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General-Anzeiger für Chemnitz und Umgegend : 04.06.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-06-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384843-189906049
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384843-18990604
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- oai:de:slub-dresden:db:id-512384843-18990604
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- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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- ZeitungGeneral-Anzeiger für Chemnitz und Umgegend
- Jahr1899
- Monat1899-06
- Tag1899-06-04
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r- Nr. 127. - 1899. - Diese verbreitetste unparteiische Leitung erscheint Wochentags Abends (mit Datum des nächsten Tages) und lostet mit den sitns Wöchentliche» Bcitlättern: Kleine Botschaft, Sächsischer Erzähler, Gerichts-Zeitung, Lachst sei cs 'Allerlei, Zllustr >.cs ttnter- haltungsblatt, Hei den Postanstaltcn und bei den Ausgabestellen vionatlich 40 Pfennige. Postliste: t. Nachtrag Nr 2877. -kelcgramm - Adresse: Heuer al<i»Aeiger. fferusprea-siette Nr. irw. General Sonntag, den 4. Juni. für Chemnitz und Umgegend. (Sächsischer Lande»-«n,«ig»r). - Gegründet 1»7» aw „Slnzeiger" i«. Berlag und rNotation-maschinen-Drna von Alexander Wiede tu Shemuitz, ryeaterstrah» Nr. 8. «„zeige,,preis: gespalten» CorpnSzeile (ca.9 Silbanfafsend) oder deren Nam» LO PfP (Prei»> Verzeichnisse st Zeile 2SPfg.) — Bevorzugte Stelle (6 gespalten« Petit-Zeile circa 11 Silben fassend) 40 Pfg. — Anzeige» können nur bis Bormittag 10 Uh» angenommen werden, da Druck und Verbreitung der großen Auflage längere Zeit erfordern. Geschäftliche Anzeiger-Inserat« finden für billigsten Preis, zugleich Verbreitung durch di« täglich erscheinende Chemnitz«« Eiseilbahll-ZcWlttg. G -Vorgänge in Südafrika. Johannesburg, Mai 189S. II. Die Regelung der Knltfrage in Transvaal. Mit den, 1. Juli d. I. haben die in Transvaal lebenden KuliS die Städte zu verlassen und ihren Wohnsitz in gesonderten, ihnen angewiesenen sog. Lokationen zu nehmen. Wen» irgend etwas, so ist ein Studium der Voralten dieser Maßregel geeignet, die perfide und heimtückische Politik Englands gegenüber Transvaal zu beleuchten. Die Sache reicht zurück bis in das Jahr 1885. Damals zuerst begannen indische und chinesische Kulis in größerer Anzahl ins Land einzuwandern und Vas ab schreckende Vorbild Natals neben den sofort gemachten Erfahrungen veraitlaßte» Bürger nnd Ausländers bei der Negierung vorstellig zu werde», um diesen unlwbsamc» Zuzug zu beschränken. Wo der Kuli sich fests tzt, drückt er Preise nnd Löhne auf ein Niveau herunter, das seinem weiße» Konkurrenten das Leben uner- träglich macht. Z'.sammengepfncht in ckelhast sch.nutzigen Wohnungen, ohne irgend w.lche höhere, geistige Bedürfnisse, zufrieden mit etwas Reis nnd Früchten als Nahrung, »nacht der Kuli selbst bei ver schwindenden Verdienst »och Ersparnisse; ansteckende Kra kheiten und schmutzige Gewohnheiten verbreitet er i» dem Land, das ihn gastlich ausuimmt und das er — w.nn er genügende Ersparnisse gemacht hat — wieder verläßt, ohne im Krieg oder Frieden den geringsten Dienst geleistet zu haben. Furchtbar werde» diese Kulis insbesondere auch dadurch, daß den ersten Ansiedlern, so bald es ihnen gut geht, Schaarcn anderer folgen, die sich wie Henschreckenschwärme im Lande niederlasse» und de» Wohlstand der weißen Bevölkerung vernichten. Sv ist es gekommen, daß man überall, wo sie erschienen, Aus nahmebestimmungen gegen die Kulis erließ: In Amerika, i» Australien, selbst in den Kolonie» England). Natürlich blieb auch ker trausvaalschen Negierung nichts übrig, als Maßregeln gegen die Kuliplage zu erlassen. Nun bestimmt aber Art. 14 der Londoner Konvention, > daß