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Sächsischer Landes-Anzeiger : 31.03.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-03-31
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188603312
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18860331
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18860331
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsischer Landes-Anzeiger
- Jahr1886
- Monat1886-03
- Tag1886-03-31
- Monat1886-03
- Jahr1886
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 31.03.1886
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»! 7«. — « Zalirgan», Abouuementspreis: Der unparteiische — jeden Wochentag Abend (mit dem Datum des folgenden Tages) zur Versendung gelangende — Lames-Anzeiger mit Beiblättern kostet monatlich M Pfg. bei den Ausgabestellen in Chemnitz und den Vororten/ sowie bei der Post. (Eingetragen unter Nr. 1633.) Im 4. Quartal erscheint für Abonnenten Zahresbuch (Weihnachtsbeigabe) d. Anzeigers. Verlag: Alexander Wiede, BuchVruckcrci, Lheniuttz. Sächsischer Faiilrs-Aiskilirk mit „Chemnitzer Gtadt-Anzeitzrr". Mittwoch, »I. Miliz 188«. InsertionSpreiS: Raum einer schmalen KorpuSzeile iS Pfg.; — Reklanie (Ispallige Petitzcile) 30 Pfg. — BclWiederholung großer Annoncen Rabatt. Bei Bestellungen von Auswärts wolle man Jnsertionsbetrag (in Briefmarken) beifügen ueSSilben Korpusschrift bilden ca. l Zeile). Annoncenannahme: nur bis Vormittag. Expedition und Redaktion: Chemnitz, Theaterstraße Rr. S Telegramm-Adr.: Wiede'« Anzeiger, Chemnitz. Fernsprechstelle Nr. M. MMrr: „Tägliches Unterhsltungsblstt " nid hnmristisch iiWrirtw SinntnPblatt „Lustiges Bilderbuch". MvonnementS Ei«la-««g Für das am 1. April beginnende »ene Quartal nehme» die Postanstalten, sowie in Chemnitz und Umgegend die Ausgabestellen «bonuemeutSbestellungen auf den „Sächsischen Lande-- Anzeiger" mit seinen Beiblättern zum Preise von 1 Mark 80 Pfg. entgegen. Der Sächsische LandeS-Anzeiger ist in der deutschen Post-ZeitungS-PreiSliste unter Nr. 4633, in der österreichischen unter Nr. 2108 eingetragen. Im Beiblatt: „Täglicher Unterhaltungsblatt* beginnen wir am 1. April den Lriminal-Roman: „Ein Thaler" von dem viel genannten Romanschriftsteller Adolf Streckfuß. Neben diesem größeren Roman habe» wir sür dar neue Quartal wieder eine Reihe hochinteressanter kleiner Novellen, Feuilletons re zum Abdruck für unseren LandeS-Anzeiger erworben. Um abermaligen recht zahlreichen Beitritt neuer Abonnenten bittet die Verlags-Expedition des Sächsischen Landes-Anzeigers. Telegraphische Skachrichte«. Vom 29. März. Berlin Windthorst soll vorgestern im Reichstag vertraulich „»gekündigt haben, er werde morgen seine Amendements zum So» cialistengesetz im Hinblick auf die Ereignisse in Belgien nicht wiederholen, wodurch die unveränderte Annahme der Regierungsvor lage gesichert sein würde. — Fürst Bismarck hatte gestern Vortrog beim Kaiser. — Dir kircheNpolitische Commission de- Herrenhauses hat morgen Sitzung. Paris. Prinz Karl Theodor von Baien» hat bei Pasteur angefragt, wann er seinen Versuchen beiwohnen könne. Derselbe hat erwidert, daß sein Laboratorium stelS für den Herzog-Arzt, wir für seinen Assistenten offen sei, dessen Namen rr zu kennen wünsche. Pasteur hat darauf folgende- Telegramm erhalten: „Ich komme, sobald die Behandlung meiner Kranken mir da- gestattet. Mein Assistent ist meine Frau, die meinen Patieute» ihre ganze Sorgfalt widmet und die stet» wein eifriger Mitarbeiter gewesen.