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Chemnitzer Anzeiger und Stadtbote : 04.02.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-02-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512382794-188502042
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512382794-18850204
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512382794-18850204
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungChemnitzer Anzeiger und Stadtbote
- Jahr1885
- Monat1885-02
- Tag1885-02-04
- Monat1885-02
- Jahr1885
- Titel
- Chemnitzer Anzeiger und Stadtbote : 04.02.1885
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Jnsertion-prei«: die schmale (Ispaltige) KorpuSzeile oder deren Raum IS Pfennige. — — Unter Eingesandt pro Zeile 30 Pfennige. — Auf große Annoncen und Wiederholungen Rabatt. — Annoncen-Auuahme für die nächste Nummer bi» Mittag. — Ausgabe jeden Wochentag Nachmittag. Auuoueenbesteknnge« von auswärt» wolle «an den JnsertiouSbetrag stets beifüge« (Keine« Beträge in Briefmarken) je 8 Silben der gewöhnlichen Korpusschrift bilde» eine Zeile und koste» IS Pfennige. Verlags-Expedition: Vlexauder «iede, Buchdruckerei, Lhemnitz, Theaterstraße 48 (ehemalige» Bezirksgericht, gegenüber dem Kasinos. rereg»a««e -e» EHem«i-e» Ekuzeigers. Bom 3. Februar. Kiel. Der Stapellauf der Kervette B. ist auf den 7. Februar festgesetzt. Amsterdam. Dampfer „Oranje" der Gesellschaft Niederland, behufs Reparatur in Aden liegend, wurde durch den Slomandampfer „Amalsi" angefahreu. Erster« sank; die Bemannung ist gerettet. Paris. Der Marine-Ingenieur Dupuy de Lome ist gestorben. — Laut Meldung auS Konstantine find gestern durch eine Erder- schütterung in Mfila 8 Häuser der Araber zerstört Worden. Menscheu find dabei nicht um'S Leben gekommen. London. General Wolseley telegraphirt aus Korti von heute, daß die Avantgarde des General Carle am 30. Januar 8 Meilen von Birti eingetroffen sei und daß die Konzentrirung der Kolonne an diesem Punkte morgen werde bewerkstelligt werden; General Earle hoffe gegen den Feind, welcher eine starke Stellung bei Birti ein nehme, am 3. Februar Vorgehen zu können. Petersburg. Der „Regierungs-Anzeiger" veröffentlicht eine Gesetzesnovelle, wonach folgende Zollerhöhungen eintretea: gesalzene Heringe, Stockfische und andere getrocknete und gedörrte Fische um 7 Goldkopeken (bisher 15 Kopeken), über die europäische Grenze eiu- grführter Thee jeder Art um 400 Goldkopeken (24 R. 20 K.), gedrillte und gesponnene Seide, gehaspelt« Seidengarn, Nähgarn, Garn au» Lonrro äs 8ms »der Flockseide mit oder ohne Wollzusatz und Flachszusatz, ungefärbte um 800 (8 R), gefärbte und gedruckte um 1900 (16 R.), Olivenöl. Baumöl, alle vegetabilischen Oele (bis her 2 R.) um 20 Goldkopeken per Pud; Schaumweine in Flaschen um 15 Goldkopeken per Flasche (bisher 1 R. 10 K.). Die Einfuhr von Korinthen ist zollfrei. Die obigen Erhöhungen treten in Kraft mit der Veröffentlichung derselben im Gesetzblatte, also morgen. Rew-Aork, 3. Februar. Auf de« aus der Affaire Short-Phelau bekannten O'Donovan Roffa wurden heute, als er die Straße passirte, von einer jungen Frau fünf Rrvolver- schüffe abgeseuert. O'Donovan Roffa fiel zur Erde, soll aber nicht schwer verwundet sein. Die Attentate»!