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Sächsischer Landes-Anzeiger : 14.02.1889
- Erscheinungsdatum
- 1889-02-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188902142
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18890214
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18890214
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsischer Landes-Anzeiger
- Jahr1889
- Monat1889-02
- Tag1889-02-14
- Monat1889-02
- Jahr1889
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 14.02.1889
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Sächsische GcrichtSzeitnng ». Sächsisches Allerlei b. JllnstrirteS Unterhaltungsblatt 6. Sonntagsblatt 7. LnstigcS Bilderbuch kostet bei den Ausgabestellen monatlich 70 Psg., bei de» Post-Anstalten 75 Psg. lPost'Zeitungs'Prcisl.sür 1889: Nr. 8138.) Sächsischer Donnerstag. 14. Aebruar iWH. von de« -auptblätter« de, „Sächsische« LandeS-AnzelgerS" erscheint (»hne drffe« tägliche Extra-Beiblätter) ^ne biwg«, Sonder-Ausgabe unter dem Titel: Chemnitzer General-Anzeige* für monatlich nur 60 Pfg. mit Zutragen; außerhalb Chemnitz nionatl. 57 Pf. m. Ztr. lLeitungS-PreiSlist« sär 1889: Nr. 1277.) Für Abonnenten erscheintse eininal imJahrt Somuier.kisknbahiiwhrvianhest skr Sachse». Sinter-Eisenbahnfahrplanhest skr Sachse». Isiustr. lkalender des Sächsischen LanLbott«. JllnstrirteS IahreSbnch des SaudeS-Anjeigert. Milks-Aiskisikr. Unparteiische tägliche Zeitung für Sachsen und Thüringen. Verlags-Expedition: Alexander Wiede» Bnchdrnckerei, Chemnitz, Theaterstratze Rr. S. Fernsprech.Anschluß Nr. 136. — Telegramm-Adresse: Landes.Anzeiger, Chemnitz AiizcigcnprciS: Raum einer lchmalen Corpuszeile 15 Pfg. — Bevorzugte Stelle (Isvaltlge Petitzeile) 30 Pfg. — Bei Wiederholung großer Anzeigen Preisermäßigung. - den EinrücknngSbetrag (in Briefmarken) beifügen «je 8 Silben CorvuSschrift bilden ca. 1 Zeile.) — Anzeigen könne» mir bis Vormittag angenommen werden, da Druck und Verbreit»»» Die Anzeigen finden ohne Preisausschlag gleichzeitig Verbreitung durch den „Chemnitzer General.Anzeiger" (billigere Sonder-Ausgabe der Hauvtblätter des „Sächsischen Landes - S - Bei Bestellungen von Auswärts wollt ma» > der großen Auflage längere Zeit erfordern. — inzeigers" ohne dessen tägliche Extra-Beiblätter.) Amtliche Anzeigen. Im Handelsregister für den Landbezirl des Unterzeichneten Amtsgerichts «urde beute aus Folium 3 3 verlauibart, daß die Firma Gebr- Nevoigt Me» Sitz von Siegmar nach Reichenbrand verlegt hat. Chemnitz, am 12. Februar 1889. Königliche- Amtsgericht. WittgenSdorf. Wegen Schneeverwehung bleibt die nach RöhrSdorf führend« Straße (der sogenannte Röhrsdorfer Viehweg) bis auf Weitere- gesperrt. Der Gemeindevorstand. Heinstus. Neneste Nachrichten. Wien, 13. Februar. Aus zahlreichen Ortschaften, namentlich stn den Alpenländern, wird eine starke Bewegung gegen jene katho lischen Geistlichen gemeldet, welche Trauergottcsdienste für den Kron prinzen Rudolph verweigerten. Aus Nordböhmen meldet die „Deutsche Leitung", dort werde wegen der gleichen Ursachen von einem Massen- lebertritt zum Altkatholizismus gesprochen. Rom, 12. Februar. Seit drei Tagen haben wir hier bei starkem Schneefall eine sibirische Kälte und dichten Nebel, so daß die IramwayS durch Omnibusse ersetzt werden mußten, deren Pferde bei der großen Finsterniß Schellengeläute haben müssen. Madrid, 12. Februar. Der Versuch der deutschen Botschaft, von der spanischen Regierung Bodeuerwerbs-Rechte für die Deutschen aus den Philippinen-Jnseln zu erlange», ist gescheitert. Die spanische licgicrung hält an der Auffassung fest, nur solchen Fremden das liecht von Ankauf von Terrain auf den Philippinen-Jnseln zuzugestehen, vclche dort ununterbrochen residiren. Beim Verlassen der Inseln er lischt das Bcsitzrecht. Petersburg, 13. Februar. (Drahtnachricht unseres Anzeigers.) 