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Sächsischer Landes-Anzeiger : 12.02.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-02-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-189302122
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18930212
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18930212
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsischer Landes-Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-02
- Tag1893-02-12
- Monat1893-02
- Jahr1893
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 12.02.1893
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WWWWWMMMM- «WMWWWM MMMMMW . Gtädl» sind diese Sinnden »ngeuieln erwünscht Weller !e Möglichkeit, die notbwrndigslen Nahrungsmittel zu kaufe», offen gehalten werden; so, wie die SonnlagSrnhe heute gehandhabt wird, befördert sie lediglich da» Suripleben, und das war mit dem Erlaß dieser Vor schriften doch nicht beabsichtigt. I» Bähen, ist eine besser« Siegelung der Sonntagsruhe erfolgt, wenn ich auch nicht leugne» will, daß man dort vielleicht wieder etwas zuweit gegangen ist. Endlich sind noch Erleichterungen erforderlich hinsichtlich des Verkaufs von frischen Blumen »nd solchen Artikeln, die in Krankheitsfällen gebraucht werden. Ich hoffe, daß diese berechtigten Wünsche Berücksichtigung finde» werden. — Abg. Bebel <Soz): Eine ein heitliche Ausführung der Gewerbeordnung ist nur zu erzielen, wen» das von RelchSwegen geschieht. Die Ausführung durch die einzelnen Staaten mus immer MelnnngSverschiedenheiten herbcisühren. Sehr bedauerlich ist eS, dal die AnSführnttgSbesiimmnngen über die Sonntagsruhe für Industrie und Handwerk »och immer nicht fertig sind. An Material fehlt eS nicht, außer, dem Hütten die Fabrikinsvektoren zu Konfercnzeii über dieses Thema berufen werden können. Wenn die Angelegenheit nicht so verschleppt worden wäre, so könnten die Arbeiter der meisten Betriebe schon seit anderthalb Jahren ihren sreie» Tag habe». War die Wünsche des Abg. Müller z»r Sonntags ruhe betrifft, so werden dieselbe» nur eine völlige Durchlöcherung der hentigen Vorschriften zur Folge habe» und Alles wird wieder wie früher sein. Man kann sich ganz gut bis zwei Uhr Nachmittags am Sonntag mit Lebensmitteln für de» Abend versehe», und es liegt gar kein Grund zu dem Erlaß de» preußischen HandelSministers vor, welcher Er hebungen über die Sonntagsruhe in Aussicht stellte, um daran Vorschläge wegen Aenderunge» der heutigen Ordnung zu knüpfen. Mache» Sie eS doch wie In England und lassen Sic dir Fabriken des Sonnabends Nach mittag» schon um 3 Uhr schließen, wenn die Besürchtnng besteht, daß die Arbeiter der Sonntagsruhe wegen ihre Einkäufe nicht besorgen können. Die Einbuße bei den Zigarren«, schälten ist nicht so groß, wie der Vorredner be hauptet hat, der Hanptth il der Mindereinnahme ist ans die »»günstigen Wirthschastlichen Verhältnisse zurückziisühre». UebrigcnS mache» gerade diese Geschäft« auch eine Regelung der MontagSarbeit »öthig, den» die Berliner Zigarrenhändler machen ihre Geschäfte in der Nacht znm Montag Schlag zwölf Uhr aus. Das bedeutet doch für das Personal keine Sonntagsruhe. De» Klage» der Zigarrenhändler ist übrigens nnschwcr abzuhclfen, den» den, Gesetz würde es nicht widersprechen, wenn de» Gastwirthen der Verkauf von Zigarren während der Sonntagsruhe verboten würde. Eine gleichmäßige Regelung der Sonntagsruhe, vielleicht von 3 Uhr Nachmittags an, .ist viel richtiger, als alle Jndividnalisirnng. DaS UebergangSsladnu» mag ia seine Härle» für