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Sächsischer Landes-Anzeiger : 02.09.1892
- Erscheinungsdatum
- 1892-09-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-189209024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18920902
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18920902
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsischer Landes-Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-09
- Tag1892-09-02
- Monat1892-09
- Jahr1892
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 02.09.1892
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Liese verbreitetste unparteiische -»glich« Leitung koste« monatlich 2S Pfg. in Chemnitz srei ins Haus. Mit dem Extrabeiblatt Lustige- Bilderbuch kostet der tägliche „Anzeiger" monatlich 38 Pfg. (j„ Chemnitz frei inSHauS); außerhalb Chem nitz Znlragen monatlich 15 Pf. Bei der Post Ist der Anzeiger «ur mit den, Extra-Bciblatte Lustige- Bilderbuch zu beziehen für 88 Pfg. monatlich. (Nr 5580 10. Nachtrag zur Postliste.) Irlegr.. Adresse: Seneralaiizeiger. Fernsprechstelle Rr. 1.16. — Nr. 204. — 12. Jahrgang. Sächsischer Landes- rizerger für Chemnitz Anzeige* NN- rtmgegend. UnzeigenpreiS: Sgespalten» TorpuSzeile (ca.S Silben fassend) oder deren Raum 15 Pfg. — Bevorzugte Stelle («-gespaltene Petitzeile ca. 11 Silbe» fastend) 30 Pfg. Bei wiederholter Auf nahme billiger. — Anzeigen können niirbisBormlttag lOUHr angenommen werden, da Druck und Verbreitung der großen Auslage längere Zeit erfordern. Ausgabe: Wochentags Abend- (mit Datum des nächsten Tage-). — Die Anzeige» finde» obne PreiSausschlag zugleich Ver breitung dnrch die Chemnitzer Eisenbahn-Zeitung. Verlags-Anstalt: Alexander Wiede, Chemnitz, Theaterstraße 6. 1—Freitag, 2. September 1892 — Amtliche Anzeigen. Bekanntmachung, Matzregeln gegen Einschleppung der Cholera velr. Im Anschluß an unsere Bekanntmachung vom S7. Angnst l. IS. ordnen wir hterdnrch Folgendes anr I. Von iedem Crkrankungs» oder Todesfälle an Cholera oder choleraverdächtiger Krankheit, mit Ausnahme von Brech durchfall bei Kinder» unter S Jahren, ist sofort bei dem Polizeiamte oder einer Polizeiwache Anzeige zu erstatten. S. Tie Ankunft und Aufnahme von Personen ans Cholera« orten ist ebenso sofort bei dem Polizeiamte oder einer Polizei wache anznzeigen. Hierbei wiederholen wir, daß Jeder, der sich nicht der Gefahr anssetzen will, daß die Krankheit in sein Hans cin- geschleppt wird, sich hüten mnst, Personen, die a«S Cholera« orte» kommen, bei sich aufzunehmen. 3. Die Verpflichtung zn den unter 1 angeordneten Anzeigen liegt obr den Inhabern von Wohnungen, Arbeitsränmen und Arbeitsplätzen, wo eine Erkrankung oder ein Todes fall der bezeichnet«» Art vorkommt und, dafern von einem solchen Fall ein Nnlermiether betroffen wird, dem Onartier- gcbcr. Die Verpflichtung z» den unter S angeordneten Anzeigen liegt ob . den Familienhäuptern der ans bezeichnet«» Orte» zugereisten Personen, sowie den Onartiergcbcrn der letzteren. Daneben sind für Erfüllung dieser Verpflichtungen die Besitzer nnd Verwalter der betreffenden Grundstücke »er antwortlich. Für die öffentlichen Gebäude liegen jene Verpflichtungen den Besitzern oder Verwaltern ob. 4. Ans die ans Eholeraorten hier ankommenden Personen hat die Polizeibehörde ein besonderes