* Herzog Karl Theodor ist bekanntlich in zweiter Ehe mit einer portugiesischen Prinzessin vermählt. London. Die „Times" meldet aus Meshed vom 27. d-, die Arbeiten der afghanischen Greuzcommisfiou seien in» Stocken ge rochen, weil der russische Commissar unerwartet Forderungen gestellt habe, welche der britische Commissar nicht aunehmen zu können glaube; die Frage sei den beiderseitigen Regierungen unterbreitet worden. De* yr*beite*krreg in Belgien. Chemnitz, den 30. März. Der Krieg zwischen zwei Nationen, welche einander befeindet find, ist fürchterlich und voller Schrecken, aber seine Wuth wird doch gewildert durch Menschlichkeit und Civilisatiou. Ein bitteres Muß zwingt, von den Waffen Gebrauch zu machen, aber nie wird von der Kriegführung zu Thaten der Leidenschaft übergegange», welche außerhalb de- Gebietes des Schlachtfeldes liegen. Der Krieg führt eine harte Hand, aber ihre Härte trägt doch immer noch die Ge rechtigkeit in sich, und wo Ausschreitungen in Feindes Land uachge> wiesen find, folgt auch die Strafe. Der Soldat denkt an seine Lieben daheim, rr hütet sich, friedlichen Bewohnern in deS Feinde- Land das KriegSlooS noch schwerer zu machen, al» es schon ist, er achtet auch den Heerd deS Feindes. Ganz anders geht eS zu im Kriege, den wilde Leidenschaft und Fanatismus entfacht haben, in dem nicht die Landesgrenze, die Heimath beschützt werden soll, sondern in dem Glieder ein nud desselben Volke» fich zum Wüthen gegen einander erheben, im Bürgerkriege, i« Kriege der Gesellschaftsklassen gegeneinander. Die Berichte au» Belgien lauten, wie der Leser an- unseren gestrigen Meldungen gesehen hat, entsetzlich; die Arbeiterhaufe« haben mit fürchterlicher Wuth gehaust, blinde ZerstöruugSsucht hat ihre Schritte geleitet. Wir wißen nicht, wann es gelingen wird, diese schaudervollru Zustände zu beseitigen, wir hoffen nur, daß es bald gelingen wird, denn sie find ein Hohn ans unsere Zeit. Aber wir müssen trotz des entschiedensten Verdammungsurtheils auch daran denken, daß ein großer Brand, wie die belgischen Arbeiteruuruhen, nur entstehen kann, wenn die Flamme der anarchistischen Agitation, die hier ihr verbrecherische» Treiben gezeigt hat, genügenden Nährstoff findet. Und den hat sie in Belgien gefunden. Die Grenelthaten der Anarchisten find nicht zu beschönigen, aber sie werden erklärlicher, wenn wir uns die belgischen Verhältnisse überhaupt vor Auge« führen. Belgien ist ein Land der Freiheiten, der uvgemefsevsten politischen Rechte sür die vermögenden Leute; eS ist das so, trotzdem in Belgien die industrielle Arbeiterbevölkerung die überwiegende ist. Nur der vermögendere Bürger hat Wahlrechte, nur er hat Theil am VersaflungSleben deS Staates, nur sein Wort gilt. Und sür alle diese Vorrechte hat er «S nicht einmal nöthig, dem Laude mit der Waffe zu dienen, er kan« fich, wenn er Lust hat, loSkanfe«. Und die Arbeiterbevölkernug? Die wählt in der Hauptsache nicht, hat in Politischen Dingen gar nicht mitzureden, weil sie al» zu wenig gebildet gilt, muß die meisten Stenern zahlen und endlich ihr Blut dem Staate als Soldat zur Verfügung stellen» denn zum LoSkauf besitzt sie kein Geld. Weiter aber noch ist der Verdienst der Industriearbeiter ein kärglicher, die Dividenden de» Actiengesellschaften