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Wochenblatt für Zschopau und Umgegend : 20.02.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-02-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512512809-188302204
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512512809-18830220
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512512809-18830220
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- ZeitungWochenblatt für Zschopau und Umgegend
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HO seine Kleider Feuer gefangen und eine Rettung ist ihm in der stockfinstern Nacht, bei dem heftigen Sturme und der Külte nicht möglich gewesen, jedenfalls unter gräßlichen Schmerzen — denn der Körper war an vielen Stellen wie gebraten — hat er dann den Geist aufgegebcn. — In den ersten Morgenstunden deS letzten Freitag ist vonDresden ein 19jährigerGärtner gehilfe, nachdem er zuvor seinem Vater aus dem verschlossenen Schreibsekretär SOO M. bares Geld gestohlen hat, unter Mitnahme seiner Geliebten, einer 18 jährigen Fabrikarbeiterin, flüchtig gewor den. Das saubere Pärchen gedenkt nach dem Lande der Freiheit, nach Amerika, zu entkommen — wenn die Polizei nichts dagegen einzuwenden hat, denn der bestohlene Vater läßt auf seinen ungeratenen Sohn fahnden. Markneukirchen, 16. Februar. Ein gestern abend zwischen Wcrnitzgrün und Schönbach vor- gekommcner Raubanfall hat die Gemüter der Be wohner der ganzen Umgebung aufs tiefste erregt. Der Instrumentenmacher Franz Bleyerschmidt aus Schönbach, welcher Jnstrumentcnteile hier abge liefert halte, traf in einer Restauration in Wernitz grün drei Männer, in deren Gesellschaft er den Heimweg antrat. Als sie etwa V« Stunde ge gangen waren, hörte Bleyerschmidt, daß seine Be gleiter cinen Angriff auf denKartonnagenfabrikant Müller aus Landwüst planten. Er wollte darum die gefährlichen Menschen verlassen, wurde aber von diesen angegriffen und mit Messerstichen und Schlägen so zugerichtet, daß er heute gestorben ist. Wie blutgierig sich die Strolche gezeigt haben, geht daraus hervor, daß sie ihrem Opfer ein Ohr- abgerissen und ihm die Waden kreuz und quer durchschnitten haben. Uhr und Geld nahmen sie an sich und ließen den Verwundeten liegen. Der genannte Fabrikant Müller fuhr kurz darauf vorüber, bemerkte aber den Unglücklichen nicht; doch holte er die drei Strolche ein, von denen einer einen Schuß auf ihn abfeuerte, aber fehlte. Einer der Thäter war von einem österreichischen Gendarm schon verhaftet worden, aber in Schön bach entfloh er wieder. An dem Thatorte wurde ein Hut, welcher die Firma eines HutmacherS in Königsberg in Böhmen trägt, aufgefunden; es ist also anzunchmcn, daß die Räuber aus Böhmen waren. — In Döbeln vermißte man am Montag eine Frau mit ihrem Kinde; crsterc hat man am folgenden Tage im Walde erhängt aufgefunden, während über den Verbleib des Kindes noch nichts ermittelt werden konnte. — Ein empörender Kirchendiebstahl ist wie derum in der Umgebung Dresdens verübt wor den und zwar in der neurestanriertcn Kirche zu Brießnitz. In vorvcrgangener Nacht sindDicbe durch ein Fenster in dieselbe eingestiegen und haben verschiedene Thüren erbrochen. Geld ist ihnen nicht in die Hände gekommen, doch haben sie 2 silberne Altarleuchter mitgenommen. Eine Spur der Verbrecher fehlt bisjetzt. Man ver mutet, daß die Verüber der mehrfach in letzter Zeit in der Umgegend vorgekommenen Kirchen- dicbstähle stets dieselben Verbrecher gewesen sind. Tagesgeschichte. Berlin, 16. Februar. Der frühere Staats minister und Minister für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten, Mitglied deS Herrenhauses, Graf Heinrich von Jtzenplitz, ist gestern auf seiner Besitzung Cunersdors nach dreimonatlichen schweren Leide» im 81. Lebensjahre gestorben. — Der Prinz Friedrich Leopold (Sohn des Prinzen Friedrich Karl) erlernt gegenwärtig nach der im Hohenzollcrnhause herrschenden Sitte, daß jedes männliche Mitglied desselben sich auch auf ein Handwerk versteht, die Schlosserei und ist zu diesem Zweck eine Art Schlosscrwerkstatt in einen, Zimmer des Prinzen eingerichtet worden. — Die Matrikularbeiträge der Bundesstaaten des Reichs belaufen sich nach der Gestaltung des Etats in zweiter Lesung auf 91730000 Mark, (12000000 weniger als im Vorjahr). Aus Preußen kommen 44249000 M. (8 Millionen weniger als im Vorjahr), Bayer» 19 747000, Sachsen 4914 000, Württemberg 7316000, Ba den 4801000, Reichslandc 3147 000 M. re. — Die Lage wird, nach Angabe der „Nat.