manchcn Geschäftsmann habe», aber diese Härten werde» mit der Zeit ganz sicher verschwinden. Redner führt dann Beschwerde darüber, daß die Arbeitsordnungen In de» preußische» Eiscnbahnwerkstätten Bestimmnngen enthalten, die mit de» Gdsetze» nicht in Einklang stehen So werden Führnngsatteste verlangt, »nd es wird gefordert, daß die Arbeiter sich, von alle» ordnnngSfeindliche» Bestimmungen fernhallen solle» und dergleichen mehr. DaS richtet sich gegen die sozialdemokratischen Arbeiter, die doch auch, Wie jeder Andere, ihre Dienstzeit abmachen und ihre Stenern zahlen müssen, also ebenso gut, wie die Anderen, da» Recht haben, z» lebe» nnd zu arbeiten _ , .. . . In den Mititärwerkstätten wird in gleicher Weise versah«». Wie steht es interessanten Ausführungen des Herrn Redners solgten die Anwese außerdem mit der Annahme von über 40 Jahre alte» Arbeitern in den mit gespannter Aufmerksamkeit. Nach erfolgtem Kassenbericht für Staatsbetrieben? Endlich behauptet der Redner, daß der Vürlier- ^!. m - Meister von Staßfurt a» der Spitze eines Kreises von Staßfurt an der Spitze eines Kreise» von Unternehmer» stehe, und diesen sozialdemokratische Arbeiter als solche namhaft mache. Preußischer Handelsminister v. Berlepsch: Vor allen Dingen mnßich tzie Erörterung von rein preußischen Angelegenheiten ablehnen, die mit der Gelver'.eordnuug nicht in Verbindung siehe». Dieselben gehöre» in den preußischen Landtag. War nun die Klagen des Abg. Bebel über de» J„ halt der Arbeitcrordiiniigen betrifft, so kan» ich nur erwidern, daß cs den Bestimmungen der Gewerbeordnung in keiner Weise widerspricht. wenn ein Arbeitgeber in der Arbeitsordnung die Bedingungen normirt, unter welchen er eine» Arbeiter annehmcn will. DaS ist eben seine Sache, in die Niemand HIntinzuredeu hat. Bon einer Verschleppung der Einführung der Sonn rags ruhe für Industrie und Handwerk kann keine Rede sein, ebensowenig davon, daß in dieser Richtung von der Großindustrie eine Becinslnssnng versucht worden ist. Die Verzögerung liegt lediglich in der llcbcrlastung des Ncichs- amtes. Der Abg. Möller hat mir den Vorwurf ge,nacht, die AnSfnhrmig der Sonntagsruhe für das Handelegewcrbe in Preußen sei eine zu schablonen hafte gewesen. Dieser Vorwurf ist indessen durchaus unbegründet. De» Gemeinden ist ja die Feststellung der Stunden, in welche» an Sonntage» im Handelsgewerbe gearbeitet werde» bars, durch ortsstalntarische Regelung über lasse» worden. Die Klag,» über die SonnlagSrnhe gehe» übrigens nicht von den Konsumenten ans, und wen» diele nichts kausen, werden auch die Verkänser nichts einnchme». Mit der Gewährnng von Ausnahmen bei der Sonntags ruhe werden wir sehr vorsichtig sein müssen, un, nicht mit der einen Hand Wieder zu nehmen, was mit der anderen gegeben wird. Eine längere UeberaangSzeit ist auch bei dieser Nenermig zweifellos erforderlich, damit sie sich einlebt. Dann werden viele Klagen von selbst verstummen. Die von mir erlassenen Anssührmigsvorschriste» bezwecke» lediglich, de» Handlmigs- gehilsen nach den Intentionen des Reichstages die sSonntagsrnhe auch wirtlich zu sichern, nicht mehr und nicht weniger, »nd fünf Stunden Verkaufs zeit an de» Sonntage» sind nach meiner Ueberzengnng durchaus genügend, und das Publikum wird sich auch daran gewöhnen. Ich erkläre deshalo nochmals, daß ich nur in den allcrnothwcndigsten Bcdürfnißsällcn Ausnahmen zulasten werde. Bayerischer BnndcSbevollmächtigter Geh. Rath Landina » » legt die Ausführung der Soinilagsruhevorschmten in Bayern dar. Darnach sind anfänglich sehr