sind hohe, von irgend welcher socialen Gesetzgebung ist keine Rede. So steht der Arbeiter da gegenüber den bevorzugten klaffen der Ration. Diese Znstäud« find eS gewesen, welche den anarchistischen Agitatoren Thür und Thor geöffnet. ES waren Verhältnisse, wie sie nufere deutschen Arbeiter nicht kennen. Es ist zu bedauern, daß die belgischen Arbeiter, indem sie ge rechte Reformen fordern wollten, zu Verbrechern geworden find; die versührten armen Leute können nnS Leid thuu, aber Strafe muß sein nnd die wird sein, damit die vollständig verloren gegangene StaatSautorität in den Bezirken Lüttich und Lharleroi wieder her- gestellt wird. Aber die Strafe darf nicht den Schlußakt de» traurigen Drama» bilden, der Schluß muß «ine Berücksichtigung der gerechten Forderungen der Arbeiter sein. Nicht durch Verschweigen wird der anarchistische Fenerbrand gelöscht, sondern allein dadurch, daß man ihm de« Brennstoff entzieht. Die belgische Re gierung hat fich in Brüssel mit mancherlei Dingen beschäftigt, die wenig im Jutereffe der Allgemeinheit lagen; an die Möglichkeit der Folgen einer solchen Politik hat sie nicht gedacht, bis sie ihr jetzt mit Feuer und Blut vorgehalteu worden find. Die Arbeiterfrage ist ein« solche, über die nicht wehr zur Tagesordnung übergegaugeu werden kann, hier thueu Reformen nolh. Belgien ist ein reiches, arbeitsames Land; die letzten Wirren haben ihm schwere Wunden geschlagen, aber diese find leicht heilbar bei richtiger Behandlung deS UebelS. Erfolgt diese nicht, so wird das Leide» unter de« Einfluß des anarchistischen FeuerS immer wieder Hervorbrechen, immer heftiger anftreten. Das muß die Brüsseler Regierung in erster Reihe beherzigen I * * * Am Sonntag war es, wie wir schon gestern meldeten, in Charleroi selbst ruhig. Im Streikgebiet waren aber di« Truppen dermaßen in Anspruch genommen, daß Charleroi nur von der er müdeten Bürgergarde besetzt war und der Bürgermeister Freiwillige zur Bewachung der Stadt aufforderu mußte. Die Plündereien und Zusammenstöße mit den Truppen dauerten fort. General Van der Smissen hat über die Provinzen Lüttich und Heunega« den Be lagerungszustand verhängt und angeordnet, sofort nach der erstmaligen Aufforderung mit der Waffe gegen di« Ruhestörer vorzugeheu. Arbeiterversammlungen in Louviere nnd MonS verliefen ruhig. Vom Montag wird au- Charleroi gemeldet, daß kleine Arbeiterhaufeu fort fahren, in der Umgegend plündernd nmherzustreifeu, fich aber beim Erscheinen von Soldaten nnd Bürgerpatrouillen sofort znrückziehen. Ein Bauerntrupp stieß mit den Arbeitern zusammen; ein Arbeiter wurde getödtet. Der Schaden in der Umgegend von Charleroi wird auf 9 Millionen bereit» beziffert. Mehrere Brandstifter find in dem von ihnen angelegten Feuer mitverbrannt, weil sie betrunken waren; Frone» und halbwüchsige Jungen nehme» an den Plünderungen Theil. Zerstört ist auch die Glashütte Boudoux, ein Musteretabliffement mit 2000 Arbeitern, kein Stein blieb dort auf dem anderen. General Van der Smissen gilt sür den rechten Man», de« Aufruhr zu dämpfen. Die Regierung hat 2 Milizklaffe», 22,000 Mann einberufen. Da» Militär hat bisher gegen 40 Todte, die Arbeiter 75. Die Verwundeten sind bei Weitem zahlreicher. Gestern früh fand die Polizei an ollen Ecken der Hauptstadt eia aufrührerisches Plakat, welches zur Plünderung in der scham losesten Weise anffordert. ES