Angenmerk zu richten, nnd es haben sich diese Personen den behördlich angeord- nelen ärztlichen Untersuchnngru zn nnterwerfen. Die von solche» Orten mitgebrachten Gebranchsgcgen- stände (namentlich gebrauchte Wäsche, Kleidungsstücke) sind zu desinficiren. Ter Behörde bleibt eS Vorbehalten, anznordne», daß dieses Dcöinficiren in einer öffentlichen Anstalt bewirkt wird. Letzterenfalls geschieht die Desinfection unentgeltlich. Soweit die Desinfection in einer öffentlichen Anstalt nicht bewirkt wird, ist dieselbe nur dann als genügend an- znsehen, wenn die zn desinficirenden Gegenstände mindestens Vr Stunde lang mit Wasser gekocht werden, das Wasser während dieser Zeit beständig im Sieden gehalten wird nnd die Gegenstände vollständig vedeckt. 8. Alle den» öffentliche» Verkehr zugängige» Abtritt- und Piß- anlagen (besonders in Gast- und Schankwirthschastc») müssen dcsinficirt «erden, nnd zwar in Gast- nnd Schank- wirthschasten von deren Inhabern, in anderen öffentlichen Gebänden von deren Besitzern oder Verwaltern. Die Desinfection anderer Abtritt- nnd Pißanlagen wird empfohlen. Zur Desinfection von Abtritt- nnd Pißanlagen ist eins der «nter O bezeichneten Desinfectionsmittel zn verwenden. v. Zuwiderhandlungen gegen die in Vorstehendem ent haltenen Anordnungen werden «nnachsichtlich mit Geld strafe bis zn 150 Mark oder im UnvermögcnSsatte mit Haft bis zn 14 Tagen bestraft. Ehemnitz, den 31. August 1392. Der Rath der Stadt Chemnitz. Stadler, Bürgermeister. O Anweisung znr Desinfection der Abtriit» und Pißanlage» 1. Kalkmilch. Zur Herstellung derselbe» wird l > zerkleinerten reinen gebrannten Kalks, sogenannten FeilkalkS, mit 4 > Wasser gemischt, und zwar in folgender Weise: ES wird von dem Wasser etwa V, > in das zu», Misren bcsiimmte Gefäß gegossen nnd dann der Kalk hineingelegt. Nachdem der Kalk das Wasser anfgesogc» hat und dabei zu Pulver zerfallen ist, wird er mit dem übrigen Wasser zu Kalkmilch verrührt. Dieselbe ist, wenn sie nicht bald Verwendung findet, irr einem gut ge flossenen Gefäße ansjnbcwahren und vor den, Gebrauch nmznschüttcl». 2. Chlorkalk. Der Chlorkalk hat nur darin eine ansreichende dcsinsicirende Wirkung, wen» er frisch bereuet und in wohlvcrschlossencn Gefäße» anfdcwahrt ist. Die gute Beschaffenheit des Chlorkalks ist an dem starken, dem Chlorkalk «iqenlhnmlichcn Geruch zn erkennen. Er wird entweder »nvcrmischt in Pulverform gebraucht oder in Lösung. Letzwre wird dadurch erhalten, daß zwei Theile Chlorkalk mit 100 Theilcn kalten Wassers gemischt und nach dem Absetzen der „»gelösten Theile die klare Lötung abgcgosse» wird. 3. Lösung von Kaliselfe (sogenannter Schmierseife oder grüner oder schwarzer Seise). 3 Theile Seife werden in 100 Theilen heiße» Wassers gelöst (z. B- Ve ^ Seife I„ 17 i Wasser). 4- Lösung von Carholsäure. Drc rohe Carbolsänrc löst sich »»k »»Vollkommen nnd ist deswegen un geeignet. Znr Verwendung kommt die sogenannte „lOOproc. Carbolsänrc" des Handels, welche sich i» Scifcirwassec vollständig löst. Man bereitet sich die unter Nr. 3 beschriebene Lösmig von K.rliseife. In 20 Theile dieser noch heißen Lösung wird ei» Theil Carbolsänrc unter fortwährendem Umrühre» gegossen. Diese Lösung ist lange Zeit haltbar und wirkt schneller deSinficirend als einsache Lölling von Kaliseife. Soll reine