alle Personen, ausgenommen Eingcbvrne, vollständige Handels freiheit und Freizügigkeit der Süd-Afrikanischen Republik genießen sollten. > Obgleich cS nun für alle mit der Auedrucksweise der Böre» Vertrante-».) leinen, Zweifel »»„erliege» konnte, daß unter Eingeborne nicht nur afrikanische Neger, sondern alle farbigen Menschen veo standen waren, so fragte man doch beider «»glischen Negierung vor sichtshalber an, ob dieselbe zu einer Aeuderuug des Art. 14 bereit sei, wodurch die Kulis ausdrücklich von den dort vorgesehenen Rechten ansgcschlvsscn würde». Die englische Negierung erklärte sich nicht nur z» dieser Ab änderung bereit, sondern versichert i» ihrem Antwortschreiben, daß eine solche Abänderung gar nicht »öthig sei, da „die Negierung Ihrer Majestät die Konvention gar nicht so anffaßt, daß ihr« Aus drucksweise einer Gesetzgebung in der gewünschten Richtung ent- gegcnstehc. Daraushi» und im Vertrauen ans diese Zusicherung wurde dann von der Regierung ein Gesetz gegen die Freizügigkeit der Kulis dem Volksraad vvrgelegt und von diesem angenommen. Und nun zeigte sich die englische Perfidie in ihrem grellsten Licht. Kaum begann die Regierung mit de» Vorbereitungen zur Ausführung des von der gcsamutea weißen Bevölkerung freudig begrüßten Ge- Eirr Traucrtag für die Kaiserin Engenie. Ter gestrige Freitag ist für Engenie, die einstige Kaiserin der Franzose», die gegenwärtig sehr leidend ist, höchst bedcnlungsroll. Es sind gestern nämlich gerade 20 Jahre verflossen, daß ihr Sohn, der Prinz Napoleon von den Zulus ermordet wnrde. Man halte sich zu Ende der 70er Jahre bereits daran gewöhnt, in „Lulu" den zukünftigen Kaiser der Franzosen zu erblicken. Das Schicksal aber wollte es nicht, daß dcr Sohn Rapoleon'S 11>. de» Thron von Frank reich bestieg. Es war ohne Zweifel ein äußerst gewagter Schritt für einen Thronpräteiidciiten, sich ans de» südafrikanischen Kriegsschauplatz zu begeben. Aber „Lulu" und mehr »och seine Mutter, Beide mochte» glaube», daß eine aktive Theilnahme der Napoleoniden an den eng, lischc» Kämpfen dort unten nicht nur eine romantische Aureole um das Haupt des Prinzen schlingen, sondern ihm auch im gegebenen Augenblick den Beistand Englands sichern würde. Kapitän Carch, der Augenzeuge von Luln's Tode, berichtete darüber das Folgende: „Am Morgen des I. Juni ritte» dcr Prinz, ich und eine Eskorte von 6 Kavalleristen vom Hauptquartier Cyalmsfords ungefähr acht Meilen vorwärts, »in die Situation des nächsten Lagers z» fixiren. An der geeignete» Stelle angckommen, wurde abgcsaltell, nahe dem Edutu-Kraa', welcher vollständig menschenleer zu sei» schien. Nach dem wir ungefähr eine Stunde dort geblieben waren, gab Napoleon den Beschl zum Anssitzen. Im selbe» Augenblicke rief ich: „Zwischen dem hohe» Grase siche ich Znlusl" — Der Prinz ries: „Ich sehe sie auch!" — Glcichzcitig ertönte eine starke Salve von Seiten der im Grase versteckte» Zulus, welche sofort mit ihren Assagais vor wärts stürmten. Wir Alle sprangen auf unsere Pferde »nd gallopirten davon, einer Schlucht zu, die »»gesähr 200 AardS entfernt war. Als wir später de» Weg zurückritten, kam „ns Napoleon s Pferd im Galopp entgegen. Am Morgen des 2. Juni ritt der General- Mnrjchall mit 0 Schwadronen Kavallerie nach dem Orte des Ueber- foUes. Um 9 Uhr fanden sie die Leiche — ganz entkleidet — nur »ine Keile und ei» Medaillon mit einer Haarlocke vom Haupte Napoleons 111. „nd einem Madonnenbilde hatte man ihm gelaste». Nahe bei der Leiche lag ein Spor» und ein Strumpf. Der Prinz chatte 18 Wunden. Ein Stich ging durch'- linke Auge — trotzdem setzes, so erklärte England, daß die erlassenen Bestimmungen gegen die Konvention verstoßen. Auf die Entgegnung unserer Regierung, daß man doch aus drücklich dahin übereingekommen sei, die Kulis vo» den durch Art. 14 gewährleisteten Rechten