lautet: „Genossen des Elends! Sonnabend, nach einer schweren Arbeit von 8 oder 14 Tagen, werde» unsere Brodherren uns für unsere ermüdenden Tagewerke zu bezahlen geruhen. Wenn wir alle die kleinen im Lause der Woche anfgehäusten Schulden bezahlt haben werde«, was wird uns bleiben? Nichts, leider, und unsere Frauen und Kinder gehen zerlumpt einher und laufen barfuß herum. Wir selbst verfaulen in uusereu ungesunden engen Löchern» wohin niemals ein Strahl der Sonne dringt I Nur eine Quelle bleibt uns, um diesem unerträglichen Zustand abzuhelfen. Wir haben in den Auslagen der Läden all« die Gegenstände zur Be friedigung nothwendiger Bedürfnisse gesehen, vor unseren Augen auS gebreitet und uns förmlich einladend, sie zu nehmen. Nun denn, Genossen, laßt un» sie nehmen. Zu diesem Zweck« wollen wir nnS Alle Samstag Abends um 7 Uhr IU6 wsrvkö aux derbes vor der Passage versammeln und uns. gestützt auf unsere Zahl und Energie, aller Dinge bemächtigen, welche uns fehlen. Unser Losungswort sei: Jeder lege Feuer an die schmutzigen Schlupfwinkel, die er bewohnt. Wir wollen fortan nnS im Quartier Leopold (dem aristokratischen Stadtviertel) einquartieren.* Die Urheber find ebensowenig als der Drucker bekannt. Die nachstehenden Telegramm« orientiren über die neueste Lage in den aukrübreriklben Gebieten. Charleroi, den 29. März. Die Nacht ist hier ruhig ver laufen; gestern Abend wußte Militär zum Schutze deS Bahnhofs requirirt werden; zahlreiche Aufrührerhaufen, mit Hacken nud Beilen bewaffnet, dringen in die Häuser der FanbourgS ein; die Panik unter der Bevölkerung ist groß. Die Natioualbank läßt einen Theil ihrer Werthe nach Brüssel trauSpor- tireu. StaatSrenten und Charleroier Stadtloose sind schon ««ver käuflich. Freiwilligencompaguien trete» hier und in der Umgegend zusammen; in Lodeliusart versuchte man die Kirche auzuzünden; in Marciuelle kam eS zu blutigen Zusammenstöße«. Auch in Roux ist der Belagerungszustand erklärt. 14 Todte wurden heute begraben. ES ist der Befehl gegeben, unter Umständen ohne vorherige Aufforderung von der Waffe Gebrauch zu machen. An einzelnen Orten wird, wie eS heißt, die Arbeit morgen theilweise wieder ausgenommen werden. Charleroi, den 29. März. Kleinere Banden von Streikenden fahren fort, in der Umgegend plündernd herumzustreifen, entfliehen aber sogleich beim Herounaheu der Soldaten oder der Bürgerpatrouillen, welche überall organifirt find. Eine Patrouille von Bauer» hat gestern einige Haufe« von Streikenden zurückgetrieben, wobei einer der Letzteren getödtet wurde. Ein bedeutender Zusammenstoß ist nicht vorgekommen. Der Staatsprocurator hat die friedlichen Bewohner angewiesen, ihr Haus und ihreHabe mit allen ihnen zn Gebotestehen den Mitteln zu vertheidigen. — Ueber Verhandlungen zwischen den betheiligteu Regierungen wegen gemeinsamer Maßregeln gegen di« Anarchisten verlautet bi» jetzt nicht» Sichere». Es wird angenommen, die Regierungen werden sich über die fraglichen Umtriebe und Bewegungen in Kenutniß halten, damit die kompetenten Behörden auf den verschiedenen Staats gebieten die geeignete« Vorkehrungen zur Anfrrchthaltung der Ordnung treffen können. — Der socialdemokratische Abg. Singer versicherte am Sonntag in einer Berliner Arbeiterversammlung, daß die Annahme de» SocialistrugesetzeS durch den Reichstag nicht nur außer allem Zweifel sei, eS würde auch die Annahme mit