zahlreiche Beschwerden laut geworden, die Bevölkerung hat sich aber beruhigt, nachdem einige Milderungen eingctrete» sind. Abg. Hitze (Ztr.): Unsere Arbeiterschutzgesetzgebniig kann doch nicht so schlecht sein, wie sie von den sozialistischen Agitatoren gemacht wird, sdcnn sonst würden sie doch nicht einer weiteren Ausdehnung da» Wort rede», wie eS Abg. Bebel heute gethan. Die AussührnngSbesiunmungeu des Herr» Handels Ministers skr Preuße» gehen allerdings etwas über das Gesetz hinaus, weil dadurch jeder Geschäftsverkehr »ach drei Uhr Nachmittags a» Sonntagen aus geschlossen wird. Hier könnte wohl Milderung Platz greisen. Im ANge> meine» herrscht aber über die SonnlagSrnhe lebhafte Vesriedignng und die anfängliche» Klagen sind meist verschwunden. Abg. Stöcker (kons.): Der Abgeordnete Bebel hat die Nnnahmcbcdi'ng »ngen für die Arbeiter in Staatsbetrieben zur Sprache gebracht. Ich wüniche zwar nicht, daß im Allgemeine» bei der Arbcitcrannahmc aus politische Ge sinnung gesehen wird, billige es aber, daß die Negierung in ihren Betriebe» Arbeiter nicht beschäftigen will, die für die Sozialdemokratie agitatorisch thätig sind- Das führt zu keinem Frieden. Mit der Regelung der Sonntagsruhe in Preußen ist Im Allgemeinen das Nichtige getrosten; einzelne Milderungen könnte» vielleicht gewährt werden. Für die energische Wahrung der Sonn tagsruhe muß »m so mehr gesorgt werden, als viele christliche Handlung gehilfen in jüdischen Gesäiästen augcstellt sind. Die Gastwirthe bereite» de» Nahrungsmittel- und Cigarrcnhändlern allerdings Konkurrenz, aber dieser könnte dadurch begegnet werde», daß die Gastwirlhschasten a» Sonntag Vor, Mittage» geschlossen werden. Dadurch erhalte» die Kellner die Möglichkeit, den Gottesdienst zu besuchen. Abg. Wöllmer (sreis.): Ich bi» ebenfalls der Ueberzengnng, daß die Klagen über die Haudhabnng der Sonntagsruhe abnehucn werden, je länger die Interessenten damit zn ihn» habe» und je weniger sich die Behörde» an einen starren Formalismus steife». Viele Beschwerde» würde» auch schwinde», wenn die Kirchcnbchörden nicht, wie in Berlin, das Zustandekommen eines Orlsstaliits vereitelten. Abg. Bebel (soz.) bleibt dabei, daß die von ihm erwähnten Arbeits ordiilingen ungesetzliche Bestimmungen enthalten. Tie Sozialdemokratie wird dadurch nicht geschädigt, höchstens werden die Arbeiter zur Heuchelei veranlaßt. Ohne sozialdemokratische Arbeiter kommt heute kein Betrieb ans. Redner bittet schließlich de» Staatssekretär des Innern, dem nächsten Reichstage eine Zusammenstellung der i» den verschiedenen Bnudesstaatcn ans Grund des 8 WS der Gewerbeordnung erlassenen Verordnungen zngehe» zn lassen. Staatssekretär vnn Bötticher sagt dies zu, woraus die Wcitcrbcrathnng ans Sonnabend 1 Uhr vertagt wird. bitten Friedrich Fischer und Genossen zu Leipzig, Kaufmann C. Prasche und Genossen zu Dresden, Georg Schwenk und Genosse» zu Leipzig-Reudnitz, Messerschmied E. Prior und Genossen zu Leipzig Connewitz, Handelsmann K. R. Frenzel und Genossen zu Stollberg im Erzgebirge. Um Herabsetzung der Gerichts- und Rechtsanwalts gebühr, sowie um Beseitigung des Aanwaltszwanges ersuchen Privatier Trangott Siegel und Genossen zu Treuen. Um Beibehalt u»g des Jesuitengesetzes bitten Lehrer Otto Marlin und Genossen zu Hainichen, der Zwcigverein des Evangelischen Bundes zur Wahrung der deutsch-protestantischen Interessen zu Chemnitz und Genossen aus der Stadt Chemnitz und den umliegenden Ortschaften (39420 Unterschriften), v. Trüschlcr und Genossen zu Falkenstein. Bankier Thost