Suche löschen...
Sächsischer Landes-Anzeiger : 06.07.1892
- Erscheinungsdatum
- 1892-07-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-189207063
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18920706
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18920706
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsischer Landes-Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-07
- Tag1892-07-06
- Monat1892-07
- Jahr1892
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 06.07.1892
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Diese verbreitetste unparteiisch« täglich« Zeitung tostet monatlich »S Pfg. in Chemnitz frei in- Hau». Mit dein Extrabeiblatt Lustige» Bilderbuch monatlich SS Pfg. in Chemnitz frei ins Haus. Außerhalb Chem nitz Znlragen monatlich 15 Pf. Bei der Post ist de? Anzeiger nur mit dein Extra-Beiblatt Lustiaes Bilderbuch zu beziehen für 88 P»z. monatlich. (Nr 5o80 10. Nachtrag zur Postliste.) Ausgabe: Wochentags Abend» (mit Datum des nächsten Tages). Verlags-Anstalt: Alexander Wiede. Chemnitz, Theaterstraße S. Nr. 154. - lr. M Mchstscher «»«deS- eiger Anzeigenpreis: «gespalten- LorpuSzeile (ca. V Silbenfassend) oder deren Raum 15 Pfg. — Bevorzugte Stelle («gespaltene Petitzcile ca. 11 Silben fassend) oder deren Raum 30 Pfg. Be« wiederholter Ausnahme e»t- sprcchend billiger. — Anzeigen könne» nur bis Vormittag lOUHr augcnoiiunen werden, da Druck -s und Verbreitung der großen Auslage längere Zeit erfordert«. — Die Anzeigen jiiiden ohne Preisaufschlag gleichzeitig Verbreitung durch die Chemnitzer Eisenbahn-Zeitung. Telegr.-Adr.: Generalanzeiger. Fcrusprcchstelle Nr. 13«. für Chemnitz und Umgegend. Rill«», tZiti M». Die deutsch« WeitaussteUnng. Chemnitz, 5. Juli. Durch de» Beschluß der französische» Regierung, im Jahre 19"0 eine Weltausstellung >» Paris nbzuhalieu, hat, die Weitaus stelluugsfrage eine» politischen Anstrich erhalten. Denn diejenige» Pariser Elemente, welche zuerst den Vorschlag machten, im letzte» Jahre dieses Jahrhunderts eine neue große Ausstellung an der Seine zu veranstalten, wurde» dabei von keiner anderen Absicht, al» der jenigen geleitet, Deutschlands WeltanSstellungspläne z» durchkreuze». Es liegt nun eine Kundgebung der Neichsregiernng zu der Ange legenheit vor, welche i» der „Köln. Ztg." veröffentlicht wird. Darin heißt eS: „Angesichts der plötzlichen Sinnesänderung der französischen Regierung in der Wcltaiissiellniigsfrage hat der Reichskanzler Graf Caprivi sich entschlossen, die verbündeten Negierungen um amtliche Stellungnahme zu dieser Frage zu bitien. Als die erste Nachricht in Frankreich anstauchie, daß einige dorlige Kreise die Veranstaltung einer Weltausstellung in Paris im Jahre I960 in Betracht zögen, hatte der Reichskanzler alsbald die Gelegenheit ergriffe», durch de» deutschen Botschafter Grase» Münster beim Minister des Auswärtige» in Paris, Nibvt, auznsragen, welche Stellung die französische Regier ung zu der Frage nehme und zugleich ihr niilzniheilcn, daß sich in Deutschland in der öffentliche» Meinung eine größere Strömung für die Veranstaltung einer Weltausstellung in Berlin noch vor Avlauf dieses Jahrhunderts kundgcbe, und daß der deutsche Reichskanzler ans eine rechtzeitige Verständigung in dieser Frage mit der französische» Negierung hoffe. Minister Ribot erklärte alsbald daß er ernste