größerer Mehrheit als vor zwei Jahren erfolgen, da ein bedeutender Theil der Centrumspartei dafür stimmen werde. Die zweite Lesung de» Gesetze» findet heute statt. Oesterreich. Gestern wäre e» bald nach einer aufregende« Sitzung im Abgeordnetenhaus« zu einem Duell gekommen, vr. Gregr, der berüchtigte tschechische Deutschenfreffer, der dem Abgeordneten Strache zugerufen hatte, seine Rede gehöre in« WirthShan», hatte von irgend einer Seite he» die Antwort erhalten, „der Gassen junge de» böhmischen Landtages* und da mau ihm sagte, der Abgeordnete Pickert habe ihn in dieser Weise augerufeu, sandte er au ihn zwei tschechische Abgeordnete, um Rechenschaft zu fordem. Pickert erklärte jedoch, er habe keinen ähnlichen beleidigenden Ausdruck gebraucht, nnd so sucht Herr Greg r noch immer unter den Mitgliedern der Opposition nach demjenigen herum, an dem er die Kränkung rächen könne. England. Gladstoue theilt« mit, er werde am 8. April die Bill, betreffend die Abänderung der Verwaltung ln Irland, einbriugen. Das Budget hoffe er am 13. April vorzulegen, und am 15. April werde dann die Bill, betreffend die Abänderung über den Ankauf und Verkauf 1:S Grundbesitzes in Irland, dem Hause zugeheu. Griechenland. Die Depulirteukammer ist zum 2. kommenden Monats einberufen worden, um über neue financielle und militairische Vorlagen zu beschließen, welche derselben gemacht werde« sollen. — Dem Vernehmen nach wird die Regierung von der Deputirtenkammer auch die Ermächtigung zu neuen Arrangements mit den Banken über die Bermehruug deS Umlauf» von Banknoten mit ZwaugScourS ver langen und Vorschläge machen über die Verwendung alter patrioti scher Stiftungen zur Befriedigung des außerordentlichen Bedürfnisses des Landes. Außerdem solle» Vorlagen gemacht werden über die Bildung neuer CadreS für die Reserve«. — Der KriegSmiuister geht heute zur Bornahme von Trnppenbefichtigungru nach der Grenze ab. VuS dem Reichstag. —uv. Berlin, den 29. März. Der Gesetzentwurf betr. den ServiStarif und di« Clafseueiuthei- lung der Orte wird der Budgetkommisfion überwiesen; das Gesetz betr. die Verleihung der Rechte einer juristischen Person au die Innung-Verbände. Zum neuen ServiStarif bemerkt Abg. Richter- Hagen, daß dadurch die Ausgabe« jährlich um 800,000 MH vermehrt würden. Das würde nur ein weiterer Anlaß für den Reichskanzler sein, neue Steuern zu fordern. Außerdem komme der Hauptbetrag den Militärbeamteu zu gute. Staatssekretär von Bötticher ant wortet, nach dem Gesetz habe alle 5 Jahr« eine Revision de» Tarif» stattzufinden und deshalb sei die Vorlage eingebracht. Wenn der laufende Etat dadurch zu sehr belastet würde, so könne ja die Ein führung um ein Jahr vertagt werden. In der folgenden Diskussion werden lokale Wünsche ausgesprochen. Auf eine Aeußeruug des Abg. Witt (steif), der Sessionsschluß stehe bald bevor, erwidert der Staatssekretär, er sage hierüber, wie neulich der Abg. v. Wöllwarth: „ES wär so schön gewesen, eS hat nicht sollen sein!