zu Zwickau und Genossen bitten um Prüfung der rabbinischen Gesetzbücher der Juden und Karl Paasch und Genossen zn Leipzig ersuchen um Einleitung eines Untersuchungsvcrfahrens, Rechtsschutz rc. Um Ablehnung des Gesetzentwurfes, betreffend die Abänderung des Branntweinsteuergcsetzes, sobald derselbe eine neue Belastung des Brennereigewcrbes herbeiführt, bitten Eduard Sonntag und Genossen zu Deuschcnbora, Oekonomicrath Bruno Heymann und Genossen zu Lichtcnwalde bei Niederwiesa und Julius Arthur Müller und Ge nossen zu Pomlitz bei Mahlis. — Zum Leipziger Branvmiglück. Am 10. Februar Vor mittags hat die gerichtliche Leichenschau der bei dem Brandunglücke im Schäfer'schen Restaurant ums Leben gekommenen sechs Personen in Gegenwart ihrer Angehörigen und derjenigen Feuerwehrleute, die die Unglücklichen aus dem brennenden Hause getragen haben, statt gefunden. Inzwischen ist auch die Aufwärterin Schäfer's, deren Per- önlichkeit bisher nicht ermittelt werden konnte, rekognoszirt worden. Die Todte heißt Elise Jda Weber, ist geboren am 25. Februar 1865 m Grimma, und war in Angcr-Krottendorf, Hauptstraße 16, wohnhaft. — Zur Bereinigung vo» Hohenstein und Ernstthal hat der Stadtgemeinderath von Ernstthal am 9. Februar ein ab lehnendes Votuni abgegeben. —* Zschopau, II. Februar. Der im vorigen Jahre ge gründete hiesige „Städtische Verein" hielt am Mittwoch Abend seine erste Hauptversammlung ab. In derselben sprach Herr Bürger schullehrer Schröter im Anschlüsse an seine früheren, den Rückgang der Bevölkerungsziffer Zschopaus und seine Ursachen behandelnden zwei Vorträge „über Wohlstand und Erlverb in Zschopau". Den hoch Anwesenden _ . ' das erste Geschäftsjahr fand die Neuwahl des Vorstandes statt; wicder- bezw. neugcwählt wurden die Herren: Fabrikbesitzer Georg Bär, Bürgerschullchrer I. Gläser, Scminaroberlchrer Hentschel, Kaufmann Zruno Reinhard und Kaufmann Moritz Rühle. — Die hiesige Vor- chußbank wird Donnerstag, den 2. März, im Saale des Meister- Hauses hier ihre diesjährige ordentliche Generalversammlung abhalten. Der Augustusburger Turngau hält Sonntag, den 26. Februar, im Kluge'schen Gasthof in Krnmhermersd orf einen diesjährigen Gau tag ab. Der Gau umfaßt 21 Vereine in 19 Ortschaften: Attenham, Börnichcn bei Grüiihainichcn, Dorfschcllen- bcrg, Eppendorf, Erkmannsdorf, Falkenau, Flöha (2), Gückclsbcrg, Hennersdorf, Hohcnfichte, Klcinhartmamisdorf, Krumhermcrsdorf, Leubsdorf, Marbach, Ocdcran (2), Plaue, Schcllenbcrg, Waldkirchen,. Witzschdorf. Gauvertrctcr ist Herr Rathsschriftführer Grcif-Ocdcrnn, Ganturnwart Herr Karl Kämpfe-Schcllenbcrg. — Die Sparkasse zu Krnmhermersd orf hat im Jahre 1892 einen Umsatz von 119,432 Mk. 45 Pf. zu verzeichnen gehabt und zwar sind 60,663 Mk. 54 Ps. eingenommen und 58,768 Mk. 91 Pf. ausgegeben worden. Der Kassenbestand betrug Ende 1892 1894 Mk. 63 Pf. Vorsitzender der Kasse ist Herr Uhlmami, Kassirer Herr Beyer. — Nnglnckösälle. In Freibcrg wurde durch Umstürzen eines Wagens der Geschirrführer Wolf gegen die Mauer eines Hauses gedrückt. Derselbe erlitt hierdurch sehr schwere Quetschungen an der Brust und wurde durch den hcrausspringcndcn Schützen außerdem arg im Gesicht verletzt. Der Verunglückte wurde in be- mnungsloscm Zustande nach dem Stadtkrankcnhause gebracht. — Ein 'chwcrcr Unglücksfall, der den sofortigen Tod eines Menschen zur Folge hatte, ereignete sich in dem K.'schcn Steinbrnche an der Karpfenschänke bei Meißen. Eben hatten die daselbst beschäftigten Arbeiter ihre jThcitigkeit wieder ausgenommen, als sich in einer