« wurde verhaftet und giebt an, sie sei Krankenwärteri« in einem englischen Hospitale DaS Deutschthum in Oesterreich. Bor wenigen Tage« hat ein namhafter deutscher Gelehrter, der „Philosoph des Unbewußten", Eduard v. Hartmann, in der Berliner Wochenschrift „Gegenwart" Betrachtungen über den Rückgang de» Deutschthums veröffentlicht, in denen er ein in scharfen Umrissen gezeichnetes Bild jenes Kampfes entrollt, welchen nach seiner Auf fassung daS Deutschthum in den nächsten Jahrzehnten in Oesterreich zu bestehen haben wird. Im Verlaufe diele» Kampfes werden, wie Hartmann besorgt, für da» Deutsche Reich Gefahren erwachs-«, deren Erkenntmß eS heute schon in die zwingende Notwendigkeit stellen sollte, sich auf die Verdeutschung der fremden Völkerbestandtheile in seinem Innern zu beschränken und die Deutschen außerhalb seiner Grenzen der Niederwerfung und Aufsaugung durch die slavischen Bolksstämme preiszugeben. Hartmaon stellt die Behauptung auf, daß das Deutschthum außerholb des deutschen Reiches eine» un abwendbaren, ja unaufhaltsamen TodeSkamps kämpfe, und daß die Umgestaltung Oesterreich-UngarnS zu einem südwestflavischen Föderativ staate eine im Interesse des deutschen Reiches gelegene Natur notwendigkeit sei. Die Vernichtung de» DeutschthumS in Oesterreich ist, nach Hartmann, nur mehr eine Frage der Zeit. In Ungarn sei dieselbe nahezu vollendet; Galizien und Bosnien gehören zweifellos den Slaven, und selbst die ehemaligen deutschen Bundesprovinzen Oester reichs zeigen, mit Ausnahme von Tirol und der „Sprachinsel an der Donau", überall eine slavische Majorität, welche nur zum rollen Bewußtsein ihrer Macht zu kommen brauche, um ebenso wie in Böhmen die deutsche Herrschaft über den Hausen zu werfen. Da die Slaven die Mehrheit der österreichischen Bevölkerung bilden und da für jede österreichische Regierung die zwingende Nothwendigkeit be- stehe, dem PanslavismuS mit allem Kraftaufwande entgegenzuarbeiten, so ergebe sich hieraus für die österreichische Staatspolitik die auf das Strengste einzuhaltende Richtschnur, den nationalen Anforderungen der Slaven Oesterreichs vollauf gerecht zu werde» und die Um wandlung de» Habsburger-ReicheS in einen südwestslavischen Föderativ, staat herbeizuführen, der die Slaven Oesterreichs dem russischen Ein flüsse entziehen, auf die Slaven der Balkan Halbinsel eine unwider stehliche Anziehung ausüben würde, und dem sich auch Serbien und Rumänien unter Wahrung ihrer Autonomie unbedenklich anschließen könnte. Die Hauptstadt dieser Föderation bliebe Wien, das jedoch, nach Hartmann, im zwanzigsten Jahrhundert ebenso eine slavische Physiognomie aunehmen werde, wie dies die Moldaustadt Prag im Neunzehnten Jahrhundert gethan habe. Dem Deutschen Reiche bleibe angesichts der auS dem Pansla- viSmus ihm erwachsenden Gefahren keine andere Wahl, als, wenn auch mit blutendem Herzen, die Umgestaltung Oesterreich-Ungarns in einen slavischen Föderativstaat in jeder Weise zu fördern, indem da mit der einzige Schutzdamm gegen die Vorherrschaft de» Slaven- thumS in Europa geschaffen und Oesterreich-Ungarn in jene Stellung versetzt würde, wo eS ein LebenSinteresi« hätte, in einem etwaigen Kampfe Deutschlands mit Frankreich und Rußland ein ebenso ver läßlicher als brauchbarer Bundesgenosse de» deutschen Reiches zu sein. Damit meinen wir im Großen und Ganzen die Anschauungen, welche Hartmann in seinem Aussatze entwickelt, richtig wiedergegeben zu haben. Wenn der „Philosoph de» Unbewußten" kühl bi» au'S Herz hinan die neun Millionen Deutsch-Oesterreicher in der slavischen Fluth untergehen läßt, und wenn er beständig von deutschen „Sprach inseln" an der Donau und an der Moldau spricht, so find die» nn- begreifliche Jrrthümer, die eine völlige Unvertrautheit mit den be stehenden Verhältnissen bekunden; denn wir haben e» keineswegs hier mit „deutschen Sprachinseln" zu thun, sondern vielmehr mit einem zusammenhängenden deutschen Sprachgebiete, welches, sich unmittelbar an den Körper des deutschen Reiches anschließend, einen großen Theil Böhmens, ganz Nieder- und Oberösterreich, Tirol bis unterhalb des Brenners, ganz Salzburg und den weitaus größten Theil von Kärn- then, sowie die Steiermark bis an die