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Sächsischer Landes-Anzeiger : 30.10.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-10-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188510300
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18851030
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18851030
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsischer Landes-Anzeiger
- Jahr1885
- Monat1885-10
- Tag1885-10-30
- Monat1885-10
- Jahr1885
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 30.10.1885
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r»>V WWWWP - ^r 2S3. — 5. ZithrAltit,,. AbonuementspreiS: Der »nvartcitschc — jeden Wochentag Wend (mit dem Datum des folgenden Tages) zur Versendung gelangende — LaiideS-Änjemer mit Beiblättern kostet «onatli h 60 Pfg. bei den Ausgabestellen in Chemnitz und den Vororten, sowie bei tki Post, (Eingetr, im >0, Nachtr- 4523b.) 4, Quartal erscheint für Abonnenten Zihnsboch (WeihuachtsprSmie)des Auzeiger«, Verlag: Alexander Wiede, Buchdrnckeret, Chemnitz. Sächsischer Freitag, ZO Oktober 188b. Faili>kS-Ail?riskr JnsertionspreiS: Raum einer schmalen Korpuszeile 15 Pfg.; — Reklame (Ispaltige Petitzeile) 30 Psg,— Bei Wiederholung großer Annonce»Rabatt. Bei Bestellungen von Auswärts wolle mau Expedition und Redaktion: Lhemmh, Theaterstraße Nr. 48. Telegramm-Adr.: Wied«'» Anzeiger, Lhemnttz. Fcrnsprcchstclle Nr. 13k. mit „Chemnitzer Stadt-Anzeiger Matt«: „Tägliches UnterhaltungMatt" mit hmiinstisch illustrirlk- S»»»t»Pbl«tt „Lustiges Bilderbuch". Amtliche Bekanntmachungen sächsischer Behörden. Das im Grundbuche aus den Namen Friedrich Wilhelm Lippmann eingetragene Grundstück, Wohnhaus, Scheune. Schuppen, Garten, reich. Wiesen, Feld, Birkenniederwald und ausgerodeies Holzland, Nr, 7a 610V und 31vo des Flurbuchs, Nr, 616 des Tatasters, Folium 252 des Grund, tuchs für Miltelbach, nach dem Flurbuche 8 Hct. 85 Ar groß und mit 210,,o Steuereinheiten belegt, geschätzt aus >4,000 Mark, soll im hiesigen ilmtsgerichle zwangsweise versteigert werden und ist der 1. Decembcr Bormittags 10 Uhr, als Unmcldetermin, ferner der >7. Decembcr 188r> Lormitlags 10 Uhr als Versteigcrungstermin, sowie der 31. Decembcr als Termin zu Verkündung des Vertbeilungsplans anbcraumt worden, Dte Realberechtigten werden ausgesordert, die auf dem Grundstücke lastenden Rückstände an wiedcrkehrenden Leistungen, sowie Kosteusorderungen, spätestens im Anmcldetermine anzumelden. Ein« Uebersicht der auf dem Grundstücke lastenden Ansprüche und ihres Rangverhältuisses kann nach dem Bnmelde- lermine in der Gerichtsschrciberei des Unterzeichneten Amtsgerichts «ingesehen ^ Chemnitz, am 20, October 1865. Königliches Amtsgericht Im Handelsregister für den Stadtbezirk des Unterzeichneten Amtsgerichts wurde heute auf Folium 2668 verlautbart, daß Herr Carl Richard Mcichsner in Chemnitz aus der Firma Chemnitzer Weicheisengießerei Meichsner« Hart wig daselbst als Mitinhaber ausgeschieden ist. Chemnitz, am 28. October 1885. Königliches Amtsgericht, Telegrapdische Nachrichten. Vom 28. October. Magdeburg. Der in der Magdeburger Modelle seine Strafe verbüßende polnische Dichter Kraszcwski richtete an einen Krakauer Freund einen Brief, worin er mittheilte, er werde gegen eine Cautioo von zwauzigtaufend Mark bis Mitte Mai auf freiem Fuß gelassen werden. Wien. Noch serbischen Quellen haben die Bulgaren in Widdiu ein wuhamedanisches Freicorps ausgestellt, Bern. Die Regierung von Japan hat ihren Beitritt zn dem