11 ihr Destillierhaus gestanden, ist heute eine idyllische Bastion; durch ein Psörtchen in der Mauer tritt man'auf.'einen kleinen grünen Platz hinaus, eine Rasenbank im Buschwerk,lädZein, nirderzusttzen und den Umblick zu genießen: zu beiden Seiten zieh« sich die dunkeln Mauersronten entlang, und zu Füßen liegt das Städtchen und seine schmucke stattliche Kirche, die roten Dächer leuchten im Sonnenscheine. Mit unverhohlenem Lokalstolz vermelden die Chroniken, daß auch ein Wettiner Prinz, Vater Augusts achter Sohn Adolf, auf dem Stolpener Schlosse geboren und getauft worden ist. Bisweilen begnügten sich die Kurfürsten damit, unten im Städtchen abzusteigen und Quartier zu nehmen. Noch heute steht am Markt das alte Amtshaus, am kurfürstlichen Wappen über der Türe kenntlich, das sie kauften» wie eS in der alten Urkunde heißt, „zu Unserer mehrerer Brquemlich- keit und Abtritt, wenn Wir wegen des ziemlich hohen Berges nicht allemal bei Unserer dahinkunft das Hoflager aus unserm Schlosse nehmen sollten". Auch unter dem neuen Regimente mußte die Feste als Gefängnis dienen. So wurden 1592 zwei Dresdener Hof prediger um ihres calvinistischen Glaubensbekenntnisses willen, „collegialiter" hierher geschleppt. Aber sie brachten wenig Segen nach Stolpen. Der Teufel selber kam mit ihnen hierher; es war von Stund an nicht mehr geheuer auf dem Schlosse. Das berichtet der Verwalter Thomas Trcutter in einen umständlichen Schreiben an seinen Vorgesetzten. Es ist gar kein Zweifel, er selber hat den Leibhaftigen ganz deutlich gesehn. Nacht für Nacht ist er zu ihm in die Stube gekommen, und wie hat er sich da aufgeführt! Im Waschbecken hat er sich gebadet, das Bänklein hat er fort gerückt, die Bücher umgeblättert und hin- und hergeworfen. Andern ist er auch begegnet, rin rotes Lederwams hat er angehabt und einen Fuhrmannshut auf dem Kopfe mit langen Federn. In seinem Zorn hat er ein furchtbares Hagelwetter über Stolpen erregt. Mit dicken Schloßen so groß wie Wallnüsse hat er die Fenster ungeschlagen und die Ziegel von den Dächern geworfen, daß es lebensgefährlich gewesen ist, über den Schloßhof zu gehn; aus den Feldern ist nicht der dritte Halm stehn geblieben. Die Bürger haben nicht anders gemeint, als nun käme der jüngste Tag. Inzwischen wurde seinen Schützlingen hinter Schloß und Riegel die Zeit zu laug. Unter ihren Kerkern rauschten die Bäume des Burgbergs im vollen Junischmuck. Da beschloß der eine, Magister Steinbach, zu entfliehen. Mit dem Brotmesser schnitt er nachts die Türe seiner Zelle entzwei, ein tüchtiges Stück Arbeit, denn Ehrwürden war ein wohlbeleibter Herr 5 und das Loch mußte ziemlich groß werden, bis er sich