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sAbtheilung I. der — Gewerk- und Handelspolitik, Gewerbsversalsung, Gewerliswirthschaft und — deutschen Gewerbezeitung.) Inhalt. Goldbnch. Geschäftsweisheit und der Weg zum Reichlhuin. Von Edwin T. Freedley in Philadelphia. —> Razionale Handelspolitik. Bo» Jules le Bastier. — Das Oberpostam» w London. lEine Rückerinnerung zweier Besucher.) — Geschichte der Steinkohlen und ihrer Entdeckung im franz. Hennegau, franz. Flandern und in Artois. 17<6—<791. Von Eduard Grar, besprochen von Delaporte. Schluß. — Die Staatsverwaltung und die Gewerbe. — Zur Frage, wo Pstanzen und Thiere ihren Stickstoffgehall hernehmen. — Beruh. Eisenstuck an die Red. d. Freimüth. Sachsenzelinng. — Wollfabrikazion zu Roubair in Lourcoing — Die Maschinenfabrik von R. Hartmann in Chemnitz. — Die obererzgebirgische Eisenbahn. — Die Vorschnhbank für Gewerbtreibendc in Chemnitz. — Bücherschau. Gol-buch. Geschäftsweisheit V Edwin T. Frcedli sEin merkwürdiges Buch, das obengenannte! Verfaßt von einem geschäftskundigen, geistreichen und redlichen Nordamerikaner führt es nicht allein ein in die allgemeinen Grundsätze der rich tigen Behandlung von Geschäften, wo solche auch betrieben werden, so wie eS überhaupt Geschäfisklugheit und Geschäftsgcwandheit lehrt, sondern es öffnet auch einen Einblick in das eigenthümliche Geschäft st reiben i» Nordamerika, dessen Kennmiß vielen deutschen Gewerbtreibenden von nicht geringem Nutzen sein dürfte. Mancher, der daS Buch gelesen hat, gestand uns offenherzig, daß er wohl Mehres in seinem Geschäftslebe» anders eingerichtet, sich selbst mehr in's Auge gefaßt haben würde, wen» er dies Buch schon zeitig im Beginn seiner Laufbahn reckt gründlich Hane durchstudiren können. Man findet in demselben die Erfahrungen gereifter Geschäftsleute, die Rathschläge glücklicher Unternehmer und Kauflcute zusammengetragen. Der Verfasser hat Recht im Vorworte zu sagen, ,,Jch halte mich überzeugt, daß, irre ich auch sonst, Jeder, der mein Buch einer gerechten und unbefangenen Durchsicht würdigt, sein Geld und seine Mühe nicht für ganz hinauSgeworfen erachten wird.^ Den Leser selbst über Inhalt und Geist deS Buches uriheile» zu lasten, gebe» wir im Nachstehende» ein paar kurze Kapitel, deren es l7 mit 3 Nachträgen auf 176 enggedruckten Seilen enthält. Red.j Zehntes Kapitel. Wie niuil durch Spcknlncn reich werden kann. Von einem Bostoner K.nifmann. Für wahrhaft große Menschenkinder gibt es wenige Wiegen zu Kauf, denn man würde sie schwer absetzen. Ei» trefflicher Dichter ist der Liebling eines ganzen Zeitalters, ein großer Feld herr das Wuuderthier eines Jahrhunderls. Aber ein gründlicher Spekulant wird seltener geboren als alle Beide. Jede Wissen schaft hat ihre Gesetze, und wenn wir die Gesetze gering acbien, so sind wir beschränkte Köpfe. Der handwerksmäßige Schlendrian verschwindet und die Quacksalberei machl sich aus dem Sraube, wenn wir das Gesetz einer Erscheinung entdecken. Die Gesetze, wodurch die Geschäftsspekulazion regiert wird, liege» jedoch noch nicht klar vor. Wir wollen uns daher Mühe geben, einige Grundregeln jener großen Kunst aufzustellen. Zunächst aber machen wir dem Leser bcmerklich, daß, da alle Weisheit und Erfahrung eines Einzelnen ein sehr ungenügender Leitfaden ist auf dem Pfade zur Wahrheil, an dessen Endpunkte ein schwerer Geldsack winkt, wir uns nicht allein auf unsere Gewanvbeit, Geld zu verdienen, verlassen, sondern freien Gebrauch von den