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Beiblatt zur Gilpost für Moden. 14. Unter Verantwortlichkeit der Rcdaction der Eilpost. - 1842. Neuestes Aüllrtin -er Moden. Paris, den 27. März 1842. Der indische Cachcmire ist jetzt ganz besonders der Gegen stand der Aufmerksamkeit und Vorliebe bei den eleganten Damen. Bei Brousse, ruo Iliolleliou Nr. 82, kann man Shawls von allen Farben und Gattungen bewundern. Die schwarzen sind vorzugsweise schon; die weißen werden gemeiniglich zu Hochzeitsgeschenken benutzt. Am meisten vn vogoo sind die orangefarbenen carrirten. Ueberdieß sicht man jetzt überhaupt viel Cachcmire bei der Promenaden - und Visitcntoilette. Die Pclissen, die Mäntel fangen an den Shawls und Schärpen Platz zu machen. Was die letzteren betrifft, so werden sie diesen Sommer eine Hauptrolle spielen und werden dicß ver dienen, nach den köstlichen Neuigkeiten bei Gagclin Opige;, ru« <le I» I'aix Nr. 17, zu urthcilcn. Hier findet man Schär pen sür alle Progressionen der Saison: in Sammet ll rollrt und mit türkischer Brodcrie; in Atlas mit Brodcric; in chine sischem Foulard mit Seide in allen Farben brodirt; in mau rischen Stoffen und Mustern, und endlich in indischem oder französischem Cachcmire. Die Schärpen von brodirtcm Cache- mire sind vorzüglich zu empfehlen, denn sie sind eben so ein fach, was heutzutage beliebt ist, als elegant. Die Fichüs ll la Vierte und ll l'Linarono und die kleinen sogenannten Chevaliöre-Kragen werden erstaunlich gesucht bei Madame Payan, ruojVivienno Nr. 15. Diese Art der kleinen Fichüs, welche man bei ihr sicht, ist aber auch ganz allerliebst zu Rcdingotes und Roben. Die Pelerinen sind so in der Mode, daß man sie allenthalben erblickt; sehr elegante hat man von brodirtcm Mousseline. Für junge Mädchen schicken sich am besten die ganz einfachen von Tarlatane mit rosensarbencm Wandschmuck. Die Form der Uebcrröcke ist jetzt am beliebtesten, und alle haben Pelerinen, welche man nach Belieben ablcgcn kann, um sie mit einer Schärpe oder einem Shawl zu vertauschen. Die Aermcl sind glatt mit Manscheltcn-Bassompierc, die sehr hoch sind. Die Manschetten scheinen überhaupt außerordentlich in Crcdit zu kommen; man wird bald nicht mehr begreifen kön nen, wie man sich habe noch vor Kurzem mit den kleinen glatten Manschetten habe behelfen können. Von den Neuigkeiten, welche das Haus Mari ton, lllaoe <!« la Llaüeleino Nr. 2, vorbereitet, lassen sich jetzt schon nennen: Wisitenhüte von weißem Crep, geziert mit einer Blume; ferner Capotes von rosensarbencm Crep mit Tüll in Form einer 8 verziert uüd mit einem Beilchenbusch in jedem Ringe; Hüte von Mohr mit Blumen; Morgencapotes von Gros de Naplcs Diaphane, oder von glacirtcm Taffctas oder Fou lard u. s. w. Markt -es Febens. Mendclsohns Ouvertüre zur Fingalshvhle ist endlich, wie die „Blätter der Gegenwart" nach Berichten aus Paris mitthcilen, in Paris vom dortigen Conservatorium auf geführt worden, was man als Merkwürdigkeit erzählt, da die französischen „Kenner" bisher von den Werken des berühmten Componisten nichts hätten wissen wollen. Die Aufführung jener Ouvertüre hat indessen einen solchen Eindruck gemacht, daß man bereits davon spricht, es sei dem Componisten der Tert zu einer Oper für die große Oper in Paris anvcrtraut worden. Charles' Dickens (Boz), der bekannte Verfasser der Pickwickicr, feiert in Amerika, wohin er sich wegen einer da selbst zu veranstaltenden rechtmäßigen Ausgabe seiner Werks begeben, ähnliche Triumphe durch seine Persönlichkeit, wie z. B. Lißzt in Berlin. Man erzeigt ihm alle mögliche Ehre, und besonders schwärmen die Frauen für den liebenswürdigen und schönen jungen Autor. Dout coinms aller non». Ein Wink. Das Interesse des Publikums für das Birtuosenthum ist in der Gegenwart bis zum Fanatismus ge steigert; fast alle Instrumente haben ihre zahlreichen Meister, welche durch ihre schwindelerregende Fertigkeit mehr berauschen, als Mozart und Beethoven durch ihre Productioncn jemals ver mocht. Die Geige und das Pianoforte sind, was allerdings natür lich, die bevorzugtesten von allen Instrumenten; in jener liegt der höchste Zauber des Tons verborgen, dieses ist ein Orchester in nuve. Aber wer weiß, wie bald das übersättigte Publi kum nicht nach etwas ganz absonderlich Neuem verlangt. Das kluge Talent bedenke das bei Zeiten und wähle ein Instru ment, was bisher verhältnißmäßig weniger ein Furore-ma chendes gewesen ist. Wir würden die Harfe verschlagen. Ein Lißzt auf der Harfe — freilich, wir wissen cs, die Lißzte sind weiße Sperlinge — oder noch besser eine Lißztin könnte jetzt Glück machen. Man denke sich dazu eine reizende jugendliche Frauengestalt mit einem Arm und einer Hand zum Entzücken, mit reichem glänzenden Haar, und einem Blick, einem Lächeln — o, welchem Blick, welchem Lächeln! Aber, fragt Ihr, was hat dicß Alles mit der Kunst zu thun? Ihr habt ganz Recht;