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Sächsischer Landes-Anzeiger : 19.08.1892
- Erscheinungsdatum
- 1892-08-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-189208199
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18920819
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18920819
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsischer Landes-Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-08
- Tag1892-08-19
- Monat1892-08
- Jahr1892
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 19.08.1892
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Diele verbreitetste m»parteiische SSgliche Zeitung kostet monatlich LS Pfg. in Chemnitz frei in- HauS. Mit dem Extrabciblatt Lustig«- Bilderbuch kostet der tägliche „Anzeiger" monatlich »8 Pfg. (in Chemnitz frei in-Haus); außerhalb Chem nitz Zutragen nionallich 1b Pf. Bei der Post ist der Anzeiger nur mit dem Extra-Beiblatte Lustiges Bilderbuch zu beziehen für 38 Pfg. monatlich. (Nr. 5580 10. Nachtrag zur Popliste.) Telegr.- Adresse: Generalanzeiger. Kernsprechstelle Rr. 1ZK. Sächsischer Landes- General für Chemnitz Anz eiger «n- Umgegend. «nzeigrnpreiS: »gespalten, HorpuSzeile (ca. S Silben fassend) oder deren Raum 15 Pfg. — Bevorzugte Stelle («gespalten« Petitzeile ca. 11 Silben fassend) SO Pfg. Bei wiederholter Auf nahme billiger. — Anzeigen können nur bis Vormiltaglv Uhr, angenommen werden, da Druck und Verbreitung der großen Auslage längere Zeit erfordern. Ausgabe: Wochentags AbcndS (mit Datum des nächsten TageS). — Die Anzeige» finden ohne Preisansschlag zugleich Ver breitung durch die Chemnitzer Eisenbahn-Zeitung. Nr. 192. — 12. Jahrgang. Verlags-Anstalt: Alexander Wiede, Chemnitz, Theaterstraße 6. Freitag, 19. August 1892. — Amtliche Anzeigen. Heute Freitag, den 1v. Angnst 18VS, von Vorm. 9 Uhr ab sollen im Anetionssaale der hiesigen JnsttzgebändeS folgende Pfänder, olS: Möbel, Spiegel. Bilder, Sophas, Vorhänge, Sicglpatenre, Hängelampen, Nock- nnd Hofenstosse, Garnituren, Blumeuvaseii, Büste», Teppiche, Bett stelle», Matratze», Kroulcnchtcr, Uhren, Schraubstöcke, Badewanne», Buffets, Nähmaschine», Velten, Schreibtische, dlv. Bücher — darunter 4 alte Bibel» —, 2 Kasten-, 1 Schleis- und 1 Fleischtransportwagen, 2 Pferde, 3 EiSschränke, 8 Stück Sanddurchwürse, 1 Kntschgeschirre, 1 Zweirad, l Pianino, 1 Harmo nika, 1 Bohr- nnd 1 ncne Wasch- nnd Wringmaschine, 1 Geldschrank, 1 Renn schlitten, 1 große Steinvase, 1 Billard mit Zubehör, 1 Drehbank, 1 Bade ofen, Ladeniascl», Regale, 1 Herrcnpelz, l Krimstechcr, l Faß Nüböl, 1 Flasche Kümmelöl, ca. 3V- Ctr. Leim, 1 großer schöner Gnmmibanm, 1 goldener Ring. 20,400 Stück Cigarre» re- gegen sofortige Bezahlung zur Versteigerung gelangen. Böhme, Äer.-Bollz. bei dem Königl. Amtsgericht Chemnitz. Politische Rundschau. Chemnitz, den 18. August. Deutsches Reich. Dev Kaiser kam am Mittwoch Vormittag von Potsdam nach Bcrlin und begab sich sofort nach dem königlichen Schlüsse; hier fand um 11V. Uhr die Nagelung der dem Füsilierbalaillon des 3. Garderegimcnts zu Just zn verleihenden Fahne sialt. Es waren versaimnclt die Prinzen des königl. Hauses, Prinz Friedrich Leopold »nd der Erbprinz von Meiningen, der Erbgrvßherzog von Baden, Prinz Albert von Schleswig-Holstein, Prinz Maximilian von Bade», Prinz Aribert von Anhalt, Herzog Johann Albrecht von Mecklenburg, der Reichskanzler Graf Caprivi, der Kriegs»,inister, der Chef des Geueralstabes der Armce, Graf von Schlieffcn il, die directc» Vorgesetzten, sowie eine Abordnung des 3. Gardcrcgiments vom Co»»»a»de»r des Füsilierbataillons, Major v. Alvenslcben, bis