2>e „Nvwosti,, halten die Gerüchte von einer herausfordernde» Haltung Abdurrahmans Rußland gegenüber für übertrieben. Glanb- vürdige seien die Berichte aus Calkutta, daß Abdnrrahman behufs Verfolgung Isaak Khans sich nach Turkestan begebe» habe. III. »eziii. Ost-Vorstadtl ,wisch!» Schill!» »tl NugusllUtmrg!» WI Oslslrai,). k Drei Schlügt I nt der kleinen IM in Schlag mild«! großen Wollet bersten aufgesiiW >, daß die Ach> i wollte er O großes Schreib« >s ist denn dai!I durchlesen MI iiodestag Deiiitll i Eröffnung däl dieses Mal Gatten, icher Dankoarltiil er Administrck^ Schreiben iß meine G ! Univcrsalerbiitl Serlhpapiere sei«! Hohenau, zurBl bernommen, mtl nsenroth geihii» I agen geirrt und rennt haben, ft aft in Dresd», ! lebt, die Nch i. Nach ihrei» Wolfstein, dai! n letzter Will«, geborene Freift Politische Nnndfchau. Chemnitz, 13. Februar. Deutsches Reich. Kaiser Wilhelm hat am Montag Abend idie Besatzung der Festung Spandau persönlich allarmirt. Der Kaiser »fuhr im Schlitten von Berlin direkt zur Hauptwache in Spandau kiid ließ Gcneralmarsch schlagen. Der Allarmirung schloß sich eine Kurze Gefechtsübung und Paiademarsch der ganzen Garnison an. Der »Kaiser speiste sodann im Osfizierskasino des 4. Garde-Regiments. — Die Samoa-Konferenz in Berlin wird etwa gegen den An fang März, nachdem die offiziellen Zustimmungs-Erklärungen aus Washington und London eingegaugen sein werden, beginnen. Groß- Ibritannien und die Vereinigten Staaten werde» durch ihren Botschafter lxesp. Gesandten beim deutschen Reiche vertreten sein, Deutschland »Wahrscheinlich durch den Unterstaatssekrctär im Auswärtigen Amt, «Graf Bcrchem. Als Basis für die Konferenzverhaiidlungen wird die »Selbständigkeit rcsp. Neutralität der Samoa-Inseln betrachtet, der Zweck der Besprechungen ist, einen Zustand zu schaffen, welcher dau ernde Ruhe und Ordnung garantirt. Bei allseitigem gute» Willen ^vird dies Ziel sehr wohl zu erreichen sein. — Uebcr den Fall Eudes bringt die „Straßburger Post" Auf- lläningen, welche die völlige Haltlosigkeit der gegen die deutsche Bür gschaft in Paris, wie gegen das Ministerium in Straßburg erhobenen Beschwerden darthun. Dem Gesuche des französischen Stabsarztes Eudes, zu seiner schwer erkrankte» Mutter nach Straßburg kommen zu dürfen, war durch die Behörde in Straßburg, an welche sich Eudes Das Quartett. Humoristische Erzählung von August Butsch er. I. Nachdruck Verbote». hallt», t," «Ild fass«» „welch" » eh«» ind dal nutz ich I Ihnes, Du mir bisher Wk führen den Leser i» einen Thalgrund» der an Schönheit l reicher ist, als an Segen. Seine Bewohner sind angewiesen, ihre mageren Aecker immer höher ans die Berge hinaufzuschicbe», da die Thalsohle zu eng ist um sie zn nähren. Ein großer Fluß tritt durch ein enges Felicuthor mächtig heraus in das schmucke Thal, das wir meine», n»d zieht eine» großen, grüne», sanft gewellten ! Reif um die Felskegcl, die sich wie Wächter aufreihen oder wie die I Spitzen eines Diad ms anfragen, das der Fluß für ei» Phantasie I reiches Auge hier darstellt. Wo sich das Thal wieder verengt und der Fluß gleichsam Ab- I schied nimmt, um in eine neue Ausbuchtung einziitrelen, steht rechts I am Ende des grüne» Flußbogens c>» alles, vornehmes Schloß mit I vier Erkertbürmeu, von einem Park