Carbvlsnnre (einmal oder wiederholt d stillirtc) verwendet werde», welche erheblich lhearer, aber nicht wirksamer ist, als die sogenannte „lONproc. Carboliänrc", so ist zur Losung bas Scisenwasscr nicht »ölhig; es genügt da»» cinsacheS Wasser. Sedan. Chemnitz, den 1. September. Ein aller Freund ist der beste, nnd eine alte Erinnerung, die nimmer weichen und »immer erlösche» will, das ist die schönste. Und eine solche schöne, weil patriotische und nationale, und darum auch doppelt schöne Erinnerung ist für »ns der Sedantag; es wird nicht mehr lauge währe», und ein Menschenalter ist alsdann seitdem Tage dahin gegangen, an irelchem die geeinten deutsche» Stämme allein und ohne je.e fremde Mithilfe »nter deutscher Führung de» größten deutsche» Sieg seit Jahrhunderten errangen, aber gerade diese Jahre, die seit der» glanzvollen Tage des Sieges und der Ehre» verstriche» sind, lassen uns den Sedantag in ovppelt Hellem Lichte erscheine». Diese Jahre havcn »ns ja erst ( .zeigt, waS wir vom Sedantage erhalten haben, wir, die wir bis wenige Jahre vor diesen, Tage ein buntes Häustein waren ohne Kops nnd ohne Tührung, an dem ein Jeder seine Schelmenlnst au-ließ. Wir haben gerade von dem argen Nachbar im Westen bis zum große» National kriege Manches erfahren nnd Manches erdulden müssen, was auf dem Herzen brannte, und doch nicht abgewälzt werden konnte. Das Schloß, in welchem einst der französische Kaiser gewohnt balle, der am Ende einer langjährigen Mißregiernng, als letztes Mittel zur Erhaltung seines wankenden Thrones die Brandfackel eines furcht baren Krieges unter zwei Nachbarvölker schleuderte, die bis dahin lange Zeit i» Ruhe und Friede» init einander gelebt, ist heute vom Erdboden verschwunden; als Wahrzeichen deutscher Macht glänzt heute die deutsche Kaiserkrone hoch oben ans der gewaltige» Kuppel des neue» Reichstagspalastes i» Berlin. Rein und »»befleckt ist dieser Krone Glanz, rein und unbefleckt soll sie bleiben bis in ferne Tage. Was giebt es denn für eine Nation Höheres und Größeres, als Ehre nnd Recht? Zur Verlheidignng »nserer Ehre, im Vollbe- wußlsei» nnsercS gute» Rechtes zöge» wir 1870 in's Feld, deshalb blühte niis der herrliche SiegeSlvrbeer, deshalb hat sich unvermindert »nd „»geschwächt erhallen, was wir damals errangen! Ja, »»ge mindert und ungeschwächt! Was wollen denn die Mciuuiigsvcrschie- denbeitcn, die heute »och dann und wann anftanche», bald leichter, bald schwerer, bedeuten gegenüber de» Zustände», wie sie vor 1870 in Deutschland bestanden? Damals war cs so kläglich, so traurig, so still »nd starr bei »ns, daß der Kampf der politische» Parteien heute, sofern er nicht gar zu sehr übers Ziel hinausschießt, wie ein erfrischende» Luftzug erscheint gegenüber de» früheren lodtenstarre» Zuständen. Und was bedeuten die Gefahren, die heule hin und wieder noch am Himmel erscheine», gegen die früher überwundenen Gefahre», als es zudem »och galt, die Feuerprobe der deutsche» Einheit zn bestehen? Ei» mächtiger Staat, ein krästigcs Bürger- thni», wie wir es habe», hat immer seine Feinde, da und dort, offene »nd heimtückische. Mit Vielen sind Deutschlands Bürger i» schwere» Tage» fertig geworden, »nd sie werde», eingedenk des Vollbrachte» und Erreichten, auch mit mehr noch fertig werde», wen» es eben sein muß. Wen» es