französische Bestrebungen, welche die deutschen Wünsche durchkreuzen könnten, nicht kenne und »icinle zudem, daß cS jetzt noch viel zu früh sei, die erste» amtlichen Vorbereitungen für eine Weltausstellung im Jahre 1900 z» treffen. Wenige Tage darauf hatte Herr Nibot aber seine Ansichten bereits völlig geändert. Er thcilte dem Grafe» Münster mit, daß die Vorbereitungen für eine Pariser Weltausstellung bereits ernstlich in Angriff genommen seien, und demgemäß die sran zösische Negierung sich entschlösse» habe, die Staaten zur Beschickung einer Weltausstellung ii» Jahre 1900 einznlade». Es kann keinem Zweifel unterliegen, daß mit diesem ausfälligen Schritte, der den Wunsch des deutschen Reichskanzlers auf rechtzeitige Verständigung bei Seite schiebt und mit übertriebener Eile eine feste Thatsache zu schaffen sucht, die Hoff nung vieler deutscher Kreise vereitelt werden soll, die nächste Weltaus stellung i» Berlin slattstnde» zu lassen. DerReichskanzler hat in Deutsch land nicht die Entscheidung darüber, ob eine solche Ausstellung statt- findcn soll oder nicht. Sie liegt vielmehr ausschließlich bei den ver bündeten Negierungen und beim Reichstage. Graf Caprivi hat sich angesichts der Veränderung der Sachlage beeilt, nunmehr durch eine Umfrage die Stellungnahme der verbündeten Negierungen kenne» zu lernen. Es ist daher jetzt Sache der betheiliglen Kreise, anf's Schleunigste die deutsche» Bnudesregicrnnge» über ihre Wünsche und Meinungen in dieser Frage anfznklärcn. Tie bisherige Bewegung zu Gunsten der Weltausstellung ist ciiistweilen »nd fast ausschließlich von Berliner Kreisen und Int ressente» vertreten und getragen wurde». Jetzt ist es Sache aller derjenigen Kreise -in den Provinzen, die eine Welt ansstellung wünschen, iüre Anschauungen nachdrücklich st gellend zu machen. Das gilt »cimcntlich für die Vertreter unseres Großgewerbes, ohne deren warme und kräftige Unterstützung die Ausführung einer Weltausstellung »ninöglich ist. Wolle» in der That unsere Groß- industriell' noch vor Ablauf dieses Jahrhunderts, also ii» Jahre 1697 oder >898, eine Wellansstellniig in Deutschland, so ist cs Zeit, sich z» rühren und Farbe zu bekennen. Ans dem jetzigen Verhallen der französischen Negierung läßt sich schließe», daß sie eine Beiheiligung Drnlschiands an der Pariser Weltausstellnng nicht wünscht, daß also auch eine deutsche Wellansstellung ans französische Beschickung nicht rechnen kann. Wenn in der That eine große Anzahl »»serer nennens- werthcsten Industriellen sich mit voller Entschiedenheit für die Ver anstaltung einer Wellansstellung in Deutschland aussprechen sollte, so werde» zweifellos die deutschen Negierungen diese» Wunsch zur That umwandeln. Es ist ein seltsamer Zufall, daß die französische Regierung mit einer »nd derselben Handlung eine Unfreundlichkeit gegen Deutschland begeht und doch ihre Zuversicht auf dauernde» Frieden auLdrückt. Es ist also zu wünsche», daß recht bald ans industriellen Kreisen eine bestimmte und unzweideutige Kundgebung in dieser Richtung erfolge. — Dasselbe Blatt erhalt vv» einem dreibnndfrenndlichen Diplomaten zu de» Acnßcrnngen des Fürsten Bismarck über unsere Beziehungen zu Rußland eine täugere Zuschrift, in welchem es heißt: „Unbestreitbar ist und bleibt, vaß die Stellung Rußlands zu Deutschland und zum Dreibund, sowie die allgemeine Lage im Osten im