VIII. ABSCHNITT. Die Eisenbahnfahrt. §. 85. Die ersten Fahrten auf dem Schienenwege. Bis tief in die Neuzeit hinein sehen wir den Verkehr der Menschen und Güter fast ausschliesslich auf dem Rücken der Thiere sich vollziehen. Reisen werden nur wenige gemacht, und das sind Berufsreisen der Beamten, der Kaufleute, der Gelehrten (um Einsicht in Manuscripte und Bücher zu nehmen). Vergnügungsreisen kennt man nicht. Männer und Frauen machen die Reisen zu Pferde oder auf Mauleseln. Minister reiten zu Hofe, Raths herren zur Sitzung. Noch zu Anfang des XVI. Jahrhunderts (1588) verbietet Herzog Julius von Braunschweig seinen adeligen Vasallen, der Kutschen sich zu bedienen, weil derlei Fahrten nur Faullenzern zukommen, und überdies durch Fahrten in Kutschen die männlichen Tugenden (Redlichkeit und Tapferkeit) beeinträchtigt werden. Die werthvollsten und praktischesten Anregungen bezüglich des Post verkehres gehen von England aus; dieses führte zuerst, und zwar schon im XVII. Jahrhundert die Eilpost, de »flying coach« ein, welche den Weg in der Hälfte der Zeit, welche die schwere »Stage coach« braucht, zurück legt, sie verkehrt bald von London nach allen grossen Städten und auf allen Stationen ist für gute und schnelle Bewirthung und Unterkunft gesorgt. Zur selben Zeit führt eine Privatgesellschaft die »Penny-Post« in London ein, die aber wegen ihrer Billigkeit, als eine Schädigung des Monopols, unter drückt wird. Die 1784 von Palmer erfundenen »Malles postes« wurden vom Convent in Frankreich und dann auch in Deutschland eingeführt. Diese vierspännigen, gelblackirten Cabrioletwagen mit dem eisernen Koffer am Rücken, welche vorschriftsmässig zwei Meilen pro Stunde zurücklegen müssen, sowie die ebenfalls aus England stammende »Mail coach« und die leichte, bequeme »Berline«, welche bereits 16 Kilometer in der Stunde zurücklegen, bleiben lange Zeit hindurch das beste Beförderungsmittel. 1 ) Als Zugkraft werden ausschliesslich Pferde verwendet. Erst gegen Ende des XVIII. Jahrhunderts (1759) taucht die Idee auf, die Kraft des Dampfes zur Fortbewegung der Fuhrwerke zu verwenden. Wir sehen nämlich *) Walter. Aus der alten Zeit der Habsburger. Neues, Wiener Tagblatt, 17. März 1877.