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Chemnitzer Anzeiger und Stadtbote : 22.12.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-12-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512382794-188312227
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512382794-18831222
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512382794-18831222
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungChemnitzer Anzeiger und Stadtbote
- Jahr1883
- Monat1883-12
- Tag1883-12-22
- Monat1883-12
- Jahr1883
- Titel
- Chemnitzer Anzeiger und Stadtbote : 22.12.1883
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Ekbe«»itzer Anzeiger «»- Gt«dtk»te. Nr. L3« Sonnabend, 22. Decemb«. Seite 2. Gegen den in Pelplin verhafteten Selbstdenuneianten Piont- , kowSki, der sich, wie früher gemeldet, als Nihilist bezeichnete und vorgab, zur Ausführung eine» Attentats auf den Fürsten BiSmarck abgesandt zu sein, hat die Staatsanwaltschaft in Danzig nunmehr wegen versuchten Betrug» und Landstreichens Anklage erhoben. Bei den kaiserlichen Majestäten fand am Mittwoch das alljähr liche BotschastSdiner zu Ehren der in Berlin accreditirten Botschafter statt. Das Preußische Herrenhaus hielt am Dienstag und das Abge ordnetenhaus am Mittwoch seine letzte Sitzung vor Weihnachten ab. Jene» erledigte in zweiter Berathung die Jagdordnung meist nach den Commissionsbeschlüsten, während das Abgeordnetenhaus in seiner letzten Sitzung die Etats deS HandelSministeüumS, des Auswärtigen Amte» und des Kriegsministeriums bewilligte. Die nächste Sitzung de» Abgeordnetenhauses findet am 8. Januar 1884 statt. Oesterreich-Ungarn. In dem erst vor Kurzem «öffneten kroatischen Landtage ist eS am Mittwoch zu großen Tumulten ge kommen. Ueber die Ursache derselben theilen die hierüber eingegangenen Depeschen noch nichts Näheres mit, es heißt in ihnen nur, daß die Sitzung unter großem Scandal geschlossen wurde, den die Minorität mit Unterstützung der auf der Galerie befindlichen Studenten provocirt habe; der Präsident und die Deputirten der Majorität seien wieder holt gröblich beschimpft worden. Die Majorität der croatischen LandeS- vertretung ist einer Versöhnung mit Ungarn zugeneigt, während die Minorität aus lauter nationalen Fanatikern besteht und dieser Gegen satz dürfte wohl zu den erwähnten Scenen geführt haben. — In Wien wird das öffentliche Interesse noch immer durch die Ermordung des Polizei-Concipisten Hlubeck in Anspruch genommen, während man sich in Pest mit dem wird« aufgenomnienen TiSza-Eszlarer Proceß beschäftigt. Frankreich. Die Stimmung der französischen Deputirten- kammer ist dem Labinet Ferry noch immer günstig, trotz der steigen den Forderungen für die Tonkin-Expedition. Ein Beweis hierfür ist die am Dienstag erfolgte bereits gemeldete Bewilligung des Nach- tragSereditS für Tonkin im Betrage von 20 Millionen Francs. Man muß hierbei allerdings auch mit der anerkannten Opferwilligkeit der französischen Deputirtenkammer rechnen, die sich zeigt, wenn es gilt, die nationale Ehre und die nationalen Interessen zu wahren. Jetzt handelt es sich darum, die Tonkin - Expeditton unter allen Umständen ehrenvoll für Frankreich zu Ende zu führen und wohl hauptsächlich «nter dem Drucke dieser Erkenntniß bewilligte die Kammermajorität die geforderten 20 Millionen. Sol aber diese, dein Cabinet Ferry freundliche Stimmung anhalten, so müsse» bald bestimmte Sieges nachrichten aus Tonkin einlaufen. Zwar heißt es, daß die Franzosen Sontay nach nur schwachem Widerstande der »Schwarzflaggen" und Chinesen besetzt hätten, diese Nachricht ist jedoch bislang noch nicht bestätigt worden. England. Die ministerielle Londoner „Pall Mall Gazette" meldet, daß «an außerordentliche Vorsichtsmaßregeln für die Sicher heit des Premierministers Gladstone in besten Landsitz Hawarden getroffen habe, weil mehrere Mitglieder