umbuscht. Es tritt stolz heraus I auf die Plattform über dem Flusse, wie ein Sieger, der da sagt: ! „Du bist mein!" ? Freilich war das jetzt nicht mehr so ernst gemeint, wie früher. I Es war mehr symbolisch, insofern das Schloß der Führer war in I dem Bergkranze, der so schön das eine Mal nackt und matt, dann Wieder grün und lebendig das Ufer säumte. ! Kein stolzer, rauher, kriegsgcwohntcr Ritter saß mehr ans Buchencck, sondern ein schlichter Baron von Wetter, der froh war, wen» ihm nichts ge chah. Bo» diesem alten Aaron, von seiner Tochter und seinem Schlosse müssen wir eine Geschichte erzählen, die heiterer ist als der feudale „Sleinhaufe" und poetischer, als es den Anschein haben möchte. — Der Herbst saß wie ein Sicchlhum auf den Farben und Formen deS Sommers und that sein Zerstötungswerk mit einer Energie, die einer bessern Sache angcstanden hätte. Aber er that es auch mit einer gewissen künstlerischen Noblesse. Da und dort löschte er ein Licht ans oder ließ es langsam ver glimmen, dort wieder entblätterte er einen Kran; sachte und wie ohne Störung der Symmelrie und der Färbung und schuf so ein ver gehendes Bild, dessen Abstcrbcn ma» kaum bemerkte und das tobt ! war, ehe ma» darauf gefaßt gewesen. ES drückte sich die Auge» selbst zu und erlosch mit einem Lächeln, das erst in dem grausamen i Mittler erstarrte. durch einen dort wohnenden Verwandten gewandt hatte, sofort ent sprochen worden. Die Bescheidung war rcchlzeitig erfolgt; in miß verständlicher Auffassung der Sache aber wartete Eudes noch weitere Papiere ab, statt abzureise», und versäumte die Zeit. Es ist also un richtig, daß Eudes abgcreist und an der Grenze zurückgewiesen worden ist. Eudes hat einen Brief »ach Straßburg gerichtet, in welchem er sein Mißverständniß beklagt. Ein Bruder des Eudes, der ebenfalls in Frankreich lebt» hat dem Begräbniß der inzwischen verstorbenen Mutter mit Genehmigung der Behörden beigewohnt. — Preußisches Abgeordnetenhaus. Dienstagssitzung. Einge gangen ist ein Schreiben des österreichischen Botschafters Grafen Szechenyi, in welchem dem Hause der Dank des Kaisers Franz Joseph für die Theilnahmekundgebung zum Tode deS Kronprinzen Rudolphs ausgesprochen wird. Dann wird die Elatsberathung fort gesetzt. Der Etat des Ministeriums für Handel und Gewerbe wird unverändert genehmigt, nachdem von mehreren Abgeordneten Wünsche bezüglich der Förderung des Fortbildungsschulwesens und der Er richtung von sogen. Hanshaltungsschulen für junge Mädchen ausge sprochen sind. Seitens der Regierung wird eine Erwägung der vorgebrachten Wünsche ausgesprochen. Abg. Otto Herm s (freist) bringt bei der folgenden Berathung des Justizetats die Geffcken-Affaire zur Sprache. Aus seine Fragen antwortet Justizminister v. Schilling, das Reichsgericht habe die Freigebung der Gcffcken'schen Correspondenz verfügt. Was die Vertheidigungsschrist des Angeklagten betreffe, sei sie nicht veröffentlicht, weil darin nichts Wesentliches gefunden wurde. Wenn der Vorredner in der Publikation von Auszügen aus dem Briefwechsel eine Verletzung des Amtsgeheimnisses erblicke, so möge er doch Strafantrag stellen. Uebrigens gehöre die ganze Sache vor de» Reichstag. Abg. Munckel (freist) betont, die Sache gehöre hierher, sie gehe den Minister persönlich an. Im Reichstage habe der Minister gesagt, eine Vertheidigungsschrist Geffckens sei überhaupt nicht vorhanden» heute sage er, sie enthalte nichts Wesentliches. Es sei bedauerlich, daß so etwas dem Minister passire. Die Verletzung des Amtsgeheimnisses müsse im Reichsjustizamt erfolgt sei», der Minister