Wesentlichen dieselbe unverändert geblieben ist, wie zur Zeit des Rücktrittes des Fürste» Bismarck. Der Dreibund ist verlängert worden und beherrscht nach wie vor thatsächlich die Weltlage. Mit der russisch-französischen Annäherung rechnete bereits Fürst Bismarck nicht mehr, als »>it einer bloßen Möglichkeit oder Wahrscheinlichkeit, sonder» als mit einer vollzogenen Thatsache, der gegenüber er in seiner Rede vom 0. Februar 1888 die gesammten Kräfte der deutschen Nation zu de» höchste» Anstrengungen anfrief. „Kronstadt" hat zwar viel Lärm geniacht und die Nevanchehoffuungc» der Franzose» außerordentlich belebt; aber es schuf doch keine neue Thatsache, sondern war nur die öffentliche Kundgebung eines schon längst bestehende» Verhältnisses, das sich im Laufe der Jahre befestigt und vertieft hatte. Im Oste» endlich verfolgt Rußland mit unvergleichlicher Zähigkeit seine zwei- hundertjährige Politik, i» welcher heule seine ganze Staatskunst auf- gcht. Die Hauptstärke derselben besteht gegenwärtig i» Worten auch »ach den größten und «»rühmlichste» politische» Niederlagen, die sie sich durch eigene, schivere »nd kaum glaubliche Fehler zngezogcu hat. „Es ist ja die wahrscheinlichste Krisis, die cittlreten kan», die orientalische", sagte Fürst BiSmarck im NcichSlage am 6. Februar 1888. Diese Wahrscheinlichkeit rückt mit jedem Jahre näher, weil sich Rußland auf die Dauer unmöglich in eine Lage im Osten fügen kann, durch die e» von den Endzielen seiner Politik weiter zurückgeworfcn ist, als nach dem Krkinkricge. Mit dem AuSbruch der orientalischen Krisis bat aber Fürst Bismarck ebenfalls gerechnet, das beweist der Abschluß der Defeiisiv-Allianz mit Oesterreich-Ungarn gegen Rußland." Politische Nimdschau. Chemnitz, den 5. Juli. Deutsches Reich. I» Tegernsee in Bayern hat am Montag in Gegenwart des Kaisers von Oesterreich und zahlreicher anderer Fürstlichkeiten die Vermählung de» Herzogs Wilhelm von Urach mit der Prinzessin Amalia von Bayern slattgefnnden. Die heilige Handlung vollzog Erzbischof Thoma vo» München. Der Kaiser von Oesterreich hat sich von Tegernsee direct nach Wildbad Gastetn begeben. Der Reichskanzler Graf Caprivi wurde am Sonnabend von der deutschen Kaserin empfangen und zur Tafel gezogen. Fürst Bismarck hatte, »nie nach der „M. A. Z." ver- lantet, vor seiner Abreise ans Friedrichsrnh ein Schreiben an den König Albert von Sachsen gerichtet, worin er sich bei demselben wegen des Unterlassens der persönlichen Meldung mit der Kürze des bevorstehenden Aufenthaltes i» Dresden entschuldigte. Dem Ver nehmen deS genannten Blattes zufolge ist nun dieser Tage ein äußerst huldvolles Handschreiben als Antwort de- Königs Albert an den Fürsten abgegangen. Z»» den bekannten Artikeln der „Nordd. Allg. Ztg." haben die „Hamb. Nachr.", bekanntlich das Hanptorgan Fürst Bis marcks, bemerkt, daß sie es ablehnen, Publikationen des Blattes zu bespreche», dessen Nedactenr Piiidtcr sich lächerlicherweise heransnehme, seinen frühere» Herr» belehre» zn wollen. (Die „Nordcntsche" war bekanntlich früher Fürst Bismarcks Organ). DaS heutige Organ des Altreichskanzlers will also nicht glauben, daß die Artikel der „Nord deutschen" von der ReichSregiernng herrühreu und deshalb nicht ant worte». ES ist nicht schwer, zu erkenne», daß vor Allein die Ant wort vermieden werde» -soll, und das ist trotz aller derben