der fenisch-irischen „Unüber windlichen" von Newyork unterwegs seien. Spanien. Auf der Pyrenäen-Halbinsel bereiten sich dem Anschein nach wieder ernste Dinge vor. Es verlautet, daß das spa »isch« Cabinet beim König die Auflösung der Corte» beantragen wolle, vielleicht um dem Lande durch die Neuwahlen zu den Cortes Gelegenheit zum Ausdrucke seiner wahren Meinung zu geben. Auch sollen im Ministerium Posada selbst Differenzen herrschen und spricht »an von dem bevorstehenden Rücktritte eines oder mehrerer Cabinets- mitglieder. Egypten. Der Khedive von Egypten macht jetzt eine letzte verzweifelte Anstrengung, den Aufstand deS Mahdi niederzuwerfen. Sine neue Expedition unter dem Oberbefehl Baker Pascha's ist nach Suakim abgegangen und sollen derselben auch die egyptischen Garni sonen in Kairo, Alexandrien, Damiette u. s. w. Nachfolgen. Infolge besten hat die englische Regierung beschlosten, mehrere Regimenter zur Verstärkung der in typten befindlichen englischen Truppen abzusenden. UebrigenS soll in Darfor eine Gegenrevolution gegen den Mahdi an-gebrochen sein. Hegen den Strom. Novelle von Hans von Bingen. (Fortsetzung) Die Verwirklichung dieses LieblingSprojekteS des Herrn und der Frau Commercienrath Walther war in der That auch schon sehr weit gediehen, denn Baron Klahden, ein Rittmeister bei der Garde, wurde sehr gern im Hause des Commercienraths gesehen und schien sehr ernste Absichten auf den Goldfisch Irmgard Walther, die seit einem halben Jahre die höhere Töchterschule verlassen hatte und seitdem zur vollendeten Dame avancirt war, zu haben Böse Zungen hatten nun allerdings schon die Behauptung ausgesprochen, daß der Commercien rath Walther mit seinen unermeßlichen Reichthümern als Schwieger papa der Rettungsanker des Baron Klahden werden solle, denn die Rittngüter des Herm Baron wären schauderhaft verschuldet und eine reiche Heirath wäre nur noch das einzige Rettungsmittel des varonS vor dem materiellen Ruin. Diese Eigenschaften des um Irmgard freienden Baron Klahden waren wahrscheinlich auch dem Commercienrath und besten Gemahlin bekannt, aber sie schienen hierin durchaus keine Schattenseite des Barons zu erblicken, was ja erklärlich seinmußte, da Walthers ja steinreich waren und bei einer Vermählung ihrer Tochter nicht auf Reichthum ihre» Schwiegersohnes zu sehen brauchten, wenn derselbe ihnen nur sonst das brachte, was sie er strebten, neue Ehren für sich und ihre Tochter, und dies war ja bei der Aermählung der bürgerlichen Irmgard Walther mit dem Baron Klahden offenbar und unbedingt in den Augen des Commercienrathes, ja noch mehr in denjenigen der Commereicnräthin der Fall. Auch heute war neben vielen anderen angesehenen Gästen der Baron Klahden zum Diner beim Commercienrath Walther geladen und dieses Diner, wie das sich daran schließende Ballfest schienen ganz dazu geeignet zu sein, die Lieblingsidee des Waltherschen Ehepaares um einen neuen Schritt der Verwirklichung näher zu bringen. Bereits trafen einige der Gäste ein und wurden im Empfangs- salon von dem liebenswürdigen Gastgeber und dessen Gemahlin be grüßt. Der erste angekommene Gast war aber der junge Commis Otto von Abendberg gewesen, wie es der Zufall gefügt hatte, denn Otto wollte nicht der Letzte sein, der im Hause des vanquiers als Gast eintraf, weil er dies für unschicklich hielt und daß er der Erste war, die» entsprang dem Umstande, weil sich die übrigen Gäste, wie e» gewöhnlich zu sein Pflegt, ziemlich verspäteten. Indessen hatte sich Otto ouS doppelten Gründen unbemerkt Eingang in da» HauS deS Commercienraths verschafft, denn er hatte seinen Weg anstatt durch die große HauSthür durch die ihm wohlbekannte Gartenthür genommen und sich zunächst zum Sohne des Commercien raths begeben, der eben dabei war, mit seiner Schwester in den Empfangssalon zu eilen und den Eltern Beistand bei der Begrüßung