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Sächsischer Landes-Anzeiger : 07.10.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-10-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188610079
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18861007
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18861007
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsischer Landes-Anzeiger
- Jahr1886
- Monat1886-10
- Tag1886-10-07
- Monat1886-10
- Jahr1886
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 07.10.1886
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'' '^ ''^ " 7^' - ^''^E — ' /- . -v — ?M- E.'^ M'' ^tzL 233 — 6. Jahrgang. Der jede« Wochentag Abend (mit Datum deS folgenden TageS) zur Versendung gelangende .Sächsische Lander-Anzeiger" «tt täglich einem besonderen Untcrhal- tungSblatte koket monatlich 60 Psg. (mit Ertrabeiblatt Lustiges Bilderbuch 70 Psg.) b« den Audgabestellen in Chemnitz und den Vororten, sowie bei den Posianstall«». SSchsischer Für Abonnenten erscheint im 3 und 4. Quartal Eiseublihn-FahrplanheftfiirSachsen, sowie im 4. Quartal die Weihnacht, dcigaoe IllustrirtesIahresbuch des Laudes-Anzciaers und zu Neujahr Jllustt. Landboten-Kalender. §Mi>es-Ai>seiller mit „Chemnitzer Stadt-Anzeiger". Unparteiische tägliche Zeitung für Sachsen und Thüringen. Donnrrstast, 7. Oktober 1888. Anzeigen-reir de- „Sachs. LaudeS-Anjeiger": Raum einer schmalen CorvuSzeile wMg. Bevorzugte Stelle (lspalt. Petitzeil«) 8V Pf. Bet Wiederholung großerAnnoncen Rabatt. Bet Bestellungen von AuSwLrtS wolle mau JnsertionSbetrag (in Briefmarken) beifüge» 0« 8 Silben LorvuSschrist bilden ca 1 Zeile.) Aunoncenanuahme nur bis Bormittag. Verlag : Alexander Wiede, vuchdruckeret, Chemuiu. Theaterstraße 5 (Fernsprechstelle Nr. lSS). Telegr.-Adr.: LaudeS-Anzeiger. Themuttz. Mit täglich einem besonderen Unterhaltungsblatt: i. Sonntagsblatt — 2. Jlluftrirtes Unterhaltungsblatt — 3. Kleine Botschaft 4. Sächsischer Erzähler - 5. Sächsische Gerichts-Zeitung — 6 Sächsisches Allerlei. - Ertra-Beiblatt Luftiges Bilderbuch. Amtliche Bekanntmachungen. ^ Uebcr das Vermögen des Kaufmanns Theodor Wangenheim in Chemnitz, Inhabers eines unter der Firma Th. Wangenheim daselbst betriebenen Weiß« waarengeschästs, wird heute am 4. October 1886 Nachmittags 5 Uhr das ConcurSversahren eröffnet. Der Rechtsanwalt Bauer H zu Chemnitz wird zum EonmrSverwalter ernannt. Concursforderungen sind bis zum 1. November 1886 bei dem Gerichte anzumelden. ES wird zur Beschlußfassung über die Wahl eines anderen Verwalters, sowie über die Bestellung eines BläubigerauSschusseS und eintretenden Falles über die in Z 120 der ConcurS- ordnung bezeichn««» Gegenstände aus den 20. October 1886, Vormittags 10 Uhr und zur Prüfung der angemeldeten Forderungen auf den 23. November 1886, Vormittags 10 Uhr, vor dem Unterzeichneten Gerichte Termin anberaumt. Allen Personen, welche eine zur ConcurSmasse gehörige Sache in Besitz haben oder zur ConcurSmasse etwas schuldig sind, wird aufgegeben, nichts an den Gemeinschuldner zu verabfolgen oder zu leisten, auch die Verpflichtung auf« erlegt, von dem Besitze der Sache und von den Forderungen, für welche sie aus der Sache abgesonderte Befriedigung in Anspruch nehmen, dem ConcurS« Verwalter bis zum 3. November 1886 Anzeige zu machen- Königliches Amtsgericht zu Chemnitz. Telegraphische