auszuschließen hatte Lord Glanville die bezeichnende Antwort, daß der entsprechende Brief seines Vorgängers anders gemeint gewesen sei. Sollte es nicht zu einem ernstlichen Konflikt komme», jso blieb nichts übrig, als einzulenken. Unsere Regierung ändert« das Gesetz in einigen Punkten ab nnd legte den neuen Entwurf der englischen Regierung vor, welche numnehr feierlich erklärte: „daß Ihrer Majestät Gouvernement weiter keinen Grund habe, gegen die Gesetzgebung der Süd-Afrikanischen Republik mit Bezug auf die asiatische» Kausleute u. s. w. Bedenken zu äußer». Mil Recht sollte jeder Mann, der irgend welchen Sinn für Zuverlässigkeit und Vertragstreue im Staatenleben hat, amichme», daß die Sache damit erledigt war und unserer Regierung »un nichts mehr i», Wege stand, den Wünschen der Bevölkerung nach- ziikominen. Aber die hohe englische Negierung hat ihre eigene Be griffe vo» Vertragstreue. Sobald unsere Negierung auch nur die ersten Vorbereitungen zur Ausführung des Gesetzes machte, sobald die Kulis ihr gewohntes Jammergeichrei wegen Geschästsschädigüng auszustoßen begannen, ginge» auch die englischen Chicanen von Neuem an. In jedem einzelnen Fall wurde Aufschub verlangt; es wnrde gefordert, daß man durch Ausführung des Gesetzes de» Kulis keinen Bermögens- schadcn znsügen solle (!) und in 'drohendem Tone hinzugcfiigt, daß dieselben brilische Unterlhanen seien; schließlich kam ein findiger Advokatenkopf in der englischen Negierung sogar auf den Gedanken, daß die Bestimmungen des neuen Gesetzes Transvaal zwar das Recht gäben, den Kulis das „Wohnen" in den Städte» zu untersagen, nicht aber, ihnen das Halten von Geschäftsräume» und den Handel zu verbieten. Eine superbe Idee! Während es gerade daraus anlvmmt, zu verhindern, daß der Kuli mit den Früchten, dem Gemüse rc., womit er hausirt, seine ekelhasten Kran.heite» von Haus zu Hans schleppt wähcend man gerade den weißen Manu vor seiner schmutzigen Kon kurrenz schützen will, erklärt Oldengland diesen gefährlichen Hansir Handel als sei» unveräußerliches Menschenrecht. Und dann, welch herrliche Gelegenheit zu endlosen Chikaue», wenn die Kulis eine Wird England es nun anerkennen? Jedenfalls geben schon die bisherigen Verhandlungen sehr lehrreichen Stoff zum Nachdenken für alle Diejenigen ab, die mit England »Konventionen" und Ver träge abschließen. Fritz v. Straate». Politische Rundschau. Chemnitz, 3. Juni 199S. Deutsches Reich. .rend der Kaiserin.anöver wird dcr Kaiser sein Hauptquartier in Straßbnrg nehmen. An diesen Manövern nehme» drei Armeekorps Theil, das 13. (württcmbergischc), 14. (badische) und 15. (clsässische), auch sollen ihnen eine größere Anzahl fremder Offiziere beiwohne». Der Kaiser wird im Kaiserpalaste wohnen, während für das Gefolge und die fremden Offiziere im „Hotel zur Stadt Paris" Wohnungen bestellt worden sind. Der Aufenthalt wird voraussichtlich 14 Tage dauern und wohl am 4. September seinen Anfang nehmen. — Der „Neichsanz." veröffentlicht die Abberufung de- Baron» v. Heyking behufs aiiderweiler dienstlicher Verwendung. — Die ultramontnne „Köln. Volksztg." erfährt zuverlässig au» Berlin, die Negierung bestehe auf dcr erste» Lesung de» Schutz gesetzes für die Arbeitswilligen »och vor der Vertagung " des Reichstages. Das.Blatt sagt, di« Antwort des Reichstages auf diefes Gesetz könne nur Ablehnung sein, das Zentrum werde in seiner Haltung sich auch durch die Rede» nicht weich machen lassen, welche die Annahme des Gesetzes mit der Begründung verlangen, daß es einem persönlichen Wunsche des Kaisers entspreche. — Der Deutsche Juristentag wird in diesem Jahre auS- sallcn. Dagegen wurde von dcr ständigen Deputation beschlosten, eine» solchen, »nd zwar den 25. Deutschen Jnristentag, Mitte September 1900 abznhalten, wofür Bamberg in Aussicht genommen ist. Aus der Tagesordnung nennt