* (Heiterkeit.) Das JnnungSgesetz findet keinen Widerspruch im Hause. Abg. v. Kleitz-Retzow (kous.) beantragt nur, daß die Verleihung der Rechte der juristischen Person an die Innung-Verbände statt durch den BundeSrath durch die Behörden ersolgen soll, welche die Statuten der Junnugen genehmigen. Staatssekretär von Bötticher bekämpft den Antrag, der darauf abgelrhut wird. Sächsisches. Politische Rundschau. Chemnitz, den 30. März. Deutsches Reich. Die Rede des Reichskanzlers im Reichs tag mit ihren Anspielungen auf die Lage Frankreichs hat in Paris Aufsehen «negt. Die deutschfeindlichen Organe antworten mit Schimpfen auf den Reichskanzler, di« gemäßigte« republikanischen Organe bestreiteu, daß Frankreich der Heerd der anarchistische« Agitation sei, nur die monarchistischen Blätter geben die» zu und chieben die Schuld aus die Regierung. — Die neue Branntweinstener-Borlag« soll als Antrag Preußens schon in dieser Woche dem BundeSrath« zngeheu. — Die deutsche Universität Dorpat ist in ihrer Existenz bedroht. Aus Petersburg kommt die glaubwürdige Nachricht, daß die russische Regierung sich ernstlich mit dem Gedanken trage, Dorpat al» eine für Rußlands allgemeine Interessen nicht mehr noth- wendige Bildungsstätte eiugeheu zu lassen. Di, Aufhebung dieser Universität wäre der gefährlichste Schlag gegen da» --baltische Deutschland. — Dresden, 29. März. Der vlelerwähute deutsche Maurer- cougreß erreichte am Donnerstag Abend nach dreitägigen debattereicheu Verhandlungen sein Ende. Alle» in Allem war da» Endergebniß der Diskussionen ein ziemlich unbedeutende». Den Hauptgegeustand bildete die Frage, ob die vom Congreß zur Regelung der Berufs angelegenheiten bisher eingesetzten Control- und Preßcowmisfioneu in gleicher Weise wie seither weiter arbeiten oder nach anderen Zielen streben sollten. Erst am Abende des zweiten Tages gelangte man zu de« Beschluß, beide Commissionen getrennt in zwei verschiedene« Städten arbeiten zu lassen und der Coutrolcommisfiou künftig den Namen AgiiationSrommisfion zu geben. Letzterer ist al» Wirkung»- kreis die Organisation, Agitation, Streikangelegenheiten, Kaffe«, führung re zugewiesen. Die Preßcommission hat die geistige Agitation im Sinne deS CougrefleS in di« Hand zu nehmen, alle Bericht«, Be- schlüffe, Bekanntmachungen rc. der AgitationScommisfion in Bezug auf die deutsche Maurerbewegung in der Congreß-Zeitschrift „Der Bau handwerker" ohne Aenderuugrn zu veröffentlichen «. s. w. Beide Commissionen find dem Congreß verantwortlich. Weiterhin erstattet« dann Hartwig-Meißen ein Referat über di« Regelung der Arbeits einstellungen, das sich in ganz allgemeinen Gesichtspunkten bewegte. Von der Controlcommisfion wurde bekannt gegeben, daß gegenwärtig in mehr als 20 deutschen Städten die Lust und wohl auch die Nothwrudigkeit zu Arbeitseinstellungen vorliege. Beschlüße irgend welcher Art nach dieser Richtung hi« wurden nicht gefaßt, ebensowenig bezüglich einer einheitlichen Regelung der Wanderuntrrstützungen, Akkordarbeiten u. s. w. Am Donnerstag Abend schloß der Vorsitzende den Congreß. — Am Bußtag Nachmittag sprang eine junge Kellne, in, welche erst seit kurzer Zeit fich im Gasthofe zn Uebigau in Dienst befand, von der dortigen Gartenmauer in die Elbe. Der jetzt reißende Strom hat sie sofort hinweggeführt. — Am Sonnabend erschien bei einem hiesigen Einwohner, welcher ein Hausmädchen suchte, ein« Frauensperson im Alter von etwa 30 Jahren und wurde, weil die Hausfrau gerade abwesend war, bis zu deren Rückkunft in eine« Wohnzimmer zu warten aufgesordert. Die Person hat sich nur wenig« Minuten darin aufgehalte«, war unter dem Aoführen, ihr dauere «» jetzt zu lauge, sie wolle wiederkommen, eilig fortgegangen nnd hatte
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