Nachrichten. Vom 5. October. Wien. Laut einer Meldung der „Wiener Allgemeine« Zeitung' find gestern Nacht in dem Budgetsaale deS neuen ParlamentS- gebäubeS die Dippelbäumr (Dachsparren) zusammengestürzt. Wien. Cholerabrricht In Trikst 11 Erkrankungen, 2 Todesfälle »nd i« Pest 6 Erkrankungen, 4 Todesfälle. Szegedin. Die Cholera ist nuumehr auch hier ausgetreten; bis gestern Nachmittag find acht Personen an derselben erkrankt und vier gestorben. London. Nach einer Meldung an» Melbourne ist der vulka nische AuSbruch auf der Insel Map« von Erderschütternngen begleitet, wodurch verschiedene Dörfer zerstört worden find. Kein Menschenver- lnst ist zn beklagen. Ein «ener Berg, 200 Fuß hoch, ist entstanden. Die Insel ist mit Asche bedeckt, stellenweise 20 Fuß hoch. London. Minister Lord Randolph Churchill ist gestern Abend vo« hier abgereist, wie e» heißt, nach Berlin. Sophia. General KaulbarS hat gestern seine Agitation»«!!« angrtreten, Plewna, Rustschuk nud Barua werden von ihm besucht. Di« Rückreise soll durch Ostrumelie« gehen. Russische Agenten in Polizistenuniform wurden verhaftet. Ein Complott ZankowS gegen die Regentschaft ist entdeckt worden. Sophia. Die Regierung wird die Sobranje-Wahle« nach den bisherigen Bestimmungen am nächsten Sonntag statifinden lasten. Alexander ergebene Abg. Elia» Wultschew berichtet« über eine Audienz bei KaulbarS, und die aus etwa 2000 Personen bestehende Bersamm- lung hörte ruhig zu. Plötzlich erschien KaulbarS, drängte sich zur Reduerbühne und verlangte da» Wort, er, der osficiell« Vertreter eine- fremden Staate». Das wurde bereit» mit Mißfallen aufge uommen, da die Menge schwer gereizt war, weil ein russischer Unter- than gerufen hatte: „Nieder mit Bulgarien, e» lebe der Zar!* Der selbe war furchtbar durchgeprügelt worden, so daß er in ein Kranken haus gebracht werde« mußte. KaulbarS sprach von den Wohlthate«, welche Rußland Bulgarien erweisen wolle und von den gütigen Ab fichten de» Zaren. Heftige Unterbrechungen erfolgten, und Rufe wurden laut: „ES ist nicht wahr, es lebe di« Verfassung, «S lebe die Unabhängigkeit Bulgariens l* KaulbarS suchte den Lärm zu de- herrschen und sprach fich in eir« leidenschaftliche Heftigkeit hinein Da aber der Lärm nochmals ausbrach, suchte KaulbarS zitternd und todtenbleich dem Sturme Trotz zu bieten; mit der Fanst drohend sprach er auf da» Volk ein. Er sagte, da» wahre Volk werde ver hindert, seine Ansicht anszusprrchen, er werde deshalb in die Provinz gehen. Er konnte nicht weiter, seine Stimme wurde von dem unab lässigen Geschrei der Menge verschlungen. Gendarmen drängten fich schützend um die Rednerbühne, die der General endlich unter dem Rufe verließ: „So darf e» nicht weiter gehen!" Er fuhr sofort zum deutschen Vertreter vo» Thielmanu, die Volksmenge wälzte fich da gegen zu dem Ministerpräsidenten RadoSlawow, vor dessen Hause eine große Kundgebung stattfand. Nicht roden wollende Hochs auf Bulgarien und die bulgarische Unabhängigkeit erschütterten die Luft. Der Minister beruhigte die Menge, die sich zerstreute. — KaulbarS hat die VolkSleidenschaft muthwillig herausgefordert, die Menge gegen die Regierung aufzuhetzen versucht. Er hat seinen verdienten Loh« be komme». Daß ein Gesandter fich zu solche» Sachen hergiebt, ist denn doch noch nicht dagewesen. Der Zwischenfall in Sophia. lD Chemnitz, den 