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10S 11« man nicht selbst in dem großen sreien Enckand mit aller Treue sest am Jnnungswesen? Sind nicht die ! ersten Notabilitäten Londons Ehrenmitgliedei irgend einer der 91 dortigen Zünfte ? — Also gerade in dem freiesten und reichsten Lande der Erde hat as Jn nungswesen seinen goldenen Boden. Prachtv-lle In- ! nnngshäuser, welche sowohl zu festlichen Zußmmen- ^ künfteu, als zur Versorgung armer Zunftmtglieder dienen, geben hiervon den schlagendsten Bewis. — ' Halten wir also fest an dem Kleinode , welchm un sere Vorfahren Jahrhunderte lang das zufriedeffte Le ben verdankten, wo keine Unmasse von Proltariern auf Kosten des Landes und der Freigebigkeit zehrte. Und haben wir nicht dieses Staatsunglück einzg und allein der bereits erfolgten Lähmung und Zerüttung unseres JnnungSwesens zu verdanken? Nur Preu ßen mit seiner Gewerbfreiheit hat demdeut- schen Vaterlande dieses Unglück angebahnt! Es sollte verantwortlich sein für den Ruin des Gewerbwsens und des allgemeinen Wohles. Und hat es etw sei nen eignen Staatsbürgern (mit Ausnahme der Kapi talisten und jüdischen Spcculanten) dadurch Ewas genützt? Hat es den Wohlstand des eignen Vlkes, des Mittclstand'es und der Arbeitcreliisse, welche H der Bevölkerung ausmachen, etwa gebben «^Ml^^befestigt? Oder ist dem Volke dadurch eineEr- leichtenMg geworden? Keineswegs, vielmehr von Allem das Gegentheil; denn während z. B. in Lach sen ein GewerbSmeister mit zwei Gesellen jählich in Allein 4 Rthlr. Abgaben hat, zahlt der Wei che Stand in Preußen K Rthlr. an Gewerbsteuerrnd 2, rt!8g. Z Rthlr. Classenstcuer. — Man !arf aber nicht etwa glauben, Preußen müsse hierdurch ine enorme Staatseinnahme haben und desto mehr für seine Armen thun können. Um dies zu vcrneiien, dürfen wir nur an die schlesische Hungerpest erinirrn und an den Stand der preußischen Finanzen ülrr- haupt. Denn der mittlere Gewerbsmann muß druck) seine enormen Abgaben Dasjenige decken, was sie Unzahl ganz Armer nicht aufzubringcu vermag. Weh rend z. E. in einer Stadt von einer Corporation 10 Meister im Stande sind, Gesellen zu beschäfligen und folglich die enormen Abgaben zu erschwingen, giebt eS 20 bis 30 andere desselben Gewerbes, die nur aus ihre eigne Hand arbeiten, folglich keine 6 Rthlr. „Gewerbsteuer" zahlen und großentheils ihre „Classenstcuer" beschaffen können, vielweni ger das ihnen ohnedem noch aufgebürdete „Bürger- schutzgcld," welches zum Theil gar nicht mehr er hoben werden kann. — In diesem ganzen Abgaben wesen erblicken wir leider den ersten traurigen Schritt zu Dem, was wir bereits gesagt, nämlich zur Wäl zung aller Staatslasten auf Denjenigen, welcher sich noch eines leidlichen Auskom mens erfreut. Der größere Speculant und der notorisch Reiche sind dabei weniger gedrückt; doch auch au diese muß es zuletzt kommen, wenn durch fortgesetzte Gewerbfreiheit und emancipirtes Judeuthum der Mittelstand vollends ruinirt sein wird. Wir wünschen den zahlreichen Peti tionen, die wegen Beseitigung genannter Uebel schon längst aus preußischen Städten an die Regierung ergangen sind, endlich eine erfreuliche Gewähr. Wir wünschen dies zugleich im Interesse aller übrigen deutschen Staaten, damit endlich eine Einigung und Gleichheit in der Ge setzgebung herbeigeführt, hauptsächlich aber dem Ge- werbstande, dem Träger des Staates, durch gleichmä ßige Innungen eine unerschütterliche Basis gegeben werde. Auch der Handel wird dann neubelebt sich heben; denn wer anders, als der Gewerbstand, ist der beste Käufer und Konsument für alle Handelsartikel? Ein Jnnungssystem, gestützt auf zeitgemäße liberale Grundlagen, aber geschützt vor zügelloser Concurrenz und Geldherrschaft: dies ist das einzige und sicherste Präservativ gegen das Umsichgreifen des Pauperis mus, gegen alle Umwälzungen durch Anarchie und überspannte Gleichmacherei; ein Schutzwall gegen in nere und äußere Feinde. Ja wir wiederholen es laut und nachdrücklich: „daß Deutschlands Wohlstand nur durch ein geregeltesJnnungswesen vor dem gänz lichen Ruin geschützt werden kann. Alle an dern Maßregeln sind entweder Palliative, oder stürzen es vollends in den Abgrund!" Mögen daher in allen deutschen Staaten tüchtige Männer aus den verschiedenen Gewerben zusammen treten, und dieJdee d er Gesammt-Innungerr einer gründlichen Besprechung würdigen. Sie können versichert sein, daß Leipzigs Innungen ihnen freundlich die Hand reichen; denn daß diese nichts sehnlicher wünschen, als jene Idee verwirklicht zu sehen, dies haben sie bereits selbst durch den „Offenen Brief an alle Jnnungsgcnossen Deutsch-