- Ztg.", in parlamentarischen Kreisen in, Augen blick für konfliktfrei gehalten; die Aussichten so wohl für das Pensionsgesetz im Reichstage, die Kommunalsteucr der Offiziere einbegriffen, als auch für das Stcuerprogramm der Kommission des Abgeordnetenhauses werden günstig beurteilt. — Der Reichstag hat sich vertagt, um erst am 3. April seine Arbeiten wieder aufzunehmen. Es stehen ihm alsdann bis zu Pfingsten etwa fünf Wochen zu Gebote und diese Zeit wird voll auf in Anspruch genommen werden, um die dring lichsten Geschäfte der Session zu erledigen. Da hin sind zu rechnen: das Krankenkassengesetz, dessen überaus gründliche KommissionSbcratung, die über all eine Verständigung angebahnt hat, Hoffnung auf eine leichte und glatte Erledigung im Plenum erweckt, während daS Unfallvcrsicherungsgesetz vor läufig Wohl kaum ernstlich in Angriff genommen werden wird, sodann die Novelle zur Gewerbe ordnung, die zu heftigen Kämpfen führen wird, die Holzzollvorlage, von der dasselbe zu sagen ist, die Novelle zum Rübcnzuckersteuergesetz, end lich die PcnsionSgesetze, die neuerdings eine so kritische Wendung angenommen haben. — Der Vorstand des Berliner WagnervcreinS beabsichtigt eine Sammlung für daS Wagner denkmal in ganz Deutschland zu veranstalten. Das Denkmal soll entweder für Leipzig, als dem Ge burtsort des Verstorbenen, oder für Nürnberg, als derjenigen Stadt Deutschlands, welche Wagner poetisch durch seine Musik verherrlicht hat, gestiftet werden. — Im elsaß-lothringischen Landes-Ausschüsse hat sich in den letzten Tagen eine ergötzliche De batte abgespielt. Der klerikal und protest- lerische Abgeordnete Winterer griff die reichslän dische Schul-Vcrwaltung heftig an, weil in den Töchterschulen ein unmoralisches Gedicht von den Schülerinnen gelernt worden, nämlich Schillers „Glocke". Der Staatssekretär Hofmann mußte die Moralität des Schillerschen Gedichts in einer langen Rede verteidigen. — Die Verkaufsstellen der Straßburger kaiserl. Tabak-Manufaktur sollen, soweit solche noch außer halb deS Elsaß bestehen, am 1. April d. I., wie man in Straßburg annimmt, geschlossen werden und es wird dann Wohl der Verkauf der Fabri kate der Straßburger Tabak-Manufaktur in Alt- Deutschland überhaupt ganz aufhören. München, 17. Februar. Wagners Leiche traf heute nachmittag 2 Uhr SO Minuten auf dem Bahnhofe ein. Dieselbe wurde von dem Flügcladjutanten deS Königs, Baron Lebret, em pfangen, der einen riesigen Lorbeerkanz überreichte. Die Münchener Maler mit brennenden Flam- beaux, Deputationen sämtlicher Münchener Gesang vereine mit umflorten Fahnen und der Wagner verein, alle Lorbecrkränze tragend, bildeten Spalier. Der Zug fuhr unter den Klängen von Beethovens Trauermarsch ein. Auf Birten der leidenden Witwe Wagners unterblieb jeder Gesang und jede Feierlichkeit. Die Kinder Wagners stiegen aus und nahmen ein im Königssalon offeriertes Diner ein. Die Witwe Wagners blieb, unsichtbar für jeden, im Wagen. Um den Leichenwagen, der mit den gebrachten Kränzen ganz'übcrdeckt wurde, hielten alle Deputationen bis zum Abgang nach Bayreuth mit dem Abendkurierzug Wacht. Die Leiche ging 4V« Uhr nach Bayreuth ab; die renommiertesten Maler bildeten mit brennenden Flambeaux Spa lier. Als der Zug sich in Bewegung setzte, intonierte die Hoskapelle Siegfrieds Totenmarsch. Im Zuge befand sich der Gcneraladjutant Graf Pappcnhcim als Vertreter des Königs bei dem Begräbnis. Bayreuth, 16. Februar. Die Leiche Richard Wagners geht morgen (Sonnabend) von Venedig ab und trifft am Sonntag Abend in Bayreuth ein; am Montag soll die Ueberführung der Leiche vom Bahnhofe nach der Villa „Wahnfried" in solenner Weise stattfinden. Der Magistrat hat beschlossen, die Leichenfeier auf Kosten der Stadt zu begehen. — 18. Februar. Bei der Ankunft deS Zu ges niit der Leiche Richard Wagners be fanden sich auf dem Bahnhofe zum Empfange anwesend: der Bürgermeister Muncker, die Mit glieder des hiesigen Wagner-Komitees, die Bcr- waltungsräte Feustel von hier, Heckcl aus Mann heim, Schön aus Worms und viele musikalische und journalistische Celebritäten. Die Ehrenwache bei dem Leichenwagen wurde aus 27 Mann der hiesigen Bürgerfeuerwehr gebildet. Mit dem Zuge langte als Vertreter des Königs der Gencral- ndjutant Graf Pappenheim hier an; ferner sind