Vertrag vom 20. Mai 1875 über ein internationales Metermaaß angezeigt. Paris. In dem gestern stattgehabten Cabinetsrath theilte der Kriegkminister Campcnou mit, daß die in dem Gefechte von Thaumai gctödteten Chinesen nicht der regulären chinesischen Armee angehörten, wie verschiedentlich behauptet worden sei, sondern Deser teure gewesen seien. Das Gerücht von dem Rücktritte des KriegS- mimfters wird als unbegründet bezeichnet. Paris. Der 76jähr>ge Graf Mcnabrea, seit nahezu drei Jahren Botschafter Italiens bei der französischen Republik, wird, wie aus bestimmter Quelle verlautet, an Stelle des zum italienischen Minister des Auswärtigen ernannten Grafen Nobilant nach Wien versetzt werden. Belgrad Das Autwortsck reiben der serbischen Regierung auf die Eollecttvnote der Vertreter der Großmächte enthält die Versicherung, daß die serbische Regierung den Berliner Vertrag heilig halte und Alles zur Erhaltung des Friedens ausbieten werde. Serbien hoffe, daß die Großmächte seiner loyalen Haltung Rechnung tragen werden. Konstantinopel. Die Pforte beschloß sünsundzwanzig Bataillone an der griechischen Grenze aufzustellen. — Der Sultan hat sich über die von dem Ministerium angenommenen Bedingungen der Anleihe noch nicht geäußert. Eattaro. Zwischen Albanesen aus Gusinje uud Montene grinern aus Nasojevice fand gestern ein Kampf statt, wobei sechs Montenegriner und drei Albanesen gefallen sind. Kalkutta. In Rangoon geht das Gerücht, der König von Birma sei ermordet, in Maudalay sei eine Resolution ansgebrochen Der Bahnkof -er Zrrkunft. Die Verstaatlichung und die damit geänderte Stellung der Eisen bahnen hat naturgemäß große Umwälzungen in dem Verwalt ungs- betriebe derselben hervorgernfcn, indem sie, was bisher einer großen Zahl von Einzelintcrcsscn unterstellt war, in eine Hand zusammcn- gelegt hat. Hieraus müssen sich eine wesentliche Vereinfachung des Be triebes und weiterhin die Nothwcndigkeit von Einrichtungen ergeben, welche einerseits Wesentlich den Verkehr erleichtern, ihn bequemer und billiger machen und somit Handel und Industrie im hohen Maaßc fördern, andererseits aber auch große Ersparnisse an den Bctricbs- nnd Vcrwaltungskosten mit sich bringen. Die tiefeinschneidcndc Nachwirkung dieser Wendung hat sich be reits klar gezeigt, doch weniger hervorragend bislang gerade auf einem Gebiete, dem in erster Linie die Lösung der aus den Anfor derungen der veränderten Sachlage sich ergebenden Aufgaben znfallcn, nämlich der Technik. Ihr specicll ist cs Vorbehalten, die durch die Bereinigung des Eisenbahnnetzes geschaffene Vereinfachung des Ver kehrswesens für das praktische Leben auszunützen und dem Gesammt- intercsse dienstbar zu machen. Daß aber die Technik sich dieses neuen, weiten und denkbaren Arbeitsfeldes in Kurzem bemächtigen wird, ist zweifellos, und sie hat auch bereits begonnen, in der wichtigsten aller Eisenbahncinrichtungcn, in der Anlage der Bahnhöfe, eine uinge- staltende, vc » den neuen Gesichtspunkten ausgehende Veränderung in An regung zu 1 gen. In einer im Verlage von Ernst Wasmuth in Berlin erschienenen roschüre: .Neue Normal-Bahnhofs-Anlagen, mit beson derer Bern- btigung der Vereinigung der Bahnintercsscn in der Hand des Sn tes", entwickelt der in weitere» Kreisen bekannte Architekt Aug. d. incklake, Professor an der herzoglichen technischen Hoch schule zu Braunschweig, ein von ihm erfundenes Projcct, die denkbar größte Centralisation des Eisenbahnverkehrs zu erreichen. Bei den bisherigen Anlagen der Bahnhöfe macht