herab zu eine». Gemeine». Der Kaiser betrat in der Uniform des 3. Garderegiments den Rittersaal, nahm aus de» Händen des Cvm- lnaildcnrs den Hammer entgegen und schlug de» erste» Nagel fest. Ein Gleiches that der Kaiser für die Kaiserin nnd jede» seiner Söhne. Da»» fvlglcn die Prinzen, Generäle, Officiere nnd zuletzt der Fahuenlräger. Der Nagelung folgte ii» Capitclsaale die . Weihe. Während sich die feierliche Ceremonie abspielle, war das 3. Gardrrcgimcnt in den Lustgarten eingerückt und hatte dort im Carree Paradcanfstcllnng reiiommcn. Der Kaiser stieg im inneren Schlvßhof zn Pferde. Bei seinem Erscheinen präsentirtcn die Truppe». Jede», Bataillon „Guten Morgen" wünschend, ritt er die Fronten ab und nahm dann in der Mitte des Carree Aufstellung. Nachdem die neue Fahne dem Kaiser gegenüber ausgestellt worden, hielt derselbe eine Ansprache an die Füsiliere, in der er aus de» Ehrentag des Regiments hiinvics, de» 18.Angnst; er ermahnte das Bataillon, auch unterdernencn Fahne seine Schuldigkeit zn Ihn», »nd, falls dieselbe einmal vor dem Feinde entrollt werde» müsse, mit ihr siegreich und mit Ehre» bedeckt znrüctzukehrc». Die Ansprache erfolgte unter präsenlirtem Gewehre Der Cvmmandenr danlte für die kaiserliche Huld und brachte ei» dreimaliges Hnrrah ans den obersten Kriegsherrn ans, in das Ofsiciere und Mannschaften begeistert einstimmte». Ein Parademarsch in Compagniecvlvnnen bildete den Schluß der Feier, »ach welcher der Kaiser das Regiment nach der Kaserne führte, ui» dann bei dem Officiercorps das Frühstück cinznnchmen. Heute, Donnerslag, Vormittag wird der Kaiser wieder von Potsdam nach Berlin kommen, um über die Truppen des Gardecorps ans dem Tcmpelhvfer Felde die große Herbstparade abznhalten. Der Parade folgt am Nach- Die Namenlose. Von E. M. Brame. Berechtigte Ucbcrsetznng von Luise Koch. (4. Fortsetzung.) Nachdruck verboten. Mein Herz klopfte vor Freude. Das hatte mir »och Niemand gesagt, und ich wußte so wenig von der Außenwelt, daß ich kam» einen Begriff davon hatte, ob ich schön sei oder nicht. „Ja,"» s»hr der Baron fort, „Sie sind so schön wie —" er stockte. „Was habe» Sie für eine Erziehung gehabt?" fragte er dann in ganz anderem Tone. Ich gab ihm einen Ucberblick meiner Kenntnisse n»d sag!« ihm, daß Michael Holt mein Lehrer gewesen. Lange Zeit nachher erfuhr ich, daß der Baro» Herrn Holt ein Geschenk von fünfhundert Pfund Sterling gemacht hatte, ohne einen Grund für seine Großmnth an- zngeben. Darauf erinnerte ich mich, daß Frau Peters gewünscht halte, ich solle dein Baro» etwas Vorsingen. Bescheiden erbot ich mich dazu, ja, ich wagte sogar die Bitte, mir cs zn ermögliche», baß ich mir damit meine» Lebensunterhalt verdiene» könne. Er lächelte. Die Schönheit dieses Lächelns werde ich nie ver gessen! Es veränderte sein ganze- Gesicht. „Wir werden sehen," sagte er. „Lassen Sie mich Ihre Stimme, Ihren Gesang höre», Ines." Er ging znm Clavier, das ain anderen Ende des Zimmers stand Und öffnete es. „Wer unterrichtete Sie in der Musik?" fragte er. „Derselbe, welcher mich in allem Anderen unterrichtete, mein hochverehrter Lehrer, Herr Michael Holt," antwortete ich. Tags zuvor hatte ich ein herrliches kleines Gedicht gefunden, welches mir so ungemein gefallen, daß ich cS in Musik gesetzt hatte. Ich dachte jetzt nicht viel daran, ob der Inhalt für die Situation Paffend sei oder nicht, sonder» sang das selbstcomponirte Lied: „Willst d» mein« Hände fassen. Daß sie ruhe» >» den deine»? Willst d» incine Augen küssen, Die verschleiert sind vom Weine»? Darf sich meine Seele, Liebster, Schmiegen warm an deine