6. October. General KaulbarS, der «ach Sophia gesandte russische Agent, hatte es so weit gebracht, daß fich eine Auseinandersetzung zwischen Rußland und Bulgarien langsam anbahnte. Wäre er behutsam weiter vorgegangen, so würde er wahrscheinlich All«» erreicht habe«, was der Zar will; aber statt besten hat er einen Skandal provocirt, der Rußland den tiefsten Schaden und KaulbarS eine furchtbare De müthiguug bereitet hat. KaulbarS hat damit die bulgarische Be völkerung geradezu der Regierung ln die Arme getrieben, und diese bleibt nun fest bei ihrem Vorsatz, die Wahlen zur großen National Versammlung kommenden Sonntag abzuhalteu. KaulbarS unternimmt eine Agitationsreise in da» Innere de» Landet, um dort die Wähler für fich zu gewinnen. Aber auch dort wird er nicht viel Glück haben Die Entrüstung über den Skandal in Sophia ist zu groß. Einem ausführlichen Bericht der „Köln. Ztg." über den uner hörten Vorfall entnehmen wir noch das Folgende: „Der dem Fürsten Politische Rundschau. Chemnitz, den 6 Oktober. Deutsches Reich. Dem Reichstage wird gleich nach seinem Zusammentritt der ReichshanshaltSetat vorgelegt werden. Die auf di« lrmee bezügliche« Abänderungen solle» noch nicht darin enthalten ei«. Im Etat de» Auswärtige» Amte» sollen verschiedene Ren- ordernngrn für das ConsulatSwesen gemacht werden. — Staatssekretär von Bötticher begiebt fich «ach Barzin zn« Fürsten Bismarck, um mit diesem zu conferirrn. — vr. von Reise« ist znm Weihbischof und Koadjutor der Diöces« Rotteubnrg mit dem Recht der Nachfolge ernannt worden — Zur Branntweinstenerfrag« wird der „Neuen Badischen Landeszeituvg* an» Bayern geschrieben: Ich erfahr« vo» zuverlässigster Seite, daß allerdings im Elnverftäudniß mit den süddeutschen Re gierungen rin neue» Projekt znr Erhebung einer allgemeinen deutschen Branntweinsteuer auSgearbeitet und dem Reichstage in der kommen den Session überreicht werden soll ES ist darin eine allgemeine deutsche Besteuerung vo» ea. 40 Mark per Hektoliter von 100 «/g geplant, welche fich progressiv von zwei zu zwei Jahren um 10 Mark erhöhen soll, bi» die Grenze von 70 Mark erreicht ist. — Zu gleicher Zeit kommt die Nachricht, der englische Schatz- kavzler Minister Lord Churchill wolle nach Berlin kommen «nd Frankreich gedenk« «in« Conferenz anzurrgen, welche vo« England Rechenschaft über die Verwaltung Egyptens fordern soll. Lord Churchill hat eigentlich mit auswärtigen Angelegenheiten nichts zu thun, aber er ist trotz seine« jungen Jahre unbestritten nächst Lord Salisbury da» bedeutendste Mitglied de» englischen Ministerium-. Zum Vergnüge« reist er also wohl nicht nach Berlin. Für England von größte« Jutereff« ist, daß ihm in Egypten kein« Schwierigkeiten in de» Weg gelegt «erden, nnd dabei kann e» auch wohl aus Deutschland» stillschweigende Zustimmung rechnen. Ob die Reise be zweckt, auch wegen der Balkanhalbinsel eine neu« Konstellation der Mächte herbeiznsührr«, werde» wir abwarten wüsten Daß in Oesterreich-Ungar» dl« Abneigung gegen Rußland i« Wachse» be griffen ist, geht an» den Nachrichten an» Wien hervor. — Durch den ReichSonzeigir ist, wie schon gemeldet, witgethrilt, daß der preußisch« Tultusmtnister di« theologisch« Lehranstalt de» Klerikal-Seminar» in Fulda znr wissenschaftlichen Vorbildung de» Geistliche» für geeignet erklärt hat E» ist dies die erst« Bekannt- machnng dieser Art ans