hier cingetroffen die Hoskapellmeister Levy aus München und Hans Richter aus Wien, Professor Jul. Hey aus München, die Musikdirektoren HanSky aus Prag, PorgeS auS München, Klinge mann aus Hannover, Hansleben aus Rotterdam, S. HannS aus Brüssel, Kliebert aus Würzburg u. a. Frau Cosima Wagner befand sich bei der Ankunft in einem so leidenden Zustande, daß sie von dem Bankier Groß und dessen Gemahlin aus dem Wagen gehoben und zu ihrer Equipage mehr getragen als geleitet werden mußte. Paris, 16. Februar. Die Lage inFrankreich ist jetzt verwickelter, als dort je eine gesehen wurde, und der Ausgang der Krisis ist noch gar nicht zu berechnen. Grbvy bietet alles auf, um so schnell als möglich aus dem Wirrwarr herauszu kommen. Er ließ deshalb auch im Amtsblatt, gegen den Beschluß, der im Ministerrat gefaßt worden war, die Entlastung der Minister ankün digen und empfing darauf Freycinet, die Kammer präsidenten Leroyer und Brisson, den Ad miral Fourichon und andere politische Persönlich keiten, um mit ihnen über die Lage zu beraten. Zu einem Beschluß ist es jedoch nicht gekommen. Präsident Grövy fürchtet, daß die Reaktion für den Augenblick keineswegs darauf abzielt, die Re publik umzustürzen, sondern ihre Umtriebe einfach nur den Zweck haben, ihn selbst durchüen Herzog von Aumalc zu ersetzen. Einem solchen Plane sind viele republikanische Deputierte und fast das ganze linke Centrum des Senates gewonnen. — In der heutigen Sitzung des Senats brachte der Justizministcr Deves den gestern von der Deputier tenkammer genehmigten Barbeyschcn Gesetzentwurf, ein. Der Senat beschloß die Dringlichkeit und über wies den Gesetzentwurf der Kommission, welche sofort zur Beratung zusammentrat. Die Sitzung deS Senats wurde suspendiert. Nach Wiederaufnahme der Sitzung erstattete Allou namens der Kommission alsbald Bericht. In dem Bericht wird konstatiert, baß der neue, von der Kammer genehmigte Ge setzentwurf eine Art Zugeständnis an die Gefühle des Senats und eine Abschwächung der heftigen Aeußerungen sei, welche der Senat vergessen wolle. DaS Zugeständnis sei indes ein mehr scheinbares als wirkliches; denn der neue Gesetz entwurf reproduziere die alte Vorlage der Kam mer und heiße das willkürliche Ermessen der Re gierung gut. Die Kommission beantrage daher die einfache Ablehnung desselben. Die Beratung wurde auf morgen vertagt. — 17. Februar. Im Senat trat Challemel für den Antrag Barbcy rin und forderte den Senat auf, ihm zu folgen, die Ablehnung zu be denken und den Konflikt mit der Kammer zu vermeiden. Allou meinte dagegen, die Annahme des Antrags würde eine Aera der Konflikte und der Krisen eröffnen. Leon Say und Waddington erklärten, sie lehnten de» Antrag ab, weil sie nicht wollten, daß man der Republik die Maß regeln der Willkür des Kaiserreichs vorwerfen könne. Tic Generaldiskussion wurde hierauf ge schlossen. Der Senat beschloß mit 140 gegen 139 Stimmen, in die Spezialdiskussion einzutrcten. (Lebhafte Bewegung.) Nachdem Devös sich leb haft gegen Leon Say gewendet und für den An trag gesprochen hatte, wurde Artikel 1 mit 142 gegen 137 Stimmen abgelehnt, ebenso wurde Ar tikel 2 abgelehnt. Nach Ablehnung der beiden Artikel wollte der Präsident nach der Geschäfts ordnung über den ganzen Antrag abstimmen lassen. Die Abstimmung unterblieb jedoch nach kurzer Debatte darüber; alsdann wurde die Sitzung aufgehoben. Prinz Napoleon hat abermals eine Art Mani fest erlassen, das von den „Times" publiziert wird. Der Prinz proklamiert darin seine Ver söhnung mit der Exkaiserin Eugenic, welche ihn jetzt als das Haupt der Napolconidcn anerkennt. Obgleich sein Besuch bei der Exkaiserin nur pri vater Natur gewesen sei und dieselbe während ihres Aufenthaltes in England der Politik ent sagt hat, so wünscht die Exkaiserin doch dem Prin zen Napoleon Erfolg. Hierauf folgen die be kannte» Phrasen bezüglich des Plebiszits, der Rechte der Napolconiden und der Einheit der Partei. Sollten die Napoleons verbannt werden, so tritt Prinz Viktor in die italienische Armee ei» und Prinz Napoleon kommt nach London. Rom, 1b. Februar. Sämtliche Blätter ent halten spmpathischc Kundgebungen für Richard Wagner. Christiania, 17. Februar. Die Thronrede, mit welcher das Storthing heute eröffnet wurde, sagt, die Beziehungen zu den Mächten seien freundschaftliche, das vergangene Jahr sei in
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