Seele? Ach, wenn so wir sind vereinet, Sag' mir, was mir da»» noch fehlet mittag im Neuen Palais bei Potsdam ein größeres Parademahl, zu dem etwa 270 Einladungen ergangen sind. Zu der am Dienstag vom Officiercorps dcS 1. Gardedragoner-Rcgiments veranstalteten Gedenkfeier an den Tag von Mars la Tour hatte der Kaiser sein Er scheine» zugcsagt, ließ jedoch in letzter Stunde bedauernd miltheile», daß er nicht erscheinen könne, da er in Potsdam Wirbliges zu lhnn habe. Au der Gedenkfeier haben die Grafen Herbert und Wilhelm Bismarck, welche den Todesritt von Mars la Tour mit ausführte», theil- genomnien. Die vefittitive Eutscheiduttg über das Einbringen der nenen Mititärvorlage im Reichstage wird »och nicht in den nächsten Wochen, sonder» erst »ach den großen Manöver», er folgen. Aus den Resultaten der Letzteren wird »och Manches sur die neue Ordnung praktisch verwerthet werde». In den Vorlagen, welche den Reichstag in seiner be vorstehende» Session beschäftige» werde», dürste auch ei» Gesetzentwurf über die Einführung der Einheitszeit in das bürgerliche Leben ge hören. Auch die Vorlage betreffend die Regelung des Auswanderinigs- wesens wird wieder n» den Reichstag gelange», während der Gesetz entwurf zur Bekämpfung der Trunksucht mindestens in der srüheren Gestalt als aufgegebcn zu betrachten ist. Auch das Spionengesetz dürfte kan», wieder an den Reichstag gelangen. - DaS Comitee für den inzwischen anfgegebene» Plan einer Weltausstellung in der Reichshanptstadt will vom Herbst ab eine Agitation für eine deutsche nationale Ausstellung eiuleile». Es wäre aber doch wirklich besser, sich nicht znm zweiten Male einer Blosstellung nnsznsetzcn. Man versichere sich doch vor alle» Dingen erst der erforderlichen Mittel nnd der Unterstützung eines genügenden Theils der Industrie. Ist das gelungen, dann in Gottes Namen los! Aber man soll beim Hansban bekanntlich nie ein gesundes Fnndament vergesse», nnd das Geld »nd Unterstützung durch die Industrie sind das Fnndament jüc jede» Ausstellungsplan. Vor dem Landgericht in Essen wird am 3. Oktober der Vaare-Fnsangel-Proeeß zur Verhandlung kvmmen. Gegen das U» thcil im Schieneiiproccß, welches ans Freisprechung lautete, hat der Oberstaatsanwalt in Ha»»» bckanullich Revision eingelegt. Spionriecherei. In Myslowitz in Obcrschlcsicn sind, wie von dort berichtet wud, drei französische Ofsiciere und eine Dame, als der Spionage verdächtig, im dortige» Gefängnis; eingcliefert worden. Die Nachricht beruht wohl ans einem Jrrthnm, denn was die Franzosen im deutschen Osten spioniren sollen, ist nicht recht ersichtlich. Die erste gute Meldung, welche seit längerer Zeit aus Dcutsch-Ostafrika cingcgangcii ist, ist die von der crncnten Besetzung der nach der Niederlage des Freiherr» von Biilvw geräumten deutschen Kilimandscharo-Station. Der Umstand, daß die Eingeborene» die Station gänzlich unberührt gelassen haben, deutet wohl darauf hin, daß die vom Freiherr von Bülow bekriegten „Moschileute" »och lange nicht die schlimmsten sind, nnd cs entsteht auf's Nene die Frage, ob wir mit ruhigem Abwarten nicht viel weiter gekommen wären, als mit der veriniglucktcn Expedition. Freiherr von Soden hatte ganz Recht, als er befahl, solche Expeditionen sollten nur unter »oinme» werde», wenn der Ausgang unbedingt sicher sei. Au« Virtoriasee ist der Baron Fischer gestorben, welcher die Vorexpedition znm Dampfcrtrausport dorthin leitete. Oesterreich-Ungarn. Ans Bulgarien wird behauptet, die Häupter der Emi granten, die mit russischem Gelbe stets die Verschwörungen anzctteln, hätten sich nach den jüngsten Hinrichtungen in Sofia »ach Wie» be. „Von wem ist dieser Text?" fragte der Baron, als ich geendet hatte. Ich sagte cs ihm. „Und wer ist der Componist?" Ich sagle ihm — o so stolz — daß die Musik von mir sei. „Von Ihnen?" fragte er überrascht. „Dann müsscn Sie sehr klug sein. Singen Sie mir noch ein Lied Ihrer eigenen Com- positivn!" Dieses Mal wählte ich etwas Heiteres. Ein Beifallsruf kam von des Barons Lippe», als die letzte Note verhallte. „Ausgezeichnet!" ries er. „Ein Mädchen, das so Herrliches schaffe» kann, braucht nicht zu verzagen." Da faßte ich Math und, ihm in's Gesicht blickend, stellte ich die Frage, welche mir schon vom ersten Moment an ans dem Herzen gebrannt hatte: „Herr Baron, Niemand weiß etwas über meine Herkunft; sage» Sie mir, wissen Sie etwas davon?" Ich sah, daß diese Frage ihn im ersten Augenblick erschreckte; doch er erholte sich bald. „Wenn ich im Stande wäre, das Gcheimniß zu lösen, hätte ich nicht alle diese Fragen an Sie z» richten brauchen," antwortete er langsam. Daß er sichtlich der Wahrheit answich, war für mich cbenso peinlich als gewiß. Hätte er mir offen mit „Ja" geantwortet, so würde ich vielleicht keine Weilers Frage gewagt haben. Hätte er „Nein" gesagt, so hätte ich ihm geglaubt. So aber fühlte ich deutlich, daß er mir auswich. Von diesem Augenblicke a» »ahm die (Über zeugung, daß der Baro» wisse, ivec ich sci — daß er thatsächlich »»eine ganze Lebcnsgeschichte kenne — von mir Besitz. „Sie hoffen also, Ines, von Ihrer Musik leben z» können?" fragte er plötzlich. „Ja," antwortete ich ruhig. „Nun, wir wollen sehen, waS sich machen läßt. Ich muß darüber Nachdenken," meinte er. „Sie scheinen sehr viel gelesen z» haben." Mil nicht geringem Stolz sah ich mich im ganzen Raume um. „Ja," entgegnen ich. „Die meisten hier vorhandene» Bücher habe ich gelesen, manche auch zwei bis drei Mal." „Dann wolle» wir heute einmal darüber plaudern,' sagte er. geben. Die bulgarische Negierung erhob energische Beschwerde deshalb, nnd eS werden voraussichtlich diese Spektakelmacher ansgewiese» werden, znmal man schon nach dem Orient bestimmte Dynaniiltran-porte entdeckt hat. — Unerfreulich klingt die Kunde von erneuten Dentschcu- hetze» der Tscheche» in Böhmen »nd Mähre». M Frankreich. Die Franzose«, Häven jetzt an der Dahoniehküste in Centralasrika eine» energischen Angriff gegen den König von Dahomey begonnen. Wie dieser Versuch nach vielen mißlungene» ablänst, muß ganz selbstverständlich abgewarlet werden. — Französischer Chan» pinismnS. Ans dem Schlachtsclve von Mars la Tour haben am 16. August die Franzosen eine große Versammlung abgehalle». In einer Ansprache sagte der Senator Bvlland: Hier macht »ns die Zukunft Versprechungen. Wir übersehen mit einem einzige» Blick« das finstere Dalum 1870 einerseits »nd andererseits jenes noch un geschriebene großartige Datum der Zukunft, da- Niemand bestimmen kau», vo» welchem wir aber Alles erhoffen dürfe». Auknnpscnd an Fürst Bismarcks Wort, daß Jena für Deutschland mehr gelhan habe, als die glänzendsten Siege, führt er aus, daß Frankreich zwar edelst« Stücke seines Leibes, aber nichts von seiner Seele verloren habe, und angesichts dieser klaffenden traurigen Lücke von der künftigen Vollständigkeit überzeugt sei. Mit dieser künftige» Vollständigkeit wird es wohl »och seine guten Wege haben. Belgier». König Leopold von Belgien wohnte einer großen Tafel in Luxemburg bei. In einer Rede bei derselben befürwortete der König die energische Fortsetzung der Verfassnngsrevision. In diesem Falle hat der belgische König gut wünsche». Ob seine Wünsche sich erfülle» werden, ist freilich eine andere