hätte also sofort die Sache untersuchen lassen müssen. Damit war die Sache erledigt. Gekürzt wurden die Gehaltsforder- uiigeu für den Staatssecretär und für 13 Staatsanwälte bei den Overlaudesgerichten und dann die Weiterberatyniig auf Donnerstag 11 Uhr vertagt. — Wie bekannt wird, ist Hofprediger Stöcker in seinem Streit mit dem Pastor Witte in Berlin mit seiner Beschwerde gegen den genannten Herrn vom brandenburgischen Konsistorium nicht nur ab- gcwiesen» das letztere hat auch das Austreten des HospredigerS in scharfen Worten verurthcilt. — Die bekannten „Kreuzzeitu»gs"-Artikel haben wieder eine heftige Preßdebatte Hervorgerufe». Die „Köln. Zig." hatte das konservative Blatt beschuldigt, es vergesse die de», Kaiser schuldige Ehrerbietung. Die „Kczzlg." antwortet darauf, sie lehne es ab, von dem rheinischen Blatte eine Belehrung hierüber anzunehmen. Die Art und Weise, wie sich die „Kölnische" über Kaiser Friedrich geäußert, nehme ihr die Berechtigung, von Ehrerbietung dem Monarchen gegenüber zu rede». Die „Kreuzztg.", die Herrn Stöcker sehr nahe steht, theilt weiter mit, der Evangelische Oberkirchenrath werde sich mit dem Streit Stöcker-Witle schwerlich beschästigen. — Es ist die Rede davon, ein Theil der Centrnmspartei werde aus dieser ausscheiden und eine katholische konservative Partei bilden Aufgetaucht sind solche Meldungen schon öfter, bisher haben sie sich aber immer als unwahr erwiesen. Ob es diesmal anders ist, wird sich ja bald zeigen. — Ans Homburg wird bestätigt, daß das Entmündigungs-Ver fahren gegen Geheimroth Geffcken dort in der That noch fvrtdauert. Es scheint, daß Geffcken nicht wieder nach Hamburg zurückkehren Es war also Spätherbst mit verwelkenden Blättern und er sterbenden Astern und Dahlien, kühl und zuweilen schaurig. Ein feuchtkühler Morgen mit der dichtesten Nebelkappe, die man sich denken kann, schlich langsam um die alten Mauern, still und behutsam, wie um Niemanden zu wecken. Aber Hedwiga, des Barons Tochter, war schon wach und promenirte im „Salon" um den Kaffeetisch, nnd den alten Baron hatte die Gicht geweckt, die er jeden Morgen an einem wuchtigen Stocke spazieren führte. Eben trat er i» das Frühstücksziminer, das angenehm durchwärmt war, und erwiderte den freundlichen Gruß seiner schönen Tochter so unwirich, als er es fertig brachte. Er war ein schon sehr alter Herr von vornehmer Haltung, soweit sie sich mit seinem Leiden vertrug, von etwas eckigen Manieren und kurzen Worten. Eine gewisse Selbstgefälligkeit, die sich in seinem wohlgenährten Gesichte aussprach, stimmte schlecht mit der Würde, die er sich zu geben bemühte, wirkte aber in ihren Aeußerungen mehr komisch, als imponirend. Hedwiga war ein zartes, feingliedrigeS Wesen, brünett, mit dunkeln» etwas schwärmerischen Augen, die aber oft recht munter blickten. In ihrem Kalender standen Regen und Sonnenschein dicht neben einander, aber Festtage konnte sie wenige sich schaffen in dem alten, wie vergrämten Schlöffe mit seinem grämlichen und launischen Besitzer, der ihr Vater war. Sic hatte die übrigens wenig anstrengende Aufgabe, die „Hon neurs" von Bucheneck zu machen. Es kam Niemand, weil Nie mand willkommen war. Herr von Wetter war Wittwcr, betrachtete sich aber, wie er zuweilen in einer Anwandlung von Galgenhumor sich ausdrückte, als zum zweitenmal verheirathet an das Fräulein „Gicht", das ihn so scheere wie ein böses Weib. Auch Hedwiga halte von den stiefmütterlichen Launen sehr zu leiden und cs war nicht zu verwundern, wenn sie im Stillen wünschte, die finstern Mauern des Schlosses mit der oft