sei» muß! Aber wir Alle wünschen »nd hoffe» von Herzen, daß es nicht wird sei» müsse». Wir habe» keinen Eroberungskrieg ge führt, wir habe» auch nicht beabsichtigt eine» geschlagene» Feind zu demüthigen und dadurch »«heilbar zn verwunden. Als die Festung Paris gefallen war, da ist die französische Hauptstadt mit einer Schonung behandelt worden, wiesie die siegreichen Franzose« den besiegten Deutschen »iemals würden habe» zu Theil werden lassen. Wir habe» im Friede» von Fraiikfurt a. M. Ersatz für de» schweren Schaden gefordert, de» der nicht von ii»S begonnene Krieg »ns gebracht, wir sind bemiiht gewesen, unsere Grenzen gegen neue Angriffe der Fran zose,i zu sichern, »nd wir mußte» das »m so eher, als damit dem deutsche» Vaterlaude geraubte deutsche Landcstheile wieder zu »ns kamen. A»S der Abzweigung des heutigen deutsche» Neichslandcs von Frankreich machen die Franzose» »ns ein Verbreche». Nun gut, lassen wir de» gallischen Chauvinismus seine Blüthe» treibe», jener Schritt war eine heilige Pflicht gegen das Vaterland, dessen Sicher heit mit in's Spiel kam, und cs war ein Gebvt der nationale» Ehre. Deutschland hat nichts zn bereuen, es hat weder den großen Krieg begonnen, noch treibt es ans Neigung Kriegsrüstmigen. Schwer lastet ans allen europäische» Staate» der Waffen Last, aber nicht wir sind die Schuldige». Ei» neues Seda» ersehnen wir nicht, das deulsche Kaiserthm» ist in Wahrheit, nicht blvs in Worte», sonder» in Thateu der Friede. Aber ein neues Seda» wird für »nS un möglich sein, wenn wir des alte» vergesse» würde». Nie »nd »immer svll das sein, nnd von den Alpen zum Meere erklinge der Ruf: »Hie gut Deutschland allewege!" Politische Nimvschait. Chemnitz, de» 1. September. Deutsches Reich. — Der Kaiser hat seinen geplante» Jagdausflng »ach Schwede» anfgcgcben nnd den König Oskar von Schwede» bereits davon in Kenntnis; gesetzt. Für diesen Entschluß ist die Rücksicht ans das Vorhandensein der Cholera an einige» Punkte» Deutschlands maß gebend gewesen, da Seine Majestät nnter diesen Umstände» die Heimath nicht verlassen wollte. — Bei dem am Dienstag Mittag im Berliner Schlosse statt- gehabte» feierliche» Empfange des neuen italienische» Botschafters Grafen Lanza durch den Kaiser sind, wie bekannt wird, sehr herzliche Ansprachen gehalten worden, in welchen die intimen Beziehungen zwischen dem deulsche» Reiche und Italic» mit großer Lebhaftigkeit betont wnrde». Ter Reichskanzler Graf Caprivi wohnte dem Empfange bei. — Der deutsche Militärbcvollmächtigte am russischen Hofe, Generalmajor von Villanme, ist abbernfc» »nd zum Cvmmandeur der zweite» Feldartilleriebrigade ernannt wvrdc». Herr von Villanme war vor mehreren Jahren der Hctd einer tollen Klatschgeschichte, i» welcher Zar Alexander 1U. »nd ein Revolver eine große Rolle spielen sollten. Die Sache war, wie schon gesagt, müßiger Klatsch. — Herumgerathen. Wie ans verschiedenen Anzeichen er sichtlich ist, ist bei den bekannten Blättermcldnngen über die Rede des Kaisers »nd die neue Miütärvorlage von den Verfassern der betreffenden Artikel wieder einmal hcrnmgcralhe» worden. Man hat die Glocken läuten hören, aber man weiß nicht, wo sie hängen. Es verlautet posttiv, daß die definitive Entscheidung über die ncne Militärvvrlage bis znr Stunde nicht erfolgt ist, vielmehr