sich überall — mehr oder minder — eine Reihe schwerer Uebelftände geltend. Der Bahnhof steckte der Entwickelung der Stadtz meist eine unübcrschreilbare Grenze und mußte bei entwickelungsfähigen Orten stets sehr weit hinaus gelegt werden, um Raum für die Ausdehnung des Ortes zu lassen. Naturgemäß aber sollte jede Stadt um den Knotenpunkt des Verkehrs, den Bahnhof, wie um einen Kern angeschlosscn sein, der Bahnhof überall ihren Mittelpunkt bilden. Las Wesen der Vorschläge, die nun Professor Rincklake bei Ncuanlagcn und Umgestaltungen von Bahnhöfen zur Abstellung aller zu Tage getretenen Uebelftände und unter Zugrundelegung der neuen, durch die veränderten Verhältnisse geschaffenen Bedingungen macht, characterisiren sich vornehmlich da durch, daß die Empsangsgebäude nicht mehr parallel der Schicnc»- richtung gestellt werden sollen, sondern eine Querlage zu dieser ein- nchmcn. Hierdurch wäre zunächst erreicht, daß der Verkehr in einem solchen Bahnhöfe sich äußerst klar und übersichtlich und vor allen Dingen gefahrlos regeln könnte, welch' letzteres besonders im Him blick ans die Katastrophen -r I-, Steglitz von Wichtigkeit ist. Dann aber bietet die Querlage des Gebäudes einen Vortheil, welcher in eminentester Weise für die Bahnverwaltnngen inerativ ansznbcuten sein dürste. Hoch über den, Bahnkörper ist nämlich derart vor dem Empfangsgebäude ein freier Platz an:»legen, daß die Züge unter deniselben wie auch unter dem Empsangsgebäude durchfahre» können. Durch diese Einrichtung ist der Zugang zum Bahnhose von dem rechts und links der Geleise liegenden Stadtthcile aus glcichwerthig gestellt und sind die dem Bahnhofsgebäude zunächst gelegenen Straßen äußerst vorth-ilhast zn gestalte». Professor Rincklake hebt besonders hervor, wie ave Radialstraßen einer Stadt, welche einen ungehinderten Fortlauf nehmen, Geschäftsstraßen derselben bilden, während alledem Centrnm parallel geführten Straßenzngc mehr oder minder stille Straßen sind. Die mit Rücksicht ans diese Thatsache von Professor Rincklake ausgestellten Projekte zeigen, wie Vielorts die bei der Neu anlage von Bahnhöfen überflüssig werdenden, den Bahnverwaltnngen gehörigen Terrains zn besten Geschäftsstraßen nn,gestaltet und auf geschlossen werden können, die natürlich äußerst lucrativ zu ver- werthcn sind. So würden bei Umgestaltungen der BahnhossvcrhällnisscLeipzig's unter Zugrundelegung des Prof. Rincklake'schen Systems nach Abzug der Kosten für die Nenanlage aus de» überflüssig werdenden Elsenbahnterrains noch an 50 Millionen Mark zu erübrigen sein. Außer Leipzig hat der Verfasser noch die Bahnhossverhältnisse bei Braunschweig, Dresden, Düsseldorf, Köln und Münster zur Berechnung hcrangezogen. In allen Fällen zeigen sich dieselben, verhältnißmäßig gleich vortheil- haften, Resultate. Umfassend und bedeutungsschwer ist der Nutzen, der sich bei allgemeiner Anwendung dieses Projectcs ergeben würde. Zunächst wäre durch die großen Ersparnisse das von der Staats verwaltung angestrebte Ziel, durch möglichste Amortisation der Kosten der Bahnen die Tarife für de» Transport von Personen und Gütern um ein sehr Erhebliches zu rcducireu, näher gerückt, sodann würde aber auch durch die Möglichkeit der lucrativen Bebauung der den Bahnhöfen zunächst gelegene» Stadtthcile ein belebender Einfluß auf Handel und Verkehr ausgeübt werden. Es ist fernerhin in Betracht zu ziehen, daß durch solche Umgestaltungen, die den Staatssäckel in keiner Weise belasten, eine Unmasse lohnende Arbeit auf den