Drau, mit einer rein deutschen Bevölkerung von, gering gerechnet, mehr als acht Millionen Seelen umfaßt, und sich im Osten wie im Süden in größeren und kleineren Sprachinseln fortsetzt. E» ist allerdings nicht zu leugnen, daß in einzelnen Theileu diese» Gebiete» -da- rückfichtslose, gewaltthätige Umgehen fanatisch- nationaler Gegner, welche kein Mittel, weder Einschüchterung, noch Druck scheuen; ferner die rege Agitation des slavischen Klerus, wie des mit demselben verbündeten Feudaladels, große, in der That be- klagenswerthe Erfolge zu erzielen vermochten. AuS diesen, hoffentlich nicht bleibenden Erscheinungen auf den Untergang deS Deutschthums den betreffenden Gemeinden schließen, ist durchaus falsch. Die Aeußer- ung Hartmann'S, es sei nicht zu merken, „von einer Stärkung des berechtigten nationalen Stolzes, von dem festen Willen, die nationale Eigenart, di« geschichtlich überlieferte Kultur als ideale Güter von höchstem Werth selbst mit Opfern an Bequemlichkeit und materiellem Behagen zu behaupten» und für diese Güter, wo sie bedroht sind, mannhaft und unentwegt zu kämpfen" — diese Aeußerung Hartmann'S paßt auf die Deutschen Oesterreichs durchaus nicht. Ebenso wird sein Ausspruch: „Die bestgemeinten Bemühungen der gebildeten Pa trioten werden auf die große Masse der deutschen Bevölkerung doch uur einen sehr geringen Einfluß ausüben" — durch die hingebungs volle, de- höchsten Lobes würdige Haltung der deutschen Bauern wider deutsche Kleinbürger in den gemischtsprachigen Provinzen auf da» Schlagendste widerlegt. Wo zunächst Gefahr für das Deutsch thum vorhanden ist, da lodert auch in der Masse unserer StammeSgenoffen da» nationale Gefühl auf; alle sozialen Berufsschichten, alle Altersklassen gehen dort Haud in Hand und haben schon wiederholt Beweise ge liefert, daß sie für ihre nationalen Güter eiuzusteheu wissen; daß sie daS, was sie von ihren Altvordern ererbt oder durch eigene Arbeit erworben und geschaffen, zu vertheidige., nicht nur ent- schlossen, sondern auch im Stande find. Keine Stimme der Verführ ung verfängt mehr, weder Lockung noch Drohung vermag die treuen Söhne de» deutschen Volkes wankend zu machen, und den Verhetzungen in deutschen Gegenden Böhmen'- gegenüber haben die Bürger mancher kleinen deutschen Stadt, die Bauern zahlreicher Dorfgemeinden in den bischöflichen Kanzleien die bestimmte Erklärung abgegeben, lieber von ihrem Glauben abzulassen, al» von ihrem Bolksthnm. Das nicht nur in Böhmen und Mähren, sondern namentlich auch in Käroten und Untersteiermark längst erzielte gemeinsame Vor gehen der städtischen und ländlichen Bevölkerung, die man vergeblich gegen einander auSzuspielen sucht giebt Zeugniß von dem kräftigen deutschen Geiste, der durch Oesterreich geht. Mit dem „TodeSkampfe" deS Deutschthums in Oesterreich ist es also keineswegs so richtig, wie Hartwaun zu glauben scheint, und viel wahrscheinlicher ist es, daß die Verschlingung der Deutschen Oesterreich» durch einen slavischen Föderativstaat zur Verwirklichung der panslavistischen Idee den An stoß geben und damit den Kampf zwischen dem Germanenthum und dem Slaventhum, den Hartmann so lange als möglich vertagt zu sehen wünscht, um so rascher zum Ausbruch bringen würde. Die Noth wendigkeit für daS Deutsche Reich, an Oesterreich-Ungarn einen kräftigen, verläßlichen Bundesgenossen zu besitzen, wird in den Reihen aller national gesinnten deutschen Politiker in erfreulicher Weise an erkannt und bildet mit einen festen Wall in dem Kampfe zur Er haltung des Deutschthums in Oesterreich. Politische Rurr-scharr Deutsche» Reich. Die Ausfahrten in den letzten Tagen, welche der Kaiser nach seiner W iederherstellung unternommen und bei günstigem Wetter nunmehr auch täglich