nanzmäßige Exekutionsgebühren“ gezahlt werden. Sie mußten außerdem solange bleiben, bis die Gemeinden, sprich: arme Leute, die Gebühren be zahlt und das Kommando den „Weiche-Schein“ erhalten hatte. Auch um die Berainung der Straße gab es oft Streitigkeiten, da durch die „Willkür“ der Fuhrleute die Straße sich oft auf das Doppelte, ja Dreifache ver breiterte. Ferner ergab die Eigenmächtigkeit der reichen Grundherren, durch deren Besitz die Straße führte, Ärgernisse. So wird von einem Junker berichtet, daß er „an den Niederländischen Fuhrleuten und Zwickaurischen Bürgern allerhand attentata (Überfälle, Beschlagnahmun gen) verübet“. Dicke Aktenbündel über solche Prozesse geben davon Kenntnis. Die Straße führt nun leicht bergan und erreicht bei dem ehemaligen Dennheritzer Schützenhaus mit 319 m Meereshöhe ihren höchsten Punkt zwischen Gößnitz und Mosel. Das Forsthaus „Weidmannsheil“, schon auf der Oberreitschen Karte vermerkt, deutet auf die Wildpflege im Schäbigt hin. Beide Gebäude sind heute Wohnhäuser. Durch den Schäbigt führt unsere Hohe Straße in das Muldental und verläßt bei Kilometerstein 8,2 unseren Kreis. Das “Starke Gefälle (Bergschlößchen 315 m — Gasthof Mosel 260 m) wurde um 1922/23 durch Verlegen der Straße verringert. Heute zeigt sich unsere Hohe Straße Gößnitz—Mosel in einem schmucken, sau beren Gewand, ist in tadellosem Zustand und als Fernverkehrsstraße Nr. 93 eine unserer besten Hauptverkehrsadern. Noch einmal sah die alte Straße Tod, Not und Elend, als die faschistischen Truppen und Kriegsfahrzeuge auf ihr auszogen, um fremde Länder zu überfallen, aber 1945 geschlagen zurückkehrten. Viele Trecks mit Um siedlern folgten dem Chaos. Auf ihr rollten aber auch die siegreichen Panzer der Sowjetunion. Danach zogen viele mutige Menschen, Anti faschisten und zu Kriegsgegnern gewordene Soldaten einem neuen Leben entgegen. Nach Jahren stürmischen Aufbaues beleben heute moderne Kraftfahrezuge die Straße und sausen über Pflaster und Asphalt dahin. Die Linie Leipzig—Gößnitz—Zwickau des VEB Kraftverkehr befährt jetzt den uralten Weg, die Linie Meerane—Ponitz—Crimmitschau kreuzt ihn in Schwanefeld und die Linie Glauchau—Crimmitschau am „Pelikan“. Ihre schönsten Tage erlebt sie alljährlich, wenn Tausende begeisterter Menschen an ihren Rändern stehen und fröhliche Kinder mit bunten Fähnchen den Giganten der Landstraße, unseren Friedensfahrern, zu winken. Vieles könnte sie aus ihrer Vergangenheit erzählen: Von Kriegsvölkern, die auf ihr entlang zogen — von verwegenen Reiterscharen, deren Rosse die Wege zerstampften — von Fuhrleuten und ächzenden Lastwagen, die mühsam über ausgefahrene Gleise rumpelten — von einsamen Postboten und flinken Postreitern — von armen Handwerkern, die auf Schusters Rappen zur Messe wanderten — von Eilposten und Postkutschen mit ihrem Postillion — von blitzenden Rennrädern und schnellen „Wartburgs“ in der Gegenwart! — Nun ist unsere alte Hohe Straße endlich eine Straße des Friedens geworden. Immer soll sie es bleiben. Der Autor studierte umfangreiches Quellenmaterial. Interessierten Kollegen steht er gern mit Ratschlägen zur Verfügung.