der zahlreichen Gäste zu leisten. „Entschuldige heule meine Zudringlichkeit," sagte Ott, nach der ersten Begrüßung fast verlegen zu seinem Freunde Leopold Walther, „aber ich komme mir heute bei dem großen Feste, zu dem mich Dein Vater geladen hat, recht fremdartig vor und möchte mich, da ich sonst Niemanden kenne, dem ich mich anvertrauen könnte, unter Deinen Schutz während der Festlichkeit begeben, denn, verzeihe, lieber Leopold, -kachrichte« au» Chemnitz und Umgegend. . Lhemnitz, den 21. December 1883. — Arbeitsjubiläum. Der Stellmachervorarbeiter Eduard Adolf Hösel feierte am vergangenen Dienstag, den 18. December, daS 25jährige Jubiläum seiner Thätigkeit auf dem Werkstättenbahnhof Am Morgen deS JubeltageS wurde er von zwei älteren Jubilaren empfangen und an seinen sinnreich geschmückten Arbeitstisch geführt. Darnach beglückwünschte Herr Vorarbeiter Hänsch den Jubilar im Namen de» gesammten Arbeiterpersonals. Die Vertreter und Ar beiter der verschiedenen Werkstätten versammelten sich Abends in dem prachtvoll geschmückten Saale der „Stadt London". Der Gesang verein „Liedertafel" trug daS Lied „DaS ist der Tag des Herrn" vor und hieran schloß sich eine Ansprache des Heim Vorarbeiter Hänsch, in welcher dieser auf die Bedeutung des TageS hinwieS. Am Schluffe seiner Rede überreichte er dem Jubilar die ihm von seinen Vorgesetzten und Mitarbeitem zur Erinnerung an seinen Ehrentag zugedachten werthvollen Geschenke. Der Festredner brachte dann noch den neuen und älteren Jubilaren, deren Vorgesetzten und Sr. Maj. dem König dreifache Hochs aus, in welche die Theil- nehmer, die sich denn bis zum frühen Morgen dem fröhlichen Tanz Hingaben, begeistert einstimmten. — Weihnachtsfeier im Kindergarten. Herr Robert Hertwig veranstaltet auch dieses Jahr für die Zöglinge seiner Kindergärten, bezw. für deren Eltem, eine Weihnachtsfeier, und zwar am Sonnabend Abend 6 Uhr im Mosellasaale. Wie früher werden sich an die Bescheerung der Weihnachtsgaben, welche die Kleinen im Kindergarten für ihre Eltern gearbeitet haben, fröhliche Spiele und Gesänge anschließen, welchen dieses Jahr noch Darstellungen lebender Bilder, als: „Knecht Rupprecht kommt, Abeadsrgen re." folgen werden. Herr Hertwig wird seinen Zöglingen auch eine Weihnachtsgefchichte erzählen. Wir machen Eltern und Kindersreunde auf diese Weihnachts feier aufmerksam, mit dem Bemerken, daß Jedermann der Zutritt ge stattet ist. — Der gestrige Vortrag des Herrn Realschulober lehrers v>. Zimmermann über: „die Pflanzenwelt der Jetzt- und Vorzeit" im „Kaufmännischen Verein" war nicht nur ein äußerst lehr- und gehaltreicher, er gestaltete sich vielmehr auch zu einem Hochinterestanten und angenehm unterhaltenden, da der Herr Vortragende es verstanden hatte, das reichhaltige Moterial in edle Form zu bringen und in beredter Sprache, hin und wieder gewürzt durch geistreiche Bemerkungen, dem Hörer vorzuführen. Von Alexander von Humboldts Worten „Ungleich ist der Teppich gewebt, welchen die blüthenreiche Flora über die Erde ausbreitet" ausgehend, schilderte Herr Or. Zimmermann zunächst die Pflanzenwelt in den verschiedenen Zonen, hob in erschöpfender Weise die charakteristischen und unter scheidenden Gattungen hervor und führte die Zuhörer gewissermaßen durch einen großen botanischen Garten, der den großen Raum zwischen dem Aequator und den Polen umfaßte. Im zweiten Theile seines Vor trags, der die Pflanzenwelt der Vorzeit behandelte, zeigte der Herr Redner zunächst, wie die Flora sich mit dem Zurücktreten des Meer wassers und dem allmählichen Heben deS Bodens nach und nach ent wickeln mußte, wie auf die ein Wasscrleben führenden Meerespflanzen, die gewissermaßen amphibisch lebenden Sumpfpflanzen und auf diese endlich die ein reines Erd- und Luftleben führenden Gewächse unserer Tage folgten. Eingehend und allgemein verständlich beantwortete