Höhe von ungefähr 4 in eine Steinschale löste, die in ihrem Falle den Steinbrecher Keil erschlug. Sächsisches. — Todtcnliste. In Dresden starb Gehcimrath a. D. Moritz Eppendorf. Derselbe hat sich in sei'ner Eigenschaft als königl. Kommissar besonders um die Hebung des Bades Elster ver dient gemacht. — NeichösterichtS-Entscheidnng. Am 10. Februar fand vor dem zweiten Strafsenate des Reichsgerichts die außerordentlich umfangreiche Revisionsverhandlnng gegen den bekannten Berliner Bankier Hugo Löwy statt. Der Angeklagte sowohl, als der Staats anwalt, hatten Revision eingelegt. Das Ergcbniß der Verhandlung war die Aufhebung des Urtheils auf beide Revisionen hin. So weit eS sich um die Revision des Angeklagten handelte, führten die ungenügenden Feststellungen der beiden Vetrugsfälle zur Aushebung Bei der Revision des Staatsanwalts gab den Ausschlag die ohne Begründung erfolgte Ablehnung des Antrages auf Ausdehnung der Anklage auf betrügerischen Bankerott. — Petitionen an den Reichstag ans Sachsen. Das sechste Verzeichniß erhält deren folgende; Um Aufhebung des Imps kn Cobtttg hervorgeganaenen Dekorationen, z. v. der Feuer« und Wafferprobe, dem prachtvollen egyptischen Saal im 4. Mte u. s. w. auSgestattet sein wird. Dieselben konnten in der gestern stattgehabten Aufführung leider noch nicht zur Verwendung kommen, da sie zu spät hier eintrafcn und infolgedessen vom Theatcrmeister nicht mehr zum Gebrauch fertig gestellt werden konnten. —* Missgeschick. In einer hiesigen Maschinenfabrik wurde am 10. d. M. einem mit Excenterfraisen beschäftigten Arbeiter vom Fraiser die Spitze des Mittelfingers der rechten Hand völlig abgc- quetscht. Der Verunglückte wird längere Zeit arbeitsunfähig sein. Chemnitzer Stadt-Airzeiger. »>« stnundi mistriö Blatt«» wird», ««sucht, un» »ichNge Begkbkichiiliii gLNgst aNstttlhNlO. Chemnitz, den 11. Februar 1893. — Petition gegen die Jesnilen. Wie wir schon früher mittheilten, hatte die vom hiesigen Zwcigvcrcine des Evangelischen Bundes angeregte Petition gegen die Wicdcrzulassung der Jesuiten im Deutschen Reiche Dank ihrer zweckentsprechenden Verbreitung in Chemnitz und Umgebung bis zum 27. Januar d. I. 39420 Unter schriften gefunden, welche an diesem Tage in 6 stattlichen Bänden vereinigt an das Bureau des Reichstages in Berlin abgcsandt worden sind. Nachträglich haben sich aber noch 3612 Unterzeichner an der imposanten Kundgebung betheiligt, so daß nächstens noch ein 7. Band abgeschickt werden kann. Es sind also nunmehr im Ganzen 43 032 Stimmen (und zwar nicht blos ans evangelischen Kreisen), aus unserer Stadt 35187 und deren Umgegend 7845, welche gegen die Rück- berusung der seiner Zeit mit gutem Grunde aus dem deutschen Reiche verbannten Jünger Loyola's Protest erheben. Da sich auch in anderen Städten Sachsens, ja über dessen Grenzen hinaus eine lebhafte Bewegung gegen die Wiedcrzulassung der Jesuiten bemerkbar macht, so darf man wohl hoffen, daß der Reichstag bei der Berathung des diesbezüglichen Zcntrums-Antragcs die so offen zu Tage tretende Stimmung der Bevölkerung nicht außer Acht lassen wird. — Ans Grünhainichen mit Vorstendorf sind 613 Unterschriften (nicht, wie früher mitgcthcilt, 670) eingegangen. — Ehrenvolle Anfforderung. Die hiesige Firma Oskar Schimmel L Co., die zuerst einen Apparat konstrnirtc, der die Desinfektion großer Mengen von Gegenständen mit Dampf auf einmal ermöglichte und zugleich die Forderung erfüllte, daß die Gegenstände nach der Desinfektion wieder gebrauchsfähig wurden, ist von der deutschen Reichs reg