Arbeits- nmrkt geworfen wird, die der wcrkthätigen Bevölkerung Verdienst zuführt. — Die großen Mängel und Unvollkommenheiten der bis herigen Bahnhofsanlagen auch in Chemnitz sind evident; sie waren unvernu idlich und unüberwindlich, so lange hier verschiedenartige Interessen unausgeglichen einander gegenüber standen. Nun ihre Beseitigung durch die Vereinigung des Staatsbahnsystems ermöglicht ist, tritt die Nothwcndigkeit einer rationellen Vereinfachung und Aus nutzung gebieterisch zu Tage. Sie zu erreichen ist die hohe Auf gabe der Technik und wir finden die Lösung der Frage i» dein System, das Professor Rincklake vorschlägt. Mit der Einführung desselben wird ein Schritt von eminenter nationalökonoinischer und socialpolitischer Bedeutung gethan werden können. Politische Run-schau. Chemnitz, 29. October 1885. Deutsches Reich. Der Kaiser empfing gestem Vormittag den von Urlaub zurückgekehrten General Grasen Wilhelm von Branden burg, sowie auch den Vice-Ober-Stallmeister von Rauch, nahm den Bortrag des Hosmarschalls Grafen Pcrponcher entgegen und arbeitete Mittags längere Zeit mit dem Wirklichen Geheimen Rath von WilmowSki. Vorgestern Nachmittag unternahm der Kaiser noch eine Spazierfahrt und wohnte am Abend der Vorstellung im Opernhause bei. — Der Kronprinz nahm in den letzten Tagen im Neuen Palais bei Potsdam wiederholt Vorträge und militärische Meldungen entgegen und eriheilte Audienzen. — Der „Neichsanzcigcr" veröffentlicht nunmehr die Verordnung üb.r die Einberufung des Reichstages. Dieselbe lautet: Wir Wilhelm, von Gottes Gnaden Deutscher Kaiser, König von Preußen rc. ver ordnen aus Grund des Artikels 12 der Verfassung, im Namen des Reichs, was folgt: Der Reichstag wird berufen, am 19. November d. I. in Berlin zusammenzulreten, und beauftragen Wir den Reichskanzler mit den zu diesem Zweck nöthigeu Vvrbereitungen. Urkundlich unter Unserer Höchsteigerhändigeu Unterschrift uud beigedrucktem Kaiserlichen Jnsiegel. Gegeben Berlin, den 27. Oktober 1885. (I-. 8.) Wilhelm. von Bismarck. — Der BundeSrath hält heute eine Plenarsitzung ab; auf der Tagesordnung stehen nur kleinere Vorlagen. — Das deutsche Schulgeschwadcr geht, wie jetzt bestätigt wird, nach der ostamcrikanischen Küste. Mitte November soll noch eine Reserve-Division von vier Panzerschiffen gebildet werden. — Aus der Reise nach Kamerun ist der Missionär Wangcmann, Sohn des bekannten Missionsdirectors in Berlin, gestorben. — Wie aus zuverlässiger Onelle verlautet, wird in der nächsten Laudtagssessiou eine Vermehrung drr preußischen Lotterieloose nicht erfolgen. Es wird darauf hingewiesen, daß das Abgeordnetenhaus nicht nur die Vermehrung der Lotterieloose verworfen, sondern sich auch für die Herbeiführung der gänzlichen Aushebung der SlaatS- lotterieu im R-iche ausgesprochen hat. — Die Ernennung des Grafen Münster zum deutschen Bot schafter in Paris ist der französischen Regierung nunmehr offiziell mitgetheilt. Graf Münster wird Ende dieser Woche in .Paris ein- treffen. — Aus München trifft die Nachricht von dem Rücktritte des baierischcn Fivanzwivisters Riedel ein. Es soll sich um Meinungs verschiedenheiten bezüglich der Nothlage der Königlichen Schatulle handeln. — Oberbürgermeister PockelS theilte in der gestrigen Braun» schweizer Stadtverordncteu-Versammlung mit, daß Se. k. Hoheit der Prinz Albrccht seinen Einzug in Braunschweig für den 2. oder 3. November zugesagt habe. In der Nachmittags stattgehabten Sitz ung der Vereiusvorstände und Torporationen wurde Näheres über