wird erst ans Grnnd der Erfahrungen der großen Manöver das letzte Wort gesprochen werden. Es ist also heute ein leichtes Stück Arbeit für eine Zeitung, sich gut unterrichtet zu zeigen, denn cs weiß eben Niemand etwas Genaues. — Ter Reichsanzeigcr wiederholt die schon einmal veröffent lichte Anweisung znr Anssührnng der Desinsectiv» bei Cholera und fügt Hinz»: Die Desinscction ist dort, wo sie geboten erscheint, ins- desoudcre wenn Orte, die dem össenllichcn Verkehr zugänglich sind, gejährdet erscheine» oder wo sonst eine Infektion zn besorgen ist oder stattgefniide» hat, mit der größten Strenge durchznführcn. Im Ucbrige» ist aber vor einer Vergeudung von DeSinfectionSmitleln eindringlich zu warne»; »»»öthige »nd unwirksame DeSinseclio» be dinge» unnützen Kostenaufwand und verthencrn die Preise der DcS-s infectionSmittel, verleite» aber anch das Publikum zur Sorglosigkeit i» dem Gefühle einer trügerischen Sicherheit. Reinlichkeit ist besser als eine schlechte Desinfection. — Dem Reichstage wird i» de», Etat für die Colonieen wieder eine Uebcrraschung vorbereitet. Die Lage i» Ostafrika soll eine Erhöhung der Ausgabe» nothwendig mache», doch hänge es, wie von verschiedenen Seiten betont wird, „noch von mehrfache» Er wägunge» ab, ob durchgreifende Aendernngen cinznführe» sind." I» erster Reihe habe die Reise des Leiters unserer Cvlonialabthciluiig, Geheimraths Kayser, ergeben, daß vielfaches Material des Gvnver- »ements einer Erneuerung dringend bedarf, vor allem die Schiffe, welche von Anfang an wenig brauchbar waren „nd deren Reise »ach Ostafrika mit ängstlicher Spannung s. Z. verfolgt wurde. — Sehr Viel besprochen wird eine Rede, welche der Bischof Or. Haffncr von Mainz auf dein deutschen Katholikentage i» Mainz gehalten hat, »nd worin er gewissermaßen als die eigentliche christliche Kirche die katholische bezeichnete. Daß die Aeußeriing, die nicht gerade direct, wohl aber indirect ausgesprochen ist, mancherlei »nd sehr lebhaften Widerspruch i» protestantischen Blattern hervorrnft, kau» nicht Wunder nehmen. Graf Caprivi wnrde wegen seiner bekannten Rede über da- Schulgesetz in jener Versammlung sehr gefeiert. — Der deutsche» Reichsregierung ist am Dienstag eine amtliche Miltheilnng der r»s,)schen Regierung zugegange», in welcher die in dem bulgarischen Blatte „Swoboda" veröffentlichte», angeb.ich von der russische» Negierung, resp. von deren Vertretern im Anstande herrührende» Schriftstücke für Fälschungen erklärt werden. — Dem preußischen Landtage werde», wie verlautet, beim Beginn seiner Berathnnge» zunächst »nr die Stenergcsetzc vorgelegt, der Staatshaushalt wahrscheinlich aber erst »ach der Weihnachtspanse, dem sonstigen Brauch entsprechend, eingebracht werden. — Unter der Choleragefahr wird die öffentliche Feier deS Scdautages in diesem Jahre doch ganz wesentlich leide». In ver schiedenen Städten, i» welchen bereits ein Festprogramm für de» zweiten September ausgestellt war, ist dieses wieder nmgcstoßc», seit dem die Cholera in Hamburg mit so erschreckender Wuth ausgetreten ist, und sich anch in mehreren anderen Orten cingenisict hat, ohne aber erfreulicherweise dieselbe Heftigkeit bisher zu zeige», wie in der zuerst von ihr ausgesuchten Stadt. Daß die größere An- sammlnng von Menschenmcnge», wie sie mit