citirten „kleinsten Hütte" vertauschen zu dürfen. Ein Sonnenblick war im Laufe des Sommers in ihr junges, aber schattenumschleierteS Leben gefallen, sie hatte nämlich bei ent fernten Verwandten in der Kreisstadt einen Besuch machen dürfen und zehrte jetzt an den Erinnerungen, die wenigstens das Gute habe», daß sie nicht aufgezehrt werden können, wenn sie auch oft sehr ver zehrend sind. DaS letztere schien bei Hedwiga theilweise der Fall zu sein, denn sie war noch stiller geworden als früher und ertappte sich zuweilen darüber, daß sie mit offenen Augen träumte und dann vom Vater wird. Er siedelt von Konstanz nach der Schweiz über. Seine Fra» folgt von Hamburg. — Die von englischen Zeitungen gebrachte Mittheilung, es sei ein schwerer Konflikt zwischen der deutschen Witu-Gescllschaft nnd dem neuen Sullan von Witu auSgcbrochen, so daß der Gesellschafts-Ver treter von unserem Generalkonsul in Zanzibar die Absenduug einer bewaffnete» Hilfsmacht erbeten hat, wird in Berlin allgemein für unrichtig gehalten. Der neue Sultan von Witu war schon bei Leb«, Zeiten seines Vorgängers und Oheims, des kranken Sultans Achmed, der eigentliche Beherrscher des Landes, der sich mit den Deutschen stets vortrcsflich gestanden hat. Wie dies Verhältniß auf eimnal i»S Gegentheil nmgcschlagen sein sollte, ist nicht abzusehen. Der Vertreter der Witu-Gesellschaft hatte nicht den geringsten Anlaß, den befreun deten Sultan zu reizen, und daß Letzterer die Verträge mißachtet haben sollte, davon ist nicht- bekannt geworden. Viel wahrscheinlicher ist es deshalb, daß es sich um die Bekämpfung der benachbarten räuberischen Somalis handelt, welche das Wituland schon wiederholt sehr empfindlich heimgesucht haben. Oesterreich-Ungarn. Zu der Katastrophe von Meierling erhallen die „Hamb. Nachr." aus Wien eine Mittheilung, für die ihnen die Verantwortung überlassen bleiben muß: Nachdem der be kannte Scheidungsplan deS Kronprinzen Rudolph an dem Widerspruche des Kaisers gescheitert und ebenso ein hier nicht näher zu bezeichnender Anspruch der Mutter der Baronesse erhoben worden war, mußte Kronprinz Rudolph im Beisein eines hohen Staatsbeamten dem Kaiser sein Ehrenwort als Mann, Soldat und Unterthan geben, daß er seine Beziehungen zu Marie Vetsera sofort abbrechen werde. Der schwere Konflikt, welcher sich für den Kronprinzen ergab, als er es nicht ver mochte, sein Wort zu halten, mag als letzte Ursache der Katastrophe anzusehen sei». — Aus Wien wird berichtet: Nicht einmal die An wesenheit des Kaisers Franz Joseph in Pest hat die cxaltirte Studenten schaft von ihren Demonstrationen gegen das neue Wehrgesch abbringen können. Vor dem Klublokal der Regierungspartei kam es zu wieder holtem Skandal. Die Polizeiverwaltling hat nun erklärt, bei erneuten Excessen werde sie ohne alle Rücksicht Vorgehen. Der Kaiser empfing eine Parlaments-Deputation, der er in herzlichen Worten seinen Dank für die Theilnahine-Bezeugungen zum Tode des Kronprinzen aussprach. Der ungarische Reichstag hat die Berathung der Wehrvorlage wieder ausgenommen. Tisza verkündet die Zustimmung der Regierung zur Aenderung des H 14. Darauf wird wohl die Einigung erfolgen. Italien. Montag Abend hat es in Rom nochmals einen kleinen Arbeiterkrawall gegeben. Etwa hundert Arbeiter sammelten sich in der Emanuel-Philibertstraße an, welche die Militärposten zum Auseinandergehen aufforderte». Hierbei kamen mehrere Verhaftungen vor. Auch bei Anbruch der Nacht wurden drei Personen verhaftet, welche den Geschäftsleuten am Spagna-Platze den Rath gaben, eiligst die Läden zu schließen, da