ierung aufgefordert worden, sie bei dem Bestreben, auf der diesjährigen Weltausstellung in Chicago eine besondere hygienische Ausstellung des Deutschen Reiches unter Leitung des Vorstandes der wissenschaftlichen Ausstellung im Berliner Institut für Infektionskrankheiten, Herrn Di. Pfeifer, zu veranstalten, durch Vorführung eines Desinfektions-Apparates zu unterstützen. Es ist dies eine sehr ehrende Anerkennung für die genannte Firma, die für diese Ausstellung ein Modell ihres Des infektions-Apparates zur Verfügung stellen wird, der im In- und Auslande auch heute noch, zwölf Jahre nach seinerK onstruktio», als mnstergiltige Desinfektioiisanlage betrachtet wird und bei der vor jährigen Choleraepidcmie an den von der Seuche betroffenen Orten seine Brauchbarkeit auf's Neue glänzend bewährt hat. — Stadt-Theater. Wie bekannt, gelangt morgen, Sonntag, das Mozart'schc Werk: „Die Zauberflöte" zur Aufführung. Dieselbe wird dadurch einen besonderen Reiz gewinnen, daß sie mit theilweise neuen, aus dem berühmten Atelier des Theatermalers P. Lütke mehr. III. Abonnementskonzert der städtischen Kapelle. Am 13. Februar werden eS zehn Jahre, daß der große deutsche Meister Richard Wagner in der Lagunenstadt verschied. Wer erinnert sich nicht der Aufregung nnd Trauer, welche da« lünsllerisch gesinule Deutschland er faßte, als jene erschütternde Kunde ans dem Süden in's Vaterland des Meisters drang, wer gedächte nicht der überaus schmerzlichen nnd doch zu gleich erhebenden Trancrfeierlichkeiien, welche den Fürste» der Töne, vor dessen GenInS im Leben sich Könige beugten, »och im Tode mit dem Glanze eines Große» der Erde nmgabe» ? — Er war ei» scharfer Kämpe auf den, geistigen Plane, „wchrlich nnd stark", nnd „der Feinde wuchsen ihm viel " Die Meisten hoffte» von seinem Ableben de» Niedergang seiner Sache. Aber sie machten die Rechnung ohne seine Freunde und Anhänger. Die Treuesten dcr- selbcn aber waren seine Künstler, die entweder durch die lebendige Ein wirkung des Meisters i» Bayreuth oder ohne dieselbe, allein ans Begeister ung für seine Kunst die starke» Apostel des neuen Kunstevangclinms wurden. Auch die königl. preußische Kammersängerin Frau Rosa Sucher bildet eine jener mächtigen Säulen, welche das Wagner'sche Rcsormationswerk stützen halsen. Ihr Kommen zu dem dritte» Aboimementskonzert bedeutete deshalb für alle Freunde des Wagner'sch»«» Mnsikdrama's, in der Hauptsache aller dings für solche, welche zugleich genau orientirt über die letzien großen Schöpfungen des Meisters sind, ein freudiges und wichtiges Ercigniß. Und deshalb ward anch die Schlußszene ans der „Götterdämmerung" für nnS zn der Abends strahlendem Lichtkerne, gegen dessen blendenden Glanz nichts Andere» auszukomme» vermochte. Versenkte sich die geniale Künstlerin doch tief in den wählen große» Geist des KnnstwerkcS. gab sie doch mit ihrer großen vor Allem echte», wohllautenden Leldenstimme trotz des scharfen Beiklangs einiger allerhöchster Höhen eine Brünnhilde so erhaben und edel, so köstlich klar im deklamatorischen Elemente, so überzeugend in allen Phase» ihres Gefühlslebens »nd dabei so imposant ruhig im uioiinmcntalen Stile der Knnstschöpfung, wie dies in gleicher Vollendung nur ganz wenige Gleich begabte in« Stande sind. Sollte Jemand die Bedeutung einer solche» Leistung i» Wirklichkeit unterschätze» könne»? Allerdings diese Schätzung wird bei Jedem itn entsprechenden Verhältnisse wachsen, je näher er dem grandiosen Knttstwerk selbst steht, »nd es soll ja auch ohne Weiteres zugegeben werde», daß