öffentlichen Feier» »»» eimal verbunden ist, der weiteren Verbreitung der Cholera förderlich ist, ist Thatsache, indessen giebt es ja auch zahreiche Gemeinden, die »och weitab vom „Cholerakriegsschanplatze" liegen, und diese brauche» sich die Fcstseier nicht stören zu lasse». — Die Neichsregiernng plant, wie schon mitgetlieill worden ist, »mfangrciche Aendernngen der Militärpecisionsoerhältnissc und zwar soll der bezügliche Gesetzentwurf dem Reichstage schon in seiner nächste» Session zngchen. Wenn anch über die Einzelheit der neuen Vorlage sichere Bestimmungen »och nicht bekannt sind, so steht doch soviel fest, daß die jährliche» Mehrfordcrniigcii über eine Million be tragen werde». Ob der Reichstag darauf so schnell eingehc» wird, ist zweifelhaft. — Nach Kamerun wird nächstens von Hamburg wieder zahl reiches Baumaterial überführt werde». Es handelt sich um den Ab schluß der Hafenbanten !» der Mündung deS Kamernnflnsscs, die im vergangenen Jahre begonnen habe». — Die Religions-Verhältnisse in dcr deutschen Bevölkerung stellten sich nach einer Miiheilnng im 3. Vierteljahres«,eft zur Statistik des Deulsche» Reiches folgendermaßen« Am I. Deccmbcr 1890 wurden im dents.hc» Reich gezählt: Evangelisches 31,0.6,810, Katholische 17,674,921, andere Christen 145,510, Israeliten 567,884, Be kenner anderer Religionen 562, ohne oder mii unbestimmter Angabe des Religionsbekenntnisses 12,753, Gesammtbevölkcrnng 49,426,470 Oesterrrelch'Uugari». — Dentschenhetze in Oesterreich. Die Ueüerfälle, denen die Deutschen durch Tscheche» ansgesetzt sind, mehre» sich ,'» ausfallender Weise. Am Dienstag wurde» deutsche Radfahrer ans einer Fahrt von Brünn nach Rausnitz durch tschcschiche Burschen unter Nnfcii: „Das sind Deutsche" überfalle» und mit Steinen arg zngerichtct. An gesichts dieser Rohheiten wollen die Deutschen i» Böhmen nnd Mähren eine Eingace a» den Kaiser Franz Joseph richten. Ganz unzweifel haft würden sich die Tschechen nicht solche grobe Ansschrcitungc» zu Cchnlden kommen lasse», wenn die Bezirksbehördc» nicht z» wenig Energie zeigte». Jtalle,,. — Das italienische Königöpaar wird vom 9. b«S 13. Sep tember ans Anlaß der Columbnsfcier i» Genua anwesend sei». Zahl reiche Festlichkeiten finde» ans diesem Anlaß nnd zn Ehren dcr an wesenden fremden Geschwader statt. — Die Pnlvermnhle von Sankvero in Süd-Italien (Bezirk Foggia) ist in die Luft geflogen, wobei zwei Personen getodlet nnd zwei schwer verwundet wurden. Es ist dies des dritte Mal, baß sich in der Mühle eine Explosion ereignete. — König Hnmbert ist zur Thcilnahme a» de» großen italienischen Manövern in Spoletv a»gelo»>»>en und festlich empfangen worden. Frankreich. — Die Pariser Journale behaupte», daß die Cholera in Paris nnd Havre, wo sie sich am stärksten gezeigt hat, abznnehmen beginne. Nach Privatberichte» stehen die Dinge nicht blos wesentlich unverändert, cs komme» anch in Provinzorle» noch diverse neue Fälle vor. — Unter de» Truppe» i»> Lager von Chalons sind epidcmie- a«lige Krankheiten ansgebroche». Namentlich wüthen Diarrhöe und Ruhr sehr heftig. — Für die Nord- und Ostgrenze Frankreichs sind gegen die Choleraei»schlepp»»g umsassende saiiitätSpolizeilicb»' Maßnahme» angcordnet. Dabei ist die Seuche schon seit Woch*'
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