so dann Herr vr. Zimmermann die Frage „Wie ist man dazu gekommen, so sichere Kenntniß von der Flora der Vorzeit zu erlangen?" skizzirte hierbei die Grundzüge der Paläontologie nnd schilderte ein gehend die 4 Epochen der Tange, der Gesäßkryptogamen, der Gym nospermen und der Angiospermen. — Die Anwesenden spendeten Herrn vr. Zimmermann für den, wie gesagt, äußerst iuhaltreichen Vortrag lauten Beifall. — Die neulich vom hiesigen Allgemeinen Haus besitzervereine im Gasthofe zur Linde abgehaltene Monatsver sammlung beschäftigte sich zunächst mit einem Berichte über die stattgefundenen Stadtverordneten-Ergänzungswahlen und nahm ferner von den vom Vereine gegen Verfälschung der Lebensmittel und dem Vereine selbstständiger Miether ergangenen Einladungen zum Besuch es ist schrecklich, zwischen lauter fremden Herren und Damen, die wer weiß wie vornehm sind, den ganzen Nachmittag hier sitzen zu müssen." „Du hast ganz Recht," entgcgnete Leopold Walther mit einem theilnehmenden Lächeln, «mir würde es an Deiner Stelle ebenso gehen, im Uebrigen hast Du aber Wohl vergessen, daran zu denken, daß noch einige Herren aus dem Geschäft meines Vaters geladen sind, so viel wie ick weiß, der 1 assirer, der Buchhalter und der erste Correspondent, da hast Du Gesellschaft unter Bekannten, ihr werdet zusammensitzen und ich sitze nicht weit von Dir." Otto athmete erleichtert auf und antwortete halb verblüfft: „Danke, danke bestens für Deine Auskunft, ich habe bei der Eile, in welcher ich mich hierher begab, gar nicht an die Wahrscheinlichkeit gedacht, daß noch andere Herren aus dem Geschäfte geladen sein müssen, es ist eine unver zeihliche Gedankenlosigkeit von mir." Dann sich an die in der Nähe stehende Irmgard und Leopold Walther zugleich wendend, sagte Otto mit sympathischer Stimme: „Ich bin aber auch hierher gekommen, um mich bei Fräulein Irmgard und bei Dir für die reizenden Weihnachtsgeschenke zu bedanken, die ich . . " „Aber Otto, bester Otto," unterbrach Leopold Walther den Freund, „ist es nicht genug, daß Du für diese Kleinigkeiten bereits dem Diener Dank aufgetragen hast, wozu brauchst Du Dich denn noch zu bedanken, ja wozu dankst Du überhaupt, da ich doch noch so viel Dank für Deine Beihülfe bei meinen lateinischen und mathematischen Arbeiten schulde, wo Du mein Lehrer ohne Gehalt warst, wenigstens lehntest Du jedes Honorar rundweg ab." „Ich bin in derselben Lage wie mein Bruder," erwiderte in neckischer Naivität Irmgard mit einem leichten, schelmischen Lächeln, „denn wie oft, Herr von Abendberg, haben Sie mir bei den deutschen Aufsätzen, die wir armen Mädchen auf der höheren Töchterschule über die Bedeutung eines Walther von der Vogelwciae, Hans Sachs und anderer mittelalterlichen Dichter anfertigen mußten, geholfen, und ich hätte es in der französischen Sprache gewiß nicht soweit gebracht, wenn Sie nicht mit mir und Otto so fleißig parlirt hätten." „Aber wir wollen doch das Gebiet der kleinen Gefälligkeiten hier nicht weiter berühren," bat Otto leicht erröthend, „ich habe mir aber erlaubt, mich für die hübschen Weihnachtsgeschenke wenigstens bei Fräulein Irmgard ein wenig zu revanchiren," mit welchen Worten Otto von Abendberg der Schwester Leopold Walthers das prachtvolle Poesie-Album überreichte. Irmgard war über dieses Geschenk Otto s sichtbar überrascht, denn purpurroth färbten sich die Wangen des lieblichen Mädchens und sie stotterte beinahe, als sie dankend das Geschenk aus Otto's Händen entgegennahm. Schüchtern schlug sie die Augen nieder, aber sich ihrer Pflicht dem freundlichen Geber gegenüber erinnernd, hob sie wieder die Augenlider und blickte mit ihren großen blauen Augen sternen den vor ihr stehenden Jüngling innig und beinahe liebevoll an. „Wir haben aber jetzt keinen Augenblick mehr zu verlieren, Irmgard," rief jetzt der junge Walther. „Papa und Mama sind bereits eine