Worte erfreulich. Schweigt Fürst Bismarck, wird die andere Seile dasselbe ihn». Die „Nordd. Allg. Ztg." antwortet kurz Folgendes: „Daß uns die Rücksicht auf die Gebote des gute» Tons in der Presse ver bietet, dem Journal des Herrn Or. gav. Einil Hartewycr ans das Gebiet der persönliche» Anzapfungen zu folgen, habe» wir wohl nicht nöthig, erst noch besonders zu betonen." Der „Deutsche NeichSanzeiger" veröffentlicht den Wortlaut der Protestnote des deutsche» Gesandten von Bray in Lissabon gegen die Schädigung der portugiesischen Staatsglänbiger durch die wegen der dort herrschenden Finanzschwicrigkeitcn erfolgte Zinsrednction. Die portugiesische Negierung hat hierauf durch ihren Vertreter erwidern lassen, daß sie außer Stande sei, mehr zn zahlen. Wollte sie Letzteres, so würde sie in kurzer Zeit überhaupt nicht mehr zahlen könne». Was also »nn? Weiter publicirtder „Ncichsanzeiger" die Abberufung des deutsche» Botschafters Frhr. von Stumm aus Madrid ans dessen Antrag unter Ernennnng zum Wirklichen Geheim rath mit dem Titel Excellenz. Die „M. N. N." lasse» auS Kissiugc» sich melde«, Fürst Bismarck werde demnächst in de» „Hamburger Nachrichten" auf die bekannten Ausführungen der „Nordd. Allg. Ztg." antworten. Der Fürst sei insbesondere über de» Vorwurf des Mangels an Vaterlands liebe entrüstet. Nach den ucucstcn Bemerk,inge» der „Hamb. Nachr." scheint diese Antwort aber doch unterbleiben zu sollen. Die deutsche Börsenconttnissio»» gedenkt, wie es heißt, heute oder morgen ihre Vernehmung von Sachverständige» zu be ende» und alsdann in die Svmmerfcric» zn gehe», die bis zu», September ausgedehnt werden sollen. Alsdann sollen erst die eigent liche» Berathn»gc» ihre» Anfang nehme». Das Comitce der deutsche» Coloniallotterie gievt bekauut, daß die Expedition des Baron Fischer zum Victoria-Sec Anfang April wohlbehalten in Tabora vereint war. Von dort hoffte man i» etwa 15 Tagen den großen centralafrikanischen See zu erreiche». Schleimige Fertigstellung der neuen Militärvorlage Mrlangt die „Post". Das Blatt äußert sich über dieses Verlange» folgendermaßen: „Im vergangenen Herbst konnten trotz der im Sommer 1890 gesteigerten Präsenzstärke und der vermehrte» Zahl der Königsnrlanbcr wiederum 15,664 Mann vo» völliger Tauglich keit und Abköinmlichkeit nicht zur Einstellung i»'s Heer gelange», 87,421 Mann wurdc» der Ersatzreserve überschricbcn, vv» welchen etwa ein Fünftel cinc »othdürstige Ausbildung erhält, vier Fünftel aber ganz »nansgcbildet bleibe», der 109,116 Man» des Landsturms 1. Aufgebots gar nicht zn gedenken, unter welche» noch viele brauch bare Elemente stecke» und die sogar der Controle gänzlich entzöge» sind. Angesichts dieser Verhältnisse halten wir cs selbst unter An nahme einer im Allgemeine» zur Zeit friedlichen Cviistcllcilion für eine» große» Fehler, wenn man die Einbringung der Militärvorlage »och Jahre hinausschiebe» wollte. Handelt es sich um de» Preis der seit lange erstrebten zweijährige» Dienstzeit, den man zu zahlen, »folgende rumänische Erzeugnisse die deutschen Conventionalzöllc An- cntschlosse» ist, wird die Mehrheit des Reichstages wohl schwerlich die Verantwortung auf sich nehme», der kommenden Vorlage in ihren wesentlichen Pnnlten die Genehmigung zn versagen." Zur Prüfung vo» Nahrnngsmitteln. Daß bezüglich der ans Grund des Nahrniigsmittelgesctzes