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S9 stehen hauptsächlich in dem netten und anmuthigen Schnitt zu Abrundung der Brusttheile und in den Conturen der Schöße, worüber unsre heutigen Patro nen eine genügende Auskunft geben. Solche Fräcke sind in der That der Grundtypus der Höhen, Mode für die fashionable Welt. Der Kragen daran ist sehr schmal, flach und bil det mit der Anglaise ein kleines, nur wenig offenes v; auf der Brust zwei Reihen großer ciselirter Knöpfe; die Schöße haben über den Hüften drei Zwickel zu besserer Hebung und Wölbung dieses Körpertheils. Unter den Phantasiestoffen für Westen zeichnen sich vortheilhaft aus: die Schottischen Gewebe in I-rriue koulöe, ins Kreuz gestreift, mit verschiedenen Farben; dann die Popelines clamssses, Grund weiß, mit zartem glänzenden Blätter- und Blumenwcrk von j Perlmutterfarbe. Andre auf weißem Grund mit blaß Lilas- oder hellblauen Blümchen; endlich viele auf weißem oder matt strohgelben Grund und wie Reps gerippt, mit Streischen, worauf in ziemlich großen Ent fernungen blaue Punkte sichtbar werden. Außerordentlich beliebt sind Westen von weißem Popelins mit sehr nahen und feinen kastanienbraunen Streischen, zwischen welchen hin und wieder blaßrosen farbige oder grüne Blümchen zerstreut liegen. Dieses einfache Muster ist auch in der That sehr hübsch. Dazu kommt noch der Stoff Ssriu en poil clo ekevrv, weiß- und psirsichblüthenfarbig schottisch ge streift; manche sieht man auch mit Oackemire-Dessrns und türkisch gestreift; Grund Lilas- oder Opalblau mit glänzenden, sternähnlichcn grünen Punkten. Die Stoffe für Pantalons sind förmlich klassisicirt. Zu Pantalons für Morgen- und Land tracht gebraucht man meistens schottische Satins cle laino mit einfachen Streifen, vorherrschend sind dabei die Farben Blau, Grün, t-ros-blvu und Ka stanienbraun. Jedoch trägt man schottisch gestreifte Pantalons eigentlich nur zum Neglige und zu Pferd und zwar oben gefältelt, weit, rund auf den Stiefel fallend. Zu Toilette-Pantalons liebt man Schotti sche und Englische Drilliche, Lilas oder Blau auf Grau melkt. Für Soiree- und eigentliche Staatspanta lons behaupten weiße Stoffe immer den Vorrang. Ein weißer Grund mit feinen Linien in blou-vwail, 100 blaß Strohgelb oder matt Holzfahl gilt jetzt als be sonders ausgezeichnet und fein. Dagegen berichtet Herr Turroques: Allgemein trägt man gerade geschnittene Oberröcke mit Patten auf den Hüften, mit rothen Schnürchen eingefaßt und daneben noch flache Börtchen — erschrecken meine geehrten Leser nicht — er spricht von Livrveoberröcken! Am bürgerlichen Frack haben sich nur unbe deutende Veränderungen ergeben, sie folgen wieder mehr und mehr dem Schnitt L la kranyaise, namentlich unten am Vordertheil, haben auf den Hüften sehr breite Patten, quergestcllt, hinten tiefer als vorn; darunter findet man auch häufig Taschen für ein Foulardtuch; die Kragen sind außerordentlich niedrig Die Neitfräcke werden gerade geschnitten, haben nur kleine Revers ohne Umschlag, knöpfen sich sehr hoch hinauf zu. Unten am Vordertheil sind sie mäßig aus geschweift, damit die Schöße breit genug bleiben kön nen; auf diesen stehen keine Patten. Die Oberrücke trägt man noch immer mit einer Reihe Knöpfe, die sehr hoch hinaufgehen. Der Schnitt ist sehr anmulhig, indem er alle Körperformen vollkom- men andeutet und dies zwar durch die Zwickel, welche man am Vordertheil und, wo es nöthig scheint, auch an den Brusttheilen überall anbringt. Die Schöße sind weit und bilden einige Hohlfalten an dem Körper. Wenig in Gunst stehen die gekreuzten Obev- röcke mit Anglaisen, wenigstens bei den Personen, welche der eigentlichen neuen Mode im höhcrn Genre huldigen. In Betreff der Westen gibt eS in der That we nig Neues, nur unbedeutende Veränderungen, allein das Vorhandene und Gegebene wird wundervoll ver vollkommnet. Nicht gut gemacht nennt man jetzt eine Weste, wenn sie nicht die Brust genau zeichnet und zwar gewölbt und anmuthig. Diese Form erzielt man durch Zwickel und Zwickelchen am Revers und am Halsloch. Der Schal ist ziemlich schmal; man knöpft hoch hinauf zu; bei Toilettenwesten dagegen gilt noch das Alte: weite Oeffnung, damit man viel von der Wäsche sehe. Mehr Neues zeigt sich an den Pantalons. Man sicht Pantalons, die oben sehr weit und gefältelt, ganz trichterförmig hinabfallen und dabei un ten nicht knapp um den Stiefel sich legen. Diesen Schnitt macht man ganz gerade; damit dabei keine