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Wochenblatt für Zschopau und Umgegend : 01.10.1935
- Erscheinungsdatum
- 1935-10-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512512809-193510014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512512809-19351001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512512809-19351001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungWochenblatt für Zschopau und Umgegend
- Jahr1935
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Wochenblatt für Zschopau W und Umgegend Zeitung für die Orte: KrumhermerSdorf, Waldkirchen, Börnichen, Hohndorf, Wilischthal, Weißbach, Dittersdorf, Gornau, Dittmannsdorf, Witzschdorf, Scharfenstein, Schlößchen - Porschendorf Anzeigenpreise: Die 46 mrn breite Millimeterzeile 7 Pf.; die SV mm breite Millimeterzeile im Textteil 2ü Pf.; Nachlaßstaffel Ziffer» und Nachweisgebühr 25 Pf., zuzüglich Perto. DaS „Wochenblatt für Zschopau und Umgegend, Zschopauer Tageblatt und Anzeiger", erscheint werktäglich. Mo natlicher Bezugspreis 1.70 Mk. Zu- ftellgeb.MPfg, Bestellungen werden in nns.GeschäftSst. von den Boten, sowie von allen Postanstalten angenommen Zschopauer Tageblatt u. Anzeiger Das Wochenblatt für Zschopau und Umgegend (Zschopauer Tageblatt und Anzeiger) ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Flöha, des Finanzamts und des Stadtrats zu Zschopau behördlicherseits bestimmte Blatt Bankkonten- Erzgebirgische Handelsbank e. G. m. b. H. Zschopau Gemeindegirokonto: Zschopau Nr. 41 Postscheckkonto: Leipzig Nr. 42 884 — Fernsprecher Nr. 712 S-.2LS MWetrug M Mppel regierte» Die Lul des Wartens — Der Verlauf Zoer Mcmelwahlen hat eindeutig bewiesen, daß das litauische Wahlsystem von vornherein aus eine Entrechtung der Mcmcldeutfchcn zugeschnitten war. Troy der noch kurz vor der Wahl den Signatarmächten ge- gebcnen Versprechungen, kann von einer unparteiischen, ordnungsgemäßen Durchführung nicht die Rede sein. Der Knüppel regierte und der offenkundige Wahlbetrug. Das beweist allein schon die Tatsache, daß in den von der litau ischen Staatsdruckcrei hergcstcllten Wahlzettelbloüs vielfach ein großer Teil der deutschen Kandidaten hcransgelassen war. Außerdem wurde durch die Hinzunahnre des Mon tag als Wahltag weiteren Fälschungen Tür und Tor geöffnet. Am Montag früh wurde die Wahi fortgesetzt, und man mußte feststellen, daß trotz der unendlichen Qual des Wartens am Sonntag, trotz der Anstrengungen der weiten Wege kein deutscher Wähler, der seine Stimme noch nicht abgegeben hatte, fehlte. Alte Frauen, die schon am Sonn tag vom Vormittag bis zum Abend vor ihrem Wahllokal gewartet hatten, waren pünktlich um sieben Uhr früh zur Stelle. Nur in ganz wenigen Wahlbezirken war es möglich gewesen, die Wahl noch am Sonntag zu Ende zu fübren. Hier zeigte sich auch schon der Nachteil der Wahlvcr- längerung. Das Bündel der Wahlumschlägc von Südcrspitzc, daS am Sonntagabend von Landesdircktor Anysäs ent- gegcngcnommcn worden war, war mn Montagsrüh nicht mehr aufzufindcn. In zwei kleinen Wahlbezirken an der Kunschen Neh rung ist hundertprozentig gewählt worden. In den meisten anderen aber würden bis zum Abbruch om Sonntag nicht einmal 50. v. H. erreicht. Mau muß sich dabei noch einmal vergegenwärtigen, wie langwierig der Wahlakt war: Zu wählen waren im ganzen 29 Ab geordnete. Aus dem Stimmzettelblock, der alle 187 Kan didaten sämtlicher Wahlvorschläge in alphabetischer Reihenfolge enthielt, mußte der Wähler sich seine 2!