei Hände hohen Bandes; sie siniWon ponceausarbener oder dunkelblauer Seide, umgeben mit rHen Goldstickereien, welche mit Perlen untermischt sind; dazu En zen mit zwei Enden. Diese Band - Echarpen wirft manRber den Hals zu einer Soir-c-Toflekte; besonders paßt dazWcine Robe von weißem Crep. Sehr beliebt sind auch die gricMchcn Coiffüren, die turbanähnlich sich um das Haar schlingen. In Bezug auf einfachere Genres zeichnet sich das Haus Heru- ville, rn« 6Ii<>is<>ul, aus, z. B. durch seine Mützchen n In llabot von Spitzengrund mit sehr kurzen Ohren und einer einzigen Rose an jeder Seite, befestigt an einem rosenfarbenen Band-, dessen Enden auf den Hals hernieder fallen. Diese Mützchen geben ein ländliches Anschn, welches jedoch auch für den feinsten Salon nicht ohne die eleganteste Wirkung ist. Markt -cs Lcbcus. Ein neuer dänischer Antor. In Dänemark ist ein neuer bis jetzt unbekannter belletristischer Schriftsteller aufge treten, der sich mit P. P. unterzeichnet, und dessen Werk, von dem jedoch bisher blos ein Band erschienen ist, das bis jetzt in Dänemark unbenutzte Fach der Seeromane cinschlägt. Der Titel ist: „Peter Tordenskiold, eine historische Schilde rung aus dem Anfänge des 18. Jahrhunderts." Eine Zei tungsnachricht sagt, er sei zwar seines Stoffes noch nicht ganz Meister, und noch nicht im Stande, dem Ganzen die rechte Anschaulichkeit zu geben, das Buch enthalte aber sehr schöne Einzelnheiten un^ lebendige Beschreibungen. (Ausland.) Ein englisches Werk über Deutschland. In dem selben läßt sich der bekannte Reisende Laing, der auch über Norwegen geschrieben, bei der Besprechung der Leipziger Buch händlermesse folgendermaßen hören: „Bis sechshundert Buch händler kommen in der Messe hier zusammen, die ihr Ge schäft unter einander nicht durch Kauf, sondern durch Lausch betreiben. Auf diese Weise wird selbst für Werke einer un tergeordneten Art ein^roßer Absatz möglich, was indessen den Nachtheil hat,^B cs Weitschweifigkeit im Denken und im Ausdruck verai^apt;, zwei bis drei Ideen werden zu einem Bande ausgesponn^' und die Literatur wird unter ihrer ei genen Fruchtbarkeit-zind ihren Früchten erstickt und erdrückt. Diese Ucberfülle kjat',Einfluß aqf die deutsche Literatur im All gemeinen. Männer, die nach ihren Talenten wohl originell sein könnten, ahmen blos nach. Dieß rcagirt selbst auf die materiellen Interessen und den Charakter des Volks. In der Politik, der Religion u. s. w. steht die Ueberzeugung nur in loser Verbindung mit dem Handeln. Alles ist Spekulation, nichts Wirklichkeit." Der englische Berichterstatter sieht dM, Ding sehr von der Oberfläche an. — Darum giebt er au« „ein Körnchen Wahrheit in einem Scheffel Spreu.", Ohne