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X. Band. Chemnitz, dm 1. August 190V. Nr. 21. Der Jniertionipreii beträgt pro mergespaltene Peiitzeile oder deren Raum 2b Pi. ^ Bit Wiederholungen Rabatt. Deutsche Beilagen, von denen der Redaction ^ ^ ein Probeexemplar einzusenden ist, werden unter genauer Angabe der Auflage ^ billigst berechnet. ^ Maschinisten- nnd Heizer-Zeitschrift ^kß«« ^er Sächsische« Hexender ^er Hereme s«r Msschmste« «rü Heizer. Erstes Fachblatt für alle Maschinisten und Heizer Deutschlands und Oesterreich-Ungarns. Die Zeitschrist erscheint am 10. und 25. jeden Monats und kostet jährlich 3,60 Mk. — 2 fl. 25 kr. österr. Währ. Alle Postämter nehmen Bestellungen zum Preise von 0,90 Mk. 60 Kr. vierteljährlich entgegen. (Deutsche Reichs-Post-Zeitungs-Liste Nr. 1750s I. Anhang für 1898.) Alle Zahlungen und Sendungen, welche sich auf den Anzeigentheil beziehen, sind an die persönliche Adresse Ernst Pilz, Chemnitz, Aue Nr. 9 — alle Beilagen, sowie redactionellen Berichte u. Postsendungen an die Redaction Ernst Wurr, Leipzig, Querstraße 1, zu richten. Alle Mittheilungen für den Verband sind an den Vorsitzenden des Sächsischen Verbandes, Julius Emmerich, Chemnitz, Sonnenstr. 11, zu adressiren. Zielbewutzt. Als Zweck unseres Verbandes wird mit Recht in unserm Statut an erster Stelle die Hebung unseres Standes genannt und dadurch allen anderen Bestrebungen, so gut dieselben auch sein mögen, vorangestellt. Dies Ziel haben die Gründer, die Vorstände der sieben Vereine und die Mitglieder derselben, welche zuerst zum Verband zusammentraten, vor Augen gehabt, und seither unablässig verfolgt. Auch die zahlreichen Collegen, welche sich dem Verband im Laufe der Jahre anschlossen, thaten es in der Hauptsache mit der Ueberzeugung, dadurch zur Hebung unseres Standes ihr Theil beizutragen. Dies gilt besonders von den Mitgliedern der Vereinsvorstände, die weder Zeit noch Mühe scheuen, wenn es gilt, ihren Verein zu fördern. Doch muß leider zugegeben werden, daß immerhin eine große Anzahl von Mitgliedern diese Hauptaufgabe noch nicht erkannt hat. Mancher wird Mitglied, nur weil es ihm den geselligen Verkehr mit den Collegen erleichtert; Andere wohl gar des persönlichen, materiellen Vortheiles wegen; wenn es aber gilt ein Opfer an Zeit zu bringen, die gewohnte Bequemlichkeit aufzugeben, sind dieselben nicht zu haben. Es muß ja ohne Weiteres zugegeben werden, daß unser aufreibender Beruf bei der langen Arbeitszeit, welche er mit sich bringt, wenig Zeit für die Bestrebungen unserer Vereine übrig läßt; bei gutem Willen könnte aber doch das Interesse ein regeres sein, das lehren die Vereinsversammlungen, in welchen ein Theil der Mitglieder regelmäßig erscheint, andere aber sich das ganze Jahr kaum einmal sehen lassen, das zeigen auch die Besuche in Nachbarvereineu, sei es behufs einer Excursion oder eines geselligen Beisammenseins; es sind immer dieselben, welche daran theilnehmen, und wenn diese Zeit dazu finden, könnten es doch die andern auch. In jeder Monatsversamm lung und bei Zusammenkünften mit Nachbarvereinen kann man etwas lernen. Am 24. Juni unternahm der Chemnitzer Verein einen Ausflug über Zschopau nach Wolkenstein. Schon vier Wochen vorher waren die Mitglieder des Zschopauer Vereins eingeladen worden, sich der Fußpartie nach Wolkenstein anzu schließen; auch die Collegen aus Venusberg sollten von Scharsen stein aus die Tour mitmachen. Die Betheiligung der Chemnitzer Collegen mit Familie war eine sehr starke, und es denkt gewiß heute noch jeder mit Vergnügen an den genußreichen Ausflug. In Zschopau indeß waren am Bahnhof nur drei Collegen an wesend, und nur zwei davon machten die Partie mit, während