« Kan didaten heraussuchen, Herausreißen, abzählen, in den Um schlag stecken und dann am Wahltisch abgeben. Dabei waren gleichzeitig zwei Ausweise, nämlich ein Paß und der Wahlausweis, vorznzeigen. Vielfach machte das Herausreißen der Zettel viel Schwierigkeiten. Sie mußten oft mit der Schere herausgeschnitten werden. In der Memelvorstadl Schmelz z. B. hatten infolge dieses ausgeklügelt langweiligen Verfahrens bis zum Sonntagnachmittag erst 80 von insgesamt 2200 Wahlberechtigten abstimmen können. Ähnlich war cs überall in den anderen Wahlbezirken. Ein besonders trauriges Kapitel stellen die Über griffe der litauischen Polizisten und Soldaten dar. M i ß- handl ungen von Frauen waren an der Tages ordnung. Kranke, die mit Tragbahren zum Wahllokal ge- bracht wurden, ließ man oft überhaupt nicht vor. In einer Schule in Schmelz trieben sieben litauische Schützen die wartenden Wählermassen mit Kolbenhieben aus einander. Dabei wurden mehrere Frauen ernstlich ver letzt. Ähnliche skandalöse Zwischenfälle haben sich an vielen anderen Orten zugetragen. Am Montag wnrden mehrere funge Leute, die inan über Nacht eingespcrrt hatte, auö der Haft entlassen. Sie waren nur deshalb in Haft genommen worden, wett sie Wahlhilfe beim Heranschaffcn von kranken und gebrechlichen Personen geleistet halten. Bezeichnend für das Wahlchaos ist ein Vorfall in Iug - nate n. Dort hatten Bauern die Wahlurne zer- trümmcrt »nd die Wahlzettel zerstreut. Die Wahl- Ireiskommission beschloß, die W a h l für ungültig z u e r k l ä r c n und Neuwahlen auf den 0. Oktober anzuberaumen. Es wurde weiterhin beschlossen, den Wahlbezirk in die Orte Iugnaten und Wicßen zu teilen rind mindestens 85 Wahlzellen aufzustellen. Ms zum Wahlabschluß stärkster Wählerandrang Die Memelwahl wurde am Moutag abeud in den meisten Bezirken beendet. Die Wahlokale in Memel wurden zwar nm l8 Uhr geschlossen, jedoch war die Z a h l der noch in den Vorräumcn und auf der Straße Wartenden so groß, daß der Vorsitzende der Wahlkreiskommission anordnen mutzte, die Vorräume und die Höfe als mit zum Wahllokal gehörig zu betrachten und alle dort befindlichen Personen abzufertigen. In ein zelnen Wahllokalen belief sich die Zahl der noch Wartenden nach Hunderten, so daß sich die endgültige Wahlbeteiligung hier erst recht spät feftstellen ließ. BMimdelie Stimmzettel Aus dein Memelgebiet selbst gingen die Mitteilun gen über Lie Wahlbeteiligung sehr spärlich ein. Um -20.00 Uhr lagen erst etwa ein halbes Dutzend Mitteilun gen vor. Aus der Kurischen Nehrung, also in Orten, wo die Zahl der Wähler nur klein ist, war die Wahlbeteili gung außerordentlich stark. In Nidden hatten von 451 Wahlberechtigten 434 Wähler ihr Wahlrecht aus geübt, in Schwarzort von 257 Wahlberechtigten 251, in Preil von 202 193 und in dem kleinsten Wahlbezirk Südspitze sämtliche 20 Wahlberechtigte. In Memel selbst war der Wahlakt bis 20.00 Uhr erst in einem Wahlbezirk abgeschlossen. Hier war die Wahlbeteiligung ebenfalls groß. Von 1972 haben 1844 Wähler ihr Wahlrecht ausgeübt. Dar unter befanden sich >25, die nach Auffassung der Einheits liste zu Unrecht eingetragen waren, und