ernste Tumulte bevorständen. Am Diens tag herrschte Ruhe in der Stadt, jedoch blieben die Wachposten auf gestellt. In der Kammer wurde über die Tumulte vom Freitag ver handelt. Crispi betonte, daß die Ausschreitungen das Werk einzelner politischer Agitatoren seien, welche Italien diskreditiren wollte». Darüber gab eS Lärm bei den Radikalen. Es ist trotz allem nicht zu bezweifeln, daß Crispi auch in dieser Frage den Sieg behaupten wird. — Papst Leo hielt am Montag im KardinalskoUegiui» eine Ansprache, in welcher er aussührte, er lrachte vor allem darnach, gute Beziehungen zu den Mächte» herzustellen, und hege auch die Hoffnung, die jetzt schwebenden Unterhandlungen mit Rußland wür den erfolgreich sein; zwar seien die Bischöfe noch nicht ernannt, die Interessen der Pole» würden aber gewahrt werden. Auf die Arbeiter- Unruhen in Rom anspiclend, bemerkte der Papst, die Verwegenheit böser Triebe wende sich gegen die Fundameute der bürgerlichen Ge sellschaft, weil das Volk nicht mehr die Stimme der Religion höre. V/ auf Geheiß der graulichen „Stiefmutter" in die langweilige Wirk lichkeit zurückgerufen werden mußte. Dabei setzte es allerlei Redens arten ab, die etwa wirkten wie Mehlthau auf Saatgrün. Um diese zu vermeiden, reiste sie natürlich bald wieder in das Land der Erinnerungen. Auch heute in der Morgenfrühe schon war das „Sinniren", das ihrem Vater so verhaßt war, über sie gekommen und sie schaute selbstverloren aus de» Grund ihrer Tasse, als ob sie wie die Dorf sybillen aus dem Kaffeesatze wahrsagen wollte. Der alte Herr, der die Wirlhschastenn, die übrigens nur eine Null im Haushalte vorstcllle, weggcschickt hatte, betrachtete das grübelnde Töchterchen eine Zeit lang mit finsteren Blicken, stieß dann den Stock auf den Parquetboden und rief zornig: „Da sitze ich jetzt wie ein Eremit, dem das Glockcnseil gerissen, zweimal einsam zu Zweien. Was hast Du nur Mädchen, daß Du nicht mehr redest? Die Stadt hat Dir's angetha», das merke ich. Was für Grillen, zum Henker, hast Du dort ciugefangen? Laß sie doch wenig»«»- zirpen." Hedwiga war anfänglich erschrocken aufgesahren und jäh erröthet, dann aber sagte sie mit Bedeutung: „Die Heimchen zirpen nicht gern in nnserm Heim, weil sie sich nicht heimisch fühlen." „Ah bah, Jnstitutsphrasen" polterte der Alte. „Mit diesen geschraubte» Wortspiele» kommst Du bei mir nicht an. Ich will jetzt einmal wissen, wer es Dir angcthan hat, daß Du launischer bist, als Novcmberwcttcr." „Angelhan?" sagte sic etwas erbleichend. „Du stellst so sonder bare Fragen. Ich will als beste Widerlegung Deiner Vermuthungen wieder versuchen, recht feudal verständig zu werden." „Feudal verständig!" polterte unwirsch der Alte, „höre Einer das verrückte Zeug und bleibe gelaffen. Du weichst mir aus und glaubst wohl, Du könntest mein Auge täuschen. Es muß etwas Be sonderes mit Dir vorgegangen sein, das ist mir klar. Aber waS? Laß Dir vor Allem nicht einfallen, Dich zn verlieben." Er blickte sie mit hoch hiuaiifgezogcnen Brauen an. Sie er schrak ein wenig, sagte aber dann mit ruhiger Fassung: „Nein, das laste ich mir nicht einfallen." Im Stillen aber fügte sie wie eine Schauspielerin „für sich" bei: „Es ist schon ge schehen, also brauche ich mir'S nicht erst einfallen zu lassen." „Gut so," sagte er etwas besänftigt. „Du weißt, daß der Rittmeister Donner mein Versprechen hat, Dich über's Jahr heim« rühren zu dürfen. Sein Vater ist ein alter Waffenbruder vou mir und hat mir das Leben gerettet — ich habe die Geschichte schon
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