die Musik des „Nibeliingenringes" stndirt sein will, nm erschöpfend »nd richtig gewürdigt zu weiden. Das vielverschlungene symphonische Geäder der Motive in seiner polyphonen Meisterarbeit z. B. entfaltet sich mir dem Nähcr- trctende» mit absoluter Klarheit. Aber wir meinen, schon dem ansmcrksamen, wenn anch nicht wesentlich vorbereitete» Hörer müßte» die einzelnen SliuimniigS- bilder die Ahnung eines gewaltige», i» gleicher Art bisher noch nicht dage- wesenen Werkes Hervorrusen. Da ist zunächst die Znrüstnug des Scheiterhaufens mit ihren fanfarenartige» Rhythmen »nd dem Motiv der Waberlohe, sodann der Nnhmesgesaiig ans Siegfried »nd die Todtenklagc mit dem weihevoll beruhigenden Abschluß „Ruhe, D» -Gott". Nu» betritt im völligen Wechsel des Charakters die Musik die Sphäre der Nheintöchter mit all' den einschlägigen Motive», denen die Instrumente ihre liebreizendste», mildste» Farben leihen, llinuittcl- bar daraus erfolgt die Weisung an WolanS Rabe» »nd die Vollendung tcS Geschickes: „So werf' ich den Brand inWalhall'S prangendeBnrq." Die un ruhig flackernde chromatisch e Figur des Fl ammengottcs Loge erscheint im N», vermischt mit dem ehernen Machtruf der Posaune», welchen das W a lkü re» rittin otiv ablöst, als bas GötterroßOranv gebracht wird- End lich aber breitet sich über das Orchester wie ei» Friedcnsbogcn die i» hoher Begeisterung ans- nnd abwogcnde Liebesmel o die, welche dar Tonmecr bis znm letzten entscheidenden Sprung Brünhild's in den brennende» Scheiter haufen immer majestätischer aussteigeii läßt. Der instrumentale, pompöse Ab schluß, eine Sinfonie sür sich, war im Hinblick a»f Zeit und Ort wesentlich gekürzt, nicht aber, wie wir auf diesbezügliche Annahmen im Publikum hin erwähne», auch nur ein Takt im sonstige» Verlaus der Szene. Die in den Schott'schc» Textbücher» der „GölterdLmmcriuig" enthaltene Textstelle: „Ihr blühenden Leben- bleibend Geschlecht — selig in Lust und Leid läßt die Liebe nur sein!" hat Wagner in seine Partitur überhaupt gar nicht mit ausgenommen. Wägt man die Leistung einer Sängerin ab, welche vielleicht die Arie „Wie nahte »lir der Schlummer" oder Aehnlichcs sang, gegen die a» glei der Stelle geboiene Szene "Brünhilde's, so ergicbt sich sür Letztere ei» ganz »n- vcrhältnißmäßigeS Mehr, nicht nur quantitativ, sonder» auch qualitativ. Mn» sehe sich doch einmal die Partie Brünhilde's an, weiche Höhen, welche Tiefen sie zu durchmessen, welche Intervalle sie mitte» im tosenden Orchesterstnrm zn treffen hat, »nd nicht zuletzt: welch' tiefgehende geistige Bildung nnd Macht der Empfindniig von solch einer Künstlerin verlangt wird. Darm» Ruhm und An- crkenmmg in reichstem Maaße der großen, geniale» Frau. Nnciugeschräiikle feiernde Würdigung aber auch dem kunstbegeisterte», congcniate» Dirigenten, der cs inilernomme» hat, aus der Originatpartitnr inner Aus scheidung der nicht besctzbare» Pulte mit iutinistem Kunst- »nd Wagner« verständniß ein äußerst wirlsameS, dem hohen Werke entsprechendes Arrange ment zu besorgen, sowie dem tüchtigen Orchester, welches, eingedenk cer ehrende» Ausgabe, die ihm zur Lösung anvertrant war, im Fühlen und Sinne seines bedeutenden Führers das herrliche Stück mit feuriger Energie und köstlicher Neffe in Ausdruck nnd technischem Glanze zur Vollendung trug. Der Orchesterklang entrollte Tongemälde von üppiger Farbenglnth und der artig scharfer Charakteristik, wie wie solche bei de» beste» auswärtigen Wagnerorchester» anch nicht vollkommener hörten. Wenn sich ein begeisterter Wagncrvcrehicr in