gegen deren Wahlrecht die Einheitsliste Einspruch erhoben hat. Immer neue Klagen gingen in Memel em über die Wahlbeeinflussung durch litauische Wahlhelfex, dis<i-n einer Unzahl von Fällen für die memelländischen Wähler, die sie zu betreuen hatten, falsche Zettel in den Umschlag gesteckt haben sollen. Bezeichnend für das Verhalten der litauischen Wahl vorsteher war folgender Vorgang: Ausländische Journalisten traten in zwei Memeler Wahllokalen kurz vor 19 Uhr, also eine Stunde nach Abschluß der Wahl, an die Wahlvorsteher heran und fragten sie, ob denn die noch draußen stehenden Wahlberechtigten nicht ebenfalls noch ihre Stimmen abgeben könnten. Die Wahlvor steher, die vorher das Hereinlassen dieser Leute, die noch vor 18 Uhr zur Wahl erschienen waren, rück sichtslos abgelehnt hatten, erklärten jetzt, daß die Draußenstehenden „selbstverständlich" noch wählen könnten. Ein von den Litauern vorübergehend festgenommener Vertrauensmann der Einheitsliste, der in das Zuchthaus von Bajohren gebracht worden war, hat dort von seinem Zellenfenster aus beobachten können, wie am Wahltage Leiterwagen über Leiterwagen mit einigen hundert Menschen von Litauisch- Lrottingen zur Wahl über die Grenze gefahren wurden. Die Gespannführer der Leiterwagen sollen litauische Polizeibeamte gewesen sein. MWk m Mr Welt Ausiandswrrefpondenttn berichten von dem litauischen WadMandol Da eine ganze Reihe ausländischer Pressevertreter den Wahlgang im Memelland miterlcbt hat, ist die Presse des Auslandes voll von Berichten. Es ist bezeichnend, daß selbst die sonst gar nicht deutschfreundlichen Zeitungen zugeben müssen, daß Litauen die Wahl vorsätzlich und durch Schikane erschwert hat. Gleichzeitig muß die Aus landspresse, soweit sie sich ehrlicher Berichterstattung be- fleißigt, die vorbildliche Disziplin und Geduld der Memel- deutschen anerkennen. Die englischen Blätter veröffentlichen aus führliche Berichte. Sie bringen ausnahmslos anschau liche Darstellungen von dem völligen Versagen der litauischen Behörden bei der Organisation des Wahlgeschäfts und von der dadurch verursachten un geheuerlichen Verwirrung. In einer Reuter meldung über den Verlauf der Wahlen heißt es u. a.: Lange nach Anbruch der Dunkelheit belagerten noch protestierende Menschenmassen die 76 Wahllokale im Memeler Bezirk. Sie konnten keinen Zutritt erlangen, weil die vor ihnen befindlichen Leute so lange Zeit für ihre Stimmabgabe brauchten. Der Gouverneur General Kurkauskas brauchte, wie Reuter, dessen Korrespondent scheinbar mit der Stopp uhr im Wahllokal stand, weiter berichtet, 10 Minuten, um mit seinen Stimmzetteln fertig zu werden. Der Reuter-Berichterstatter nahm einen ungültigen Wahlzettelblock mit 187 Namen und riß vorschriftsmäßig 29 der kleinen Zettel ab. Er brauchte für die Auswahl, das Abreiben und das Zusammenlegen der Namenszettel acht Minuten. Beamte eines Wahllokals erklärten, daß mehrere alte Leute je eine Stunde gebraucht hätten. Reuter muß den Zusammenbruch der Wahl organisation zugebcn und gibt die Auffassung der Memel länder weiter, daß die Wahl eineKomödie war. — „Daily Expreß" sagt: „Das System der Stimm abgabe ist von den litauischen Behörden, die ein Rück zugsgefecht kämpfen, um diese deutsche Stadt unter frem der Herrschaft zu halten, vorsätzlich kompliziert worden. Der