Grund de» diesjährige» Kirchengesetze». Die Stndirrnde« der katholischen Theologie de« Dlöcese Fnlda werden darnach in der bezeichneten kirchlichen Lehranstalt »tt denselben rechtlichen Folgen ihre Studien absolvlre«, als wie auf den Staats- Universitäten. Oesterreich-Ungar«. In der heutigen Sitznug de» Abgeord netenhauses in Wien brachte Abgeordneter Plener Namen» de» deutsch- österreichischen Klub» «inen Gesetzentwurf über ArbeUrrlammer« ei». Ausgenommen Dalmatien soll in jedem Handettkammerbezlrk eine Arbeirerkammer errichtet werden, mit ähnlichen Funktionen de« social,» Selbstverwaltung wir die Handelskammern. Da» actio« Wahlrecht in Arbeiterkammer« beruht auf der Mitgliedschaft der neuen Kranken- kaffe«. Diesen 26 «rbeiterkammern sollen 9 Abgeordnetenmandat« ertheilt werde», davon Wien «ine», die übrigen werden gruppenweise zusammengelegt. Frankreich. In Tonki« haben wieder Scharmützel zwischen de» Franzosen und Piraten stattgefandeu. Zwei Offieier« «nd sechs Soldaten der Fremdenlegion «nd fünf eingeborene Soldaten find ge- tödtet. Die Fremdenleg'onäre scheinen «och immer mit Vorliebe dorthin geschickt zu werden, wo e» dk« meisten Menschenleben kostet. — Der Commandant de» französischen Levantegeschwaders, Margueffac, ist znr Begrüßung de» Sultan» in Lonstantinopel eingetrossrn, sofort empfangen »nd zu» Tafel gezogen worden. Der Herzog von Ediubnrg mußte s. Z. drei Tage auf die Audienz warten. England. De» alte Herr Gladstone empfing eine Deputation aus Irland, mit welcher er viel über di« dortigen Verhältnisse sprach. Er sagt«, nur die Hoffnung, zur Lösung der irischen Frage beitrage« zn könne«, halte ihn ab, fich au» dem politischen Leben zurückzuziehen. I« Irland sieht es übrigen» wirklich schlecht ans. Di« meisten Pächter find außer Staude, z« zahlen. Rnstland. Da» „Petersburger Journal* liest Lord Churchill den Text für dessen bekannte Red« gegen Rußland. England Hab« seine ganze Politik geändert. E» garantir« de« Sultan sein Gebiet, und dabei inttresfin e» sich auf Kosten der Türkei für Bulgarien. Bo« Griechenland Haie der Minister gar nicht» gesagt, und das sei doch auch «in Staat der Balkanhalbinsel. England sei e» ja gerade gewesen, welcher die Unruhen im Balkan hervorgeruseu, Rußland habe sich dagegen bemüht, die Rahe zn erhalt;«. England sei ent schlossen, auf friedlichem Weg« die internationalen Schwierigkeiten z« löse». Etwa» Andere» wolle Rußland auch nicht. Rußland wolle dem unglücklichen Lande die Rahe wiedergebe», da« von einer Baude von Agitatoren, welche die in ihren Händen befindliche Macht miß- brauchtcn, in Fesseln gehalten werde. (?) Rußland wolle die unberech tigte Gewalt der Usurpatoren in Sophia beseitige«, deshalb sei vor Allem der Termin der Wahlen hinan-zuschiebru. — Au» Petersburg wird gemeldet, KaulbarS denk« gar nicht daran, wegen de» Skandal» in Sophia znrückzntreten. Da- ließ fich voranSsehen! Spanien. Di« Regierung hat hartnäckig alle Begnadigungs gesuche für die znm Tode verurtheilte» Offieier« abgrlehnt. Bestätigt die oberste Militärjunta da» Urtheil, so wird die Exekution unver züglich erfolgen. Strenge thnt ln Spanien auch wahrhaftig noth. Der Sterukrug. Von Adolf Streckfnß. Nachdruck verboten. Fortsetzung. „Habe keine so zarten Knochen; aber Dornerwetter. haben Sie eine Kraft I* ES lag in diese« AuSrus ein Zeugniß der Hochachtung, welche