die „Deutsche Junstenzlg." unter Anderem die Frage über den ambulanten Gerichtsstand der Presse. — Ein nener LandeSverrathsprozeß wird infolge der Berhastnug eines srüheren Artillerieoffiziers angekündigt. Der Ver haftete, dessen Name geheim gehalten werde» soll mit Rücksicht daraus/ daß noch aus eine» Komplize» gcsahndet wird, stand schon seit längerem Zeit im Verdachte des Verra hes militärischer Geheimnisse. Ein ge wandter deillsiher Kriminalbeamter machte sich in Lüttich »»auffällig mit »hm bekannt und gelangte ans diese Art zu ziemlich sichere» Svinnierwvhniiiig in der Lokation und ein „GeschästSlokal" in der! d->veisin seiner Schuld. Der Geheimpolizist uiachle seinen „Freund Stadt haben würden. Unter de»» letzteren hätte inan sich dann eine/"'" betrnnken,' er Oid ihn dann zu ciuein SlusfknIe schmutzige Hütte zu denken, voll von Früchten und anderen Handels-aber mit dem Betrunkenen dcm in «ingekeHrter artikcln Selbstverständlich würde..'die Kulis diese Schätze ».icht R-ch/m.g fahre,.den Zug. Das Erstaune,, „nd Erschrecke,, LesO/ftz,ers. über Nacht all.in lassen, sondern trotz der „Sommcrivohiiinig" zu /sich z»^tzt "ls Zeichner >n einer technischen Fabrik zu Amsterdam 40—50 -wischen den Früchte» Hausen. Bei jedem Einschreiten der Polizei ließe sich dann über „Verletzung der Kviivcntioii", „S.lädigniig briiisch>r Unlcrthancn" ein Schnftwcchselchei» anfangcn. Unsere Negierung blieb diesen dreisten Insinuationen gegenüber fest i»id endlich kam man dahin überein, die Entscheidung einem Schiedsgericht zu überlassen. Als Schiedsrichter wurde der Obcr- richter des Freistaates eingesetzt. Dcr Schiedsspruch fiel zu Gunsten unserer Negierung aus. Die weiße Bevölkerung hier iin Lande soll das Recht haben, sich gegen die Eins hleppung der Pest, gegen die Vernichtnug ihres Wohlstandes zu schützen. Nach fast 15jährigen. endlosen Verhandlungen, hat unsere Regierung dieses Siecht für »ns erstritten. . waren seine Gcsichtszüge ruhig > »d nueulstcllt. Zwei Mann von der Eskorte lagen neben ihm todt. Der Prinz wurde i» eine Decke gehüllt, auf eine Tragbahre ans Lanzen gelegt »nd in's Lager ge bracht. Seltsamer Weise Halle dcr Diener des Prinzen in einer Vorahnung Utensilien zur Einbalsamirnng mitgenommen." Svweit der Augenzeuge, dessen Bericht nur dahin zu ergänzen bleibt, daß der Tod des Prin cn nicht schon am 1. Juni, sondern wie cs bereits in einer Sitzung des englische» Unterhauses an» 20. Juni 1879 festgestcllt wurde, erst am 2. Juni erfolgte. — Als die Nachricht in Chislehurst cintraf, verloren die Beamten nnd Diener dcr Kaiserin den Kopf. Schon waren Vcileidstclcgramine von der Königin Viktoria, dem Prinzen und der Prinzessin von Wales angelangt, aber inan wagte nicht, sie der Kaiserin auszuliesern. Um ',29 Uhr endlich fragte die Kaiserin nach den Postsache», die ihr sonst um diese Stunde schon übcrbracht zu werden pflegten. Man antwortete, daß Nichts für sie da wäre. Von 30 Minute» zu 30 Minuten wiederholten sich Frage und Antwort — endlich merkte die Kaiserin» daß etwas Entsetzliches geschehen sein müsse. Sie fragte nicht mehr, aber sie wnrde tedienblaß. Uni 11 Uhr 57 Minuten traf Lord Siduey von London ein, der spezielle Frcnnd der Kaiserin, den Königin Viktoria rücksichtsvoll zu Engenie gesandt halte. Als die Kaiserin den Wagen heranrollen hört und den Lord missleite» sieht, setzt sie sich über alle Etikette hinweg, stürzt in die Vorhalle hinaus und mit dem einzigen Schrei „Louis I" dem Freunde entgegen. Lord Sidney konnte vor Ergriffenheit zunächst nicht sprechen, zwei große Thränen rollten ihm über das Gesicht. »Ist er wenigstens »och am Leben?" fragte die Kaiserin auf's tiefste erregt. Als dcr Lord von einer schwere» Erkrankung des Prinzen spricht, will die Kaiserin auf der Stelle nach dem Kap reise», um dort ihren Lohn, ihren letzten Besitz» selbst z» pflegen. „Ich fürchte, Majestät werden zu spät kommen," sagt jetzt endlich Lord Sidney — und nun bricht die »„»glückliche Mutter wortlos zusammen. Nach einigen Stunden aus dcr Ohnmacht erwachend, ließ die Kaiserin sich alle Einzelheiten erzählen, betete noch mit ihrem Beichtvater, dem Abbö Gobdard, und verfiel dann in vollständige Apathie, in der sie jede Nahrung zurückwies. Zwanzig Jahre hat sie seitdem ihr tragisches Loos weiter getragen — wer weiß, wann diese Fra», die viel gefehlt, aber auch unsäglich schwer gelitten hat, die gewiß heiß von ihr ersehnte Erlösung finden wird! in Stellung befand, »vor groß, als er in HerbeSlhal (der preußische» Grenzstation) von einem Gendarmen nnd einem telegraphisch aus Aachen herbeigcrnfenen Schutzmann in Zivil in Empfang genommen wnrde, und der „Freund" sich in seiner wahren Eigenschaft vorstcllte. Der Verhaftete wurde unter scharfer Bewachnng sofort »a h Berlin »nd von dort nach Leipzig gebracht. Im dortige» Untcrsuchungs- gefängniß figurirt er unter einem Pseudonym. Die Behörden an der Grenze sind mit dem Signalement dcs zweiten Verdächtigen versehen. A»»sland. Oesterreich Ungar«. Im uiedervsterreichischen Land tage kan» es gestern zu einem großen Tumult. Der Liberale Ofner warf der Mehrheit vor, daß sie konfe sionelle Hetze treibe. Darob I» diesen zwanzig Jahren ist übrigens »ie mchr von einer Thatsache die Ncde gewesen, welche im Sommer 1879 eine geaaste Aufregung in der Welt verursachte. Immerhin dürfte es auch heule noch viele» Lesern intrcssa»! sein, zn höre», daß damals in London allen Ernstes von einem Leibescrben dcs gefallenen Prinzen ge sprochen wurde, und zwar auf Grund folgender Vorgänge: Vier- nndzwanzig Stunden n ah dcr soeben gcschil erteil ergreifende» Szene erschien in Csislchnrft eine junge, schlanke Blondine mit sehr feinem, blassem Teint und in ein damit stark kvntrastircndcs Schwarz gehüllt nnd begehrte Zutritt zur Kaiserin. Dcr Concierge wies die Dame kurz ab. Am nächsten Tage kam dieselbe wieder nnd meldete sich diesmal bei dem Abba Gvddard. Die Unterredung, welche im Zimmer des Abbe stattfand, dauerte etwa zwei Stunden — über ihren Inhalt wurde nichts lekannt — aber die Dame konnte später wed r zu Gvddard noch zu de», Leibarzt der Kaiserin noch zn dieser selbst Zutritt finden. Ein englischer Reporter erfuhr von diesen Thatsache» nnd stellte Nachforschungen a». Die Spuren wiesen ans eine junge Dame, die etwa zwei Monate zuvor sich bei einem Geistlichen in der Nähe von Bath ein» quartiert halte in Gesellschaft ihres Mannes, eines jungen Artillerie offiziers, einer Dienerin und ihres erst wenige Wochen alten Kindes. Der Artillerie-Offizier ging eines Tages, nachdem er dem Geistlichen Weib und Kind herzlich empfohlen, zum englischen Expedition» Korp» nach Südafrika ab. Nach dem Tode des Prinzen Lnlu verließ die junge Dame Bath. Unter ihren zurückgebliebenen Sachen fanden sich verschlossene Briefe vor. deren einer an die Adresse einer adlige» Familie nach Stendal in der Altmark befördert werden sollte. Ter Geistliche, welcher die junge Dame beherbergt Halle, erklärte später, in Bildern des gefallenen Prinzen den Artillerie-Osfizier »vieder zu erkennen, der bei ihm gewohnt und ihm Weib »nd Kind besohlen hatte. Diese Geschichtchen bildete», wie gesagt, in» Sommer 1879 da» Stadtgespräch in London. Ob es sich hier wirklich um einen mög lichen Falls illegitimen Sohn des Prinzen handelte oder nur »un die fixe Idee einer Gemüthskranken, das läßt sich heute nicht mehr sesistelle». Aber selbst »venu, was gerade nicht unmöglich, ein illegitimer Erbe des Prinzen vorhanden gewesen wäre, eine politisch« Bedeutung hätte er nicht erlangen können. Mit dem Prinzen Napoleon war die direkte Erbfolge der Napoleon- erloschen.
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