Kennt nissen Anderer machen wollen. Die Grundsätze, Lehren, Regeln und Urtheile, deren wir Erwähnung thun werden, sind zum Thcil die uusrigen, theils gehören sie Fremden au. Es gibt fast ') Deutsch von F. G. Wieck nach der 8ten Auflage des Originals. (Leipzig. G. H. Friedlcin, <83Z. <9 Ngr. ordinär.) UN- -er Weg zum Reichthum. in Philadelphia l). kein Buch, in dem nicht irgend eine nützlicke Bemerkung über Gelderwerb enthalien wäre. Aus den von uns benutzten Quellen entspringen folgende Gedanken. Vor Allem muß bemerkt werben, daß glückliche Svekulazion im Geschäft im Allgemeinen nicht bloS Glück ist, gleich dem Glück des Lord Derter von Newburpport, als er die Ladung Wärmflaschen nach Ostindien sandte. Denn ungeachtet dieses Falles einer glücklichen falschen Berechnung grün dete in der Regel jener Lord Derter seine Spekulazionen auf eine gesunde Berechnung und richtige Voraussicht. So unwissend er auch in Geografie und ununterrichtet vom häuslichen Leben in tropischen Gegenden war, so besaß er doch Menschenkenntniß und viel Scharfsinn in Geldangelegenheiten. Er dachte nach und berechnete. Und ein Schafskopf wird mit Nachdenken und Berechnung weiter kommen, als ein Witzkopf ohne beide. In zweiter Linie darf nicht übersehen werden, daß ein großer und wesentlicher Unterschied zwischen Spekulazion und reinem Handelsgeschäft statlfindet. Nur zu häufig verwechselt man Beide sowohl in Theorie, als in Praxis mit einander. Denn wenn auch das Absehen Beider darauf gerichtet ist, ein Kalifornien bei sich zu Hause zu entdecken, so benutzen sie zur Erreichung dieses Zweckes doch sehr verschiedene Mittel. Der Handelsmann im eigentlichen Sinne hat nichts Besseres in dem Geschäft zu thun, als fest daran zu halten. Und da nun jedes Geschäft seinen Mann ernährt, und alle Geschäfte, in einem längeren Zeitverlauf betrachtet, gleich einträglich sind, so wird ein kleiner, aber sorg fältig angesammelter Gewinn endlich ein hübsches Vermögen bilden. Mau ist über den Bankerott mancher Leute aufs Höchste erstaunt, inzwischen möge man sich versichert halten, daß der Fehler im Bankerot lag und nicht im Geschäft. Daß der Handel Geivinn abwirfk, ist eine Sacke der Nothwendigkeit, und in einem längern Zeitverlauf betrachtet, wird der Gewinn den Verlust übersteigen, den» außerdem konnte gar kein Handel bestehen. Wen es aber trifft, der leidet darunter. — Mau verweile bei dieser Lhatsache nur einen Augenblick und bann gehe man zu einer andern über, nämlich zu der, daß ihr Geschäft verstehende Kaufteute von einer Veränderung des Preises gar nicht berührt werden. Denn wenn ne auf ihre Waaren bei deren Preisfall verlieren, so gewinnen sie andererseits auch wieder beim Steigen. Eins gegen das Andere gehalten, muß es sich im Verlauf der Zeit ausgleichen, wenn man richtig Buch und Rechnung geführt har. — Der Spekulant ist ein ganz anderes Geschöpf. Dem letzten neu entdeckten Kometen gleich beschreibt er seine eigene Bahn. Er geht sehr heftig auf Fall und Steigen von Preisen ein, denn VieS geht ihn sehr an. Der Händler hängt von seiner Kundschaft ab, der Spekulant hat keine. Der Händler richtet sein Augen merk auf kleinen, stetigen und sichern Gewinn, der Spekulant schaut nach plötzlichem und überspannten Reichlhuin aus. Die ganze Welt ist sein Markt! Ohne allen Zweifel ist Spekulazion eine Lotterie, aber nicht mehr, als Glück machen in Kalifornien. Seitdem man in Massa chusetts die Lotterie unterdrückt hat, hat die Handelsspekulazion