die in der Thal merkwürdige Körperstärk« Steinert» de« im Kampf Besiegten adnöthigte. Steinert lacht«. „Wenn Sie meine Kraft vorher gekannt hätten, würden Sie vielleicht ein wenig höflicher gewesen sein. Nicht wahr? Sie haben zn Ihrem Schaden geirrt, deshalb will ich auch den ganzen Handel vergessen nnd vergeben, denn Ihre Strafe haben Sie weg. Hier find die versprochene» drei Thaler; fahren Sie nun ruhig «ach Haus. Herr« von Heiwald kaffe ich bestens grüßen und ihm sagen, daß ich morgen selbst nach Growberg kommen werde." Friedrich strich da» Geld mit einer Ruhe ein, als verstehe fich die» Geschäft ganz von selbst; er hatte aber offenbar »och etwa» auf dem Herze«, denn statt, wie Steinert erwartete, zn gehen, blieb er wieder an der Thür stehen und drehte verlegen den Hut. „Was wolle» Sie denn noch, Friedrich?* „Mein Bell,* war die kleinlaute Antwort. „DaS müssen Sie im Walde suchen!* „Da liegt es nicht. Ich habe schon den ganzen Weg durchsucht an der Stell«, wo Sie eS mir sortgerifsen haben.* „Dann wird es wohl im Gebüsch liegen. Ich glaube mich z« erinnern, daß ich eL dorthin geworfen habe." „So? Ich glaubte, Sie hätten eS mitgeuommen.' „War sollte ich wohl mit dem all,« Beil an fangen?* „Freilich! ES liegt nicht» an dem alten schlechten Ding. Ich hält'» nur gern gehabt, well der Herr mir befohlen hatte, auf dem Rückwege die" Keine .Esche, welch« fich über den Gromberger Weg gelegt hat, abzuhauen. Na, das kann auch morgen geschehen. Aber nun hätte ich noch ein». Wenn der Herr wir nur nicht gar zn bös find, möcht ich eine Bitte wagen.* „Heraus mit der Sprache, Alter! WaS wollen Sie?* „Sie möchten morgen dem Herrn nicht- vo« der ganzen Ge schichte erzählen. Er ist mitunter wetterisch bös und darum denk ich, was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß * „So, so! Also Sie selbst werden nicht» zu Hause erzählen?* „Werd nicht so dumm sein, da giebts in jedem Falle ei» Donnerwetter, ersten», weil ich zu grob gewesen bin «nd zweiten», daß ich mir habe die Pferde nehmen lassen. Galopp im Sande! Sie werden schön abgetrieben sein. Gut, daß r» der Her« nicht weiß. Nicht wahr, Sie sagen schon nichts?* „Meinetwegen! Mir kanu's ja gleich sein. Ein anderes Mal sek höflicher gegen Deine Gäste, Alter, und nun gute Nacht!* Friedrich Grunzig dankte mit einer tölpkscheu Verbeugung, daun machte er militärisch Kehrt und entfernte fich. Steinert blickte ihm spöttisch lächelnd nach; als fich die Thür hinter ihm schloß, sagte er: „Gut gespielt, Alter; aber nicht gut genug Mau merkt die Ab sicht »nd man wird verstimmt.* 4. Die Spnr im Wald«. Am folgenden Morgen «m nenn Uhr trat Steinert in da» Tontor de» Senators Helwald. „Ohne avznklopftn, herein!' war mit großen Buchstaben an die äußere Eontorthür geschrieben, nnd dieser Anweisung war Steinert gefolgt. Er stand vor einem hochgewachsenen ältlichen Herr«, der «ine Cigarre rauchend im Conto» «uf und ab schritt, aber seinen Spaziergang beim Zutritt des Fremden unterbrach. An der Aehnlichkeit mit Herrn vo« Htiwald, besonder» an den charakteristische», grauen, über der Nase fast zusammeugewachsene«, buschige« Augenbraue« erkannt« Steinert den Senator. „Habe ich die Ehre, den Herrn Senator Heiwald zu spreche»?* fragte er höflich. „Der bi« ich. Wa» steht zu Ihren Dienste«?