vorzunchmende» Prüfung von Nahrungsmitteln sich ei» Mangel an geeigneten chemischen Sachver ständigen ergeben hat »nd die Absicht bestehe, demselben durch Ein führung einer Prüfung abzuhclfcn, in welcher Chemiker ihre Be fähigung zur Prüfnn'g und Begutachtung technischer Frage» ans de», Gebiete der Nahrungsmittelchemie »achznweisen hätten, ist bereits früher erwähnt worden. Nachdem nun der Reichskanzler das kaiser liche Gesundheitsamt beauftragt Halle, die Frage unter Betheilignug von Fachmännern einer Erwägung zu unterziehen, ist als deren Ergebniß ei» Entwurf von Vorschriften für eine solche Prüfung aus gestellt worden, welche zur Zeit de», Bundesralh vorlicgt. Als Vor aussetzung für die Zulassung zur Prüfnng soll das Reifezeugnis; eines Gymnasiums, Realgymnasiums, oder einer Ober-Realschule gelten. Unter den deutschen Industrielle,i, welche die Ansstellung in Chicago beschicken wolle», besteht eine starke Mißstimmung über die hinterher erfolgte Kürzung des zugcsicherten Raumes um ei» volles Drittel. Manche umfangreiche Vorbereitungen »lüssen in Folge dessen gänzlich geändert werden. Aus Deutsch-Ostafrika. Eugen Wolf, der Berichterstatter des „Verl. Tgbl." in Zanzibar, bemüht sich fortwährend, Nachfolger für den ihm Persönlich verhaßten dentsche» Generalgviivcriieur vo» Sode» ausfindig zn machen. Es ist aber Töatsache, daß iveder Herr von Soden seine» Abschied z» nehme» gedenkt, noch die Reichs- regicrnng beabsichtigt, ihm denselben zu geben. In den Depeschen des Herr» Enge» Wölf ist der Wunsch immer des Gedankens Vater. — Attf Bern,,lass,,,,,, des Geheimraths vr. Kayser hat l)r. Peters sein Entlassnngsgesuch zurückgezogen. — Gehet,urath vr. Kahfer, Oskar Borchert und Leutnant v. Hehdevreck reisen am 7. d. M. nach Europa ab. Oesterreich-Ungar». Die netten Balntavortagen touttueu in dieser Woche im österreichischen Abgeordnetenhaus« zur Berathung. Der Ausgang ist »och »»sicher, da der in voriger Woche plötzlich ansgebrochene Zwist zwischen de» Dcntschliberalen und der Negierung wegen der Zurücksetzung deutscher Beamter durchaus' noch nicht bei gelegt worden ist. cM Italien. Znm Rücktritt des Herrn von Schlözer. Verschieden« römische Zeitungen knüpfe» an die Nachricht von dem bevorstehenden Rücktritt des preußischen Gesandten beim Vatikan, des Herrn vo». Schlözer, die Berinnthnng, daß angesichts der drelbiindfeiiidliche» Politik des Papstthnms und dessen politische Einniischungsgelüste der Posten Schlözers vorläufig unbesetzt bleibe» werde. Frankreich. Die Pariser Zeitungen machen gar kein Hehl daran-, daß die Abhaltung einer Weltausstellung in der französischen Haupt stadt im Jahre 19 0, deren Zustandekommen allgemein als gesichert angesehen wird, nur de» Zweck habe, das Zustandekommen der; deutschen Ansstellung zu verhindern. Das wird wohl nun allerdings nicht glücke», im Gcgenthcil wird die deutsche Ausstellung aller Wahrscheinlichkeit nach noch vor der fraiizösischcn statisinde». Damit hätten die klugen Pariser sich selbst cine Falle gegraben. — Bon der Dahonieyküste kommen Nachrichten, „ach welchen der König von Dahomey mit den Franzosen Fricdensverhandlnngen an« knüpfe» wolle, was de» Letzteren offenbar sehr willkommen wäre, da sie keine Lust haben, eine kostspielige Expedition gegen Dahomey zu unternehmen. Der König hat sich aber schon oft friedlich gestellt, »in neue Angriffe