Erwartung solcher, eben beschriebener Dinge durch eine s üns fähige Sinfonie hindnrchhören muß, so kommt i>» wohl von »ngesähr der Gedanke, daß vier Sätze auch zngelangt hätten. Goldmark's „Ländliche Hochzen", die vielgehörte, aber leicht- verständliche und liebcSwürdig anmnthige, erschien aber i» solch hochzeitlichem Festschmnck und der vielköpfige Aiisfühiiingsapparat that iyr in allen seinen Organen dermaßen Alles zu Liebe, daß das Verweile» bei ihr wirlich keine Uederwindimg koslelc, sonder» z» einer langen Kette seiukünstlerischer Mo mente wurde. Ebenso verhielt eS sich mit Stöbert Volkmaiins mcistcr- haftc» Charaklcrgcmälde in Onverlnren vom Richard >11., das ein kleines Musikdrama sür sich bildete. Bon den Liedern, welche Fra» Sucher bot, standen Richard Wagners „Träume" obenan. Als Studie zu „Tristan und Isolde ent standen, reihe» sie sich dem Gediegenste» und Ergreifendsten an, was aus dem Gebiete der musikalischen Lyrik geschaffen wurde- Wie sie Frau Sucher sang, spottet jeder Beschreibung. I», Stile ihrer Bayrculhcr „Isolde", jener Kunst« na hschöpfttng ohne Gleichen, wäre vielleicht die einzig zutreffende Bezeichnung Liszt'S „Mignon" vermochte »ach diesem Kleinod des deutsche» Liedcrich tzeS trotz des ihm iiinelvohiienden hohen Weither nicht mehr gleichwcrthig zn fesseln. Mit einem bekannten Liede ihres Gemahls, des kgl. prcnß. Hos« kapellmcisters Josef Sucher, und einem Zngabelied schloß sie ihre Vorträge, die sich anch i» len drei letztrn Lieder» durch vornehme Kunstentsallnug anS- zeichueten- Wir gedenke» bei denselben ebenso gern der vortrefflichen Klavier« beglcitmig des Herr» Kantor Mayerhoss, als der äußerst delikaten Orchesterbeglcitniig z» de» „Träume»". Der diesjährige Cyclns der Abonnementkonzerte hat durch dies letzte Konzert eine Krönung von seltener Bedeutsamkeit erfahren, den» dasselbe ward- zur Wagncrgedächtiiißfcier im erhabenste» Sinuc. Gerade dieses Bruchstück ans der „Götterdämmerung", der letzte» mnsildramalischen Großthat des Meisters vor dem „Parsisal", bezeichnet einen wichtigen Höhepunkt seine» Schaffens, stellt gewissermaßen den Exlract Alles dessen dar, was die K»»staiischa»u»g des großen Reformators am Ziele für recht er kannte. So schwer es sei» mag, ihm bis ans diesen hohen Gipfel z» folgen, »m so perdieirstvollcr erscheinen diejenigen Künstler, welche sich angelegen sein lassen, de» Blick des Laien durch geniale Darstellungen des schwere» Inhalts i» der Erkrimtniß z» schärfe». In dieser Hinsicht idenlisicire» wir am Schluffe nochmals die hochbedcntinde Künstlerin a»S dcr Neichchanpt- stadi, Frau Rosa Sucher, mit dem nnerschrockencii nnd enthusiastischen Pionier sür die Wagncrlunst, Herrn Kapellmeister Max Pohle. Einer guten Sache kann man mir mit einer gewissen leidenschaftlichen Wärme dienen und nützen, wohl Dem, dcr sich im gleichgültigen materiellen Gelrieb» »nscre Tage noch zn einer solchen ansiulchwingeii vermag I —ckr. Stadtthealer. Chemnitz, de» 11. Februar 1893. Die Zanverflöte. Oper I» 4 Akten von Einanuel Schikaneder. Musik von W. A. Mozart. ES war ein recht dankbares, leider aber auch ei» recht kleiner Publikum, das sich gestern zur Bciiefiz-Vorstellung der Herrn Hart mann I» unserem Stadt« theater »ingefunden hatte. Er war die» ui» so Aufführung ------ Vers, ' . „ hätte. Er war die- ui» so mehr zu bedauern, als die uisübnnig der Zanberslöte, worin der »»vergleichllche Mozart di« rschirhMt» Sssninnuigen und Gefühle in den herrlichsten Tonen ««»drückt
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