Sache. — Der Ban der Von Belgiei« geleiteten Kongoeisenbahn schreitet nur langsam vorwärts. Bisher sind erst siebzehn Kilometer ferliggestellt. Bei den traurigen Verhältnisse» im Kongo nntcrliegt cS auch keinem Zweifel, daß es mit dem Fortschritt der Bahn nur recht langsam vo» statle» gehe» lvird. Die Araber dringen dort weil« und Weiler vor, und es ist keine Macht vorhanden, die i»i Stande wäre, ihnen die Spitz« zu bieten. Ruszland. Ter Stand der Cholera hat sich in Rußland glaubwürdigen Nachrichten zufolge in keiner Weise verändert. Die Zahl der täg lichen Chvlerafällc beträgt immer »och diverse Tausend. — Der rnsstsche Botschafter Nelidotv in Konstantinopel soll nach Wien versetzt werden. Der Grund der Versetzung ist selbstverständlich nnr darin zu suche», daß Nclidow de» Empfang des bulgarischen Ministerpräsidenten durch de» Sultan nicht verhindert hat. — Ei» rnssischer Arzt will die Choleraimpfttng erfunden haben. Schade »nr, daß man in Rußland selvst nicht recht daran glaubt. Der Widerstand gegen die Choleraverhntniigsniaßregcln tritt in Ruß land noch recht lebhaft hervor. Die Leute wollen einfach kein ge kochtes Trinkwasser zu sich nehme», »nd trinken lieber das nachweisbar unreinste Wasser. Auch i», Allgemeinen ist cs mit außerordentlicher Mühe verbunden, die Leute an sanitätspolizeiliche Maßregeln zu ge wöhnen. Asien. Ans Peking kommt die Meldung, dasi der dortige Sommerpalast wieder anfgebant werden soll, nachdem er mehr als dreißig Jahre in Trümmern gelegen hat. Im Jahre 186g wurde der Palast im Kriege gegen die Franzosen »nd Engländer zerstört, nachdem die Franzosen wie die Nabe» gestohlen halten. Alle „Ich habe fast vergesse», was für Bücher hier vorhanden sind — ich war so lange Jahre fort." Leise zn sich selbst wiederholte «r dann mit einem Seufzer die Worte: „So lange Jahre!" Hieraus schloß ich, daß mich die Rückkehr des Herrn nicht an» Neiherucst vertreiben werde. „Wollen Sie vielleicht auch die Güte habe», Herr Baron, mir mein ferneres Verhallen vvrznschreibcn?" fragte ich. „Unter die Dienerschaft kann ich mich nicht menge». Bitte, suche» Sic i»> Haus halte eine Stellung für mich aus, in der ich nicht gezwungen bi», mit ihr zn verkehren." Seine Lippen bebte». „Ich werde auch darüber Nachdenken," sagte er leise. „In zwischen seien Sie geduldig, Ines, seien Sie geduldig. Ich sch- Sie bald wieder." Das, wußte ich wohl, war meine Entlassung. Ich ging, ab« von jener Stunde an war das Leben ein anderes für mich geworden — der Baro» kannte meine Herkunft, dcß war ich gewiß. III. Unterredung mit dem Herrn „Nun, Ines, was hatte Ihre Baro» für ei» Resultat?" „Gehen Sie jetzt fort von hier?" „Weiß der Herr Baro» etwas über Sie?" Dies waren die Frage», welche mich nnnmchr von Iran PeterS an bis znm niedrigste» Hansmädchc» des Schlosses täglich nmschwirrten. Diese Neugierde war ja etwas belästigend, aber ich fühlte trotzdem, daß sie gut gemeint war. Ich glaubte, der Baron winde sich nicht viel »m mich be kümmern, ja, fürchtete sogar, daß er mich trotz oder vielmehr Wege» der gestrige» Anssprache meiden würde. Meine Uebcrraschnng ivar daher groß, als er mich am nächsten Morgen schon wieder zu sich rufe» ließ. Das heutige Beisamcnsein gestaltete sich indes; ander», als das gestrige; weder sah er mich so viel an, »och fragte er mich so viel. „AnS unserem gestrige» Gespräche entnahm ich, liebe Ines, daß Sie an den Aufenthalt in der Bibliothek gewöhnt waren?" „Ja," entgegnete ich, „sic war mein Zufluchtsort." ^ „Und ich habe Sie daraus vertrieben." (Fortsetzung folgt.)
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