Korrespondent des „Daily Telegraph" be richtet u. a.: In Prökuls wurden Mitglieder der Bereinigten Deutschen Partei von Litauern mit Schüssen angegriffen, als sie Plakate anklebten. Eine Anzahl Deutsche wurden verletzt. Die Pariser Presse beschäftigt sich ebenfalls ein gehend mit den Memelwahlen und stellt im allgemeinen fest, daß die ruhige Stimmung entspannend wirken werde. Der Sonderberichterstatter des „Journal" hat den Ein druck gewonnen, daß der Optimismus der Litauer, die besonders auf die Bauern zählten, übertrieben zu sein scheine; denn die Bauern und Fische, könnten, seit dem Deutschland die Grenzen geschlossen habe, ihre Er zeugnisse nicht mehr absetzen. Sie seien unzufrieden und würden daher für die Einheitsliste stimmen. Auch die Jugend sei fast vollständig für den nationalsozialisti schen Gedanken gewonnen. Die polnische Presse berichtet ausführlich über den Verlauf der Memelwahlen. Ihre Sonderbericht erstatter stellen übereinstimmend die schlechte Vor bereitung der Wahl durch die litauischen Behörden fest. Dis Wahlbeteiligung sei so groß, daß sie in manchen Orten 100 v. H. erreichte. Allgemein herrsche der Ein druck, daß die Deutschen die überwältigende Mehrheit er hielten. In litauischen Kreisen könne man eine ausgesprochen pessimistische Stimmung feftstellen, die noch durch Nachrichten über Unruhen in Litauen und eine bevorstehende neue Umbildung d e s K a b i- netts weiter gedrückt werde. Die polnische Presse be richtet weiter, daß die Verlängerung der Wahlzeit auch den Grund habe, die Zahl der litauischen Stimmen zu vergrößern; während die Deutschen schon am frühen Morgen vor den Wahllokalen anstanden, sei nämlich die Beteiligung der litauischen Wähler sehr träge. — Ein polnischer Berichterstatter schildert, wie die Bevölkerung sich immer wieder um die zahlreichen ausländischen Journalisten versammelt habe, um ihnen klarzumachen, daß Memel ein rein deutsches Land sei, und daß diese Wahlordnung ein Skandal ist. Die Mcmeltclcgrammc der schwedischen Presse stellen fest, daß die Wahlordnungen durch die litauischen Behörden unverantwortlich schlecht organisiert seien. In „Svenska Dagblad" heißt es u. a.: Der Wahl- apparat war viel zu kompliziert für die Alten, die nicht das Recht hatten, Hilfe zu bekommen. Man sah alte Frauen in den Wahllokalen wählen, während ihre Töchter draußen weinend standen, da sie ihren Müttern nicht helfen konnten. MemeldeuZscher Protest m Genf. Der Vertreter der memelländischen Bevölkerung, Schulrat Meyer, hat am Montag an die Delega tionen der Signatarmächtc in Genf Telegramme gerichtet, in denen die verantwortlichen Mächte darauf aufmerksam gemacht werden, daß der bisherige Verlauf der Wahlen im Mcmclgcbict gezeigt hat, dnsr verschiedene Bestim mungen des Wahlgesetzes sich als n n durch führbar erwiese» haben. Tic ordnungsgemäße Wahl sei überhaupt durch die Fälschung der von der ein seitig zusammengesetzten Wahlkommission auSgcgebcieen S 1 i m m z c t 1 c l b l o ck S sowie durch verschieden» T c r r o r m a tz n a h m c n und Schikanen, denen di« Wähler durch die liiauischc Polizei und verschiedene Stimmbczirksvorsitzenden anSgcsctzt seien, gefährdet. In den Telegrammen wurde weiter die Sicherstellung der ordnungsgemäßen Wahl verlangt.
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