die Einzugsscierlichkesten beschlossen. Der Festzug geht vom Bahn hofe aus, woselbst der Empfang durch die Landesbehörden stattfindet. Aus dem Friedrich-Wilhelmp atz erfolgt die Begrüßung durch die ftädti scheu Behörden, Spalier werden bilden: sämmtliche Gesangvereine, Kriegervereine, Turnvereine, Feuerwehren, der Bürgerverein, die Handelskammer, die kaufmännischen Vereine, Innungen, Schützen, die Schuljugend u. s. w. — Der Afrikareiseude Waldemar Belck bespricht in einem längeren Aussatze die deutschen Colonien in Afrika und urtheilt dahin, daß die elbeu für Ackerbau nicht verwerthbar seien. Er schlägt aber da in Südafrika, nördlich vom Damaraland gelegene Ovamboland als durchaus geei.met für Ackerbau und Viehzucht vor. Auch an Quellen mangele es nicht uud sei dort der rechte Platz zur Anfiedlung von Bauern. Das Ovamboland könnte günstigen Falls allerdings von Deutschland aunectirt werden, aber die Sache hat nur einen Halen: Das Gebiet zwischen Ooambo uud dem Meere ist nicht mehr frei, sondern portugiesisches Eigenthum uud damit eine billige Verwendung der Ackerbauproducte unmöglich. — In Berlin hat sich ein Comitee zur Gründung einer Coloni- sations Gesellschaft für Südamerika gebildet. Da» Grundeapital ist für jetzt auf eine Million festgestellt und soll in Antheilscheine» zu 1000 Mark mit einer Einzahlung von vorest 25 Procent ansgk- geben werden. Der Wirkungskreis dieser Gesellschaft soll sich besonder» auch auf südbrasilianische Ländergebiete auSdehneu. — Heute finden in Preußen die Laodtagswahlen statt. Allein nicht blos in Preußen, sondern auch im ganzen übrigen Deutsche« Reiche blickt man in erwartungsvoller Spannung auf das Resultat derselben. Bildet doch Preußen die Vormacht Deutschlands, in der alle politischen Vorgänge von gewissermaßen vorenischeideuder Be deutung und Rückwirkung auf da» ganze Reich zu sein Pflegen. Ganz besonder- gilt dies von den diesmaligen Wahlen, deren Ergebniß die allgemeine politische Stimmung in hohem Grade zu beeinflussen ver spricht, weil eS sich dabei um einen Ringkampf zweier gewaltiger Kräfte handelt, wie sie sich in den Bezeichnungen klerikal-konservativ uud national ausgedrückt finden. — In Berlin herrschte gestern noch ein« so vollständige Gleichgültigkeit und Stille, wie sie kaum je dagewese« ist. An den Litfaßsäulen deutete unr ein einziges Plakat auf de« Wahlact hin. — In dem Diäteuprocefse gegen den Abgeordneten Hasenelever hat daS Landgericht in Halle a. S. den FiScus mit seiner Klage auf Herausgabe von empfangenen Diäten gestern abgewiesen. Die Koste« der Untersuchung sind dem FiscuS auferlegt. Der Gerichtshof in Halle hat sich also, unbeirrt durch den officiösen Lärm und durch die staat liche Autorität des Klägers, durchaus auf den Verfassung»- uud Rechtsboden gestellt. Begründet wird daS Urtheil mit der Ausfüh rung, daß die Absicht, sich eine« unrechtmäßigen VermögeuSvortheil zu verschaffen, nicht nachgewiesen werden könne. Der Bertheidiger, Rechtsanwalt und früherer ReichStagsabgeordueter Trautmanu, be tonte, daß aus den Geldern theilweise die Kosten für den Aufenthalt in Berlin gedeckt seien. Der Fiskus dürfe event. auch keine Tisen- bahnfreikarten gewähren. In Parallele stellte er auch die Ehrengabe für den Fürsten Bismarck. — Die Proceßverha«dlung der Klagesache des Direktoriums des Braunschweiger Waisenhauses gegen den König von Sachsen und gegen den Herzog von Cumberland auf Herausgabe des Gute- Hed wigsburg resp. auf Erstattung seines WertheS ist abermals vertagt