zn maskieren. Spanien. Die Unruhen in Madrid wegen Verschärfung der Schlacht- «nd Mahlstener scheine» beendet zu sein. Die Anzahl der Verwundeten und Arrestanten ist recht beträchtlich Ein große» Theil des Publikums befindet sich in gedrückter materieller Lage Daher die Krawalle, bei denen cs übrigens auch ei» Dutzend Tobte gegeben hat. Ans dem Cavadvplatze und i» der Toledostraßc mußte die Cavallcrie einhanen, ans der Plaza Mayor gab es ei» scharf.S Fencrgefechl. Der Minister des Inneren wurdc bei seinem Erscheine» mit Steinwürsen bombardirt. Die Königin Marie Christine und der kleine König Alfonso btcibe» vorläufig in Madrid. Ei» Uebergreifen der Krawalle ans andere Städte wird nicht befürchtet. Die Garnison vo» Madrid wird vorläufig concenlrirt gehalten. Grotzknitannien. In dieser Woche wird der Hanpttheil der Wahl«»» znm englische»» Parlament stattsinden. Man wird also bald übersehen könne», wer England i» de» nächste» 6 Jahren regiere» wird. — In Afghanistan dauern die innere» Kämpfe fort. Die Negierung ist wegen des Verlaufes der afghanischen Wirre» nicht ohne Sorge. Schweden-Norwegen. I»» Christiania dauert die innere Krisis fort, welche dadurch entstand, daß der König Oskar die von der norwegischen Volksvertretung beschlossene Geietzcsvorlage über eine selbständige nnd vo» Schweden cunabhängige Vertretung Norwegens gegenüber dem Auslände ablehute, worauf das in, Amte befindliche Ministerium znrücktrat. Aus den slattgehablen Voltsk»ndgeb»»gcn ist deutlich er sichtlich, daß man i» Norwegen völlige Selbständigkeit von Schwede» verlangt, der König vv» Schwede» soll König vo» Norwegen sein mehr nicht nnd wcniger nicht. Schwedische Beamte und Ofsicier» sollen in die norwegischen Verhältnisse absolut nichts ,»ehr hinein- znrcden haben. Da der König meist i» Stockholm ist, wäre Nor wegen also so ziemlich eine parlaincnlarische Republik. Orient. DaS deutsche Reich hat mit Rumänien ein provi sorisches Handelsabkommen getrossen» Es werde» für wcudnilg finden: Weizen, Roggen, Hafer, Buchweizen, Gerste, Raps, Mais nnd gewalzte Gerste. Rumänien hat dagegen die Zusicherung ertheilt, daß die Einfuhr dcntschcr Waare» in keine», Falle ungünstiger behandelt werden solle, als diejenige irgend eines andere» Lande». — In Sofia »nmmt der Protest gegen die Mörder deS Finanztt:ii»isters Bcltschcw seinen Fortgang. Das Bestehen von mit russischem Gelbe bezahlte» Verschwörungen gegen die Sicher heit Bulgariens ist durch die bisherige» Vernehmungen schon als erwiesen zn betrachten. Afrika. lieber die Lage im Sultanat Marokko, de», vielbegchrten und viel umstrittenen, wird daS Folgende mitgetheilt: Der Bruder des Sultans von Marokko ist mit 3060 Fußsoldaten »nd 600 Reitern in Alcazaba cingetroffe», um vo» mehreren Stämmen Tribnlzahlnngen einznfordcrn, welche dieselben verweigern. Man erwartet einen Zu sammenstoß. Der Sohn des Sultans ist mit 4500 Infanteristen nnd 1500 Cavcilleriste» an die algerische Grenze abgcrückt, wo mit Frankreich Grenzschwicrigkeiten bestehe». — Bezüglich dev eng lischen Schlächtereien in Centralafrika geben die dortigen katholischen Missionare noch Folgendes bekannt: „Die Engländer behaupten die Katholiken hätten zuerst angegriffen. Es ist aber That sache, daß die Engländer die Katholiken erst nach Ankunft der tausend
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite