PreiS: Vierteljahr rigePränumeraeion s Ngr. ins Ha»S. « Ngr. bei Abho, l»»g j» derExped. Wochenblatt für Ischopau und Umgegend. Jeden Sonnabend eine Nummer. Einzelne Numr Hier» i Ngr. 19. Sonnabends, den 11. Mai 1850. (A. d. Bl. f. 8l. d. V.) Die Maiuntersuchungen sind in vielen Orlen des Landes noch nicht been digt. Es liegt dies theils am Material selbst, theils daran, daß viele mit der Wahrheit da zu rückhielten, wo durch Zeugen oder Thatsachen leicht gegen sie zu erweisen war, auf welche Art mehr zur Sprache kam, als dem Angeschuldigten, wohl auch dem Richter selbst lieb sein konnte. Ein anderer Grund ist, daß Einer an den Andern sich hielt und durch Anschuldigungen die eigne Schuld zu beschönigen versuchte. Dies tritt jetzt recht deutlich hervor, wo die Akten selbst bekannt werden. Welchen Anfeindungen und Verfolgungen die jenigen verfallen sind, welche in eine Untersuchung gar nicht gekommen, oder in solcher eine völlige oder theilweise Freisprechung erlangt haben, ist eine beklagenöwerthe — aber leider nur bekannte Erfahrung. Woher kommt dies? beßre ich meine Lage, wenn ein Anderer mitleiden muß? werde ich satt, wenn ein Anderer mit mir hungert? Es kommt daher, daß die Einen ihr eignes Verschulden ynt zu nachsichtigem und parteiischem, das Verschulden Anderer aber mit desto strenger'm und befange ner'»« Auge betrachten und was als wirkliches Vergehen gilt, nicht kennen oder nicht kennen wollen. Und das Ende vom Liede ist: jeder will schuldlos sein. Der König, sagen welche, weil er die sogen. Reichsverfassung nicht anerkannte, weil er seine Residenz verließ. — Nun, kennen sie jene Ver fassung? können sie beurtheilen, ob die sofortige Einführung von Tegen gewesen wäre? oder wis sen sie nicht, daß der König damals in persönli cher Gefahr schwebte? Weiter heißls: die Regierung war schuld durch Verleihung einer entwöhnten und lange vorenthaltenen Freiheit — wer drang darauf? 8"Heit, freie Gesetze waren an sich nicht gefährlich, wohl aber der Mißbrauch, den viele damit trieben und den Biele mit sich treiben ließen. Weiter nun die einzelnen Unterbehörden rc. — Nun auch hier sind wir bereit, eine Lanze zu brechen. Welches war das Ansehen derselben? Man war ja bemüht, alle Achtung vor ihnen zu schmälern und darinnen Ruhm zu suchen: verleumdend und feindlich aufzutreten, Erlasse, aufs Gesetz gegründet, für volksfeindlich, reaktio när, wohlmeinende Mahnungen für Verrath zu erklären. Und wie war'ö in den Tagen des Mai? welcher war der Lohn gut gemeinter Abmahnun gen? — Wir wollen nickt auf die traurigen Details emgehen. Jedem, der eines gerechten Unheils fähig ist, werden sie in Erinnerung sein! Aber trotzdem hört man jetzt noch eine Mißbilligung der Maßregeln gerade von Denen, welche durch ihr Auftreten durch stürmisches Verlangen jene Maßregeln eben erst'hervorriefen!— Wer arägt nun die Schuld, wenn Jeder schuldlos sein will? — Jeder möge sich selbst fragen! Wie Mancher würde dann erkennen, daß er durch Verbreitung irriger Ansichten, durch Unterstützung und Nah rung einer Mißstimmung ein Scherflein zum Un glücke Vieler beigetragen hat. Wir gehören zu Denen, welche sehnlickst wün schen, daß über das Geschehene der Schleier der Vergessenheit falle, sind aber auch der, wie uns bedünkt, ächten Demokratie zugethan, welche nicht nur für sich, sondern auch für Andere Freiheit will und diese nur in gesetzlichen Zuständen und wahrer Nächstenliebe zu finden glaubt. Hierzu gehört aber, daß sick jeder zunächst erst selbst freimache, frei von Vorurtbeilen, von blindem Glauben und einseitiger Auffassung der Zustände.