wiederholen wird, find demselben vortrefflich bekommen, wie denn auch das Befinden des Kaiser» ein ganz vortreffliches ist. — Die „Dresdner Nachrichten" schreiben au» Anlaß der neuesten hochinteressanten Reichstagssitzung: „Wenn eine Staatsgewalt die eingeschlagene Sozialpolitik Praktisch, wirksam und mit Aussicht aus Erfolg betreiben will, wird sie zielbewußt gleichzeitig zwei Richtungen in- Auge zu fasten haben: einmal di« Niederhaltung der auf Um sturz gerichteten Bestrebungen, zum Anderen die Befriedigung gerechter ausführbarer Forderungen der lediglich aus ihre Arbeitskraft ange wiesenen Beoölkerungsllaffen. Die einseitige Unterdrückung revolutio närer Pläne ohne gleichzeitige wirthschaftliche und soziale Reformen vermehre nur die Zahl der mit ihrer Lebenslage Unzufriedenen und triebe sie in das Lager der Umsturzparteien und Verschwörer. Die bloße Inangriffnahme von Maßregeln zur Verbesserung der wirth- schaftlichen, geistigen und sittlichen Zustände breiter BevölkeruogS- schichtcn — ohne die Niederkämpfung unterirdischer ZerstörungS- gcwolicn würde Staat und Gesellschaft, Ordnung und Kultur, zum nicht geringsten Theile aber daS rühmliche Reformwerk selbst, der äußersten Gefährdung preisgeben Seit das deutsche Reich mit der unheilvollen Freihandelspoliiik gebrochen und sich durch Positive» Ein- greifin in die volkswirlhschaftliche Entwicklung der Pflege de» Volks Wohlstandes widmet, sehen wir daher auch die Sozialpolitik deS Reichs nach beide« gedachte» Richtungen hin thätig. Und eS war «in günstiger Zufall, daß am vorigen Sonnabend in derselbe» Reich»« tagSfitzung unmittelbar hintereinander di« Maßregeln beratheu wurde«, die daS Reich nach der schöpferischen Sette der Sozialreform, sowie behufs der Abwehr der Umsturzbestrebungen ergriffen hat. Zuerst hatte der Reichstag die beiden Gesetze berathrn, welche die Kranken» und Unfallversicherung der Arbeiter der Großindustrie auf die Trans portgewerbe und die land- und forstwirthschastlichen Arbeiter ausdehnt. Damit treten zu den 3 Millionen Arbeitem der Großindustrie noch 800,000 von den Transport- und den verwandten Gewerben, sowie über 7 Milliönen von in Land- und Forstwirthschast beschäftigte Persoven. Wenn, wie eS demnächst bevorsteht, der BundeSrath auch noch die Maler, Glaser, Tüncher, Gypser, Gtuflateure, Klempner, Blitzableiterleger und andere Bauhandwerker für verficherungspflichtig erklärt, werden zwischen 11—12 Millionen Arbeiter beiden Geschlecht» der Wohlthaten der Kranken- uud Unfallversicherung theilhastig sei». Es ist etwas Große», ein begeisternder Gedanke und ein herrliche» Werk, daß die weit überwiegende Mehrheit aller von ihrer Hände Arbeit lebenden Deutschen für sich wie ftir ibre Angehörigen geschützt find gegen die wirthschaftliche« Folgen bei ihrem TrwerbSberufe, be freit von der Demüthigung, in solchen trüben Fällen der Armenpflege anheim zu fallen. Dieses große Werk ist keineswegs vorwurfsfrei, eS leidet an Mängeln in seiner Anlage wie Ausführung; Verbesserungen und Ergänzungen sind theilS augekündigt, theil» schon i» Auznge; man kann auch mit Fug die Frage auswerfen: ob e» nicht rationeller gewesen wäre, zuerst an die gesunden Arbeiter, an den besseren Schutz ihrer Arbeitskraft zu denken und erst dann für die krank und unsällig werdenden Arbeiter zu sorgen? Nachdem aber diese Reihenfolge der sozialen Reformen bAiebt ist, kann jeder gute Deutsche ohne Ruhm redigkeit bekennen: in keinem anderen Kulturstaate existirt ein ähn liches rühmliches Unternehmen — bauen wir weiter ans diesem Bode» friedlicher Reformen! Den guten Willen wenigsten» bekuaden uud beihätigen die gesetzgebenden Körper Deutschlands, Fürsten, BundeS rath, Reichstag und die besitzenden