Viertelstunde mit dem Empfangen der Gäste beschäftigt, wir müssen in den Salon eilen. Entschuldige, lieber Otto, bei Tafel sehen wir uns wieder!" von Vorträgen Kenntniß. Hierauf besprach Herr Wilhelm Vogel da» Mobiliarbrandversicherungswesen und bemerkte dabei, daß eS unbedingt nöthig ,ei. sich über die Zwecke und Ziele dieser Institute klar zu werden. Wie Mancher habe nicht schon durch Feuer seine ganze Habe verloren, während Andere nur dadurch dem Elende und großer Noth entgangen seien, daß sie durch Versicherung ihres Eigenthum» bei einer renommirten Gesellschaft der Verarmung vorgebeugt hätten. Diese Berficherungsinstitute würden allerdings mit unter auch mit mißtrauischen Augen angesehen und eS möchte der Grund hiervon Wohl darin zu suchen sein, daß von einzelnen Ver sicherungsanstalten vorgekommene Brandschäden nicht immer in eoulanter Weise regulirt worden seien. Vielfach werde aber auch bei Versicherungsanträgen nicht immer mit der erforderlichen Genauigkeit und Gewissenhaftigkeit verfahren, waS dann zu Streitigkeiten führe, oder es würden mitunter die Entschädigungsansprüche übertrieben, wodurch ebenfalls eine rasche Regulirung verhindert werde. Daß gewisse Gesellschaften sehr penible Aufnahmebedingungen stellten, sei richtig. Es gebe welche, die nicht aus allen Straßen von Chemnitz Versicherungsanträge entgegennehmen, obwohl gerade unser Chemnitz eine vorzüglich gut organisirte Feuerwehr besitze und seit Jahren größere Brände hier nicht vorgekommen seien. Hauptsächlich sei «S aber die Landbevölkerung, welche, trotzdem doch auf dem Lande ge- rad: die Nothwendigkeit, sich gegen Brandschäden zu sichern, am meisten vorliegt, gegen die Versicherungsanstalten Mißtrauen und schwer zu beseitigende, theilweise vollständig grundlose Vorurtheile habe, und gerade auf dem Lande sei durch Brandschäden schon vielfach namenloses Elend entstanden. Nachdem der Herr Vortragende noch verschiedene Versicherungsanstalten und deren Einrichtungen besprochen und verschiedene aus der Mitte der Versammlung an ihn gerichtete Anfragen beantwortet hatte, wurde ihm vom Vorsitzenden für seinen lichtvollen Vortrag Namens der Anwesenden deren Dank ausgesprochen. An die Vcreinsmilglieder wurde sodann noch im eigenen Interesse und, um Andere vor Schaden zu bewahren, die Aufforderung ge richtet, in ihren Häusern auf eine genügende Treppenbeleuchtung bei der jetzigen Jahreszeit zu halten. —m. Fachverein vereinigter Berufsgenossen. In der gestrigen Versammlung kam das Institut der Fabrilinspektoren zur Besprechung, über welches Herr Fromm referirte. Aus den ge schäftlichen Mittheilungen des Vorsitzenden ging hervor, daß die An regung zur Gründung von Fachvereinen auch anderwärts berücksichtigt worden ist. So sollen in Kirchheimbolanden, Offenbach und mehreren andern Orten bereits Vereine in der Bildung begriffen sein, deren Centralisation später beabsichtigt wird. Der hiesige Fachverein für vereinigte Berufsgenossen habe in den letzten 14 Tagen über 20 neue Mitglieder ausgenommen und zählt jetzt bereits 50 Mitglieder. Vom 3. Januar ab sind eine ganze Reihe großer öffentlicher Bor träge mit Discussionen in Aussicht genommen. Der Verein will auch die Geselligkeit pflegen und diesmal mit einem Christbaum-Vergnügen den Anfang machen. — Stadttheater. Die Donnerstagsvorstellnng gewährte un» in der Ausführung von ScribeS „Ein Glas Wasser" außer der Mitwirkung des geschätzten Gastes Herrn Carl Sontag noch de» Genuß des Auftretens einer zweiten hochgeschätzten Kraft der darstel lenden Kunst, der Frau Schindler-Heuser. ES war in der That ein Ereigniß besonderer Art, zwei so hervorragende Bühnenkünstler nebeneinander agiren zu sehen, und diese Erwägung hatte es denn auch vermocht, dem Hause trotz der Nähe des alle Familienkreise für sich in Anspruch nehmenden Weihnachtssestes einen recht ansehnlichen