Venusberg vollständig durch Abwesenheit glänzte. Trotz der gesetzlich gewährten Sonntagsruhe giebt es ja leider oft »och am Sonntag Vormittag in der Dampfanlage zu thun, damit dieselbe in gutem Stand erhalten wird; in vier Wochen muß es aber möglich sein, sich einen ganz freien Sonntag zu schaffen oder die unbedingt nöthigen Arbeiten wenigstens bis Vormittag 8 Uhr zu erledigen, wenn nur der gute Wille vorhanden ist. Die Zschopauer und Venusberger Collegen hätten gewiß durch den Verkehr mit den Mitgliedern eines großen Vereins manche werthvolle Anregung empfangen und Bekanntschaften angeknüpft, die ihnen von Nutzen sein würden; so haben sie die günstige Gelegenheit, welche nicht so bald wiederkehren dürfte, ungenützt vorübergehen lassen. In den letzten Nummern unserer Zeitschrift ist manches über die Ausbildung der Heizer angeregt und gezeigt worden, wie man sich in Fachkreisen allerorts mit dieser Frage be schäftigt, zugleich aber auch, wie weit die Meinungen auseinander gehen. In neuerer Zeit wird diese Frage auch in den Tages blättern besprochen, ein Beweis dafür, daß auch weitere Kreise sich lebhaft für dieselbe interessiren. Nr. 152 der „Chemnitzer Neuesten Nachrichten" enthalten einen längeren Artikel über Ausbildung und Beaufsichtigung der Kesselheizer, Rauchver hütung und Nr. 161 der „Leipziger Volkszeitung" entnehmen wir darüber Folgendes: „Fachausbildung für Kesselheizer. Obgleich man seit Jahren eifrig bemüht ist, durch zweckentsprechende Feuerungs anlagen in den Jndustriebezirken die Rauchbelästigung zu vermindern, so ist ein befriedigender Erfolg doch immer noch nicht erreicht. Die sich mit der Frage der Rauchbelästigung be fassenden Sachverständigen haben sich meistens dahin ausge sprochen, daß auch bei den besten Feuerungsanlagen eine der artige Belästigung nicht zu verhindern sei, wenn die Thätig- keit des Heizers nicht sachgemäß ausgeübt werde. Auf die Erziehung tüchtiger Heizer sei daher ein Hauptgewicht zu legen. Aus sächsischen Jndustriekreisen sind der Chemnitzer Handelskammer in dieser Beziehung Vorschläge gemacht, die von ihr dem Ministerium des Innern zur Berücksichtigung unter breitet wurden. In diesen Vorschlägen wird betont, daß der gegenwärtig von den Gewerbeinspectionen in Heizercursen er- theilte rein theoretische Unterricht ungenügend sei. Er müsse seine Ergänzung finden durch eine practische Unterrichtszeit von mindestens halbjährlicher Dauer. Dieser practische Unterricht könne bei staatlichen oder städtischen Kesselanlagen eingerichtet werden, bei denen man Lehrheizer anstellen und junge, sich zum Heizer ausbildende Leute gegen geringen Lohn beschäftigen müsse. Der fertig ausgebildete Heizer solle durch die Dampfkessel-Nevisionsvereine oder durch die Gewerbeinspectivn eine» Berechtigungsschein für die Ausübung der Heizthätigkeit erhalten; auch müsse man diesen beiden Stelle» die Berechtigung ertheilen, die Thätigkeit der Heizer zu beaufsichtigen, ihnen, wenn nöthig, Verweise zu ertheilen und diese auf den Berechtigungs schein zu vermerken. Bei fortgesetzter Nachlässigkeit der Heizer solle Revisionsvereinen oder der Gewerbeinspectivn selbst das Recht zustehen, Geldstrafen auszusprechen und den Be rechtigungsschein zu entziehen (!). Diese Maßregeln werden aus den gegenwärtigen Verhältnissen begründet. Heute dürfte man auch dem nachlässigen Heizer selbst den gerechtesten Tadel nur vorsichtig aussprechen, da er bei dem herrschenden Leutemangel sofort die Stelle wechsele und er vielleicht nur durch einen noch schlechteren Mann ersetzt werden könne. Bei Er- theilung des Berechtigungsscheines werde es jedoch den Kessel- besitzeru möglich sein, sich sofort über die Zuverlässigkeit und