worden. Die Entscheidung des Herzogs von Cumberland über die event. gerichtliche Geltendmachung seiner Ansprüche auf Museums schätze und Zahlung einer jährlichen Apanage in Höhe von ca. 600,000 Mk. soll, wie das „Br. T.' vernimmt, getroffen werden, sobald die Constituirung der neuen Regierung erfolgt sein wird. Oesterreich-Uugarn. Auf die jüngsten parlamentarischen Stürme ist wieder eine kurze Ruhepause gefolgt. Der am Sonnabend bis zum 22. Januar kommenden Jahres beschlossenen Vertagung des Abgeordnetenhauses ist nunmehr auch die des Herren hauses gefolgt, nachdem es einer Pflicht der Pietät genügt und das verstorbene Mitglied des Hauses, Baron Hofmann, dem der Vize-Präfident, Fürst Schönburg, einen warmen Nachruf widmete, geehrt hatte. Nach hierauf erfolgter Erledigung mehrerer dringender Gesetzvorlagen erklärte dann der Ministerpräsident Graf Taaffe den Reichsrath für vertagt. Frankreich Die Regierung beabsichtigt, nach dem Beispiel der Engländer in Ostindien, in Ostasicn eine Colonialarmee z» gründen. Es werden, wenn Courcy damit einverstanden ist, in Auam nur 12,000 Mann französischer Truppen verbleiben, welche Hue und das Delta des Rotheu Flusses vertheidigen sollen, während einer zu organisireuden Armee von Eingeborenen mit französischen Cadre« di« weitere Eroberung von Tonking znsalleu würde. Von einem Aufgebeu TonkingS ist nicht die Rede. — Ob die Eingcborneu von Anam, bezw. Toukiug als Material für eine Colouialarmee zu verwerthe« sind, dafür wird erst der Beweis zu erbringen sein. Rußland. Die Bestechlichkeit russischer Beamten illustrirt ei« Proceß, der gegenwärtig in Petersburg verhandelt wird. Der Haupt angeklagte, der Capitän 2. Ranges Golowatschew, hat neun Jahre hindurch, von 1872—1881, als Polizeimeister von Kronstadt wie ein Alp aus dieser Stadt gelegen, die von der Residenz nur 25 Werst entfernt, in IV, Stunden per Dampfer zu erreichen ist. So zu sagen unter den Augen der höchsten weltlichen Obrigkeit hat er den genannten Zeitraum hindurch wie ein Vampyr an dem Marke der rechtschaffenen Einwohner ungestraft gesogen, und würde vielleicht noch heute dieses Geschäft sortsetzen, wenn demselben nicht di« dankens- werthe Energie des Grasen Jgnatjew, als derselbe Minister des Innern war, ein Ziel gesetzt hätte. Man glaubt seinen Augen nicht zu trauen, wenn man die Anklageschrift liest, eine solche Fülle von Schmutz, Habgier, Gesetz- und Rechtlosigkeit enthält sie. 150 Zeugen hat das Gericht vorgerufen, Hunderte von verbrecherischen Handlungen können dem Angeklagten nachgewiesea werden und nach Tausenden mögen die Fälle zählen, die nicht zur Sprache gekommen sind. Die Anklagebank ziert weiter der treue Helfershelfer des Polizei meisters, der 58jährige Quartalosfizier Timosejew; da» dritte Blatt des würdigen Kleeblattes, der Pristav Kirsautjew, starb während der Vor-Untersuch««g. Spanien. Ueber die Vermittelung des Papste» in der Karolinensrage wird der „Köln. Volkszeitung' aus Rom gemeldet, daß das päpstliche Staatssecrctariat am 22. October den officielleu Bericht üller die Vermittelungisrage definitiv abgeschlossen habe. Dieses Document, das auf Grundlage der Missionsberichte und der Acten der beiden Regierungen mit überraschender Schnelligkeit ausgestellt wurde, wird nach einer höheren Discussivu und nach dem persönlichen endgültigen Spruche LcoS XiII. in Form einer diplomat>s>r,en Note den zwei Regierungen »»nmehr übermittelt. Es verlautet, daß diese- ,,L
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