Besuch zuzuführen. Leider war es unserem Herrn Schauspiel- Referenten diesmal nicht möglich, der Ausführung beiwohnen zu können und müssen wir deshalb darauf verzichten, derselben die ihr gebüh rende eingehende Besprechung zu widmen. Wir können daher nur constatiren — und dies gereicht uns zu besonderem Vergnügen — daß der Gesammteindruck der Ausführung ein sehr befriedigender war. Daß die schon genannten Milwirkenden, Herr Carl Sontag als Gast und Frau Schiudler-Heuser — Ersterer als Vicomte von Bolingbroke, Letztere in der Partie der Herzogin von Marlborough — vorzügliche Leistungen bieten würden, war ;a vornweg als feststehend anzuneh- Jrmgard und Leopold Walther verschwanden vor den Augen Otto's von Abendberg und derselbe bemerkte nur noch, baß beim Davoneilen ihm Irmgard freundlich zunickte. Die hätten Dich auch gleich mitnehmen können, dachte Otto, der nicht wußte, daß der Sohn und die Tochter de» Commercienraths durch eine kleine Seitenthür in den Salon eilten, während Otto als Gast doch seinen Eintritt durch die großen Flügelthüren nehmen mußte, wie es für alle Gäste bestimmt war, um die gegenseitige Vor stellung, Tafelordnung u. s. w. nicht zu unterbrechen Otto sah auch im anderen Moment seinen Jrrthum ein, als er merkte, daß er seinen Hut noch in der Hand und sich seines Winter-Paletots noch nicht entledigt hatte, womit er unmöglich in den Salon hätte eintreten können, wo bereits zahlreiche Damen und Herren in Festgewändern auf- und abwogten. Der jüngste Commis im Bankhause Walther und Schmidt begab sich daher in den Hauptcorridor des Hauses und bewerkstelligte von da aus wie die übrigen Gäste seinen Eintritt in die festlichen Räume seines Herrn Principals. Otto hatte beim Eintritt in die Salons deS Commercienrathes vollständig den richtigen Muth gegenüber den vielen vornehmen und fremden Gästen gefaßt; leicht und anmuthig verneigte sich der junge, adelige Commis vor seinem Principale und dessen herablassend lächelnder Gemahlin und ebenso sicher und graziös waren auch Otto'» fernere Bewegungen in den Festräumen. Gehoben wurde auch de» Jünglings Stimmung durch den freundlichen Empfang von Seiten des Commercienraths und den warmen Händedruck, „ it welchem der Herr Chef seinen jüngsten Commis begrüßte. Dazu kam noch der Umstand, daß der adelige Name Otto's bei der Vorstellung desselben vielen Gästen gewaltig zu imponiren schien, wenn auch wahrscheinlich keiner der vornehmen Herren, geschweige eine der stolzen Damen ahnte, daß hinter dem so volltönenden Namen, „Otto von Abendberg", der neugebackene Commis des Bankhauses Walther und Schmidt steckte. Otto war zufrieden mit seiner Situation auf dem Feste und wurde es noch mehr, als er die jungen Herrschaften, Irmgard Und Leopold Walther, die sich bereits mit den Gästen viel zu schaffen gemacht hatten, in einem Nebensalon traf und nachdem er von beiden Geschwistern nochmals herzlich begrüßt worden war, von denselben nach seinen» Sitzplatze an der großen Galatafel geleitet wurde. Dort fand Otto auch mehrere ebenfalls zu dem Feste geladene Herren von dem Bankhause Walther und Schmidt, wie ihm bereit» Leopold Walther mitgetheilt hatte. Otto widmete aber seinen College», dein Lassirer, dem Buchhalter und dem ersten Correspondenten keine allzugroße Aufmerksamkeit, denn sein Geist war von ganz anderen Gedanken bewegt. Er sah den Glanz und den Reichthum im Hause seines Chefs, sah, wie dieser umschwärmt wurde von einer Creme der vornehmen Welt der Hauptstadt, . hlte, daß ein Kaufmann oder Banquier thatsächlich zu einer sehr bedeutenden und sehr beneiden»« werthcn gesellschaftlichen Stellung einporsteigen konnte und daß Otto sich auch nach dieser Richtung nicht getäuscht hatte, als er eS gegen den Willen des Vaters durchgesetzt, Kaufmann zu werden. (Fortsetzung kolgt.) '
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