* „Meine Name ist Cornelius Steinert vom Hanse W. Oldecott u Co. in Berlin. Ich will mir erlanbe«, Ihnen einen Wechsel der Herren Carl Jachner Söhne in Berlin über 2000 Thal«, drei Tag« «ach Sicht lautend, zu präsentiren.* „Ist in der Ordnung und mir bereit» avifirt. Ich erwartet« Sie schon gestern. Sie könne« da» Geld jederzeit in Empfang nehmen. Mein Kasfirer ist zn« Zahlung angewiesen, denn daß ich bei drei Tag, Sicht nicht acceptire, sondern bei Präsentation de» Wechsel» gleich zahle, ist selbstverständlich.* „Wie Sie wünsche«, Herr Senator. Wan» erlanbe« Eie, daß ich de« Wechsel präsent!« ?* „Wann Sie wollen. Wünschen Sie vielleicht da» Geld gleich in Tmpsang zu nehmen? LS liegt ,» Ihrer Disposition.* „Das wäre mir allerdings ganz angenehm; ich könnt« dann noch Heu»' nach Berlin berichte«.* „Ganz rccht. Präsentiren Sie gefälligst den Wechsel an der Kaffe nuv quittiert» Sie; ich hoffe, Sie, nachdem Sie da» Geschäft abgemacht haben, noch zu sehen.* Steinert verbeugt« fich, er begab fich zu der im Nebenzimmer befindlichen Kaffe. Der Kasfirer, der sich sofort zur Zahlung bereit erklärte, fragte verbindlich, welche Geldsorte Steinert am meisten wünsch,. „Sie sind sehr freundlich,' «ntgegnete Steinert, „am liebste» wären mir Hundertthalerscheine." „Da» bedauere ich, wir haben zufällig auch nicht einen einzigen in der Kaffe. ES wäre aber möglich, daß der Herr Senator in seiner Prlvatkaffe «och einig« hätte, er würde, wenn Sie ihn ersuchen wollen, gewiß gern bereit sei«, sie Ihnen »Inzuwechseln. Ich werde, wenn r» Ihnen recht ist, die Zahlung einstweilen in einer Banka«, Weisung von 1000 Thalern «nd mit 1000 Thalern in Fünfundzwanzig- Thalerscheine» machen.* Es war Steinert recht. Er nahm da» Geld in Empfang, quittirt« nnd kehrte in da» Csntor znm Senator Htiwald zurück. „Ist alles in Ordnung?* fragte dieser. „Vollständig. Nur hätte ich noch eine klein« Bitte.* „Lassen Sie hören! Ich stehe gern zu Diensten.* „Bei den Geschäften, welche ich hier mit de« GutSbefitzern ab- znschlicßen gedenk«, find Hundertthalerscheine da» angenehmste Geld» Sie fehlen mir, «nd ich hofft«, sie von Ihrem Kasfirer zu erhalten» da mir gestern der Herr Grawald beiläufig mittheilte, ich könnte von Ihne« eine Partie bekommen. Ihr Herr Kasfirer verwies mich aber an Ihre Privatkaff«, da er selbst nicht einen einzigen der gewünschten Schrine in der Kaff« habe.* „Mir ergeht eS ebenso,* erwiderte der Senator. „Ich begreift übrigens nicht, wie Vater Grawald dazu komm», zu glaubrn, ich hätte gerade diese Scheine.* „Er gab mir selbst einig« Hundertthalerscheine, die er, wie er mir erzählte, vo« Ihne» erhalten habe; bei dieser Gelegenheit, meint« er, habe er gesehen, daß »ch eine ganze Partie davon in der Kaffe sei.* „Das ist höchst sonderbar und mir unbegreiflich. Vater Sra- wald hat allerdings vor einigen Tagen eine Zahlung von tausend Thalern für Kammwolle erhalten; aber wenn ich nicht ine, war bei derselbe» nicht ein einziger Hundertthalerschei«. Doch das muß mein Kasfirer, der die Zahlung geleistet hat, besser wissen. Herr Haupt, wollen Sie die Güte haben, einmal hierher zn kommen.* „Der Herr Senator befehlen?' fragte der Kasfirer, der dienst- willig herbeisprang. „Erinnern Sie fich noch, in welcher Geldsorte Sie dem Vater Grawald am Dienstag — ich glaube, eS war ja wohl am Dienstag — die Zahlung für Kammwolle gemacht haben?*
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