Klaffen, den Bedürfnissen der unbemittelten BevölkeruugSklaffen opferwillig gerecht zu werden. Geringschätzigkeit uud Hohn verdient das sich auf dem Boden der Kaiserbotschast erhebende Sozialreformwerk keineswegs — wohl aber bedarf eS deS Schutzes der Staatsgewalt gegen die Zerstörung-Pläne der Revolutionäre." — Auf Grund de» Sozialistengesetzes wurden die Zeitungen: Münchener Extrablatt und Gerichtszeitung, sowie Harzer Post von der bairischen Regierung verboten. — Dem Berliner Tageblatt zufolge hat die türkische Regierung bei Krupp in Essen eine Anzahl 17« und 23-Zentimetergeschütz« für die Marine bestellt. — Im Auswärtigen Amte soll nunmehr daS neueste Weißbuch festgestellt worden sein. Dasselbe umfaßt die Korrespondenz über Neu-Guinea uud die Südsee-Jnseln. — Die „Natioualzeitung" bespricht den Auslieferung-Vertrag mit Rußland uud sagt: „Wogegen man sich in weiten Kreisen auf der natürlichen Abneigung gegen die Preisgebung verfolgter, aber nicht gemeingefährlicher Menschen sträubt, ist ersten» die Hereinziehuug von Beleidigungen deS russischen Herrscherhauses in den Kreis der Delikte, wegen welcher auSgeliefert werden soll. Eine solche kann in politischen Kämpfen» namentlich unter Zuständen wie die russischen, Vorkommen, ohne daß sie in einer ehrlosen Gesinnung ihren Ursprung hat, uud kann auch nicht al» gemeingefährlich gelten. DaS zweite Bedenken richtet sich im Allgemeinen dagegen, daß die bloße An schuldigung oder Anklage rusfischersettS genügen soll, damit die be treffenden deutschen Behörden die Persönlichkeiten auSliesern. Mau hat nicht die Ueberzeugung, daß eine solche Anschuldigung oder An klage nur dann erfolgen wird, wenn wirklich der Thatbestand eine» der Verbrechen, wegen deren ausgeliefert werden soll, gegen die ver folgte Persönlichkeit vorliegt. ES ist nvthwendig, daß entweder dm den deutschen Behörden das Recht Vorbehalten wird, die Stichhaltig keit der erhobenen Beschuldigung zu prüfen, oder daß vereinbart wird, die auSgelieferteu Personen dürfen nicht wegen anderer Handlungen als der in dem Auslieferungsbegehren bezeichnten zur Verantwort ung gezogen werden." — Berliner Börse. Der Beginn der heutigen Börse stand unter dem Einflüsse abgeschwächter Notimngeu. Man sprach von der Zah lungseinstellung einer festen böhmischen Zuckerfabrik und von starken Verluste«, welche die Kreditanstalt angeblich erleiden soll. Letzteres wurde entschieden dementirt, später trat hier eine starke Befestigung ein Es herrschte starke Nachfrage und die Kourse wurden auf allen Gebieten höher. Die leitenden Banken befestigten sich nach schwäche rem Beginn wesentlich, auf dem Eisenbahnmarkte dokumentirte sich eine besonders günstige Mett ung Ostpreußen gewannen 2 Prozent, Mecklenburger 1'/» Prozent, Elbthalbahn 5 M., Gotthardbahn 1 Proz., Bergwerk« zwar im Ganzen ruhig, doch nicht unbeträchtlich höher. Fremde Renten gut behauptet, Türken und Egypten behauptet. Im Kafsaverkehre Eisenbahnen vorwiegend höher, Banken fest, ebenso Montanwerthe. Industrien theilweise recht belebt, höher wurden Schönherr, Lauchhammer und Hartmnnn. Deutsche Fonds anziehend, österreichische Prioritäten fest, Privat-DiSkont 2V, Prozent. — AuS Dessau wird gemeldet, daß der 91jährige Ehrenprä sident der deutschen Kriegervereine auf der Straße daS Unglück hatte, auszugleiten und ein Bein zu brechen. — Von Düsseldorf sind zwei Leute Namen- Janffen» uud Knipper unter der Anklage de» Landesverrath» nach Leipzig tranS- portirt und an das Reichsgericht abgeltefert worden. DaS „Düfseld. Volksblatt" theilt jetzt über die Angelegenheit folgendes Nähere mit: Die eine dieser Personen, welche den ganzen Sommer in Düffeldorf ' ,-!'Z
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